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Genua Rundgänge und - fahrten in Genua

 

 

 

 

 

 

     
Genua
  Der Carugio Lungo
   
     

Das erste Baudenkmal zu Anfang dieser historischen Entdeckungsreise ist die romanische Kirche San Giovanni di Pre. Hier gewährte im 11. Jahrhundert das Hospiz des Hl. Grabes den Pilgern aus den westlichen Tälern Unterschlupf, die sich auf die Reise ins Gelobte Land machten.

Die Kirche, wie wir sie heute sehen, wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts von dem Ritterorden von Jerusalem (später Orden von Malta) erbaut. Der Eingang erfolgte durch das anschließende Gebäude der Commenda und war ausschließlich dem Orden vorbehalten. Als dann im 18. Jahrhundert die Kirche auch der Öffentlichkeit zugänglich wurde, wurde ein neuer Eingang an der Apsis eröffnet, was eine völlige Umwandlung der Innenausstattung zur Folge hatte und dieses erste Gotteshaus mit Gewölbedach unwiederbringlich in Mitleidenschaft zog.

Noch heute ist jedoch die ursprüngliche architektonische Einheit in der Strenge seiner Steinmauern klar erkenntlich.

Der schöne spitze Glockenturm ist ein typisches Beispiel der Genueser Romanik, von der uns leider wenige Zeugnisse überliefert sind. Vor einigen Jahren wurde die Commenda restauriert und in ihren ursprünglichen architektonischen Formen wieder freigelegt; dieses Gebäude am Meeresufer mit seinen wirklich einzigartigen Loggien, einstmals Hospiz und Sitz des Ritterordens, hatte jahrhundertelang eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Stadt und Übersee, im besonderen mit dem Heiligen Land.

Heute finden in seinen Räumen bedeutende Ausstellungen genuesischer Kunst und Kultur statt. An der Piazza della Commenda beginnt eine enge Gasse, die bis zum 18. Jahrhundert die einzige Verbindung zwischen dem Westen und Osten der mittelalterlichen Altstadt herstellte.

Erst gegen 1350 wurde dieses Gebiet in das Innere der Stadtmauern miteinbezogen. Der Name der Gasse selbst — Pre (Wiese) — bezeugt, daß dieses Gebiet in den ersten Jahrhunderten kaum besiedelt war. Dieses nur dem Fußgängerverkehr zugängliche Gäßchen bietet heute authentisches, lebendiges Hafen-Milieu. Obwohl eine einzige, ununterbrochene Häuserreihe die Aussicht auf das Meer verwehrt, ist dieses im malerischen Treiben seiner Läden und Märkte überall gegenwärtig.

Auf dem kleinen Markt der Piazza Sant'Elena — auch Shangai genannt — sind Waren aus Übersee und Serienartikel «made in Italy» gleichermaßen erhältlich.

Via Pre ist aber für den Touristen vor allem ein Paradies der Gastronomie: hier findet man alle ligurischen Spezialitäten, angefangen von der Focaccia mit Zwiebeln oder Salbei, der Farinata (ein Fladen aus Kirchererbsenmehl), die im Holzofen gebacken werden; wenn man besonderes Glück hat, gibt es dazu noch eine Kostprobe des bekannten herben «Coronata», eines Weißweins, der auf dem gleichnamigen Hügel in der Umgebung Genuas angebaut wird.

Nicht zu vergessen sind ferner Gemüsekuchen mit Mangold - oder Artischockenfülle, Gemüseauflauf, sowie gefülltes Gemüse aller Art.

Sicher handelt es sich nicht um eine üppige Küche, deren sich die Genuesen jedoch durch Zutaten wie würzige Krauter und Schafkäse zu Recht rühmen dürfen. Kleine Läden, in denen frische Nudeln hergestellt werden, bieten Lasagne, Trofie mit Pesto und Pansoti (gefüllte Teigtaschen) mit Nußsauce an.

Auf der Piazza dello Statute blickt aus einer Mauernische des Palazzo Reale eine Marienstatue, die Schutzheilige der Stadt, auf einen kleinen Markt.

Hier boten die bisagnine (Marktfrauen aus dem fruchtbaren Bisagno-Tal) in ihrer blumenreichen Sprache, einer Mischung aus Italienisch und genuesischem Dialekt, ihre Waren feil.

