Berge, Ebenen, Flüsse, K üsten
Sardinien ist eine Insel im westlichen Mittelmeer, umgeben vom Sardischen und Tyrrhenischen Meer. Sie ist größer als Korsika und die zweitgrößte Insel nach Sizilien.
Die Landschaft im Inneren der Insel ist vorrangig von Hügeln und Bergen geprägt, mit einigen Massiven, unter denen der Gennargentu mit der höchsten Erhebung Punta La Marmora herausragt.
Die Durchschnittshöhe der Insel ist jedoch relativ gering. Im Westen trennt die ausgedehnte Ebene der Campidani die Berggruppen des Iglesiente und Sulcis von den Anhöhen des Hinterlandes. Das Gebiet ist nicht besonders erdbebengefährdet.
Seit Menschengedenken gab es lediglich sieben Erdbeben, das früheste wurde im Jahr 1616 in Cagliari dokumentiert, das letzte im Jahr 1948. Die geologische Geschichte Sardiniens beginnt im Kambrium. Kambrischer Sandstein bildet die Unterlage des Gebietes Sulcis-Iglesiente und seiner Mineralvorkommen.
Dem Sedimentgestein folgt in der Steinkohlenzeit das Vulkangestein, Hinweis auf gewaltige Lavaausbrüche. Infolge der Orogenese erhob sich die Insel in ihrer gesamten Größe, wurde aber im Eozän erneut vom Meer überschwemmt und hat im frühen Pliozän ihr heutiges Aussehen angenommen.
Der lithologische Aufbau besteht vor allem aus metamorphen Gesteinen (Gneiss, Schiefer). Sie bilden den Sockel, auf dem alle anderen Gesteinsformationen der Insel aufliegen; intrusives (Granit) oder effusives Gestein (Andesite, Basalte) und Sedimentgestein (Kalk- und Sandstein), das sich infolge von Anschwemmungen gebildet hat.
Da sich in jedem geologischen Zeitalter jeweils unterschiedliche Landschaften gebildet haben, ist die Morphologie keineswegs eintönig. Die Graniterhebungen der Gallura weisen ein bewegtes Profil auf Sie sind nur mäßig hoch, mit Ausnahme des Monte Limbara (1362 Meter) mit den charakteristischen Bergzinnen und eindrucksvollen Gipfeln der Aggiuskette über dem Becken von Tempio.
Südlich der Gallura nimmt das Granitgestein eher bergigen Charakter an, mit breiten Bergrücken und in Richtung der Barbagia wachsenden Höhenmetern.
Die Hochebenen (tacchi und tonnen) ziehen sich bis in die Granitfelsen der Sette Fratelli hinein und enden schließlich in Form schroffer Bergkämme im Meer.
Um den Golf von Orosei herrschen Kalk- und Dolomitgesteine vor, aus denen die Monti di Oliena (1463 m) und der Montalbo (1127 m) bestehen. Typisch hierfür sind steil abfallende, kahle Hänge in weißlicher Farbe, die an eine Mondlandschaft erinnern.
Infolge der Verkarstung gibt es zahlreiche Abgründe, weit vorspringende Felsdecken (wie in Tiscali) und Höhlen, die teilweise mit Meerwasser gefüllt sind, wie die Grotte.
Zwischen den Bergrücken und der Ebene der Campidani erstreckt sich eine Hügellandschaft, die in Trexenta und Marmilla unterteilt ist. Sie ist geprägt durch sanfte Anhöhen, aus denen steile Hochplateaus aus Vulkangestein, die giare, hervorragen.
Ein Musterbeispiel dafür ist die Giara di Gesturi (zwischen 500 und 600 m Höhe). Der nordwestliche Teil Sardiniens ist durch weitere vulkanische Formationen geprägt. Uber der Ebene von Oristano erheben sich der Monte Arci (812 m) und Monte Ferru (1050 m), die über kleinere Höhenzüge mit den zentralen Bergmassiven verbunden sind und nur am Joch von Macomer (530 m) einfach zu überqueren sind.
Sie bestimmen die geographische Unterteilung in den oberen Inselteil "Capo di Sopra" (bzw. di Sassari) und den unteren Inselteil "Capo di Sotto" (bzw. di Caglian), die auch die Besiedlung stark geprägt haben. Die Landschaft des Logudorese im Norden von Macomer weist aufgrund ihrer Eruptionskegel (v.a. zwischen Romana und Cheremule) deutliche Spuren einer vulkanischen Vergangenheit auf.
