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Genua Rundgänge und - fahrten in Genua

 

 

 

 

 

 

     
Genua
  Der Hafen
   
     


Der Hafen

Es ist möglich, die Besichtigung des Hafens am Eingang zur Seestation (Stazione Marittima) an der Landungsbrücke Ponte dei Mille zu beginnen; lohnender ist aber eine erste Kontaktaufnahme vom Meer her, vielleicht bei einer von der «Cooperativa Battellieri» organisierten Bootsrundfahrt.

Nachdem man auf diese Weise einen Überblick gewonnen hat, ist es einfacher, besonders interessante Anlagen im Bereich des 225 Hektar umfassenden Hafengebiets auch an Land zu besichtigen.

Die Rundfahrt mit dem Boot beginnt am Kai Calata Zingari in der Nähe des Seebahnhofs und führt von Ost nach West durch die drei großen Becken, die den Genueser Hafer bilden: vom historischen Kern des alten, heute modernisierten «Porto Vecchio» zu den neueren, technologisch bestens ausgerüsteten Becken der «Lanterna» (des Leuchtturms) und dem von Sampierdarena (westlicher Stadtteil von Genua).

Der Hafen ist nach einem besonderen Bauplan (1964), durch eine autonome Verwaltung und mit eigenen Dienstleistungen wie eine Stadt strukturiert.

Er besitzt eigene Straßen, eine Hochstraße längs des Hafenbeckens von Sam-pierdarena, ein eigenes Eisenbahnnetz mit einer Ausdehnung von 132km und mit zwei Bahnhöfen (Santa Limbania und San Benigno). Außerdem gibt es eine Hafenfeuerwehr mit eigens ausgerüsteten Motorbooten, sowie eine Müllabfuhr, die für alle Reinigungsarbeiten im Hafen und an Bord sorgt.

Eine eigene Stromversorgung und Telefonanschlüsse sind selbstverständlich wie alle weiteren, spezifischen, mit der Hafentätigkeit in Beziehung stehenden Ausrüstungen.

Die Autonome Genossenschaft des Hafens Genua setzt sich zusammen aus Vertretern des Staates, der lokalen Behörden, der Gemeinden und der Provinzen Mailand und Turin, aus Vertretern der Handelskammern und der Verbände der Arbeitgeber und der Arbeiterschaft; ihre Gründung erfolgte im Jahre 1903 mit Rechtssprechung über die genuesische Küste von Punta Vagno (jenseits des Messegeländes) bis Voltri.

Ihr Sitz befindet sich im historischen Palazzo San Giorgio, im «Palazzo del mare», nicht weit von der Halbinsel der alten Mole.

Dieses Gebäude war ehemals auch Sitz einer sehr alten Institution, der sogenannten «Bewahrer des Hafens und der Mole» (nachweisbar 1281) und später «der Stadtväter».

Diesen oblag die Oberaufsicht über die Organisation und Instandhaltung des Hafenbeckens, wie auch über die Ausdehnung des städtischen Gebiets selbst, da Stadt und Hafen als eine untrennbare Einheit betrachtet wurden.

Neben dieser Institution gab es weiterhin das «Ufficio di Gazaria» und das «Ufficio del mare», die für die Wasserpolizei und für die Kontrollaufsicht an Bord der Schiffe zuständig waren. Dies sind letztlich die historischen Funktionen, die vom «Consorzio», von der heutigen Genossenschaft, zusammen mit anderen hafenspezifischen Aufgaben übernommen wurden.

Die Hafenrundfahrt geht von der Landungsbrücke Ponte dei Mille (der früheren Brücke Federico Guglielmo, Einschiffungsplatz für die Emigranten) aus in Richtung Westen, vorbei am großen Passagier-Seebahnhof Stazione Marittima (1930 eingeweiht) und an der Brücke Andrea Doria, wo das Hafenbecken eine Wassertiefe von 11 m für Überseeschiffe mit hoher Tonnage erreicht.

An beiden Brücken können gleichzeitig bis zu sechs Schiffe anlegen. Weiter westlich, aber immer noch im alten Hafen, befinden sich die Terminals für die Fährschiffe, die Brücken Assereto und Colombo und die Kais Chiappella und San Benigno.

Je weiter man sich von der Küste entfernt, desto deutlicher zeichnet sich die Stadt in Form eines in weitem Bogen geschwungenen Amphitheaters ab, das auf den Vorgebirgen des Apennins von den Festungen Castellaccio, Sperone und Begato überragt wird.

