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Genua Rundgänge und - fahrten in Genua

 

 

 

 

 

 

     
Genua
  Von der Piazza Banchi zur Piazza Fontäne Marose
   
     


Dieser kurze Rundgang führt durch ein schon in frühesten Zeiten dicht besiedeltes Viertel längs des kleinen Bachs Soziglia, der bei Banchi ins Meer mündete.

Hier ist offensichtlich, wie sich die Entwicklung der Stadt dem Relief des Territoriums anpaßte, indem senkrecht zur Küstenlinie längs kleiner Talböden Siedlungen entstanden: daher die komplizierte Gliederung des mittelalterlichen Stadtbildes.

Die Hauptstraßen sind relativ breit. Im 16. Jahrhundert wurden zum Zweck der Verbreiterung der Via Banchi und der Via degli Orelici zahlreiche ältere Bauten abgerissen. Die Toponomastik ruft Erinnerungen an eine stolze Vergangenheit wach, Zeiten, in denen Handel und Handwerk blühten. In den Erdgeschoßen eindrucksvoller Stadtpaläste zwischen großen Marmorportalen (Nr. 7) befindet sich auch heute noch eine beachtliche Anzahl von Juweliergeschäften.

Am Haus Nr. 47 der Via Orefici ist eine Supraporte mit einer aus Schiefer gemeißelten Anbetung der Hl. Drei Könige sehenswert, ein einmaliges Beispiel typisch genuesischen Kunsthandwerks, das seine Hochblüte im 15. Jahrhundert erlebte und vor allem von der Familie Gagini da Bissone ausgeübt wurde.

Die Innenräume des «Palazzo del Melograno» an den Plätzen Campetto und Soziglia werden als Geschäftsräume eines Kaufhauses genutzt: ein majestätischer Neptun, der einen Brunnen schmückte, empfängt heute die Kunden, die hier im herrlichen Laubengang des «Magnifico Ottavio Imperiale» Geschirr zu erstehen wünschen.

Auf der Piazza Campetto, dem ehemaligen Campo dei Fabbri (Platz der Schmiede), finden im freskengeschmüchten Atrium (Haus Nr. 8, G.B. Castello, il Bergamasco, 1555-58) eines der schönsten Paläste der historischen Altstadt mit gerundeter Fassade und Stuckverzierungen an den höheren Etagen private Versteigerungen statt.

Die angrenzende Via Scurreria (der Name stammt von scutaria, Straße der Schildmacher) trug im 16. Jahrhundert den Namen «Via Imperiale», da ihre Ausschmückung von den Besitzern des gleichnamigen Stadtpalais finanziert wurde.

Die Via dietro il Coro delle Vigne (von Via Soziglia aus zu erreichen) führt zur Kirche Nosira Signora delle Vigne (Unsere liebe Frau der Weinstöcke), einer der wichtigsten Stätten der Marienverehrung in Genua. Trotz eines Umbaus im 16. Jahrhundert sind der Kreuzgang und der romanische Kampanile erhaltengeblieben.

Auch diesen Platz säumen prunkvolle Palazzi, die auf die stolze Vergangenheit des sogenannten «Jahrhunderts der Genuesen» zurückblicken lassen.

Am Haus Nr. 74r (rote Nummer) der Via Soziglia genießt der Blick dagegen — Jahrhunderte überbrückend — die delikate Jugendstildekoration der traditionsbewußten Genueser Konditorei Romanengo.

Auch die Via Macelli di Soziglia (Straße der Metzger) erinnert noch an die städtische Organisation des Mittelalters. In diesem dicht besiedelten Gebiet — und zwar im Erdgeschoß des zweiten Gebäudes rechts an dieser Straße — befand sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts der städtische Schlachthof; ein Metzgerladen zeugt dort heute noch von der Traditionsverbundenheit dieses Viertels.

Gleich in der Nähe, auf dem kleinen Platz Lavagna, der durch den Vico Lavagna zu erreichen ist, lohnt sich ein Besuch des Flohmarkts (Mercato delle Pulci).

