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Bologna Historie von Bologna

 

 

 

 

 

 

GESCHICHTLICHE ANMERKUNGEN

Die Ursprünge
Die zahlreichen Funde aus Stein und die Glocken- und Werkzeugreste beweisen, dass der Ort schon in der Altsteinzeit bewohnt war. In dem gleichen Gebiet hatte zwischen dem IX. und VI. Jhdt. vor Christus die Villanova-Kultur, die frueheste Periode der etruskischen Kultur, ihre Bluetezeit, was die grosse Anzahl an Nekropolen und Graebern beweist, welche sich ueber das gesamte Gebiet erstrecken.

Die Villanova-Kultur (die ihren Namen von dem kleinen Ort Villanova hat, der 8 km suedoestlich von Bologna liegt, wo im letzten Jahrhundert eine Nekropole aus der Eisenzeit gefunden wurde) wird ueblicherweise in 4 Perioden unterteilt, fuer die die Feuerbestattung charakteristisch ist, bei der die Asche in einer konischen Urne gesammelt wird.

Die wenigen Grabbeilagen der l. Periode (Rasiermesser, Bronzefibeln, einige kleine Vasen) finden sich in allen Graebern. In der 2. Periode trifft man auf eine Differenzierung der Grabbeilagen, welche mit einem hoeheren Lebensstandard und einer staerker entwickelten und komplexeren sozialen Struktur zusammenhaengt.

In einigen Graebern wurden Guertel, Waffen und feinverzierte Pferdegebisse aus Bronze gefunden.

In der 3. und 4. Periode tauchen Bronzefibeln und -Vasen mit Einsaetzen aus Knochen, Bernstein und glasartigem Material auf. Diese Gegenstaende, welche die aermeren Schichten aus Ton zu imitieren versuchten, haben verschiedene Herkuenfte und zeugen von der Intensitaet der Handelsbeziehungen, welche die Villanova-Gesellschaft bereits mit Etrurien, Mitteleuropa und dem Orient angeknuepft hatte.

Gegen Ende des VI. Jhdts. vor Christus folgt auf die Villanova-Kultur die Felsina-Kultur, fuer die die Beerdigung und das Schreiben in etruskischen Buchstaben charakteristisch ist. Von dem etruskischen Ort Felsina ist ausser den Tausenden von Graebern und Nekropolen kaum etwas uebriggeblieben. Felsina ist die lateinische Schreibweise des etruskischen Namens von Bologna.

Felsina war der Hauptort von Po-Etrurien. Der an Wasser reiche Ort, der in einem gut zugaenglichen Gebiet lag, wurde ein stark bevoelkertes bluehendes Handelszentrum.

Die Tatsache, dass sich unter den luxurioesen Grabbeilagen, die an verschiedenen Punkten des heutigen Bolognas gefunden wurden, immer Tongegenstaende finden, zeugt von dem Hellenisierungsprozess, dem die Stadt allmaehlich unterlag, vor allem nachdem Spina natuerlicher Hafen von Felsina geworden war, der Voraussertzung fuer einen konstanten Handelsaustausch mit Hellas war.

Die Vasen mit schwarzen und roten Figuren, welche heute im archaeologischen Museum ausgestellt werden und deren bedeutendste Exemplare die panathenaeischen Amphoren und Mischkruege mit Szenen von der Zerstoerung Trojas, dem Mythos von Atalanta und Ippomene sind, wurden von den etruskischen Einwohnern Felsinas vor allem auf den Maerkten Athens erworben.

Aus der Felsina-Kultur gibt es ausser den Tongegenstaenden zahlreiche Bronzeobjekte, kleine Bronzeurnen (hernehmt ist die Situla ddla Certosa, die Szenen des taeglichen Lebens darstellt), Weihstatuen, scheibenfoermige oder laengliche Grabstele aus dem oertlichen Gestein und vor allem aus Aegypten importiertes Glas.

Von dem etruskischen Ort, von seinen laengs den Hauptstrassen angeordneten Haeusern, von seinem Mauerguertel, ist ausser den topographischen Daten kaum etwas uebriggeblieben.

Wie auch fast nichts aus der Zeit bestehengeblieben ist, in der das Gebiet ab Mitte des IV. Jhdts. von den Galliern besetzt wurde, und das bedeutende Handelszentrum Felsina zu einem bescheidenen landwirtschaftlichen Dorf abfiel.

Die einzigen Spuren aus dieser Zeit sind die Grabstaetten und der neue Name, der der Stadt aufgezwungen wurde: Bononia. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Bologna seine Wurzeln in diesem gallischen Stamm hat. Auf jeden Fall ist der Name klaren keltischen Ursprungs, und man trifft in vielen anderen europaeischen Orten, an denen die gallische Herrschaft "vorbeigezogen" ist, auf ihn.

Im Jahre 189 sandten die Roemer nach dem endgueltigen Sieg des Publio Cornelio Scipione Nasica ueber die Gallier (191), 3000 Kolonen in das Gebiet von Bologna, denen 150.000 Joch Boden zugeteilt wurden.

Der Bau der Via Emilia trug zu dem wirtschaftlichen Gedeihen der Stadt bei, die nach dem von 91 bis 88 vor Christus dauernden Krieg von einer Kolonie in ein municipium verwandelt wurde, und deren Einwohner die gleichen Rechte wie die Bewohner Roms hatten.

Die roemische behielt als Nachfolgerin der etruskischen Stadt ihren viereckigen Grundriess. Der Decumano umfasste jenen Teil der Via Emilia, der innerhalb der Stadtmauern lag. Er ist an der heutigen Lage der zentral gelegenen Via Ugo Bossi und Via Rizzoli zu erkennen. Es ist wenn auch nicht sicher, so doch wahrscheinlich, dass sein Mittelpunkt mit den heutigen Strassen Via d'Azeglio und Via Indipcndenza uebereinstimmte.

URBANISTISCHE ANORDNUNG
Bologna ist strahlenfoermig angeordnet, da ihre wichtigsten Strassen auf die Due Torri (die beiden Tuerme) zulaufen, die sich am Rande des Decumano (Als Decumano wurde die Hauptstrasse bezeichnet, welche die damaligen netzfoermig angeordneten Staedte der Länge nach durchliefen) auf dem antiken Teil der Via Emilia erheben, an dem heute die Strassen Via Ugo Bassi und Via Rizzoli verlaufen.

