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Mantova Sehenswertes in Mantova

 

 

 

 

 

Mantova Basilica di Sant'Andrea di Mantova

(Piazza Mantegna)
Die Basilika Sant'Andrea, das größte und somit bedeutendste sakrale Gebäude in Mantua, stellt eine der berühmtesten Kirchen der Renaissancezeit dar, nicht nur wegen des namhaften Erbauers, Leon Battista Alberti, sondern auch wegen der formalen Neuerungen, die der Baumeister bei seinem Entwurf zur Anwendung brachte.

Die Gründung des Komplexes geht der Überlieferung zufolge auf das 9. Jahrhundert zurück, als ein erstes Gebäude errichtet wurde, in dem die Reliquie des Heiligen Blutes Christi aufbewahrt werden sollte, das von Longino, dem Soldaten, der Christus auf Golgatha verletzt hatte und der nach seiner Bekehrung die vom Blut des Erlösers getränkte Erde aufgenommen hatte, nach Mantua gebracht worden war.

Als Longino in Mantua ankam, soll er die Gefäße mit der heiligen Erde versteckt haben; acht Jahrhunderte später (804) hat man die Gefäße wiederentdeckt und den Bau einer Wallfahrtstätte für die Verehrung der heiligen Reliquien veranlaßt.

Im Jahre 1037 entstand neben der Kirche ein Benediktinerkloster, aber 1472 hob Papst Sixtus IV. die Prälatur des Klosters auf und übergab Kardinal Francesco Gonzaga die Leitung des neuen Kollegiatkapitels.

Im gleichen Jahr begann Luca Fancelli nach Plänen Albertis mit einer umfassenden Renovierung des gesamten alten Gebäudes; dabei wurde das ursprüngliche Kerngebäude verändert, von dem links der 1413 erbaute Glockenturm erhalten ist.

Bereits im Jahre 1470 erfolgte bekanntlich zwischen Alberti und dem Markgrafen Ludovico ein Briefwechsel für den Entwurf einer neuen Kirche, von dem ein Modell nach Mantua geschickt wurde.

Das Gebäude sollte Albertis Vorstellungen nach ungewöhnlich ("wunderbar") und in der Lage sein, viele Menschen aufzunehmen, und vor allem sollte es sich - so Alberti - an einer völlig neuen Typologie wie dem etruskischen Tempel inspirieren.

Als der Architekt 1472 starb, traten sofort Probleme auf, zunächst bei der Aushebung des Fundaments, dann im Zusammenhang mit den Auflagen, die benachbarte Gebäude betrafen; außerdem gab es finanzielle Schwierigkeiten, und 1477 steckte die Baustelle in einer so riefen Krise, daß Fancelli alle Maurer entlassen mußte, und auch Fancelli behielt die Oberaufsicht der Bauhütte nicht länger als bis 1485.

Das Gewölbe über dem Hauptschiff wurde bis Ende 1494 geschlossen, wobei nicht bekannt ist, inwieweit dem Originalentwurf Albertis entsprochen wurde; von 1597 bis 1600 fügte Antonio Maria Viani die Krypta, das Presbyterium und die Querschiffarme hinzu (die Gewölbe datieren aus der Zeit zwischen 1697 und 1710); die Kuppel wurde hingegen erst 1732 bis 1782 nach Plänen des Architekten Filippo Juvarra gebaut und später von Paolo Pozzo ausgesclrmückt.

Aufgrund der rund dreihundertjährigen Bauzeit vom Entwurf bis zur endgültigen Fertigstellung ist man nicht in der Lage, mit Bestimmtheit zu sagen, wie das Originalmodell Albertis ausgesehen hat.

Zweifel bestehen sicher in bezug auf die Lösung der Apsis und des Querschiffs.

Die Fassade, die einem römischen Triumphbogen (etwa dem Janusbogen) gleicht, wirft bereits die erste große Frage bei der Interpretation des Gebäudes auf.

Viele Kunsthistoriker vertreten die Meinung, daß die Vorhalle (Pronaos) vor der eigentlichen Fassade keine Idee Albertis ist, wie auch der große ungelöste Bogen über der Fassade beweist, dessen Bestimmung unbekannt ist.

Im Inneren dieser Vorhalle, die mit schönen, antik nachempfundenen Tonnengewölben gedeckt ist (die Stuckkassetten wurden jedoch 1832 hinzugefügt), liegt die Eingangstür (16. Jh.) zur Basilika, die sich ebenfalls an klassischen Motiven inspiriert.

