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Gargnano Sozialrepublik in Gargnano

 

 

 

 

 


DIE ITALIENISCHE SOZIALREPUBLIK

Nach Jahren blutigen Vorstoßens und Zurückziehens hatte 1944 der Zweite Weltkrieg ganz Italien erfasst und das Land in zwei Teile gespalten.

Im Süden hatte sich die königliche Armee auf die Seite der englisch-amerikanischen Streitkräfte geschlagen, während von Rom an nordwärts die deutsche Armee dem langsamen Vorrücken der Gegner hartnäckig Widerstand leistete.

Im Oktober 1943 entstand zwischen Salo und Gargnano die Italienische Sozialrepublik (R.S.I.) als letzter Versuch Benito Mussolinis und Adolf Hitlers einer Neuorganisation des faschistischen Italiens.

Die Wahl des Westufers des Gardasees als Sitz der neuen Regierung unterlag nicht dem Zufall.

Der Gardasee war ein ruhiger Ort, weit entfernt von den sozialen Spannungen der großen Städte und mit einer geringen Partisanentätigkeit, sowie einem niedrigen Risiko von Luft- oder Kommandoangriffen.

Mit dem Anschluss von Trentino Süd Tirol sowie fast des gesamten oberen Abschnitts des Sees an Deutschland verliefen die Grenzen des Reichs in Limone, nur 20 Kilometer von Gargnano entfernt: das Gebiet war also leicht zu erreichen und einfach zu verteidigen.

Außerdem gewährten die zahlreichen Hotels, Heilanstalten, eleganten Villen und gemütlichen Privatwohnungen ohne große Probleme ideale Unterbringungen für die Ministerien, die Verwaltungsbüros, die hohen Parteifunktionäre und die italienischen wie deutschen Offiziere.

Die offizielle Geburt der Sozialrepublik nennt das Datum des 14. Novembers 1943, gleichzeitig mit der in Verona abgehaltenen Nationalversammlung der faschistischen Partei. Am 1. Dezember 1943 nahm der neue Staat den endgültigen Namen Italienische Sozialrepublik an.

Mussolini traf am 10. Oktober 1943 in Gargnano ein, wo er in dem Ortsteil San Faustinn die Villa Feltrinelli bewohnte (heute ein Luxushotel). Er lebte dort mit seiner Frau Donna Rachele, seinen Kindern Romapo und Annamaria sowie anderen engen Verwandten.

Die Villa Feltrinelli wurde von dreißig SS-Leuten der Leibwache von Hitler bewacht (erst später konnte sich eine italienische Abteilung den Deutschen zur Seite stellen), die in den Kellern der Villa kaserniert waren.

Eine Fliegerabwehrkanone war auf dem Dach positioniert. 600 Meter von der Villa Feltrinelli entfernt, beherbergte im Zentrum von Gargnano der Palazzo Feltrinelli (heute eine Außenstelle der Universität Mailand) die Sondersekretariate und politischen Sekretariate, die Vittorio Mussolini und Giovanni Dolfin anvertraut waren.

An der Staatsstraße befand sich die Kaserne der Alpini "Magnolini", die Sitz der Wachen von Mussolini war. Eine große Piste für kleine Flugzeuge war auf dem heutigen Gelände des Bogliaco Golf Resort angelegt worden.

In Bogliaco war der aus dem 18. Jahrhundert stammende Palazzo Bettoni Sitz des Präsidiums des Ministerrats, dessen Sitzungen vom Untersekretär Barracu einberufen wurden.

In den Tunnel zwischen Gargnano und Riva del Garda wurden Fabriken eingerichtet, die auf die Produktion und Reparatur von Kriegwaffen, Auto- und Flugzeugmotoren spezialisiert waren. Da diese Werkstätten die Hälfte der Tunnel beanspruchten, verlief der Kraftfahrzeugverkehr abwechselnd in eine Richtung.

Die beiden Italien, das von Badoglio und das der Italienischen Sozialrepublik, schritten vom 8. September 1943 bis zum Tag der Befreiung, dem 25. April 1945, nebeneinander auf ihrem Weg. Benito Mussolini starb am 28. April, nicht am Gardasee, sondern in der Nähe des Comersees.

In den darauffolgenden Monaten wurden die Hotels, Villen und Wohnungen, Sitz der Ministerien und der Büros, ihren Eigentümern zurückgegeben.