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Mantova Sehenswertes in Mantova

 

 

 

 

 


Mantova PIAZZA SORDELLO

Im Hochmittelalter war Mantua von einem Mauergürtel umgeben, dessen südliche Ausdehnung bis ungefähr an die Gebäude reichte, mit denen gegen Süden die heurige Pazza Sordello abschließt.

Der Platz als solcher existierte damals noch nicht, sondern wurde von Häusern, Straßen, Gäßchen und der viel kleineren Piazza della Cattedrale eingenommen, die etwa dem Vorplatz des jetzigen Doms entsprach.

Im Jahre 1115, nach dem Tod der Markgräfin Mathilde von Canossa, zu Beginn der kommunalen Epoche, erfuhr die Stadt eine beachtliche städtebauliche Ausdehnung, im Zuge derer die reichen Vororte außerhalb der Stadtmauer eingemeindet wurden.

Gleichzeitig schritt man zur Errichtung der öffentlichen Gebäude und zur Anlage der Marktplätze, wie sie noch heute vorhanden sind (Piazza dell'Arengo, heute Piazza Broletto, und Piazza delle Erbe).

Als 1328 die Gonzaga das Stadtruder übernahmen, wurde der Altstadt noch einmal stark verändert: vor der Residenz der Gonzaga legte man um 1370 die heutige große Piazza Sordello an, vermutlich unter Einbeziehung des an der Westseite des Platzes verlaufenden römischen Cardo, d.h. einer der beiden rechtwinkligen Straßen, die den antiken Stadtkern gliederten.

An der Piazza Sordello (nach dem gleichnamigen mantuanischen Dichter des 13. Jahrhunderts) stehen folgende Baudenkmäler: an der Nordseite der Dom; an der Ostseite die Magna Domus und der Palazzo del Capitano (mit Zinnenkranz aus dem 19. Jahrhundert), deren Bau von den Bonacolsi veranlaßt wurde und die später unter den Gonzaga die "Cortc Vecchia" des Palazzo Ducale bildeten.

An der Südseite der sogenannte Voltone di San Pietro; an der Westseite befinden sich der Bischofspalast, der Palazzo degli Uberti, der Palazzo Castiglioni und schließlich, in Domnähe, der Palazzo Acerbi.

PALAZZO DUCALE
Der Komplex, der gewöhnlich als Palazzo Ducale oder Gonzaga-Residenz bezeichnet wird, besteht aus mehreren Gebäuden, die in verschiedenen Epochen vom 13. bis 17. Jahrhundert angefügt wurden, bis eine regelrechte Stadt in der Stadt entstand.

Es handelt sich um ein riesiges Gelände (über drei Hektar) mit fünfzehn internen offenen Zonen (kleine und große Höfe, Plätze, Gärten) und mehr als fünfhundert Räumen, von denen viele nicht besichtigt werden können.

Einige Flügel sind halb verfallen oder werden zur Zeit restauriert, nachdem der Palast sich Anfang des 20. Jahrhunderts in fast völlig verwahrlostem Zustand befunden hatte.

Die komplizierte Geschichte dieser Residenz - mit Ausnahme der zahlreichen Veränderungen, die im Laufe der Jahrhunderte in den Räumen vorgenommen wurden, um sie neuen Anforderungen oder dem veränderten Zeitgeschmack anzupassen - läßt sich anhand einer Reihe von Neu- oder Anbauten verfolgen, die im Laufe der Zeit wie treibende Knospen entstanden sind und zu einer fast labyrinthartigen Anlage des Komplexes geführt haben.

Eine Orientierung im Rahmen des Besucherrundganges oder der historischen Rekonstruktion ist nur durch die Beschreibung der einzelnen Kerngebäude oder deren Umbauten möglich.

CORTE VECCHIA
Der erste Kern des riesigen Komplexes am obersten Ende der Civitas vetus, das heißt, des ältesten Stadtraumes von Mantua, gehörte der Familie Bonacolsi.

Es handelte sich um mehrere, an der ehemaligen kleinen Piazza della Cattedrale gelegene Gebäude, die heute vom Palazzo del Capitano und der Magna Domus auf der Piazza Sordello eingenommen werden.

Mit der Machtübernahme der Familie Gonzaga im Jahre 1328 begann auch eine neue Stadtpolitik, von der die alten Häuser der Bonacolsi stark betroffen waren.

Als Eigentümer angrenzender Gebäude nahmen die Gonzaga einen radikalen Zusammenschluß der verschiedenen Parzellen zu einem einzigen Häuserblock vor.

Im Laufe der Jahrhunderte sperrte man die alten Gäßchen, die zwischen den einzelnen Gebäuden verliefen, so daß ein regelrechter "Hof" entstand, der in anderen Stadtgebieten nicht seinesgleichen hatte.

Die Politik der Gonzaga zielte von Anfang an darauf ab, ihre Macht auch auf den physischen Raum in Mantua auszudehnen und so die städtebauliche wie auch architektonische Entwicklung und Organisation unmittelbar zu beeinflussen.

Das ging so weit, daß man die Residenz 1370 sogar mit einer Umfassungsmauer ausstattete. Damit wurde das Konzept des Gonzaga-Palastes als Stadt in der Stadt, die sogenannte "Corte Vecchia" geschaffen, bis Bartolino da Novara einige Jahre später, gegen Ende des Trecento, in der Nähe der Seen das Castello di San Giorgio baute, wo sich die Gonzaga dann hauptsächlich aufhielten.

Gleichzeitig wurde die ehemalige Piazza della Cattedrale erweitert und die große Piazza Sordello angelegt, indem man eine Häuserzeile abriß, die zuvor das Gelände in zwei gleich große Plätze teilte.

Nachdem die Gonzaga Anfang des 15. Jahrhunderts offiziell als Marchesen der Stadt (1432) anerkannt worden waren, erfolgten eine weitere einschneidende Vergrößerung des Palastes mit dem Bau der Domus Nova durch Luca Fancelli und eine Reihe von internen Umbauten, wie sie etwa im Hof des Castello di San Giorgio vorgenommen wurden.

SALA DI SANT'ALBERTO
Durch die Sale dei Sette Scalini, wo interessante Freskenreste von Dekorationen des 14. Jahrhunderts zu sehen sind, kommt man in die sogenannte Sala di Sant'Alberto.

Der Saal, in dem marmorne Epigraphe ausgestellt sind, bewahrt das berühmte Gemälde von Domenico Morone (1442 - post 1517) mit der Vertreibung der Bonacolsi durch die Gonzaga, ein 1494 signiertes und datiertes Werk, das im übrigen zeigt, wie die ehemalige Domfassade aussah, die lacobello und Pier Paolo Dalle Masegne in spätgotischem Stil schufen, bevor sie 1756 in ihrer heutigen Form erneuert wurde.

CORRIDOIO DEL PASSERINO
Es handelt sich um einen Gang, der die gesamte Fassadenbreite des Palazzo del Capitano (über 60 Meter) einnimmt und der fälschlicherweise nach dem letzten Vertreter der Familie Bonacolsi benannt ist.

Von der Existenz dieses Korridors erfuhr man erst während der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in diesem Teil des Komplexes durchgeführten Restaunerungsarbeiten.

Wie alle anderen Palastflügel war auch dieser Gebäudeteil in zahlreiche, miteinander verbundene Räume unterteilt, die durch die spätere Restaurierung der riesigen Holzdecke des 14. Jahrhunderts zusammengeschlossen wurden.

An den Wänden hat man Marmortafeln, Wappen und Steininschriften angebracht, während oben spätgotische geometrische Dekorationen erscheinen.

Interessant ist die Statue Vergil auf dem Lehntuhl (13. Jh.), die ursprünglich den benachbarten Palazzo della Ragione (heute durch Kopie ersetzt) schmückte.

Bemerkenswert ist auch ein Kaminfries im Stil Albertis, der aus dem Gonzaga-Palast in Revere stammt und dem Künstlerkreis Fancellis zugeschrieben wird.

APPARTAMENTO DELLA GUASTALLA
Von der Galerie hat man Zutritt zum sogenannten Appartamento della Guastalla, von 1671 bis 1703 Residenz der letzten Herzogin von Mantua, die dem Hause der Gonzaga und der Linie der Guastalla angehörte.

Die mittelalterlichen Säle wurden im Laufe der Zeit und bis ins 18. Jahrhundert großenteils neu eingerichtet.

Ende 16. und Anfang 17. Jahrhundert nahm der Architekt Antonio Maria Viani eine gründliche Renovierung der Decken vor. Bestandteil der in diesen Räumen untergebrachten Sammlungen sind unter anderem einige bemerkenswerte Terrakotta-Werke, wie fünf figürliche Darstellungen aus der Renaissance, die einige Kunsthistoriker der Schule des Mantegna zuschreiben, oder eine Büste des Manhesen Francesco Goniaga von Giancristoforo Romano.

Beachtung verdient darüber hinaus eine Reihe von Marmorskulpturen, darunter ein Schlafender Cupido, eine Grabfigur der Margherita Malatesta, die in den ersten Jahren des Quattrocento in der Werkstatt der Dalle Masegne ausgeführt wurde, und das Relief des Phüoktet, das möglicherweise auf Tullio Lombardo (Ende 15. Jh.) zurückgeht.