In dem aeltesten Teil der Stadt liegt ueber der etruskischen Felsina eine viereckige Anlage, welche klaren roemischen Ursprungs ist. An dem Ort, wo sich das Cardo Maximus mit dem Decumano kreuzte, entstand das Forum, das im Mittelalter Zentrum des politischen Lebens der Stadt war und auch heute noch das Herz Bolognas, Treffpunkt und Schauplatz feierlicher, dramatischer und festlicher Momente ist.

Die quadratische Piazza Maggiore ist mit dem strengen Baustil ihrer Gebaeude eine der gluecklichsten Verbindungen roemischen und gotischen Stils, die es heute gibt. Die Stadtmauern der urspruenglichen mittelalterlichen Stadt überquerten eine Reihe von Strassen; sie verliefen von der heutigen Via Indipendenza zur Via San Vitale, bis hin zu Santo Stefano und Porta Castiglione.

Das innerhalb der Mauern liegende Gebiet, das auch heute noch ausreichend erkennbar ist, ist der aelteste Teil der Stadt, aus engen, gewundenen Gassen bestehend, deren vorherrschende Farbe das Rot der Backsteine ist.

Ende des X. Jhdts. und Anfgang des XI. Jhdts. dehnte sich Bologna weiter in das Umland aus. In jener Zeit begannen die Adelsfamilien ihre Haeuser zu befestigen und wetteiferten untereinander um den hoechsten und gewaltigsten Turm - oft mehr aus Prestige- als aus Vertcidigungsgruenden.

Von etwa 200 frueher einmal bestehenden Tuermen gibt es heute nur noch etwa 10. Die beruehmtesten sind der Torre degli Asinelli (97,90 m) und der Garisenda (40,16 m), die im Grunde zu den Symbolen der Stadt geworden sind.

Etwa Mitte des XI11. Jhdts. hat die Entwicklung des Handwerks ihrem Hoehepunkt und Bologna erlebt die groesste Zuwanderung der Landbevoelkerung. Zu diesem Zeitpunkt wird der Torresotti-Mauerguertel durch eine groessere Mauer ersetzt, da ein Anstieg der Bevoelkerung hervorzusehen war. Im Jahre 1374 wird diese Mauer fertiggestellt, die Aussichten auf ein Anwachsen der Bevoelkerung stellen sich jedoch als falsch heraus.

Daher gab es im Stadtgebiet weite Gruenflaechen, wie die Montagnola; die Gemuesegaerten Garagnani und der Weinberg der Klosterbrueder von San Domenico.

Um das Wohnungsproblem zu loesen, erliess die Stadt gegen Ende des XIII. Jhdts. Verordnungen, welche die Errichtung von Bogengaengen vorschreiben: mit diesem System aus Vorbauten, die von Balken getragen an die Haeuserfassaden gebaut wurden, wurde neuer Raum geschaffen gleichzeitig blieb jedoch der Durchgang der Strassen offen. Aus diesem Grunde legten die Stadtstatuten nicht nur deren Gebrauch, sondern auch die Mindersthoehe der Bogengaenge fest, welche einem Reiter auf seinem Pferde Durchlass gewaehren mussten.

Diese Bogengang-Loesung setzte sich durch alle Jahrhunderte hinweg durch und praegte den Charakter der Stadt nachhaltig.

Ausserdem entstanden so grossartige Gebaeude wie die Kathedrale San Pietro; die Kloester San Martino, San Domenico, und San Francesco; der Kirchenkomplex Santo Stefano wurde fertiggestellt und Ende des XIV. Jhdts. wurde mit dem Bau von San Petronio begonnen.

Es bildete sich ein ausgepraegter spaetgotischer Stil heraus, der lange Zeit andauerte und den Beginn des Renaissance- Zeitalters bis zur 2. Haelfte des 15, Jhdts. hinauszoegerte, als waehrend der Herrschaft von Giovanni II Bentivoglio Kuenstler von Aussen, vor allem aus Ferrara, gerufen wurden, die belebende erneuernde Initiativen und urbanistische Neuordnungen ins Leben riefen.

Waehrend der paepstlichen Vorherrschaft, die sich ab 1513 endgueltig festigen konnte, erlebte Bologna, die nach Rom die bedeutendste Stadt und eingentlich die noerdliche Hauptstadt des Kirchenstaates war, eine Reihe von Veraenderungen, die trotz allem die urbanistische Ordnung nicht grundsaetzlich beeinflussten.

Erster Schritt der Gegenreformation war die Errichtung des Archiginnasios (1563), die Pius IV. dem Kardinal Carlo Borromeo befahl, um die verschiedenen Schulen, die bis zu diesem Zeitpunkt auf Mietwohnungen oder sogar Wohnungen der Professoren verstreut waren, in einem einzigen Gebaeude unterzubringen, und somit besser kontrollieren zu koennen.

Waehrend der Gegenreformation wurde auf Befehl der Verwaltung eine ganze Haeuserinsel niedergerissen, um zwischen dem Palazzo Comunale und dem Palazzo des Koenigs Enzo den Platz zu schaffen, auf dem die Fontana del Nettuno (1564) errichtet wurde.

Gegen Mitte des 17. Jhdts. bildete sich langsam die Schule der Maler und Kuenstler, welche im "Fahrwasser" der Caracci-Brueder den barocken Geschmack in figurativen Illusionismus verwandelten, indem sie gewisse szenografische Erneuerungen der Bibiena vorwegnahmen und somit die Geburt dieser originellen Interpretation der Architektur ermoeglichten, welche die Stadt unverwechselbar praegte.

Barockkunst in Bologna ist nie auffaellig, triumphal, ueberladen, sondern bewegt sich innerhalb der Grenzen, die ihr von einer gemessenen Rationalitaet auferlegt werden.

Der Barockgeschmack setzt sich eher in der Innenarchitektur durch: in der wertvollen Ausschmueckung der Repraesentationssaele und in dem Prunk der Freitreppen der Aristokratie. Im 17.-18. Jhdt. findet der damalige Geschmack seinen spektakulaersten Ausdruck vor allem in der Verwirklichung grossartiger Bogengaenge, wie dem Bogengang, der die heutige Porta Mazzini mit der Alemanni-Kirche (1631) verbindet; dem Ricovero-Bogengang (1667) und schliesslich dem vier Kilometer langen Bogengang, der von der Porta Saragozza bis zur Madonna di San Luca emporfuehrt.

In der zweiten Haelfte des 18. Jhdts. befahl die Verwaltung, dem Geist der Zeit folgend, Reformen, welche die Privilegien der Aristokratie cinschraenkten. Gleichzeitig wurde die Errichtung von oeffentlichen Gebaeuden gefoerdert, was auch in der naplenischen Zeit verstaerkt weitergefuehrt wurde.