Diese Vulkanlandschaft zieht sich bis zur Anglona hin und wird in Richtung Sassari von einer weiten Ebene abgelöst, die von sanften Hügeln umringt ist, mit eindrucksvollen Vorgebirgen, die bis sanft in das Meer hineinragen (Capo Caccia).
Das Granitmassiv des Sulcis erreicht selten 1000 m und umschließt an drei Seiten ein ausgedehntes Becken, das zum westlichen Meer hin offen ist. Das Massiv des Iglesiente ist höher (Monte Linas, 1263 m) und majestätischer, seine Erhebungen sind auch aus weiter Entfernung sichtbar.
Das Wasserverhältnis der Flussläufe hängt von den nicht gerade häufigen Regenfällen ab. Die wichtigsten Flüsse sind Tirso (der längste Fluss), Flumendosa, Flumini Mannu, Cixerri, Temo, Coghinas, Posada und Cedrino. Es gibt nur einen Natursee (Baratz), der bedeutendste künstliche See ist der Omodeo.
Er wird aus dem Tirso gespeist. Die Wasserläufe bilden oft großflächige Lagunen. Entlang der Küsten herrschen felsige Formationen vor, wobei sich hohe, von Buchten durchzogene Steilhänge (im Golf von Orosei gibt es Felswände von bis zu 500 m) mit flachen, sandigen Abschnitten abwechseln.
Asmara
Asinara ist eine der größten Inseln Sardiniens. Da ihr natürlicher Lebensraum seit über einem Jahrhundert unberührt blieb, birgt sie Naturschätze, die im Mittelmeer nicht häufig zu sehen sind.
Die Oberfläche ist in der Hauptsache von Steineichen und mediterraner Macchia bewachsen, darunter einige typische Pflanzen Sardiniens, wie die dornige Flockenblume. Außerdem ist sie ein idealer Raum für die Fortpflanzung einiger wilder Tierarten, die zum Teil inzwischen selten geworden sind: sardischer Scheibenzüngler, Krähenscharbe, Mufflon und Albinoesel, von dem die Insel ihren Namen hat.
Es gibt nur eine Straße, die die beiden Inselspitzen miteinander verbindet. Die einzigen Gebäude sind die Ruinen des Castellaccio, eine mittelalterliche Festung der Dona, sowie das Hochsicherheitsgefängnis.
Dessen Auflösung im Jahr 1997 hat zu einer Aufwertung der Insel geführt und auch dem 1991 gegründeten Parco Nazionale dell'Asinara neue Impulse verliehen, mit dem die Bewahrung und ein angemessener Umgang mit der Natur institutionalisiert wurden.
Costa Smeralda
Die Costa Smeralda befindet sich im Nordosten Sardiniens, in der Gallura. Sie ist aus kleinen, fjordähnlichen Buchten geformt, die zwischen lang gestreckten Granitfelsen liegen, die im Laufe der Zeit zum Teil bizarre Formen angenommen haben.
Zwischen den Felswänden und Inselchen befinden sich schroffe Buchten mit weißem Sandstrand. Einige davon, wie Liscia di Vacca oder Cala di Volpe, sind besonders einladend, mit glasklarem Wasser und reicher Mittelmeervegetation.
Seit den vergangenen sechziger Jahren gibt es das Konsortium der Costa Smeralda, das weite Teile des Gebietes für den Tourismus zugänglich gemacht hat. Es wurden Häfen, Hotels, Appartements und Feriendörfer errichtet. Die Landschaft hat sich verändert: die unberührte und dünn besiedelte Gegend wurde zu einem Symbol für Exklusivität und Luxusurlaub und ist Jahr für Jahr Ferienziel Tausender von Touristen.
Massiv des Cennargentu
Das Massiv des Cennargentu ist die wichtigste Erhebung Sardiniens. Es besteht aus uralten Felsen mit großflächigen Schiefer-und Granitformationen.
Die Mitte des Massivs wird durch den höchsten Gipfel der Insel, Punta La Marmora, beherrscht und ist von weiten, grünen Tälern umgeben. Im Norden erheben sich dagegen Monte Spada und Bruncu Spina mit den einzigen Liftanlagen Sardiniens, die im Winter betrieben werden.
Am Supramonte von Orgosolo und Oliena finden sich Waldgebiete, die seit mehreren Jahrhunderten erhalten sind, sowie die Karstquelle von Su Gologone, die bedeutendste Quelle der Insel.
Aus ihr sprudeln 300 Liter Wasser in der Sekunde. Hier liegt auch der tiefste Canyon Europas, Gorropu, mit eindrucksvollen Steilwänden von über 400 m Höhe, sowie die gewaltige Doline von Su Suercone mit einigen jahrhundertealten Eiben.