Sehenswert ist ferner ein kleines Triptychon aus Bein und Holz, das in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus der Werkstatt der Embriachi hervorgegangen ist.

In der Sala delle Imprese sind interessante Fresken aus dem 14. Jahrhundert ausgestellt, unter anderem eine Kreuzigung und eine wunderschöne Jungfrau mit dem Kind.

Die Sala delle Sinopie enthält die Vorstudien oder Sinopien für die von Pisanello geschaffenen Fresken, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts übermalt worden waren und erst 1969 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Der Saal des Pisanello (1395 - post 1450) gehörte anfangs vermutlich nicht zum Komplex des Palastes der Marchesen, sondern zu einem angrenzenden Gebäude.

An den Wänden ist ein Freskenzyklus dargestellt, der ein Ritterepos erzählt. Es handelt sich um unvollendete Szenen eines Künstlers, der zu den größten Vertretern der internationalen Gotik in Italien zählt, für die Einflüsse der Florentiner auf der Suche nach einem Raumgefühl jedoch sehr aufgeschlossen war.

Diese Darstellungen - in einer gemischten Freskotechnik, bei der auch Temperafarben und Kleister verwendet sowie Gold und Silber aufgetragen wurden - inspirieren sich an den Rittern der Tafelrunde und des Bretonischen Sagenkreises, wie die französischen Namen neben den einzelnen Persönlichkeiten beweisen (an den Renaissancehöfen des Quattrocento war man besonders empfänglich für die Ritterideale).

Beachtenswert ist die Szene des Turniers von Louverzep, dem auf einer Tribüne elegant gekleidete Damen beiwohnen, während die Ritter sich einen erbitterten Kampf liefern.

Der Zyklus wurde möglicherweise für den 1444 verstorbenen Markgrafen Giovan Francesco Goiizaga gemalt, aber die Datierung ist bis heute umstritten.

Sicher ist, daß Pisanello sich mehrmals in Mantua aufhielt (einige behaupten von 1422 bis 1442, andere von 1442 bis 1447) und für die Gonzaga auch als Medaillenmaler tätig war.

Sein malerisches Vermächtnis in Mantua geriet sehr bald in Vergessenheit, nur aus einem Dokument ging hervor, daß im Jahre 1480 die Decke in der "Sala di Pisanello" eingestürzt war; aber die genaue Lage des Saales war nicht bekannt.

In diesem Zyklus schildert Pisanello nicht nur bretonische Rittersagen, sondern läßt auch Motive des Hoflebens der Gonzaga einfließen, wie der sich umdrehende Hund, das Hirschkalb und vor allem die Kette und der Anhänger mit dem Schwan, ein Emblem, das dem Marchesen 1436 durch König Heinrich IV. von England oder später durch die Hohenzollern verliehen wurde (ihnen gehörte Barbara von Brandenburg an; in diesem Fall wäre der Zyklus nach 1444 zu datieren).

Im Zuge späterer Renovierungen wurden die vorhandenen Dekorationen in vielen Räumen verdeckt, und auch heute ist man nicht ganz sicher, ob sich unter den gegenwärtig sichtbaren, kilometerlangen Wanddekorationen des Palastes nicht weitere wertvolle Freskenzyklen befinden.

Im Verlauf der letzten Restaurierungsarbeilen des Zyklus machte man eine Reihe hochinteressanter Entdeckungen. Man fand heraus, daß Pisanello hier großenteils die Freskotechnik anwandte und daß der Zyklus nie zur Vollendung gekommen war, was am Ablauf der Geschichten zu erkennen ist.

Der Maler mußte sogar die Arbeit unterbrechen und hinterließ teilweise rote Sinopien. Das Hauptfragment des verbliebenen Freskos (von dem abgelöste Teile zum Teil noch wieder interpretiert werden müssen) stellt einige Ritter mit ihren Pferden in Ruhestellung dar; ferner eine Gruppe Edelmänner, in deren Mitte eine Figur mit arabeskenverziertem und vergoldetem Turban auffällt.

Bemerkenswert die Pferde, vor allem die Beine und Nüstern, die mit größter Sorgfalt gezeichnet sind.

APPARTAMENTO VERDE
Von den Räumen des Alkoven hat man Zutritt zu der im Ehrenhof erbauten sogenannten Neuen Galerie, die Anfang des 17. Jahrhunderts von Viani ursprünglich als offene Loggia geschaffen und Ende des 18. Jahrhunderts von Paolo Pozzo in einen Ausstellungssaal verwandelt wurde.

Hier sind besonders erwähnenswert ein Leinwandgemälde mit Szenen aus dem Leben des heiligen Evangelisten Johannes von Girolamo Mazzola Bedoli (1500-1569), eine Geißelung und Grablegung von Lorenzo Costa il Giovane (1537-1583) und schließlich ein Tempelgang Mariens von Domenico Fetti (1589-1623), der zu den größten Vertretern der mantuanischen Malerei des 16. Jahrhunderts zählt.

Man kommt nun in das Apprtamento degli Arazzi, das ebenfalls dem Ehrenhof zugewandt ist und 1779-80 nach einem Entwurf von Paolo Pozzo vollständig eingerichtet wurde.

Die reiche malerische und plastische Ausstattung von Stamslao Somazzi und Giovanni Battista Marconi entspricht einem klassizistisch geprägten Stil, der in Mantua von den österreichischen Gouverneuren gefördert wurde, die diese Palastflügel für sich in Anspruch nahmen (viele Stuckarbeiten sind römischen Sarkophagen entnommen, was ihren Antiquitäten wert steigerte).

Die Wände schmücken neun Gobelins aus der flämischen Schule, die nach Kartons von Raffael um 1530 in Brüssel gewebt wurden und kurz danach nach Mantua gelangten.

Es handelt sich um ganz frühe Repliken der berühmten Gobelinreihe in der Vatikanischen Bibliothek, deren Kartons heute im Victoria and Albert Museum in London bewahrt werden.

Die Themen sind dem Leben des heiligen Petrus und des heiligen Paulus im Neuen Testament entnommen. Der erste Raum enthält die Heilung eines Gelähmten (bemerkenswert die beiden gewundenen Säulen im Vordergrund, die diese Hauptszene einrahmen.

Es handelt sich um sogenannte "salomonische" Säulen, die in der Form den architektonischen Ordnungen im Cortile della Rustica entsprechen), das Opfer in Lystra (Lystra ist ein Ort in Kleinasien) und der Tod des Hananias', im zweiten Saal befinden sich die Bekehrung des hl. Paulus, die Predigten des hl. Paulus in Athen und das Primat des hl. Petrus, eine der bemerkenswertesten Darstellungen dieser Gobelinreihe.

Daran schließt sich der sogenannte Passetto an, ursprünglich die Kapelle dieser Gemächer, mit Fresken von Lorenzo Costa il Giovane am Tonnengewölbe; in dem nachfolgenden Raum sind weitere Wandteppiche im Stil Raffaels zu sehen, wie der Wunderbare Fiichzug (der schönste dieser Gobelins), Die Blendung des Magiers Elymas, der sich der Predigt des hl. Paulus widersetzt, und schließlich das Martyrium des hl. Steplumus, der gesteinigt wurde, weil er für Jesus eingetreten war.

In der benachbarten Sala dello Zodiaco bilden die ebenfalls von Pozzo in klassizistischem Stil erneuerten Wände einen starken Gegensatz zu der sparsamen Darstellung der Tierkreiszeichen, die Lorenzo Costa il Giovane 1579 schuf; beachtenswert, am Gewölbe, die Macht.

Nun betritt man den kulissenartigen Salone dei Fiumi, der im Auftrag von Herzog Guglielmo Gonzaga ab 1575 als Loggia gebaut und um 1780 auf der Grundlage noch spätbarocken Vorstellungen verhafteter Formen dekoriert wurde, während die beiden Grotten des späten 17. Jahrhunderts mit Marmorvasen ausgestattet sind, die an den Kopfwänden einen plastischen Raumabschluß bilden.

Die Allegorien der Flüsse, die das Territorium des ehemaligen Herzogtums der Gonzaga durchfließen, teilen die linke Raumwand in malerisch durchbrochene Bildfelder, deren laubenartige Scheinöffnungen den großen, dem Hängegarten zugewandten Fenstern entsprechen.

Giorgio Anselmi (1723-1797) schuf außer den Flüssen, bei denen Gaetano Crevola (bekannt von 1758 bis 1794) mitgewirkt hat, auch die Gewölbedekoration mit Phäton, der von Helios den Sonnenwagen erbittet.

WOHNUNG DER HERZÖGE GUGLIELMO UND VINCENZO ( Ehrenhof )
Der große Ehrenhof (oder Herzoglicher Garten) ist das Ergebnis mehrerer Umbauten, die vor allem zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert erfolgt sind.

Der Westflügel (das heißt, parallel zur Piazza Sordello) geht etwa auf das Jahr 1520 zurück, eine Zeit, in der die Markgräfin Isabella d'Este ihre neuen Gemächer (sog. Appartamento del Giardino) einrichten ließ, die zwei im 15. Jahrhundert gebaute Flügel der Corte Vecchia einnahm.

Später wurde der Ehrenhof angelegt und in seiner Fassadengestaltung dem beginnenden 17. Jahrhundert angepaßt, indem man unten einen aus glatten Quadern bestehenden Laubengang schuf, der anfangs eine Loggia trug (die später auf allen vier Seiten zugemauert wurde und an der Südseite von der Loggia Nuova eingenommen wird).

