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Berichte über Arezzo

 

 

 

 

 

Ich habe viel über diese Reise nachgedacht und viel habe ich auch über die Geschichte, die Kunst, die Folklore und die Weingastronomie in den vier Tälern um Arezzo gelesen.

Meine Rundfahrt beginne ich direkt mit der Besichtigung der Stadt.

Von weitem erscheint mir Arczzo in all ihrer Pracht auf der Spitze eines Hügels. Ich beginne meinen Besuch von Piazza S. Francesco aus.

Neugierig betrachte ich einige Fotos, die in einer Ecke ausgebaut sind. Sie wecken in mir die Erinnerung an veschiedene Szenen aus "La vita c bella" ("Das Leben ist schön") von Roberto Benigni, die hier in Arezzo gedreht worden sind.

Ich bin von der Fassade der Kirche S. Francesco beeindruckt, aber noch mehr erstaune ich Über das Licht und die Farben der Fresken von Piero della Francesca: "La Leggenda della Vera Croce" (Die Legende des wahren Kreuzes) so wird dieses Meisterwerk genannt, das der aus dem Borgo Sansepolcro starnmende Künstler im 15. Jahrhundert in dieser Kirche gemalt hat.

Weiter geht die Besichtigung zur Pieve von S. Maria mit ihrer schönen, romanischen Fassade. Die sehr fein bearbeiteten Säulen, eine schöner als die andere, sind Ausdruck der mittelalterlichen Phantasie.

Der 59 Meter hohe Turm blickt majestätisch und beinahe drohend auf mich herunter.

Antikmarkt

Ein Herr erzählt mir, dass auf diesem Platz an jedem ersten Sonntag im Monat, und am vorausgehenden Samstag, eine antiquarische Messe stattfindet; in diesem Zusammenhang empfiehlt er mir, die Casa Brischi, Haus des Gründers der Messe, zu besichtigen.

Außerdem verwandelt sich der Platz zweimal im Jahr (Juni und September) in ein Theater, in dem sich ein mittelalterliches Turnier, die "Giostra del Saracino" abspielt.

Ich nehme mir vor, zu einern dieser Gelegenheiten nach Arezzo zurückzukommen.

Ich steige weiter an in Richtung Via dei Pileati. Hier zeugt jeder Winkel von der tausendjärigen Geschichte dieser Stadt, vom Palazzo Pretorio bis
zu den Resten des Palazzo deI Capitano del Popolo, vom Haus von Francesco Petrarca, wo 1304 der Dichter geboren wurde, bis zur Festung
von den Medici.

Von hier aus überblickt rnan die ganze Stadt und ihre Hügel, deren Farbenschattierungen im Licht des Spätnachmittag noch stärker hervortreten - es sieht fast aus wie ein impressionistisches Gemälde.

So bewundere ich von oben die Lebendigkeit der Stadt. Ich setze meinen Spaziergang fort und erreiche den Plalz, auf dessen linker Seite sich das Palazzo Comunale und auf der rechten die Kathedrale befinden.

Das Halbdunkel der gotischen Kirche steht im Gegensatz zum Licht und zu den Farben der Fenster des Mareilat.

Die auf den Gläsern gemalten Figuren scheinen mir entgegenzukommen, um mich zu führen. Das reine Weißen des marmornen Hauptaltars, die ruhigen Gesichtszüge der Maddalena von Piero della Francesca, die Feinheit der weiBenen und blauen Terrekotten der Familie Della Rohhia.

Jedes Jahrhundert hat seine Spuren hinterlassen, jedes Kunstwerk hat hier seine Übereinstimmung gefunden. Nachdem ich all das besichtigt habe, denke ich, ich habe eine faszinierende Stadt endeckt ...., ich habe ja so viel gesehen in all den kleinen Gässchen, die sich hinauf und hinunterschlängeln.

Ich frage mich dann, ob mir Arezzo noch etwas Eindrucksvolleres bieten würde.

Goldschmiedekunst, Keramik, wie zum Heispiel der Krater des Euphronios aus dem 6. Jahrhundert v.C. oder die "terra sigillata" (versiegelte Erde), eine lokale, korallenrot farbige Keramikprodution, sind wichtige Zeugnisse, die Arezzo bereits in der alten Zeit berühmt gemacht haben.

Ich verlasse das Museum, setze meinen Ausflug in die Geschichte fort und betrete das Römische Amphitheater. Ich frage mich, ob auch die kleinen Orte um Arezzo herum ähnliche Zeugnisse der Geschichte besitzen.

Diese Neugier wird gestillt, sobald ich die Umgebung von Arezzos betrete, auch hier begegnet man der Kunst: von der Kirche S. Maria delle Grazie, Meisterwerk der Renaissance, mit dem herrlichen Bogengang von Benedetto da Maiano, bis zu den romanischen Pievi von S. Eugenia a Bagnol" O,von S. Paolo a San Polo, der von S. Maria alla Chiassa oder der Pieve von S. Maria Maddalcna a Sietina.

