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Italien - Sardinien - Feste

 

 

 

 

 

     
  Feste in Sardinien  
     

Auch bei den Festen, bei denen das Echo alter Bräuche der ursprünglichen Welt (die mamuthones) oder der byzantinischen Vergangenheit (die Ardia von San Costantino) zu spüren sind, sowie an der Musik, zeigt sich diese Tendenz.

... Sardinien war eine blendende Erscheinung,- in diesem Land, das selbst den Italienern unbekannt ist, wo sich Bräuche vergangener Zeiten ihre ursprüngliche Schönheit bewahrt haben, lernte ich die samtene Weste aus der Nähe kennen und das Mittelalter verging Tag für Tag an meiner Seite, als ob die Erde sich für vier oder fünf Jahrhunderte nicht gedreht habe...

(Gaston Vuillier, Die vergessenen Inseln. Sardinien, 1893)

Das Museum für das Leben und die Tradition des sardischen Volkes ist das wichtigste völkerkundliche Museum auf Sardinien. Es steht unter der Leitung des ISRE (Oberstes Regionales Institut für Völkerkunde), das unter direkter Obhut der autonomen Region Sardinien steht.

Das Museum wurde im August 1976 dem Publikum eröffnet, um dem Besucher über die Präsentation der Arbeitswelt der Bauern und Hirten, der Feste und der Musik, der Ernährung und der volkstümlichen Kleidung ein umfassendes Bild des traditionellen Lebens Sardiniens zu vermitteln.

Der Gebäudekomplex, in dem das Museum untergebracht ist, befindet sich in Nuoro, auf den Hügeln von Sant'Onofrio, und bildet ein traditionelles sardisches Dorf nach. Es weist eine Vielzahl von Anklängen an die Baumuster verschiedener Orte der Insel auf.

Die Ausstellung ist in 18 Räume auf einer Fläche von ca. 1.000 m2 verteilt. Die Sammlungen des Museums umfassen mehr als 7.000 Ausstellungsstücke: Erzeugnisse aus Stoff und Holz, traditionelle Musikinstrumente, Arbeitsgeräte und Haushaltsgegenstände, Kleider und Schmuck aus dem Zeitraum zwischen Ende des 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Während des Karnevals bringt Sardinien seine ältesten Traditionen, die sich manchmal in der Nacht der Zeiten verlieren, kraftvoll zum Ausdruck.

In Mamoiada findet der Umzug der Mamuthones und der Issohadores statt: die ersten tragen Masken aus schwarzem Holz, schwarze wollige Schafsfelle sowie lautklingende Viehglocken, die zweiten sind mit Westen aus rotem Tuch bekleidet, mit Gürteln und Schellen aus Bronze und Messing und sa soha in der Hand, einem Seil aus Binsen.

Dieser Umzug erinnert an den Sieg der Hirten von Barbagia (den issohadores) über die sarazenischen Invasoren, die gefangen genommen und abgeführt wurden (die mamuthones) oder gar an uralte Fruchtbarkeitsriten, die auf Kulte zurückzuführen sind, die im gesamten Mittelmeerraum verbreitet waren.

Der Umzug von Samugheo weist einige Ahnlichkeiten mit dem von Barbagia auf. Die Hauptdarsteller sind die in Ziegenfell gehüllten Momutzones mit hohen Kopfbedeckungen aus Kork, die mit großen Hörnern versehen sind, schwarzem Gesicht und zwei Paar Viehglocken am Körper:

s'Urtzu, ein antropomorpher Ziegenbock mit schwarzen Ziegenfell; und su Omadore, die Figur des Hirten mit einem langen schwarzen Mantel. Auch hier sind Anklänge an die antiken Dionysoskulte erkennbar: die mamutzones, die Anhänger des Dionysos, tanzen um s'urtzu, der den Gott darstellt, der geopfert wird, während su omadore ihn bis zu seiner Opferung plagt.

In Bosa ist der Karrasegare ein wichtiger Moment im Leben der Gemeinschaft. In den letzten Tagen explodiert die kollektive Euphorie um Gioldzi. Dabei handelt es sich um eine enorme Strohpuppe: das Symbol des zu Ende gehenden Karnevals.

Ihr Schicksal ist es, am Fassnachtsdienstag auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Dieser Brauch wird während des Tages durch den Gesang s'attittadora sowie durch Trauermasken angekündigt.