SALA DEI FALCONI
Zwischen dem Cortile delle Otto Facce und dem Ehrenhof liegt die Sala dei Falconi, die von Herzog Guglielmo um 1580 in Auftrag gegeben, in den frühen sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts von Herzog Vincenzo restauriert und dann, wie im übrigen ein Großteil der Räume dieses Appartements, noch einmal in klassizistischem Stil umgestaltet wurde.

Die Deckendekoration mit Spielenden Putten und Falken schuf Ippolito Andreasi (1548-1608); an den Wänden Gemälde mit Notabein des Hofes der Gonza-ga aus dem 15. und 17. Jahrhundert.

SALETTA BEI MOKI
Der Raum zeichnet sich durch die Decke und den darunter verlaufenden Fries aus geschnitztem und vergoldetem Wurzelholz im venezianischen Stil aus, auf dem abwechselnd Mohren und Karyatiden (weibliche Figuren zur Stütze der horizontalen Elemente) erscheinen.

An den Wänden Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts, unter anderem eine abgewandelte Kopie (16. Jh.) der Madonna mit der Perle, die Giulio Romano zugeschrieben wird und sich heute in Madrid befindet.

SPIEGELGAIERIE
An die Loggetta schließt sich der Corridoio dei Mori (17. Jh.) an, der mit Stukkaturen, Medaillons und Grotesken aus der Zeit Herzog Ferdinandos (1613-1626) geschmückt ist.

In der Loggetta befinden sich sechs Ölgemälde mit Märtyrern von Domenico Fetti aus dem beginnenden 17. Jahr hundert.

Dann betritt man die Spiegelgalerie, ursprünglich eine zum Ehrenhof hin offene Loggia, die Antonio Maria Viani im Auftrag des Herzogs Vincenzo I. in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts gebaut hat und die als Raum für Empfänge und musikalische Darbietungen bestimmt war (im rechten Winkel dazu verläuft die Galleria Nuova, ebenfalls von Viani, deren Inneres aber erst im 18. Jahrhundert fertiggestellt wurde).

Die Fresken am Gewölbe und in den Lünetten wurden von Künstlern ausgeführt, die unter Herzog Vincenzo I. am Hof von Mantua tätig waren, wie Francesco Borgani (1557-1624), wogegen die Wände später im klassizistischen Stil renoviert und" ab 1779 unter Einbeziehung der Spiegel von Giocondo Albertolli gestaltet wurden.

Die Darstellungen an den Wänden, die im 18. Jahrhundert von Felice Campi (1746-1817) übermalt wurden, charakterisieren diese außergewöhnlich prunkvolle Galerie, die mit verschiedenen mythologischen und allegorischen Darstellungen, in Verbindung mit genau berechneten optischen Effekten, zu den eindrucksvollsten Räumen der gesamten Residenz gehört - gleichsam eine vollkommene Verschmelzung der künstlerischen Elemente des 16. und 17. Jahrhunderts, die mit Büsten (17. Jh.) von Prinzessinnen abwechseln.

Am Gewölbe sind besonders beachtenswert: die Darstellung des Olymp und der Quadrigen mit den Tag und der Nacht, die Quellen zufolge Schülern von Guido Reni (und damit im Einklang mit dem Studium der Perspektive der Bologneser Quadraturmalerei) sowie Vertretern des prunk- und farbliebenden bayrischen Spätmanierismus zuzuschreiben sind.

Insbesondere fällt bei diesen Darstellungen das Spiel mit der Perspektive auf. So hat man beispielsweise den Eindruck, daß die Pferde der Viergespanne nach ihrem Trab durch die ganze Galerie "gewendet" haben oder daß der Zeigefinger an der Hand der weiblichen Person in der Mitte der Wand den Betrachter auf dem ganzen Weg verfolgt.

SALONE DEGLI ARCIERI
Es handelte sich ursprünglich um ein großes Vorzimmer, dessen Bezeichnung sich von der Leibwache des Herzogs herleitet und wo man die zur Audienz bei Vincenzo Gonzaga vorgelassenen Besucher warten ließ.

Der nach einem Entwurf von Viani um 1620 fertiggestellte Raum sah die Verknüpfung zweier Ebenen des alten Gebäudes vor. Der Saal weist eine interessante Decke mit großen Konsolen in Form von Frauenfiguren (Karyatiden) auf; in den einzelnen Kassetten sind Drapierungen und vor allem Pferde dargestellt, die ebenfalls Viani zugeschrieben werden; in der Mitte der (aus dem Palazzo di San Sebastiano stammenden) Decke prangte vermutlich ein großes Gemälde.

Der Saal enthält das Leinwandgemälde Die Familie Gamaga in Anbetung der Heiligen Dreifaltigkeit, das Peter Paul Rubens (1577-1640) im Jahre 1605 malte.

Das Werk befand sich ursprünglich in der Kirche SS. Trinita in Mantua, wo es in napoleonischer Zeit entfernt und zum Teil beschädigt wurde.

Weitere interessante Werke sind eine Skizze von Rubens mit der Darstellung des Martyriums der hl. Ursula, Die Geburt der Jungfrau Maria, ein Gemälde aus der Werkstatt Tintorettos (1518-1594) (wird zur Zeit restauriert), und die Wunderbare Brotvermeh-rungvon Domenico Fetti (1589-1623).

SALA DEL LABIRINTO
Dieser Saal ist nach der Decke (ebenfalls aus dem Palazzo di San Sebastiane») benannt, an der ein schönes Labyrinth dargestellt ist.

Vergoldete Linien bezeichnen die Wege, die sich mit grünen Hecken überschneiden, nach der Art der Labyrinthe in Renaissancegärten.

Auf jedem grünen Abschnitt steht der Spruch "vielleicht ja, vielleicht nein", den Gabriele D'Annunzio später als Titel für eine 1910 veröffentlichte Erzählung verwendet, die zum Teil in der Stadt der Gonzaga spielt.

Rund um die Decke verläuft ein Streifen, der die Paneele organisch verbindet, mit einer Inschrift, die den Kampf des Herzogs Vincenzo gegen die Türken in Canizza in Wojwodina schildert (1601: das Motto weist vermutlich auf die Unentschlossenheit des Herzogs hin, sich an diesem Kampf zu beteiligen oder nicht).

Die Gemälde an den Wänden und im Fries mit der Darstellung der Zeitalter der Welt stammen von Palma il Giovane (1544 1628) und von Sante Peranda (1566-1638), der auch die tiefer hängenden Porträts schuf (sämtliche Werke von Peranda kommen aus dem Schloß der Herzöge Pico in Mirandola).

SALA DEL CROGIUOLO
Der Saal zeichnet sich durch seine reich gestaltete Decke und einen Fries
aus (ebenfalls aus dem Palazzo di San Sebastiano, wie die übrigen Decken der benachbarten Räume).

Der Name leitet sich von den Goldbarren im Feuer ab. Auf den Friesfeldern sind Putten und Hunde dargestellt. Sie wurden zur Zeit des Herzogs Guglielmo von Lorenzo Costa il Giovane für die Stanza dello Zodiaco ausgeführt und 1922 hier angebracht.

An den Wänden hängen Porträts der Familie Pico di Mirandola, ebenfalls von Sante Peranda.

SALA DI AMORE E PSICHE
Dieser Raum wurde im 17. Jahrhundert geschaffen und später in klassizistischer Zeit grundlegend verändert, als man in der Mitte der Decke das Tondo mit Amor und Psyche einfügte (um ein darunter befindliches päpstliches Wappen zu verdecken).

An den Wänden Gemälde von Giuseppe Bazzani, dem größten Vertreter der mantuanischen Malerei in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Es folgen die Saleila dei Quattro Elementi mit vier Leinwandgemälden von Giorgio Anselmi (1723-1797), einem bedeutenden Maler, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Mantua tätig war, und einem ovalen Gemälde des gleichen Künstlers mit dem Porträt der Kaiserin Maria Theresia von Österreich, das Werk gehörte zu den Kunstgegenständen, die zur Zeit der Habsburger die repräsentativen Räumlichkeiten des Palastes schmückten.

Dann die Sala di Giove e Giunone, ursprünglich die Privatkapelle (16. Jh.) des Herzogs Guglielmo, mit Gemälden von Carlo Bononi (1569-1632) und Giuseppe Maria Crespi (1665-1747).

An der Decke ist außerdem eine Szene mit Jupiter und Juno dargestellt, nach der dieser Saal benannt ist. Schließlich betritt man die Sala di Leda, nach der an der Decke dargestellten Gottheit, an die sich ein Stufetta genannter kleiner Raum anschließt, ein beheiztes Studierzimmer mit schöner intarsierter Kassettendecke auf blauem Grund.

DOMUS NOVA UND DER GlARBINO DEL PADIGLIONE
(oder Gemächer der Eleonora de'Media)

Der östlich und am Lago Inferiore gelegene Komplex der Domus Nova ging aus dem mittelalterlichen Kern des ursprünglichen Palastes des Gonzaga hervor, der zur Piazza Sordello gerichtet ist. Bei dem von Luca Fancelli erstellten und ab 1480 verwirklichten Entwurf handelte es sich um einen rechteckigen Hof, der von vier Gebäudeflügeln umschlossen war, wobei die vierte Seite, die den Piazzale della Reggia (heute Piazza Lega Lombarda) begrenzte, nie zur Ausführung kam, so daß ein U-förmiger Raum entstand.

