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Bergamo Allgemeines zu Bergamo

 

 

 

 

 

Bergamo Die Altstadt von Bergamo

DIE VENEZIANISCHEN STADTMAUERN
Die Geschichte der Erbauung der 1561 begonnenen venezianischen Stadtmauern verdient eine Rede für sich, weil das ein für die Stadt sehr wichtiges Geschehnis war. Tatsächlich wurde das Stadtbild von Bergamo dadurch entscheidend verändert und brachte aber auch schwere architektonische Verluste mit sich. Auch die angrenzenden Hügel wurden in diese Veränderung irgendwie miteinbezogen.

Bergamo hat in früheren Zeiten dreimal eine Stadtmauer gehabt, die sicher zwischendurch Renovierungen erfahren hat. Die ersten Stadtmauern gehen auf die römische Zeit zurück, obwohl es nicht ausgeschlossen ist, dass schon die Etrusker welche erbaut hätten.

Sie umfassten die Rocca (die Burg, damals das Kapitol), die Cittadella (die Festung), das Forum, das gegenwärtige Domplätzchen, das Amphiteater und ein Südbollwerk. Von der Hängestrasse, die diese Ummauerung begleitete, soll ein Rest zwischen Via Porta Dipinta und der Via S. Giacomo übrig geblieben sein, sankrecht dazu stiegen andere Gässchen an, die die obere Stadtmitte erklommen.

Auf demselben Mauerumfang entstanden dann die mittelalterlichen Mauern (13.Jh.), die mit Zinnen versehen, mit Tortürmen verstärkt und draussen durch Wassergräben umgeben werden mussten. Ueberreste der alten Stadtmauern bleiben noch unter dem Kloster von S. Grata und bei der Boccola erhalten.

Zu einem weiteren Zeitpunkt baute man eine Ummauerung, die das Augustinerkloster und -Kirche umschloss. Von dieser Ummauerung
zeugt der Turm von Sub Foppis bei der Fara.

Recht bald musste man auch an Stadtmauern denken, welche die Borghi (die Vororte) umringten, die inzwischen grösser geworden waren und an Bedeutung zugenommen hatten. 1256 erreichte die Stadtummauerung Longuelo und eine Mauer führte von Broseta bis nach Borgo Canale; unter der Visconti-Herrschaft spricht man von Mauerverstärkungen.

Diese schon bestehende Ummauerung entlang errichtete (oder verstärkte) Venedig, nach seiner ersten Besetzung von Bergamo, die sogenannten « Muraine >, deren Ruinen in Via Lapacano und in Via Camozzi und deren wichtigster Ueberrest der Galgarioturm (Torre del Galgario) noch zu finden sind.

Aber nur die venezianischen Stadtmauern des 16.Jh., die heute noch in ihrer Monumentalität bewundert werden können, riefen damals viele Proteste hervor.

In Venedig hatte man schon lange darüber diskutiert, wie man Bergamo zu einer uneinnehmbaren Grenzstadt machen konnte, man war aber über das « wie » uneinig . Erst nachdem Pallavicino Sforza die Schwierigkteiten des Unternehmens bagatellisiert hatte, entschloss man sich zum Bau von Stadtmauern aber mit einer solchen Geheimhaltung, dass Proteste dagegen zu spät laut werden konnten und zu nichts führten.

Am 1. August 1561 begannen die Abbruchsarbeiten an so vielen Kirchen, dass nicht einmal die Basilika St. Alexander, dem Schutzpatron geweiht, verschont wurde. Dasselbe Los ereilte unzählige Privathäuser (215 hätten planmässig niedergerissen werden müssen, aber tatsächlich waren es mehr als doppelt soviele, die abgebrochen werden mussten).

Die Abbruchsarbeiten beschädigten auch die Stadtkloake aus römischer Zeit und Keller und Kellergeschosse standen sozusagen plötzlich unter Wasser.

Proteste und Exkommunikationen (es sollen deren 24 gewesen sein) halfen nichts und die Bergamasker mussten alles über sich ergehen lassen und sich damit begnügen, ihrem Zorn dadurch Luft zu machen, dass sie saftige Satiren darüber schufen, die als Flugblätter in der ganzen Stadt verteilt wurden.

Die Stadt Bergamo musste dazu noch Unterkünfte und Nachschub deru Soldaten verschaffen, die mit der Bewachung des Befestigungsbaus beauftragt waren, und das zu einer Zeit, wo so viele Einwohner ihr Haus entschädigungslos verloren hatten. Auch Venedig kam das Unternehmen teuer zu stehen und die Bauarbeiten schleppten sich so langsam weiter, dass sie erst am Ende des 16.Jhs. zu einem Ende kamen.

Die Ironie des Schicksals bestimmte, dass sich diese Befestigungsanlagen niemals zu bewähren brauchten, vielleicht haben sie aber dazu gedient, einen potentiellen Angreifer zu entmutigen. Bald waren jedenfalls solche Wehrmauern durch die Erfindung des Schiesspulvers ziemlich oder ganz überholt.

Der Umrissplan der Befestigungsanlagen wurde von Bonaiuto Lorini entworfen und stellte nach damaligen Begriffen eine grosse Neuheit dar; die Mauern waren nicht mehr geradlinig sondern nach Zickzacklinie gebaut, aus deren Winkeln man Bollwerke errichtete, durch die man einen eventuellen Angreifer in die Flanke hätte treffen können.

Solche Bastionen wurden mit zahlreichen Kanonen versehen, deren Wurfweite einerseits kleiner als die Mauern, deren Zielrichtung sich aber überschnitt, sodass jede Bastion ihre Flankendeckung durch Kreuzfeuer gehabt hätte. Einige Kanonen lagen im Freien aber die meisten waren in unterirdischen Kasematten postiert, die ausser dem Platz für die Geschütze auch einen den Truppen reservierten Raum besassen, die zu einem Ausfall bereit sein mussten.

Die verschiedenen Kasematten waren durch Schlitzen meistens für je zwei Kanonen sowie auch durch einen Lichtschacht mit draus-sen in Berührung, damit die Lüftung bzw. Auspuff des Abgases erfolgen konnte; darüber hinaus besassen diese Kasematten geheime unterirdische Gänge, die sie miteinander verbanden. An der Mauerbasis waren andere Räume mit verdeckten Öffnungen für den Ausfall von Berittenen, um Gefangene zu nehmen usw.

Viele dieser Öffnungen sind heute noch zu sehen, aber leider sind sie während der Erbauung der Stadtmauerpromenade und der darauffolgenden Ebnung der Oberflächen von Bollwerken und Bastionen mit Erde verschüttet worden.

Die bergamaskische Freiwilligengruppe « Nottole », unsere verdienten Höhlenforscher, hat viele Geheimnisse dieses unterirdischen Bergamo gelüftet, so z.B. einen geheimen unterirdischen Gang zwischen der St. Vigilio - Burg und der Cittadella - Festung in der Oberen Stadt, die jenem alleinstehenden Posten, im Falle einer Belagerung, den Nachschub bzw. den Fluchtweg ermöglicht hätte.

Zwar ist dieser Gang heute weitgehend durch Erdrutsch versperrt aber was bisher erforscht wurde, genügt zum Nachweis seines Bestehens.

EIN MAUERRUNDGANG
Porta S. Agostino (Augustintor), wurde 1575 in grauem Sandstein wahrscheinlich gemäss dem Bauplan von Paolo Berlendis erbaut, es ist das Osttor, der am meisten befahrene Verkehrsknotenpunkt von dem, der nach der Oberen Altstadt hinauffahren will.

Ursprünglich hatte es eine hölzerne Brücke gegeben, die 1781 durch Mauerbogen von Alvise Contarini, dem damaligen venezianischen Bürgermeister der Stadt Bergamo, wurde ersetzen lassen.

Der heutige dagemeisselte geflügelte Markuslöwe ist ein modernes Werk von Brolis, weil dieses und andere Wappen in der Vergangenheit anlässlich der Besetzung der Stadt seitens der Fremdtruppen weggemeisselt wurden.

Der dahinterstehende Brunnen im selben Stil gehört dem Ende des 16.Jhs. an. Wenn man nach links abbiegt und die Mauerallee entlang geht (oder befährt), berührt man zuerst die Michaelsbastion und Andreasglacis, woher man eine schöne Aussicht auf die Untere Stadt geniesst, dann gelangt man zum Zweiten Mauertor. Es handelt sich um Porta S. Giacomo, das Jakobstor, vom selben Baumeister wie beim Augustintor, vielleicht ist es noch schöner mit seinen dorischen Halbpfeilern, das Ganze ist aus Zandobbio-Marmor.

Es setzte den Verkehr mit der ehemaligen Alexanderwiese in Verbindung, wo der alte berühmte Jahrmarkt lag, wo sich das gegenwärtige Stadtzentrum befindet. Das Jakobstor leitet seinen Namen von einer ehemaligen daliegenden dem Hl. Jakob gewidmeten Kirche her, die im Zuge der venezianischen Stadtummauerung niedergerissen wurde.

Hinter dem Stadttor erhebt sich Palazzo Medolago, Palais Medolago, das Ende des 18.Jhs. vom Architekten Simone Cantoni erbaut und an die Strassenwindung vortrefflich angepasst wurde. Vom 19. Jh. stammen die Basreliefs, die Episoden aus dem « Befreiten Jerusalem » von T. Tasso darstellen; in der Mitte sieht man eine Allegorie von Tassos Dichterkrönung.

In diesem Haus waren Kaiser Franz Josef von Österreich mit seiner Gemahlin Elisabeth Gäste; 1859 trafen sich hier Vittorio Emanuele II. und Garibaldi.

Am Palast vorbei führt die sehr steil ansteigende Via S. Lorenzino, worin Nr. 9 Palazzo Perini (Palais Perini) vom 16. Jh. liegt, der aber in der Folge abgeändert wurde. Das Portal soll original sein. Durch einen Innenhof gelangt man durch eine Unterführung zu einem Höfchen, das auf die Stadtmauern hinunterblickt. Nr. 11 bemerkt man ein Haus mit spitzbogigem Portal und zweiteiligem Masswerk.

Ein gemächlicher Bummel auf dieser Strasse lässt Ecken und Blicke entdecken, die wirklich sehenswert sind, bis Via Mayr und darüber hinaus, wenn man die erste rechte Gasse einschlägt, die zur Piazzetta Terzi führt.

Wenn man den Mauerrundgang fortsetzt, verlassen wir links das Glacis S. Grata und das Bollwerk S. Giovanni und rechts bemerken wir das Kloster St. Grata, worunter Bögen der alten Ummaue-rung zu erkennen sind.

Nach einer Biegung auf der Höhe des derzeitigen Priesterseminars führt die Strasse schnurgerade zu Colle Aperto (Offenem Hügel), von wo aus man zwei Zeughäuser aus der Zeit der venezianischen Herrschaft (1588) beobachten kann, das eine am untenstehenden Abhang, das andere kurz vor der Schule von Via Costantino Beltrami (1779-1855) (letzterer war ein bergamaskischer Forschungsreisender, der die wichtigsten Quellen des Mississippis erforschte).

Diese Strasse, die zur Zeit der Errichtung der venezianischen Stadtmauern gesperrt worden war, wurde erst Anfang 1900 wieder zugänglich.

Auf dem Colle Aperto steht das dritte Stadttor, das von Sant'Ales-sandro, das Alexandertor, in grauem Stein bis zu dem Niveau der Mauern, und in gelbem Stein darüber.

Das Tor trägt seinen Namen nach der Kathedrale aus dem 4. Jh., das dem Schutzpatron geweiht und 1561 abgebrochen wurde. Dicht vor dem Tor erinnert eine Säule an diesen Verlust an städtebaulicher Substanz und eine Gedenktafel zeigt das Schema der abgerissenen Kirche.

Hier zahlten die Gemüsehändler an die Zöllner die Zollgebühren für Eier, Hühner und Wein, die diese Händler von Sudorno, S. Vigilio, dem Marti-notal in die Stadt hineinbrachten.

Wenn man zu Colle Aperto zurückkehrt, bemerkt man die Torre del-la Cittadella, den Turm der Festungsresidenz, der auch Albertoturm genannt wird, dessen Grundlage aus dem 10., dessen höherer Teil aber aus dem 13. Jh. stammt.

Adalberto war Grafbischof von Bergamo um das Jahr 1000; wer den Bau vollbrachte, war aber die Familie Crotta. Dieser Turm wird auch Hungerturm genannt. Er weist nämlich keine Oeffnungen auf.

Das Venezianische Zeughaus, wie es von Colle Aperto aus zu sehen ist.

Durch eine niedrige mittelalterliche Unterführung, Pantano genannt, gelangt man in die Via Boccola, die schnell hinabsteigt und deren Namen aus einem gleichnamigen Brunnen der römischen Zeit herrührt.

Bald zweigt von dieser Strasse nach rechts die Via del Vagine ab, bei deren Anfang mächtige Mauerbögen römischer Herkunft stehen, die vielleicht in mittelalterlicher Zeit verstärkt wurden.

Auch diese Strasse hat ihren Namen von einem Brunnen, dem Väsine (oder Vägine) Brunnen hergeleitet, dessen Wasser wundertätig war.

Am Ende des Abstiegs, rechts, die Chiesina San Lorenzo, Lorenzkirchlein, aus dem späten 16. Jh., woran ein den Pesttoten von 1630 geweihtes Kapellchen angebaut ist.

Eine Säule, links hinten, erinnert an die ursprüngliche Kirche, die demselben Heiligen im 8. Jh. geweiht und zum Bau der venezianischen Stadtmauern abgerissen wurde.

Folgen wir nach links der Einbahnstrasse und steigen wir bis zum vierten Stadttor hinunter: Porta San Lorenzo, das Lorenztor, wohl auch das kleinste und bäuerlichste Tor der Altstadt, das ab 1907 in Garibalditor umbenannt wurde, weil Garibaldi am 8. Juni 1859 (s. Gedenktafel) mit seinen Alpenjägern hier hindurchschritt. Dieses Tor ist wenig gepflegt, die Mauer schliesst sich schlecht daran aber es ist sehr malerisch, weil es auf die schöne Valverde (Grüntal) geht.

Während der berühmten Pestseuche vom Jahre 1630 stiegen die Totenkarren mühsam die Strasse hinauf. Die Toten wurden in den Fara-Graben hinuntergeworfen und verscharrt.

In der Gedenktafel unter dem Torbogen, die an das Ende der Pestseuche erinnert, wird ein gewisser Kapitän Zeno erwähnt, der in Ermangelung verstorbener Vorgesetzter die wichtige Funktion innehatte, die Totengräber exemplarisch zu bestrafen, falls sie durch den Pesttoten entwendete Sachen sich und andere infiszierten.

Wenn man das Lorenztor hinter sich lässt, begegnet man rechter Hand dem Castello di Valverde, dem Valverde-Schloss, der Landresidenz des venezianischen Feldkommandeurs, die auf einer vorherigen Befestigung aufgebaut wurde. Die Pförtnerei ist ein Werk des Baumeisters Giacomo Quarenghi und stellt das einzige Baukunstexemplar auf bergamaskischem Boden dieses grossen klassizistischen Künstlers, der in Petersburg wirkte. Aber kehren wir zur Lorenzbastion zurück.

Rechts das schöne Palais Tini Guarinoni vom 15. Jh., ein typisches Beispiel eines befestigten Hauses ausserhalb der mittelalterlichen Stadtmauern. Jetzt weist es Eigenschaften vom 16. bzw. 17. Jh. auf. Weiter wartet auf uns einer der schönsten Blicke auf die Altstadt, links die Farabastion; gegenüber erhebt sich die einzig gotische Fassade in Bergamo, nämlich die der Chiesa S. Agostino, Augustinerkirche, rechts zwei ansteigende Häuserreihen mit einem Turm; dem Sub-Foppis-Turm, am Abhang liegt die Fara an deren Ende eine Wiese als Fussballplatz dient (der Foppone).

Die Fara ist vielleicht der älteste Wohnplatz in Bergamo gewesen. Die Li-gurer erwählten gegen das Jahr 1000 v.Chr. diesen Platz, weil er sonnig und geschützt war. Der Foppone ist ein langobardischer Ausdruck, der im hiesigen Dialekt verblieb und von Foppa = Grube kommt.

Dieser Foppone wurde zum Steinbruch während der Erbauung der venezianischen Stadtmauern, später 1630, zum Massengrab für die Pesttoten, darauf wurde er durch eigens dafür getragene Erde zugeschüttet.

Die Fara war auch Schauplatz von Erhängungen während der österreichischen Herrschaft, insbesondere in den Jahren 1848-1853, wo die Patrioten zusammen mit gemeinen Mördern hingerichtet wurden. Viele Patrioten wurden an der Burg oder an der Augustinbastion erschossen. Ein heute geschlossenes Kirchlein, das der Schmerzensjungfrau gewidmet ist, war letzte Etappe als Atemzug für die von Venedig zum Tode verurteilten Diebe und Mörder und von Oesterreich zum Tode verurteilten Patrioten.

Das Augustinerkloster vom 14. Jh. hat eine sehr schöne mittelalterliche Fassade, umrahmt von 2 Seitenwandpfeilern, die mit schlanken Zinnenspitzen enden. Die Fassade ist in ihrer Gediegenheit durch zwei grosse gotische Seitenfenster, mit ihrer Doppelloge mit schlanken Säulchen, sowie durch eine sehr kleine Rosette eingegliedert. Das Mitteltor ist spitzbogig.

Droben, in einer Nische, steht die Statue des Hl. Augustin. Das Innere ist durch sieben Spitzbögen in acht Gewölbefelder unterteilt, die fortschreitend kürzer sind, sodass der perspektivische Effekt grösser wird. An den Seiten liegen ebensoviele Kapellen vom 17. u. 18, Jh., drei Kapellen stehen auch im Hintergrund.

Beachtenswert ist die geschmückte Decke aus dem 15. Jh. Neuerliche Restaurierungen haben interessante Fresken vom 14. Jh., darunter runde Wandmalereien von Bernardino Zenale und Vincenzo Foppa (15. Jh.) zutage gebracht; diese Fresken wurden übertüncht, und zwar als Desinfizierung gegen die Pestseuche.

Vom linken Tor, wenn man auf die Fassade blickt, gelangt man in die Kreuzgänge; im zweiten, dem kleineren, gibt es bauliche Reste aus dem 14. Jh., ein spitzbogiges Portal und, an den Seiten, zwei zweigeteilte Masswerke.

Spuren von einer Loge vom 14. Jh. kann man auch von der ums Kloster herumlaufenden Stadtanlage aus beobachten.

Das Kloster wurde von den Eremitanern 1290 gegründet, die Kirche 1347 eingeweiht. Es wurde 1442 von den kleineren Observanten restauriert und wiederaufgebaut und zwar nach einem Brand, der durch einige der Kampfhandlungen zwischen Guelfen und Ghibellinen Anfang des 15. Jh. verursacht wurde.

Mit der Zeit wurde es zum wichtigen Kulturzentrum und beherbergte gelehrte Mönche. Vielleicht war das mit ein Grund, wofür es während des Baus der venezianischen Stadtmauern nicht abgebrochen wurde. Die Truppen der französichen Revolution machten daraus eine Kaserne. Die Kirche wurde entweiht und blieb eine Kaserne bis zu den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts.

VIA PORTA DIPINTA VIA SAN GIACOMO
Steigen wir nun in die Via Porta Dipinta hinauf, die den Namen vom mittelalterlichen Tor herleitet, dessen Ueberreste wir weiter oben finden werden und deren Häuserwände in der Renaissancezeit reich bemalt wurden. Diese Strasse war eine der vornehmsten der Oberen Stadt, insbesondere vom 16. Jh. an. Rechts ragt ein Turm aus Steinen vom 14. Jh. empor, der Sub Fop-pis heisst, dessen Durchlass die Verbindung mit Via Fara herstellte.

Dieses Tor war ein Teil einer nachmaligen Ummauerung, die zum Zweck errichtet wurde, Augustinerkloster und Kirche, ausser der Michaelskirche, dem Stadtkern einzuverleiben. Das geschah nicht so sehr wegen einer angeblichen Bestechung von General Pallavicino sondern vor allem wegen der kulturellen Wichtigkeit des Klosters an sich.

Nr. 38 können wir ein Portal in Sandstein des späten 16. Jhs. bemerken, das von der Anwesenheit schmucker Paläste in dieser Strasse zeugt. Weiter aufwärts links die neulich restaurierte Kirche San Michèle al Pozzo Bianco (St. Michael am weissen Brunnen), deren Gründung auf das Jahr 774 zurückgehen soll. Das Innere ist sehr interessant, weil es mittelalteliche Bögen bewahrt hat, sowie auch viele Freskomalereien vom 13. bis zum 16. Jh.

Wenn man das Kirchlein betritt, sieht man im Uhrzeigersinn: ein Triptychon (1492) - Kopf vom Hl. Andreas - Kind stillende Madonna 13. Jh. - St. Bernardino (15. Jh.) - San Domenico (1440) - Erzengel Michael, der den Drachen durchbohrt (15. Jh.); hinter dem Pfeiler: Fresken vom 13. Jh. Auf dem zweiten Pfeiler: Verkündigung (15. Jh.).