Mit der Machtuebernahme der neuen Regierung wurden viele kirchlichen Gebaeude zerstoert oder zu anderen Zwecken (Kasernen, Schulen, Gefaengnisse, Krankenhaeuser) genutzt. Im Jahre 1801 wurde z.Bsp. das Certosini-Kloster in einem Friedhof umgewandelt. Bedeutendstes Beispiel des neuklassizistischen Stils, das Bologna waehrend der napoleonischen Zeit erichtete, ist die Villa Aldini, welche der Minister Antonio Aldini auf dem Huegel bauen liess, von dem aus der Kaiser die Schoenheit der sich vor ihm erstreckenden Landschaft lobte.

Als die Kirche nach dem Wiener Kongress wieder Besitz von der Stadt ergriff, wurde die Restauration durch den stetigen Verfall der Industrie behindert, was zur Folge hatte, dass Bologna lediglich eine Rolle als grosse landwirtschaftliche Region spielte, und dass die baulichen Aktivitaeten zum Erliegen kamen.

Erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jhdts. kann die urbanistische Topographie aufgrund des bedeutenden demografischen Zuwachses wieder eine Erweiterung verzeichnen: oestlich und westlich der Via Emilia entstehen neue Viertel. 1889 wird bedauernswerterweise die letzte Stadtmauer (mit Ausnahme der Tore) niedergerissen, um den Umgehungsstrassen Platz zu schaffen.

Nach Jahrhunderten kirchlicher Herrschaft versuchte man nun, der Stadt ein weltliches Gesicht zu geben, das sich laut Carducci an der kuenstlerischen Moral des Mittelalters orientieren sollte.

Auf diese Weise foerderte der Ausschuss "Bolognas Geschichte und Kunst", vor allem Alfonso Rubbiani und Guido Zucchini, im Zuge eines neugotischen-und Neurenaissance-Revivals die Restaurierung der antiken Gebaeude.

Trotzdem die Restarierungsarbeiten in ihrer Gesamtheit ohne Zweifel nutzbringend waren, bargen sie doch die Gefahr der Willkuer: man stellte wieder her; man baute wieder auf; aber man konnte ein gewisses Mass an Verfaelschung nicht vermeiden. Waehrenddessen hatten sich die weitlaeufigen unbebauten Flaechen innerhalb des Stadtgebietes in Haeuserinseln verwandelt, deren Gebaeude durch grosse, gerade Strassen voneinander getrennt wurden und an den Huegelhaengen mehrten sich die Villen des Buergertums.

Nach der durch den letzten Krieg bedingten Pause, waechst Bologna wieder: die noch freien oder durch Bombenangriffe freien Gebiete werden genutzt und Bologna dehnt sich in die Umgebung und in Richtung Ebene aus.

Baluardo von Ravenna
Ueber die christlichen Urspruenge Bolognas gibt es unterschiedliche Meinungen: der Legende nach ist die erste Evangelisation Sant'Apollinare von Ravenna zuzuschreiben. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass sich bereits im I. Jhdt. einige christliche Gruppen gebildet hatten. Das l. Bischofsamt Bolognas geht auf Zama zurueck, der Anfang des IV. Jhdts. Bischof der Stadt war. Unter seinen Glaubensstreitern waren Agricola, Vitale und Procolo.

Im Jahre 343 hielt sich Sant'Ambrogio in Bologna auf, um sich um die Ueberfuehrung der Koerper der Heiligen Agricola und Vitale zu kuemmern, die auf dem juedischen Friedhof gefunden worden waren.

Die bedeutendsten Bischoefe der Kirchengeschichte Bolognas sind Sant'Eusebio und San Felice, auf den San Petronio folgte (432-450), welcher ab 1253 anstelle von San Pietro, dem noch heute die Kathedrale gewidmet ist, als Schutzheiliger der Stadt verehrt wird. Die Bologneser Kirche hing ursprucnglich von Mailand ab, nach dem Untergang des roemischen Reiches des Westens, als die Stadt auf das Exarchat ueberging, unterstand die Kirche Ravenna.

Baluardo der Byzantiner schlug die Goten zurueck und es gelang ihm, den Vormarsch der Langobarden bis 727 hinauszuzoegern, als er vor Koenig Liutprando weichen musste. Dem Papst, der sich fuer den rechtmaessigen Erben des byzantinischen Reiches hielt, und der Rechte von Karl dem Grossen zuerkannt: Bologna gehoerte von nun an zum Herrschaftsgebiet der Kirche.

Aufgrund der Auseinandersetzungen zwischen der roemischen Kirche und der Kirche von Ravenna gab es in Bologna gegen Ende des IX. Jhdts. gleichzeitig 2 Bischoefe.

Die Machtstellung des Papstes und des Kaisers schienen eher geschwaecht und auch wenn auf dem Konzil von Ravenna 898 die Machtstellung des Papstes in allen Staedten des Exarchats wiederbestaetigt worden war, so waren die eigentlichen Herrscher weiterhin die Erzbischoefe von Ravenna.

Die Situation spitzte sich durch die Herrscher von Sachsen zu, welche befahlen, dass die Grafen, die seit den Zeiten des Berengario I. Bologna regiert hatten, der, wenn auch nur zeitweiligen, Herrschaft des Bischofs von Ravenna unterstehen sollten.

Als die Stadt im XI. Jhdt. waehrend des offenen Konfliktes zwischen dem Kaiserreich und dem Papsttum wiederum zwei Bischoefe hatte (einer roemischer Observanz, der andere Schismabischot), stellte sich die Mehrheit der Bologneser, trotzdem sie immer kaisertreu gewesen waren, auf die Seite des Papstes.

Diese neue politische Situation war nicht so sehr Ausdruck einer polemischen Haltung gegen die Dioezese, die der Antipapst Clemente III. gegruendet hatte, als vielmehr der Wille, sich endlich aus der Abhaengigkeit von Ravenna zu befreien.

Die Gemeinde
Schwaeche und Unfaehigkeit der traditionellen Kraefte hatten die Entwicklung jener Organisationen der Stadtbewohner zur Folge, welche die wirklichen Interessen der Gemeinschaft vertraten, und welche schliesslich sogar von den Potentaten selbst stillschweigend anerkannt wurden.