Der nach Osten gerichtete, abschließende Gebäudetrakt, der heute von den Räumen des Amtes für Denkmalpflege (Soprintendenw ai Bern Artistia e Storici) von Mantua, Brescia und Cremona eingenommen und auch Ala del Paradiso genannt wird, war als Wohnung für Eleonora dei Media bestimmt, als die Herzogin sich 1584 mit dem Herzog Vincenzo vermählte.

Sehenswert in diesem Appartement sind die beiden Salette delle Citta genannten Räume mit planimetrischen Darstellungen italienischer Städte und einer Reihe interessanter Stuckornamente; und die Stanui dei Quattro Ekmenti, für deren Ausgestaltung man sich auf Drucke von Antonio Tempesta aus dem frühen 17. Jahrhundert stützte.

Am Lago Inferiore, das heißt gegenüber vom Cortile del Padiglione, der schon Anfang des 17. Jahrhunderts als Botanischer Garten angelegt worden war, befindet sich die zum See weisende, ursprüngliche Fassade des Komplexes, die Luca Fancelli nach 1480 als Hauptfassade der Ostseite des Palastes entworfen hatte (diese Fassade wurde im Zuge der Restaurierung des Palastes 1942 vollendet).

Es handelt sich um das einzige in Mantua bekannte Beispiel einer kanonischen Überlagerung von architektonischen Ordnungen, in diesem Fall von übereinander gestellten Lisenen, nach den von Leon Battista Alberti aufgestellten Regeln.

Interessant ist auch die Tatsache, daß hier an einem Privatkomplex eine Kolossalordnung zur Anwendung kam, die zwei Geschoßebenen umfaßt, und zwar wiederum auf Vorschlag Albertis, insofern, als Fancelli sein Schüler und Bauleiter in der Stadt war.

Im Hof befand sich früher ein pavillonartig überdachtes Nymphäum (von daher der Name des Hofes), das 1581 von Bernardino Facciotto gebaut worden war und 1680 einem Freilichttheater weichen mußte (erhalten ist noch der Gang, der zu dem nicht mehr existierenden Alten Theater führte).

APPARTAMENTO DEI NANI ODER SCALA SANTA
Durch einen Hügel rechts des Comdoio del Bertani erreicht man das Appartamento dei Nani, auch Scala Santa genannt, das unter der Herzoglichen Wohnung der Domus Nova liegt und wegen seiner kleinen Ausmaße die Bezeichnung "Appartement der Zwerge" oder "Paradies-Wohnung" (nach dem gleichnamigen Gcbäudetrakt) erhielt.

In jüngerer Zeit schrieb man diesen Räumen devotionalen Charakter zu, indem man in ihnen eine Miniatur der Heiligen Treppe in Rom erblickte; der Komplex wurde auf Wunsch des Herzogs Ferdinando Gonzaga als großes Reliquiar gestaltet und 1615 eingeweiht.

Der zentrale Raum besteht aus einem achteckigen Saal (Reliquiar), den man betrat, nachdem man die anderen Räume auf den Knien durchquert hatte.

CORTE NUOVA
Im Verlauf des Cinquecento erfuhr der Palast eine beachtliche Erweiterung im Bereich der Schauseite am Lago Inferiore und der Freiräume zwischen dem Kerngebäude der Corte Vecchia und dem Castello di San Giorgio.

Seit den von den Markgrafen in Auftrag gegebenen Arbeiten bis zu Giulio Romano, der 1524 in der Stadt eintraf, fügte man weitere wichtige Gebäude an die Residenz der Gonzaga an.

Viele davon wurden wahrscheinlich von dem Architekten nur im Konzept angelegt und dann von seinem Amtsnachfolger Giovan Battista Bertani ausgeführt, der dem Gebäude insgesamt den Charakter seiner heutigen Struktur verlieh.

Auf Giulio Romano gehen der Bau der sogenannten Rustica (mit Blick auf den Lago Inferiore), die Umbauten in den Gemächern um den Cortile dei Cani sowie die Palazzina della Paleologa (neben dem Castello, im 19. Jahrhundert abgetragen) zurück.

Leider verstarb der Architekt im Jahre 1546, so daß eiserne Projekte nicht zu Ende führen konnte. Die Arbeiten nahm sein Schüler Giovan Battista Bertani wieder auf, der schon seit 1531 Mitarbeiter des Meisters war.

Bertani befaßte sich möglicherweise seit 1549 mit der Fertigstellung des Cortile della Mostra (im 18. Jahrhundert Cavallerizza genannt, nach einem
Entwurf von Giulio Romano), der die "Estivale" (oder Rustica) und "Troia" genannten Gemächer miteinander verband.

Vor allem aber verwirklichte er hinter den Räumen Giulios eine Reihe weiterer wichtiger Bauten, wie die Palastkirche Santa Barbara, den Korridor, der eine Verbindung vom Castello di San Giorgio zur Corte Vecchia herstellte, den großen sogenannten Cortile del Prato di Castello, sowie einen neuen monumentaleren Zugang zu dem gesamten Komplex.

Die Vollendung des Werkes kam Antonio Maria Viani zu, der viele Räume umfunktionierte, Verbindungsgänge schuf und die Appartements im Stil einer prunkliebenden Generation des 17. Jahrhunderts neu einrichtete.

Im 18. Jahrhundert erneuerten Paolo Pozzo und eine Reihe von Künstlern aus der städtischen Akademie der Schönen Künste noch einmal die Räume, mit besonderem Augenmerk auf die plastische und malerische Dekoration, die dem neuen künstlerischen Klima der damaligen Zeit angeglichen wurde.

APPARTAMENTO DELLA MATAMORFOSI ODER GALLERIA DEL PASSERINO

Das Appartamento della Metamorfosi besteht aus vier aufeinander folgenden Räumen, deren Themen für die mit Stukkaturen eingerahmten Darstellungen der Deckendekoration den Metamorphosen des lateinischen Dichters Ovid entnommen sind, wie sie Antonio Tempesta in der 1606 in Antwerpen erschienenen Ausgabe dieses Werkes wiedergegeben hat (so gehen auch die Bilder der Vier Elemente im gleichnamigen Saal des benachbarten Appartamento di Eleonora de' Media auf Radierungen nach Werken Tempestas zurück); die Motive erscheinen im Fries und an den Gewölben von drei Sälen.

Der Bau des Appartements geht auf das zweite Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts zurück; doch hatte Viani schon um 1594-95 den Auftrag von Herzog Vincenzo erhalten, der hier seine naturkundlichen Sammlungen unterbringen wollte (von daher auch der Name "Stanze dei Quattro ElementI: Erde, Wasser, Luft und Feuer).

Es handelte sich um eine Art Wunderkammer, in denen der Herzog seine Raritätensammlungen aufbewahrte, seltsame, versteinerte, monströse Gegenstände und auch den einbalsamierten Leichnam von Passerino Bonacolsi (von dieser Präsenz hing die Dynastie der Gonzaga ab, deren Herrschaft der Legende nach über Mantua so lange dauern würde wie sie im Besitz des Leichnams von Passerino gewesen wären.

Im 18. Jahrhundert ging der Leichnam bei einer Umbettung verloren, weshalb die Gonzaga denn auch aus der Stadt vertrieben worden seien.

In der Galerie sind antike Marmorwerke ausgestellt, unter anderem ein Relief mit dem Kampf zwischen Galliern und Römern aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.

Es handelt sich um einen bedeutsamen Fund, der mit allerhand Plunder von Giulio Romano nach Mantua gelangte. Der Künstler hatte die Komposition bereits als Inspiration für den Kumpf in der Sala di Costantino im Vatikan benutzt, und später wurde das gleiche Vorbild in freier Interpretation hier im Palazzo Ducale von Romano für die Szene Kampf um den Leichnam des Patroklus in der Sala di Troia wiederaufgegriffen.

LA RUSTICA OBER APPARTAMENTO ESTIVALE
Das von Giulio Romano geplante und von Bertani fertiggestellte Appartement wurde nach dem 16. Jahrhundert radikal verändert, so daß man nicht mehr genau sagen kann, wie es vorher aussah.

Der Komplex besteht aus drei bestimmten Bereichen, von denen der Trakt mit Blick zum Cortile dei Padiglione im Vergleich zu den von Giulio Romano durchgeführten Arbeiten mit Sicherheit aus späterer Zeit stammt und im Zusammenhang mit dem Werk von Antonio Maria Viani zu sehen ist.

Der erste Saal mit reichen Stuckdekorationen heißt Camera degli Amori di Giove, da in den Lünetten Jupiter und seine Geliebten dargestellt sind.

Es folgt das Camerino di Orfeo genannte Zimmer mit vier Stucktafeln, die aufgrund ihrer hellen Farbgebung auf dunklem Grund wie Kameen wirken, und einem Fresko, das den Orpheus-Mythos wiedergibt.

Dann die Stanza dei Pesd oder di Nettuno mit Malereien von Muscheln und Meerestieren, die Lorenzo Costa d. J. zugeschrieben werden.