Genau hier beginnt die zweite Elappe meiner Reise, Richtung Nord, zum Casentino.

Casentino

Dieses Mal ist es der Fluss Arno, der mir den Weg zeigt und mich von Capalana bis Stia begleitet. In einiger Entfernung entdecke ich am rechten Ufer des Flusses einen Turm.

Es ist ein Rest der mittelalterlichen Burg von Subbianu. lch verfolge den Weg weiter Richtung Nord und gelange in die Ortschaft Bassina, im Gastel Focognano Gemeind.

Von weitem erblicke ich linker Hand, mitten in der Landschaft einen zylinderförInigen Turm. Mich überrascht das Schild Pieve a Socana. Ich denke über die Bedeutung und die Geschichte des Namens nach, die ich erst hier verstehe.

In einer grünen und flachen Ebene am Fusse einer Gebirgskette, das Pratomagno, die das Gebiet des Casentino mit dem des Valdarno verbindet, versteckt von der Pieve und ihrem Kirchturm, liegt die Ara etrusea oder der Opferaltar.

Ich versuche, mir den Tempel vorzustellen und die Zerimonien, die die Etrusker vom 6. Jahrhunderte v.C. an hier abhielten. Ich betrachte das Werk von allen Seiten - es ist der größte Altar', den ich je gesehen habe.

Etwas anderes macht mich aber neugierig: Von einem kleinen, links unterhalb der Apsis gelegenen Gitter aus entdecke ich Stufen, die in den ehemaligen, etruskischen Tempel führen mussten.

Und damit hat sich also das Rätsel des Namens gelöst: Socana bedeutet in etruskischer Sprache "heiliger Ort". und dieser war den Göttern gewidmet.

Wieviel Geschichte verbirgt sich hier, und wieviel werde ich noch entdecken!

Ich begegne einer Gruppe junger Leute, die zu Fuss den Weg entlanggehen und frage sie, was ein Reisender hier in der Cegeno besuchen könnte.

Sie empfehlen mir Talla, und mit großer Neugierde erfahre ich, dass in diesem Städtchen Guido Monaco, oder Cuido d'Arezzo, der Erneuer der musikalischen Notenschrift, geboren wurde, und dass die Gemeinde ihm zu Ehren ein Museo della Musica (Museum der Musik) gegründet hat.

Außerdem erzählen sie mir, dass ich, wenn ich eine der ältesten Benedektinerahteien sehen wollte, bis zur S. Trinita in Alpe weitergehen sollte.

Ich folge dem Fluss weiter in Richtung Nord und begegne vielen Ortsnamen. Jedes kleine Dorf hat seine eigene Geschichte zu erzählen, jedes besitzt seine immer noch lebendigen Traditionen, die das Leben dieser kleinen Orte charakterisiert habert.

Chitignano war mit seinen Burgruinen bereits vor langer Zeit wegen seiner reichen Wasserquellen berühmt; Rosina und Tacna, Namen, die eine etruskische Vergangenheit hervorrufen.

Die Natur hat dem Menschen hier viel gesehenkt und dieser hat gewusst, damit umzugehen.

Von Chitignano kehre ich Richtung Rassina zurück und fahre weiter nach Bibbiena. Man sagt mir, dies sei eine Stadt etruskischen Ursprungs und die Heimat berühmter Pcrsönlichkeiten der Geschichte und der Kunst.

Der Kardinal Bemmdo Dovizi, der Sekretär des Medicipapstes Leone X war,
und die Familie der Bühnenbildner die Calli-Bibiena, die viele Theater entwarfen und deren künstlerische Fähigkeiten sogar in Portugall bekannt wurden.

In der Altstadt beeindrucken mich die Piazza mit dem Tarlati- Turm, die Pievc der Heiligen Ippolito und Cassiano, wo man eine reiche Sammlung verschiedener Künstler aus dem Mittelalter und aus der Renaissance finden kann.

Sehr schön ist auch das Oratorio delle Sacre Stimmate (das Oratorium der Heiligen Wundmale), das von den Brüdern Rusca da Lugano dekoriert worden ist und zu den interessantesten, toskanischen Barockwerken zählt und von hier aus blicke ich nach Osten und sehe einen merkwürdig dreiecksförmigen Berg.

Ich frage einen Einwohner, was für ein Berg das sei. Fast verwundert, antwortet dieser mir, es sei der Heilige Mante dei la Vema. Auf diesem Berg, wo man Stille und Einsamkeit finden kann, hat der Heilige Francesco die Wundmale empfangen.

