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Mantova Allgemeines zu Mantova

 

 

 

 

 

Von welcher Seite auch immer der Besucher nach Mantua kommen mag, er muß zuerst eine lange Strecke die Poebene durchfahren, und nach so vielen Kilometern werden sich seine Augen an diese stets gleiche Landschaft gewöhnt haben, an das Aufeinanderfolgen von kaum unterschiedlichen Bildern, an diesen Raum, der unendlich und unbegrenzt zu sein scheint.

Langsam entfaltet sich die Poebene vor dem Blick des Beschauers, mit ihren wohlbestellten Äckern, den Baum- und Rebenzeilen, mit den sauberen Gehöften, einsam und doch wieder durch ein dichtes Netz von Straßen und Wegen, Pfaden und Kanälen mit anderen Siedlungsstätten verbunden.

Ab und zu stoßen wir auf ein Dorf oder auf einen größeren Weiler: die zusammengerückten Häuser zeugen von dem Willen, sich im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben doch irgendwie zusammenzuschließen.

Wenn man sich einmal an diese Folge kaum voneinander zu unterscheidender Bilder gewöhnt hat, die oft vehschwommen und irgendwie geisterhaft anmuten in dem Nebelschleier, der ihre Konturen verwischt, so kann der Anblick der Stadt, die plötzlich in der Landschaft auftaucht, wie ein Trugbild erscheinen.

So enthüllt sich Mantua unseren Blicken: es erhebt sich aus der nebeligen Ebene wie etwas Unwirkliches, und dieser Eindruck wird umso stärker, wenn der weißliche Hauch die Umrisse verwischt, das Stadtbild mit der umliegenden Landschaft verschmilzt, und Mantua nahezu in der Luft zu schweben scheint, ein Mittelding zwischen Wirklichkeit und Märchen.

Gewiß, es soll nicht verschwiegen werden, daß der Nebel, der sich in dieser Gegend so häufig bildet, alles eher als angenehm ist, besonders dann, wenn er sich so sehr verdichtet, daß er die Sicht arg behindert.

Nicht minder nachhältig wird der märchenhafte Eindruck, wenn man sieht, daß Mantua wahrlich wie aus dem Wasser emporzusteigen scheint, lässig auf Inseln hingebreitet: ein Meer oder ein breiter Strom scheint es aristokratisch von der umliegenden Landschaft zu trennen und zu einer eigenen Welt werden zu lassen.

Nach einer Weile träumerischen Beschauens wird es aber doch Zeit, besser hinzusehn und objektiv die geographischen Verhältnisse zu beurteilen, die Mantua so seltsam und bezaubernd wirken lassen.

Geographisches
Mantua nimmt die südöstliche Spitze der Lombardei und somit den Abschnitt der Poebene ein, in dem der Mincio in den Po mündet. Gerade der Mincio ist es, der, breit und gemächlich dahinfließend, die Stadt umringt.

Er wird weiter im Norden reichlich mit dem Wasser des Gardasees gespeist, fließt dann immer langsamer gegen Süden und bildet weitläufige Schlingen. In sehr ferner Vergangenheit breitete er sich sumpfartig weit in der Ebene aus, aber im Lauf der Jahrhunderte entstanden durch den angeschwemmten Schutt zahlreiche Inseln. Eben auf diesen wurde Mantua erbaut, ähnlich einer Lagunenstadt, einem zweiten Venedig. Noch heute steht die Stadt auf dieser Inselgruppe, auf drei Seiten vom Mincio umgeben, aber einst war sie auch auf der vierten vom Fluß begrenzt.

In diesem Abschnitt heißt das Gewässer aber nicht Mincio, sondern — frei ins Deutsche übersetzt — Oberer, Mittlerer und Unterer See; sie sind durch zwei Brücken — Ponte dei Molini und Ponte San Giorgio — voneinander getrennt.

Das also sind die geographischen Verhältnisse, die diese Stadt so anders, so einzigartig erscheinen lassen. Das Stadtbild kann dadurch nur gewinnen, die historischen und architektonischen Aspekte treten deutlicher in Erscheinung, Eindrücke und Erinnerugen werden wach, es entsteht eine besondere Stimmung, die Farben erscheinen überdeckt von der Patina der Zeit, sie sind milder, abgeschwächt und schattiert durch den Widerschein des Wassers und die bleichen Tönungen des Himmels und der Landschaft, im steten Wechsel von Licht und Schatten.