Man kommt dann in die Sala dei Frutti, den Hauptraum der Wohnung, der möglicherweise ursprünglich als Loggia vorgesehen war und später ebenfalls von Lorenzo Costa mit von Früchtekränzen eingerahmten Episoden und Figuren ausgeschmückt wurde.

Erzählt wird die Geschichte Mantuas, jedoch in der Interpretation des 16. Jahrhunderts, wo im Vergleich zu Vergils Version verschiedene Geschichten eingeflochten sind, etwa die Legende über Manto, hier verstanden als namengebende Heldin und Gründerin der Stadt. Beachtenswert die Episoden die Gründung Mantuas und der Bau der Stadttore.

Das Appartement umfaßt noch weitere Räume, unter anderem den Salme delle Quattro Colonne (Saal der vier Säulen) und den Salme delle Due Colonne (Saal der zwei Säulen) mit der einst sehenswerten Architekturmalerei, die jedoch heute kaum noch zu erkennen ist.

Im Erdgeschoß befindet sich ein Raum, in dem Spielende Putten unter einer von gewundenen zierlichen Säulen getragenen Laube dargestellt sind.

Das Thema ist beachtlich, da es von der Vorliebe Giulio Romanos und seiner Schule für die architektonische Ordnung der gewundenen Säulen zeugt.

Diese sehr spezielle Ordnung offenbart zwei Aspekte: einen religiösen, insofern als diese "salomonischen" Säulen auf ihren biblischen Ursprung hinweisen - Beispiele hierfür finden sich in dem (von den Gonzaga 1559 gekauften) raffaelischen Arazzo mit der Heilung eines Gelähmten an den Wänden des Grünen Appartements hier im Palazzo Ducale oder in dem Gemälde mit der Beschneidung des Herrn, ebenfalls von Giulio Romano, das heute im Louvre zu sehen ist:

Der rustikale Charakter dieser Säulen eignet sich hingegen für die seltsamen Pavillons und Grotten in den Gärten wie hier oder in dem benachbarten Cortile della Cavallerizza (Raffaels und Giulios Vorliebe für gewundene Säulen beeinflußte außer Bertani auch die Abhandlung von Cristo-foro Sorte über die Malerei, die 1584 erschienen ist).

CORTILE DELLA CAVALLERIZZA
Dieser Cortile della Cavallerizza genannte Hof, der im 16. Jahrhundert "Cortile della Mostra" hieß, wurde lange Zeit ganz für ein Werk von Giulio Romano gehalten, während man heute aufgrund einiger Dokumente der Meinung ist, daß Romano nur die Fassade des sogenannten Rustika-Komplexes im Süden schuf.

Giovan Battista Bertani hingegen wird die Verbindung der Rustika durch den sog. "Corritore discoperto" (offene Passage) am See mit dem ebenfalls von Romano geplanten gegenüberliegenden Gebäude zugeschrieben.

An der vierten Seite, die heute die Ausstellungsgalerie beherbergt, standen Mitte des 16. Jahrhunderts verschiedene Gebäude, die später von Viani zusammengefaßt wurden; möglicherweise war es aber auch schon Bertanis Absicht, diese Seite mit einer ähnlichen Fassade, wie wir sie heute sehen, den anderen Hofseiten anzupassen.

Mit Bezug auf die Rustika ist bekannt, daß in den Jahren 1538-39, während man die Arbeiten des gegenüberliegenden Appartamento di Troia zum Abschluß brachte, auch die Arbeiten an dieser Hofseite in Angriff nahm.

Der nach Osten zum See gerichtete Komplex, der in den heißen Monaten (daher die Bezeichnung "Appartamento Estivale", d,h. Sommerwohnung) besonders angenehm ist, weist zum Hof in der unteren Zone einen Pfeilerportikus aus Rustikasteinen auf, der ursprünglich auch den Rahmen für eine Gartenanlage mit Bächen und Fontänen bildete (Giulio Romano baute die sen Portikus, der dank der weiten Bogcnstellungen dem Hochwasser des Sees standhielt).

In den oberen Geschossen befindet sich eine bemerkenswerte Ordnung mit Halbsäulen, deren kannelierter gewundener Schaft für die Gartenarchitektur geeignet war; die Kapitelle und das darüber verlaufende Gebälk gehören der dorischen Ordnung an, die Romano auch beim Hof des Palazzo Te verwendete.

Man hatte angenommen, daß der Entwurf Romanos anfangs nur drei Joche vorsah, aber da die Bossenquadern alle gleich sind und vollkommen symmetrisch zur Mittelachse angeordnet sind, darf man davon ausgehen, daß die gesamte heutige Fassade auf einen Entwurf von Giulio Romano zurückgeht, wie auch viele baulichen und formalen Details beweisen, während die Fensterpfosten aus späterer Zeit stammen könnten, möglicherweise von Bertani.

Bertanis Eingriff erfolgte wahrscheinlich zwischen 1549 und 1556, als die Kurtine des zum See offenen "Corritore" nach dem Abbruch einer alten Festungsmauer fertiggestellt wurde.

Diese breite, kulissenartige Kurtine mit doppeltem Wechsel von Bögen und Fenstern (nach einem Rhythmus, den einige Historiker auf ein antikes römisches Aquädukt zurückführen) zeigt nach außen keinerlei Dekorationsdetails, ein Zeichen dafür, daß man keine neue Fassade für den Palast schaffen wollte und daß die Eleganz dieser Architektur sozusagen nur im Inneren zum Ausdruck kommen sollte.

Bertani hätte sich demnach darauf beschränkt, an den Hofansichten die von Giulio Romano bereits an der Rustica verwirklichten Fassadengliederung aufzugreifen, indem er darüber hinaus die Loggia, die sich ursprünglich an der Schloßseite auf der Höhe des Appartamento di Irma befand, zu der heutigen Galleria dei Mesi umbaute und erweiterte.

Der Hof, der wie in römischen Amphitheatern je nach Witterung mit einem Zeltdach überdeckt werden konnte, wurde für Paraden und Turniere benutzt, wie auch der umliegende See für höfische Vergnügungen wie Seeschlachten (Nau-machien) und Feuerwerke bestimmt war, denen man vom Corritore aus zusehen konnte.

Erst im 18. Jahrhundert diente die sog. Mostra als Reitbahn und erhielt den Namen Gortile della Gavallerizza. Damals baute man sogar ein Holzdach, für das Francesco Galli Bibiena den Entwurf lieferte.

GALLERIA DELLE MOSTRA
Die vierte Seite des Cartile della Mostra (möglicherweise hatte aber auch Giulio Romano oder Bertani bereits den Bau des eigentlichen Hofes vorgesehen, der zum Westen, d.h. zum Palastinneren hin begrenzt war) ließ Herzog Vincenzo durch seinen Hofarchitekten Giovan Antonio Viani von 1592 bis 1612 durch die etwa siebenundsechzig Meter lange und sieben Meter breite Galleria della Mostra schließen, die bereits 1590 von dem Architekten Dattari begonnen worden war.

Diese Galerie sollte einen Teil der herzoglichen Kunstsammlungen und archäologischen Funde aufnehmen. Viani, der eine Reihe vorhandener Gebäude und Räume zusammenlegte, inspirierte sich bei dieser Front an der Formensprache Giulio Romanos und bei den drei anderen Seiten auch an Bertani, während er innen einen Raum mit doppeltem Volumen schuf, der zusätzlich durch die (an den anderen Hofseiten blinden) Fenster des Dachgeschosses beleuchtet wurde.

Noch heute werden in den großen Nischen der Galerie, die früher mit Türen verschlossen waren, bemerkenswerte Porträts aus der Römerzeit bewahrt (die Decke ist großenteils das Ergebnis einer Restaurierung aus dem Jahr 1934, und viele Büsten sind Kopien).


APPARTAMENTO DI TROIA ODER WOHNUNG DES HERZOGS FEDERICO II.
Von 1536 bis 1539 beschäftigte sich Giulio Romano mit der Einrichtung dieser neuen Wohnung, die ursprünglich "Appartamento di Castello" genannt wurde, da sie neben dem Castello di San Giorgio lag, und deren Bezeichnung "Sala di Troia" von den Darstellungen im Hauptsaal herrührt.

Sehr interessant sind wegen ihres Bezugs auf die antike Kultur die halbkreisförmigen Decken dieser Räume (mit Ausnahme der Camera dei Cavalli), die für die Aufnahme der herzoglichen Antikensamrnlungen bestimmt waren und wo eine direkte Entsprechung zwischen den Exponaten und dem architektonischen Rahmen zu beobachten ist.

Die Arbeiten in diesem Appartement waren 1574 noch voll im Gange, als Herzog Guglielmo, der diesen Flügel bewohnte, anläßlich eines Besuches von König Heinrich III. von Frankreich in die Corte Vecchia umziehen mußte.

Bertani hatte in den Vorjahren die ursprüngliche Idee Giulio Romanos bereits stark verändert, der vor dem Cortile della Mostra eine Loggia vorgesehen hatte; Bertani mauerte sie zu und verwandelte sie in eine Galerie, die heute Galleria dei Mesi oder Galleria dei Marmi genannt wird (sie enthält heute jedoch keine antiken Gegenstände mehr).