Das grüne Tal sieht sehr einladend aus, und ich beschließe es zu besuchen. Ich erreiche den kleinen Ort Ortignano und gehe weiter bis Raggiolo.

Kastanienbäume begleiten mich auf dem Weg und führen mich zu einem Museum, das eigens für sie gegründet worden ist.

Das Museo dei la Castagna (Museum der Kastanie). Schwarz-weißen Fotos und verschiedene Utensilien erzählen die Geschichte des kleinen Orts, welche entscheidend von der Frucht dieses Baumes geprägt ist.

Ein Bauer erzählt mir, dies sei eines der vielen "Ökomuseen" des Casentino, die gegründet worden sind, um alte Traditionen darzustellen und sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Er nennt mir auch das Museo della Civilta Contadina (Museum der Bauerkultur) in Subbiano, das Museo dei Carbonaio (Museum des Köhlers) in Cetica, das Centro di Documentazione Rurale (Zentrum der Bauerdokumentation) in Castel Focognano, das Museo dell'Acqua (Museum des Wassers) in Capolona, das Museo della Civilla Castellana (Museum der Burgkultur) in Castel San Niccolü, und sogar das Museo del Contrabbando (Museum der Schmuggeln) in Chitignano und das Museo dello Sci (Museum des Ski), das Museo dcl Boseo edella Montagna (Museum des Waldes und des Berges) in Stia.

Mein Weg führt weiter nach Stia. Zu meiner Rechten fließt der Bergbach Staggia; ich überquere eine Brücke und beginne meine Wanderung die Hauptstrasse entlang, die von Bogengängen flankiert ist.

Ich erstaune über ein Photo, das einen Schmied und einen Amboss zeigt: Eine Einladung zur Biennale Europea di Arte Fahhrile (Schmiedkunst). Ich erfahre, dass das Dorf für seine handgemachten Schmidearbeiten bekannt ist.

Ein Junge erzählt mir, dass auf der Piazza der Film "Il ciclone" von Leonardo Pieraccioni gedreht worden sei.

Die Schaufenster sind grün und orange, wie die leuchtenden Farben des "panno cascntino", eines Wollstoffes, den die Handwerker hier seit fünf Jahrhunderten herstellen und der hereits von den Mediei sehr geschätzt wurde.

Einen blick welfe ich auf die Kapitelle und die Kunstwerke der Pieve von S. Maria Assunta und weiter geht's bis zur Burg Porciano, dem letzten Schutzwall der Conti Guidi und Ort der Erinnerung an Dante.

Die Sicht von hier oben ist unglaublich: Nur wenige Kilometer von hier befindet sich die Quelle des Arno, am Fusse des Monte Falterona, in den Bergen des Casentino, wo die Etrusker vor vielen Jahrhunderten diesen Platz zum Leben ausgewählt hatten, da der Fluss über viel Wasser und fruchtbare Erde verfügt.

Ich verlasse diesen zauberhaften Ort und mache mich auf zur Besichtigung der Burg von Caslel San Niccolo,ehemaliger Besitz der Conti Guidi. Ein Paar Bewohner des Ortes erinner mich daran, dass in Strada in Casentino, wenige Kilometer von hier, jedees Jahr eine Ausstellung der Pietra Lavorata (des Bearbeiteten Steins) stattfindet.

Sie raten mir auch zur Besichtigung der Pieve von S. Martino in Vado und des Borgo di Cetica. Dort erfahre ich, dass die Tortelli, ein typisches Gericht des Casenlino, mit Nudelteig und einer Füllung aus besonderen Kartoffeln zubereitet sind, die von den Bauern hier angepflanzt werden.

Die berühmten roten Kartoffeln von Cetica.

Vom Dorf aus setze ich meine- Wanderung fort nach Montemignaio. Die Besichtigung beginne ich bei der romanischen Pieve von S. Maria Assunta und schlendere dann durch die Gässchen des Dorfes.

Ich befrage einige, gemütlich vor dem Haus sitzende, ältere Leute nach den Besondenheiten des Dorfes. Mir wird gesagt, ich sei im kleinsten Teilort von Arezzo und eine Besonderheit sei hier die Zucht,der Tannenbäume.

Dies war ein ereignisreicher Tag: heute Nacht bleibe ich in diesem prächtigen Dorf.

Am nächsten Morgen geht es weiler nach Camaldoli. Ich durchquere die Orte Avena und Moggiona und komme zum Kloster der Camaldolesi.

Zuerst besichtige ich die Kreuzgänge mit ihren steinernen Säulen, Pilastern und Kapitellen. Ich stelle mir vor, wie die Mönche hier im Mittelalter beteten. Alles isl still und ich weiß kaum, ob ich wache oder träume. Nun betrete ich die Kirche, ein Beispiel im Barockstil.

