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  Sardinien - Handwerk  
     

Die historische Tradition handwerklicher Produktion wird durch Beispiele der Webkunst, der Keramik, der Korbherstellung, der Holzverarbeitung, der Anfertigung von Messern (renommiert sind diejenigen aus Pattada), der Herstellung von Schmuck, und sonstiger typischer Gegenstände wie der gravierten Hörner dokumentiert.

Besondere Erwähnung verdienen dabei die Stoffe. Die Ursprünge der Techniken und die Ziermuster verlieren sich in den vergangenen Jahrhunderten, sie haben jedoch im Laufe der Zeit bemerkenswerte Änderungen durchlaufen.

Es gibt wesentliche Unterschiede zwischen den Erzeugnissen vor und nach den 60er Jahren, das heißt der Zeit, in der die Weberei den familiären Bereich verlies und sich auf einen größeren Markt ausrichtete.

Bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und in vielen Gebieten bis in die 50er Jahre war die Aussteuer, die die Frauen in die Ehe mitbrachten, die Frucht ihrer Textilarbeit.

Die Anzahl der Stücke variierte in Abhängigkeit von den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Braut. Burras ("Decken") und coberibangos ("Truhenabdeckung") durften jedoch nie fehlen. Hinzu kamen verschiedene weitere Erzeugnisse: collanas ("Halsbänder"), bertulas ("Satteltaschen"), tiaggias ("Tischdecken") und nentsolos ("Betttücher"), stets von Hand aus Woll-, Baumwolf- oder Leinengarn gewebt, weiß oder mit pflanzlichen Farben gefärbt.

Bis zu den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren Teppiche und Wandteppiche nicht unter den sardischen Textilien zu finden. Der Anstieg ihrer Produktion beruht auf den modernen Einrichtungsanforderungen. Sie wurden serienmäßig hergestellt, was oft auf Kosten der handwerklichen Qualität ging.

Mit dem Begriff burras werden Bettdecken aus Leinen oder aus sardischer Wolle bezeichnet. Der traditionelle Webrahmen gestattete eine maximale Länge von 70 bis 80 Zentimetern.

Daher wurden die Decken nach dem Weben aus zwei oder drei Bahnen zusammengenäht. Die coberibangos dienen zur Abdeckung der Truhen. Die Farben waren meist sehr lebhaft.

Seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben sie ihre ursprüngliche Funktion verloren und heute dienen sie als Zierdecken. Zu Recht berühmt ist die Produktion von Mogoro, einem Ort, an dem alljährlich die größte und am besten besuchte Messe des sardischen Handwerks stattfindet.

Die collanas sind gestreifte Halsbänder, die zum Anschirren der Ochsen und Pferde verwendet wurden. Sie sind im Allgemeinen in lebhaften Farben bestickt und weisen oft Glocken auf.

Die bertulas sind Satteltaschen, die aus zwei Taschen bestehen, die mit einem Stoffstreifen zusammengenäht werden. Sie wurden für den Transport von Gegenständen auf Tragtieren verwendet, zum gleichen Zwecke konnte sie jedoch auch auf der Schulter getragen werden.

Diejenigen für den alltäglichen Gebrauch haben schlichte Farben und Muster. Die für Festtage zeichnen sich hingegen durch grelle Farben sowie ein üppiges geometrisches oder floreales Dekor aus.

... Auf dem kleinen Bahnhof befindet sich eine große Menschenmenge. Die Männer tragen nahezu alle die Satteltaschen in der Hand: Breite Streifen aus handgewobener Naturwolle mit zwei flachen Taschen an den Enden, die den Einkauf enthalten.

Man kann sagen, dass dies die einzige Taschenart ist, die verwendet wird. Die Männer tragen sie auf der Schulter, eine Tasche vorne und eine hinten. Sie sind sehr schön, diese Satteltaschen. Sie sind grob gewebt in Streifen aus schwarzbrauner Naturwolle, im Wechsel mit Streifen aus weißer Naturwolle, Hanf oder Baumwolle; die Streifen haben unterschiedliche Breite und verlaufen in Querrichtung.

Und auf den hellen Streifen sind manchmal Blumen in zauberhaften Farben aufgestickt: rot, hellblau und grün, mit bäuerlichem Muster; und manchmal Fabeltiere, Bestien aus dunkler Wolle. Und so sind die gestreiften Satteltaschen, einige in zauberhaften heiteren Farben mit Blumen und Streifen und andere mit fantastischen, rätselhaften Fabelwesen richtige Landschaften für sich...

(David Herbert Lawrence, Meer und Sardinien, 1925)

 

 

 
 
Einwohner:  3,93 Mio
Provinzen:
Imperia  
La Spezia  
Savona  
 
Fläche:     5418 km²
Hauptstadt:  Bologna 
Höchster Punt:
Bevölkerungsdichte
178 pro km²