Am Ende des X. Jhdts. gab es in Bologna wahrscheinlich schon eine sehr kleine politische Organisation, denn im Jahre 970 wird zum ersten Mal von Konsulen gesprochen. Jedoch erst im Jahre 1116 wird Bolonga (durch Fuersprache von Irnerio) durch das kaiserliche Urteil von Governolo von Enrico V. offiziell als selbstaendige Gemeinde anerkannt. Nach dem Tode von Enrico V. (l 125) folgte eine lange Zeit, in der das Kaiserreich wegen der Auseinandersetzungen zwischen den Dynastien Weif und Weibling, welche erst im Jahre 1152 mit der Wahl von Federico Barbarossa endeten, "abwesend" war, und sich die Gemeinde ungestoert enwickeln konnte.

Um ihr Einflussgebiet zu erweitern, begann Bologna gegen die Nachbarstaedte zu kaempfen, vor allem gegen Modena und Imola. Dank der Stellung als wichtiger Handelsknotenpunkt entwickelte sich der Handel, aber die Stadt hatte ihre wirtschaftliche Bluetezeit auch der Landwirtschaft zu verdanken, welche die traditionellen Anbauweisen mit neuen industriellen verband, um die Stadtbewohner ernaehren zu koennen.

Die Rolle als Handelsstadt und die strategische Position Bolognas im Kampf zwischen Papsttum und Kaiserreisch waren nicht nur fuer das Anwachsen der Gemeinde sondern auch fuer das Entstehen der Universitaet und allgemein fuer die Forschung und das Studium ausschlaggebend, das mit der Gruendung der 1. Schule Roemischen Rechtes in Europa zusammenfiel, deren Vertreter Pepone (XI Jhdt.) und Irnerio (zirka 1055 bis 1125) sich fuer die kaiserliche Machstellung aussprachen.

Ebenfalls auf die Seite des Kaisers stellten sich die 4 beruehmten Glossatoren des roemischen Rechtes, Bulgare, Martino Gosia, Jacopo und Ugo, welche in der Dieta di Rocaglia (l 158) die Meinung vertraten, dass Federico Barbarossa der direkte Abkoemmling der roemischen Kaiser ist und somit die Pflicht hat, fuer sich eben jene Rechte zu fordern, welche sich die Gemeinde seit laengerer Zeit unrechtmaessig angeeignet hatte.

Da die Stadtbewohner mit der Meinung ihrer Juristen uebereinstimmten, erklaerte sich Bologna bereit, dem Kaiser die ihm zustehenden Hoheits- und Steuerrechte zurueckzugeben und zoegerte nicht, ihm Truppen gegen Mailand zur Seite zu stellen.

Bei Aufflammen des Konfliktes zwischen Barbarossa und Papst Alessandro III., welcher Doktor an der Bologneser Universitaet gewesen war, nahm die Stadt jedoch sofort eine feindliche Haltung gegenueber dem Kaiser ein.

Im Jahre 1162 wurde der Stadt ein kaiserlicher Stadtvogt, der Jurist Bezone, aufgezwungen, welcher spaeter ermordet wurde. 1164 musste Bologna dem Kaiser Militaerhilfe gegen die Rebellern der Veroneser Lega leisten, und 1167 musste sie ihm Treue schwoeren, Geiseln uebergeben, Geldbeitraege bezahlen und ihn den ganzen Winter ueber in der Stadt aufnehmen.

Bologna war eine der ganz wenigen Staedte der Romagna, die der lombardischen Lega beitraten und musste wiederholt gegen die kaisertreuen Truppen von Rimini, Forli, Ravenna, Cesena, Faenza und Imola kaempfen.

Im Jahre 1175 erlitt Bologna eine schwere Niederlage durch die von dem Bischof von Magonza gefuehrten Truppen, Nach der heroischen Schlacht von Legnano erhielt Bologna jedoch endlich mit dem Frieden von Konstanz (1183) ihre Selbstaendigkeit zurueck.

Damals begann die beste Zeit fuer die Gemeinde. Gegen Ende des XII. Jhdts. und zu Beginn des XIII. Jhdts. nahmen auch die ersten voelkischen Organisationen an den internen Kaempfen teil, welche bis zu jenem Zeitpunkt nur die Aristokratie betroffen hatten.

Im Jahre 1205 ging Bologna mit Florenz eine Allianz gegen Pistoia ein, um Grenzfragen am Apeningebirge zu klaeren.

1206 wird die stark angewachsene Stadt durch eine neue Stadtmauer befestigt. Um den Handel zu foerdern, baute man im Jahre 1208 ein neues schiffbares Kanalsystem und ab 1219 begann man Jahresmaerkte zu veranstalten.

Im Jahre 1220 schafften es die einfachen Bewohner, nachdem groesserc Aufstaende stattgefunden hatten, mit Hilfe der Handwerksverbindungcn, in den Rat aufgenommen zu werden.

Die Aristokraten reagierten jedoch so hart, dass sie fast sofort wieder ausgeschlossen wurden.

Im Jahre 1228 schliesslich wird die aristokratische Regierung infolge einer Reihe von militaerischen Misserfolgen, die sie in einem der vielen Kriege gegen Modena erlitt, von der wohlhabenden Bevoelkerung (Bankiers und reiche Haendler unter der Fuehrung von Gioseffo Toschi) in die Minderheit gezwungen.

Die Position der Konsulen der Bankiers und Haendler wurde gestuetzt, indem ein neuer Richterstand der "10 Aeltesten" eingerichtet wurde. Die Mehrzahl dieser "Aeltesten" kamen aus den Kunst- und Handwerksvereinigungen.

Im Jahre 1256 wurde die Zahl auf 17 angehoben, ohne jedoch die alte Aristokratie vollkommen auszuschliessen. Als sich dann die Stadtgemeinden zusammenschlössen, um den Versuch Friedrichs des Zweiten zu vereiteln, die kaiserliche Macht in ganz Italien wiederherzustellen, schloss sich auch Bologna der zweiten lombardischen Lega an.

Nach der Niederlage von Cortenova (1237) suchte Bologna das Buendnis mit dem Papst und Venedig und zwang die anderen Staedte der Romagna, der Lega beizutreten.

In der Schlacht an der Bruecke von Fossalta sul Panaro (26. Mai 1249) konnten die Kaisertruppen geschlagen und der Sohn des Kaisers - Enzo, Koenig von Sardinien - welcher die Truppen angefuehrt hatte, konnte gefangengenommen werden.

Infolge der allgemeinen politischen Situation in Italien litt auch Bologna unter den Rivalitaeten zwischen den Guelfen und den Gibellinen. Erstere werden durch die Geremei, letztere durch die Lambertazzi angefuehrt.