Das Genuesische, zenezse genannt, hat einen stark akzentuierten Rhythmus und ist zweifellos einer der schwierigsten Dialekte des Italienischen.

In den Straßen um diesen Markt herum ist er jedoch kaum zu hören, da sich hier ein Großteil der süditalienischen Immigranten niedergelassen hat. Die Häuser, von denen einige noch mittelalterliche Strukturen aufweisen, sind eher wegen des um sie pulsierenden folkloristischen Treibens eines Hafenviertels, als aufgrund ihres architektonischen Werts sehenswürdig.


Die Kirche San Sisto wurde im vorigen Jahrhundert in neuklassizistischem Stil wiedererbaut, als einzige der zahlreichen Kirchen und Oratorien, an die heute nur mehr die Namen der Gäßchen und Plätze erinnern: Santa Brigida, Sant'Antonio, Santa Fede, Santa Sabina.

Durch das Stadttor Porta dei Vacca gelangt man in die Via del Campo und damit ins Innere des Mauerrings des Barbarossa (12. Jh.). Der Name bezeugt das Streben nach einem ange messenen Verteidigungssystem und die legendäre Furcht vor der Rache des böhmischen Kaisers.

Obwohl viele Gebäude dieser Straße im 16. Jahrhundert und auch später neu errichtet wurden und Räumlichkeiten sowie Innenhöte von großer Faszination besitzen, erscheint dieses Viertel unter dem Gesichtspunkt unseres heutigen Lebensstandards ziemlich unattraktiv und vernachlässigt.

Kleinere und größere Geschäfte, die ihre bunten Waren — besonders Kleider — vor die Ladentüre hängen, verleihen ihm aber tagsüber die malerische Atmosphäre eines Einkaufsviertels. Links und rechts dieser langen Straße zweigen berg- und meer-seits winzige Gäßchen ab, die dem herben Bodenrelief dieser Stadt folgen.

An der Piazza Fossatello, wo ehedem zwei kleine Bäche ins Meer mündeten, erheben sich bereits Stadtpalais aus dem 16. Jahrhundert von großer Monumentalität.

Via Lomellini, die von diesem Platz bergwärts ansteigt, zeigt die für Genua seltene, spätbarocke Fassade der Kirche San Filippo mit einem anschließenden Oratorium. Im gut erhaltenen Kircheninneren im Rokokostil werden häufig Kammerkonzerte und andere Musikveranstaltungen abgehalten.

Gegenüber steht das Geburtshaus von Giuseppe Mazzini, heute Museum des italienischen «Risorgimento».

Am Ende der Via Fossatello verbergen zwei große, zugemauerte Bogen mittelalterliche Arkaden, die bei besonders vornehmen Palästen zur Loggia ausgebaut wurden, Treffpunkt sämtlicher Mitglieder einer Familie, jedoch nuch Ort für Geschäftsverhandlungen und politische Debatten.

Die Loggia ist eine dermaßen häufige architektonische Besonderheit in dieser Stadt, daß der Eindruck erweckt wird, das mittelalterliche, aristokratische Genua habe ganz und gar aus Bogengängen bestanden. Diese Straße führt in das Herz der ehemaligen Vorstadt (außerhalb der ersten Mauern aus dem 9. Jh.), die sich um die sehr alte Kirche San Siro, vormals Kirche der 12 Apostel, die schon im 4. Jahrhundert nachweisbar ist, bildete.

Dies war die erste Kathedrale der Stadt und war dem berühmtesten ihrer Bischöfe geweiht: der Legende nach soll dieser einen Basilisken verjagt haben, der sich in einem Brunnen eingenistet hatte, was wohl symbolhaft auf die Überwindung der arianischen Häresie hindeuten dürfte.

Die Würde einer Kathedrale übertrug sich aber bald auf die Kirche San Lorenzo, die innerhalb der Stadtmauern als sicherer erachtet wurde, und San Siro wurde ein Benediktinerkloster, von dem aus das ganze umliegende Gebiet urbanisiert wurde. Am Ende des 16. Jahrhunderts gelangte diese romanische Kirche in den Besitz des Theatinerordens, der nach einem Brand den Wiederaufbau in die Wege leitete.