Im Hintergrund steht die Madonna-Kapelle, ausgemalt von Lorenzo Lotto: Heimsuchung (äussere Wand); der Allmächtige Vater (Gewölbe) - die vier Evangelisten (Zwickel) - Verkündigung (linke Lunette) - Maria Geburt (mittlere Lünette) - Maria Vermählung und Tempeldarstellung (rechte Lünette).

In der Mittelkapelle: Michaelsgeschichten (linke Wand) von Luca-no aus Imola (1550) und auf den anderen Wänden Fresken vom 16. Jh. Rechts « Kapelle vom Hl. Johann dem Täufer » mit Wandgemälden aus dem 16. Jh.: Traumgesicht des Erzengels Gabriel an Zac-charias (äussere Wand) - Christi Himmelfahrt (Gewölbe) - Vier Gesetzesgelehrte (Zwickel) - Predigt des Täufers (linke Lünette) - Geburt des Täufers (mittlere Lünette). Auf der rechten Kirchenwand: St. Rochus und Madonna mit Kind an der Hand (oben) - Pietä (unten) - Madonna mit Kind auf dem Thron und Heilige - Kreuzigung und Madonna mit Kind; alle diese Freskogemälde stammen aus dem 15. Jh.

Auch die Krypta ist beachtenswert für Fresken aus dem 15. Jh. und « Madonna mit Kind » aus dem 14. Jh.

Von dieser Kirche hat man urkundliche Kunde seit dem 8. Jh., man weiss, dass sie in der Langobardenzeit sehr wichtig sein sollte, weil Erzengel Michael den Langobarden besonders lieb war.

Die Anhöhe, worauf die Kirche liegt, hiess « Monticello » (Berglein) und dann « Beifante di Rivola ».

Den heutigen Namen hingegen verdankt die Kirche einem Brunnen, der auf dem Vorplatz stand, der aus derselben Zisterne Wasser schöpfte, die den Brunnen aus dem 13. Jh. in Via Osmano mit Wasser versorgte.

Links in Via Osmano einbiegend, sehen wir den Steinbogen, der den obenerwähnten Brunnen aus dem 13.Jh. einfasste. Rechts erblickt man eine Seite des Palais Calepio (heute Pesenti), das durch eine kleine Ueberführung mit einem Garten verbunden ist.

Via Osmano war einst sehr bedeutend; es soll zur römischen Zeit « Via Magna » geheissen haben, eine Strasse, die steilabfallend zwischen zwei Häuserreihen bis zur heute ausserhalb der Stadtmauern dahinlaufenden Via Pelabrocco hinunterstieg. Die Verbreiterungen dieser Strasse vor der Andreaskirche sind auf Renovierungsarbeiten des vorigen Jahrhunderts zurückzuführen.

Die Via Porta Dipinta dagegen weiterschreitend, beobachten wir die Renaissancefassade des Palais Calepio.

Dieser Palast befand sich einst auf dem Strassenniveau (einer bebauten Strasse, die links von Via Porta Dipinta abzweigte). Man sieht hier eine Merkwürdigkeit: unter einem Fenster im ersten Stock war ein kleiner Schlitz mit der nunmehr schwer leserlichen Ueberschrift: « Geheime Anzeigen ». Man kann das erblicken, wenn man in den Garten auf der Höhe von Nr. 22 hineinguckt.

Dieser sogenannte « Wahrheitsmund » ruft uns eine venezianische nicht gerade einwandfreie Spionageeinrichtung zur Bespitzelung der Bürger zwecks Vorbeugung eventueller Verschwörungen usw in Gedächtnis zurück, wobei man sich sogar dieser anonymen Anzeigen bediente.

Weiter rechts ein mittelalterliches spitzbogiges Portal aus Marmor, mit an den Borden befindlichen gewundenen Profilen. Ueber dem Bogen ist das gemeisselte Steinwappen der Familie Passi angebracht, auf der Fassade sind Freskospuren, wo wir wieder diesem Wappen begegnen.

Es soll eine der ältesten Wohnresidenzen der ganzen Strasse gewesen sein. Heute wird da ein Wirtshaus beherbergt. Hart hinter der Theke sieht man wieder das Wappen dieser mächtigen guelfischen Familie, deren Geschichte uns besonders hinsichtlich der Kämpfe mit den Ghibellinen überliefert wurde.

Diese Strasse steigt weiter aufwärts an beachtenswerten Portalen vorbei, Nr. 22 Freskenspuren, Nr. 16-18 ein sehenswertes Freskogemälde.
Dieses Fresko ist u.a. ein beredtes Zeugnis dafür, wie eine farbenprächtige Strasse im Mittelalter und in der Renaissance aussah.

Links die Andreaskirche, 1840 renoviert, als sie zur Pfarrkirche wurde. Sie bewahrt in ihrem Innern bedeutende Kunstwerke auf. frsfe Kapelle links vom Eingang: « Jesu Geburt » von Enea Sal-meggia (oder Salmeza), Talpino genannt (17. Jh.). Das Bild ist vom Maler gezeichnet worden.

Immer links, nach dem kleineren Altar « Anbetung des Jesuskindes » von Palma il Giovane (dem Jüngeren) (16. Jh.). Lieber der Tür eines der beiden <• Wunder von St. Nikolaus aus Tolentino » von Giangiacomo Barbelli (1659).

Im ersten Kapellchen rechts, « Jesu Geburt » von Gian Paolo Ca-vagna (1605).

Im kleineren Altar rechts ein grosses Meisterwerk: « Madonna mit Kind und Heilige » (v.l.n.r. Santa Eusebia, Andreas Apostel, Domno, Domneone), ein Werk von Alessandro Bonvicino, genannt « II Moretto » (16. Jh.).

In der nachfolgenden Kapelle « Kreuzabnahme » von Andrea Pre-vitali (16. Jh.) und über der Tür, welche in die Sakristei hinüberleitet, das andere Wunder des Hl. Nikolaus aus Tolentino von Barbeiii.

Auch in der Sakristei hängen kostbare Gemälde.

Von dieser Kirche hat man urkundliche Nachrichten seit dem Jahre 785, als sie noch eine Friedhofsbasilika war; 1592 wurde sie renoviert und erweitert.

An der Kirchenseite vorbei steigt ein Gässchen hinunter, wo in der Nr. 1 mittelalterliche Spuren und Nr. 2, in einer Einfassungsmauer, ein Barockportal anzutreffen ist.

Die Platzerweitung um die Kirche herum, ist ein Restaurierungswerk des 19.Jhs„ d.h. von der Zeit, als man für angebracht hielt, die an der rechten Kirchenseite zusammengehäuften Häuser abzubrechen, die unhygienisch und gefährlich geworden waren. Die Schuld daran ist wiederum der venezianischen Ummauerung zuzuschreiben, die die Zerstörung von 800 Privathäusern mit sich gebracht hatte und somit damals eine unplanmässige Bebauung stark gefördert hatte.

Die gegenwärtigen Gemüsegärten an den Stadtmauern entlang liegen anstelle viel früher abgerissener elender Behausungen.

Nr. 12, Palais Moroni vom 17. Jh. mit einem interessanten Innenhof, wo eine Tritonstatue steht.

Das stellt ein Zeugnis für Hängegärten dar, eine Kostbarkeit, die früher häufiger in Patrizierhäusern anzutreffen war und ihren Anlass in der besonderen Bodengestaltung fand. Weiter links liegt Palazzo (Palais) Pelliccioli (oder Bellosguardo) vom Ende des 17. Jhs., deren Fassade statt auf die Strasse auf die Untere Stadt geht.

Aus dem Hausgarten kann man einen Bogen der ehemaligen römischen Umfassungmauern sehen. Gegenüber steht ein Brunnen, der durch eine in die Mauer eingelassene Arkade eingerahmt wird. Neben dem Brunnen befand sich Porta Dipinta, das bemalte Tor, das in der mittelalterlichen Ummauerung stand und in der Renaissance bemalt wurde. Es wurde 1815 eingerissen.

Im gegenüberliegenden neulich restaurierten Palast sind mittelalterliche Bauelemente wiedergefunden worden, darunter eine Lam-penträgernische, 2 starke Bögen und etliche Stützquader. Weiter aufwärts diesem Weg folgend, trifft man auf andere bedeutende Paläste.

In der Nr. 11 a-13-15 das Palais Grumelli, heute Pesenti, vom 16. Jh. Die Vorderfront, wo das dorische Gebälk das Erdgeschoss vom ersten Stockwerk trennt, passt sich optimal der Strassenkurve an. Bedeutend sind auch die Portale.

Nr. 15 ist der Bogen von Wandpfeilern umrahmt, Nr. 13 sind die Kapitelle von einem Telamon bzw. einer Karyatide unterstützt. Noch aus dem 16. Jh. liegt das Palais da Ponte, heute Pesenti, dessen merkwürdiges Portal asymmetrisch zur Vorderfront steht, um sich der Strassenperspektive anzupassen. Nr. 5 steht Palais Gavazzeni vom 18. Jh.

PIAZZA MERCATO DELLE SCARPE
Wir sind so am Piazza Mercato delle Scarpe, dem Schuhmarktplatz,
angelangt, der auch Altmarkt benannt wird.

Seit eh und je ist das eine wichtige Strassenkreuzung gewesen, weil heute noch sieben Strassen von da abzweigen. Hier befindet sich der Palast aus dem 14. Jh., der jetzt Endstation der Standseilbahn ist, mit seinen drei Türen, die eine für den Haupteingang, die zwei übrigen für Läden oder Lager. Der Bau hat einen kleinen Balkon und ein verglastes Porträt des Guidino Suardi, darüber sein Hauswappen.

Die Suardis gehörten zu einer sehr wichtigen bergamaskischen Familie und waren vom 13.Jh. an Anhänger der ghibellinischen Partei. Dieser Guidino hatte den Titel eines Palatinischen Grafen vom Vater geerbt, der ihn 1300 als Preis vom Kaiser Ludwig dem Bayer für seine Dienste erhalten hatte. Dieses Amt besass richterliche Funktionen, daher der repräsentative Palast mit Balkon, um dem Volk von da aus Urteile, Klagen und dergleichen zu verkündigen.

Der Palast wurde später zur « domus Caligariorum et Becariorum », d.h. dem Sitz der Zunft der Schuhmacher und Metzger, und der davorliegende Platz wurde zum ausgesprochenen Handelsplatz.

Gegenüber dem Palast der Standseilbahn erstreckt sich ein Laubengang mit 4 Arkaden, der Läden beherbergt, zwischen denen eine Passage mit Resten von einem mittelalterlichen Bogengang mit davorstehenden Treppenstufen zu bemerken ist. An der Ecke mit Via Rocca erkennt man die ehemalige Chiesetta di San Rocco, das Rochuskirchlein, am Glockentürmchen sowie auch an der Wandmalerei aus dem 16. Jh. « Madonna mit Kind ». Weitergehend muss man Läden überschreiten, die offensichtlich in zwei mittelalterliche Portale eingefügt sind.

In der Platzmitte steht ein wichtiger Brunnen, der heutzutage nunmehr geschlossen ist. Im Jahre 1486 gebaut, hatte es einen Wassermengengehalt von 25.000 bergamaskischen Brentine = über 1.000 hl.

Via San Giacomo erstreckt sich vom Schuhmarktplatz bis zu ihrem gleichnamigen Stadttor abwärts steigend.

Diese Strasse ähnelt gewissermassen der Via Porta Dipinta, weil auch sie Adelspaläste aus Mittelalter und Renaissance besitzt, die sich in einer günstigen Verkehrslage zu den unteren Vororten befanden.

Ihre interessanteste Seite, wenn man abwärts geht, ist die linke, weil auf der rechten bloss eine imposante Mauer dasteht. Eine kürzliche Restaurierung hat im ersten Haus Spuren von mittelalterlichen Bögen ans Licht gebracht, die später abgeändert wurden.

In der Nr. 10-12 steht ein kleines Renaissancepalais und in der Nr. 14 bemerkt man zwei sehr hübsche kleine geschwungene Balkone.

Die Ständer des Tores von Nr. 16 sind typisch langobardisch. Auch Palais Colleoni, gekennzeichnet durch Colleonis Wappen, in der Nr. 18-20, besitzt einen mittelalterlichen Aufbau, worauf aber eine Renaisancefassade mit langem Gebälk aufgebaut ist; auch ein schmuckes Tor ist da zu erkennen.

Diesem Palais gegenüber hängt in einer Nische ein Porträt von S. Bernardino.

Zwischen Nr. 7 und Nr. 9 steht ein Brunnen, wie er innerhalb eines Stadttores üblicherweise stand. Hier war eben einmal ein mittelalterliches Stadttor für den Verkehr, der von der Ebene heraufstieg.

Am Ende dieser Strasse überragt Palazzo Medolago das gegenüberstehende Jakobstor.

VIA ROCCA VIA SOLATA
Vom Schuhmarktplatz steigt die enge, steile, gewundene Via Rocca als echte mittelalterliche Strasse hinauf.

Aus dem Mittelalter stammen offensichtlich die Häuser rechter Hand mit ihren nacheinander schwingenden Bögen. Zwischen Nr. 5 und den folgenden kann man deren 6 zählen (vom sechsten bleibt freilich nur ein Ansatz übrig) und diese aufeinanderfolgenden Eingänge lassen ein Handelshaus vermuten.

Das grösste Portal ist sicher der Haupteingang, die kleineren sind als ehemalige Läden oder Lager zu verstehen. Merkwürdig ist die Bestimmung der engen grösstenteils zugemauerten Tür. Diese wurde erst im Todesfalle des Hausbesitzers geöffnet, um den Sarg herauszulassen. Sie hiess deshalb « Tür des Toten » (oder seltener auch « Todespforte »).

In diesem Haus war wahrscheinlich der erste Sitz des Consortiums für die Erbarmungswerke, oder MIA, eine wohltätige Einrichtung, die vom Seligen Pinamonte Brembati, einem Dominikaner, gefördert wurde, der seine Gläubigen dazu einlud, alles gemeinsam zu besitzen, um Armen, Geistlichen, Kranken, Waisenkindern und Witwen besser helfen zu können. Das Consortium entstand im Jahre 1625 und wurde unserem Herrn Jesus Christus und der Heiligen Jungfrau geweiht.

Der Stadtrat vertraute 1449 dem Consortium die Wartung und Pflege der Basilika Santa Maria Maggiore an; seit jenem Jahr identifizierte sich die MIA mit dem Musikalischen Konservatorium.

Auch auf der gegenüberliegenden Strassenseite sind, obwohl weniger deutlich, mittelalterliche Häuser zu erkennen. Der Strasse aufwärts folgend kommt man zu einer platzartigen Weitung, man biegt sodann nach rechts ein und kurz danach ragt vor uns der trutzige, schmucke Turm der Rocca, der Burg, empor. Vom Plätzchen blickt man auf das Haus Guffanti.

Um in die Burg Eintritt zu erlangen, auch nur zwecks eines Spaziergangs im « Gedächtnispark », kann man hier, oder aber von einem zweiten Eingang weiter oben, an der Esplanade hindurchgehen.

LA ROCCA
Um in die Burg Eintritt zu erlangen, auch nur zwecks eines Spaziergangs im « Gedächtnispark », kann man hier, oder aber von einem zweiten Eingang weiter oben, an der Esplanade hindurchgehen.

Diese Rocca ist ein fester Orientierungspunkt für den, der von der Unteren auf das Profil der Oberen Stadt hinaufblickt.

Die Burg war schon zur Römerzeit da, und zwar war sie damals das Kapital. Im Museum ist eine Marmortafel, die dem Jupiter Optimus Maximus gewidmet war, was natürlich auf die dortige Existenz eines Tempels hinweist. Tatsächlich steht da ein Kirchlein Sant'Eufemia, zwar vom Jahre 1928-29, aber deren Grundlagen römisch sein sollen. Eine Kirche an dieser Stelle, urkundlich bewiesen im 6.Jh.n.Chr., war die erste christliche Kirche in der Stadt; sie ist offensichtlich anstelle des älteren heidnischen Tempels gebaut oder erneuert worden.

Kürzliche Ausgrabungen haben Ueberreste einer römischen Wasserleitung (vielleicht die berühmte Saliente) ans Licht gebracht, die von Vasidi Castagneta herkam und die ganze Obere Stadt mit frischem Wasser versorgte.

Die Barbaren haben die Burg schwer beschädigt, sie ist aber nicht verschwunden, denn in Urkunden aus dem Jahr 1000 n.Chr. spricht man noch vom « Castrum S. Eufemiae » oder von « S. Eufemia de Castello ». Auf jeden Fall liess Johann, Graf von Luxemburg und König von Böhmen, die Rocca wiederaufbauen und befestigen. Dieser König konnte sich trotz seiner verbrieften Besitzrechte nicht lange in der Stadt behaupten.

Sein kommen hierher bedeutete aber für die Stadt das Ende der Gemeindefreiheiten, die durch Zwiste und Streitigkeiten der Bürger schon ernstlich gefährdet waren. Man schrieb das Jahr 1331.

Die Burgarbeiten wurden vom Mailänder Herrscher Azzone Visconti zu Ende geführt, der auf den böhmischen König folgte. 1336 war das Bauunternehmen mit grosser « Schnelligkeit » vollendet.

Es scheint, dass die Türme der Rocca damals 4 waren, aber nur einer ist erhalten geblieben. Er soll aus dem 15.Jh. stammen. Am 17. Juni 1511 schlug ein Blitz auf den Turm ein und hat das dort gelagerte Schiesspulver zur Explosion gebracht. So sprang auch dieser Turm in die Luft. Er wurde aber wiederaufgebaut.

Zur Zeit der französichen Besetzung sprang er erneut in die Luft. Er wurde wieder instandgesetzt bzw. ausgebaut nacheinander von den Viscontis, von Venedig und von den Oesterreichern.

Gute Dienste leistete die Burg, indem sie 1438 den Angriffen des Picci-nino zur Zeit von Colleoni, weiter 1514 dem Spanier Cardona widerstand. In der letzten Zeit der venezianischen Republik wurde die Rocca an gewisse Grafen verkauft, die die Marquise Rota beerbte, woher die Benennung « Palast der Marquise » kam.

Während der österreichischen Herrschaft wurde sie wieder das Hauptbollwerk, gegen das der Angriff der Bürger in den Jahren 1848-49 anbrandete. Leider war sie lange als Gefängnis und Richtstätte zur Erschliessung von Patrioten benützt. Erst 1858 wurde sie vor der Ankunft von Garibaldi von den Oesterreichern geräumt.

Heute beherbergt sie das Museo del Risorgimento (Museum der italienischen Wiedervereinigungskämpfe), das eine Sammlung wichtiger Zeugnisse über die Geschichte der Italienischen Vereinigung bis zum 1. Weltkrieg enthält.

Zahlreiche Dokumente betreffen, ausser Garibaldi und seinen ber-gamaskischen Freiwilligen, denen ein besonderer Raum gewidmet ist, den bergamaskischen Helden Antonio Locatelli, der dreimal die Tapferkeitsmedaille aus Gold erhielt.

Der die Rocca umgebende Park ist dem Gedächtnis der Gefallenen beider Weltkriege und der Widerstandsbewegung gewidmet. Vom Schuhmarktplatz als Ausgangspunkt zweigt die Via Solata ab, in die man durch eine eindrucksvolle Unterführung gelangt; kurz darauf bemerkt man rechts Ansätze mittelalterlicher Bögen. Weiterschreitend bewundert man links den Kirchturm der Chiesa San Pancrazio, der Pankrazkirche.

Neuliche Neubauten bzw. Umbauten haben das Antlitz dieser Strasse verändert; im Haus Nr. 1 (rechts) sind die typischen nach-elnanderschwingenden mittelalterlichen Bögen auch hier erhalten geblieben, man kann ebenfalls die « Tür des Toten » bemerken, (d. h. die enge zugemauerte Tür, die zum letzten Durchgang des Verstorbenen diente).

Nach diesem restaurierten Haus, auf einem Plätzchen, spannt sich ein grosser Bogen, wo ein Brunnen stand, der wahrscheinlich aus der Wasserleitung der Rocca Wasser schöpfte.

Heute befindet sich dieser Brunnen in einem vernachlässigten Zustand. Hier wird die Strasse wieder eng und schlängelt sich zwischen Häusern hindurch, indem sie aber ein paar interessante Durchblicke auf den Piazza Mercato del Fieno, den Heumarktplatz, zulässt.

 

VIA DONIZETTI PIAZZA GIULIANI PIAZZA ROSATE
Vom Schuhmarktplatz biegen wir links aufwärts in die Via Doni-zetti ein, eine Strasse, die sehr reich an prächtigen Palästen verschiedener Epochen und also in verschiedenen Stilarten gebaut ist, obwohl eine gewisse einheitliche Ausgestaltung des Ganzen beibehalten wurde.

Da ist z. B. in der Nr. 19 ein sich der Strassenwindung anpassendes Palästchen, dem 16. Jh. entstammend, wo man fahle Freskospuren bemerkt.