Der große monumentale Innenraum mit reicher, farbenprächtiger Ausstattung, der vermutlich auf dem Grundriß eines lateinischen Kreuzes steht, ist einschiffig mit quadratischen Seitenkapellen, die mit kleinen überkuppelten Kapellen abwechseln: ein typisches Schema Albertis, das in der Baukunst des 16. und 17. Jahrhunderts viele Nachahmer fand.

Das Kirchenschiff ist mit einem großen kassettierten Tonnengewölbe überdeckt, wie auch die Seitenkapellen Tonnengewölbe tragen.

Der ganze Kirchenraum wird von dem durch die große Kuppel einfallenden Licht erleuchtet. Die Dekorationen stammen von Schülern Mantegnas, später im Cinquecento von Gehilfen Giulio Roma nos; in klassizistischer Zeit waren Giorgio Anselmi (1723-1797) und verschiedener Künstler der Akademie der Schönen Künste in Mantua (unter der Leitung von Felice Campi) hier tätig; die letzten Arbeiten wurden im 19. Jahrhundert ausgeführt.

Die erste Kapelle rechts ist die Taufkapelle, ein schlichter, schmuckloser Raum, der an den Wänden drei abgelöste Tondi aus dem Vestibül der Basilika aufweist: die Darstellung der Heiligen Familie und eine Kreuwbnahme von Antonio Allegri, Correggio (1489-1534) genannt, und Christi Himmelfahrt, ein Werk von Gehilfen Mantegnas.

In der zweiten Kapelle befinden sich Wandfresken mit der Darstellung des Paradieses, des Fegefeuers und der Halle von Benedetto Pagni (1525-1570), einem Gehilfen von Giulio Romano, wogegen die dritte Kapelle eine Altartafel mit Maria und Heiligen aus der lombardischen Schule des ausgehenden 15. Jahrhunderts bewahrt.

Die vierte Kapelle enthält Fresken von Andreasino; die Altardekoration ist eine Arbeit des 16. Jahrhunderts mit Darstellungen aus dem Manenleben.

In der sechsten Kapelle befindet sich eine Altartafel mit der Geburt Christi, eine Kopie des 16. Jahrhunderts nach einem Gemälde von Giulio Romano; die Fresken mit einer Kreuzigung und der Auffindung des Allerheiligsten Blutes Christi wurden ebenfalls nach Entwürfen Romanos von Rinaldo Mantovano ausgeführt.

Seitlich des Altars stehen zwei Sarkophage, in denen die Reliquie Longinos, des Heiligen, der das Blut Christi nach Mantua gebracht hat, und den hl. Gregor von Nazianz bewahrt werden.

Über eine der vier Treppen in den kuppeltragenden Pfeilern steigt man in die Krypta hinab, einen über griechischem Kreuz stehenden dreischiffigen Raum mit tuskanischer Ordnung, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts von Antonio Maria Via ni gebaut wurde.

Im Kreuzgewölbe der Krypta steht ein 1813 errichteter Baldachin mit einem Altar, auf dem sich die Reliquie des Allerheiligstcn Blutes in einem mit Bronzereliefs verzierten Schrein befindet.

Altäre des 17. Jahrhunderts reihen sich in den Seitenarmen der Krypta aneinander.

Wieder in der Kirche, öffnet sich im rechten Querschiffarm rechterhand eine Kapelle mit einer Reihe von Grabmonumenten, die aus entweihten Kirchen der Stadt stammen.

An der Querschiffrückwand befinden sich drei Nischen, von denen die mittlere das Mausoleum van Giorgio Andreasi aus dem Jahr 1549 enthält; die seitlichen großen Schränke gehören der Ausstattung der Basilika des 19. Jahrhunderts an.

An der linken Querschiffwand liegt die Kapelle des Allerheiligsten, die mit zwei Gemälden von Felice Campi geschmückt ist; über dem Altar des 18. Jahrhunderts befindet sich ein Tafelgemälde von Felice Niccolini.

Über dem Kreuzgewölbe wölbt sich die von Juvarra entworfene große Kuppel. Sie ruht auf einem mächtigen Tambour, in dem sich zwölf von korinthischen Lisenen eingerahmte Fenster öffnen; die Kuppel mißt am Scheitelpunkt 80 Meter.

Die Ausmalung der Kuppel mit einer Darstellung des Paradieses führte Anselmi von 1777 bis 1782 in prunkvoll spätbarockem Stil durch. Im Querschiff unter der Kuppel befindet sich ein achteckiger, klassizistischer Betstuhl für die Anbetung der heiligen Reliquie im Zentralbereich der Krypta.