Ovodda bietet sein bekanntestes und festlichstes Bild an einem ungewöhnlichen Datum, dem Aschermittwoch. Die Bewohner ziehen in alten Kleidern und mit rußgeschwärztem Gesicht durch die Straßen, was auch unbedingt von den Touristen erwartet wird, die der Feier beiwohnen.

Am Abend wird nach einem heiteren Tag, an dem Käse, Würste, Gebäck und guter Wein angeboten werden, dem Tyrannen Don Conte, dargestellt durch eine enorme, ausgesprochen hässliche, vulgäre und obszöne Strohpuppe, der Prozess gemacht.

Ihr Schicksal ist bestimmt: der Scheiterhaufen.

Und schließlich Tempio Pausania, wo eine der bekanntesten Karnevalsveranstaltungen Sardiniens stattfindet. An den Veranstaltungen nehmen Hunderte von Personen, sowie Folkloregruppen aus der ganzen Welt teil.

Am Sonntag konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Hochzeit von Re Giorgio, eine Figur, die auf vorrömische Elemente verweist, die mit der Fruchtbarkeit der Erde in Zusammenhang steht, und Mennena, die umworben wird und schließlich seine Gattin wird; sie folgt ihm auf seinem Weg, erleidet jedoch nicht sein Schicksal.

Denn am Dienstag wird dem König der Prozess gemacht und er wird — mit den Übeln des ganzen Jahres beladen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Die Sartiglia ist eine der wichtigsten Veranstaltungen der sardischen Volkstradition. Es handelt sich um ein Reiterspiel, das am Karnevalssonntag und am Faschingsdienstag in Oristano stattfindet.

Jedes Jahr nehmen Tausende von Personen daran teil, die sich am Rand eines mit Erde und Stroh bedeckten Weges durch die Hauptstraßen der Stadt begeben, um den Reitern, Hauptfiguren dieses Ringstechens, das in Europa einzigartig ist, zu applaudieren und um diese anzufeuern.

Die wichtigsten Protagonisten dieses Reiterspiels sind die Pferde und ihre Reiter, die versuchen müssen, im Galopp einen gelochten Stern mit einer Stange aufzuspießen.

Das Fest beginnt mit der feierlichen Einkleidung su Componidori, des Rennleiters, der sowohl männliche, als auch weibliche Kleidungsstücke trägt. Von diesem Moment an wird er zu einem Halbgott und seine Heiligkeit kann der Erde Fruchtbarkeit verleihen.

Er entscheidet mit Hilfe seiner Adjutanten, welchen Reitern die Ehre der Stange für das Ringstechen zuteil wird. Die Ernteaussichten hängen dann von der Anzahl der Sterne ab, die sie aufstechen.

Nachdem er den Zug der Reiterpaare angeführt hat, eröffnet der Componidori das Stechreiten, indem er unter brausendem Beifall der Menge den ersten Stern aufsticht.

In Sardinien ist der Ritus der Erinnerung an das Leiden, den Tod und die Wiederauferstehung Christi stark verbreitet. Während der Karwoche finden auf der ganzen Insel zahlreiche Feiern statt, die überwiegend von der spanischen Kultur geprägt sind.

In Cagliari findet das bewegendste und suggestivste Fest am Karfreitag statt, das die Grablegung Christi darstellt. Es wird von drei Bruderschaften (Santissimo Crocifisso, Solitudine und Gonfalone) vollzogen, die in drei eindrucksvollen Prozessionen durch die Stadt ziehen.

Am Samstagmorgen hingegen findet in der Kathedrale der Ritus su Scravamentu statt, eine ergreifende Kreuzabnahme Christi.

In Iglesias findet am Dienstag die Prozession der Misteri statt, bei der sieben Standbilder getragen werden, die das Leiden Christi darstellen.

Zum Abschluss folgt die Madonna Addolorata mit einem von drei Schwertern durchbohrten Herz. Am Donnerstagabend findet die Prozession der Addolorata statt: Ihr Standbild wird in sieben Kirchen der Stadt getragen, in denen das Heilige Grab als Symbol der Suche nach dem Sohn eingerichtet wird.

Am folgenden Morgen findet die Prozession statt, bei der Jesus das Kreuz auf den Kalvarienberg trägt, in kurzem Abstand von der Addolorata gefolgt. Am Abend hingegen wird der eindrucksvollste Ritus gefeiert: Die Grablegung Christi, dargestellt auf einem prachtvollen Standbild aus dem Seicento.