Auf der gegenüberliegenden Seite gelangte man von der Via Macelli durch einen heute nur noch teilweise sichtbaren sechsbogigen Laubengang in die parallel verlaufende Via Luccoli, die als Wohnviertel in hohem Ansehen stand.

Heute ist sie dank ihrer renommierten Geschäfte beliebtes Ziel für einen Einkaufsbummel. Ein Beispiel für ein gelungenes Nebeneinanderbestehen antiker Prunkbauten und moderner Geschäftslokale ist auch auf der kleinen Piazzetta Luccoli zu sehen: ein traditionsreiches Reformhaus stellt seine Waren in der Vorhalle des Palazzo Franzone (ehemals Spinola) aus.


Das letzte Stück dieser bergaufführenden Straße zeigt, wie die ersten Bewohner jeden Fußbreit Boden dem unwegsamen, steilen Berg abringen mußten. (Luccoli stammt von lucus, Wald). Entlang dieser Hänge wurden dann später im 16. Jahrhundert die Prunkstraßen der Renaissance eingeebnet, die die Via Luccoli mit dem alten Stadtkern verbindet.

Von der Piazza delle Fontäne Marose aus wurden auf halber Höhe im 16. und 17. Jahrhundert Straßen und Plätze parallel zum «Carugio lungo» angelegt, die erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts miteinander in Verbindung gebracht wurden.

Im großen und ganzen ist der gesamte Platz von der Architektur des 16. Jahrhunderts geprägt, aber der sogenannte «Palazzo dei marmi» (Marmorner Palast, Nr. 6, um 1450 erbaut) vermittelt noch einen Blick auf das Stadtbild früherer Jahrhunderte, als dieses Viertel im Einflußgebiet der Familie Spinola von Luccoli stand.

Diese legte noch ganz nach mittelalterlichem Lebensgefühl Wert darauf, ihre Vorfahren in Marmor gemeißelt in kleinen Mauernischen der Fassade anzubringen, als Zeichen der Vergänglichkeit alles Irdischen.

Im Gegensatz dazu ist die Ausschmückung der Renaissance-Fassaden farbenreich und phantasievoll (z.B. Nr. 2, Palazzo Pallavicino Vivaldi Pas-qua), in den typischen Farbtönen Ocker, Violett und Erdgrün; die architektonischen Elemente erscheinen übereinandergestaffelt und zeigen komplexere mythologische Götter- und Heldenfiguren.

Diese Fassaden stellten die Kulissen dar für Feste, Turniere und Wettspiele, die auf dem Platz und in der nahen Via Garibaldi (Strada Nuova) in gewissen Jahreszeiten fast täglich stattfanden.

Ethymologisch gesehen geht der suggestive Name «Fontäne Marose» zweifellos auf einen Brunnen zurück, dessen Wasserstrahl zuweilen so heftig sein konnte, daß der Vergleich mit dem stürmischen Meer nahelag. Im 16. Jahrhundert erhielt er den Namen «Fönte Mo-roso» (galanter Brunnen), was wohl diesem Treffpunkt für Spiele und romantische Stelldicheins eher entsprach.

Der Bau der Strada Nuova (heute Via Garibaldi) war ein gewagtes und aufsehenerregendes städtebauliches Ereignis: es galt, adäquate Residenzen für die reichsten Adelsfamilien zu bauen und der Stadt selbst Vornehmheit und neues Prestige zu verleihen.

Dieses Projekt wurde jedoch auf einem ärmlichen, übel beleumdeten Terrain, einschließlich des Dirnenviertels, realisiert, das aus diesem Grund woandershin verlegt wurde. Der Erfolg dieses Unternehmens war so groß, daß der Protest der Handwerker und des kleinen Volks, deren Lebensraum sich immer mehr verringerte, ungehört verhallte.