Auf den Fresken der Gewölbe, die von eleganten, den Raum illusorisch erweiternden Doppelpfeilern gestützt werden, offenbart sich zum ersten Mal die große barocke Innenausschmückung genuesischer Tradition durch einige der repräsentativsten Freskenmaler, von G.B. Carlone (Kuppel und Wunder des Basilisken im Chor) bis zu Gregorio De Ferrari und Domenico Piola.

An den Altären und in der Sakristei sind interessante Gemälde lokaler und toskanischer Meister zu sehen, wie z.B. Maria Verkündigung von O. Gentilini, eine Geburt Christi von Pomarancio und ein Letztes Abendmahl von Orazio De Ferrari.

Der Hochaltar ist ein Meisterwerk aus schwarzem Marmor und Bronze des französischen Bildhauers Pierre Puget. Längs dieser Ader wechseln große, spitze, mittelalterliche Bogengänge mit Marmorportalen aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert ab.

Hier residierten viele der alten Adelsfamilien, wie z.B. Grimaldi und Spinola an der kleinen Piazza San Luca. Die kleine gleichnamige Kirche ist heute mit Fresken von D. Piola ausgeschmückt und besitzt eine wunderschöne Geburt Christi von Grechetto; ehemals war sie die Privatkapelle der mächtigen Familie Spinola.

Weiter links durch den Vico Pellicceria kommt man zum Palazzo Spinola aus dem 16. Jahrhundert, ehemals Palazzo Grimaldi und heute Galleria Nazionale, der im Jahre 1958 durch eine Schenkung in Staatsbesitz kam. Die Fresken dieses Palasts, der zwei Nobeletagen aufweist, beziehen sich auf Ereignisse aus der Geschichte der Familie Grimaldi (L. Tavarone 1614-24), weitere Säle und die Ausschmückung der herrlichen Galerie wurden auf Anregung der Familie Spinola geschaffen (Lorenzo De Ferrari, S. Galeotti, G.B. Natali, 1730-37).

Außer der eigentlichen Sammlung Spinola sind authentische Meisterwerke hier zu sehen, wie der Ecce Homo von Antonello da Messina und die Betende Madonna von Joos van Cleeve.

Die Statue der Gerechtigkeit von Giovanni Pisano, Teil des Grabdenkmals der in dieser Stadt gestorbenen und begrabenen Margarethe von Brabant, der Gemahlin Heinrichs VII (1311), ist wohl eines der hervorragendsten Werke, die diese Sammlung bereichert haben.

Die Gäßchen und Plätze, die von der Via San Luca abzweigen, tragen die Namen von Kirchen (Via della Maddalena, Piazza San Pancrazio), stehen aber ebenfalls in enger Beziehung zu Handel und Handwerk (Vico und Piazza di Pellicceria, della Posta Vecchia).

Auch heute noch ist dieser Teil der Altstadt von regem Geschäftsleben erfüllt; Schuh- und Lederwaren werden längs der Straßen Fossatello-San Luca zu erschwinglichen Preisen angeboten.

Im Herzen der Stadt liegt Piazza Banchi. Sie war sieben Jahrhunderte lang das Zentrum des alten Genua bis in unser Jahrhundert hinein, als die Piazza De Ferrari ihr diesen Rang ablief und dort die Neue Börse gebaut wurde.

Als städtisches Handelszentrum lag sie an der ehemaligen Porta San Pietro, durch die die Händler in die Stadt kamen. Die Bankiers hatten hier ihren Sitz und von einem Steinpult aus verlas der Cintraco die öffentlichen Bekanntmachungen.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erfolgte eine völlige Umstrukturierung und Erweiterung des Platzes: Die Kirche San Pietro wurde in erhöhter Lage neu errichtet und ihr gegenüber entstand die große Loggia dei Mercanti (Andrea Vannone, 1598), deren Bogen heute Glaswände schließen.

Im Lauf der Jahrhunderte war sie erst Effektenbörse, dann Warenbörse bis in die jüngste Vergangenheit. Heute dient der strenge, monumentale Innenraum der Gemeinde für kulturelle Zwecke (Ausstellungen u.a.) und ist folglich bei diesen Gelegenheiten der Öffentlichkeit zugänglich.