Hier hat Giorgio Vasari zu Ehren dieses Ortes ein Paar seiner schönsten Bilder gemalt: Die Deposizione (Kreuzabnahme), die Nativita (die Geburt), die Madonna ei Santi (die Madonna mit den Heiligen).

Bevor ich das Kloster verlasse, besichtige ich noch die im 15. Jahrhundert gegründete Apotheke, noch heute stehen verschiedene Gläser und antike Objekte in den Regalen, die mich in die Vergangenheil zurückversetzen.

Ich will nun zu Fuss dem kleinen Pfad folgen, den die Mönche Jahrhunderte lang bewanderten, um zur Einsiedelei zu gelangen.

Hier oben herrschen vor allem zwei Farben vor: Das Grün der Tannenbäume und das Weiße dcr Mönchskutten, die auf ersten Blick im Gegensazt erscheinen aber die in Wirklichkeit seit langer Zeit miteinander in Verbindung stehen.

Das alte Tor der Einsiedelei öffnet sich, fast wie ein Übergang, zu einer mystischen Sphäre.

Zwischen den Mönchszellen bewegen sich beinahe unbemerkbare, weißene Schatten: Es sind die Mönche, die seit Jahrhunderten nach S. Homualdo an diesem stillen, schönen Ort leben.

In der Kirche begegne ich wieder barocker Kunst, Bildern, Fresken und den Terrekotten der Familie Oella Robbia. Dann besichtige ich die Zelle San Romualdos, die einzige, in die der Eintritt gestattct ist...

Die Besucher bleiben vor der Zelle stehen, denken daruber nach.

Für die heutigen Menschen ist es schwierig, sich das Leben dieser Mönche vorzustellen und zu vestehen.

Nun geht es weiter von Camaldoli nach Badia Prataglia, wo ich die alte Abtei besichtige. Ich schaue auf meine Karte und sehe, dass ich mich mitten im Nationalpark der Foleste Casentincsi (der Casentiner Wälder) befinde, einem wichtigen naturalistischen Erbgut dies Tals.

Nun komme ich nach Serravalle. Ein kleiner Ort, welcher sich vor allem im Sommer dank seiner guten Luft und seiner panoramischen Stellung mit Besuchern füllt. Von Serravallc aus Richtung Süden erreiche ich Partina und auf dem Platz entdecke ich das Archäologische Museum.

Neugierig betrete ich das Gebäude, das früher die Grundschule des Dorfes war. In einem nicht weiten aber sehr gut organisierten Raum erzählen die verschiedenen ausgestellten archäologischen Fundstücke die Geschichte des Casentino. Von den Etruskern über die Römer bis zum Mittelalter, eine Reise in die Vergangenheit dieses Tals.

Nach dieser Besichtigung kehre ich Richtung Arezzo zurück.

Am nächsten Morgen setze ich meine Entdeckungsreise der Gegend um Arezzo fort.

Die Reiseroute führt mich Richtung Nord, zum Valdarno, auf der rechten Seite des Arno. Der Weg, namens "Setteponti", folgt einer sehr allen, elruskischen Strasse, die Arezzo mit Fiesoie verband.

Als ich zur Ponte a Buriano komme, erinnere ich mich daran, das diese Brücke von Leonardo da Vinci auf seiner "Cioconda" abgebildet wurde.

Ich bleibe stehen und betrachte sie. Ja, der Anblick dieser Brücke mit ihren Bögen und dem hügeligen Hintergrund würde bestimmt auch heute noch einen Künstler beeindrucken.

Ich fahre weiter und gelange nach Castiglion Fibocchi: Das Dorf, sehr alten Ursprungs, liegt auf einem Hügel, eingebettet zwischen Weinbergen und Olivenhainen, die einen natürlichen Rahmen um das Dorf bilden.

Ein Junge lädt mich zu einem Spaziergang ein, und unterwegs erzählt er mir vom traditionellen Karneval der "Figli di Bocco", einem Ereignis, das auf Grund der Eleganz und der Ausdrucksstärke der Masken nicht zu versäumen ist.

Ich nehme meine Reise wieder auf, begleitet von einer weichen und sanften Landschaft, in der vor allem das Grün der Weinberge und der Olivenheine dominiert.

Meine Reiseroute ist gleichzeitig auch die Strasse des Chianti der Aretiner Hügel und, in der Landschaft verstreut, entdecke ich die Leopoldiner, alte
Bauerhäuser, die dem Reisenden ihre Geschichte erzählen.

Ein wenig weiter liegt Loro Ciujlenna, ein kleines seine Piazza umschliessendes Dorf. Ich besuche das Museum Venturino Venturis, eines Künstlers des 20. Jahrhunderts, der hier geboren wurde.