Die Strada Nuova, wie sie von da ab genannt wurde, trat in das historische Bewußtsein der Stadt und in die Chroniken der Reisenden ein und wurde zum Sinnbild der architektonischen Schönheit Genuas schlechthin.

Und das ist sie geblieben, auch als ihr Name während des italienischen «Risorgimento» zu Ehren Giuseppe Garibaldis in Via Garibaldi umgeändert wurde.

Der Palazzo der Bank von Neapel (Nr. 1, B. Cantone) gehörte Agostino Pallavicino, einem wohlhabenden und einflußreichen Staatsmann. Sehenswert sind sowohl die streng klassizistischen Elemente seines Wandschmucks, als auch die kürzlich restaurierte Innendekoration.

Gegenüber erhebt sich der Palazzo der Bank von Chiavari (Nr. 2, B. Spazio), ehemals Spinola. Die einzige Außendekoration besteht in seinem Portal mit den Statuen der Weisheit und der Wachsamkeit.

Die prächtige Innenausschmückung der Nobeletage und des Saals stammt aus dem 17. Jahrhundert (Gio. Battista Carlone, Domenico Piola und Paolo
Brozzi). Das angrenzenden Palais der Handelskammer (Nr. 4) ließ Tobia Pallavicino, ein sehr gebildeter Mann und Förderer der Künste, bauen, der das Monopol für den Alaunbergbau in Tolfa im Kirchenstaat besaß und ganz Europa belieferte.

In seinem Stadtpalais gab es außer der obligaten Ausstattung aller Adelshäuser, wie Backöfen, Waschküchen, Vorratskammern, Keller und Reitställe, die eine völlige Autonomie garantierten, sogar eine Schule für die Kinder.

Herrlich ist die Innenausschmückung (16. Jh.) mit Stuckwerk, Grotesken und Freskenmedaillons von G.B. Castello, «il Bergamasco», dem auch dieser Palazzo zu verdanken ist (1558). Nicht minder wertvoll ist die aus dem 18. Jahrhundert stammende Dekoration von Lorenzo De Ferrari. Ein Eingangsportal, das von Atlanten mit gestutzten Nasen gestützt wird (Palazzo Lercari Parodi, Nr. 3), erinnert an die grausame Sage eines gewissen Megollo Lercari, der sich an seinen Feinden gerächt haben soll, indem er ihnen Nasen und Ohren abschneiden ließ.

Franco Lercari, «der Reiche», gedachte so seines Urahns und setzte diese Gestalten als Wächter über den Eingang seines Palais, das ein großer Innenhof, fast ein privater Platz, von der Straße trennt.

Im Saal stellt ein großes Deckenfresko, der Bau des Warenlagers in Trebisonda (L. Cambiaso, 16. Jh.) einen zeitgenössischen Bauplatz dar, wie sie zur Zeit der Errichtung der Paläste der Strada Nuova wohl aussahen.

Den Palazzo der Banca d'America e d'ltalia (Nr. 5) ließ Giovanni Angelo Spinola errichten. Er war einer der geschäftstüchtigsten «Geldgeber», die dem spanischen Kaiser Geld für seine kostspieligen Kriege liehen, wofür sie zwar hohe Zinsen erhielten, aber auch manch ein Risiko eingingen. Manchmal geschah es nämlich, daß der Kaiser Bankrott machte und seine Schulden nicht bezahlte, aber die genuesischen Bankiers versäumten es nie, ihr Kapital in diese prächtigen Stadtpaläste zu investieren.

Historische Feskenzyklen in den Sälen bewahren noch heute unverändert ihre ursprüngliche Farbenpracht (B. Castello und Andrea Semino, Ende 16. Jh.). Abgesehen von den Banken, die die Assoziation zwischen der historischen Bestimmung der Straße und der Kapitalistischen Kultur unterstreichen, befinden sich in diesen Gebäuden auch kulturelle Einrichtungen und Klubs, denen daran gelegen ist, die Suggestion dieser Räumlichkeiten aufrecht zu erhalten.