Die mächtige Mauer des ältesten Baues ist ersichtlich um den ganzen Hausumfang herum und für einige Meter Höhe.

In diesem Haus lag die Bergamoer Münzstätte zur Zeit der freien Gemeinderegierung und die Familie Beifante di Rivola hatte das Haus gegen eine hohe Miete vermietet.

Die Rivolas waren zur Zeit der selbständigen Bürgergemeinde eine der ältesten, mächtigsten Familien. Der Name Rivola erscheint für einen der ersten Konsuln jener Epoche; diese Familie war guelfisch, weswegen sie lange gegen die Familie Suardi, die ghibellinisch war, kämpfen musste.

An die Spitze der Guelfen traten dann aber die Colleonis. Das Haus, das nur durch einen Weg zugänglich war, hiess das « Gromo della Rivola » und lag in beherrschender, sicherer Lage, sodass es als Lager für kostbare Metalle (Gold und Silber) erwählt wurde, die direkt von den Tälerbergwerken herkamen.

Wir wissen nicht genau, wann es Bergamo gestattet wurde, Münzen zu schlagen. Wir wissen nur, dass Bergamo 1238 seinen « pergaminus » schlug, obwohl die Münztätigkeit vielleicht auf die Langobarden zurückgeht.

In Bergamo, im Gemeindehaus, versammelten sich am 25. Mal 1254 die Vertreter zahlreicher Gemeinden, um eine Währungsregelung zu treffen und sie erwählten das lokale bergamaskische Gewichtsmass als Masseinhelt.

Bei Nr. 14 zweigt ein Treppchen ab, das heute durch ein Gitter gesperrt ist und einmal vielleicht mit einer Strasse verbunden war, die von den Mauern zur Stadtmitte hinaufkletterte. In der Nr. 5 imponiert eine Fassade wegen ihres Bossenwerks um die unteren Fenster und um das leider zerschlissene Portal.

Die oberen Fenster dieses Palastes zeigen eine klassische Linienführung. Nr. 3 steht das prachtvolle Haus des Erzpriesters von 1520, es besitzt eine Vorderfront mit einer starken horizontalen Betonung, wegen des doppelten Gebälkes, was aber durch Lisenen und raffinierte Dekorierung wieder ins Gleichgewicht kommt. Den beiden Eingangstüren entsprechen zwei Fenster; im ersten Stock ist das geschlossene Mittelfenster von 2 Seitenfenstern begleitet. Das vergitterte Erdgeschossfenster ist mit Zierat geschmückt und in perspektivisch günstiger Lage. Auch der Innenhof verdient gesehen zu werden. Man denkt, dass der Baumeister dieses Palastes Pietro Isabello sei.

Gerade vor dem Haus des Erzpriesters befindet sich eine Strassenweitung, die von Abbruchsarbeiten unseres Jahrhunderts verursacht worden ist, welche die städtebauliche Tradition vernachlässigt haben.

In langobardischer Zeit lag dort eine Fremdenherberge; später wird ein Kirchlein San Cassiano in der karolingischen Zeit urkundlich erwähnt (897 n.Chr.). Das umgebaute Kirchlein wurde zum Warenlager im 19.Jh., danach wurde es zum Theater, schliesslich zum Sitz der Philarmonischen Gesellschaft, einer sehr lebhaften um die Verbreitung der Musik in Bergamo wohlverdienten Einrichtung.

Nr. 1 gibt es Palais Scott!, mit einigen Eigenschaften aus dem 18. Jh., vielleicht sogar aus früherer Zeit stammend. Darin starb am 8. April 1848 Gaetano Donizetti, der grösste bergamaskische Komponist.

Wenn man stracks weitergeht, erreicht man Piazza Giuliani, Giulianiplatz, wo Nr. 1 ein Palast aus dem 18. Jh. mit hohem Portal emporragt.

Giulianiplaz hiess früher « Grosser Platz » (vor der Kathedrale S. Vincen-zo, heute dem Dom, liegend) im Gegensatz zum « Kleinen Platz » zwischen Santa Maria Maggiore, Rathaus und Gemeindeturm. Statuten von 1248 sprechen von diesem Platz als von einem Markt für Rinder und Esel.

1350 wurde er als Futtermarkt benutzt (Weizen, Roggen, Hirse), später, 1391 für den Fischmarkt.

Der Platz wird ein bisschen weiter umbenannt in Piazza dell'Ateneo, Athenäumplatz, wo sich das kleine klassizistische Palais von 1810 befindet, das Athenäum für Wissenschaften, Literatur und Künste von Bergamo beherbergt (auch die « Akademie der Aufgeregten »> fand hier einmal ihren Sitz).

Zwischen den Doppelfreitreppen aus Marmor steht ein Fontanone, ein grosser Brunnen von 1342, gebaut in der Zeit der Visconti-Herrschaft unter Giovanni und Luchino Visconti, deren Wappen man da sieht.

Dieser Brunnen hat ein Fassungsvermögen von 43.800 brentine = 800 m3 Wasser. Bis vor relativ kurzem war er in Betrieb, was den Fischmarkt erst möglich machte. Links abbiegend betritt man Via Rosate.

Links steht noch die Nebenseite von Palazzo Scotti, rechts kann man die gewaltige Mauer eines Gebäudes vom 13. Jh. erkennen. Man bemerkt da auch das später zugemauerte Eingangsportal.

Das war der Sitz der MIA (s. früher), die bei ihren Wohltätigkeitswerken den Wein als Spende auch nicht vergass.

Es lohnt sich, innerhalb von Nr. 1 herumzuschauen. Man sieht hier eines der typischen Höfchen der lombardischen Häuser vom 16. Jh., deren Arkaden durch eine dreigeschossige Loge überragt wird. Im ersten Geschoss sind die Bögen, durch zierliche Säulchen unterstützt, zu bewundern.

Andere Höfe dieser Art kann man sowohl in der Oberen Stadt als auch in den Vororten besichtigen.

Man mündet nun auf die Piazza Terzi, den Terziplatz, beinahe einen Privatplatz, dazu geschaffen, um den gleichnamigen Palast aus dem 18. Jh. Raumwirkung zu verleihen, und zwar nach der theatralischen Mentalität jener Zeit.

Gegenüber der Fassade, mit wichtigem Portal, wo die Säulen einen mit Puttenstatuen geschmückten Balkon tragen, steht eine Nische, die die Statue der Baukunst von Giovanni Antonio Sanz vom 18. Jh. enthält, die gnädig dem Putten zugewandt ist, der eine klassische Zeichnung trägt; sie vernachlässigt dagegen offensichtlich den anderen Putten, der eine gotische Zeichnung bei sich hat. Noch von demselben Bildhauer sind die beiden Statuen, die Bildhauerkunst und die Malkunst darstellend, im einer schönen Torhalle vorausgehenden Innenhof, die das Vorhergesehene vervollkommnen. Reizende Fresken aus dem 17. bzw. 18. Jh. beleben das Innere.

In dieser bedeutenden Wohnresidenz waren Franz I. von Oesterreich und Friedrich I. mit Kaiserin Maria Karoline willkommene Gäste. Im Kellergeschoss sieht man einen Saumpfad beginnen, der zum Jakobstor führte; alte Haustüren blicken auf diese mittelalterliche Gasse herab, die eine von vielen sein sollte, die die Stadmitte mit den Stadtmauern verbanden.

Wenn man diesem engen Gässchen folgt, gelangt man auf Piazza Rosate, wo sich das klassizistische humanistische Gymnasium « Paolo Sarpi » erhebt, das zwischen 1841 und 1846 vom Bergamasker Crivelli erbaut wurde.

Vier auf Plinthen ruhende korinthische Säulen stützen einen Giebel und somit stellen sie den zentral gelegenen, vorstehenden Teil des Gebäudes dar. Auch dessen Hinterseite ist prächtig, weil sie auf einen Innenhof mit Arkaden und Loge geht. Man blickt auf die Untere Stadt, nach Süden hin, oberhalb vom Jakobstor.

Dieser Palast entstand auf einem ehemaligen Kloster, das der Strasse und dem Platz den Namen gegeben hatte und das Anfang des 19.Jhs. abgebrochen worden ist.

Die Schulturnhalle liegt im ehemaligen Mittelschiff der Klosterkirche und Fresken aus dem 18.Jh. sind noch ersichtlich.

Die Oesterreicher hatten sogar daran gedacht, die von Maria Theresia gegründete Universität zu Pavia hierherzuverlegen, oder hier eine neue zu gründen.

Wenn man abwärts geht, trifft man auf die Südseite der Chiesa di S. Maria Maggiore, der Mariakirche, die auf das gleichnamige Plätzchen herunterblickt (für diese Kirche).

VIA ARENA
Wenn man das Plätzchen Santa Maria Maggiore überschreitet und links die Bank, rechts das mittelalterliche Haus des Abts, sowie auch die Via S. Salvatore als deren Anschluss, hinter sich lässt, kann man In der Nr. 5, drinnen, eine merkwürdige Wendeltreppe und Nr. 7 ein Portal aus dem 17. Jh. bemerken.

Auf der gegenüberliegenden Strassenseite stehen Häuser mit Mittelalter- und Renaissancespuren. Nr. 18, das Haus Angelini erhebt sich auf einem römischen Gebäude (neuliche Funde von Ausgrabungen haben das bewiesen) und es schliesst in sich einen Turm aus dem 13. Jh. ein. 1963 sind hier Fresken vom 15. Jh. nach der Art des Bramante entdeckt und von der Wand abgetrennt worden.

Gaetano Donizetti studierte in diesem Haus bei seinem Meister Johann Simon Mayr, einem Bayer, der 1802 nach Bergamo als Kapellmeister von Santa Maria Maggiore berufen wurde. Er ist ein bekannter Musiker in Italien in der damaligen Jahrhundertwende gewesen.

Er war ein grosszügiger Mensch und eröffnete 1805 jenen « Erbarmungsvollen Musikunterricht » der als das erste in der Lombardei gegründete Musikalische Konservatorium anzusehen ist. Er verliess die Opernkarriere, um sich dem Unterricht ganz zu widmen, er förderte den musikalischen Geschmack für Kammermusik mit der Philarmonischen Union und als erster Hess er die Musik von Mozart, Haydn und Beethoven in Italien erst recht populär werden. Er starb 1845 unter allgemeiner Trauer hier in Bergamo in seiner « zweiten Heimat ».

Nr. 9 befindet sich das Palazzo della Misericordia, Palais der Erbarmung, vormals auch « Domus Magna » genannt. In diesem Gebäude, das 2 interessante Innenhöfe aufweist, den einen aus dem 15. Jh., den anderen, der grösser ist, mit übereinanderliegenden Barockbalustraden, finden ihren Sitz das Istituto Musicale « Gaetano Donizetti » sowie auch das Donizetti-Museum, eine Sammlung von Erinnerungsstücken, musikalischen Handschriften, Briefen, Musikinstrumenten, die dem Meister gehört hatten oder zu seiner Lebenszeit üblich waren usw.

Gaetano Donizetti ist weltberühmt als einer der wichtigsten Komponisten des italienischen Melodramas vom 19.Jh. Sein theatralischer Lebensinstinkt und die grossartige Beherrschung der musikalischen Technik erlaubten ihm, einen romantischen Lyrismus anzuschlagen, der tief empfunden war und welcher in Werken wie in « Lucia von Lammermoor», « Anna Bo-lena » und anderen einmalige Töne erreichte. Auch der Humor war ihm eigen: « Don Pasquale » und « Liebeselixier » sind ein glänzender Beweis dafür.

Er komponierte während 3 Jahrzehnte an die 70 Melodramen, die den vielbeschäftigten von allen Theatern von Italien, Paris und Wien (wo er eine hohe Auszeichnung bekam) verlangten Komponisten loben.

Gegenüber zieht sich die Mauer des Klausurklosters der Benedikterinnen von Santa Grata hin, das 1630 infolge der Pestseuche getüncht wurde (leider wurden dabei kostbare Fresken übertüncht) und die Kirche wurde der o. a. Heiligen geweiht. Die Kirche wurde 1591 auf einer viel älteren, nach einem Bauentwurf von Pietro Ragnolo, aufgebaut.

Das Portal stammt aus dem 18. Jh., über dem Giebel ist eine Skulptur, Giovanni Antonio Sanz darstellend.

Bei Santa Grata hat man wirklich den Eindruck, zum Urchristentum zurückzukehren. Sie war die Tochter eines bekehrten Römers, eines gewissen Lupus.

Er hatte die Aufgabe, den Leichnam von St. Alexander, dem berühmtesten Märtyrer von Bergamo, dem nachmaligen Stadtschutzpatron, zu bestatten, dem heute 2 Kirchen in der Unteren Stadt geweiht sind, als Ersatz der älteren Alexanderbasilika, die von den Pionieren im Dienst von Pallavicino anlässlich der venezianischen Ummauerung zerstört wurde. Im Giebelfeld über der Klostertür trägt Santa Grata mit der rechten Hand den Kopf des Hl. Alexander, in ihrer linken steht das Modell des Klosters.

Im Hintergrund, leicht ansteigend, steht der Gittereingang zum neuen Bischöflichen Priesterseminar von Bergamo, das 1965 beendet und Papst Johannes XXIII. gewidmet wurde, der in Sotto il Monte, einem Dorf wenige Kilometer von Bergamo entfernt, geboren wurde. Dieses Dorf ist seit seinem Tod ein Wallfahrtsort aus der ganzen Welt geworden.

VIA GOMBITO
PIAZZA MERCATO DEL FIENO

Die Bezeichnung Via Gombito geht vielleicht auf römische Zeit zurück und würde so die Strasse mit den « Compitalia » - Feiern in Verbindung setzen; wahrscheinlicher hat sie den Namen aus der Tatsache, dass die Strasse eine rechtwinklige Biegung erfuhr (lat. cubitum = Ellbogen) und links aufstieg, um sich ans « forum > anzuschliessen (eine Mauer versperrte den gegenwärtigen Zugang zu Piazza Vecchia, dem Altplatz, und umzäunte die Gemüsegärten).

Das Haus war reichlich ausgemalt; heute kann man die ziemlich heruntergekommenen Fresken, darunter zwei Ansichten von Venedig im 1. Stock sehen. In der linken Ansicht ist der Dogen-Palast zu Venedig dargestellt.

Um die Ecke des venezianischen Hauses verbergen Neubauten die Nebenseite des Kirchleins San Pancrazio, das auf den gleichnamigen Platz geht. Kleine Terrakotta-Bögen sind erhalten geblieben. Links eine neulich erbaute Loggia überquerend, gelangt man auf die Piazza Verzeri (Gemüsehändlerplatz), der auch als Piazza Pen-dezza bezeichnet wird).

Die sanierte Piazza Verzeri, die sich einerseits dem Schuhmarktplatz anschliesst, setzt sich andererseits fort, um nach einer weiteren Unterführung in die Via M. Lupo zu münden.

Die Sanierung wurde im vorigen Jh. nötig, weil sich die Häuser zu dicht aneinanderreihten, d.h. baufällig geworden waren und einzustürzen drohten. Auch das war eine Nebenwirkung der venezianischen Stadtummauerung.

Dank der Sanierung sind die Felsen zutage getreten, worauf sich die Stadt kühn stützt. Dabei ist aber auch etwas verloren gegangen, nämlich einige sehr enge Gässchen (« quintane »), worin alte geschichts-beladene Bürgerhäuser lagen.

In die Via Gombito zurückkehrend, sind wir wieder auf der Piaz-zetta San Pancrazio, dem Pankrazplätzchen, in dessen Mitte sich ein Springbrunnen erhebt, 1549 von Leonardo, dem Sohn des Pietro Isabello, in weissem Zandobbio-Marmor erbaut (die Brüstungen sind aus dem 18. Jh., 1931 restauriert).

Am Platz liegt das Kirchlein San Pancrazio. Diese Kirche geht auf das Jahr 1000 zurück, sie wurde aber abgebrochen und 1450 wiederaufgebaut, 1474 eingeweiht und 1750 abgeändert. Das spitzbogige Portal ist noch mittelalterlich (1300).

Im Querbalken sieht man S. Pancrazio, Madonna mit Kind, einen Bischof. Unter dem Bogen ist ein verglastes Fresko mit Jesuskreuzigung, rechts ist das Porträt von S. Bernardino ersichtlich. Die Gestalt von S. Bernardino (dem ein Vorort der Unteren Stadt gewidmet ist, ist für Bergamo von grosser Bedeutung gewesen).

Er soll 1419 in Bergamo eingetroffen sein und predigte in Santa Maria Maggiore am 26. Februar 1422. Er sprach zu Gunsten von Eintracht und Güte in einer Stadt, die von guelfischen und ghibellinischen Parteiungen blutig zerrissen war. Sein Symbol, ein von 12 Strahlen umgebenes Tri-gramm, ist auch am gegenüberstehenden Haus ersichtlich.

Im Innern der Kirche bewundert man Gemälde von Salmeggia, Lanzi, Cavagna, eine Madonna vom Rosenkranz von Palma dem Jüngeren, eine Geburt Jesu von Pietro Ronzelli und eine Madonna mit Heiligen von Jacopo Scipioni aus Averara; hinter dem Altar, rechts, über der Empore gibt es eine interessante Eigentümlichkeit, weil eine der Gestalten (der Diakon Jakob) das kleine Modell der nunmehr abgerissenen Alexanderbasilika auf der Hand trägt.

In der Sakristei hatte das Kolleg der Ärzte seinen Sitz, das 1448 vom venezianischen Dogen genehmigt wurde, wozu erst nach theoretisch-praktischer Prüfung nur die Adeligen von ehelicher Geburt, wohnhaft in Bergamo oder in dessen Provinz, mit akademischem Titel versehen, zugelassen werden konnten.

Ein enger Durchlass nach dem Hotel « Goldenes Lamm » führt zu Bürgerhäusern, die auf mittelalterlichen Grundmauern aufgebaut sind (vielleicht war da der langobardische Hof des 7. u. 8. Jhs.) und mündet auf die Piazza Mercato del Fieno, den Heumarktplatz, gerade an der Stelle, wo ein römisches calidarium aller Wahrscheinlichkeit nach wiedergefunden worden ist.

Dieser Platz ist aber auch durch die Via San Pancrazio erreichbar.

In dieser Strasse lagen im 14. Jh. die Goldläden, die mit den verschiedensten Apparaturen zur Be- u. Verarbeitung von Gold und Silber reichlich ausgestattet waren, etwa um Email anzufertigen, um Armleuchter oder Schwertgriffe zu schmieden, um Kelche und Pokale zu ziselieren, kurz, um alles herzustellen, was von den damaligen Auftraggebern, den Adeligen oder Geistlichen, bestellt wurde, um Paläste oder Kirchen zu schmücken.

Der Piazza Mercato del Fieno, der Heumarktplatz, ist eine der Stellen in Bergamo, wo man sozusagen mittelalterliche Luft einatmet: da ragen drei Turmhäuser auf, deren zwei angebaut sind, deren drittes aber von den anderen durch eine recht enge « Quintana » getrennt und nur durch kleine Brücken und Bögen verbunden ist.

Sehenswert ist auch das herrliche zweiteilige spitzbogige Masswerk im dritten Geschoss von dem Haus, das einst zur berühmten Familie Suardi gehört hat, in dessen Erdgeschossvorhalle sich eine typische Schmiede befindet.

Die Bezeichnung des Platzes nach seiner Haupttätigkeit, wie das für andere Plätze der Fall war (s. Schuhmarktplatz, Leinenmarktplatz, Fischmarktplatz (in der Unteren Stadt lag z. B. der Holzmarktplatz) weist auf die Bedeutung der Plätze im mittelalterlichen Leben hin.

Fast jeder Platz hatte einem religiösen, geschäftlichen oder sozial-politischem Zweck zu genügen. In einer kleinen Ortschaft, etwa in einem Dorf, wurden beinahe alle diese Funktionen vom Hauptplatz ausgeübt, aber hier waren die einzelnen Plätze auf jeweils eine Tätigkeit spezialisiert.

Im vorigen Jahrhundert wurden all diese Plätze saniert und zwar zweckmässigerweise, denn diese Plätze hatten nunmehr ihre Funktion eingebüsst.

Den linken Weg verfolgend, trifft man unten das ehemalige Convento di San Francesco, das Franziskanerkloster, das jetzt eine Volksschule beherbergt und während der Schulzeit besichtigt werden darf.

Im 13. Jh. auf Empfehlung des Heiligen begonnen, im 16. Jh. vollendet, wurde es 1937 restauriert.

Es besteht eigentlich aus zwei nebeneinanderliegenden Klöstern, wo man die Ueberreste des ursprünglichen Franziskanerkirchleins mit interessanten Fresken aus jener Zeit beobachten kann. Das erste Kloster wird auch das Kloster der Sarkophage genannt, weil es eben zahlreiche Grabstätten alter Familien umfasst, darunter gibt es Bruchstücke von archäologischen Funden auch aus römischer Zeit.