In dem Massiv entspringen einige der wichtigsten Flüsse Sardiniens: Cedrino, der eindrucksvolle Schluchten in den Felsen gegraben hat, und Flumendosa, der zweitgrößte Fluss der Insel.
Die Vegetation besteht in der Hauptsache aus einer Mischung von Mittelmeer- und Gebirgspflanzen, sowie Strauchwerk und seltenen Pflanzenarten. Das Gebiet ist von einer außergewöhnlichen und reichen Fauna besiedelt: Mufflons, Wildschweine, sardische Wildkatzen, Marder. Wiesel und Füchse.
Unter den Vogelarten sind zu nennen:
sardische Geier, Königsadler, Kaiserraben und Wanderfalken. Einer der interessantesten Aspekte der sardischen Küste sind die zahlreichen Grotten, vor allem in Gebieten mit Kalkformationen und Verkarstung.
Am bekanntesten und eindrucksvollsten sind die Grotten del Bue Marino bei Cala Gonone und die Grotten di Nettuno, bei Alghero unterhalb des felsigen Vorgebirges Capo Caccia. Die Grotte del Bue Marino ist zweigeteilt: der nördliche Arm ist inzwischen fossil, da in seinem Inneren keine Verkarstung mehr stattfindet.
Der südliche Arm ist nach wie vor aktiv und für Besucher geöffnet. Hier finden sich zahlreiche Konkretionen, Stalaktiten und Stalagmiten in unterschiedlichen Farbnuancen, die sich in den zahlreichen kleinen Seen spiegeln und dadurch Farbreflexe von seltener Schönheit entstehen lassen.
Die Grotte di Nettuno kann man mit dem Boot oder über die Escala del Cabirol erreichen, eine lange Treppe, die 1954 aus dem Vorgebirge geschlagen wurde.
Im Inneren befindet sich ein großer Salzsee von 120 m Länge, aus dem sich riesige Säulen erheben, die durch zusammengewachsene Stalaktiten und Stalagmiten entstanden sind. Bizarre Konkretionen, riesige Säle und geheimnisvolle Gänge vervollständigen diesen beeindruckenden und faszinierenden Ort, Ergebnis der kontinuierlichen Aushöhlung der Kalkfelsen durch das Meer.
Ein weiteres Charakteristikum der sardischen Küsten sind die Feuchtgebiete.
20% sind einheitlich über die gesamte Küste verteilt, während sich die übrigen 80% hauptsächlich in drei Gebieten befinden: dem Golf von Onstano, dem Golf von Palmas und dem Golf von Caglian.
Das Gebiet von Cagliari bildet den südöstlichen Ausläufer der Ebene des Campidano. 4500 Hektar seiner Oberfläche bestehen aus Sümpfen und Lagunen. Die Laguna di Santa Gilla erstreckt sich im westlichen Teil der Stadt, während im östlichen Teil die Sümpfe Poetto, Molentargius und Quartu liegen.
Von größtem Interesse für Naturliebhaber sind die vielen verschiedenen Vogelarten, 180 an der Zahl, die sich in dieser Sumpflandschaft niedergelassen haben.
Darunter befinden sich einige seltene Arten, wie das Sultanshuhn, der Stelzenläufer, der Sumpffalke und viele andere, darunter der bekannte seit 1993 in Cagliari nistende rosa Flamingo. Im Jahr 1971 wurden die Feuchtgebiete Cagliaris in der Ramsar-Konvention zu einem Lebensraum internationaler Bedeutung erklärt.
Die östlichen Sumpfgebiete sind unter anderem auch wegen der Gebäude und Anlagen der ehemaligen staatlichen Salzwerke sehenswert, interessante Beispiele für Industriearchäologie vom Anfang des 20. Jh.
Sardinien ist reich an Mineralvorkommen, die bereits seit Jahrtausenden abgebaut werden. Vor 8000 Jahren begannen die damaligen Inselbewohner mit der Verarbeitung von Obsidian, einer Art vulkanischem Glas, um daraus Schneidewerkzeuge herzustellen.
Später gewannen sie aus dem Erdinneren Zinn und Kupfer zur Herstellung der Bronzelegierung, aus der sie Waffen und kleine Menschenfiguren anfertigten, die so genannten "bronzetti", höchster Ausdruck nuraghischer Kunst. Auch die verschiedenen Völker, die später auf die Insel kamen, nutzten die sardischen Bergwerke in breitem Rahmen.