Dazu tragen auch die zahlreichen Antiquitätenläden in den Erdgeschoßen mit ihren wertvollen Kunstgegenständen bei. Der Palazzo Doria (Nr. 6, B. Cantone und G.B. Castello), ehemals Palazzo Spinola, ist heute Sitz der Industriellenvereinigung; er weist weniger Innendekoration, dafür aber mehr Raumeffekte auf. Der Innenhof, der im Vergleich zum Säulengang etwas höher gelegen ist, bildet mit seiner zentralen Lampe und dem Adler, Wappentier der Doria, ein dankbares Motiv für jeden Fotografen.

Man kann wohl sagen, daß über Genua zu viele Gemeinplätze verlautbart werden: prächtige Stadt, prächtige Stadtpalazzi, die sich, weil eben der Genuese als verschlossen und zurückhaltend bekannt ist, vor neugierigen Blicken verschließen.

Dabei genügt es, den Palazzo Podestä (Nr. 7, Bergamasco, 16 Jh.) zu betrachten, der sich dem Besucher großzügig in seiner mit Stuckwerk verzierten Fassade offenbart: liebliche, geflügelte Figuren christlichen oder heidnischen Ursprungs, Watfentrophäen an Blumengirlanden und beunruhigende Masken, die teils menschliche Züge tragen, teils Tierfratzen gleichen.

Hausherr dieses wie eine Theaterkulisse wirkenden Palazzo war ein theaterliebender Lomellino, und oft fanden in den Sälen oder auch in dem wunderschönen, ovalen, mit Stuckwerk verzierten Atrium vor Brunnen und Garten Aufführungen statt.

Der Palazzo Tursi (D. und G. Ponzello) reicht mit seinen Gärten bis auf den Hügel des Castelletto und wurde für einen Grimaldi errichtet, der den Beinamen «Monarch» trug. Seit etwa einem Jahrhundert ist er das Rathaus Genuas: die hier stattfindenden Trauungen sind freilich nicht mehr mit den Brautzügen zu vergleichen, die ehedem vom Haus der Braut zur neuen Residenz des Ehepaars führten.

Einige Gebäude wurden während des zweiten Weltkriegs schwer beschädigt: der Palazzo Campanella (Nr. 12) verlor seine mit Recht berühmte Außendekoration aus dem 18. Jahrhundert; der Palazzo Bianco (Nr. 11) mußte zum Großteil restauriert und wieder aufgebaut werden. Die Paläste Bianco und Rosso (Nr. 14) wurden am Ende des 19. Jh. von Maria Brignole Säle, Herzogin von Galliera, der Gemeinde vermacht und sind heute Gemäldegalerien.

In den Jahren 1950-60 wurden sie gemäß dem Projekt des Architekten Franco Albini und der Leiterin der Akademie der Schönen Künste Caterina Marcenaro nach den modernsten Erkenntnissen der Museumstechnik neu geordnet. Der Palazzo Rosso (17. Jh., trug dsn Namen Brignole Säle seit seiner Gründung) bewahrt seine ursprünglichen architektonischen Strukturen und Innenausschmückung.

Wände und Decken zeigen Fresken der großen genuesischen Tradition aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (Gregorio De Ferrari, Domenico Piola, Paolo Gerolamo Piola, Bartolomeo Guidobono). Auch die Einrichtung, Spiegel, Kandelaber u. dgl., stammt aus derselben Zeit (Filippo Parodi).

Die Gemäldegalerie des Palazzo Rosso war Privatbesitz der Familie Brignole Säle und ist ein typisches Beispiel einer Familiensammlung, wie sie in all diesen Stadtpalästen üblich war: Venezianische, flämische und lombardische Maler aus dem 15. und 16. Jahrhundert; emilianische, lombardische, spanische und flämische Meister aus dem 17. Jahrhundert; Porträts von Van Dyck und von französischen Porträtmalern.