Wenn man einen Korridor links hinabsteigt, kommt man zum sogenannten Brunnenkloster, das so heisst, weil ein Brunnen in der Mitte desselben steht. Von hier geniesst man eine herrliche Aussicht über einen Teil der Unteren Stadt, nämlich nach Valtesse und Val Brembana, dem Brembotal, hin.

Vom Heumarktplatz kann man zum Pankrazplätzchen zerückkehren, indem man über den Platz dicht an einem Haus aus dem 16. Jh. mit Freskospuren vorbeigeht und in die Via Gombito gegenüber dem Turm gelangt.

Da schiesst der Gombitoturm in die Höhe, genau gesagt bis zu einer Höhe von 52 m, mit lauter Quadern gediegen gebaut. Er ist ein bequemer selbst von der Unteren Stadt noch sichtbarer Orientierungspunkt. Er entstand um 1100, in einer Zeit also, wo sich die angesehensten Familien Befestigungsanlagen zulegten. Ein weiteres festungsartiges Haus ist angebaut.

Damals gab es viele Türme in Bergamo (ein Zeichen von Zwietracht eher als von Reichtum).

Der Gombitoturm wurde von der römischen Familie Claudia erbaut, viel später gehörte es der Familie Zoppo oder de Zoppis, die ihn bis zum 16.Jh. besass.

Die Stadtchroniken erzählen von Zusammenstössen zwischen Guelfen und Ghibell inen im Jahre 1206, als das von den Rivolas angehetzte Volk den Turm und andere Häuser von Adeligen in Brand steckte. Viel später wollten ihn die Oesterreicher abbrechen, weil sie ihn als einen potentiellen feindlichen Beobachtungspunkt gegen die Burg, ihr Hauptbollwerk, betrachteten, jedenfalls wurde er aus angeblichen Sicherheitsgründen um 12 m herabgesetzt.

Vom Gombitoturm die gleichnamige Strasse weiterverfolgend, kommt man auf den Piazza Vecchia, den Altplatz. Nr. 2b sind mittelalterliche Grundmauern und Nr. 4 ist ein spitz-bogiges Portal zu bemerken.

Gegenüber, in der Nr. 3-5 hatte die « domus mercatorum » ihren Sitz. Uralt, wurde dieses Haus im 16. Jh. von den reichen Familien verschönert, die es besassen, und die Front war bemalt worden. Man schaue auf das noch gut sichtbare Gebälk, das ein Porträt und die Symbole einer Krabbe und einer Tasse enthält, sowie auch Freskospuren aus 2 verschiedenen Zeitaltern. Wenn man den schönen kleinen Innenhof betritt, blickt man auf drei übereinanderliegende Logenarkaden, die sich auf einem Bogengang stützen, dessen Säulen in ihren Kapitellen Symbole der Hausfront wiedergeben.

VIA MARIO LUPO
Vom Gombitoturm geht man links in die Via Mario Lupo. Es war eine im Mittelalter bedeutende Handelsstrasse. Ihre Läden gehen auf das 11. Jh. zurück, sie liegen auf beiden Strassenseiten bis auf Piazza Giuliani. Links mündet die Strasse auf die Verbreiterung von Piazza Verzeri, die einer neulichen Sanierung zuzuschreiben ist, die bloss einen Waschplatz aus dem vorigen Jahrhundert beibehalten hat.

Rechts wird die Reihe der den Domherren der Kathedrale San Vin-cenzo gehörenden Läden durch die Unterführung der Casa Lunga, des langen Hauses (Ca' Longa oder Pfarrerwohnung) unterbrochen, das die durch Verfügung des Bischofs Adalberto vom Jahre 897 beherbergte (diese Priestergemeinschaft verwaltet grosse Güter infolge zahlreicher Schenkungen).

Gerade über dem Torbogen der Unterführung steht die kleine Skulptur, die Büste von St. Vinzenz darstellend.

Wenn man durch den Torgang hindurchgeht geht, führt das erste Tor links in ein Höfchen der Kapelle vom Kruzifix des Domes, die im 19. Jh. aber im Renaissancestil erbaut wurde. Der In grauem Stein errichtete Bau ist mit roten Backsteinen, nach lombardischem Geschmack reichlich verziert.

Wenn man sowohl die Unterführung der Casa Lunga, als auch den engen Korridor dieses Hofes durchschreitet, gelangt man auf Piazza Vecchia, den Altplatz.

VIA COLLEONI - PIAZZA MASCHERONI
Die Via Colleoni, die im 19. Jh. « corsarola », kleine Promenade, genannt wurde, kann an Wichtigkeit, Lebhaftigkeit und an Prunk der Geschäfte als die Fortsetzung von Via Gombito betrachtet werden. Nr. 3 durch einen « carrugio > (engen Durchlass) gelangt man in ein Höfchen, worin eine Säule mit einem kostbaren Kapitell aus dem 16. Jh. erhalten bleibt, das im Wappen den steigenden Löwen der Suardis zeigt.

Wenn man den engen Durchlass nimmt, kommt man zur Via Tassis.

Nr. 4 steht das Teatro Sociale (Sozialtheater), das 1803 von Pollak entworfen, 1807 eröffnet wurde (es umfasste 1300 Sitze, 88 Logen in drei Rängen, dazu eine Galerie). Es war ans Mittelalterliche angepasst, obwohl es im imposanten klassizistischen Stil erbaut wurde. Heute befindet es sich in einem verwahrlosten, baufälligen Zustand. Wenn man den Campanone, den Gemeindeglockenturm, hinaufsteigt, sieht man den Standort dieses Theaters deutlich.

Rechts geht die Via Tassis abwärts (s.S. 88). Nr. 10 steht ein dreigeschossiges Haus aus dem 16. Jh. mit gekünsteltem Portal (merkwürdigen Fenstern mit kleiner Pyramide innerhalb des abgebrochenen Giebels), schmiedeisernem Balkongitter. Nr. 9-11 Marmorportal aus dem 15. Jh. Das war der erste Wohnsitz von Bartolomeo Colleoni, der 1466 da ein Wohltätigkeitswerk gründete, nämlich den frommen Ort der Barmherzigkeit, mit dem Zweck, den armen heiratswilligen Mädchen zu helfen.

Für die « Heiratsfähigen » hatte der Feldherr verfügt, dass ihnen eine Mitgift von dieser Wohltätigkeitseinrichtung geschenkt würde. Dieses Institut ist heute noch am Leben, auch wenn es nicht mehr eine so prägnante Bedeutung wie damals hat.

Im ersten Sock gibt es interessante Freskomalereien, im zweiten eine kleine Ausstellung, den Colleoni darstellend. Sie ist mittwochs von 10.00 bis 12.00 Uhr zu besichtigen.

Nach einem durch einen Bogen geschützten Brunnen, Sant'Agata genannt, findet man eine Gasse, die zum ehemaligen Kloster Santa Agata aus dem 17.Jh. führt, das 1797 aufgehoben und zum Gefängnis wurde, obwohl der Bau von modernen Gefängnissen in der Unteren Stadt heute dessen Bestimmung geändert hat. Nr. 17 befindet sich die sogen. « Casazza » (grobes Haus), das 1387 von Baldino Suardi gebaut und Sitz des venezianischen Postdienstes wurde.

Die Strasse hat jetzt einen interessanten Ausblick auf das Plätzchen vor der Kirche del Carmine aus dem 15. Jh., deren untere Basis erhalten geblieben ist, und die im 18. Jh. von Caniana renoviert wurde.

Sie steht mit einem Kloster in Verbindung, das heute nach verschiedentlichen Benutzungen, verlassen dasteht. Im Inneren, und zwar in der vierten Kapelle links, findet man das Martyrium von S. Agata von Enea Talpino (1620), in der fünften Kapelle Madonna mit Kind und Heiligen von Gian Battista Crespi (17. Jh.); in der Kapelle links vom Hauptaltar: SantAlberto Karmeliter von Andreas Previtali (16. Jh.); in der Kapelle rechts Märtyrertod von Sant' Apollonia von G. Gavasio aus Poscante; hinter dem Altar, das erste Fresko links: Maria Himmelfahrt von Francesco Bassano (16.Jh.).

Wenn man noch wenige Meter weitergeht, erreicht man Piazza Mascheroni, der von dem Torre della Campanella, dem Turm des Glöckleins, von 1355 beherrscht wird, der im 19. Jh. eine etwas orientalisierte Spitze bekommen hat und dessen linker Abschluss ein Palast aus dem 18.Jh. ist und der rechts in einen schattigen Garten geht, in dessen Mitte ein Brunnen aus dem 18. Jh. steht, auf deren Höhe neuliche Restaurierungsarbeiten die Mauer der Cittadella, der Festungsresidenz, freigelegt haben, wobei man es möglich gemacht hat, den Umfang dieser Befestigungsanlage aus der Visconti-Herrschaft zu ermitteln.

Auf dem dem Turm angebauten Haus ist ein Fresko ersichtlich. Während der venezianischen Herrschaft hiess dieser Platz < Leinenmarkt », dann wurde es ein Ort für Turniere und Feiern überhaupt, die oft in Raufereien ausarteten.

Es gibt viele Anekdoten darüber, einige sind sogar komisch, da war z.B. ein Stier entlaufen, der aus einem Gehege gekommen war, und Panik aber keinen Schaden verursacht hatte. Ein andermal war ein gewalttätiger Streit zwischen Sportanhängern entstanden.

Die Befestigung der Cittadella, damals « Firma Fides » genannt, wurde von Bernabö Visconti erdacht und verwirklicht, der die Macht durch Gewalt ergriffen hatte und sie durch Gewalt behalten musste. Die Festungsresidenz war viel ausgedehnter, als sie es heute erscheint, weil sie sich bis zum Colle S. Giovanni, dem Johannhügel, erstreckte, wo heute das Priesterseminar aufragt.

Dieses befestigte Herz der Stadt wurde natürlich jeweils von allen Stadt-besetzern gehalten. Es wurde also Wohnsitz des venezianischen Hauptmanns, später der Kaiserlichen Österreichischen Abordnung. So verschwanden völlig die Reste der römischen Arena, die hier einmal gelegen hatte.

Durch einen Torbogen gelangt man auf den Piazza della Cittadella, der kürzlich (1958) durch Restaurierungsarbeiten die alte Gestaltung wiedereinnahm, wobei Fresken und die visconteischen Arkaden wieder zur Geltung kamen, wo heute das Teatro Tascabile (Taschentheater) von Bergamo seinen Sitz hat.

Dieses Theater der Avantgarde spielt eine wichtige kulturelle Rolle, die sich zu der des Donnizetti-Theaters als Alternative denkt, weil auch viele Theater-Ensembles von internationalem Rang hier gastieren. Auf der einen Platzseite befindet sich das Städtische Archäologische Museum, das viele Funde aus der Urzeit, Urgeschichte, römischer, paleochristlicher und langobardischer Geschichte Bergamos aufzuweisen hat.

Daneben liegt das Stadtmuseum für Naturwissenschaften « Enrico Caffi », das ganze Serien von zoologischen, botanischen, mineralogischen Ausstellungsräumen besitzt; der letzte Saal ist den Säugetieren gewidmet.

Aus dem Platz geht man durch eine Unterführung hinaus, aber es gibt eine neu eröffnete Passage, die an alten Mauern und einem kleinen Stadtgarten vorbeigehend, um den stolzen Torre di Adal-berto, den Adalbertoturm, herum führt.

So ist man auf Colle Aperto, dem Offenen Hügel, angekommen (s. venetianische Zeughäuser), von wo man zu Fuss eine Reihe von Ausflügen nach S. Vigilio und Castagneta, und vom Alexandertor aus nach Sudorno, la Bastia (der Bastei) und den Torni (den Kehrungen) hinstarten kann.

VIA TASSIS - VIA S. LORENZO
Von der Via Colleoni zweigt Via Tassis ab, die eine ziemlich wichtige Strasse sein sollte, wenn man nach dem Aussehen ihrer wundervollen Paläste beurteilen will.

In der Nr. 3 gibt es nebeneinander liegende Bögen (wie sie im Mittelalter üblich waren) und einen Innenhof mit nachfolgendem Bogengang, dessen darüber liegendes Gebäude offenbar der Rest eines Turmhauses ist. Nr. 5 steht vor uns der Palazzo Colleoni, der Colleoni-Palast, vielleicht aus dem 17. Jh., der ein breites Portal aufweist, wodurch man zu einer Vorhalle kommt, welche durch Flachgewölbe stützende Doppelsäulen in eleganter Weise unterteilt ist. Nr. 6 kann man ein schönes Portal aus dem 16. Jh. sehen.

Nach der Kreuzung mit Via del Vägine (s. Stadtmauerrundgang, S. 22) hängt ein Steinwappen über dem Portal von Palazzo Tassis, dem Tassis-Palast, der heute Sitz der Rosenkranzdominikanerinnen ist.

In diesem Wappen sieht man eben einen Dachs und ein Posthorn, das Wahrzeichen des von dieser Familie in Italien, Oesterreich und in anderen europäischen Ländern geleisteten Postdienstes. In der Nr. 12 war einmal das sog. Seminarino, kleines Priesterseminar, das als solches diente, bis das gegenwärtige Priesterseminar in der Via Arena fertig wurde; sein Bau geht auf 1567-73 zurück und wurde im 17. Jh. erweitert.

Sein Barockportal hebt sich hervor, dessen Form aber die anderer Portale wiedergibt. Wenn man links die Matthäuskirche aus dem 16. Jh., auf einer älteren vom 12. Jh. aufgebaut, verlässt, geht man die Strasse hinunter und begegnet man dem Palazzo Rivola, dem Rivola-Palast, in der Nr. 21.

Die Rivolas waren eine grosse und mächtige bergamaskische Familie, Feinde der Suardis, zur Zeit der Kämpfe zwischen Guelfen und Ghibel-linen.

Leider bleibt vom alten Bau wenig übrig. Ein Rest aus jener Zeit ist eben vielleicht dieses Portal mit aufgesetztem Geländer.

Diese Strasse schliesst sich dann der Via San Lorenzo an. Gerade an der gegenüberliegenden Kreuzung sind Reste eines mittelalterlichen Tores, das 1829 abgerissen wurde, und die Existenz einer der venezianischen vorhergehenden Stadtummauerung bezeugt.

Die Via San Lorenzo führt einerseits zur Fara und andererseits nach Valverde (dem Grüntal) durch das Lorenzotor, heute Garibalditor genannt, hinunter. Auf dieser Strasse abwärts gehend, kann man auf der rechten Seite eine fortlaufende Mauer, vielleicht den Rest der vorvenezianischen Mauern, links einige schöne Häuser betrachten.

Beachtenswert ist der Hof von Nr. 36.

VIA SAN SALVATORE - VIA SALVECCHIO
Von der Piazzetta Santa Maggiore (südwestliche Kirchenseite), nach der Mündung in die Via Arena, klettert ein Gässchen hinauf. Dieses Gässchen heisst Via San Salvatore, sie mündet in eine breite Weitung und steigt dann zwischen zwei hohen Mauern auf die Piazza Mascheroni herunter.

Auf die linke Seite tritt eine Flanke des Misericordia Maggiore- Palastes, dessen Eingang sich in der Via Arena befindet.

Nr. 6 steht der Eingang zum Salone Alfredo Piatti.

Dieser hübsche Saal, im Liberty-Stil erbaut, der in der ganzen Welt für seine erstaunliche Akustik bekannt ist, ist seit 1902 Sitz des Musikalischen Institutes für Kammermusikkonzerte.

Alfredo Piatti war ein berühmter Cellospieler des 19.Jhs. Er ist vor allem in England tätig gewesen, aber auch in Westeuropa; er war mit Franz Liszt befreundet und ein Mensch tiefer Kultur, der besonders auf der Suche altklassischer Musikstücke war.

Die dem Istituto Musicale angebaute Bibliothek bewahrt, ausser den eigenhändigen Handschriften seiner Kompositionen bzw. Abschriften der Meister aus dem 18.Jh., kostbare deutsche und englische Druckausgaben aus dem 17. u. 18.Jh. auf, sowie auch die Unterschriften weltberühmter Komponisten wie Mozart, Beethoven, Schumann u.a.

Nr. 8 steht ein spitzbogiges Portal, das der Eingang zu einem ehemaligen Studentenheim bildet, wo Papst Johann XXIII., damals freilich noch Don Angelo Roncalli, seine Lehrtätigkeit verrichtete. Rechts liegt die Chiesa S. Salvatore, die im 16,Jh. über einer vorherliegenden paleochrlstlichen Kirche aufgebaut wurde, bewahrt in ihrem Portal ein römisches Gebälk aus dem 3. oder 4. Jh. auf. Es war typisch für die ersten Christen, dass sie vorhergehende Bauoder Zierelemente für ihre Kultgebäude ungeniert benutzten.

Zwei Statuen von 1928 des bergamaskischen Bildhauers Siccardi stellen zwei grosse Engel im Liberty-Stil dar, die den Eingang begleiten. Im Innern auf dem rechten Altar hängt ein Gemälde von Tiepolo von 1734, das den Hl. Joseph mit dem Kind darstellt. Auf der Nr. 11, dem heutigen Internat der Armen Schwestern, Gräfin Paolina Secco Suardo geboren, bergamaskische Dichterin vom 18. Jh., die in den « Arcadia » Kreisen als Lesbia Cidonia bekannt war.

Der Dichter Lorenzo Mascheroni, geb. in Bergamo im Jahre 1750 und gest. in Paris i.J. 1800, berühmter Dichter und Mathematiker, ein typischer Vertreter der Aufklärung wegen seiner wissenschaftlichen Interessen und seiner Aufgeschlossenheit für die sozialen Ungerechtigkeiten und wegen seines politischen Engagements, bekleidete viele Aemter in der Republica Cisalpina und lud die Bergamasker ein, den Bonaparte mit grosser Hoffnung aufzunehmen.

Mascheroni widmete der Gräfin Secco Suardo ein kleines didaskalisches Epos, weswegen er Ruf erlangte und von den zeitgenössischen Dichtern Monti und Parini gelobt wurde. Das Epos stammt vom Jahre 1793 und trägt als Ueberschrift: « Einladung an Lesbia Cido-nia » und stellt eine Empfehlung dar, die wissenschaftlichen Institute in Pavia, wo er an der Universität tätig war, und deren Museen für Naturgeschichte, Zoologie, Paläonthologie usw. zu besichtigen.

Nr. 10 befindet sich Palazzo Grumelli Pedrocca, der nach einem Entwurf vom Baumeister Pollack 1796 gebaut wurde: beachtenswert ist seine wohlgegliederte Fassade sowie auch der breite Mittelbalkon.

In der Nr. 12 liegt Palazzo Locatelli, dessen interessanter Hof einen Bogengang aufweist.

Wenn wir nun die hier steil abfallende Via San Salvatore weitergehen, so gelangen wir auf die Piazza Mascheroni, der dem Dichter gewidmet ist, von dem wir eben gesprochen haben.

Für Auskünfte über diesen Platz verweisen wir auf Seite 86. Man kann aber auch rechts die krumm biegende Via Salvecchio abwärts gehen, auf die interessante Paläste treten. Der Name Salvecchio kommt von einem alten Salzzoll.

Nr. 19, links, befindet sich ein Palast aus dem 18. Jh., der heute Sitz der Universität ist. Er zeigt ein bedeutendes Portal und Fenster, die von Halbsäulen getrennt sind und abwechselnd ein rundbo-giges bzw. dreieckiges Tympanon besitzen. Der Gesamteindruck der Fassade ist einer von Eleganz. Das Innere bewahrt in einigen Hörsälen sehr schöne Dekorlerungen und Stuckverzierungen auf.

Rechts schliesst ein Gitter zwischen Nr. 10b und 10 einen Durchlass, der eine Strasse sein sollte, vielleicht die Mario Lupo-Strasse, ein Durchlass der Domherren (oder von der Ca' Longa) am Gemeindeglockenturm vorbeigehend bis hierher in die Via Salvecchio und darüber hinaus führend.

Nr. 10, von einem spitzbogigen Haustor gelangt man in einen Hof mit Resten eines Bogengangs.

Weiter sind die Portale von Nr. 8b und Nr. 13, worüber kleine Bai-kone liegen (der von Nr. 8b steht nicht im perspektivischen Zusammenhang mit der Vorfront).

Nr. 8 ist der sehr alte Palazzo Marchiö Quarti, der aber im 16. Jh. erneuert wurde. Auch hier liegt über dem Portal ein langer Balkon. Gegenüber Nr. 11 scheint eine Unterführung der Anschluss einer vorherbestehenden mittelalterlichen Strasse gewesen zu sein, und zwar aus der Zeit, wo von den Stadtmauern enge Gässchen zur Stadtmitte hinaufkletterten.

Nach Nr. 6, deren Portal spitzbogig ist, mündet die Strasse in die Colieonistrasse.

PIAZZA VECCHIA (DER ALTPLATZ)
Woher man hier auch immer ankommt, (d. h. von Via Colleoni, von der Ca' Longa-Passage, oder aber von der Via Gombito her), man hat sofort den Eindruck, auf einem repräsentativen Platz angelangt zu sein.