Im Zuge dieses Umbaus wurde der Eingang in die Sala di Manto im Inneren des Appartements verlegt, während andere Räume, die im Originalentwurf Giulios nicht vorgesehen waren, dem Komplex zugefügt wurden, so daß sich auch die ursprünglichen Raum- und Beleuchtungsver-hältnisse änderten.

GALLERIA DEI MESI ODER GALLERiA DEI MARMI
Die Loggia dei Mesi, die anfangs nur aus drei Jochen bestand, wurde nach einem Entwurf von Giulio Romano als offene Loggia gebaut, die auf beiden Seiten mit einer Apsis abschloß (1538-39); der Name rührt von den Stuck- und Freskodekorationen an den Wänden her, wo in den Bogenzwickeln aus Stuck gefertigte, die Tierkreiszeichen tragende Putten erscheinen.

1573 wurde die Loggia in der Länge verdoppelt und auf Wunsch des Herzogs Guglielmo von Bertani zugemauert, der zum Cortile della Cavallerizza hin eine an der Rustica Romanos inspirierte, neue Außenfassade schuf.

So enstand eine regelrechte Galerie, die für die Aufnahme der antiken Marmorstatuen des Herzogs bestimmt war. Es war dies die erste Galerie im Palast, die den Namen Galleria dei Marmi erhielt und nach französischem Geschmack eingerichtet war, doch handelte es sich um das erste Museum in seiner Art, wo in Nischen antike Statuen und Reliefs ausgestellt waren.

Das Innere dieses großen Raumes ist reich geschmückt: auf Sockeln stehende Lisenen rahmen an der rechten Wand die an die Stelle der offenen Bögen getretenen Fenster ein; links befinden sich dagegen Nischen, in denen marmorne Büsten aufgestellt sind.

Die Kopfenden der Galerie, von denen nur eines auf einen Entwurf Romanos zurückgeht, schließen mit breiten Nischen ab. Ein der Antike entlehntes Tonnengewölbe bildet die Decke der Galerie, wogegen sämtliche Dekorationen, wie auch die übrigen architektonischen Elemente, klassischen Vorbildern mit Putten, Siegesgöttinnen, Rankenwerk und Grotesken entsprechen.

Dekorationsmotive, die schon im Kreis Raffaels, Giulio Romanos Lehrer, angewandt wurden und später auch von Künstlern, die mit Bertani zusammenarbeiteten, übernommen wurden.

Am Ostende der Galerie befinden sich in den Türflügeln bemerkenswerte Marmorreliefs aus augusteischer Zeit und, insbesondere, der Thron Jupiters, den Giulio Romano mit der Einfügung einer Stuckfigur, den Mundschenk der Götter, Ganymed darstellend, vollendete.

Das wertvollste Stück der heutigen Antikensammlung bildet jedoch eine antike Marmorgruppe aus hadrianischer Zeit (mit einigen Ergänzungen, wahrscheinlich ebenfalls von Giulio); es handelt sich um eine Amawnomachw, bei der in drei großen Gruppen mit je fünf Figuren die Amazonen gegen die Griechen kämpfen, umringt von Gefallenen und scheuenden Pferden.

Ursprünglich war dieses Relief von Giulio Romano über einer der beiden Eingangstüren des Appartamento di Troia angebracht worden (die andere Tür schmückte ein Relief aus antoninischer Zeit), wie auch an vielen anderen Stellen des Palastes Antiquitäten von dem immensen Reichtum der Sammlung der Gonzaga zeugten, vor allem nachdem ihr viele Gegenstände aus dem Besitz der Markgräfin Isabella, Andrea Mantegnas und Giulio Romanos zugeflossen waren.

Ein Großteil dieser wertvollen Sammlung wurde jedoch zwischen 1626 und 1711 entwendet oder verkauft. Die meisten heutigen Exponate stammen aus dem Antiquarium von Sabbioneta, das Vespasiano Gonzaga gehörte.

An die Galleria dei Mesi schließt sich die Loggia di Eleonora an, von der man einen wunderschönen Blick auf den Lago Inferiore genießt. Bemerkenswert sind die Mediciwappcn der Herzogin und die Wappen des Herzogs Vincenzo von Gonzaga.

SALA DI TROIA
Während die kleineren Räume der Wohnung mit Figuren geschmückt sind, die Motiven aus der Natur (Vögel, Pferde usw.) entnommen sind, weist der ursprünglich für Audienzen benutzte Troja-Saal Szenen aus dem Kriegsepos mit gewaltigen Darstellungen auf, die sich an Homer inspirieren und mit archäologischen Details und Motiven der Antike ver flochten sind.

Der Saal wurde zwischen 1536 und 1539 von Giulio Romano und seinen Gehilfen dekoriert. Am Gewölbe und an den Wänden zeichnen sich Götterfiguren ab, die das Geschehen jedoch unbeteiligt verfolgen, während die Verherrlichung nicht den trojanischen, sondern den griechischen Helden wie Achilles und Diomedes gilt.

Den hellenenfreundlichcn, literarischen Hintergrund lieferte Benedctto Lampridio, der mit diesen Allegorien die politische Rolle Federico Gonzagas und Mantuas als neuen Olymp hervorhob.

Die Verherrlichung der Gonzaga stand in enger Beziehung zur griechischen Kaiserdynastie, nachdem Mar-garethe Palaiologos, die einer hochstehenden byzantinischen Familie entstammte, 1531 diesen Fürsten heiratete.

Die Wände bedecken bemerkenswerte Fresken. Von links nach rechts: der Raub der Helena, der Traum der Hekuba, das Urteil des Paris. An der Rückseite: der Bau den Hökernen Pferdes, Vulamm schmiedet die Waffen für Achilles, Laokoon und seine Söhne werden von Meeres-sdilangen getötet und Ajax Oileus wird auf dem Felsen vom Blitz getroffen.

Am Gewölbe ist der Olymp dargestellt, mit den jeweils für die Griechen und Trojaner Partei ergreifenden Göttern, umringt von Schlachtenszenen aus der Rias.

Der Kampf um den Leichnam des Patroklw inspiriert sich an einem antiken Vorbild, das durch Giulio Romano nach Mantua gelangt war und jetzt im Appartamento delle Mctamrfoii (oder Gatteria del Passeri-no) ausgestellt ist.

Im unteren Wandabschnitt waren Schränke untergebracht, in denen bedeutende Kunstgegenstände aus der Gonzaga-Sammlung aufbewahrt wurden, die aber auch leider verlorengegangen sind.

CAMERA DEI CAVALLI
In diesem 1536 eingerichteten Saal wandte Giulio Romano für die Ausschmückung eine Reihe von Kompositionselementen an, mit denen er die Unebenheiten der Wände ausglich und die trapezförmige Anlage des Raumes zu korrigieren versuchte.

Außerdem benutzte er verschieden breite Rahmungen und Ornamente, um auf der Grundlage perspektivischer Gesetze den Eindruck der optischen Gleichmäßigkeit zu erwecken. Diese Kunstgriffe benutzte er auch für die Kassetten decke mit unterschiedlich großen Feldern.

Als die Auftraggeberin Isabella d'Este nach der Umgestaltung 1536 "die Camera dei Cavalli betrat, fand sie den Raum so schön, daß sie nicht aufhören konnte, ihn zu rühmen".

Romanos Gemälde mit den Pferden existieren heute nicht mehr, während in der Mitte der Decke 1928 ein Gemälde angebracht wurde, das von Giulio Romano mit Sicherheit für den Eingang zum Appartamento di Troia vorgesehen war.

Am Gewölbe ist der Sturz des Ikarus dargestellt, wogegen die Deckenkassetten an den Ecken sehenswerte Stilleben mit Früchten und Gemüse enthalten - die ersten Darstellungen dieser Art.

APPARTAMENTO GRANDE ODER WOHNUNG DES HERZOGS GUGLIELMO
Neben dem Appartamento di Troia - das um den sogenannten Cortik dei Cani angeordnet ist, einen Hof bzw. ehemaligen Hängegarten (der Name geht aus einer steinernen Widmung an "Oriana, das blaue Hündchen" hervor), dessen Außenwände, wie auch die mit Grotesken geschmückte Loggetta, bemalt waren - liegt das Appartamento des Herzogs Guglielmo, das Giovan Battista Bertani ab 1572 durch die Umgestaltung von Räumen Romanos schuf.

Das Ergebnis der 1580 abgeschlossenen Arbeiten war eine der vornehmsten Suiten im Palast, die Herzog Vincenzo später noch reicher ausstatten ließ, um hier prunkvolle Hoffeste zu veranstalten (wie seine Hochzeitsfeier 1584).

Auch in der Folgezeit, während der österreichischen Besetzung, waren diese Gemächer die elegantesten Repräsentationsräume des gesamten Komplexes.

SALA DI MANTO
Der Saal entstand durch Zusammenlegung einer Reihe von Räumen aus dem 15. Jahrhundert durch Bertani (1572) als Zugang zu der neuen herzoglichen Wohnung über die nahegelegene Treppe, die den Namen Scalme diEnea trug.

Der für Empfänge und Feste konzipierte Saal ist nach den acht durch Lisenen unterteilten Bildfeldern benannt, die Lorenzo Costa il Giovane in einer einzigartigen Technik der Ölwandmalerei schuf.