Da diese Konflikte anfangs nur die Magnaten betrafen, versuchte die Regierung, neutral zu bleiben und griff nur ein, um die oeffentliche Ordnung zu sichern. Spaeter schlug sie sich jedoch auf die Seite der Guelfen.

Unterdessen war 1256 das "Paradiesgesetz" erlassen worden, welches die Befreiung der Leibeigenen vorschrieb: einerseits wollte man den Magnaten ihre Untergebenen wegnehmen, andererseits wollte man die Anzahl derjenigen erhoehen, die Beitraege an die Gemeinde bezahlten. Entscheidend dafuer, dass sich die voelkische Regierung offen auf die Seite der Guelfen schlug, war die Niederlage, welche Bologna im Krieg mit Venedig 1272-1273 erlitt, die zur Folge hatte, dass Bologna jeden direkten Zugang zum Adriatischen Meer und somit die Kontrolle und das Prestige verlor, welches Bologna zu diesem Zeitpunkt in der ganzen Romagna hatte.

1274 verbannte die Gemeinde die Gibellinen, welche vor allem in Staedten wie Faenza, Forli und Ravenna aufgenommen wurden, die in der Zwischenzeit dank der Kontakte mit Rudolf von Habsburg dem Kaiserreich noch enger verbunden waren.

1275 schlugen die Staedte der Romagna unter der Fuehrung von Guido da Montefeltro die Guclfenstadt Bologna in San Procolo sul Senio.

Als Rudolf von Habsburg 1278 zugunsten der Kirche auf die Romagna verzichtete, sandte der Papst Niccolö III., welcher mit seiner Heimat Frieden schliessen wollte, seinen Enkel, den Kardinal Latino Malabranca nach Bologna, und die Gibellinen konnten zurueckkehren. Nach nur 6 Monaten wurden sie jedoch wiederum aus der Stadt verbannt.

Von der Gemeinde zur Stadtherrschaft
Trotzdem die Volksregierung 1283 den Rat des einflussreichen Rolandino de' Passeggieri, dem Rektor der Notare, befolgte und energisch gegen die Anstifter der Konflikte vorging, verlief das politische Leben Bolognas weiterhin eher unruhig.

Anstelle der alten Adelsfamilien Geremei und Lambertazzi machten sich nun die bürgerlichen Familien Scacchesi und Maltraversi die Macht gegenseitig streitig. Aus diesen Streitigkeiten ging Romeo Pepoli, Abkoemmling einer zu Reichtum gekommenen Bankiersfamilie, als Sieger hervor. Er musste jedoch nach einem Aufstand (1321) aus der Stadt fluechten und starb im Exil.

Im Jahre 1325 erlitten die Bologneser die schwere Niederlage von Zappolino, welche ihnen durch die Modeneser beigebracht wurde, und an die Legende vom geraubten Eimer geknuepft ist.

Am 5. Februar 1327 ordneten sie sich dem Kardinal Bertrando del Poggetto unter. In den darauffolgenden 10 Jahren musste Bologna die habgierige Politik der Kirche ertragen, bis schliesslich der Kardinal vom Volk bei einem Aufstand aus der Stadt gejagt wurde, der sogar die Scacchesi und die Maltraversi einte.

Taddeo Pepoli wurde zum Fuehrer des Volkes ernannt. Er errichtete eine Stadtherrschaft, die 10 Jahre lang andauerte, und verstand es, die Feindschaft des Papstes zu besiegen, welcher ein Interdikt gegen die Stadt erlassen hatte. Ausserdem gelang es ihm, vom Papst den Titel eines Apostolischen Vikars zu erhalten.

Seine Soehne Giacomo und Giovanni waren zwei derart grosse Nichtskoenner, dass sie die Stadt sogar dem Erzbischof Giovanni Visconti (1350) verkauften, der sie energisch regierte, und der ebenfalls den Titel eines Apostolischen Vikars hatte.

Bei seinem Tode gelang es dem Gouverneur Giovanni da Oleggio, dessen legitime Abstammung von der Visconti-Familie zweifelhaft war, den rechtmaessigen Nachfolgern Matteo und Bernabö Visconti, den Besitz an der Stadt Bologna streitig zu machen. 1360 gab Giovanni da Oleggio die Stadt an den Kardinal Albornoz ab, der bereits die Umbrien, die Marken und das Lazium unter der Hcrrschaftseinfluss der Kirche zurueckgefuehrt hatte, und der 1 Jahr spaeter jedweden Anspruch der Visconti-Familie an Bologna zurueckwies, indem er ihnen eine schwere Niederlage in der Schlacht von San Ruffillo (20.6.1361) beibrachte.

Der Regierungsstil des paepstlichen Vikars war gemaessigt, trotzdem konnte die republikanische Gesinnung, die noch im Volke lebendig war, nicht ganz ausgeloescht werden. 1376 brach ein Aufstand aus, der das Ziel hatte, die Stadt aus der Abhaengigkeit vom Papst zu befreien.

Neue interne Kaempfe fuehrten jedoch dazu, dass die Stadtbewohner sich wieder an die Kirche annaehrten. So unterschrieb Bologna am 4. Juli 1377 einen neuen Pakt mit dem Papst, in dem Bologna die eigene Unterwerfung anerkannte, ihr jedoch zugestanden wurde, dass die Statuten der Stadt unveraendert belassen wuerden. Unter anderem wurde allen "Aeltesten" der Titel des Apostolischen Vikars zuerkannt, die neben den Gonfalonieri die Regierung der Stadt bildeten.

In der darauffolgenden Zeit entstanden wegen der Bildung neuer oligarchischer Gruppen Unruhen, da diese um die Vorherrschaft innerhalb der Gonfalonieri kaempften, bis es schliesslich im Februar des Jahres 1401 Giovanni Bentivoglio, dem Abkoemmling einer alten Schlachterfamilie gelang, die Macht durch einen Handstreich ansichzureissen.

Im Juni 1402 wich die Herrschaft des Bentivoglio der des Gian Galeazzo Visconti, der alte Rechte geltend machend Alberigo da Barbiano gegen ihn einsetzte. In Casalecchio kam es zu einer blutigen Schlacht: Bologna ging wieder an die Visconti zurueck und Giovanni Bentivoglio wurde die Kehle durchgeschnitten.

Einige Monate spaeter, nach dem Tode des Gian Galeazzo Visconti, lehnte Nanne Gozzadini die Herrschaft ab und versuchte, die Rueckkehr zur Kirche zu beguenstigen.