Genau so haben ihn sich die Bergamasker vorgestellt. Tatsächlich war dieser Platz im 10. bzw. 11. Jh. nicht vorhanden, mindestens nicht in den gegenwärtigen Ausmassen, denn das damalige Plätzchen war von elenden Häuschen eingeschlossen.

Das ursprüngliche Plätzchen befand sich gegenüber der Kirche von San Michèle al-l'Arco, die praktisch nicht mehr da ist, weil sie heute in den « neuen Palast » der Stadtbibliothek einverleibt wurde. Die Ausgestaltung dieses Platzes begann im 14. Jh., wurde aber im 15. Jh. in ihrer rein weltlichen politischen Würde so gut wie abgeschlossen.

Dieser weiträumige Platz stellte seinerzeit eine Renaissance-Errungenschaft dar, wo sich die Stadt eine neue prunkvollere Form geben wollte, die sogar als Modell für Theaterbühnen diente. Da wurden natürlich alle daliegenden Gebäude neugeschaffen oder umgestaltet. Der Palazzo della Ragione, das alte Rathaus, verlegte z.B. seine bis zum 15. Jh. nach Süden gehende Vorfront auf die Nordseite.

Das geschah 1453 anlässlich der Erneuerung, wobei der venezianische Geschmack gebührend berücksichtigt wurde. Inmitten des Altplatzes steht der Brunnen von 1780, der der Stadt vom damaligen venezianischen Bürgermeister Alvise Contarini gestiftet wurde.

Die Geschichte dieses Brunnens ist merkwürdig. Nach dem Ende der österrechischen Herrschaft über die Stadt, wollte man hier ein Denkmal von Garibaldi errichten. So wurde der Contarini-Brunnen abgebaut, um dem neuen Denkmal Platz zu machen. Bald wurde man aber gewahr, dass dieses Denkmal zu diesem Platz gar nicht passte.

Da wurde Maironis Denkmal an die Rotonda dei Mille, die Rotunde der Tausend (Freiwilligen) in die Untere Stadt verlegt. Der alte unaufdringliche Contarini-Brunnen wurde wieder in die Mitte seines Altplatzes gestellt. Auf diesem Platz wurde der « Freiheitsbaum » infolge der französischen Revolution und ihrer aufklärerischen Weltanschauung, nach dem Motto « Bürger und Klerus » aufgerichtet. Das geschah am 20. März 1797 und man tanzte um den Baum herum bis tief in die Nacht hinein (eine Exmar-quise eröffnete die Tänze mit einem Metzger-Bürger, als Symbol der neuen Demokratie).

Nach einigen damaligen Berichten wurde der Platz mit Gobelins aus der Kirche Santa Maria Maggiore belegt (das soll aber auch anlässlich der Ankunft neuer venezianischer Bürgermeister geschehen sein).

Den nördlichen Abschluss des Platzes bildet das Gebäude aus dem 18. Jh., Sitz der Stadtbibliothek A. Maj, im 20. Jh. vollendet, mit der Vorfront aus Weissmarmor, der dem ursprünglichen Entwurf Rechnung trägt.

1435 war beschlossen worden, dort eine Gemeindeloge zu errichten, die aber, nach ihrem Bau, 1453 zerstört wurde. Die Loge wurde wiederaufgebaut und erweitert; der Ruf nach Archivräumen für die Kanzlei und die verschiedenen Kollegien wurde immer lauter und so dachte man an einen angemessenen Bau; 1604 wurde der erste Stein dafür gelegt, der Bogengang wurde nach Entwurf von Pietro Ragnolo begonnen.

Dann trat das Projekt von Vincenzo Scamozzi an seine Stelle ein, das nur teilweise verwirklicht wurde. Ende 17.Jh. begann man mit der Marmorauskleidung des Palastes. Die Fassade desselben war aber erst 1919 ganz fertig. Neulich sind die von Scamozzis Entwurf vorgesehenen Statuen angebracht worden.

Es lohnt sich, Innerhalb der Bibliothek, den weiten mit Stuckverzierungen, Friesen und Ornamenten dekorierten Saal aus dem frühen 17. Jh. zu besichtigen, der Tassos Werken bzw. Abhandlungen über T. Tasso gewidmet ist.

Das Gebäude, das von 1648 bis 1873 Gemeindehaus war, beherbergt seit 1928 die Stadtbibliothek, die 1954 Kardinal Angelo Maj gewidmet wurde.

Diese Bibliothek besitzt u.a. 1.600 Inkunabeln (Wiegendrucke), deren einige selten, andere einzigartig sind; viele Handschriften, Kodices, Pergamente, Drucke aus dem 16.Jh. sowie auch Tausende von losen Urkunden und über 500.000 Bücher. Wir erinnern wieder an die Tassosche Sammlung sowie an die Sammlung, die sich auf Papst Johannes XXIII. bezieht.

Wie wir schon erwähnt haben, dem « neuen Palast » ist das Kirchlein San Michèle all'Arco angebaut, das 1750 nach Entwurf des Caniana erneuert wurde. Nunmehr verrichtet es aber bloss Lagerdienste.

Man hat Urkunden von dieser Kirche schon seit dem 9.Jh., es handelt sich demgemäss um eine der ältesten Kirchen in Bergamo. Sie verdankt ihren Namen dem Nero-Bogen, der auf dem römischen Tempel an Neptun errichtet worden sein soll. Papst Johannes XXIII. zelebrierte dort die Messe, als er Sekretär von Bischof Radini Tedeschi war, der wegen der « bergamaskischen gewerkschaftlichen Begebenheiten » von 1909 bekannt wurde: es war damals einer der ersten Arbeiterstreiche in der Baumwollweberei « Reich » in Ranica proklamiert worden.

Der Streik dauerte 50 Tage. Bischof Radini Tedeschi und Roncalli stimmten dem Streik konkret zu.

Die Platzostseite ist weniger interessant, weil sie von einem verhältnismässig neueren Gebäude eingenommen wird, deren einziges Verdienst es ist, nicht störend zu wirken; dagegen wird die Westseite vom Palazzo del Podeste, dem Bürgermeisterpalast, eingenommen, der auf das Jahr 1340 zurückgeht, als er das Haus von Gentilino Suardi war. Seit 1428 wurde der Palast Sitz des venezianischen Bürgermeisters.

Die Fassade lässt interessante architektonische Motive durchblik-ken, aber die 1477 gemalten und kürzlich entdeckten Freskogemälde von Bramante wurden im alten Rathaus, dem Palazzo del la Ragione, untergebracht. Nun ist das Gebäude Sitz einer Universitätsabteilung der Fakultät für Fremde Sprachen und Literaturen, der Universitätshauptsitz der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften liegt dagegen auch in der Via Salvecchio.

Vor uns steht nun die Freitreppe, worüber man zum Palazzo della Ragione, dem alten Rathaus, hinaufsteigt. Hier sind auch die malerischen Funde aus der Augustinerkirche aufbewahrt.

Der gewaltige 54 m hohe Gemeindeturm, die Torre Civica, wahrscheinlich römischer Herkunft wird auch « Campanone »(Glockenturm) genannt, weil er eine charakteristische grosse Glocke besitzt. Man kann auf die Turmspitze auch durch einen Aufzug gelangen.

Im 12. Jh. war der Turm ein Bollwerk der Familie Suardi, die ghibellinisch war.

Zwar war der Turm noch wuchtiger, obwohl niedriger, und beherbergte schreckliche Gefängnisse. Zum Gemeindeturm geworden, hatte er eine friedfertigere Funktion inne, besonders wenn er mit Glocken versehen wurde, die das Volk zum Hauptplatz bei besonderen Anlässen herbeirufen mussten. Später, ca. 1407, bekam der Turm eine Turmuhr. Die Turmspitze erfuhr viele Veränderungen.

Die Arkaden, die man heute noch sieht und deren eine durch die Turmuhr vermauert ist, wurden nach dem Brand des auf 4 Pfeilern gestützten Holzdaches wiederaufgebaut. Der obengesagte Brand brach am 7. September 1486 wegen der Feuerwerke zu Ehren von Maria Geburt aus. Die zweite Arkadenreihe stammt hingegen aus 1550.

Nach einem Blitzeinschlag vom 20. Juni 1681 wurde der Gemindeturm wieder instandgesetzt und erreichte somit seine endgültige Ausgestaltung Seine Hauptglocke, der « Campanone », die grosse Glocke, ist von Mitte 17.Jh. und hat der Stadt ihre eigenartige Stimme verliehen, d.h. sie schlägt jeden Abend um 22.00 Uhr 180 Schläge zur Erinnerung an das einstige Ausgehverbot, das eben allabendlich durch diese Schläge um jene Stunde angekündigt wurde.

Auch mittags hört man noch diese Glocke ertönen, wo sie aber nur 12 Schläge gibt; ferner kündigt sie heute noch an, wie im Mittelalter, die Einberufung jeder Gemeinderatsversammlung. Möns. Locatelli gelang es, diese Glocken im Jahre 1943 vor den deutschen Besetzern zu retten, die sie zur Kanonenherstellung giessen wollten.

DER PALAZZO DELLA RAGIONE (das alte Rathaus)
Die Südseite des Platzes ist vom Palazzo Vecchio oder Palazzo della Ragione (dem alten Rathaus) beinahe gänzlich eingenommen. Urkundlich erwähnt ist es seit 1199 als « palatium comunis Perga-mi » und es geht also auf die Entstehungszeit der freien Gemeinde zurück.

Sein ursprüngliches Aussehen soll in markanterer Weise mittelalterlich gewesen sein, aber die nachfolgenden Brände haben es etwas verändert. Z. B. haben wir schon erwähnt, wie seine Vorfront nach Süden ging, wio der Bogengang zum heutigen Altplatz hin vermauert war, sodass sich dort die sog. « camera picta », der ausgemalte Bürgermeistersaal, befand. Nach dem Brand von 1296 wurde eine erste Arkade zum Platz hin geöffnet, nämlich die linke für den vom Altplatz aus Beobachtenden.

Diese Arkade ist in ihrer Form die einfachste gegen die anstossenden. Die beiden übrigen Arkaden wurden anlässlich der Erneuerungen von 1453 freigelegt, d.h. zu der Zeit, als die Vorfront nach Norden, d.h. auf den Altplatz, verlegt wurde.

Der venezianische Geschmack ist hier sicher nicht nur auf das Wappen mit dem geflügelten Markuslöwen beschränkt. Was wir erblicken, ist nicht das ursprüngliche Wappen, weil dieses 1509 von den Franzosen abge-meisselt wurde. Im ursprünglichen Wappen war der Löwe ganz aus Gold gegen einen blauen Hintergrund und hatte einen kupfernen Schweif. Vor ihm kniend war der Doge Francesco Foscari abgebildet. 1539 wurde das Wappen (aber ohne die Dogenfigur] ein bisschen höher in die Fassade eingelassen.

Inzwischen hatte der Bildhauer Isabello das dreiteilige Mass-werK an der vorigen Stelle des Wappens angebracht. 1797 wurde das Wappen wieder abgemeisselt, als die venezianische Herrschaft beendet war und die Republik ausgerufen wurde.

Das gleiche Schicksal ereilte jedes andere venezianische Wappen in Bergamo, sei es an den Stadttoren oder anderswo. Das heutige Wappen entstammt dem Jahr 1933. 1459 hätte das alte Rathaus abgerissen werden müssen, um dem Dom Platz zu machen, für dessen Erweiterung Baumeister Filarete beauftragt worden war.

Der damalige Bischof setzte sich glücklicherweise dem Projekt entgegen. Vielleicht hätte der Colleoni selbst das Rathaus gern beseitigt, um seiner Kapelle grössere Raumwirkung zu geben. Die spanische Soldateska unter General Cardona steckte aber das Rathaus am 7. Juni 1513 in Brand, was schwere Schäden hervorief.

Dazu lag die Stadt damals in grosser wirtschaftlicher Not, weil sie wiederholt von Franzosen, Spaniern und selbst Venezianern geplündert worden war und schwere Kriegskontributionen hatte zahlen müssen. Nichtsdestoweniger wurde am 11. Juli 1520 beschlossen, das Rathaus wiederaufzubauen und dafür wurde Pietro Isabello, genannt der Abano, mit der Restauration beauftragte, der den recht kühnen Plan konzipierte, ein gewaltiges Gebälk ohne Stützsäulen (im 1. Geschoss) zu erbauen, was zuerst alle verblüffte.

1526 war das Werk beinahe vollendet, so wie wir es heute noch bewundern können. 1554 wurde der Balkon in der Fassadenmitte hinzugefügt.

Nach Aufsteigen der Freitreppe befindet sich links der Eingang zum « Salone dei Cinquecento » (Saal der 500), in dessen Innern man links die Fresken Die Geschichten der Hl. Maria Magdalena aus dem 16. Jh., an der dem Eingang gegenüberliegenden Wand: Jungfrau mit Kind und St. Joseph aus dem 13. Jh., das aus der ehemaligen Antonskirche hierherverlegt wurde, und andere Wandmalereien aus dem 15. bzw. 16. Jh. bewundern kann.

Im Uhrzeigersinn weitergehend an der auf den Altplatz gehenden Wand gibt es drei Bruchstücke von Fresken von Bramante (1477), die aus dem Bürgermeisterpalast stammen. An der vierten Wand ist eine Verkündigung und Madonna mit Kind und Heiligen aus dem 15. Jh. gemalt.
In diesem weiträumigen Saal werden Ausstellungen und künstlerische, besonders musikalische und überhaupt kulturelle Veranstaltungen abgehalten.

Rechts vom Gebäude ist ein Durchlass, der während der österreichischen Herrschaft ein Wachtposten war, um die Eintretenden zu kontrollieren. Nach einem damaligen Kupferstich war der Wachtposten mit Gittern versehen. Man kann noch die Nischen sehen, wo die Soldaten die Laternen hinstellten, sowie auch die zahlreichen Kerben an den Säulen, an der gegenüberliegenden Mauer, auf der Basis eines spitzbogigen Portals (heute Eingang einer Stadtschutzleutestelle), wogegen sie die Bajonette schliffen.

Links gegenüber steht eine Statue, die den Dichter Torquato Tasso darstellt.

Vielleicht ist sie nicht ganz gut gelungen. Es gab viel Kritik und Spott darüber, weswegen sie auch « Torquatone » genannt wird. Unter den Arkaden, die einmal einen Markt oder sonst ein offenes Zivil- und Strafgericht beherbergte, wo die Angeklagten auf der Steinbank an der Wand sitzen mussten, waren in neuerer Zeit auch Marionettentheater aufgestellt, wo der Puppenspieler seine Marionetten tanzen Hess.

Das gefiel den Kindern überaus gut, aber auch viele Erwachsene wurden durch die satirischen Andeutungen auf Fakten und Personen angezogen.

Unter den Marionetten war der Gioppino (Giopi) mit den vielen Kröpfen die beliebteste, weile diese komische Gestalt zwar als roh aber auch als schlau gedacht war.

Ehe man wieder ins Freie gelangt, kann man eine lange Marmorplatte bemerken, worauf Ellipsen verzeichnet sind. Sie sind ein Teil eines Analemms (einer Art von Sonnenuhr) mit einem komplizierten System von Stundenablesung, die man vermittels eines gno-monischen Apparats deuten konnte, der an einem Bogen hing und mit einem durchbohrten Metallplättchen ausgestattet war.

Das Marionettentheater, das im Sommer Sonntag nachmittags seine Vorstellungen unter den Arkaden des Alt-Rathauses darbietet.

Die Marionette in der Mitte der Bühne ist Gioppino, die volkstümliche dreikröpfige Maske, die seit Jahrhunderten die rohe aber echte bergamaskische Rasse verkörpert. Gioppino soll von einem gewissen Bortolo Zuccalunga (Bortol Söcalonga im bergamaskischen Dialekt) und von seiner Frau, Maria Scatolera, Bauernleuten von Beruf, geboren sein.

Im mundartlichen Lustspiel verkörpert unsere Marionette den rohen, ungestümen aber zugleich schlauen, treuherzigen Kerl, welcher immer bereit ist, auf eine Schlägerei zum Schutz von Schwachen und Unterdrückten einzugehen.

Am Ende jeden Spektakels werden Gewalttätige, Spione und Betrüger regelrecht saftig durchgeprügelt. Leider ist diese Theaterart selbst in den Tälern nunmehr fast in Vergessenheit geraten, sodass bloss zwei oder drei Theatermeister, d.h. Puppenspieler, übrig geblieben sind, die diese glorreiche Tradition aufrechterhalten.

Eine andere bergamaskische Maske ist der besonders durch Goldonis Komödien berühmt gewordene Harlekin. Obwohl er in den freien Konzeptspielen des venezianischen Dichters, eben venezianisch spricht, ist der Harlekin sicher bergamaskischen Ursprungs, und zwar soll er von Oneta im Brembotal herkommen, wo eben ein Haus da noch steht, welches das "Haus des Harlekin" genannt wird.

Heute ist dieses Gerät, ein Werk von Giovanni Albricci von 1798, unvollkommen erhalten, und eine Ablesung ist nicht mehr möglich (was übrigens sowieso sehr schwierig war) auch wegen der veränderten Erdachsenneigung.

LA PIAZZETTA DEL DUOMO (DAS DOMPLAETZCHEN)
Da sind wir schliesslich auf dem Domplätzchen angelangt! Das war eigentlich das Herzstück der Stadt, wahrscheinlich das Forum Orbis der Römer, und in mittelalterlicher Zeit die Rednerbühne für Volksversammlungen, vor der Einplanung des heutigen Altplatzes.

Es war der Feierort bei besonderen Anlässen, Bannverkündigungen u. dgl. und übte gleichzeitig eine politische und sakrale Funktion aus. Auf den Platz traten die Kathedrale St. Vinzenz, die Basilika Santa Maria Maggiore und das Rathaus. Es wurde « kleiner Platz » genannt im Gegensatz zum « grossen Platz >, der gegenwärtigen Piazza Giuliani, die eher Handelszwecke erfüllte.

Links steht der Dom, die ehemalige Kathedrale St. Vinzenz. Die Vorfront, die sich etwas gekünstelt in den sonst harmonischen Platzraum einfügt, entstammt dem Jahre- 1886.

Urkundlich erwähnt schon vor 1100, soll sie die älteste Kathedrale der Stadt gewesen sein; nach Auffassung anderer Historiker entstand sie gleichzeitig mit der Alexanderkathedrale. Ursprünglich war sie der Kultort der Arier (Häretiker) und verrichtete weiter seine Kathedralendienste auch nachdem sich die Langobarden, unter Einwirkung ihrer Königin Theodo-linde, zum Katholizismus bekehrt hatten. Diese Kathedrale erfuhr verschiedentliche Erneuerungen und Umgestaltungen.

Ende 15.Jh. arbeitete daran Baumeister Filarete, der wahrscheinlich, wie schon gesagt, das Rathaus abreissen lassen wollte, um mehr Platz den eingeplanten Domerweiterungen zu lassen. Ende 17.Jh. wurde der Dom auch von Carlo Fontana abgeändert, der u.a. die Kuppel in der Mitte des Transepts (Querschiffs) errichtete und die Apsis bis zur Via Mario Lupo verlängerte. Allerlei Ergänzungen daran erfolgten im 19.Jh.

Wenn man die Kirche betritt, sieht man links Madonna mit Kind und Heiligen des bergamaskischen Malers Gian Battista Moroni (1576); gegenüber, in der ersten r. Kapelle das Kruzifix mit dem Hl. Karl, der Madonna und St. Johann, dem Evangelisten vom bergamaskischen Maler Giovan Battista Cavagna (17. Jh.).

Die 2. I. Kapelle ist durch eine Anfügung von 1866 erweitert worden, und sie heisst Kapelle des Kruzifixes. Ihre Aussenverkleidung in roter Terrakotta ist gut sichtbar vom Hof der Domherren.

Am kleineren. I. Altar gibt es Marmorreliefs der Sieben Schmerzen der Madonna von Andreas Fantoni, dem grossen bergamaskischen Holzschnitzer, während der gegenüberliegende Altar nach Entwürfen von Filippo Juvara (1734) entstand. Hinter dem Hochaltar sieht man das hölzerne Chorgestühl von Carl Sanz (1695) und in der Mitte den Bischofsstuhl des grossen Schnitzers Andreas Fantoni. Die 2. I. Leinwand hinter dem Altar stellt den Märtyrertod von St. Johann, dem Bischof, von Gian Battista Tiepolo (1743).

In der Sakristei bewundert man andere Gemälde von Gian Battista Moroni, von Enea Talpino und jenes berühmte Porträt des Pfarrers Carminati von Fra' Galgario, dem bekannten bergamaskischen Porträtmaler aus dem 18. Jh. (seine Werke sind in der Accademia Carrara stark vertreten). In der Krypta, der Begräbnisstätte der bergamaskischen Bischöfe, bewahrt man ein Freskogemälde aus dem 14. Jh., ein Pluteus und eine Schnörkelsäule aus der alten Kathedrale.

Dem Dom gegenüber erhebt sich die Taufkapelle (Battistero) mit achteckigem Grundriss, der hier mit den Originalbauteilen von 1340 von Giovanni aus Campione, dem Baumeister der beiden Eingangsportale mit Vorbauten von Santa Maria Maggiore, wieder aufgestellt wurde.

