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Mailand Sehenswertes in Mailand

 

 

 

 

 

     
Mailand
  Santa Maria delle Grazie  
     

Die Kirche Santa Maria delle Grazie ist eines der grossen Denkmäler der lombardischen Renaissance, das sich aus den guten Beziehungen zwischen Mailand und Mittelitalien, gegen Ende des XV Jahrh. herausgebildet hat, konzentriert auf die grossen Namen von Leonardo und Bramante.

Berühmte Beispiele toskanischer Architektur aufgepfropft auf frühere Bauten in spätgotischem Geschmack, mit vollem Verständnis des letzten Architekten (in diesem Falle ausgerechnet Bramante) für die koloristischen und dekorativen 'Forderungen der lombardischen Umgebung.

An der Stelle wo heute Santa Maria delle Grazie steht war früher eine Kapelle mit dem Fresko der Madonna delle Grazie; das Gelände wurde 1463 vom Grafen Gaspare Vimercati, dem Hauptmann der Miliz von Francesco Sforza, den Dominikanern geschenkt, die den Architekten Guiniforte Solari beauftragten das Kloster und die Kirche zu bauen.

Das Kloster wurde schon 1469 beendet, während die Kirche zwischen 1466 und '90 erbaut wurde. Solari schuf sie, wie gesagt, noch im Sinne der gotischen Tradition, mit einer breiten Fassade in lombardischem Geschmack (das heutige Portal wurde von Bramante hinzugefügt) und dem dreischiffigen Inneren auf Spitzbogen, Kreuzgewöben und mit Seitenkapellen.

Die Suggestion dieses Gebäudes in massvoll ausgeglichenen Formen, bezeugt auch heute noch die Überlegenheit der gotischen Tradition des fortgeschrittenen XV Jahrh.

Solari hatte die Kirche mit einem Presbvterium und der Apsis abgeschlossen, aber hier zeigt sich am Ende des Jahrhunderts der humanistische Ehrgeiz von Ludovico il Moro, der trotzdem die Kirche gerade beendet war, Bramante beauftragte sie zu vergrössern und, nachdem die Apsis und das Presbyterium abgerissen worden waren, diese durch eine grandiose Tribüne ersetzen liess, von ganz anderer Proportion und Form.

Bramante begann das Werk im März 1492, und im Jahre 1497 konnte Ludovico il Moro in dem neuen Gebäude den Leib seiner Gemahlin Beatrice d'Este beisetzen lassen.

Der Bau des Bramante wurde auf Wunsch des Fürsten wirklich grosszügig in räumlichem Begriff und den Proportionen: die mächtige Tribüne mit drei Apsiden erhebt sich auf viereckigem Grundriss kraftvoll aber trotzdem elegant und wird durch ein poligonales Tiburium gekrönt.

Die Bezugnahme auf die Lehre von Brunelleschi (besonders wie sie in der Kapelle Pazzi und der Sakristei von San Lorenzo in Florenz angewandt wird), in der erneuerten, erleuchteten Vision Brabantes, ist besonders augenscheinlich im inneren «cubus» der Tribüne: da wo die grossen Bogen sich auf die Simse stützen um diese mit der Halbkugel der Kuppel zu verbinden; und es wiederholen sich die grossen Rundelle an den Ecken und das Schema der « Schirmkuppel » wird wieder aufgenommen (welches Brunelleschi aus den byzantinischen Kuppeln Constantinopels hergeleitet haben soll).

Aber der Raum ist zersplittert und bewegt durch die malerische Dekoration, durch die überraschende Wiederholung ad infinitum des Kreisrnotivs : in den Fenstern, in den Rundellen der Simse, in dem wunderbaren Kreislauf der Radspeichen auf dem Trumphbogen, einem herrlichen Symbol der erreichten Vollkommenheit.

Was am meisten im Inneren dieser Kirche auffällt ist der Gegensatz zwichen der glatten Eleganz der gotischen Schiffe und der farbigen Überlegenheit des Raumes in der Tribüne: ein überzeugendes Beispiel von edler «Zusammenstellung» von Formen die normalerweise gegensätzlich sind.

Dass Bramante sich dazu bewegen liess dem Geschmack und der lombardischen Tradition entgegen zu kommen, und von ihr sogar nützliche Ratschläge annahm, zeigt sich besonders an der Aussenseite der Tribüne und der Apsiden deren lebhafte und artikulierte Oberfläche sich am günstigsten offenbarte um das feine und kostbare Spiel der Backsteinverzierungen aufzunehmen, in den Rahmen, den Mustern, im Motiv der Amphoren und der raffinierten Kandelaber.

Donato Bramantc verdanken wir auch die schöne Sakristei, reich an Holzintarsien, und den elegapten kleinen Kreuzgang; der grosse, « Chiostro Grande », dagegen, ein Werk von Solari, der 1943 von Bomben zerstört wurde, ist in ganz veränderter Form als der ursprünglichen wieder aufgebaut worden.