Gegen Osten zu reihen sich am Kai Santa Limbania die Landungsplätze für Getreideschiffe aneinander; der langgezogene, alte Silo stammt aus dem Jahre 1901, weitere neueren Datums folgen an der Brücke Ponte Parodi.

Am äußersten Ende dieser Brücke haben die Schlepper ihren Liegeplatz. Dieser Punkt ist zusammen mit der großen schwimmenden Plattform der Frachtkähne wohl der malerischste Winkel des alten Hafens. Über dem kleinen Darsena-Becken, dessen Entstehung auf die Jahre 1283-85 zurückgeht und das in der Folge eine Zweiteilung in «Galeeren- und Weindarsena» erfuhr, verlaufen heute die Pfeiler der Hochstraße und etwas weiter oben ist ein Stück des Parks des Palazzo Reale zu sehen.

Die darauffolgenden Kais und Brücken haben historische Namen: Porto Franco (Freihafen), Caltaneo, Morosini, Calvi, Spinola und Embriaci; sie sind Anlegeplatze für traditionellen Warenverkehr.

Wir befinden uns nunmehr ganz nahe der historischen Mandraccio-Reede. An der Alten Mole (Molo Vecchio) werden verschiedenste Waren verladen, aber es wird fast ausschließlich Baumwolle ausgeladen: Die Baumwollager (Magazzini del cotone), das größte Lagerhaus des Hafens, wurden längs dieses Kais im Jahre 1901 errichtet.

Nach der Alten Mole öffnet sich gegen Osten unterhalb des mittelalterlichen Stadtviertels Castello das Hafenbecken «delle Grazie» mit seinen sieben Docks, von denen das letzte, ein Schwimmdock aus Stahl, im Jahre 1964 erbaut wurde.

Den eigens dafür eingerichteten Werften an der Mole Qiano obliegen Schiffsreparaturen, Neueinrichtung, Umbau und Instandhaltung. Dieser Industriesektor des Hafens erfährt gerade in den letzten Jahren eine Phase außergewöhnlicher Entwicklung; ein schwimmendes Riesendock aus Beton wurde zwischen dem Becken delle Grazie und dem Messegelände, nahe des früheren Yachthafens Duca degli Abruzzi gebaut.

Die Hafenrundfahrt führt jetzt weiter in westlicher Richtung, vorbei am hypermodernen Container-Terminal Calata Sanitä, zum Becken der Lanterna, das 1927 zwischen dem 10 km langen Außendamm, dem zweiten Arm der Mole Duca di Galliera (der Herzog Rattaele di Galliera spendete 1876 20 Millionen Lire für Ausbau und Erweiterung des Hafens) und der Neuen Mole entstand.

Am Kai Bettolo befindet sich ein weiterer Terminal für Fährschiffe und weiter links Brennstofftanks für die im Hafen liegenden Schiffe. Die Stadt umschließt mit einem dichten Häuserring den ganzen alten Hafen, aber dieses Becken überragt die Lanterna, der hohe, mit der Neuen Mole und Resten der ehemaligen Stadtmauer verbundene Leuchtturm.

Daran schließen große, modern ausgerüstete Landungsbrücken, Ponte Rubattino und Ponte San Giorgio: die hier vor Anker liegenden Schiffe erwecken den Eindruck von Spielzeug neben den riesigen Kränen für die Verladung von Schüttgut (Eisenschrott u.a.).

Die äußerste Brücke ist auch die malerischste von allen: Berge von Kohlen sind hier aufgehäuft, die an den östlichen Anlegestellen ausgeladen und weiter zum staatlichen Elektrizitätswerk transportiert werden, während auf der anderen Seite Spezialeinrichtungen für die Verladung von Holz zu sehen sind.

In den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts haben sowohl die Stadt als auch der Hafen in ihrer höchsten Entwicklungsphase gegensätzliche Ausdehnungskriterien in Richtung Ost bzw. in Richtung West gewählt, als gelte es gleichsam die Tatsache zu unterstreichen, daß Wohnviertel und Ausbau eines modernen Hafens zwei unvereinbare Faktoren sind.