All das gibt Aufschluß über das weitgefächerte kulturelle Interesse der Genueser Patrizier, aber auch über ihre Handelsbeziehungen. Natürlich ist speziell die genuesische Malerei auf höchstem Niveau vertreten. Palazzo Rosso bewahrt ebenfalls die bedeutendsten Sammlungen genuesischen Kunsthandwerks von nicht geringerem Wert: Krippenfiguren (ein Zweig, der in dieser Stadt besondere Bedeutung hat) und ligurische Keramik aus Savona und Albisola, sowie eine Münzensammlung.

Die Galerie des Palazzo Bianco ist das Resultat von Stiftungen oder Ankauf seitens öffentlicher Institutionen und beinhaltet Werke von genuesischen Malern, aber auch von ausländischen Meistern, die mit der Stadt in direkten Kontakt kamen.

So lohnt es sich, in der Via Garibaldi Eingangsportale, Säle, Innenhöfe und Gemäldegalerien in Zusammenhang mit der Epoche zu sehen, der sie zugehörten, als in dieser Straße die mächtigsten Genueser Familien residierten.

Im Jahre 1789 wurde die Strada Nuovissima, heute Via Cairoli, trassiert, die die Strada Nu-ova in das Netz der Verbindungsstraßen mit-einbezog. Auf dieselbe Zeit geht die Entstehung der Piazza della Meridiana zurück, die die beiden Straßen verbindet und deren Name auf die Sonnenuhr des gleichnamigen Palazzo della Meridiana (ehemals Grimaldi) aus dem 16. Jahrhundert mit Fresken von L. Cambiaso zurückzuführen ist.

Der Eingang befindet sich in der Salita San Francesco Nr. 4. Die Besitzer dieser Paläste nannten nicht nur einen, sondern mehrere ähnliche Prunkbauten ihr eigen. Die für diesen Zweck bevorzugten Gegenden waren der Hügel Albaro, der westliche Küstenstreifen von Sampierdarena bis Pe-gli, die Täler Polcevera und Bisagno; manch einer wurde aber auch gleich außerhalb der Stadtmauern errichtet. Trotzdem wurde in der Stadt nicht auf Gärten verzichtet: terrassenförmig folgen sie dem Hügelrelief, wie eben der Garten des Palazzo della Meridiana, dessen erster Besitzer der außergewöhnlich gebildete Gio Battista Grimaldi, ein Experte auf diesem Gebiet, war.

Je nach Lage und Ausrichtung des Gebäudes wurden aber auch hängende Gärten und Dachgärten angelegt, wie z.B. an der Südseite der Strada Nuova. Nymphäen, Grotten, Wasserspiele und Volieren schmückten sie prächtig aus, und alles durchdrang ein Duft von Orangen und Zitronen, die nicht nur die Rivieren, sondern auch die Stadt selbst charakterisierten.

Via Cairoli ist eine Geschäftsstraße mit regem Verkehr, die an die Tradition dieses Gebiets in gewisser Weise auch heute noch anknüpft: außer einigen Antiquitätenhändlern findet man hier Bücher und Papierwaren, auch Schallplatten, alles Dinge, die in unserer heutigen Zeit «Kultur» vermitteln.

Immer wieder mußten im Inneren dieser Bauten brillante architektonische Lösungen gefunden werden, um das Bodengefälle zwischen Berg- und Meerseite auszugleichen. So verbindet zum Beispiel im Palazzo Balbi Piovera (18. Jh., G. Petondi) eine wunderschöne, genial geplante Freitreppe den Eingang an der Via Lomellini (Nr. 18) mit der erhöhten Vorhalle in der Via Cairoli, während zwei Rampen zu den oberen Etagen emporschwingen.

Auch an kleinen Plätzen, die heute vom Verkehr überschwemmt sind, standen ehemals isolierte, nicht miteinander in Verbindung stehende Palastbauten. So z.B. der Palazzo Patrone, heute Sitz der Militärkommandatur am Largo Zecca 2: er besitzt einen wunderbaren Freskenzyklus biblischen Inhalts des ligurischen Meisters Domenico Fiasella.

