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Mailand Sehenswertes in Mailand

 

 

 

 

 

     
Mailand
  Sant Eustorgio  
     

Eine ziemlich bescheidene Fassade und im allgemeinen recht unansehnlich (es ist ja eine Umarbeitung aus dem Jahre 1863!), auf einem mit Bäumen bestandenen Platz, leichte Schatten auf dem Pflaster; auf der anderen Seite der Strasse, Corso di Porta Ticinese, alte niedrige Häuser (man fragt sich wie lange noch sie da stehen werden), anspruchslose Ladenschilder.

Wie gesagt eine Fassade die nicht viel verspricht; aber um ihr Ansehen zu erhöhen steht da links an der Ecke eine Nische die 1597 erbaut wurde zur Erinnerung an den Heiligen Pietro da Verona, Märtyrer der Religion, Kardinal des Ordens der Predigenden Brüder.

Und von San Pietro Martire steht auch in der Mitte des Platzes eine Statue auf einer hohen Säule.

Ohne Zweifel interessanter ist die rechte Flanke mit einer langen Reihe von Kapellen aus dem XIV und XV Jahrh. (der Patrizierfamilien Brivio, Torelli, Crotti, Visconti, Torriani); dann die majestätische Apsis, alles was noch vom ursprünglichen Gebäude des IX Jahrh. übrig ist, und der hohe schlanke Glockenturm im lombardischen Stil.

Ausserdem die köstliche Zugabe der Kapelle Portinari.

Das Innere der Basilika führt uns in ein ausserordentliches; unerwartetes geistiges Klima von mystischer Suggestion: dieses weite Gewölbe im Halbdunkel des Mittelschiffes, die unerhörte Kraft der Kreuzpfeiler die es stützen, oder jener zylindrischen, niedrigen, untersetzten aber geheimnisvoll starken darunter.

Hier und da Fragmente archaischer Votivfresken aus dem XIII und XIV Jahrh.

Hier etwas geschichtliches.

Die Basilika des Hl. Eustorgius, eines der bedeutendten romanischen Bauwerke Mailands, wurde Ende des IX .Jahrh. erbaut, auch auf einem frühchristlichen Friedhof (dessen Reste noch im Unterbau sichtbar sind) an Stelle einer uralten Kirche aus dem IV Jahrh., zur Zeit des Bischofs Eustorgius I.

Das ganze, ausser der Apsis, wurde im XII Jahrh. erneuert; 1290 haben die "Dominikaner den Dachstuhl durch die Gewölbe ersetzt und von 1297 bis 130"9 bauten sie den Glockenturm.

Es ist beinahe unnötig zu erwähnen dass die Kirche im XVI und XVIII Jahrh. durch Umbauten verunstaltet wurde, die auf lobenswerte Art bei der Restauration von 1862 beseitigt wurden.

Man muss hinzufügen dass einer der grossen Werte dieser Kirche darauf zurückzuführen ist dass in ihr eine Menge Skulpturen enthalten sind (ein wahres Museum!): angefangen vom Grabdenkmal des Giovanni Stefano Brivio (gest. 1484), von Tommaso Cazzaniga, zu dem von Pietro Torelli (gest. 1416), einem Werk von Jacopino da Tradate; dem grandiosen Mausoleum von Stefano Visconti (gest. 1327) und dessen Frau, welches teilweise Giovanni di Balduccio zugeschrieben wird und von Bonino da Campione beendet wurde; dann noch das Grab von Gaspare Visconti und dasjenige von Umberto Visconti, die Grabtafel der Agnese Besocchi, Jacopino da Tradate zugeschrieben, der Sarkophag aus dem XIV. Jahrh. des Protaso Caimo, das Grabdenkmal des Bischofs Federico de' Maggi (gest. 1333).

Noch andere Motive von besonderem Interesse sind in der Kirche Sant'Eustorgio die Reste der primitiven Apsis welche in der Pseudokrypta zum Vorschein gekommen sind und, rührend in seiner bedeutsamen Einfalt, der riesige römische Sarkophag in dem bis 1164 die vom Kaiser Constantin der Stadt Mailand anvertrauten Reste der Weisen aus dem Morgenland aufbewahrt sein sollten.

Auch macht einen gewissen Eindruck der inmitten einer kleinen Kapelle, einsam und verloren, in seiner Theke aus Silber und Krystall aufbewahrte Schädel von San Pietro Martire , mit der schrecklichen Verletzung durch das Messer der Ungläubigen.

DIE KAPELLE PORTINARI
Dies ist nicht nur das bekannteste Denkmal im Bereich von Sant'Eustorgio, sondern auch eines der bedeutendsten Zeugnisse der Frührenaissance in Mailand.

Die Kapelle wurde 1462 begonnen im Auftrag von Pigello Portinari, dem Agenten der Medice Bank in Mailand; beim Tode des Auftraggebers war sie schon so weit fertiggestellt dass dessen Leib dort 1468 beigesetzt werden konnte.

Der Entwurf der Kapelle, dem Florentiner Michelozzo di Bartolomeo zugeschrieben, ist nicht durch Dokumente begründet und wird von der Kritik verschieden aufgenommen.

Auf jeden Fall ist die Kapelle Portinari- die erste Ausführung von Themen des Brunelleschi in lombardischer Art (man beachte die NeueinfÜhrung von Farbmotiven durch den Gebrauch von Ziegeln in der Gliederung); und auch deswegen bildet dieses Gebäude einen wichtigen Punkt in der Geschichte der mailänder Architektur, in gewissem Sinne als Vorläufer der Erfahrungen Bramantes.

Die Wände sind mit Fresken von Vincenzo Foppa.(1465) verziert.

Verkündigung, Himmelfahrt, Geschichten des San Pietro Martire: oben Engel, Apostel und Kirchenväter, und überall eine Fülle von köstlichen Reliefs und bunter Stuckdekoration.

Es ist jedenfalls klar dass diese Art Architektur, trotz ihrer lombardischen Anpassung, aus der Toskana stammt und deswegen Fresken, Stuck und Verzierungen schlecht verträgt, wie wertvoll sie auch sein mögen.

In der Mitte steht das Meisterwerk der mailändisehen Bildhauerkunst des XIV J ahrh.: das herrliche Grabdenkmal von San Pietro Martire, von Giovanni di Balduccio zwischen 1336 und 1339 geschaffen (einem Bildhauer aus Pisa der in die Lombardei übergesiedelt war, wo er mit grossem Erfolg wirkte).