Bei einem Spaziergang durch das Dorf entdecke ich das mittelalterliche Stadtviertel Fondaccio, wo ein älterer mir rät Bäcker, auch die alte Mühle in der Nähe der mittelalterlichen Brücke zu besichtigen.

Viele Pilger haben Jahrhunderte lang diese Briicke überquert, um die Pievi des Pratomagno zu besichtigen, als sie nach Rom wanderten.

Nachdem ich Loro Ciuffenna verlassen habe, entdecke ich von weitem Häuser und einen Kirchturm, der ab und zu dem Blick entweicht.

Zu Fuss erreiche ich die romanische Pieve von S. Pietro a Gropina. Im Innern der Kirche herrscht eine feierliche Atmosphäre, die Figuren und Symbole des Ambons und der Kapitelle in den Kirchenschiffen erscheinen mir manchmal finster und undurchschaubar.

Wie wäre es, wenn ein ehemaliger Steinhauer mich durch diese Orte begleiten und mir alles erzählen würde!

Nachdem ich die Abtei verlassen habe, fahre ich nach Castelfranco di Sopra. Durch das alte, florentinische Stadttor betrete ich den Ort und einige Studenten erzählen mir etwas über die Stadtgeschichte. Ich erfahre, dass ich mich in einer der drei "Tene Nuove" (Neue Länder) befinde, die die Florentiner im 13. Jahrhundert mit schachbrettartiger Stadtanlage konstruirten, die für diese Zeit sehr fortschriftlich war.

Dei der Hauptstrasse Via Cavour besichtige ich die Kirche von S. Filippo, die ein Beispiel für den Barockstil des Valdarno darstellt. Etwas weiter treffe ich auf das Palazzo Comunale mit seinen Wappen und Fresken und dann schlendere ich gemütlich durch die Altstadt und entdecke noch einige Besonderheiten dieses Dorfes.

Meine Reise geht nun weiter nach Pian di Sco, am Fusse des Pratomagno. Ich befinde mich hier im letzten Teilort der Provinz Arezzos und an der Grenze zum Valdarno Fiorentino.

Mittelpunkt des Dorfes ist die romanische Pieve von S. Maria. Sie hat eine schmucklose Fassade und drei Apsiden, von denen eine die Basis des Kirchturms darstellt. Ich verlasse Pian di Sco und setze meine Reise auf dem linken Ufer des Arno Richtung San Giovanni Valdarno fort.

Auf dem Platz lädt mich eine Gruppe von Herren ein, das Städtchen auch in der Faschingszeit zu besuchen: Ich könnte dann den "Uffizi" beiwohnen und den "Stufato alla Sangiovannese", ein typisches gedämpftes Fleischgericht probieren.

Ich verlasse die Geburtsstadt Masaccios und mache ich auf nach Cavriglia. Meine Besichtigung der Altstadt beginne ich bei der Kirche und dem Museo d' Arte Saera (der Sakralen Kunst), in dem verschiedene sakrale Objekte von der Geschichte der Gemeinschaft erzählen.

Dann lasse ich mich von Wegweisern in den Rosengarten Carla Fineschi führen: Der Platz ist einzigartig und angefüllt vom Duft verschiedenster Arten von Rosen.

Außerdem erfahre ich, dass nicht weit von hier ein "Paese Fantasma" (ein Dorf ohne Bewohner) liegt, wo der einzige Bewohner die Stille ist. Ihr Name ist Castelnuovo dei Sabbioni.

lch erinnere mich, dass in dieser Ortschaft einige Szenen des Films "Ivo il tardivo" von Alessandro Benvenuti gedreht worden sind.

Auch heute habe ich einen intensiven, erlehnisreichen Tag verbracht. Ich
frage mich, was ich morgen entdecken werde.

Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Süden his nach Montevarchi..

Im Zentrum erstaune ich über die Jugendstilarchitektur einiger Paläste. Dieser Baustil charakterisiert dieses lebendigen Städtchen des Valdarno. Man rät mir, die Villa Masini ihrer besonders interessanten Jugendstilarchitektur wegen zu besuchen, in deren Sälen, wie mir erzählt wird, einige Szenen des Films "La vita e bella" von Roherto Renigni gedreht worden sind.

Ich komme in die Altstadt zurück und erreich Piazza Benedetto Varchi. Auf dem Platz finden Kirche und Politik der Stadt ihren Treffpunkt. Ich besichtige die Collegiata von S. Lorenzo und in ihrem Innern das Museo d'Arte Saera (Sakralkunst), in dem sich interessante Kunstwerke und der wunderbare kleine Tempel der Della Robbia befinden.

Eine kleine Kirche in der Kirche. Neben der Collegiata, im Innem des ehemaligen Klosters, befindet sich das Museo Paleontologico (paleontologische Museum) - eine Sammlung unterschiedlichster Tier - und Planzenfunde erzählen hier von der Vergangenheit des Valdarno.

