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Genua Rundgänge und - fahrten in Genua

 

 

 

 

 

 

     
Genua
  Das Bisagno-Tal
   
     

Das Bisagno-Tal
Westlich und östlich der Stadt bilden die den Apennin senkrecht durchkreuzenden Täler Polcevera und Bisagno Verbindungsstraßen zwischen dem geographisch begrenzten Stadtgebiet und dem Hinterland.

Im Tal des Bisagno wurde diese Möglichkeit bis in unsere Zeit aber nur zum Teil genutzt, die einzige Verbindung nach Norden in Richtung Bobbio (heute Staatsstraße Nr. 45) war der Paß Scoffera, wo der Fluß entspringt.

Ohne verkehrsmäßig voll ausgenützt zu werden, hatte dieses Tal, das unter der Verwaltung der Abtei Santo Stefano stand, jedoch seit jeher eine wichtige, komplementäre Funktion für die städtische Wirtschaft: es belieferte die Stadt mit den nötigen landwirtschaftlichen Produkten.

Dieser Fluß, der in der Vergangenheit nicht selten Überschwemmungen verursacht hat, führte früher mehr Wasser und bewässerte ein landwirtschaftlich voll genutztes Gebiet mit Terrassenkulturen, Weinbergen, Obst- und Gemüsegärten; an seinen Ufern standen schon im Mittelalter mehr als zwanzig Mühlen.

Über die Strada Romana und das Tor Santo Stefano kamen die bisagnini, d.h. die Bewohner dieses Tals, mit ihren Erzeugnissen in die Stadt und vom nahen Gebirge des Fascia brachten die Hirten Milch und Käse.

Das Wasser des Bisagno floß schon im 12. Jahrhundert über ein Aquädukt in die Zisternen und Brunnen des Stadtteils Castelletto. Ab der Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden diesem Tal Einrichtungen übertragen, die die Stadt nicht mehr selbst aufnehmen konnte, wie z.B. Friedhof, Obst- und Gemüsemarkt für den Großhandel, Stadion, Gefängnis, Schlachthof usw.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat sich die unter ständigem Raummangel leidende Stadt eben in diese Richtung ausgedehnt und die Siedlungen des Tals wurden der Stadtverwaltung einverleibt.

Auf diese Weise entstanden in kurzer Zeit erbaute, neue Stadtviertel, Marassi und San Fruttuoso, die in der Nachkriegszeit ohne zuviel Rücksicht auf Wohnqualität realisiert wurden. Trotz allem ist die städtische Entwicklung in diesem Raum um eine eher undankbare Einrichtung wie den Friedhof und das Stadion, Mittelpunkt sportlicher Veranstaltungen, längst nicht abgeschlossen.

Das Stadion Luigi Ferraris — zur Zeit seiner Erbauung in den 30er Jahren ein avantgardistisches Projekt — wurde kürzlich aktuellen Baukriterien gemäß völlig renoviert (1989, Gregotti).

Zwei Ausflüge mit dem Auto in das obere Tal nach Molassana und Struppa am rechten Ufer (hier befindet sich die frühromanische Abtei San Siro aus der Zeit um das Jahr 1000) und dann weiter über Aggio, Piani di Creto (600 m über dem Meer) und am linken Ufer über Föntanegli, Bavari, und Sant'Eusebio geben die Möglichkeit, in den hier und da verstreuten Kirchen und Villen etwas von der ländlichen Kultur zu erahnen, die längs des Talbodens unwiederbringlich verschwunden ist.

Ein weiterer Fußweg führt Liebhaber solcher Nachforschungen das 30 km lange Aquädukt entlang von Sant'Antonino nach Cavassolo in romantischer Landschaft mit Blick auf ein großartiges Meisterwerk, die Brücke mit doppeltem Kanal über den Veilino (C. Barabino/G.B. Resasco, 1837) und auf den Friedhof Staglieno.

Eine sicher nicht beschwerliche Rundfahrt mit dem Auto oder dem Autobus, die wieder Altes und Neues verbindet, führt von der Unterführung der Eisenbahn beim Bahnhof Brignole in das mittelalterliche Viertel Borgo Incrociati, das sich ganz isoliert mit seinen Läden und Trattorien inmitten einer wenig homogenen städtischen Entwicklung erhalten hat.

Auch für dieses Viertel ist ein Sanierungsprojekt erarbeitet worden. Die mittelalterliche Brücke Sant'Agata, von der seit der nicht weit zurückliegenden Überschwemmungskatastrophe nur mehr Reste erhalten sind, überquerte den Fluß auf der Höhe der alten Strada Romana, die in Richtung Osten weiterführte.

Am ersten Februarsonntag findet hier ein vielbesuchter Jahrmarkt statt, wo Trödelwaren und Pflanzen feilgeboten werden, vor allem Zitrusbäume, die auf Balkons, aber auch in Wohnungen gehalten werden.

In einer Art touristischen Scheinwelt wurde Genua ein Jahrhundert lang mit seinem berühmten Friedhof Staglieno identifiziert, bis man merkte, daß die Stadt der Toten die Stadt der Lebenden verdrängt hatte.

Seine Geschichte folgt aufklärerischen Prinzipien in einer Zeit, als der Bau von Friedhöfen gesetzlich auf außerstädtischem Gebiet zu erfolgen hatte (in Genua geht dieser Verwaltungsbeschluß auf die Jahre 1835-40 zurück).

Das anfänglich sehr rationelle Projekt von Carlo Barabino — ein Rechteck, bestehend aus vier Sektoren und eine auf dem Hügel angelegte Kapelle — wurde von G.B. Resasco, seinem Nachfolger, ausgeführt und mit übertriebenen, monumentalen Strukturen überladen.

Die große Ausdehnung des Friedhofs ist daher einerseits auf die große Bevölkerungszunahme und andererseits auf die rhetorische Oberbetonung eines Massenphänomens zurückzuführen.

Die Geschichte der einzelnen Grabdenkmäler steht eher in Beziehung zu Sitten und Gebräuchen der Zeit, als zur Kunst an sich. Trotzdem staunt man immer wieder über den Virtuosismus der Bildhauer, die wirklich allerhöchstes Kunsthandwerk kreieren.

Einige Standbilder erreichen, was Material und Thematik anbelangt, allerhöchste Ausdruckskraft.