Fuer kurze Zeit wurde Bologna von dem Soeldnerfuehrer der Visconti, Facino Cane regiert. Er wurde jedoch 1403 durch den energischen Kardinal Baldassarre Cossa vertrieben, der sich im Namen des Papstes Bonifacio IX. die Stadt aneignete.

Waehrend der politischen und religioesen Kaempfe erlangte Bologna grosse Bedeutung. Um das Schisma des Westens, das damals die Kirche teilte, zu beenden, rief der Kardinal Baldassarre Cossa das Konzil von Pisa ein (1407), das die beiden Paepste absetzte und einen dritten Papst, Alessandro V. waehlte, der seinen Sitz in Bologna nahm.

Nach dem Tode von Alessandro V. wurde Kardinal Cossa in Bologna zum Papst ernannt, und nahm den Namen Giovanni XXIII. an.

Nach dem Ende des Schismas (1417) setzte der neue Papst, Martino V., der aus dem Konstanzer Konzil hervorgegangen war, die Regierung der paepstlichen Vikare wieder in Bologna ein.

Unterdessen flammten die Kaempfe um die Macht innerhalb der Gonfalonieri wieder auf. Waehrend der folgenden sehr unruhigen Zeit, ging die Vikar-Regierung sehr hart gegen die anmassenden Fuehrer der am Kampfe beteiligten Gruppen vor.

1438 gab der Soeldnerfuehrer Niccolo Piccinino Bologna den Visconti zurueck: 1442 kehrte Annibale Bentivoglio zurueck und zettelte einen Volksaufstand an, der den Gouverneur der Visconti zwang, die Stadt zu verlassen. In dem darauffolgenden Jahr wurden die Truppen der Visconti in der Naehe von Castel San Giorgio unter der Fuehrung von Ludovico dal Verme von den Bolognesern geschlagen und Annibale Bentivoglio wurde zum Herrscher der Stadt ausgerufen, was auch vom Papst gebilligt wurde.

Die Herrschaft der Bentivoglio erfuhr ihre Bluetezeit unter Giovanni II. (1462 - 1506), welcher die Kuenste foerderte; die Gunst des Volkes erworb; und der es verstand, sich mit den nachbarlichen Herrschern zu arragieren, indem er Freundschaften schloss und verwandtschaftliche Bande knuepfte.

So gut er konnte, versuchte er, Bologna aus den internationalen Schwierigkeiten herauszuhalten, er musste jedoch den Vormarsch von Cesare Borgia, genannt Valentine, mitansehen, dem es bereits gelungen war, verschiedene Herrscher in Mittelitalien zu stuerzen. Nach dem Tode Alessandros VI., dem Vater Valentinos, wurde er zum Nachfolger des kriegerischen Giulio II. (1503) ernannt, der von Beginn seines Papsttums an versuchte, seine Macht in den Staaten der Kirche wiederherzustellen.

Als Giulio II., nachdem er die ganze Romagna zurueckerobert hatte, triumphierend in Bologna einzog (2. November 1506), war Giovanni II. Bentivoglio bereits geflohen. Bologna kehrte wieder zur Kirche zurueck, welche ausser waehrend der napoleonischen Zeit unangefochtene Herrscherin bis zum Jahre 1850 blieb.

Der Niedergang
Es gab mehrere Versuche seitens der Soehne von Giovanni II Bentivoglio, die Herrschaft ueber Bologna zurueckzuerlangen, die jedoch alle erfolglos verliefen.

Ein paar Jahre gelang es dem Erstgeborenen von Giovanni II., Annibale Bentivoglio, mit Hilfe der Franzosen, die Stadt zu halten. Mit der Niederlage der Franzosen bei Novara (1513) wurde jedoch auch er verjagt. In dieser Zeit setzte der Niedergang ein, der sich durch die gesamte Geschichte Bolognas von den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts und das gesamte 17. Jahrhundert zieht.

Von der alten glorreichen Selbstaendigkeit blieb nur mehr ein Scheinbild uebrig; die Gemeinde erhielt eine oligarchische Konstitution; im Senat der Gemeinde (der zuerst aus 40, dann aus 60 Mitgliedern bestand) waren die adligen und bürgerlichen Vertreter, deren Union aus dem Zusammenschluss der alten Lehensadligen und der neuen Geldaristokratie entstanden war, vertreten; auch die Gonfalonieri des Volkes gab es weiterhin, es handelte sich jedoch eher um ein Ehrenamt als um ein politisches Amt.

Praktisch war der Einzige, der wirklich ueber Macht verfuegte, der Kardinal, der das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt beeinflusste, und der sogar das private Benehmen der Buerger unter Kontrolle hatte.

Abgesehen von zwei bedeutenden Ereignissen, der Kaiserkroenung von Karl V. (1530) und der IX. und X. Versammlung des Konzils von Trento (1547), verlief das Leben in Bologna mindestens 2 Jahrhunderte vollkommen ruhig.

Zu der intellektuellen Stagnation, welche negative Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft hatte, kam die Anwesenheit des Inquisitionsgerichtes in Bologna, welches von 1550 an seinen Sitz im Kloster San Domenico hatte. Vor allem waehrend des 16. und 17. Jahrhunderts, als die Inquisitoren besonders streng vorgingen, wurden viele Adlige und Buergerliche oft aus Gruenden, die nichts mit dem Glauben zu tun hatten, als Ketzer zum Tode verurteilt.

Nachdem auch die Universitaet ihr altes Ansehen verloren hatte, blieben nur noch Maler wie Carracci, Domenichino und Dal Reni, welche im 16. Jahrhundert der Stadt durch Gruendung einer Akademie zu einer gewissen Bedeutung verhalfen.

Die allgemeine Stagnation verschonte auch die Wirtschaft nicht, welche in der Zwischenzeit nicht weiter gewachsen war.

Die Hanf-, Seiden- und Leinenindustrie musste mit der internationalen Konkurrenz mithalten, welche immer haerter wurde.

Die Landwirtschaft war in alten, wenig produktiven Systemen verhaftet geblieben und erwies sich als immer weniger effizient.

Selbst die beruehmte Universitaet konnte sich dem Prozess des Niedergangs nicht entziehen. Von den 20.000 Studenten, darunter Italiener und Auslaender aus gut 13 Nationen, welche die Universitaet waehrend ihrer Bluetezeit hatte, zaehlte sie am Anfang des 18. Jahrhunderts nur noch 1000, die vor allem aus dem Gebiet der Legation kamen.

