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Bergamo Radfahren in Bergamo

 

 

 

 

 

 


Wer nach Bergamo mit dem Auto gelangt und den Hinweisschildern folgt, welche auf die Stadtmitte zeigen, bemerkt da angekommen zu sein, wenn er vor sich die breite Strassenkreuzung vor den Propyläen von Porta Nuova, dem neuen Stadttor, sowie auch die dahinterliegenden Garten- und Alleeanlagen vor dem hohen Torre dei Caduti, dem Kriegsgefallenenturm (Piazza Matteotti - Piazza Vittorio Veneto) sieht.

Wenn sich der Tourist von hier aus näher umschaut, wird er sicher ersehen, dass die Paläste, die das Stadtzentrum bilden, im allgemeinen einen Ton wie vom Ende des 19. Jahrhunderts besitzen.

In der Tat geht der Bauplan der unteren Stadt auf die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurück. Damals bestand die eigentliche Stadt im oberen Teil derselben, der Altstadt; darunter lagen nur zwei grosse Vororte (Borgo Pignolo im Osten und Borgo S. Leonardo im Westen), die am absteigenden Bergkamm sozusagen hängen blieben (und heute noch bleiben); dazwischen befanden sich eine grosse Wiese, viele Gemüsegärten, manche Kirche, etliche Klöster und eine Mauerumzäunung mit eingebauten Läden: der Jahrmarkt, wonach sich kleine Gässchen mit anliegenden Häusern aus den Vororten erstreckten.

Um die eigentliche innerhalb ihrer Mauern umschlossene Stadt mit dem Jahrmarkt zu verbinden, baute man 1838 die « Strada Ferdinandea », d.h. den derzeitigen Viale Vittorio Emanuele, eine Allee, die sich sanft zwischen Gemüsegärten und der grossen Wiese hinunterschlängelte. Darauf wurde eine Bresche in die Muraine, die mittelalterlichen Mauern, geschlagen, die auch die Vororte umgaben, so entstand Porta Nuova (Neues Tor) aus dem alten Zolltor.

1857 wurde Bergamo durch die Eisenbahn mit Mailand verbunden, die Ferdinandea wurde deswegen bis zum Bahnhof verlängert, da wo man heute noch die Alleen Viale Roma und Viale Giovanni XXIII. sieht. Auf diesem Verbindungsweg der Oberen Altstadt mit dem Bahnhof entstanden grosse Paläste, schöne Läden, breite Gehsteige, Restaurants, Theater und Banken, die nunmehr wichtiger als die alten Klöster wurden, die abgebrochen wurden.

Zahlreiche Strassen durchquerten die Ferdinandea, um den Verkehr nach ausserhalb zu erleichtern, wobei die ersten Warenlager bzw. Fabriken am Stadtrande entstanden. Siehe auf dem Stadtplan: v.r.n.l. entlang der Stadtachse Altstadt-Bahnhof: Via Maj-Via Paleocapa, Via Camozzi-Via Tiraboschi, Via Tasso-Via XX Settembre (die letztere verband die Vororte mit dem Jahrmarkt), später entstand Via Verdi-Via Tasca-Via Garibaldi).

Die Muraine, die kleinen Stadtmauern des 15. Jhs., welche diese Verkehrsverbindungen erschwerten, verschwanden im Jahre 1901. Der nunmehr wichtigere Stadtteil, das untere Bergamo, befreite sich von seinen mittelalterlichen Fesseln und dehnte sich, zwar etwas unordentlich, in alle Richtungen aus.

Auch die niedrigen Jahrmarktgebäude verschwanden bald. An ihre Stelle erbaute Architekt Marcello Piacentini, Gewinner eines Nationalausschreibens und Sieger über unzählige lokale Polemiken, plan-mässig eine ganze Reihe von Gebäuden, die seit gut 50 Jahren das Stadtzentrum zieren.

Es handelt sich um die Arkaden des Sentierone, der beliebtesten bergamaskischen Fussgängerzone, die Banca d'ltalia (Italienische Staatsbank), das Gerichtsgebäude (Palazzo di Giustizia) die Handelskammer, ausser zwei weiteren Bankgebäuden, die alle zueinander gut passen, mit ihrem Spiel von Steinmassen und schlanken Arkaden. Nur der alte Brunnen aus dem 18. Jh. wurde gerettet, d.h. er stand in der Mitte des Jahrmarkts und steht heute in der Mitte des Piazza Dante.

Von Rettung darf man auch für den Sentierone sprechen, der seit 1621 zum Abstellplatz von Karren und Pferden bestimmt war. Vor allem ist die Sicht auf die Obere Stadt gerettet worden.

Wer als Tourist nach Bergamo kommt, will vor allem die Altstadt sowie auch die Pinakothek Carrara (Accademia Carrara) besichtigen, die zusammen mit den alten Vororten das Beste darstellen, was vom künstlerischen Standpunkt aus in Bergamo besichtigt zu werden verdient. Deswegen wird sich dieser Stadtführer nicht viel über die moderne untere Stadt ausbreiten, und sich eher auf die alte konzentrieren.

Wir möchten dem Touristen raten, sich zu Fuss nach der oberen Stadt zu begeben, vorzugsweise durch einen der alten malerischen Fusswege, wie es welche noch gibt.