Nachdem also für die Hafentätigkeit der Weg westlich der Lanterna eingeschlagen worden war, wurde mit der Aufschüttung des Lido von Sampierdarena und der Einebnung des Hügels San Benigno begonnen, um ein drittes Becken anzulegen. Auch die Namengebung der Anlegestellen in Sampierdarena ist deutlich mit den «Gründerjahren» verbunden, die letztlich die Jahre der italienischen Kolonialherrschaft sind.

Die Landungsbrücken tragen die Namen Etiopia, Eritrea, Somalia, Libia, Massaua, Mogadiscio, Tripoli und Bengasi. Natürlich sind heute diese Anlegestellen nicht nur mehr dem Transport von Bananen und Kolonialwaren vorbehalten, auch wenn Ponte Etiopia ein Lagerhaus für 30.000 Sack Kaffee besitzt.

Am Kai Bengasi befinden sich zwei Silos für Salz, an den Landungsbrücken Somalia und Etiopia zwei Lagerhäuser für Zellulose und Papier nebst Anlegestellen für zu diesem Transport bestimmte, schwedische Frachter. Östlich der Ponte Libia wird Wolle ausgeladen und in ein großes Lagerhaus mit direkter Auffahrt auf die Hochstraße des Hafens transportiert.

Die Hafenrundfahrt endet an den Brücken Libia (1969) und N. Ronco (1972), wo die Container-Terminals liegen. Dieses Gebiet im äußersten Westen des Hafens ist für die Güterverladung mit modernster Ausrüstung versehen: die Container-Terminals bedeuten ja für die modernen Häfen eine wahrhaft revolutionäre Umstellung, sei es auf technologischer Ebene, als auch in bezug auf die Arbeitskräfte: Lagerhäuser und Depots werden auf diese Weise überflüssig, die Arbeiter auf den Kais werden immer weniger, während sich riesige stählerne Kräne Paceco über ein Meer von bunten «Schachteln» erheben.

Der Übergang vom Hafen zum Stadtbild steht hier in Sampierdarena im Zeichen heftigster Kontraste. Ein wunderschöner Palazzo aus dem 16. Jahrhundert (ehemals Villa Pallavici-no, heute Gardino Legnami AG) mitten im industriellen Hinterland des Hafens ist Sinnbild des verzweifelten Überlebens oder des stolzen Untergangs einer Kultur.

Vielleicht hat es keinen Sinn, diesbezüglich pathetische Noten anzuschlagen, aber diese Stadt erinnert uns eben auf Schritt und Tritt an den unlösbaren Zwiespalt zwischen industrieller und städtischer Entwicklung.

Zum Hafengebiet gehört auch der Internationale Flughafen C. Colombo: er wurde in den Jahren 1955-1962 auf dem Meer aufgeschüttet. Außer Meersand wurde dabei auch Baumaterial von abgetragenen Hügeln der Umgebung verwendet. Das ist wohl das Schicksal dieser Stadt, die an «Flachland» eben nur das Meer besitzt, dem in allen Epochen ihrer Geschichte die Aufgabe der menschlichen und kommerziellen Kontakte überlassen war. Östlich und westlich des Flughafens liegen zwei große Industrieanlagen, die Stahlwerke und die Werft Italcantieri.

Westlich des Stadtteils Sestri endet vorläufig der Hafen mit dem Porto Petroli, dem Ölhafen von Multedo, einer der effizientesten Strukturen des ganzen Hafengebiets. Vier Landungsbrücken für je zwei Öltanker sind mit einem Erdölleitungsnetz verbunden, das über das ligurische Hinterland und die Lombardei die Schweiz und die Bundesrepublik Deutschland erreicht.

Außerhalb des Schutzdammes für den Flughafen wurde eine große Plattform (50 m Wassertiefe) für Supertanker eingerichtet; eine 2800 m lange Ölleitung, die sie mit dem Hafen Multedo verbindet, ermöglicht einen direkten Anschluß an das obenerwähnte Netz.

Diese Flotte von Riesentankern, die nunmetir die Westküste charakterisiert, hat auch eine ganze Reihe von Öltanks im Stadtgebiet selbst entstehen lassen, ein weiterer Beweis für das enge, nicht immer problemlose Nebeneinanderbestehen von Wohnsiedlungen und Hafenstrukturen.

Noch ist die Entwicklungsphase des Genueser Hafens nicht abgeschlossen; seit über einem Jahrzehnt ist ein weiteres Hafenbecken im äußersten Westen der Stadt, in Voltri, im Bau und seine Fertigstellung dürfte nunmehr bald bevorstehen.