Die Szenen beziehen sich auf die legendäre Gründüng von Mantua durch Manto, die Tochter des Wahrsagers Tiresias, nach der Erzählung der klassischen Autoren, die von den Intellektuellen des Hofes der Gonzaga in der zweiten Hälfte des Cinquecento erarbeitet wurde.

Auf Wunsch des Herzogs Guglielmo entstanden somit die Darstellungen Die Landung Mantos und das Gastmahl der Manto, während andere Szenen stark verwittert und schwer zu erkennen sind.

Beachtenswert ist auch die Holzdecke, die den Raum vereinheitlicht, sowie die heute hier aufgestellten antiken Statuen, unter anderem ein Apollo von Mantua, römische Kopie eines griechischen Originals des 5. Jahrhunderts.

Das Appartement setzt sich fort mit einer Reihe von Räumen, in denen die Dynastie der Gonzaga verherrlicht wird, wie die Sala dei Capitani (die Decke wird Bertani zugeschrieben) und die Camera dei Marched (1580 neu erbaut) mit allegorischen Stuckfiguren, von denen neben verschiedenen Markgrafen und Herzögen die Geometrie und die Architektur, die ursprünglich in enger Beziehung standen mit den Gemälden der hier bewahrten und von Tintoretto (1518-1594) ausgeführten Fasti der Gonzaga (heute in München), besondere Beachtung verdienen.

Die Bildthemen der sich anschließenden Räume gehen vermutlich auf Pirro Ligono zurück, der sich 1573 im Palast aufhielt.

In der sogenannten Loggetta del Tasso (der Überlieferung nach soll in diesem kleinen Appartement von 1586 bis 1587 Torquato Tasso gewohnt haben) befinden sich sehenswerte Stuckreliefs mit Darstellungen über die Evolution des Menschen nach der Abhandlung De Architectura des lateinischen Verfassers Vitruv und De Rerum Natura des ebenfalls lateinischen Dichters Lucrez.

Wie die Erfindung des Feuers, die Jagd, der Krieg und vor allem die Musen der Kunst, die zusammen mit den Tugenden auch in der benachbarten Sala delle Virtü dargestellt sind (die Zyklen wurden wahrscheinlich von Lorcnzo Costa il Giovane ausgeführt).

CASTELIjO DI SAN GIORGIO
Die von 1390 bis 1406 erbaute mächtige Burg ist ein Werk des Ingenieurs Bartolino da Novara, von dem auch die erste Anlage der Kirche S. Maria delle Grazie vor der Stadt sowie zahlreiche Bauwerke in anderen italienischen Stadtstaaten, wie das Castello Estense in Ferrrara (1385) stammen.

Der im Stadtpanorama von Mantua herausragende Komplex am Rand der Seen, der sich unmittelbar an die Residenz der Gonzaga anschließt und von einem Wassergraben mit Zugbrücken umgeben ist, wurde mit der wachsenden Macht der Marchesen schon bald zur Dependence ihrer Residenz, so daß ab Mitte des 15. Jahrhunderts die Räume und Wehranlagen eine Reihe hochqualifizierter künstlerischer Veränderungen erfuhren, wie die Restaurierung des zentralen Hofes durch Mantegna und Luca Fancelli oder die Gestaltung der Camera degli Sposi durch Andrea Mantegna.

Im 16. Jahrhundert wurde das Schloß immer mehr in die Residenz einbezogen, und die ursprünglich aus einem zentralen Kerngebäude und vier mächtigen vorspringenden Ecktürmen bestehende Anlage verschmolz allmählich mit einer Reihe von Anbauten; dieser Gebäudekern wurde erst im Verlauf der Restaurierungsarbeiten im 19. Jahrhundert wieder herausgelöst.

CAMERA DEGLI SPOSI ODER "CAMERA PlCTA"
Nachdem man die Sala delfregio (wo zwei interessante kleine Tafelgemälde des 15. Jahrhunderts mit dem hl. Benedikt und der hl. Scholastika zu sehen sind) und die Camera degli Stemmi durchquert hat, erreicht man die Camera degli Sposi, die zur Zeit der Gonzaga "Camera Picta" hieß, einen Saal mit weltberühmten Renaissancemalereien, die zwischen 1465 und 1474 im Auftrag des Markgrafen Ludovico und seiner Gemahlin Barbara von Brandenburg von Andrea Mantegna geschaffen wurden.

Dieses Werk wurde aufgrund der neuen szenographischen und perspektivischen Erkenntnisse im Laufe der Zeit für zahlreiche Künstlergenerationen Vorbild für jede figürliche Darstellung.

Der Raum erhielt damals ein komplexes Tonnengewölbe, das von Lünetten und Reppen getragen wurde, die wiederum auf seitlichen Konsolen ruhten (kapitellartige Kragsteine in der Wand, von denen stukkierte Bögen als Gewölbeschmuck ausgehen).

Eine solche Konstruktion laßt auf den Rat eines qualifizierten Architekten schließen (Leon Battista Alberti, der von 1459 bis 1460 ständig in Mantua gelebt hatte, schuf in jenen Jahren ebenfalls im Auftrag des Markgrafen Ludovico die Kirche San Sebastiano).

Die dargestellten Themen beziehen sich wahrscheinlich auf die Erzählung einer Begebenheit im Hause Gonzaga von 1462, als am Hof von Mantua die Aufforderung seitens der Bianca Maria Visconti einging, sich unverzüglich nach Mailand zu begeben, da sich der Gesundheitszustand des Herzogs Francesco Sforza verschlechtert hatte; nach Meinung anderer Kunsthistoriker handelte es sich hingegen um die Ernennung des Sohnes Francesco zum Kardinal.

Wie auch immer, es handelt sich um das einzige dekorative Werk Mantegnas in dieser Größenordnung, das sich in seinem ursprünglichen Ambiente erhalten und trotz zahlreicher Restaurierungen keine allzu starken Veränderungen erfahren hat.

Der nicht sehr große, kubusähnliche Raum mit zwei Fenstern war ursprünglich ein Schlafzimmer, wie die eisernen Haken zur Befestigung des Baldachins an der südlichen Wand und an der Decke zeigen.

Der Raum diente nicht ausschließlich als Arbeitszimmer, sondern wurde auch als Audienutud für die engeren Mitglieder des Hofes und als privates Geschäftszimmer benutzt.

Die von Mantegna geschaffene Dekoration zielte auf eine illusionistische Raumwirkung ab, angefangen von dem berühmten Rundfenster in der Mitte, wo unter einem von Wolken durchzogenen herrlich blauen Himmel von einer Brüstung Putten, Tiere, Damen und exotische Figuren hinunterschauen (die Brüstung, die nicht nur den Himmel bzw. den sog. "Kuppelhimmel" einrahmt, ist ein sehr beliebtes Motiv der Renaissancekunst und ist auch in der nach 1480 entstandenen Kirche S. Maria delle Carceri in Prato zu sehen), wie auch die gesamte Dekoration zahlreiche solcher "Kunstgriffe" enthält, die der optischen Täuschung dienen.

Außer dem Rundfenster an der Decke, das die Illusion einer Öffnung schafft, sind auch die Girlanden an den von falschen Pfeilern getragenen Rippen bemalt, damit der Eindruck entsteht, daß der Betrachter von unten nach oben blickt, während acht rautenförmige Felder eine große rippeiiartige Struktur bilden, die statisch keinerlei Funktion besitzt.

Diese Rippen enthalten in den Lünettenkappcn mythologische Szenen, acht Medaillons mit römischen Kaisern, geradlinige und kreisförmige Girlanden und Urnen im Stil der Antike.

Einige Kunsthistoriker sehen in dieser komplexen Darstellung das Beispiel einer antiken Bautypologie (möglicherweise die römische Domus oder eine Art Sonnentempcl), die Alberti in jenen Jahren in seiner Abhandlung über die Architektur untersuchte.

Die beiden im Schatten liegenden Wände sind mit Tapisserien aus einfarbig damassiertem Leder bezogen, während die beiden anderen durch das schräg einfallende Licht wunderschön beleuchtet sind. An der Westwand teilen Pfeiler mit reichverziertem Kandelaberschaft den mit Figurendarstellungen bedeckten Raum in drei Bildfelder, wo Mantegna den Szenen bewußt eine unterschiedliche perspektivische Tiefe verliehen hat.

Die Personen im Vordergrund drängen sich auf engem Raum, da sie von unten betrachtet werden sollen. Ihre Volumina vergrößern sich demnach aufgrund der natürlichen perspektivischen Verkürzung, wobei Mantegna die Komposition auf der deutlichen Zunahme dieser Volumina und durch die Gegenüberstellung großer Massen aufbaut.

Auch die hellen Landschaften im Hintergrund sind ein Ergebnis dieser scheinbaren Nicht-Perspektive. So erscheinen an der Westwand, der sogenannten Partie dell'Inamtro, antike Bauten, die im Vergleich zu ihrer realen Entfernung nicht maßstabsgerecht sind, aufgrund ihrer formalen Größe und Bedeutung jedoch stark vergrößert wirken, damit sie vom Betrachter gut erfaßt werden, wie die Statue auf dem großen Altar im rechten Bildfeld deutlich macht.