Von Montevarchi aus biege ich von der SR. 69 ab und erreiche Terranuova Braeciolini.

Noch heute ist ein großer Teil der Altstadt von den alten Mauern umschlossen. "Terranuova Bracciolini" nennt sich dieser Ort, da er einerseits eine der drei florentinischen "terre nuove" (neue Länder) darstellt und andererseits den Namen des berühmten Humanisten Poggio Braeeiolini trägt, der hier im 15. Jahrhundert geboren wurde.

Man empfiehlt mir, die Kirche von S. Biagio ai Mori mit ihren Fresken aus dem 14. Jahrhundert, die Arcipretura di S. Maria mit ihrer Pieta aus Terrakotta und den Hauptplatz oder die Piazza della Repubblica zu besichtigen.

Zuvor lasse ich mich aber in eincr typischen Trattoria von den hiesigen Leckerbissen verführen: crostini, zuppe, pollo del Valdarno, fagioli zolfini ... und dazu natürlich ... ein Glas Rotwein!

Nun setze ich meinen Weg weiter nach Bucine fort. Dieses Dorf liegt im Herzen der Valdambra, die die Provinz Arezzos von der Sienas trennt.

Die Landschaft hat sich verändert, ich erblicke weiche Hügel, auf denen früher Burgen und Kirchen standen, welche die vorbeiziehenden Heere und Reisenden überwachten.

Wegweiser führen zu den Burgen Montebenichi und Cennina, heutigen Denkmälern aus dem Mittelalter in diesem Tal. Nicht weit von Bucine besuche ich die romanische Pieve von S. Giovanni Battista a Galatrona. Hier befindet sich ein bildhauerisches Werk des florentinischen Künstlers Luea della Robbia: ein marmornes Taufbecken.

Meine nächste Reiseroute geht Hichtung Osten, in die Valtiberina, die auch "terra di piero delle Francesca" (Land von Piero della Francesca) genannt wird.

Es handelt sich um die am weitesten östlich gelegenen Täler der Provinz, an der Grenze zur Romagna und zu den Marken.

Es gibt zwei Möglichkeiten das Tal zu erreichen. Die Landstrasse der Libbia oder die Statale 73.

Ich entscheide mich für die Landstrasse. Kaum bin ich einige Kilometer von Arezzo entfernt, beginnt eine karge Landschaft, die mich bis zum Scheggia-Pass begleitet

Aus einer winzigen Ebene erblicke ich die romanische Kirche von Sovara, die aus dem 9. oder 10.Jahrhundert stammt.

Nach ein Paar Kilometern erreiche ich Anghiara. Ein Herr begleitet mich bis vor das Kloster della Croce (des Kreuzes). Erfordert mich dazu auf, mit den Augen die gerade hinabführenoe Strecke zu verfolgen, welche von der Hauptstrasse bis nach Sansepolcro führt.

Die beiden Städtchen sind durch diese, steinerne, sieben Jahrhunderte alte und acht Kilometer lange Strasse miteinander verbunden.

Der Herr rät mir, mit dem Rundgang der Stadtmauer zu beginnen von wo aus ich einen herrlichen Blick auf das Tal habe.

Ich komme unterhalb der runden Apsis der Kirche S..Agostino vorbei, durchquere schmale Gässchen und erreiche den Palazzo Pretorio (den Prätorischen Palast).

ln der Kirche von S..Bartolomeo, einer der ältesten Kirchen Anghiaris, mache ich kurz halt.

Nach einer kurzen Pause geht meine Entdeckungsreise weiter über Treppen und Strässchen, bis ich bei zwei Museen ankomme. Meine erste Besichtigung gilt dem Museo delle Tradizioni Popolari (Museum der Volkstradition) im Palazzo Taglieschi.

Von den Kapitellen his zu den Säulen, von den Glocken bis zu den Alltagsgegenständen der Bauern, von kleinen fresken bis zu großen Gemälden wurde hier teils von einem Priester gesammelt.

Die weiche Melodie einer tragbaren Orgel begleitet memen Besuch.

Genau gegenüber liegt ein Museum, welches Leonardo Scomparso gewidmet ist.

Ich erkundige mich nach dem Sinn dieses Namens und erfahre, dass in der Ebene am Fuss von Anghiari 1440 die herühmte Schlacht von Anghiari zwischen Florentinern und Mailändern stattgefunden hat, und Leonardo da Vinci hatte diese im Palazzo Vecchio (im Alten Palast) dargestellt.

Die Florentiner haben die Feinde besiegt aber Leonardo hat leider mit der sperimentierten Einkaustiktechnik keinen Elfolg gehabt.