Erste Anzeichen der Erneuerung
Die Bewegung, welche im 18. Jahrhundert in Frankreich und England gegruendet worden war und deren neue Ideen sich auch in anderen europaeischen Nationen verbreitete, beeinflusste auch die Stadt Bologna und ihre kulturelle Erneuerung.

Die Voraussetzungen fuer ihre wissenschaftliche und literarische Erneuerung wurden sicherlich durch Luigi Ferdinande Marsili geschaffen, der im Jahre 1711 das Institut der Wissenschaften gruendete, um die Unzulaenglichkeiten der Universitaet auszugleichen.

Dieses Institut war eine private Einrichtung, die aus der Umwandlung der alten Accademia degli Inquieti entstanden war, und diesem Insitut ist es zuzuschreiben, wenn die ersten Funken dieses neuen literarischen Feuers, das spaeter auch auf politischer Ebene 'seine Fruechte trug, nicht verloeschten.

Verdienst dieses Insituts ist zum Beispiel die Veroeffentlichung der Commentarü von F.M. Zanotti im Jahre 1731, einem Philosophen der mit den bedeutendsten Vertretern der europaeischen Kultur der damaligen Zeit, in Kontakt stand. Ein bedeutender Beitrag zu der Verbreitung der neuen Ideen in der gedaempften Atmosphaere von Bologna kam auch von Francesco Albergati Capacelli, der enge Kontakte zu Goldoni, Alfieri und sogar Voltaire hatte und eine Auswahl franzoesicher Tragoedien uebersetzte und veroeffentlichte.

Die erneuernden Impulse, die aus Frankreich kamen, fanden einen solchen Beiklang, dass man in Bologna sogar eine Zeitung in franzoesicher Sprache herausgab, das "Journal des Journaux", das von September 1760 bis Juni 1761 erschien.

Unter den Veroeffentlichungen, welche ausschlaggebend fuer die kulturelle Entwicklung der Stadt waren, muss vor allem im Bereich der politischen Oekonomie an die Memorie enciclopediche compilate dalla Societa letteraria erinnert werden, die ab 1787 unter der Leitung von Giuseppe Compagnoni erschienen und anfangs einen deutlich "aufklaererischen" Titel hatten: "Giornale enciclopedico".

In der 2. Haelfte des 18. Jhdts. verhalfen die Forschungsarbeiten von Anna Morandi Manzolini, Laura Bassi, Eustacchio Zanotti und vor allem von Luigi Galvani den Wissenschaften zu neuem Ansehen.

In eben diesen Jahrzehnten wuchs der Handel aufgrund der Privilegien, die in Handel mit den anderen italienischen Staaten gewaehrt wurden, dank derer die protektionistische Haltung Veneziens und der Toskana umgangen werden konnten.

Bologna konnte auch der guenstigen Lage wegen Schmuggel im grossen Stil betrieben. Auch die Landwirtschaft erholte sich dank der Verbreitung des Reisanbaus und der ersten grossen Urbarmachungsarbeiten.

Mit der kulturellen Entwicklung und dem wirtschaftlichen Aufschwung machte sich in gewissen Kreisen eine immer offenere Opposition gegen die Regierung des Papstes breit.

Im Jahre 1794 zettelte der junge Luigi Zamboni nach seiner Rueckkehr aus Frankreich, wo er sich fuer die revolutionaeren Ereignisse begeistert hatte, eine Verschwoerung gegen die Regierung des Papstes an. Der Versuch schlug fehl und der junge Mann brachte sich im Gefaengnis um.

Nach Eintreffen der franzoesichen Truppen in Italien, sprach sich der fortschrittlichste Teil der regierenden Klasse fuer die Bildung kleiner Staaten nach dem franzoesichen Modell aus. Der erste dieser Staaten war die sogenannte Repubblica Cispadana, die zwischen Oktober 1796 aus dem Zusammenschluss von Reggio Emilia, Modena, Ferrara, Bologna und spaeter auch der Romagna entstand.

In jenen Jahren entfaltete sich in Bologna eine bluehende publizistische Aktivitaet. 1796 kamen der "Monitore bolognese", "Il Repubblicano", "l'Osservatore politico" heraus, im Jahre 1797 die "Gazzetta di Bologna", 1798 der "Genio democratico", zu dessen Mitarbeiter der Poet Ugo Foscolo gehoerte und 1799 erschienen der "Relatore Bolognese" und der "Proto Monitore".

Waehrend der napoleonischen Herrschaft bekam die Stadt ausserdem Literatur- und Wissenschaftsinstitute; 1802 wurde die Akademie der schoenen Kuenste gegruendet; 1803 der Orto Botanico und 1810 die Societa Agraria.

Das Risorgimento
Der Sturz Napoleons hatte augenblicklich zur Folge, dass das politische System, welches er in Italien errichtet hatte, auseinanderfiel.

Mit der Rueckkehr der Kirche kehrte auch das politische Leben Bolognas zu den Schemata der Vergangenheit zurueck. Die Verbreitung der neuen Kultur und somit der liberalen Ideen konnte jedoch nicht verboten werden.

Die Wiederherstellung der alten klerikalen Regierung wurde von dem Buergertum und den gebildeten Schichten als unertraeglicher Rueckschritt empfunden und von Anfang an glimmte der Funke der Revolution vor allem unter denjenigen, die Beamte und Offiziere Napoleons gewesen waren, und welche nun Foerderer und Seelen der Karbonaribewegung wurden.

Bologna durchlebte waehrend der Restauration schwere Jahre. Den Karbonaribewegungen stellten die Geistlichen ihre geheimen Verbindungen entgegegen, welche unter dem Schutz der Behoerden die Aufgabe hatten, die Umsturzplaene zu unterbinden.

Daraus entstanden oft blutige Konflikte, welche noch durch die Teilnahme plebejischer Elemente verschaerft wurden.

1831 gewann die von Modena ausgehende Bewegung dank Giro Menotti Anhaenger in den Staedten der Emilia und der Romagna und es bildete sich eine provisorische Regierung unter der Fuehrung von Giovanni Vicini. Der Eingriff oesterreichischer Truppen machte es jedoch wieder einmal moeglich, die Herrschaft des Papstes in Bologna wiederherzustellen.

Bologna wurde wieder zum Gehorsam gezwungen und vor allem von 1832 bis 1836 litt es unter der reaktionaeren Politik von Gregorio XVI. Die Opposition gegen die Papstherrschaft wurde jedoch nicht vollkommen erstickt und der Geist des Aufstandes verbreitete sich vor allem in Einrichtungen wie der Societa Agraria und der Universitaet.