Den Hochaltar im Presbyterium schuf Paolo Pozzo im Jahre 1803; er fügte an den Seiten zwei bemerkenswerte Marmorreliefs aus der Renais-sancczeit ein, als Beweis für den ständigen Standortwechsel der Ausstattung der Basilika.

An den Wänden des Presbyteriums stehen die Sängertribünen und die Orgel; in der Apsis nische schuf Anselmi ein Fresko mit dem Martyrium des hl. Andreas. Links vom Altar eine beachtenswerte Statue des Herzogs Guglielmo Gonzaga beim Gebet (1572).

Der linke Querschiffarm weist in der rechten Kapelle eine Altartafel des Bolognesers Giovan Battista Caccioli aus dem 17. Jahrhundert auf; an der Kopfwand des Transeptes führt ein Ausgang zur Piazza Leon Battista Alberti, die hier nach der Abtragung des ehemaligen Benediktinerklosters angelegt wurde.

Auch diesem Eingang ist, ähnlich wie an der Hauptfassade der Basilika, ein Vestibül vorgelagert, das jedoch unvollendet und nach Meinung einiger Kunsthistoriker sogar vor dem der Fassade entstanden ist.

Oben fallen rechts und links zwei ebenfalls nicht fertiggestellte Voluten auf, die, wahrscheinlich in der Barockzeit, von dem Versuch einer Fassadengliederung auch auf dieser Seite des Gebäudes zeugen.

Wieder im linken Querschiff der Kirche, öffnet sich rechts eine Kapelle, die auch verschiedenartige Grabdenkmäler enthält; bemerkenswert unter anderem in der Mitte das Mausoleum AndrecKi-Gonrnga, das vielfach für ein Werk von Giulio Romano gehalten wird und sich ebenfalls an einem antiken Triumphbogen inspiriert.

Die rechte Wand nimmt das Mausoleum Stroui aus dem Jahr 1529 ein; die weiblichen Stützfiguren (Karyatiden) nach antikem Vorbild lassen wiederum einen Entwurf von Giulio Romano vermuten. An den Wänden Fresken aus dem 17. Jahrhundert.

Auf der linken Seite des basilikalen Raumes erscheint in der (von der Rückwand aus) ersten Kapelle eine Altartafel mit einer Kreuzigung, die Fermo Ghisom, ein Schüler von Giulio Romano, 1556 schuf, während an den Wänden Grabfiguren zu sehen sind.

An der Außenwand eine Marmorkanzel mit Reliefs aus dem beginnenden 16. Jahrhundert; in der dritten Kapelle Wandfresken von Loren zo Costa il Giovane mit Szenen der Geburt Christi, wogegen das große Altarbild und die beiden bemalten Holztafeln Giovan Battista Viani zugeschrieben werden (letztere könnten allerdings auch aus früherer Zeit stammen und somit Werke von Andreasino sein).

Die vierte, kleine Kapelle ist mit einer Kuppel ausgestattet; in den Zwickeln und am Gewölbe erscheinen Medaillons aus der Schule Mantegnas, die von der Ausgestaltung des 16. Jahrhunderts kurz nach dem Neubau der Basilika zeugen.

In der fünften Kapelle befindet sich ein Gemälde von Lorenzo Costa il Vecchio aus dem Jahr 1525 mit einer "Thronenden Jungfrau Maria', die sechste und letzte kleine Kapelle enthält das Grab von Andrea Mantegna, der hier 1506 unter dem Fußboden beigesetzt wurde.

Links neben der Eingangstür befindet sich eine wunderschöne ausdrucksstarke Bronzebüste Mantegnas auf einer Porphyrscheibe mit kunstvollem marmornem Arabeskenrahmen, ein Werk, das vermutlich von Mantegna selbst ausgeführt wurde.

An den Wänden Gemälde aus der Schule Mantegnas (Kreuwbnahme, Taufe Jesu und die Familie des Taufers}, wie auch die Fresken an den Wänden, in den Zwickeln und in dem kleinen Kuppelhimmel sehr wahrscheinlich nach Kartons von Mantegna ausgeführt wurden und zum Teil dem jungen Correggio zugeschrieben werden.

An der Rückwand eine Heilige Familie, ebenfalls ein Tafelgemälde aus dem Kreis Mantegnas. Dieser Bereich ist vom künstlerischen Standpunkt aus der interessanteste Teil der gesamten Basilika.