- Sardinien - Historie
von 1800 bis 500 vor Christus
Zwischen 1800 und 1600 v. Chr. entwickelt die Bonnanaro-Kultur die beiden Kulturelemente, aus denen sie hervorgegangen ist – das östliche und das westliche – in eigenständiger Weise weiter und bringt die ersten Nuraghen hervor.
Der Übergang von der Altbronzezeit zur mittleren Bronzezeit (1600-1300 v. Chr.) stellt den eigentlichen Beginn der nuraghischen Kultur dar. Ihr Symbol und Monument ist der Nuragh, ein Turmgebäude aus großen, mehr oder wenig regelmäßig bearbeiteten Steinen, in dessen Innerem sich ein oder mehrere übereinander liegende Kammern befinden, die durch das falsche Gewölbe (Tholos) gekennzeichnet sind.
Der Nuragh tritt in der einfachen Form als einzelner Turm auf, aber auch in immer komplexeren Formen mit einem zentralen Turm, an den weitere angefügt sind. Um die zahlreichen Nuraghen herum werden dann die Steinhüttendörfer errichtet.
Die nuraghische Zivilisation stellt zwischen 1300 und 500 das Element der lokalen Kontinuität der Insel dar, die im Laufe der Zeit von mykenischen und phönizischen Händlern sowie durch die militärische Eroberung durch die Karthager und die Römer geprägt wurde.
Außer mit ihren charakteristischsten Monumenten, den Nuraghen (Su Nuraxi in Barumini, Santu Antine in Torralba, Serra Orrios in Dorgali, Losa in Abbasanta, S'Uraki in San Vero Milis und Arrubiu in Orroli) bringt sich diese durch Heiligtümer (Santa Vittoria in Serri), heilige Brunnen (Su Tempiesu in Orune, Santa Cristina in Paulilatino), die so genannten "Gigantengräber" sowie im Bereich der Plastik nicht nur durch kleine Bronzestatuetten von Kriegern, Schiffchen, Frauenfiguren der Muttergöttin oder der Priesterin (heute vor allem im Archäologischen Nationalmuseum von Cagliari), sondern auch durch monumentale Steinstatuen, die durch die Skulpturen vom Monte Prama im Raum Ristano belegt werden, zur Geltung.
In der Nähe von Barumini, einem Dorf in der Marmilla, befindet sich eine der bekanntesten und wichtigsten archäologischen Fundstätten: Die Nuraghenfestung Su Nuraxi.
Sie liegt isoliert auf einem Plateau und wird in kurzer Entfernung in den Hügeln der Giara di Gesturi von weiteren Nuraghen umgeben, die zusammen ein "Sternsystem" mit Su Nuraxi im Zentrum bilden, was belegt, wie wichtig dieser Komplex für die Epoche war.
Von der Periode der Errichtung in der mittleren Bronzezeit bis zur punisch-römischen Zeit durchlief das Bauwerk mehrere Änderungen und Entwicklungsphasen, sowohl hinsichtlich der sozialen Strukturen, als auch hinsichtlich der materiellen Kultur.
Die Festung besteht aus einem zentralen Turm, dem ältesten Teil, umgeben von einer Bastion mit vier Türmen. Zwischen diesen beiden Elementen befindet sich ein Hof mit einem 20 m tiefen Brunnen für die Versorgung mit Trinkwasser.
Der Komplex wird von einer Ringmauer mit ursprünglich fünf Türmen umgeben, die durch zwei weitere ergänzt wurden. Außerhalb des Komplexes befindet sich ein System von Hütten, darunter die so genannte "Parlamentshütte", in der wahrscheinlich die Versammlungen der Ältesten stattfanden.
Ihr Grundriss ist im Allgemeinen rund, mit Atrium, verschiedenen Kammern, Brunnen und Feuerstelle. Die bedeutendsten Monumente der Sakralarchitektur der Nuraghenzeit sind die Tempel der heiligen Brunnen.
Bekannt sind ca. vierzig, die über die gesamte Insel verteilt sind. Die heiligen Brunnen wurden sowohl mit der Technik des Zyklopenmauerwerks ausgeführt, das heißt aus großen unbehauenen Steinen, als auch mit der Isodomtechnik, das heißt aus behauenen Steinen, wie der Brunnen von Santa Cristina.
Er befindet sich im Gebiet von Paulilatino, im Landesinneren von Sardinien, in einer an Nuraghen reichen Zone auf einem Plateau unweit der Feldkirche, von der er seinen Name hat. Der Komplex umfasst ein großes Nuraghendorf, das ringförmig um den heiligen Brunnen herum angelegt ist.
Letzteres ist von einer großen elliptischen Einfassung umgeben und gliedert sich in einen Vorhof eine Treppe und einen Brunnen, mit Tholos, das heißt mit einem falschen Gewölbe versehen, das bei den Nuraghen oft angewendet wurde.
Der Brunnen bildet das Zentrum der architektonischen Einheit, denn er enthält das Quellwasser, das als Sitz der Gottheit angesehen wurde. Im Vorhof wurde der religiöse Ritus ausgeführt, der dem Priester oder der Priesterin vorbehalten war und hier wurden Opfergaben dargebracht.
Die Treppe, die zu dem heiligen Wasser und dem Wasser für den täglichen
Bedarf führte, war die Verbindung zwischen der Außenwelt und der unterirdischen Welt der Gottheit.
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