Der rechte touristiche Weg vom Zentrum aus, d.h. von Piazza Vit-torio Emanuele, führt am Donizetti-Theater, dem grössten in Bergamo, vorbei, das dem bergamaskischen Komponisten Gaetano Donizetti gewidmet ist. Die Vorderfront geht auf das Jahr 1898 zurück, das Innere desselben wurde 1964 völlig restauriert, obwohl es noch ein neoklassizistisches Aussehen beibehält.

Eine kleine aber zierliche Gartenanlage umgibt das Denkmal an Gaetano Donizetti, das 1897 bei der Hundertjahrfeier für die Geburt des grossen Komponisten errichtet wurde.

Der Bildhauer ist der Kalabrese Antonio Jerace, der einige Jahre zuvor der Stadt Catania dasselbe Denkmal vorgeschlagen hatte, und zwar zum Andenken an Vincenzo Bellini. Da sein Anerbieten aber dort abgewiesen wurde, unterbreitete der Bildhauer sein Angebot an die Stadt Bergamo, wo es dagegen ein regelrechtes Ausschreiben gewann (Das Gipsmodell und zwei andere von Konkurrenten sind bei dem Donizetti-Museum, in der Oberen Stadt aufbewahrt).

Linker Hand, am Ende des Sentierone steht die Bartholomäuskirche (Chiesa di San Bartolomeo), die anstelle eines ehemaligen Klosters erbaut wurde.

Die Fassade geht auf das Ende des vorigen Jahrhunderts zurück, aber die inneren architektonischen Strukturen stammen aus dem 17.Jh., während Gewölbedekorationen und -Fresken vom 18.Jh. sind. Beachtenswert unter vielen in den Seitenkapellen hängenden Bildern ist die Madonna mit Kind und Heiligen von Lorenzo Lotto, die 1516 gemalt wurde.

Bei der Kirche beginnt die breite Via Torquato Tasso, deren linke Seite ziemlich einheitlich ist und deren rechte Seite drei Paläste vom 19.Jh. zieren. Nr. 4, das erste, ein ehemaliges Gemeindehaus in der unteren Stadt, wurde 1873 errichtet und beherbergt die moderne Abteilung der Stadtbibliothek.

Das zweite Gebäude entstand 1870 und ist der Präfektur- und Provinzpalast (Palazzo della Prefettura e della Provincia) ist reich dekoriert und zeigt sechs hohe korinthische Wandpfeiler, verzierte Fensterumrahmungen sowie such, in den Vierecken über dem Torbogen und zwischen den Wandpfeilern, Hinweise auf die Geschichte und berühmte Persönlichkeiten der Stadt Bergamo.

Dieser Palast wurde 1976 restauriert und in den ursprünglichen Farben wieder ausgemalt. Auf der Front zur Via Bianco liegt der Sitz des Polizeipräsidiums (Questura).

In der Nr. 10 befindet sich ein schlichter, liniennüchterner Bau. Er ist aus dem Jahre 1826 und wurde neulich sowohl seitlich als auch an der gegenüberstehenden Front (von der Gasse Ire Passi, rechts gegen die Via Camozzi hin) erweitert, wo sich einer der wenigen Ueberreste der Muraine, der kleinen Stadmauern aus dem 15.Jh. in der unteren Stadt, befindet.

Auf dieser Höhe verengt sich die Via Tasso und, sich leicht hindurchschlängelnd, nimmt sie das Aussehen einer Vorortstrasse, was
der Wirklichkeit auch entspricht, denn sie schloss den Borgo Pi-gnolo an den ehemaligen Jahrmarkt an. Nr. 89 kann man einen schönen Innenhof des 18.Jhs., Nr. 109 einen besonders für den Innenhof interessanten Palast mit rückwärtiger Gartenanlage bewundern.

Nach einer leichten Biegung nach links gelangt man zum Piazzetta Santo Spirito (dem Heiliggeistplätzchen). Der linke Weg für den, der vom Zentrum ausgehend die Obere Stadt durch Borgo San Leonardo erreichen will, biegt ab an der Gartenanlage entlang, die seit 1977 das Denkmal an die Widerstandsbewegung von Giacomo Manzü, sowie auch das von Vittorio Emanuele II. beherbergt.

Auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht Palazzo Frizzoni (Palais Frizzoni), heutiger Gemeinderatssitz, im klassizistischen Stil, der sich in den Stadtmittekomplex der Unteren Stadt harmonisch einfügt. Rechts vom Palazzo Frizzoni, die Via Crispi überquerend, kann man eine Passage durchschreiten; an einer Biegung derselben kann man die köstliche architektonische Linienführung des Chiostro di Santa Marta (Marthakloster) bewundern, was den Rest des 1915 abgerrissenen Klosters darstellt, das einer Bank den Platz hat abtreten müssen (Banca Popolare di Bergamo).

Wenn man dagegen vom Palazzo Frizzoni aus die Via XX Settembre entlang (Fussgängerzone) geht, die zum Ende hin enger und enger wird und die Verbindung zwischen Piazza Pontida, dem einstigen Handelszentrum, und dem Jahrmarkt herstellte, der einen Umfang von 160 m besass, sieht man viele Läden und die Chiesa della Madonna dello Spasimo (Kirche von Maria Schmerzen), die aber besser unter dem Namen S. Lucia bekannt ist, nämlich der Heiligen, auf deren Altar die Kinder vor dem 13. Dezember ihre Geschenkwünsche hinlegen.