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Cremona Prominente in Cremona

 

 

 

 

 

Die Stadt ist freilich weltbekannt, aber aus ganz anderen Gründen. In Cremona ist 1567 Claudio Monteverde geboren, der Schöpfer des „Orfeo" (1607), der „Arianna" (1608) und der für Venedig 1642 geschriebenen „Incoronazione di Poppea", ein führender Geist, der vom trockenen Rezitativ der allerersten florentinischen Opern, von ihrem stilo rap-prensentativo zur blühenden Arienoper des Barock hinleitet.

Dann ist in der Nähe, in Paderno Fasolare, der Komponist Amilcare Ponchielli geboren (1834), dessen Oper „Gioconda" (Mailand, 1876) noch heute auf italienischen und deutschen Bühnen lebt.

Aber weder durch Monteverde noch durch Ponchielli kam die Stadt in aller Mund, sondern durch ihre berühmten Geigenmacher, durch die Amati, Guarnieri und Stradivari, deren Instrumente Gipfelleistungen der Geigenbaukunst bedeuten.

Namentlich um die Person des „Stradivarius" hat sich ein ganzer Legendenkreis gebildet. Man weiss, dass er 1737 in Cremona gestorben ist, aber man kennt sein Geburtsdatum nicht.

Man nimmt das Jahr 1644 dafür an und berechnet dies aus seiner letzten Geige, die sich in der Sammlung der Brüder Hill in London befand. Dieser sein „Schwanengesang" war signiert u. zw. mit der Bemerkung, dass der Meister sie in seinem 93. Lebensjahr geschaffen habe.

Stradivari hatte als Schüler Amatis begonnen, machte sich mit etwa 30 Jahren selbständig und arbeitete mit seinen Söhnen zusammen, die selbst schon bejahrt waren (58 und 66 Jahre), als er starb.

Er soll aus einer Cremoneser Patrizierfamilie stammen und ein Findelkind gewesen sein. Ein Mönch habe sich seiner angenommen und ihn das Geheimnis gelehrt. Er soll später der Ratgeber des Königs Jakob des Zweiten von Aragonien und des Papstes Benedikt XIII. gewesen sein, er soll Alchymie getrieben und mit der Teufelsküche des Satans Verbindung gehabt haben.

Er soll... er soll... Was hat man nicht alles über Stradivari gesagt!

Er war von Geheimnis umwittert wie Niccolö Paganini. Man verstieg sich sogar bis zu der Behauptung, er habe das Pseudonym Antonio Nihil angenommen, nur um dem Ruhm zu entgehen, nur, um möglichst unbekannt zu bleiben.

Man besitzt von Stradivari nicht einmal ein authentisches Porträt. Er wurde in der Kirche San Domenico begraben, aber als sie abgerissen wurde, kümmerte sich niemand um seine Überreste.

Man könnte annehmen, dass sich Stradivari in seiner Vaterstadt genug bemerkbar machte und nicht unrühmlich, um von einem seiner Landsleute porträtiert zu werden.

Allein er legte wahrscheinlich keinen Wert, darauf. Er lebte nur einem einzigen Gedanken: vollendete Geigen zu bauen, Geigen mit Engelsstimmen, mit dem Klang von Äolsharfen und Orgelrauschen, einmalige Geigen. So war dieses technische Genie wie alle Genies ein Monomane. Aber ob er nicht mehr als ein technisches Genie war? Wer weiss es...

Eines Abends verlässt man Cremona. Und sagt sich, dass man nicht umsonst dort gewesen ist. Man phantasiert sich eine Szene zurecht, worin ein neuer Paganini zu Füssen des Torrazzo auf einer Stradivari spielt.