Es muss erwähnt werden, dass es sowohl in Cagliari, als auch in Iglesias Brauch ist, in den Kirche is nenniris aufzustellen, mit Watte gefüllte Teller, in die Samen von Getreide oder von Hülsenfrüchten gepflanzt werden, die dann im Dunkeln zu fast weißen Pflänzlein heranwachsen: Symbole der Wiederauferstehung nach dem Tod, die auf den Adonismythos verweisen, dessen Ursprünge in der Welt der Phönizier wurzeln.

Castelsardo, der einzige Ort, in dem die religiösen Festlichkeiten die ganze Karwoche andauern, feiert den wichtigsten Ritus am Montag vor Ostern: bei Tagesanbruch wird in der romanischen Kirche Santa Maria di Tergu die Messe gefeiert, in der die Mysterien präsentiert werden.

Es folgt eine lange Prozession, die bis zur Bastion der Burg und dann wieder zurück zur Kirche führt. Am Nachmittag werden die Straßen der Stadt mit Öllampen beleuchtet und es findet eine weitere Prozession statt, begleitet von mehrstimmigen Gesängen eines Chores.

Diese Gesänge werden auch am Abend bei der Rückkehr zur Kirche Santa Maria di Tergu vorgetragen.

In Alghero findet die erste Prozession am Karfreitag zur Vesper statt: die Frauen (les dames), ganz in Schwarz gekleidet, begleiten das Standbild der Madonna, Mater dolorosa, im Trauergewand. Am Nachmittag wird in der Kathedrale der Trauergottesdienst gefeiert, während am Abend das desclavoment stattfindet, ein deutlich katalanisch geprägtes Schauspiel, bei dem vier orientalisch gekleidete Barone Christus vom Kreuz abnehmen und in den bressol legen, einen mit Dukatengold verzierten Sarg in barockem Stil.

Gegen Ende des Abends wird der Christus durch die Straßen der Stadt getragen, begleitet von den alten Gesängen der tenores in Katalanisch.

Jedes Jahr findet in Sassari am 14. August das Fest der Candelieri anlässlich der Feier der Himmelfahrt statt. Die Bewohner von Sassari erneuern jedes Jahr das Gelübde, das sie im 16. Jahrhundert an Mariä-Himmelfahrt abgelegt haben, um die Stadt von der Pest zu befreien.

Seit dieser Zeit tragen die Vertreter der Stände auf einer Prozession acht große Kerzen, die jeweils einen der alten Stände repräsentieren: sowohl die rustikalen Stände (Bauern und Hirten, Gärtner und Wagner), als auch die kleineren Stände (Schneider, Maurer, Schuster und Kaufleute).

Im Laufe der Zeit und dem Wandel der Gesellschaft haben sich auch die verschiedenen Handwerke geändert. Einige Stände sind neu hinzugekommen und andere haben die Teilnahme an der Prozession aufgegeben, wie zum Beispiel die Kaufleute.

Die Kerzen bestehen heute aus ca. drei Meter hohe Säulen, die um die 400 kg wiegen. Die oberen Enden werden mit zahlreichen Bändern aus farbiger Seide geschmückt. Das Fest ist Ausdruck einer alten und tiefen Religiosität, hat jedoch heute einen überwiegend heiteren und weltlichen Charakter angenommen.

Die Teilnehmer bewegen sich im Tanzschritt, begleitet von Trommlern und Pfeifern, und folgen lu cobu carriaggiu, dem Anführer der Träger, der sich in kleinen Sprüngen rückwärts bewegt. Die Kerzenträger führen dabei Kreis- und Krümmungsbewegungen in Richtung der Menge aus, die zugleich Akteure und Zuschauer ist und erzielen so eine sichere szenische Wirkung.

Am 5. und am 7. Juli findet in Sedilo die Ardia di San Costantino statt, ein religiöses Fest und zugleich ein spektakuläres Pferderennen. Das Fest erinnert an den Sieg Kaiser Konstantins über Massenzio an der milvischen Brücke (Ponte Milvio).

Sedilo ist der einzige Ort im Westen, in dem der erste römische Kaiser gefeiert wird, der zum Christentum übertrat. Dieser Kult, der im Osten hingegen stark verbreitet ist, steht mit der antiken Präsens des byzantinischen Militärs in Verbindung.