Von dem Gemälde der Schlacht ist wahrscheinlich nichts übergeblieben. Einige Frauen erzählen mir, der Ort sei berühmt für seine Webereien und Möbelrestaurierung und ich werde doch versuchen, im frühling zur Mostra dell' Artigianato (Ausstellung des Kunsthandwerks) der Valtiherina wiederzukommen.

Von Anghiari aus geht es weiter nach Norden in Richtung Caprese Michelangelu: Nach und nach verändert sich die Landschaft und man erblickt immer weniger Eichen und immer mehr Kastanienbäume.

Ich erreiche Caprese Michelangelo und erfahre, dass hier am 6. März 1475 Michelangelo Buonarroti geboren wurde.

Sein Geburtshaus, das ehemalige Casa del Podesta, ist heute Rathaus und Museo Michelangioleseo (Michelangelo Museum). Im Innenhof des alten Schlosses stehen viele moderne Skulpturen, die die zeitgenössische Bildhauer Michelangelo gewidmet und dem Museum geschenkt haben.

Auch die kleine Kirche von S. Giovanni Battista, in der der Künstler getauft worden ist, kann ich besichtigen.

Ich erinnere mich der Worte, die Giorgio Vasari in seinem Werk "Le Vite" über Miehelangelo schreibt.

Mit diesem Gedanken verlasse ich Caprese Michelangelo und setze meinen Weg weiter nach Osten fort. Ich komme nach Pievee Santo Stefano.

Von der Karte verstehe ich, dass ich mich in dem letzten Dorf der Provinz Arezzos an der Grenze zur Emilia Rornagna und nicht weit vorn Monte Fumaiolo und der Quelle des Tihers befinde.

Ich denke an die vielen Ausflüge, die man hier unter diesen Wäldern machen könnte.

Ein Wegweiser mit der Aufschrift: Pieve Santo Stefano "Stadt des Tagesbuchs" weckt meine Neugier. Im Dorf frage ich danach und ich erfahre, dass die Stadt in ihrem Renaissance Palast unveröffentliche Tagebücher sammelt.

Und jeden September wird ein so genannter "Prcmio Pievc" (Pievepreis) einem noch nie veröffentlichen Tagesbücher verliehen. Das alles wird in der "Fondazione Archivio Diaristico Nazionale" (Nationale Tageshuch-Stiftung) gesammelt.

Ein wenig außerhalb des Dorfes liegt das Kloster von Colledestro und am Fusse des Hügels treffe ich auf verschiedene kleine Kirchen, von denen jede ihre eigene Geschichte und Architektur besitzt, wie die Einsiedlei von Cerbaiülü, oder die Kirche S. Toremo in Balelignano.

Von Pieve Santo Stefano aus kehre ich einige Kilometer nach Süden in Richtung Badia Tedalda zurück. Von weitem erblicke ich die Landschaft mit ihren weiten weis gesprenkelten Wiesenflächcn zu Füßen der Berge.

Als ich näher komme, sehe ich, dass die weißenen Punkte kleine, Kuhherden sind. Die "chianine", eine typische Kuhrasse, welche auf diesen
Hochehenen gehalten wirt.

Mein Weg führt weiter über eine ehemalige Römerstrasse "Ariminensis", die auch "strada del sale" (Salz-Strasse) genannt wird.

In dem kleinen historischen Zentrum besichtige ich die Kirche von S. Michcle mit ihren Terrekotten der Brüder Buglioni. In den schmalen  Gässchen begleitet mich der Geruch von Trüffel.

Von Sestino aus geht es weiter in Richtung Süden, nach Sansepolero. Von weitem sieht man so viele Kirchtürme, die die Stadt beherrschen, dass man diesen Ort auch "Stadt der Kirchtürrne" nennen könnte.

Meine erste Besichtigung gilt dem nicht weit von der Altstadt gelegenen Haus Piero della Francescas, einem eleganten Renaissance-Palast, in dem sich heute der Sitz der dem Künstler gewidmeten Stiftung befindet, und noch heute die Atmosphäre der Vergangenheit zu fühlen ist.

Seine Werke kann ich im Museo Civico (Stadtrnuseum) besichtigen: Die Auferstehung. die von vielen als scin Hauptwerk betrachtet wird, strahlt eine starke, ansprechende Lebenskraft aus.

Neben der Christusfigur hat der Maler seine Heimatstadt abgebildet, ein Zeichen seiner engen Verbindung zu diesem Ort. In der Altstadt besichtige ich auch die Kathedrale, die Kirchen S. Franeesco und S. Lorenzo.

Bei der letzteren weckt vor allem die "Kreuzabnahme" von Rosso Fiorentino meine Aufmerksamkeit. Hier hat der Maler sehr realistisch den Tod dargestellt, im Gegensatz zu Piero, der das Leben hervorhebt.