Die meisten Mineralvorkommen Sardiniens sind im Südosten der Insel konzentriert, dem Sulcis-lglesiente. Der Abbaubetrieb hat den Lebensstil und die Siedlungsweise der ansässigen Bevölkerung stark verändert.
Aufgrund der geringen Konkurrenzfähigkeit auf dem internationalen Markt ist sie inzwischen auf ein Minimum zurückgegangen. Zurückgeblieben ist jedoch eine faszinierende Bergbaulandschaft mit einer in ganz Italien unerreichten Konzentration an stillgelegten Fabriken und verlassenen Dörfern vor wunderschöner Naturkulisse.
Im Jahr 1998 erklärte die UNESCO die Bergbaugebiete Sardiniens zum Weltkulturerbe. So entstand der "Parco Geominerario, Storico e Ambientale della Sardegna".
Im Rahmen dieser Einrichtung wurden die interessantesten Bergbaugebiete abgegrenzt und man sorgte für ihre Erhaltung und Aufwertung. Es werden geführte Besichtigungen in stillgelegten Stollen und Schächten durchgeführt, außerdem gibt es eine Ausstellung mit alten Maschinen.
Tierwelt
Die Tierwelt Sardiniens ist reich an besonderen Arten, die in anderen Regionen Europas oft ausgestorben oder äußerst selten sind. Darunter befinden sich zahlreiche endemische Arten, die nur in einem begrenzten Gebiet (meist Sardinien-Korsika) oder ausschließlich in Sardinien anzutreffen sind.
Das typische Säugetier Sardiniens ist der Mufflon, Vorfahr des Hausschafes und diesem sehr ähnlich. Sein Lebensraum sind die Berge im Hinterland der Insel, zwischen Steineichenwäldern und Bergwiesen. Man erkennt ihn an der weißen Zeichnung auf dem Rücken, die sich von dem rötlich-braunen Fell abhebt, sowie an den spiralförmigen Hörnern der männlichen Tiere.
In einigen Wäldern der Insel ist der sardische Hirsch anzutreffen, dessen Bestand nun erneut ansteigt, nachdem er aufgrund der Wilderei vom Aussterben bedroht war.
Erwähnenswert auch das Wildpferd der Giara das auf der gleichnamigen Basalthochebene im Zentrum der Insel lebt. Eine Besonderheit ist der Albinoesel des Parco Nazionale dell'Asinara, von dem der Name der Insel stammt. Die sardische Wildkatze gehört einer in Nordafrika, Korsika und Sardinien verbreiteten Unterart der europäischen Wildkatze an. Dieses Raubtier ist vor allem nachts aktiv, wo es Jagd auf kleine Nagetiere, Kaninchen, Vögel und Amphibien macht.
In ihrem Aussehen ähnelt die Wildkatze stark der Hauskatze, mit der auch Kreuzungen möglich sind.
Die sardische Ohrenfledermaus wurde erst im Jahr 2002 entdeckt und ist eine endemische Fledermausart Sardiniens, d.h., sie kommt nur hier vor. Ihre Entdeckung ist von großer Bedeutung, da es sich um das einzige endemische Säugetier nicht nur Sardiniens, sondern ganz Italiens handelt.
Ihren Namen bekam sie aufgrund der großen Ohren verliehen. Unter den Raubvögeln ist der Eleonorenfalke zu erwähnen, eine Vogelart, die Ende des Sommers in Kolonien nistet. In Sardinien wurden auf den Sulcis-Inseln und an der Felsküste des Golfes von Orosei über vierhundert Paare gezählt.
Anfang November ziehen die Vögel nach Madagaskar. Ihr Name stammt von der sardischen Richterin Eleonora d'Arborea, die in ihrem Gesetzeskodex (Carta de Logu, 14. Jh.) den Fang wilder Falken und die Ausbeutung der Nester untersagte: Eigentlicher Zweck war es, die den Adeligen vorbehaltene Ausübung der Falknerei zu schützen; der Nebeneffekt war, dass die Falken vor dem Aussterben bewahrt wurden.
Der Königsadler ist der größte Raubvogel Italiens, abgesehen vom Gänsegeier, von dem etwa dreißig Paare im Nordosten Sardiniens siedeln.
Die weiblichen Adler können eine Flügelbreite von ca. 2,20 m erreichen; die männlichen Vögel sind kleiner. Ein großer Teil dieser heute unter Naturschutz stehenden Vogelart lebt im Alpengebiet sowie im Apennin und auf Sizilien. In Sardinien wurden ca. fünfzig Paare gezählt.