Das Pferderennen findet in der Nähe einer Wallfahrtskirche statt, die im Zentrum eines großen natürlichen Amphitheaters liegt. Die Reiter reiten in den Satteln ihrer englisch-sardisch-arabischen Rassepferde in wildem Galopp um die Kirche. Dabei reiten sie wagemutig einige Runden durch den Bogen San Costantino und simulieren die Schlacht.

Ziel des Rennens ist es, dass sa pandela madore (der Anführer der Reiter) sowie zwei weitere pandelas (die Fahnenträger), die das Rennen anführen und die Banner tragen, nicht von den übrigen Reitern überholt werden.

Dabei werden sie von sas iscortas (den Wachen) unterstützt. Diese und die Fahnenträger können die Banner, falls erforderlich, als Stangen benutzen, um zu verhindern, dass sie überholt werden.

Der Schrei der Menge beim Start der pandela madzore, der den Anfang des Rennens auslöst, die Julisonne, der von den galoppierenden Pferden aufgewirbelte Staub, die Salvenschüsse, die von den Schützen am Rand der Strecke abgeschossen werden, der Schweiß und manchmal auch das Blut der Pferde und der Reiter laden die Veranstaltung mit einem geheimnisvollen und wilden Pathos auf.

Vom 1. bis zum 4. Mai findet zwischen Cagliari und Nora die Sagra di Sant'Efisio statt, einem römischen Krieger gewidmet, der der Tradition zufolge in der antiken Römerstadt Nora in der Zeit des Kaisers Dioklezian den Märtyrertod starb.

Als die Pest 1656 in Cagliari ausbrach, rief die Stadt den Heiligen um Hilfe an und legte das feierliche Gelübde ab, einen Prozessionsweg bis zur Stelle seines Martyriums auszurichten. Der religiöse Aspekt des Festes wird von der Erzbruderschaft von Sant'Efisio vollzogen, die ihren Sitz in der Kirche von Sant'Efisio im Herzen von Stampace hat, einem der historischen Stadtviertel von Cagliari.

Die Vorbereitungen beginnen bereits einige Tage vor dem Fest: Die Mitbrüder und Mitschwestern schmücken das Standbild festlich, die Bewohner in der Umgebung der Kirche säubern die Straßen und schmücken die Balkone mit Fahnen und Blumen.

Am Morgen des 1. Mai fahren is traccas, alte, festlich geschmückte Ochsenwagen durch die Stadt, bevor die Kutsche des Heiligen durch die Straßen des Zentrums und dann Richtung Nora fährt.

Es folgen, in einem Kaleidoskop von Farben, Hunderte von Männern, Frauen und Kindern aus allen Teilen Sardiniens, gekleidet in den traditionellen Trachten und geschmückt mit zauberhaften antiken Schmuckstücken.

Dann folgen die campidanesischen Reiter und die Milizsoldaten zu Pferd, gekleidet mit rotem Wams und berritta (einem länglichen Hut) und bewaffnet mit der Arkebuse.

In der Vergangenheit waren sie die bewaffnete Eskorte gegen die sarazenischen Überfälle, die die Küsten plagten. Ebenfalls zu Pferd ziehen auch die verschiedenen Würdenträger der Stadt vorbei, einschließlich des altemos, der die Stadtverwaltung von Cagliari vertritt.

Gegen Mittag verlässt der Heilige mit seiner Kutsche die Kirche und durchquert die Stadt unter Begleitung der Mitbrüder, der Gläubigen, während die is goccius (poetische Kompositionen spanischer Herkunft) singen, begleitet von den launeddas-Spielern, die auf einem alten volkstümlichen Blasinstrument, das aus Schilfrohr hergestellt ist, musizieren. Höhepunkt des Festes ist der Zug durch die Via Roma, vorbei am Sitz der Stadtverwaltung, auf einem Bett aus Blütenblättern, so ramaturo.

Dabei huldigen die städtischen Würdenträger die Schiffe im nahen Hafen, die ihre Sirenen ertönen lassen, sowie das Volk dem Heiligen Efis martiri gloriosu de Sordigna speziali protettori poderosu ("Efisio glorreicher Märtyrer, Schutzheiliger Sardiniens").

 

 

 
 
Einwohner:  3,93 Mio
Provinzen:
Imperia  
La Spezia  
Savona  
 
Fläche:     5418 km²
Hauptstadt:  Bologna 
Höchster Punt:
Bevölkerungsdichte
178 pro km²