Ferrara
 
 
 
Toskana
Emilie-Romagna
Friaul
Ligurien
Lombardei
Piemont
Südtirol
Venetien
Paris
Frankreich
 
 
 
 

 

Ferrara Renaissance und Ferrara

 

 

 

 

 

 

Die Stadt der Renaissance
Im Jahr 1995 wurde Ferrara von der UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommen. Bei der Begründung wurde hervorgehoben, dass es sich um „eine außergewöhnliche Stadt der Renaissance handelt, die bis heute eine einschneidende und vorbildhafte Rolle in Bereich der Stadtplanung und der Bewahrung historischer Bausubstanz gespielt hat. „

Der erste moderne Stadtentwicklungsplan Europas, das bis dahin abenteuerlichste und visionärste Projekt einer neuen Stadt war ein Traum des Herzogs Ercole d'Este, der von dem großen Architekten Biagio Rossetti realisiert wurde.

Die Genialität des Architekten bestand darin, dass er das Alte mit dem Neuen zu verbinden wusste und zugleich eine Stadt nach der Vorstellung von Ordnung, Schönheit und Harmonie schuf, dass erzwar die Forderung der Renaissance nach einer idealen Stadt verwirklichte, diese aber durch die Verbindung mit der Vergangenheit auch mit Leben füllte.

Vom Nordausgang des Castello Estense erkennt man die Hauptachse der ab 1492 vollzogenen Erweiterung der Stadt (Ad-dizione Frculea). Die nach dem Herzog benannte Straße Corso Frcole d'Este bezeichnete der Schriftsteller Guido Piovene als "schönste Straße Italiens".

Das Gebäude mit der Hausnummer 16 ist Palazzo Giulio d'Este, der einem unglücklichen Bruder des Herzogs Alfonso gehörte und Biagio Rossetti zugeschrieben wird.

Das Zentrum der Addizione Erculea bildet das Quadrivio degli Angeli, eine Kreuzung, die ganz vom Palazzo dei Diamanti, einem absoluten Meisterwerk von Biagio Rossetti, beherrscht wird.

Das Gebäude mit seinen mehr als 8.000 in Diamentenform gehauenen Steinen aus weißem und rosa Marmor ist zweifellos eines der Symbole der Stadt.

Der am schönsten dekorierte Teil ist der zur Kreuzung weisende Eckpfeiler mit einem zierlichen kleinen Balkon auf halber Höhe.

Im Piano Mobile ist heute die Nationale Pinakothek eingerichtet. Im Erdgeschoss befindet sich die Galerie für Kunst der Moderne und der Gegenwart, in der zweimal im Jahr bedeutende Kunstausstellungen stattfinden.

Vom Palazzo dei Diamanti aus geht man weiter auf Corso Ercole d'Este und spürt nun sehr deutlich, wie die Atmosphäre immer stiller wird und die Stadtmauern allmählich näher rücken.

Der letzte Teil der Straße wird von hohen Pappeln und großen Villen mit prachtvollen Gärten gesäumt. Am Ende erkennt man die Porta degli Angeli, ein ehemaliges Stadttor, das früher einmal den Zugang zum herzoglichen Jagdgebiet Barco bildete.

Das Jagdgebiet erstreckte sich dort, wo heute der ausgedehnte Stadtpark "G. Bassani" liegt.

An den Mauern angekommen schlägt man den Weg rechts über den Erdwall ein und folgt im Schatten der Allee der Mura degli Angeli. Sobald sich der Weg nach Südosten wendet, erkennt man an die hohe Backsteinmauer anliegend einen Gang, der dazu diente, Waffen und Truppen zu verlagern, ohne sich dabei dem feindlichen Feuer auszusetzen.

Zur anderen Seite hat man einen schönen Ausblick über grüne Wiesen, den wundervollen jüdischen Friedhof und den katholischen Monumentalfriedhof Certosa.

Wenn man auf Höhe der Certosa die Stadtmauern verlasst, kommt man nach kurzem Stück an biologisch bestellten Feldern und einem Naturkostladen vorbei und erreicht über Via delle Erbe die wundervolle Piazza Ariostea, deren Zentrum eine Statue des Dichters Ludovico Ariosto bildet.

Der Platz war Bestandteil des städtebaulichen Projekts von Ercole I. und sollte ein wirtschaftliches Zentrum der neuen Stadt der Renaissance werden.

Zwischen Piazza Ariostea und dem Palazzo dei Diamanti (an Corso Porta Märe) liegt ein großer Gebäudekomplex, der Palazzo Massari heißt. Darin befinden sich zwei interessante Museen, das Museum Giovanni Boldini und das Museum für Kunst der Moderne und der Gegenwart "Filippo de Pisis"; dahinter erstreckt sich Parco Massari, ein, großer Park mit jahrhundertealten Bäumen, einem schönen Kinderspielplatz, einer Bar und Toilettenanlagen.

Auf der anderen Straßenseite liegt der Botanische Garten der Universität.
Man kann nun am Palazzo dei Diamanti erneut Corso Ercole l d'Este einschlagen und ist nach einigen hundert Metern wieder am Castello Estense.

Der Glanz des Hofes der Este manifestierte sich in unzähligen Kunstwerken und Einrichtungsgegenständen, die die Säle der Palazzi schmückten und zu wahren Schatzkammern der Kultur machten.

Die glorreichen Zeiten aber waren 1598 mit einem Schlag vorbei. Cesare d'Este, der letzte Herzog von Ferrara, konnte nur wenig von den angehäuften Schätzen nach Modena retten, und so kam es, dass viele Kirchen, Klöster und Palazzi der Stadt im Laufe der folgenden Jahrhunderte leergeräumt wurden.

Fast alle wichtigen europäischen und nordamerikanischen Museen besitzen heute mindestens ein Kunstwerk aus der großen Epoche der Malerei in Ferrara.

Die Stiftung der Cassa di Risparmio bemüht sich seit langem darum, den Bestand der Kunst in seinen Grundzügen wieder herzustellen, und unterstützt die kunsthistorische Forschung wie den Ankauf von Werken aus den Händen von Auktionshäusern, Antiquaren und Sammlern auf der ganzen Welt.

Die Renaissance in den Villen der Este
Die Este verfolgten den ehrgeizigen Plan, im gesamten Herrschaftsgebiet die Geschichte und Größe ihrer Dynastie zum Ausdruck zu bringen. Daher ließen sie an zahlreichen Orten kleinere und größere Residenzen errichten und von den besten Künstlern ihrer Zeit ausstatten.

In einigen dieser sogenannten Delizien hielten sie sich für ein paar Tage oder Wochen mit dem Hofstaat auf, andere hielt das stets freizügige Herrscherhaus als fürstliches Gemach für Gefährtinnen und Konkubinen bereit.

Gleich, ob die Häuser neu errichtet wurden oder durch den Aus- und Umbau älterer Häuser entstanden, es waren immer auserwählte Orte der Kultur und des Müßiggangs für die Getreuen und illustre Gäste.

Die Delizien lagen über die Stadt und das ganze Land verstreut und bildeten ein Kontinuum, das einem einzigen großartigen Bühnenbild gleichkam.

Mit Schaupielen, Konzerten, Banketten und Jagdausflügen brachten die Este Leben in das weite stille Land. Leider sind manche dieser prachtvollen Gebäude heute verschwunden oder wurden für andere Zwecke missbraucht, aber einige von ihnen kann man noch heute besichtigen und in altem Glanz bewundern.