Ursprünglich befanden sich an diesem Platz die öffentlichen Backöfen, später wurde hier die Münzprägestelle eingerichtet, von der der heutige Name des Platzes stammt. Der darauffolgende größere Platz hieß «del Guastato» wegen einiger verfallener Gebäude, später aber erhielt er den Namen der Franziskanerkirche «della Nunziata».

Die mächtige Familie Lomellini, die gleich in der Nähe eine ganze Straße mit ihren Palazzi ihr eigen nannte, ließ die Kirche umbauen, erweitern und prächtig ausschmücken.

Eine Fülle an Marmor und vergoldetem Stuckwerk sowie Fresken überwältigen den Eintretenden und eine Assoziation mit dem Mythos des Königs Midas liegt nahe: Die genuesische Plutokratie verwandelte in der Tat alles, was sie berührte, in Gold; sogar die Kirche eines Bettelordens wurde durch sie zum reich ausgeschmückten Gotteshaus.

Die Santissima Annunziata del Vastato - Treppenaufgang und neuklassizistische Vorhalle stammen aus dem vorigen Jahrhundert — wurde als die «Galerie der genuesischen Malkunst des Seicento» bezeichnet: fast alle berühmten Namen sind hier vertreten, einige andere sind lombardischer oder emilianischer Herkunft.

In diese Kirche tritt man nicht, um das eine oder das andere Kunstwerk zu bewundern, hier hat man die Gelegenheit, die Authentizität und Bedeutung der genuesischen Schule jenes Jahrhunderts vor Augen zu haben, und zwar besonders in den großartigen Fresken der Gewölbe, die die Auftraggeber den Künstlern anvertrauten.

Solch monumentale Schönheit neben solcher Unmenschlichkeit! Das ist kein romantischer Herzenserguß, sondern rauhe Wirklichkeit. Fotos dokumentieren den dramatischen Zustand dieser genuesischen Kirche, die im 2. Weltkrieg am meisten unter den Bombenangriffen zu leiden hatte.

Das linke Kirchenschiff konnte trotz eines Restaurierungsversuchs seine ehemalige Beschaffenheit nicht wiedererlangen. Die angrenzende Straße trägt den Namen Balbi, einer Familie, die anfangs des 17. Jahrhunderts den Bau des ersten Teilstücks in die Wege leitete, wo sie ihre Stadtpaläste errichtete: eine Straße für eine Familie, wenn auch in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche Gebäude ihre Besitzer wechselten.

Der im neuklassizistischen Stil umgebaute Palazzo Durazzo Pallavlcinl (Nr. 1, A. Tagliafichi) ist das einzige Stadtpalais Genuas, das auch heute noch seinen ursprünglichen Zweck erfüllt, d.h. den der Residenz einer adeligen Familie.

In seinem Inneren befinden sich sowohl eine private Gemäldegalerie als auch eine Sammlung von Manuskripten, beide von Weltruf.

Das nächste Gebäude ist dem Rathaus Palazzo Tursi nicht unähnlich: beide sind für die Öffentlichkeit bestimmt, beide sind reich an Marmor und wurden «bergauf» gebaut; beide zeigen, wie Freitreppen, Innenhöfe, Loggien und Gärten die dahinterliegenden Hügel in ihr Szenarium miteinbeziehen.

Auf diese Weise haben die Genuesen, eigentlich Seeleute, ihre Herrschaft auch über das rauhe Territorium ausgedehnt. Dieser Bau, heute Palazzo del-l'Universitä, war ursprünglich ein Jesuitencollegium und wurde von einem Ordensbruder, Paolo Balbi, finanziert (Bartolomeo Bianco, Anfang 17. Jh.); gegen Ende des 18. Jahrhunderts war er bereits Sitz der Universität.