Erstere bemuehte sich, Wirtschafts- und Zollreformen zu verbreiten, letztere verbreitete die Ideen Mazzinis und durchleutete zum ersten Mal das soziale Problem.

1848 machten die Bologneser einen Aufstand und in der beruehmten Schlacht von Montagnola (8. August) siegten sie ueber die gut geruestete oesterreichische Garnison, welche gezwungen wurde, die Stadt zu verlassen.

In den darauffolgenden Monaten kaempften die antipaepstlichen Kraefte, welche sich in zwei Gruppen unterteilten (eine war demokratischrepublikanischer Gesinnung, die andere gemaessigt liberal), um die Fuehrung der Bewegung.

Wenige Wochen nach dem Sturz der roemischen Republik von Mazzini, Saffi und Armellini sahen auch die Bologneser ihre Hoffnungen durch den Eingriff franzoesischer Truppen schwinden: am 17. Mai 1849 zog Monsignor Badini unter dem Geleit des oesterreichischen Heeres in die Stadt ein.

Er hatte den Auftrag, die paepstliche Macht wieder herzustellen.

Mit der Erschiessung Ugo Bassis, der einer der Urheber des Aufstandes gewesen war, begann fuer Bologna ein tragisches Jahrzehnt der Abhaengigkeit von Oesterreich.

Von der Einigung bis zu den heutigen Tagen
In den ersten Jahrzehnten nach dem Anschluss an das Italienische Reich (12, Maerz 1860) musste die Bologneser regierende Schicht eine Vielzahl von Problemen loesen.

Die anfaengliche Unfaehigkeit, die wirtschaftliche Stagnation, welche durch die immer noch traditionellen wirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Aktivitaeten bedingt war, zu ueberwinden, fuehrte zu heftigen politischen Kaempfen und verschaerfte den sozialen Konflikt.

Aus den ersten Wahlen gingen die gemaessigten Liberalen als Sieger hervor, welche kein leichtes Leben hatten, da sie von der Opposition der demokratisch-republikanischen und der klerikalen Seite in die Enge getrieben wurde, die den neuen Staat nicht anerkannten.

Der politische und soziale Konflikt verschaerfte sich immer mehr in Bologna als Andrea Costa die Werke "Fascio Operaio" (1871) und spaeter "Martello" (1874) veroeffentlichte.

Damals bluehte der politische Journalismus auf: die Gemaessigten riefen die "Gazzetta delFEmilia" und die "Patria" ins Leben, die Republikaner, die "Voce del Popolo" und die Katholiken "L'Ancora".

Auch der "Resto del Carlino" entstand in jenen Jahren (1885).

Diese Veröffentlichungen zeichneten sich durch eine Lebendigkeit und intellektuelle Glut aus, die in nichts dem politischen Leben nachstand.

In dem Buchladen von Nicola Zanichelli, der sich noch heute unter dem Paviglione befindet, entstand ein exquisiter kultureller Kreis, deren Mitglieder Carducci, Panzacchi, Stecchetti, Murin, Anolini und Codronchi waren, um nur einige von ihnen zu nennen.

Aus dem gluecklichen Zusammentreffen zwischen Zanichelli und Carducci entstand eine verlegerische Aktivitaet, die ueber di Grenzen Bolognas hinausging und nationale Bedeutung erlangte.

Im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts tauchten neue Probleme auf, da sich die Landwirtschaft zu wandeln begann und eine nicht mehr nur karge industrielle Aktivitaet zu der Radikalisierung des politischen und sozialen Konfliktes mehrten.

Einige Jahre nach Grucndung der Arbeitskammer (1892) eroberte die sozialistische Partei die Gemeindeverwaltung und fuehrte eine Politik ein, welche die aermeren Klassen beguenstigte.

Nach dem l. Weltkrieg gingen die Sozialisten wiederum als Sieger aus den Wahlen von 1920 hervor: sie erhielten 20195 Stimmen im Vergleich zu den 8700 Stimmen der Konservativen und den 5093 Stimmen der Katholiken.

Die faschistische Organisation, welche die rechte Hand der besitzenden Klasse war, verschonte die Stadt, Hochburg der sozialistischen Bewegung, nicht.

Am Vorabend der Wahlen des Jahres 1920, als sich der Sozialist Gnudi auf dem Balkon des Palazzo d'Accursio zeigte, um die Menge zu gruessen, wurden aus der Menge Revolverschuesse abgegeben. Im dem Saal, in dem kurze Zeit spaeter der Gemeinderat tagen sollte, brach eine Schiesserei aus, bei der es Tote und Verwundete gab.

Ab diesem Zeitpunkt ist die Geschichte Bolognas voller gewalttaetiger und blutiger Ereignisse.

Am 20. Mai 1922 fiel eine Horde von Faschisten in Bologna ein, welche in der gesamten Region mobil gemacht worden waren, um die Absetzung des Praefekten Moro zu fordern, der sich ihrer Meinung nach schuldig gemacht hatte, da er die Ordnungskraefte auch gegen die Faschisten einsetzte, welche anderswo ungestoert und durch die Behoerden geschuetzt arbeiten konnten.

In der Stadt kam es zu nie gekannten Gewalttaetigkeitcn, aber der Praefekt konnte mit Hilfe der Sozialisten der Belagerung standhalten. Erst am 30. Oktober des Jahres wurde die Praefektur besetzt, d.h. nachdem die Faschisten nach dem Marsch auf Rom die Macht an sich gerissen hatten.

Am 31. Oktober 1926 stand Mussolini kurz vor seiner Abreise nach Bologna, wo er die Festlichkeiten fuer den 4. Jahrestag des Marsches auf Rom abschliessen wollte. Er fuhr in einem offenen Wagen, an der Kreuzung der Via Rizzoli und der Via Indipendenza wurde aus der Menge ein Pistolenschuss abgefeuert, der ihn streifte.

Urheber dieses fehlgeschlagenen Attentates war der 15- jaehrige Anteo Zamboni, der sofort von den Faschisten ergriffen und noch am Ort gelyncht wurde.

Diese Episode zeigt, dass die faschistische Eroberung des Staates es nicht geschafft hatte, in den Bolognesern den Geist der Freiheit zu ersticken, der in den Kreisen weiterlebte, welche bis zum Jahre 1943 im Untergrund arbeiteten und spaeter den bewaffneten Kampf gegen die Nazifaschisten fuehrten. Bologna wurde am 21. April 1945 befreit.