An den Kanten des durch Säulchen geteilten Masswerkoberteils entlang stehen 8 Statuen aus dem 14. Jh., die Tugenden darstellend. Im Innern steht das ebenfalls achteckige Taufbecken von Giovanni aus Campione. Da sind Basreliefs angebracht, welche Episoden aus Jesu Leben plastisch erzählen.

Die Geschichte der Taufkapelle ist noch sonderbarer als die des Contarini-Brunnens.

Ihr ursprünglicher Standort war innerhalb von Santa Maria Maggiore, wahrscheinlich am Ende des Langschiffes oder des südwestlichen Nebenschiffes. Dort konnte sie z.B. der Dichter Petrarca anlässlich seiner Besichtigung von Bergamo bewundern.

Als aber 1660 die Taufzeremonien in den Dom verlegt wurden, blieb die Taufkapelle da ohne eigentliche Verwertung und man baute sie deswegen ab. Die einzelnen Bauteile wurden in einem Lager der Misericordia Maggiore (einer Wohltätigkeitseinrichtung) aufbewahrt.

Dann wurde sie 1856 im Hof der Domherren wiederaufgestellt; die Ber-gamasker waren aber mit dieser Lösung unzufrieden, weil sie sie als zu abseitsliegend betrachteten. Dann wurde 1898 die Taufkapelle an den Platz verlegt, wo sie heute steht.

Bei diesen Wanderungen erfuhr dieses Bauwerk einige Veränderungen. Das Dach wurde anlässlich der ersten Verlegung erneuert, bei der letzten Verlegung wurde die Basis abgeändert bzw. erhöht, sodass man die vertikale Linienführung betont hat. Somit ist aber das Denkmal etwas stilunecht geworden.

DIE COLLEONI-KAPELLE
Die Südseite des Platzes ist durch eine Flanke von Santa Maria Maggiore sowie auch der Colleoni-Kapelle gänzlich eingenommen, die in den Jahren 1473-76 an die obenerwähnte Kirche angebaut wurde.

Es entsteht für den Anblick des Beschauers ein glückliches Zusammenspiel von Bauelementen verschiedener Epochen und Stile: dem mittelalterlichen Grundton von S. Maria Maggiore steht das Renaissancejuwel gegenüber, wobei sich Einfachheit und chromatische (farbige) Effekte harmonisch ergänzen.

Das raffinierte spätrenaissancehafte Farbenspiel der Dekorierung ist nicht zufällig, es entspricht vielmehr einem symbolischen Bedürfnis, weil es auf die Wechselfälle des abenteuerlichen Lebens des Feldherrn und auf seine Charaktereigenschaften mit ihren krassen Gegensätzen andeuten. Der Kerl, der Renaissance-Mensch, wird durch diese klassische humanitas gepaart mit der religiösen Inbrunst verherrlicht.

Man nehme als Ausgangspunkt der Beobachtungen den Grundsockel mit den Basreliefs, ein Werk des Bildhauers Giov. Antonio Amadeo (oder Omodeo) aus Pavia, der gleichzeitig der Baumeister der ganzen Colleoni-Kapelle ist. (Er ist u.a. der Erbauer der Fassade der berühmten « Certosa » von Pavia).

Unter den Pfeilern, die die Fassade flankieren, gibt es Episoden aus dem Leben von Herkules (Herkules tötet den Löwen, Herkules zer-reisst Antheus, die Hydra von Lerna, der Stier von Kreta); den der Feldherr als seinen mythologischen Ahnherrn betrachtete. Zehn andere Episoden stammen aus dem alten Testament. Die Abwechslung von Heiligem und Profanem ist erkennbar auch sowohl in den Medaillons als auch in den Seitenlisenen, wo Porträts von Aposteln und von berühmten Männern und Frauen der Antike Platz finden.

Ueber den beiden mehrteiligen Fenstern sind weibliche Statuen angebracht, welche die Tugenden darstellen (das Tugendmotiv kommt auch im Innern der Kapelle zum Vorschein). Die Statuen aber, die das Portal umrahmen, stützen sich auf von Amedeo selber fein bearbeiteten Plinthen-Untersätze, die adelige Wappen und Putten darstellen. Diese Putten versinnbildlichen die Liebe des Colleoni zu den Künsten. Weniger offenkundige Hinwelse auf Kriegsleben und -Tätigkeit des Colleoni stehen zwischen den Säulchen, wo die mittleren beiden Säulchen verschiedene aufeinandergestellte Kanonenläufe wiedergeben sollen, weil die Kanonen zum ersten Mal In der Schlacht von der Rlccardina von Colleoni benutzt wurden.

Im Portaltympanon steht die Versinnbildlichung von Gott Vater mit Engeln, und da die drei Engel einen Schleier, den Leichenschleier, tragen, bedeutet der Eingang zur Kapelle gleichsam den zum Himmel.

Auch die Rosette übte vielleicht eine zweifache symbolische Funktion. Einerseits, wenn man sie als Glücksrad auffasst, bedeutet sie, dass der Feldherr, dargestellt in einer obenstehenden Statue, unbesiegt starb; andererseits, wenn man sie als Sonnenscheibe betrachtet, weist man auf die Geschichte von Joschuah hin, der die Sonne anhielt, eine Geschichte, die auch im Innern der Kapelle malerisch wiedergegeben ist. Das wäre von der Tatsache bestätigt, dass die beiden Fenster die Rosette festzuhalten scheinen.

Der Held würde so mit Joschuah in Beziehung treten und so quasi eine sakrale Dimension aufnehmen, nach dem Geschmack der Renaissance eine historische « summa » in sich darstellend. Da ist auch ein Hinweis auf Moses, insofern auch der bergamaskische Feldherr der Bewässerung unseres Bezirks eine grosse Bedeutung beimass. Moses' Symbol liegt in jener armleuchterförmigen Säule mit Schlange von der kleineren höheren Rosette.

Der Feldherr war aber vor allem ein « imperator » und wollte diese Bezeichnung auch über seinem Grab haben, wo man in einer Inschrift behauptet, er habe 24 Jahre zuzüglich Julius Cäsar Regierungsjahre (Cäsar ist in der I. Nische abgebildet) plus derjenigen von Trajan (in der r. Nische abgebildet) geherrscht.

Im Inneren, direkt dem Eingang gegenüber, kann man das Grabmal von Bartolomeo Colleoni bewundern, dessen Leichnam seit kurzem im unteren Sarkophag liegt; im oberen liegt seine Frau. Das Denkmal stammt noch von Omodeo (1471-1475). Das vergoldete Holzreiterstandbild ist dagegen ein Werk des Deutschen Leonhard Syri aus Nürnberg (und von seinem Gesellen Sisto); es geht auf das Jahr 1501 zurück und ersetzte ein vorhergehendes aus Marmor.

Die Basreliefs der Sarkophage stellen Episoden aus dem Neuen Testament dar, drei kleine Statuen versinnbildlichen die Tugenden. Beachtenswert ist links auch das Grabmal von Medea, der Lieblingstochter von Colleoni, die frühzeitig starb und mit einem ausgestopften Vögelchen darin begraben wurde. Dieses Grab hatte Colleoni dem Omodeo 1471 für seine innig geliebte Tochter bestellt, das 1842 hierher aus Colleonis Schloss von Urgnano verlegt wurde und einige Veränderungen in der Anordnung der übrigens ursprünglichen Bauteile erfahren hat. Unter Medeas Denkmal befinden sich bei einer Bank aus Nussholz wunderbare Einlegearbeiten mit Szenen aus dem Alten Testament von Giacomo Caniana (1780-85). Die verschiedenen Einlegehölzer sind nicht bemalt sondern durch ein besonderes Verfahren (durch Sandeinstrahlung bzw. mit rotglühenden Nadelspitzen) behandelt worden.

Oben hängt das Gemälde von Giuseppe M. Crespi (1737) und stellt den die Sonne anhaltenden Joschuah dar, was vielleicht zur Symboldeutung der Fassade beiträgt.

Weiter oben befindet sich das Fresko von Giovan Battista Tiepolo: Predigt in der Wüste von St. Johann dem Täufer, das die typischsten Züge von Tiepolos Malkust aufweist: realistische Darstellung von Personen, ziegelfarbene und graue Töne, die Figuren sind von unten aus gesehen.

Noch von Tiepolo sind die anderen Freskogemälde über dem Eingang die Enthauptung von Johann dem Täufer; über Colleonis Grabmal Jesu Taufe. In den Zwickeln 4 weibliche Gestalten: die Weisheit, die Gerechtigkeit, die Liebe, der Glaube. Der berühmte Meister hatte sie im Jahre 1733 beendet.

Weiter von Tiepolo sind die Fresken darstellend den Evangelisten St. Markus und den Märtyrertod von St. Bartholomäus (restauriert) im Presbyterium.

Neben dem Altar, der von marmornen Schnörkelsäulen und einem kunstvollen Chorgestühl umrahmt ist, hängt ein gelungenes Bild von Angelika Kaufmann, einer Bekannten von Goethe in Rom.

Der Bau dieser Kapelle wirft ein Licht in die selbstbewusste Psychologie des Feldherrn, der sich um Venedig und Bergamo verdient fühlte. Er hatte tatsächlich nicht nur das Gebiet verteidigt sondern anch Wohltätigkeits- und Friedenswerke vollbracht, indem er 2 Kanäle bauen Mess, die Thermalbäder von Trescore gefördert und überhaupt die Märkte aktiviert hat.

Er ist, wenn man seine Zeit berücksichtigt, Venedig im allgemeinen treu geblieben und war ein grosser Stratege, der sogar die einfallenden Franzosen in einer Feldschlacht geschlagen hat.

Sicher hat er gewalttätig gehandelt, u.a. als er die alte Sakristei von Santa Maria Maggiore mit seinen Truppen besetzen und abreissen Mess, um seiner Kapelle Raum zu verschaffen (wie schon gesagt, hatte er vielleicht sogar das Rathaus abreissen lassen wollen, das gewissermassen seine Kapelle in den Schatten stellte).

Die Genehmigung zum Abbruch der alten Sakristei errang Colleoni dadurch, dass er versprach, eine schönere, weiträumigere bauen zu lassen. Er starb aber 1475, ehe er sein Wort hinsichtlich des Sakristeineubaues halten konnte. Er war achtzig Jahre alt geworden.

Schliesslich beschlossen die Regenten der Basilika, Venedig anzugehen, damit es den dem Feldherrn zustehenden fälligen Betrag zum Zweck des Sakristeineubaus zahlte. Venedig schickte 200 Golddukaten, die zum Bau der Sakristei durchaus ungenügend waren. Die Bauarbeiten begannen trotzdem am 14. März 1485.

Die neue Sakristei, an die Apsis von Santa Maria Maggiore angelehnt, wurde 1491 vollendet. Sie befindet sich zum Athenäum hin und man kann um sie draussen herumgehen. Der Stil davon ist der von Bramante (Renaissance) und sie fügt sich ziemlich harmonisch in die übrigen architektonischen Kirchenbauelemente, obwohl sie die Apsis ein bisschen verdeckt, die einer der schönsten Anblicke in der Stadt ist.

DIE BASILIKA S. MARIA MAGGIORE
Die Kirche, die anstelle eines vorherbestehenden Kirchleins Santa Maria Antiqua errichtet wurde, dessen urkundliche Erwähnung auf das Jahr 774 zurückgeht, war wahrscheinlich ein Werk der Frömmigkeit der Gläubiger infolge irgend einer Seuche, oder aber der Bevölkerungszuwachs machte den Bau einer grösseren Kirche sowieso unvermeidlich.

Eingeplant wurde sie von Baumeister Fredo, begonnen um 1137. Der Bauplan sah einen Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes, (das in der Längsachse ein wenig verlängert war), eine achteckige Kuppel, zwei Hauptportale (im Norden und im Süden) und zwei kleinere Portale vor.

Man kann heute noch das ursprüngliche Schema rekonstruieren, wenn man die neue Sakristei und die Colleoni-Kapelle wegdenkt (die der Kirche eine kleinere Apsis entzogen hat) und wenn man auf die recht schönen erhalten gebliebenen Apsiden ein besonderes Augenmerk richtet, die mit Säulchen, Spitzbögen, langen und ge-laibten Fenstern reichlich ausgestattet sind.

Das Dach (man kann es vom Glockenturm aus sehen) ist mit Schiefersteinen bedeckt, genauso wie die Almhütten im bergamaskischen Hochgebirge, und diese Bedachung entspricht diesem wuchtigen Bau vollkommen.

Das Äussere ist das Einzige, abgesehen von wenigen Zufügungen, was die mittelalterlichen Eigenschaften beibehalten hat und man kann das durch einen Rundgang um die Kirche herum einwandfrei feststellen, wobei sich dem Beschauer so viele eindrucksvolle Anblicke anbieten werden.

Schauen wir mal den Vorbauten zu. Nehmen wir uns den nördlichen vor, der auf das Domplätzchen blickt und sich links von der Col-leoni-Kapelle befindet.

Giovanni aus Campione, der auch die übrigen Portale durchgeführt hat, hat diesen Vorbau zwischen 1351 bis 1353 errichtet: der Kirchenbau hatte Unterbrechungen erfahren, wie man aus dem Farbenwechsel der Steine, eine Querlinie entlang von links oben nach rechts unten, bemerken kann.

Der Baumeister, der zugleich ein Bildhauer war, hat diesem Portal eine besondere farbige Note gegeben (vielleicht weil es dem Norden ausgesetzt ist), indem er die drei Marmorfarben abwechselnd benützt hat: rot, weiss, schwarz. Die rote Farbe überwiegt. Rot sind tatsächlich die Löwen und die den Bogen stützenden Säulen. Weissrot ist die Mauer, welche den Bogen auskleidet. Die Gewölberhomben sind dreifarbig.

Die Vortreppe, wodurch der Baumeister den Niveauunterschied zwischen Portal und Platz überbrückt hat, besteht aus weissen und schwarzen Stufen.

Man bemerke die Ornamentierungsvielfalt der Portalleibung, wo allerlei Figuren (Köpfe, Krieger, Tiere) die geometrischen Deko-rierungselemente abwechselnd ablösen. Ueber dem Bogen ist eine dreiteilige Loge, die das Reiterstandbild von St. Alexander und an seinen Seiten der Hl. Barnabas bzw. der Hl. Vinzenz beherbergt. Die kleine darüberliegende Loge mit Statuen der Madonna zwischen der Hl. Esteria und der Hl. Grata von Andreolo de Blanchis ist eine Anfügung von 1936.

Wenn man nun unseren Rundgang zum Athenäumplatz hin fortsetzt, findet man an die Mauer angeschlagene mittelalterliche Eisenmasstäbe, die Masseinheiten darstellten, in einer Zeit, wo keine einheitlichen Nationalmasstäbe existierten.

Weiter sieht man ein Portal von 1367 von Giovanni aus Campione. Ueber dem gelaibten Spitzbogen gibt es einen gotischen Bogen mit kleinen Figuren mit dem Gekreuzigten (in der Mitte) und die Madonna und St. Johann an den Seiten.

Die Lünette, die ein Maria Geburt darstellendes Basrelief mit den Heiligen Elisabeth und Susanne enthält, ist vielleicht aus dem 12. Jh. Man gewahrt auch Freskospuren.

Wenn man die neue Sakristei umschreitet und die Apsls und den von Bertolasio Moroni aus Albino erbauten Glockenturm bewundert, dessen Spitze im 15. Jh. ausgebaut und 1591 in einer Mischung venetianischer Gotik und Barock beendet wurde, gelangt man zur Südseite der Kirche, wo ein anderer Vorbau steht.

Mit tüchtigen aber weniger zahlreichen Farbeneffekten erbaut, stammt dieser vom Jahre 1360 von Giovanni aus Campione. Hier wird das Gewölbe von zwei weissen Löwen und zwei Telamo-nen gestützt, die Säulen und Konsolen aus dunkelrotem Marmor tragen. Schön ist der Schmuck der Laibung, trotzdem ist er einfacher als im Nordportal.

Der Vorbau endet mit kleinen Bögen, die Christus mit den 12 Aposteln, an den Seiten Heilige und Baumeister darstellen. Darüber ist die Gründungsjahreszahl der Kirche eingegraben; die gotische Fiale, die das Portal vervollkommnet, ist eine Zufügung aus dem Anfang des 15. Jhs. Unweit davon, links, befindet sich das darauffolgende kleinere Portal, das 1521 von Pietro Isabello errichtet wurde.

In der Lünette wird ein Freskogemälde vom 16. Jh. gezeigt: Maria Geburt. Das dieser Pforte vorliegende Plätzchen hat seinen Namen von der Kirche.
Auf dieses Plätzchen sieht die ehemalige Diözesanbank (eine jetzige Zweigstelle der Volksbank) vom 16. Jh. am Anfang der Via Arena.

Dieses Haus war reichlich bemalt, heute aber sieht man nur, trotz Restaurierungsarbeiten, Freskospuren zwischen zwei Fenstern. Links von der Kirche liegt das mittelalterliche Backofenhaus, später Haus des Priors genannt, das wegen seines soliden Aufbaus sowie des schmucken Gesimses in Terrakotta auf der linken Seite von Via Arena sehenswert ist.
In der Nähe scheint die Waffengesellschaft ihren Sitz gehabt zu haben, deren Zweck nach den Gemeindestatuten die Verteidigung der Stadt in Notzeiten war.

In einer der beiden Arkaden, worüber das Haus ruht, wurde 1950 ein romanischer Sarkophag untergebracht, der unter dem Fussboden von S. Maria Maggiore aufgefunden und eine Weile neben dem Vorbau gelegen hat.

Etwas weiter vorne schwingen sich zwei Bögen über einen Brunnen aus dem 13. Jh., antescolis genannt.

Dank einer Sanierungsarbeit ist es möglich von hier zu einer reizenden Weitung zu gelangen, die vom Tempelchen des Heiligen Kreuzes (Tempietto di Santa Croce) eingenommen wird, das vor 1000 n.Chr. erbaut wurde. Es ist eines der ersten in romanischer Kunst verfertigten Bauten in Bergamo.

Der Weg durch die Aula della Curia (Aula der Kurie) führt zum Domplatz zurück. Diese Aula ist eine durch einen Bogen zweigeteilte Halle, wo Fresken vom 13. bzw. 14. Jh. aufeinanderfolgen, oft sind sie sogar mit seltsamer Primitivität überlagert.

Man trifft auf Szenen aus Christus' Leben, wie die Fusswaschung, das letzte Abendmahl, eine Verkündigung, links einen sonderbaren Christus als Weltenrichter, mit Christus, der einen Dolch zwischen den Zähnen hält, dem gegenüber auf einen Christus, der die Seelen im Paradies segnet.

Wenn man den grossen Bogen überschreitet, sieht man ein Gitter, das ein zweiteiliges Masswerkfenster schützt, das vor kurzem entdeckt wurde, weil es vermauert worden war, worin die zwei ersten bergamaskischen Bischöfe abgebildet wurden: St. Narno und St. Viatore; in der Lünette St. Alexander zu Pferd.

Es scheint, dass dieser grosse Bogen, sowie auch der sich über dem kleineren nördlichen Portal schwingende Bogen eine Art Strebebogen für den Kirchenbau infolge des grossen Erdbebens von 1222 bedeutet. Moses und das Wunderwasser darstellend, von 1670.

Machen wir jetzt einen Kirchenrundgang im umgekehrten Uhrzeigersinn.

Längs der Wände des Nebenschiffes trifft man auf eine Verkündigung auf dem ersten von neun toskanischen Gobelins, die in den Jahren 1580-1586 verfertigt worden sind. Dicht an der Ecke steht ein Beichtstuhl des Andreas Fantoni aus Alzano (in der Provinz), der als grosser Barockschnitzer und Bildhauer sehr bekannt ist. Dieser Beichtstuhl, aus einem einzigen Baumstamm angefertigt, stammt von 1705.

Zwei Grabmäler im Hintergrund zwischen den Schiffen sind den berühmtesten Komponisten von Bergamo gewidmet: das erste ist für Gaetano Donizetti vom Bildhauer Vincenzo Vela aus dem Jahre 1855, das zweite an Simon Mayr, Donizzettis Lehrer (1852), von Innocenzo Fraccaroli geschaffen worden.

Zwischen beiden Grabmälern hängt ein flämischer Gobelin, der in lebhaften Tönen eine Kreuzigungsszene wiedergibt (17. Jh.). Darüber befindet sich die bemalte Leinwand von Luca Giordano, den Zug durch das Rote Meer.

Am Ende des r. Nebenschiffes steht das Grabmal an Kardinal Gu-glielmo Longo (oder Longhi), ein Werk von Ugo aus Campione (1319-1320), das von der aufgehobenen Franzkirche hierher verlegt wurde.

Der Kardinal, gebürtig aus Adrara S. Martino in der Provinz, verfügte ausdrücklich in seinem Testament, in der Stadt Bergamo begraben zu werden, obwohl er hier niemals seines Amtes gewaltet hatte, da er an die wichtigsten italienischen Höfe berufen wurde, um dort wichtige Aufträge durchzuführen.