Die herrliche Straße der Balbi wurde alsbald die Straße der Studien und in unserem Jahrhundert hat sich diese Berufung noch weiter verstärkt. Die Institute der humanistischen Fakultäten haben ihren Sitz im Palazzo Balbi Senarega (17. Jh., Via Balbi 4, Freskenzyklus von Valerio Castello) und im Palazzo Raggio (Via Balbi 6), der im vorigen Jahrhundert umstrukturiert und ausgeschmückt wurde.

Die ehemalige Kirche der Hl. Hieronymus und Francesco Saverio, Geschenk von Francesco Maria Balbi an die Jesuiten, findet Verwendung als Universitätsbibliothek (Via Balbi 3).

Das Gebäude mit der Hausnummer 10 wurde mehrmals umgebaut und erweitert. Erster Besitzer war Stefane Balbi, dann kam es mangels direkter Erben in den Besitz der Familie Durazzo, wurde nochmals erweitert, und schließlich wurde es vom Haus Savoyen gekauft, als die Republik unter die Herrschaft dieser Dynastie kam.

Die zeitlich letzte Umstrukturierung geht auf den Anfang des 18. Jahrhunderts zurück und stammt von dem römischen Baumeister Carlo Fontana. In gewisser Weise stellt dieses Palais eine Ausnahme in einer Stadt dar, wo auch die abgeschlossensten Paläste eine dekorierte Fassade, ein Portal, ein freskengeschmücktes Atrium, ein Nymphäum aufweisen.

Der Palazzo Reale zeigt eine umgekehrte Perspektive, denn die wahre Hauptfront ist innen, d.h. südwärts gelegen. Er überrascht mit seiner zweifarbigen Fassade, seinen Gärten und einem herrlichen Blick auf das Meer den Besucher, der durch eines seiner Portale eintritt: ein einmaliges Szenarium, das sich freilich nur dem offenbarte, der hier residierte.

Glücklicherweise ermöglichen heute die hier befindlichen Büros des Ministeriums für Kulturgüter und Umwelt freien Zugang in diese ehemals privaten Räumlichkeiten, die in früheren Zeiten nicht einmal einen indiskreten Blick zuließen.

In der Nobeletage ist die Galerie mit Gemälden, Skulpturen, Gobelins und Majoliken in ihrer ursprünglichen Anordnung erhaltengeblieben; in den Sälen, Galerien und Kapellen wurden Dekoration und Sammlungen nach einem ganz bestimmten, interdependenten System geordnet, das ganz im Sinn der barocken Kultur die großen Allegorien des Lebens aneinanderreiht: Zeit, Frieden, Ruhm und Gerechtigkeit.

Gegenüber dem Palazzo Reale und neben dem ehemaligen Jesuiten-collegium steht die Kirche San Carlo; sie verdankt ihre Entstehung dem Orden der Unbeschuhten Karmeliter (Anfang 17. Jh., nach einem Plan von Bartolomeo Bianco; Fassade späteren Datums) und vervollständigte die Niederlassungen der Orden der Gegenreformation in diesem ersten Teil der Straße.

Das zweite Teilstück steht in starkem Kontrast zur ersten Hälfte der Via Balbi: es war nur wenig bebaut und überwiegend vom niederen Volk bewohnt. Seine Funktion war hauptsächlich die einer Verbindungsstraße mit dem Westen. (Außerdem befanden sich hier auch Lagerhäuser für Lebensmittel).

Heutzutage charakterisieren diese zweite Hälfte Bauten aus dem vorigen Jahrhundert und die Nähe des Bahnhofs hat eine ganze Reihe von Hotels um die Piazza Acquaverde entstehen lassen.

Dieser Platz verdankt seine heutige Form dem Bau des Bahnhofs Porta Principe (1854), der ihn mit seinen polygonalen Arkaden von zwei Seiten her einschließt.

Rechts davon erhebt sich in einer kleinen Grünanlage das Denkmal, das die Stadt ihrem berühmtesten Sohn, Christoph Kolumbus, nach einem Entwurf von Michele Canzio gewidmet hat (1846-62).