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Cremona Allgemeines zu Cremona

 

 

 

 

 


KLINGENDES CREMONA

Diese kleine Stadt, in der, wie man sagt Vergil die toga praetexta, nahm, liegt am linken Ufer des Po.

Unbekannt, wer sie gegründet hat. Man spricht zwar von einer „Cenomanischen Gründung", stellt sich aber darunter nichts vor, ausser dass es lang her ist. In der Geschichte erscheint Cremona als römische Kolonie, es mag demnach 22 Jahrhunderte alt sein. Sein Geschick darf tragisch genannt werden.

Die Barbaren zerstörten es wiederholt, aber immer wieder erhob es sich und im elften Jahrhundert konstituierte es sich als freie Gemeinde. Als Barbarossa an die Unterwerfung Italiens ging, unterstützte Cremona ihn aus Eifersucht auf seine am Sario gelegene Nachbarin, die Stadt Crema (die der Kaiser auch plündern Hess).

Dann wechselte Cremona seine politische Haltung und ging zur Lombardischen Liga über, die den Gefürchteten in Schach zu halten wusste.

Am Anfang des 14. Jahrhunderts nahm Heinrich von Luxemburg die Stadt ein und plünderte sie. Endlich unter den Visconti kam sie in friedliche Verhältnisse. Die Venezianer hielten Cremona zehn Jahre lang besetzt; aber nachdem Venedig seine Landmacht verloren hatte, wurde Cremona wieder selbständig und teilte im weiteren die Geschicke Mailands.

Heute ist Cremona eine Industriestadt von 45.000 Einwohnern, umgeben von einer reichen, wohlbestellten Fruchtebene, besonders gesegnet mit Maiskulturen. Auf halbem Weg von Pavia her kommt man an dem Besitz der Fürstin Belgiojoso vorbei, die in der Zeit der Romantik eine besondere Rolle im Kunstleben von Paris spielte.

Mit der geistvollen Frau, die sich den Luxus einer originellen Hässlichkeit erlauben konnte, stand um 1839 Franz Liszt in Verbindung. Die Fürstin war es auch, die anlässlich des „Klavierduells" zwischen Thalberg und Liszt das schöne Wort prägte: ,, Thalberg ist der erste, aber Liszt der einzige Klavierspieler!"

Gehen wir wieder nach Cremona zurück, so werden wir finden, dass das Entree etwas öde ist und man eine Enttäuschung befürchtet. Doch vergessen wir nicht, dass jede italienische Stadt einige Überraschungen bereit hält. Hier erlebt man sogleich eine und zwar eine der packendsten und schönsten, wenn man plötzlich die Piazza del Comune betritt.

Da steht man vor ein paar Bauten gotischen Stils, um die Cremona von Pisa oder Florenz beneidet werden könnte, so monumental und so vollendet sind sie in ihrer Art. Und fast völlig unbekannt.

Nichts verunziert den wunderbaren Platz. Keine Trambahn, kein Auto stört die mittelalterliche Stimmung dieser Szenerie. Auf dem Platz erhebt sich zunächst der Torrazzo, ein gewaltiger romanischer Backsteinturm von in Meter Höhe. Er überragt die Türme von Bologna, ja überhaupt die der Halbinsel, er scheint uns die Wolken erklettern zu wollen.

Von seiner Basis zweigt eine sehr schöne Loggia ab, die Bertazzola, eines der dekorativen Wunder der Renaissance. Die Loggia verbindet ihre beiden Arkaden mit denen des Doms und dieser Duomo ist eine herrliche romanische Basilika aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts, 1190 eingeweiht.

Die Renaissance hat an dem Bau einiges geändert, aber eigentlich nichts verdorben. Unberührt bewachen die beiden Löwen aus rötlichem Marmor die Schwelle des Gotteshauses, das seinen romanischgotischen Charakter, seine herbe Schönheit, seine ehrwürdige Patina bewahrt hat.

Das Innere ist dreischiffig und seine Kirchenfenster sorgen für ein entrückendes Halbdunkel. Viele Künstler haben am Bildschmuck des Doms gearbeitet, besonders Boccaccio von Ferrara und der Cremonese Boccaccino; aber alles verblasst vor den machtvollen Fresken des Pordenone, der eigentlich Giovanni Antonio Sachiense hiess und aus Pordenone in Friaul stammte.

Diese seine Kompositionen enthüllen das Temperament eines ganz grossen Künstlers, aber niemand spricht von ihnen: sie sind nur da und leuchten.

Mit dem Dom hängt ein Baptisterium zusammen, das aus dem 12, Jahrhundert herrührt. Es ist achteckig und ganz mit vielfarbigem Marmor verkleidet, ein Kunstwerk, dessen Schönheit Parma oder Florenz zieren würde.

Ihm gegenüber steht die kraftvolle Loggia dei Militi, eine Baulichkeit von kriegerischer Gesinnung, deren reizende dreibogige Fenster eine zartere Note dazugeben. Und endlich der Palazzo Comunale, jetzt das Municipio. Das ist ein Bau aus dem 13 Jahrhundert (1206-45) mit einem Hof von stämmigen Arkaden und einem von der Renaissance mit Spitzbogen versehenen Portal.

Es gibt noch andre sehenswerte schöne Dinge in Cremona: die Paläste Stanga und Dati, die Kirchen San Pietro, San Agostino, Santa Agata, sowie mehrere merkwürdige Althäuser; aber die Schönheit der Piazza dei Comune allein rechtfertigt es, einem Kunstwanderer dringend den Besuch Cre-monas zu empfehlen.