Er war nicht nur ein Theologe sondern auch mit den Gebieten des kanonischen bzw. zivilen Rechts wohl vertraut. Unter anderem hat er auf dem Wiener Konzil Papst Bonifatius VIII. gegen Philipp den Schönen von Frankreich verteidigen müssen.

Unweit des Ausgangs in der Nähe des Südportals (des Hauptausgangs) ein weiteres Freskogemälde in der alten Giottos Manier. Es handelt sich um den Baum von St. Bonaventura von 1347. Weiter schreitend findet man neben der Liegefigur des Heiligen stehen v.l.n.r. Santa Chiara, der Hl. Franz und die Jungfrau; rechts vom Hl. Bonaventura ist der Ghibelline Guidino Suardi kniend dargestellt, dem das Gebäude am Schuhmarktplatz (jetzt Platz der Standseilbahnstation) gehörte.

Zwischen den Baumästen sind Episoden aus dem Leben von St. Bonaventura ersichtlich.

Das Fresko ist teilweise von der bemalten Leinwand von Pietro Liberi (1661) überdeckt worden, die die Sintflut darstellt und mit schweren Stuckverzierungen umrahmt ist.

Auf diese östliche Seite öffnen sich die Nebenkapellen beiderseits des Hochaltars.

In der ersten von rechts kann man eine bemalte Leinwand von Francesco Bassano d. Jr., das letzte Abendmahl (1586), bewundern. In der zweiten Christus von einem Kranz von Heiligen umgeben von Antonio Boselli, 1514.
In der ersten von links eine Madonna mit Heiligen (1584) von Gian-paolo Olmo.

In der zweiten (worin es einen Eingang zur Sakristei gibt) St. Johann der Evangelist von Gian Paolo Cavagna (1589). Gerade über der Eingangstür zur neuen Sakristei trägt eine Lünette ein Basrelief mit dem segnenden Christus aus einer Schule vom 14. Jh.

Der Hochaltar, der von 2 Schwarzweissmarmorkanzeln aus dem frühen 17. Jh. sowie durch bronzene Armleuchter vom späten 16. Jh. umrahmt ist, ist von der übrigen Kirche durch Holzschranken getrennt. An dieser Holzschranke sieht man wunderbare Einlegearbeiten, die von G. F. Capoferri und Giovanni Belli zwischen 1522 und 1555 nach Zeichnungen von Lorenzo Lotto ausgeführt wurden.

Darin sind ersichtlich: der Zug durch das Rote Meer, die Sintflut, die Arche Noahs, Judith und Olofernes, David und Goliath, alle in meisterhafter Abbildung und nach demselben Verfahren dargestellt wie die Einlegearbeiten in der Colleoni-Kapelle. Für die Beleuchtung dieser Intarsien zwecks besserer Beobachtung wende man sich an den Küster.

Ueber dem Chor hängt, um die Apsis herum, eine Leinwand von Cammio Procaccini (1596), welche die elf Apostel um das leere Grab von Maria wiedergibt.

Ueber den langen gelaibten grossen Fenstern hängt ein Gemälde von G. P. Cavagna von 1593: Maria Himmelfahrt. F. Bassano hat hingegen die vier Gewölbeovale mit Szenen aus Maria Leben bemalt.

Wenn man mitten in der Kirche einen letzten Blick nach oben wirft, bemerkt man die achteckige Kuppel mit manierierten Stuckverzierungen, die hintenan das Fresko von Gian Paolo Cavagna zeigen: die Krönung der Jungfrau von 1615; an den Emporen stehen die alten vergoldeten Orgeln, deren eine, die rechte, eine Vigezzi-Bassi Orgel, eine der besten Orgeln Italiens ist, auf deren Fronten sich links eine Anbetung der Hirten von Gian Paolo Cavagna (16. Jh.) hervorhebt, rechts eine Anbetung der 3 Könige von Enea Salmeggia (oder Salmeza), Talpino genannt (1595).

Es ist möglich, wenn man den Wärter darum bittet, die Frauenemporen zu besichtigen, deren Oeffnungen auf das Kircheninnere vermauert worden sind. Der Gang zeigt neue Fresken und anmutige Säulchen.

DIE BORGHI (VORORTE)
Sie verbanden die obere Altstadt mit der darunterliegenden Ebene in Richtung Täler, Brescia, Venedig, Crema, Mailand, Lecco, Como. Zuerst wiesen diese Vororte nur Arbeiterhäuser, Warenlager, Wirtshäuser u. dgl. auf, weil Banditen und Soldatesken Patrizierhäuser ausserhalb der Stadtmauern unsicher machten. Nach der Erbauung der sog.

Muraine, der kleinen Stadtmauern (1430-1450], die einen grossen Teil der Abhänge und der Unteren Stadt umringten, nach der fast erstickenden venezianischen Um-mauerung der Oberen Stadt, sowie auch nach der Einwanderung aus der Provinz wurden diese Vororte dicht bevölkert und bald erschienen zahlreiche Patrizierwohnungem im lombardischen Stil vom 16., 17. u. 18. Jh.

Um diese Vororte mit ihren gewundenen Gassen besser kennenzulernen, möchten wir dem Besucher dringend raten, diese Vorstadtstrecken zu Fuss zurückzulegen.

Borgo San Leonardo - Es ist der grösste und geschäftlich lebhafteste Vorort des alten Bergamo. In seinem flachländischen Teil besteht er aus einer Reihe von Strassen, die aus den Nachbarstädten herankommen, so etwa Via Moroni von Mailand, Via S. Bernardino von Treviglio, Via Ouarenghi von Crema, Via Broseta von Lecco und Como, die alle in einen Punkt zusammenlaufen, der heute noch Cinque Vie (Fünf Strassen) heisst und auf den Piazza Pontida, den Pontidaplatz, mündet, der einst auch Holzplatz genannt wurde.

Die verschiedenen Waren wurden von obigen Nachbarstädten von hier über die Via XX Settembre zum Jahrmarkt oder zur Oberen Stadt geleitet. Die Laubengänge von Piazza Pontida stammen aus der Mitte des 15,Jhs. und waren u.a. bei jedem Wetter ein guter Treffpunkt für allerlei Händler, Geschäftsleute, Bauern usw. Da fehlten nicht die Wirtshäuser und kleine Gasthöfe, die dort bis vor kurzem erhalten blieben. Spuren von breiten Stallungen in weiten Innenhöfen sind erkennbar in der Via Moroni, in der Via San Bernardino gegen Süden, in der Nähe der jetzt verschwundenen Zolltore. Via dei Carozzai (Strasse der Fuhrleute) verbindet diese letztgenannten Strassen.

Der Pontidaplatz war auch ein Treffpunkt für Marionettenspieler, mundartliche Dichter, Volkssänger u. a. m., weswegen an diesem Platz die Büste des bergamaskischen mundartlichen Dichters Pietro Ruggeri aus Stabello, in der ersten Mitte des vorigen Jh. aufgestellt worden ist.

Das sog. Ducato (Herzogtum) von Piazza Pontida sorgt für wohltätige Zwecke aber auch für die Aufrechterhaltung des bergamaskischen Volkstums.

Alljährlich, und zwar am Donnerstag zu Mittfasten, findet hier ein Volksfest mit Feuerwerk, Vortrag von Dialektgedichten, Gesängen statt. Am Ende des Festes, das am Abend erfolgt, wird die « Alte » auf einem Scheiterhaufen zersägt.

Es handelt sich um das berühmte « rasgamento de la egia », und die Alte, in Form eines Popanzes, versinnbildlicht jeweils einen aufzuhebenden Misstand in der Stadt Bergamo und geht auf alte überlieferte Bräuche zurück.

Wenn man nun den Platz über die zum Stadtzentrum führende Via XX Settembre verlässt, sieht man rechts die Chiesetta S. Leonardo, Leonhardskirche, die barock erscheint aber tatsächlich viel älter ist.

Diese Kirche hat dem Vorort den Namen gegeben. Das Radfenster und die beiden eingemauerten Seitenfester aus dem 14. Jh. sind die einzigen Ueberreste des Mittelalters an dieser Kirche, welches wegen der vielen Erneuerungen nicht mehr so recht zum Vorschein kommt. Im Innern, am 2. I. Altar sieht man eine bemalte Holzstatue vom schöpfungsreichen Andreas Fantoni (s. S. Maria Maggiore).

Von da an steigt der Borgo zuerst sanft über die Via S. Alessandro zur Oberen Stadt hinan, bis man nach kaum zweihundert Metern auf die grosse Kathedrale Sant'Alessandro in Colonna (St. Alexander an der Säule) trifft, die Werke von L. Lotto, Enea Talpino, Roma-nino, Bassano, Zucchi u. a. m. enthält.

Die Kirche entstand 1447 und wurde 1780 erneuert. Die Fassade wurde vom Barnabitermönch M. Cortinovis geschaffen. Der Glockenturm ist von 1905.

Der zum Christen gewordene römische Zenturio Alexander wurde hier, wo die römische Säule steht, 288 n. Chr. enthauptet und als volkstümlicher Märtyrer später zum Stadtpatron ernannt. Schon im 5.Jh. wurde ihm eine Basilika geweiht; daneben lag eine für einen Markt bestimmte Wiese.

Alljährlich findet anlässlich der Schutzpatronfeier der « Mercatone di S. Alessandro », der Grossmarkt St. Alexander, d.h. ein Viehmarkt für braune Alpenrinder oder scheckige der holländischen Rasse, sowohl für Zucht- als auch Schlachtzwecke statt.

Diese Marktschau dauert zwei Tage auf dem Areal des Markt-Schlachthofes in der Via Tonale an der Stadtgrenze mit Seríate.

Anlässlich der Alexanderfeierlichkeit ist für diese Kirche ein Generalablass gültig.

In der Stadt Bergamo liegen 3 Statuen und mindestens fünf Fresken, die die Bedeutung von St. Alexander betonen. Dazu gibt es noch die zwei vergoldeten Kirchturmstatuen, die eine hier auf dem Kirchturm, die andre auf der Kirche Sant'Alessandro in Croce.

Die Säule auf dem Kirchvorplatz steht traditionsmässig an der Stelle des Märtyrertodes des Heiligen, aber die oberen Säulenfragmente sollen von anderswoher kommen, nur das untere Stück soll echt sein. Die ganze Säule wurde vom Bischof Emo 1618 enthüllt. Wenn man die Kirche nun verlässt, geht man aufwärts die Via S. Alessandro entlang, die von der neulichen Via Garibaldi durchschnitten wird. An einem Internatsgebäude vom vorigen Jh. vorbei biegt man nach rechts in Vicolo delle Torri, die Turmgasse, ein, wo zwei grosse Quadergrundlagen, mächtige Torbögen, Fenster aus dem 13. Jh. und zwei Türme die einzigen Ueberreste einer mittelalterlichen Burg darstellen.

Unweit davon liegt das Benediktinerinnenkloster, ein grosser 1516-1522 von Pietro Isabello errichteter Baukomplex. Er darf nicht besichtigt werden, da er ein Klausurkloster der Benediktinerinnen ist; nur die Kirche bleibt am Sonntagmorgen zur hl. Messe offen.

Es ist besser durch eine auf obige Strasse gehende Tür einzutreten und da sind wir im kleinen Eingangskreuzgang angelangt, der viele Profil- und Bogenschmuckarbeiten, die horizontale Linienführung von Gebälk und Lünetten zeigt. Die letzten enthalten von Baschenis 1597 bemalte St. Benedikt betreffende Lebensepisoden.

Weiter oben, ungefähr vor der jetzt geschlossenen Karlskirche wird man nochmals Linienführung und Gestaltungsproportionen des Benediktinerinnenklosters mit seinen warmen Terrakottadekorationen überblicken können.

Jetzt steht man vor einer Abzweigung. Beide Strassen führen zum selben Punkt, weil sie eine ehemalige Bastei, fortino (kleine Festung) genannt, umschliessen: rechts geht ein reizendes, zwischen zwei Mauern steigendes steiles Gässchen aufwärts; links gibt es die Fortsetzung von Via Sant'Alessandro, die nach wenigen hundert Metern voll Windungen mit alten zur Linken liegenden Häusern, « Paesetto » (Dörfchen) genannt, ihren Lauf vor einer Durchfahrt mit einem Obelisken auf beiden Seiten abschliesst, wo einmal eine Zollschranke existierte {Porta del Paesetto).

Links erblickt man das Kirchlein Madonna del Giglio (Lilienmadonna), 1660 zur Erinnerung an ein Wunder erbaut; gegenüber sieht man auf dem sog. Fortino einen neulichen Bau des frühen 20. Jh., an der Mauer hängt eine Gedenktafel zur Erinnerung an den Abbruch einer Dominikanerkirche und der Befestigungsanlage zur Verteidigung der Holzbrücke (1585), die zum marmornen Jakobstor führte (die gegenwärtige lange steinerne Brücke stammt aus 1780).

Links führt die Via Tre Armi zuerst durch ebenes Gelände nach Borgo Canale, zum Alexandertor und dadurch zum Colle Aperto (offnem Hügel). Es handelt sich um eine interessante Strasse am Fusse der wuchtigen Stadtmauern, wobei man von unten Einzelheiten von Bollwerken, Glacls, Ecken und Schnäbeln beobachten kann.

Borgo Palazzo - Kurz nach Seriate erreicht man den Stadtbereich von Bergamo durch Borgo Palazzo, der den Zugang für den Strassenverkehr aus Brescia, Cremona, Tonale-Pass darstellt. Auch zur Zeit der venezianischen Herrschaft war dieser Borgo der offizielle Eintritt in die Stadt, obwohl kein feierlicher, weil Borgo Palazzo eigentlich ausserhalb der Muraine, der kleinen Stadtmauern aus dem 15. Jh., lag (die zu Anfang des 20. Jh. abgeschleift wurden).

Das eigentliche Stadteingangstor befand sich bei Porta Sant'Anto-nio (Antonstor) bei der gegenwärtigen Kreuzung Via Frizzoni/Via Camozzi. Eine bescheidene Vorstadt also, besonders im ersten Abschnitt von der Umgehungsstrasse bis zum Annaplatz, wo einmal viele Stallungen lagen, deren breite « Steinschienen » unter einigen Toren, so in den Nrn. 77 bzw. 63, noch ersichtlich sind. Elende eingeschossige Häuser (von Nr. 63 bis Nr. 59) erinnern an die Funktion dieses Vororts.

Nachdem viele alte Häuser vor ca. 60 Jahren abgerissen wurden, entstand Piazza Sant'Anna, der Annaplatz, nach der gleichnamigen am Platz liegenden nach dem Geschmack des vorigen Jahrhunderts errichteten Kirche benannt, die Hauptstrasse gewinnt ein würdigeres, gepflegteres Aussehen. In der Nr. 39 ein schöner Innenhof mit Laubengang des späten 17. Jhs. mit zwei übereinanderliegenden kleinen Logen. In der Nr. 31 liegt ein klassizistisches Palais mit kostbaren schmiedeisernen Baikonen.

Hinter der Kurve steht eine Brücke über die Moria (einen Sturzbach); diese Brücke stammt aus dem 16. Jh. und ist St. Nepomuk, dem Patron der Ertränkten, zugeeignet, dessen hiesiges Standbild ein Werk von Giovanni Sanz (1747) ist. Nach der Brücke steigt der Weg an. In der Nr. 21 gibt es einen interessanten Innenhof mit Bogengang, Logen und schmiedeisernen Ornamenten.

Hier soll eine langobardische Festung nebst Palast gestanden haben, wovon der Name des ganzen Vororts hergeleitet ist. Nach ein paar hundert Metern nimmt der Borgo ein Ende, da er rechts von Via Frizzoni, links von Via Camozzi begrenzt ist.

Ehe man diese Strassenkreuzung überschreitet, möge man links ein imposantes Gebäude vom Ende des 18. Jhs., Palazzo Camozzi (Nr. 31 u. 1} beachten, wo die quadratischen Höfe eine viel ältere Existenz verraten als die Fassade; gegenüber, auf einer Strassenweitung sieht man eine eingemauerte Tür aus dem 13. Jh. mit einer Lünette, deren Freskomalerei Madonna mit Kind und zwei Heiligen wiedergibt und ein Ueberbleibsel des Kirchleins St. Anton in foris ist.

Die Wandmalereien des Inneren, das jetzt ein Warenlager geworden, sind nunmehr im alten Rathaus in der Oberen Altstadt untergebracht.

Borgo Pignolo - Von hier ausgehend, beginnt dieser Vorort, der ehemals Borgo Sant'Antonlo hiess. Hier stand das gleichnamige Tor, und unter dem Schutz der Stadtmauern aus dem 15. Jh. konnten die Gebäude gepflegt und verziert werden.

Auch in diesem Stadtteil können wir wichtige Paläste mit Prunkfassaden bemerken, die aber harmonisch von bescheideneren Bauten abgelöst werden, die wiederum einige Merkmale aus dem 16. bzw. 17. Jh., wie etwa ein Tor oder Tür, irgendeinen Innenhof mit Bogengang aufweisen können.

So z.B. in der Nr. 11, wo zwei achteckige Pfeiler sowie auch die Abwechslung der Säulchen in den beiden Logen das 15. Jh. ins Gedächtnis rufen; ebenfalls in der Nr. 19 mit dem Innenhöfchen, wo das Gesims in abgenütztem Sandstein auf kräftigen Säulen mit jonischen Kapitellen und der darüber liegenden mit dicken Pfeilern versehenen Balustrade ruht, welche sich auch in die linke Blendseite fortsetzt.

Nr. 23 kann man einen anderen sehr zierlichen kleinen Hof beobachten. Er besitzt einen Laubengang und drei Logengeschosse, wo alles, wie Profile in Terrakotta und Gestein, elegante Kapitelle, Sgraffiti-Dekorierung einen kontrastierenden Licht-Schatten-Effekt solider Grazie aus dem 16. Jh. bildet. Der Bau dieses Gebäudes wird Pietro Isabello zugeschrieben.

Um aber die sauberen Bewegungen der Baustrukturen dieses ber-gamaskischen aus Venedig gebürtigen Baumeisters besser beurteilen zu können, möchten wir auf die gegenüberaufragende Chiesa di Santo Spirito (Heiliggeistkirche) hinweisen, die eines der repräsentativsten Bauwerke dieses Künstlers darbietet.

Diese Kirche tritt auf die Via Torquato Tasso und war ein Teil eines grösseren im 14. Jh. entstandenen Baukomplexes, der aus einem Tempel, einem Spital, zwei Kreuzgängen bestand (der erste Kreuzgang mit kleiner Loge und achteckigen Pfeilern aus guterhaltenen Ziegelsteinen ist sichtbar, wenn man in ein Gasthaus, Nr. 88, eintritt; der zweite im 17. Jh. renovierte Kreuzgang ist durch zwei öffentliche Passagen von der Via Tasso her, Nr. 84 und Nr. 72 erreichbar).

Die Kirchenfassade betrachtend, wird man leicht die architektonischen Ueberlagerungen entdecken können, die aus dieser unvollendeten Vorfront das Resultat mittelalterlicher bzw. renaissancehafter und barocker Konzeptionen machen. Als Vollendung dieses Kompositums hängt an der Fassade ein bronzener Block, die Erleuchtung des Heiligen Geistes darstellend, ein Werk des Corner Bildhauers Francesco Somaini aus dem Jahre 1971.

Das Innere dieser Kirche S. Spirito aus dem 14. Jh., die von Pietro Isabello 1530-1535 erweitert bzw. erneuert wurde, fällt wegen der Reihe der zwölf grossen Säulen, der Wandfriese und der Gewölbe der zehn Kapellen auf, die mit winzigen geometrischen bearbeiteten Höhlungen ausgestattet sind. Beherrschend ist das straff gegliederte Gesims, das von Kapitell zu Kapitell das ganze Innere durchläuft.

Seine Spannung aber wird von den in die Kapellen eingelassenen Bögen sowie durch die luftige um zwei Jahrhunderte spätere Einwölbung (des bergamaskischen Architekten Giovan Battista Ca-niana) beträchtlich erleichtert, was dem Ganzen eine ausserordentliche Helligkeit verleiht.

Einige Altarbilder der Kapellen, in die kostbaren architektonischen Strukturen von Isabello eingefasst, verdienen eine weitere Beobachtung.
Von links weiterschreitend: in der ersten Kapelle St. Johann der Täufer mit anderen Heiligen von Andreas Previtali (1515); in der zweiten ein sechsflügeliges Altarbild von Ambrogio Fossano, Bergognone genannt (1508); in der dritten ein prunkvoller vergoldeter Altar mit einer Madonna des Guten Rates, des Gegenstands einer traditionsreichen lokalen Verehrung.

Da brennen fortwährend Kerzen vor dem Tabernakel (die im Gemälde abgebildete Madonna eines unbekannten Künstlers soll die Augen auf- und zugemacht haben, weswegen sie nach dem Fertigbau eingerahmt wurde und deren Nachbildung in der Sakristei aufbewahrt ist; in der fünften die Grabmäler von Domenico und Agostino Tasso, den Begründern einer grandiosen Postorganisation in ganz Europa schon ab 15. Jh.