Das Leben dieser arbeitssamen Stadt der Valtiberina, die in jedem Winkel Geschichte und Traditionen beherbergt. Man erblickt Türme, Renaissance Paläste, Häuser von Künstlem und Plätze wic die Piazza della Torre di Bella, auf der sich sicherlich verschiedene, besondere Veranstaltungen abspielen.

Ich begegne zwei älteren Damen, die mit Spitzenstickereien beschäftigt sind.

Sie bereiten sich auf die Biennale Internazionale del Merlello (Spitzen-Biennale) vor, die hier alle zwei Jahre stattfindet.

Auf diesem Platz, erfahre ich, findet im Juni ein Wettlauf der Stadtviertel, ,,el Palio dei Rioni", statt, und die ganze Stadt belebt sich mit den Farben der alten Terzieri. Nach einem kleinen Anstieg erreiche ich den Turm.

Bis hierher erscheint mir die Stadt in mittelalterlichem Licht, aber als ich das Archäologische Museum betrete, erfahre ich, dass ihre Urspriinge in Wirklichkeit noch viel älter sind und bis zu den Etruskern zurückführen.

Ich hätte nie geglaubt, dass ein kleines Dorf einen archäologischen Schatz von so großer Wichtigkeit aufbewahren könnte. Ich erstaue auch bei der Besichtigung der Pinacoteca Comunale, wo sich eine schöne Bildersammlung verschiedener Epochen befindet.

Meine Reiseroute verfolgt gleichzeitig die Spuren der Etrusker. Von der Tenazza del Cassero auf einem Hügel aus entdecke ich eine Burg. Ein Mädchen erklärt mir, dies sei die ßurg von Montecchio Vesponi.

Mit diesem Eindruek verlasse ich Castiglion Fiorentino und fahre weiter nach Cortona oder Curtun, wie sie von den Etruskern genannt wurde.

Meine erste Besichtigung, ein Besuch der etruskischen Gräber zu Füßen der Hügel von Cortona, gilt den Ursprüngen der Stadt. Zwei kuppelförmige mit einigen Bäumchen bedeckte Erdhügel, die auch "Meloni" genannt werden und die auf den ersten Blick nicht besonders wichtig erscheinen, entpuppen sich bei näherer Betrachtung als zwei großartige Zeugen der etruskischen Zeit.

Die Strasse ended auf einer Terasse und von hier aus habe ich einen wunderbaren Blick auf die Landschaft, die ich nicht so schnell vergessen werde.

Ein Stückchen des Trasimener Sees. die Kuppel einer Kirche und eine weite Ehene. Ich gehe die einzige gerade Strasse der Stadt entlang, die von den Einwohnern "Ruga Piana" genannt wird.

Sie ist von Gässchen und eleganten Antiquitätsgeschäften fiankiert in einem dieser Läden werde ich zur "Cortonantiquaria" eingeladen, einer der wichtigsten, italienischen Antiquitätsausstellungen, die Ende August und Anfang September stattfindet.

Nun erreiche ich den Hauptplatz und stehe vor dem Palazzo Cornunale (Rathaus), das einen Ausdruck mittelalterlicher Macht darstellt. Noch ein wenig weiter treffe ich auf den Palazzo Casali, frühere Residenz dieser adeligen Familie aus Cortona.

Heute befindet sieh in diesem Palast das Museo dell'Accademia Etrusca (Museum der Etruskisehen Akadcmie) mit Sammlungen aus der etruskischen, römischen und ägyptischen Zeit.

Ein etruskischen Lampensehirrn und die "Tabula COItonensis" begeistern mich am meisten. Beim Hinausgehen trifft mein Blick auf die verschiedenen Wappen, die den Innenhof und die Seiten des Palastes schmücken.

Meine nächste Beschtigung gilt dem Museo Diocesano (das Diözesanmuseum). Hier erstaune ich so sehr über die Schönheit der "Verkündigung" von Beato Angelico, dass ich die anderen Werke (die Bilder von Luca Signorelli und die Stationen der Via Crucis von Gino Severini beide Maler aus Cortona-, die Werke von Lorenzetti und das elegante Oratorium der Jesuiten mit seinen vielen Fresken) kaum beachte.

Dann spaziere ich weiter durch Cortona. Ich befinde mich in einem kleinen Strasse, deren Häuser die typischen Backsteinfassade und hölzernen Türen des Mittelalters besitzen. Die Strasse heißt Via Jannelli.

Nicht eine Kirche, nicht die mächtigen, etruskischen und mittelalterlichen Mauern, nicht ein Gemälde oder ein malerischer Winkel, sondern die Gesamtheit all dieser Elemente machen die Einzigartigkeit Cortonas aus.