Vor dem hierher im vorigen Jh. aus einer anderen Kirche verbrachten Altar des 17. Jhs. ist die von den Verordnungen des II. Vatikanischen Konzils vorgeschriebene Esstischplatte für die Hl. Messe aus drei zusammengefügten Dekorationsbruchstücken (sowie aus drei Statuen des Isabello) zusammengesetzt worden.

In der fünften Kapelle rechts, Madonna mit Kind und Heiligen (1515), in der vierten ein beachtenswertes Werk von Lorenzo Lotto, datiert von 1521 {Madonna mit Kind mit den Heiligen Katharina, Augustin, Sebastian, Anton dem Abt während unten der kleine Johann, der nachmalige Täufer, ersichtlich ist); in der letzten Kapelle, über einer Schnitzerei des 18. Jh., den toten im Grabe liegenden Christus darstellend, hängt eine Kreuzabnahme von Giulio Carpi-noni aus der Mitte des 17. Jh.

Vom Piazzetta Santo Spirito steigt der Borgo über die kurvenreiche Via Pignolo leicht an, während die Via Tasso stracks zum Zentrum führt.

Es gibt ein schönes Bossenportal in der Nr. 45, Palazzo Marenzi, der auf einen weitausgedehnten Park sieht, dessen Zugang sich in der Via Camozzi befindet; gegenüber an der Fassade der Nr. 56 hängt eine Gedenktafel für Graf Glacomo Carrara, der um die der Stadt hinterlassene Privatpinakothek wohlverdient ist.

Der darauffolgende Palast in der Nr. 58 zeigt eine echt venezianische Einprägung, er ist durch drei Gesimse wohl eingegliedert, welche die drei Stockwerke trennen: im zweiten Geschoss sieht man feine Zierornamente des 15. Jhs., im letzten Geschoss drei zweiteilige Masswerkfenster mit abgestumpften Säulchen und leichtem Backsteinabschluss dicht unter der Bedachung die ganze Front entlang.

Nach wenigen Schritten und zwar nach der Kreuzung mit Via S. Giovanni (rechts) und der in den zwanziger Jahren dem Verkehr freigegebenen Via Verdi (links), steigt nun der Borgo am südwestlichen Hügelabhang steil an und zeigt in dieser Strecke bemerkenswerte bauliche Züge: zweifellos handelt es sich um die schönste Strasse der Unteren Stadt wegen der Renaissance-Paläste, die sie beschmücken. Diese Prachtstrasse entlang schritten einst die Dogen der « Serenissima » (gemeint ist Venedig) mit ihrem Gefolge in Richtung zur Oberen Stadt hinauf.

Auf der rechten Seite weiterschreitend, eine Ecke selbst bildend, steht das im vorigen Jhr. renovierte Kirchlein San Bernardino Es birgt prachtvolle Gemälde wie die Thronende Madonna von Andreas Previtali, eine Pietä von Cavagna und vor allem die berühmte Tafel Madonna mit Kind und Heiligen von 1521 des Lorenzo Lotto. Der Palast zur Linken, Nr. 70, mit einfacher und klarer Front sowie auch mit einem luftigen durch die Bogenflucht gekennzeichneten Bogenspiel wurde zu Anfang des 16. Jh. erbaut; er war vielleicht das erste Gebäude dieser Art in dieser Strasse und somit ein Modell für Frontgestaltung bzw. Säleanordnung für die Patrizierwohnungen derselben Strasse.

Nr. 72, Palazzo Grataroli (Grataroli Palais) ist dem vorhergehenden sehr ähnlich gebaut hinsichtlich der Fassade, aber der Innenhof ist bautechnisch bei weitem interessanter. Das Projekt ist 1515 von Pietro Isabello gezeichnet, der in einem gedrängten Raum bedeutende Spannungen, verbunden mit leichter Ornamentik (man bemerke die Säulen), geschaffen hat, die man im Klösterchen St. Benedikt und in grösserem Masse in der Heiliggeistkrche ebenfalls bewundern kann.

Gegenüber der Nr. 63 u. 65 überdeckt eine klassizistische Fassade ihre Renaissancebaustrukturen. Vom kräftigen Binnenhof mit Bogengang auf drei Seiten sieht man einen breiten Park und einen kostbaren barocken Brunnen.

Der Palast in der Nr. 74 ist von einem Portal in Sandstein aus dem
16. Jh. beherrscht. Im Innenhof steht ein solider Bogengang. Nr. 67, gegenüber, ein massiver Palast aus dem 18. Jhr. mit ionischen Halbsäulen. Beachtenswert ist hier die mit elliptischem Gewölbe versehene Vorhalle, die mit einem Binnenhof verbindet.

In der Nr. 76 birgt ein Palast aus dem 16. Jh. mit Bossentor und -Pfosten ein hervorragendes Höfchen: der Portikus, die kleine Loggia und die erdgeschossige Türen- und Fensterschmuckarbeiten bilden ein ausgeglichenes, renaissancehaftes Ganzes. Darauf folgt ein solider, eleganter Bau, Nr. 80, den von Tassos zu Anfang des 16. Jhs. wurde errichten lassen (die Tafel an der Hauptfront hängt zum Gedächtnis der beiden hiesigen Aufenthalte des Dichters Torquato). Der Innenhof ist recht harmonisch mit seinen zwei Logengeschossen und einem Bogengang, wo die Säulen auf fein modellierten Postamenten ruhen.

Nr. 69 ist ein weiteres Beispiel der Baukunst des 16. Jhs., diesmal mit Diamantbossentoren und -Fenstern. Durch das Tor geniesst man einen schönen Ausblick vom Garten mit Statuen aus dem 18. Jh. Noch ein schönes Portal aus dem 16. Jh., in der Nr. 84, aber mit deutlichen Barockelementen, und zwar durch verdoppeltes Widerlager, Trapezbogen sowie auch durch einen Fries. Nr. 86 ist dagegen ein Beispiel ausgewogener Baukunstanwendung des 18. Jhs. mit Innenhöfchen, das schlanke Säulenpaare und vier bescheidene kleine Logenbögen aufweist.

Die Via Pignolo erweitert sich nun ein wenig durch das Zusammenfallen einer aufsteigenden Strasse (die Via Masone, die einst die einzige Strasse war, die den Borgo mit dem Jahrmarkt verband). An der Ecke gegenüber der grossen Kirche lässt ein grosser Frontbogen in abgenütztem Sandstein aus dem 16. Jh. an einen Brunnen denken, der vermutlich von der Quelle versorgt wurde, die unter dem Augustintor hervorquoll. Es handelt sich vielleicht um die Quelle, die in der nahen Gedenktafel (um die Ecke zur Via Masone hin) von 1258 erwähnt wird.

Die Kirche ist Sant'Alessandro di Croce, St. Alexander vom Kreuz, geweiht. Die Vorfront reicht auf den Anfang des 20. Jhs. zurück und wurde dem einschiffigen Inneren angefügt, das zwischen dem 17. und dem 18. Jh. auf einem vorhergehenden Kirchenunmfang lag.

Sehenswert ist der ganz mit Intarsien geschmückte Marmoraltar (2. r. Kapelle), den And reas Fantoni 1728 schuf. Das grosse Bild, Maria Himmelfahrt ist von Eneas Talpino (1621) und beherrscht den linken kleineren Altar im Transept (Querschiff).

Gegenüber ist eine Grablegung des Veroneser Malers Giambettino Cignaroli (1747) zu erwähnen. Es lohnt sich, einen Besuch der Sakristei zu machen, um das Bild kreuztragender Christus von Lo-renzo Costa (frühes 16. Jh.), sowie auch die Dreifaltigkeit von Lo-renzo Lotto und andere Gemäldeleinwände von Previtali, Giovanni Battista Moroni und Leandro Bassano zu bewundern.

Nach der Kirche liegt eine Kreuzung mit dem Delphinbrunnen, der 1526 errichtet wurde. Rechts geht die Via S. Tomaso abwärts, wodurch man schnell die Pinacoteca Carrara (die Stadtpinakothek) erreichen kann. Wenn man hingegen von hier ausgehend, zur Linken an einem Gebäude des 16. Jhs., dem jetzigen Sitz eines Militärkommandos, vorbeigeht, erblickt man die Via Pelabrocco, die heute in den Viale Vittorio Emanuele, eine Allee, mündet, die sich aber in mittelalterlicher Zeit vor dem Bau der venezianischen Stadtummauerung mit der Via Osmano verband.

In der Via Pelabrocco sieht man noch Läden des 13. Jhs. zwischen Nr. 5 und Nr. 7 auf einem im Vergleich zum heutigen erhöhten Strassenniveau. Man bemerke ebenfalls die schöne Vorfront von Nr. 7 mit Spitzbogen und einem gemeisselten Engel im Schlusstein, die Fenster und die spitzbogige Oeffnung in der Nr. 8. Wenn man die Via Pi-gnolo weiterschreitet, sieht man an deren Ende, in der Nr. 112, ein schönes Gebäude aus dem 16. Jh. mit schmuckem Portal, einer breiten Anordnung der Geschosskonturen an der Fassade und, im Hof, mit sorgfältig geschmückten Säulen und Logen.

Nun treffen wir auf eine enge Biegung nach rechts zur Via Vittorio Emanuele II., die von links heraufkommt, und, zur Rechten auf den typischen Vicolo della Noca, eine Gasse, die ebenfalls zwischen Gärten und Aeckern bis zur Accademia Carrara absteigt. Schliesslich steht das Augustintor vor uns.

Borgo Santa Caterina - Auch der Borgo Santa Caterina, sowie auch der Borgo Palazzo ist ein Beispiel dafür, wie sich eine Vorstadt nicht um einen Platz sondern längs einer Hauptstrasse entwickelt hat. Die fragliche Strasse kam vom Seriotal her und nachdem sie die Zollschranken überschritten hat, die da lagen, wo sich jetzt der Oberdanplatz befindet, schloss sie durch die Via S. Tomaso, ihren Lauf in der oberen Stadt ab.

Ausserhalb der Stadtmauern gelegen, konnte sich Borgo Santa Caterina als einen Durchfahrtsvorort betrachten. Heute, wo der Lastwagen- und Linienverkehr über Umfahrstrassen verteilt ist, und wo eher die Via Suardi und deren Fortsetzung, die Via Corridoni dem Stadtzentrum den Autoverkehr direkt zuleiten, geniesst man in dieser Vorstadt eine relative Ruhe, die sich auch in der Gemütlichkeit der da alteingesessenen Bevölkerung niederschlägt.

Von der Weggabelung Via Suardi/Via Borgo Santa Caterina ausgehend, wird man bemerken, dass es hier keine hervorragenden Bauten mehr gibt. Nur ein Heiligtum, das der Seligen Schmerezensjungfrau geweiht ist, die nach einer Weitung steht, die durch eine Pestsäule (1614) beherrscht wird, sieht man einen charakteristischen Bau.

Innerhalb der Kirche erinnern zwei etwas naive Gemälde daran, dass fremde Truppen 1704 bzw. 1799 (Franzosen zuerst, Austro-Russen dann) die Kirche und die Einwohner während ihres Durchzugs und hiesigen Aufenthalts verschont haben. Alljährlich findet am 17./18. August eine traditionsreiche Volksfeier statt, mit Festbeleuchtung, Feuerwerk und mit die festlich eingerichtete Strasse entlang schreitender Prozession.

Weiterschreitend sieht man links ein neulich renoviertes Gebäude (Nr. 41), wo ein mittelalterlicher Spitzbogen in Gelbstein erkennbar ist. Rechts zweigt eine enge Strasse ab, die bald zum Monastero dei Celestini, einem wohlerhaltenen Kloster aus dem 14. Jh., gelangt. Sein merkwürdiger abgestumpfter Kirchturm aus dem Ende des 15. Jhs. und die teilweise barockumgestaltete angeschlossene Kirche birgt Freskomalereien des 14. bzw. 15. Jhs.; es gibt zwei Kreuzgänge; besonders der kleinere fällt wegen seiner winzigen Ausmasse und der groben kleinen Pfeiler auf.

Unweit vom Kloster befindet sich das Stadion und daneben das Lazarett, ein quadratischer Bau mit Arkaden, der im 16. u. 17. Jh. die Pestkranken beherbergt hat. Später wurde es zum Gefängnis und nun ist es zur Sportanlage geworden.

Der Borgo Santa Caterina erhält seinen Namen von der Heiligen Katharina, der die Pfarrei geweiht ist. Sie liegt kurz nach der Bor-gomitte zur Oberen Stadt hin, sie ist hoch und schmal mit einer ziemlich bewegten Linienführung.

Es ist ein Werk von Giovan Battista Caniana und drinnen überwiegt eine mit vorhergehenden Elementen gut harmonierte Ausgestaltung aus dem 18. Jh. mit gut eingefassten Fenstern und Eingangstürchen mit köstlichen Ornamenten (an der Ecke zwei Fenster mit schmiedeeiserner Balustrade). Ueber den Oberdanplatz hinüber geht man geradeaus zur die Borgostrasse fortsetzenden Via San Tomaso.

Via S. Tomaso - Diese Strasse hat das alte in Bergamo einst typische Kopfsteinpflaster beibehalten. Es ist eine ärmliche Gegend und davon zeugen die elenden Bauten. Immerhin sieht man in der Nr. 55 einen Spitzbogen, in der Nr. 49 grosse leere abbruchreife Häuser (mittelalterliche Oeffnungsspuren hier und da).

Uns gegenüber ragt die Pinacoteca Carrara, die besser unter dem Namen Accademia Carrara bekannt ist. Der Bau wurde zwischen 1807 und 1810 von Graf Giacomo Carrara errichten lassen, eigens für die Unterbringung einer Gemäldegalerie, woran eine angeschlossene Berufskunstschule ihre Kurse abhält. Andere bergamaskische Kunstsammler sind dem Beispiel des grosszügigen Grafen gefolgt; so z.B. Graf Lochis (1859), Senator Morelli (1891), Marenzi, Ce-resa, Baglioni, um nur ein paar der zahlreichen Spender zu erwähnen.

Unser Stadtführer kann nicht einmal durch Andeutungen auf die Bedeutung der über 700 in dieser Pinakothek aufbewahrten Meisterwerke eingehen. Man kann nur behaupten, dass die lombardische, venezianische, tuskanische und flämische Schule hier durch Werke ihrer namhaftesten Meister vertreten sind. Es fehlen sicher auch Gemälde kleinerer Maler nicht; Im 1. Stockwerk sieht man Sammlungen von Tarockkarten, Porzellanvasen u. -Figuren, Zeichnungen, Möbeln u. dgl.

Am erdgeschossigen Eingang befinden sich zwei prächtige Marmorbüsten von Canova, dem grössten klassizistischen Bildhauer (18./19. Jh.): Selbstbildnis, Papst Pius VII.

Ueber die Gemäldesammlung schreibt Vanni Zanella, ein gegenwärtiger bergamaskischer Kunstkritiker: « Die Sammlung entstand nicht so sehr aus dem Willen eines Adeligen, als vielmehr aus dem vieler Sammler und Stifter >.

Wir können nun aber nicht umhin, einige Meisterwerke der namhaftesten Maler zu zitieren, die im 2. Stockwerk ausgestellt sind, und zwar: im 1. Trakt (links): Botticelli: Geschichten der römischen Virginia, Christus, Porträt von Julianus von Medici; Beato Ange-lico: Madonna der Demut; Pisanello: Porträt von Lionello d'Este; Jacopo und Giovanni Bellini (Vater und Sohn): Madonnenbilder; Vincenzo Foppa.

Die drei Gekreuzigten, der Hl. Girolamus; Anto-nello da Messina: St. Sebastian; Lotto: Porträts und Gemälde religiösen Inhalts; Titian: Madonna mit Kind; Perugino: Krippe; Raphael: Sr. Sebastian, den er mit 18 Jahren gemalt hat; Dürer: Leidensweg, St. Sebastian; Moroni: Porträts.

Im 2. Trakt (rechts): Baschenis: musikalische Instrumente, Fische und anderes Stilleben; Frä Galgario: Porträts; Canaletto: Ansichten von Venedig, Pieter Bruegel d.Ä.: Christus und die Ehebrecherin, Bauernszenen; Tiepolo: u.a. Martyrium von Hl. Johann.

Aus der Pinakothek ausgehend, gleich rechts steigt der Vicolo della Noca, ein uralter Abkürzungsweg zum massiven Augustintor und somit zu der venezianischen Stadtummauerung an. Die Prellsteine vor dem Aufstieg zeigen den Abstand des Bausperrverbots um die Stadtmauern herum. Von der Accademia Carrara aus kann man auch die Obere Stadt durch den oberen Abschnitt der Via S. Tomaso erreichen.

Rechts gibt es Bogengänge bis zum winzigen Kirchlein St. Peter. Die 1. Strassenseite weist Häuser mit eleganten Säulenhöfen auf, die auf Gärten nach Süden blicken, was beweist, dass hier mehr Wert auf das Innere als auf die Fassade gelegt wurde. (Einzige Ausnahme ist Nr. 39, mit Balustrade über' dem Portal).

Die rechte Seite hat engere Häuschen, nach den 3 grossen Halbsäulen des Oratoriums San Lupo, an einer mittelalterlichen Ausladung vorbei, gelangt man zum Delphinplatz.

Borgo Canale - Diese ehemalige Vorstadt ist ein kleines Stadtviertel, woraus alle Strassen und Wege ausgehen, welche die Hügel nach Südwesten hinaufklettern bzw. hinabsteigen oder ihnen sanft folgen.

Der Borgo nimmt nach dem Alexandertor seinen Anfang, wo eine Weitung liegt, auf der ein Gedenkstein daran erinnert, dass sich hier einst die schon besprochene Alexanderbasilika befand.

Die Via Borgo Canale läuft parallel zu einer anderen, der Via degli Orti (Gemüsegartenstrasse), hinab, womit sie Treppenwegverbin-dungen hat.

Auf der linken Seite über drei engen Türchen sind Gedenktafeln angebracht, zum Gedächtnis an drei berühmte Bergamasker: den Cellisten Alfredo Piatti, berühmten Konzertspieler des vorigen Jahrhunderts; den Maler und Dekorateur Vincenzo Bonomini, deren makabre Allegorien wir in der nächsten Kirche sehen werden; schliesslich aber nicht zuletzt an Gaetano Donizetti, wo in der Nr. 14 der Komponist seine Jugend verlebte. Man kann dieses Haus besichtigen, wenn man sich an den Hausmeister wendet.

Trotz der Restaurierung lassen die beiden Zimmerchen, der Ziehbrunnen im kleinen Gemüsegarten ahnen, in welchen ärmlichen Verhältnissen der nachmalige Meister aufwuchs. So beschreibt er übrigens seinen Ursprung in einem Brief seiner reifen Jahre: « Ich wurde unter Erden in Borgo Ca-nale geboren, man stieg eine Treppe zum Keller hinunter, wo kein Licht jemals eindrang. Und wie ein Uhu erhob ich mich zum Flug, bald traurige, bald glückliche Ahnung mitbringend... »

Nach Verlassen dieses Hauses sehen wir in der Nr. 30 das ehemalige Haus Vela, das einen interessanten Hof mit Doppelarkaden besitzt: der obere Hof ist aus dem 16. Jh., der darunterliegende ist älter und zeigt eine kleine Stiege, die die Fortsetzung derjenigen von Nr. 15 auf der gegenüberliegenden Strassenseite darstellt.

Die Kirche Santa Grata inter vites verdient eine Besichtigung wegen der makabren Totentänze von Vincenzo Bonomini, die im ausgehenden 18. Jh. auf der Apsis bemalt wurden; auf der Empore steht das Lesesäulchen, eine Marmorplatte, die der nunmehr zerstörten Gotthardkirche entnommen wurde. Weiter hinabsteigend trifft man auf eine Nachahmung im venezianischen Stil (Nr. 38), während gegenüber Zeichen von mittelalterlichen Mauern und Bogenansätzen ersichtlich sind.

Ein ziemlich würdevolles Portal erblickt man in der Nr. 23, die auch ein interessantes aber vernachlässigtes Höfchen zeigt; in der Nr. 42 gibt es einen Spitzbogen in Gelbstein; einige Schritte weiter liegt ein typisches Gässchen, das sich nach rechts hineinschleicht (der sog. Vicolo Contradello, der direkt zum Alexandertor hinaufführte); links findet man weiter die Einmündung der Via degli Orti in diese Strasse, und so nimmt Borgo Canale mit dem Kirchlein St. Erasmus, das im 18. Jh. renoviert wurde, sein Ende.

Es beruht auf mittelalterlichen Fundamenten und hatte Anschluss an einen Torbogen des 13.Jhs.

Die Strasse zieht sich jetzt voll Ausblicke bis zu den Hügeln hin, oder aber bis zur Peripherie der Unteren Stadt (nach Loreto und Longuelo und somit auch nach Lecco bzw. zur Autobahn hin), wobei man aber zweimal bei aufeinanderfolgenden Weggabelungen nach links abbiegen muss.