Dieser kolossalen Figur liegt ebenfalls eine Betrachtungsweise zugrunde, die nicht von mathematischen Voraussetzungen ausgeht, wie sie sich etwa Pie-ro della Francesca mit großer Meisterschaft zu eigen gemacht hat. Mantegna geht einen alternativen Weg, der nicht mit der in der Renaissance gelehrten Perspektive kontrastiert, sondern im Gegenteil das Studium der gleichen Mechanismen offenbart, nur aus einem anderen Blickwinkel heraus.

Der Künstler gelangt hier zu einem Konzept, das dann im Cinquecento und in späteren Jahrhunderten zu Lösungen in der malerischen Darstellung führt, die nicht nur streng "mathematisch" ist, sondern auch die Tongebung miteinbezieht.

Die Szene an der Wand, in der sich in der Mitte eine Tür öfffnet, spielt sich in einem Außenraum ab; im Vordergrund rechts, neben dem Pfeiler und der Tür, der Markgraf Ludovico mit seinem Sohn, Kardinal Francesco, während die im äußersten rechten Bildteil isoliert stehenden Personen im Gespräch König Christian I. von Dänemark, Kaiser Friedrich III. und Prinz Federico, den späteren Markgrafen von Mantua, darstellen.

Links erscheinen Höflinge, ferner Hunde und Pferde, am Hof der Gonzaga besonders bevorzugte Tiere.

Die Inschrift über der Tür mit einer Widmung an das Werk, das von Mantegna selbst als "fein" bezeichnet wurde, wird von anmutigen Putten getragen, die auch oben am Rundfenster keck über die Brüstung schauen. In der Figur hinter dem Markgrafen Ludovico wollen einige Kunsthistorisker ein Selbstbildnis Mantegnas erkannt haben.

An der Nordwand, über dem Kamin, sind der Markgraf Ludovico Ganwga und seine Gemahlin Barbara (nahebei steht eine Liliputanerin) porträtiert, umgeben von Familienmitgliedern und Höflingen, die den Inhalt eines Briefes studieren.

Im Hintergrund wunderschöne Drapierungen mit vergoldetem Rankenwerk, oben blauer Himmel mit dahinziehenden Wolken und Früchtekränzen. Im Mittelfeld, hinter dem sitzenden Markgrafenpaar, steht eine mit farbigen Intarsien verzierte, marmorne Gedächtniskapelle, die oben mit antiken Stirnziegeln abschließt; die Dekoration steht in engem Zusammenhang mit den Ornamenten, die Leon Battista Alberti am Tempelchen der Rucellai-Kapelle in Florenz verwendete.

Ein Zeichen dafür, daß zwischen Mantegna und Alberti ein lebendiger Gedankenaustausch stattfand.

WOHNUNG DES HERZOGS LUDOVICO II, UND DER ISABELLA D'ESTE
Man betritt nun die Zimmerflucht, die Ludovico II. (er regierte von 1444 bis 1478) als Residenz für sich und seine Gemahlin Barbara von Brandenburg ab 1459 erneuern ließ, als der Markgraf begann, das Schloß radikal umzubauen.

Diese Räume wurden später auch von Isabella d'Este, der Gemahlin des Markgrafen Francesco II. (von 1484 bis 1519 Signore der Stadt), bis 1523 bewohnt, als die Markgräfin in die "Gorte Vecchia" umzog, wo sie sich eine neue Wohnung einrichten ließ.

In der Sala dei Soli (der Name rührt von der Deckendekoration her) ist von der Einrichtung des 15. Jahrhunderts nur der schöne Kamin im Stil Fancellis und Mantegnas erhalten, da der Raum später von Giulio Romano und anschließend von Bertani umgestaltet wurde.

Durch die Sala delle Cimchiglie (oder Sala delk Cappe) mit Meeresdekorationen und Grotesken des ausgehenden 16. Jahrhunderts gelangt man über eine absteigende Rampe zur Grotta di Isabella, ein kostbar gestaltetes Arbeitszimmer, das zwischen 1490, als der Markgraf seinen Einzug in der Stadt hielt, und 1507 eingerichtet wurde.

Beachtung verdient die wunderschöne vergoldete, holzgeschnitzte Decke (1506-1508) mit Episoden aus dem Leben der Markgräfin.

Man geht zur Sala delle Armi zurück, die nach den Waffen benannt ist, mit denen Giulio Romano 1531 die Wände bemalte. Der Raum grenzt an die Privatkapelle Herzog Guglielmos, die Bertani aus einem vorhandenen Raum geschaffen hatte (von daher der asymmetrische Grundriß).

NEUE GEMÄCHER DER ISABELLA D'ESTE "CORTE VECCHIA"
Geht man den Corridoio del Bertani zurück, der das Gastello und die Corte Nuova mit der Corte Vecchia verbindet, hat man im Erdgeschoß Zutritt zur Wohnung der Isabella, wo die Mark gräfin 1519 ihr Mobiliar und ihre Sekretäre überstellen ließ.

Die Zimmer gruppieren sich um den 1522 fertiggestellten rechteckigen Geheimgarten, umgeben von einer hohen Rückwand sowie freistehenden Säulen und Wandsäulen, die im Norden in Abständen mit Nischen (früher mit Statuen) ausgestattet sind.

Im Fries verläuft eine lateinische Inschrift mit folgendem Wortlaut: "Erbaut von Isabelle d'Este, Nichte der Könige von Aragon, Tochter und Schwester der Herzöge von Fer rara, Gemahlin und Mutter der Herzöge von Mantua Anno 1522 nach Christus".

Wasserspiele und Fresken rundeten die Ausstattung dieses kleinen privaten Hofes ab, dessen ionische Säulen mit Gebälk und nach Vitruv'schen Regeln gebauten Sockeln lange Zeit Giovan Battista Bertani zugeschrieben wurden, der sich eingehend mit den Formen der ionischen Ordnung befaßt hatte.

Die Entdeckung der Friesinschrift mit dem Datum "1522" ließ jedoch vermuten, daß es sich um einen vor der Ankunft von Giulio Romano in Mantua entstandenen Entwurf von Giovan Battista Covo handelte, einem Künstler, der am Hof der Gonzaga eine wichtige Rolle spielte.

Später Gehilfe Giulios im Dom San Pietro und mit Sicherheit an den Arbeiten in diesem Palastflügel beteiligt war (die Frage ist nur, ob Covo, der in Urkunden immer als "Bauleiter" bezeichnet wird, tatsächlich in der Lage war, diese wunderschöne ionische Ordnung zu verwirklichen, die so kompliziert und unklar war, daß Bertani Jahre später um die Verfassung einer Abhandlung gebeten wurde).

Möglicherweise wurde die Inschrift auch erst nach jenem Jahr "1522" angebracht, da für die Ausführung dieser Sockel gute theoretische Baukenntnisse erforderlich waren, womit eine ähnliche Diskussion entstand wie im Zusammenhang mit den Studien Bertanis über sein eigenes Wohnhaus.

SALA DELLA SCALCHERIA ODER SALA DEL LEONTIRITNO
Der Saal, auch Camera, Grande oder Scalcheria genannt, ist mit Jagdszenen ausgeschmückt, die von 1520 bis 1523 von Lorenzo Leon bruno ausgeführt wurden.

Die Lünetten malte er mit Landschaften aus, während das zentrale Deckentondo, das mit den herabblickenden Figuren an die Camera degli Sposi von Mantegna erinnert, von Medaillen und Grotesken umgeben ist. In diesem Raum befand sich einst eine antike Büste der Faustina (Nr. 6749), die nach Meinung einiger Kunstkritiker Mantegna gehörte, der sie dann an Isabella verkauft haben soll.

Heute hält man die Büste eher für ein "mittelmäßiges Werk", für das die Markgräfin dem Maler den bekanntlich sehr hohen Preis sicher nicht bezahlt hat.

STUDIOLO
Es handelt sich um ein kleines, an Renaissancehöfen typisches Privatgemach mit wunderschöner holgeschnitzter und vergoldeter Decke, das zur gleichen Zeit wie die benachbarte (1933 wiederhergestellte) "Grotta" ausgeführt wurde.

Die Holzverkleidung der Wände wird durch extrem flache Säulen mit verziertem Schaft gegliedert, wie es dem Geschmack des 15. Jahrhunderts entsprach.

Die Zwischenräume der Säulen enthielten einst Gemälde von Mantegna, Lorenzo Costa il Vecchio und Perugino, die sich heute alle im Louvre befinden.

Die wertvolle Raumausstattung wurde durch die Majolikafliesen des Fußbodens noch hervorgehoben (einige dieser Fliesen sind in einer Vitrine im angrenzenden Gang ausgestellt). Zu dem kostbaren Mobiliar, das die Markgräfin hier aufstellen ließ, gehörten Marmortischchen, Elfenbeinstühle, Gegenstände aus Alabaster und antike Skulpturen.

LA GROTTA
Durch ein von Giancristoforo Romano oder von Tullio Lombardo geschaffenes skulptiertes Marmorportal (mit schönen Tondi) betritt man die sogenannte Grotta, deren kostbare Ausstattung kaum noch zu übertreffen war.

Der Raum inspiriert sich am Vorbild der "Grotta", die zuvor im Auftrag der Markgräfin im Castello di San Giorgio eingerichtet worden war, mit erhöhtem, pavillonartigem Tonnengewölbe und Kassetten und wunderschöner Holztäfelung an den Wänden.

Die Paneele zeigen architektonische Veduten, Wappensprüche aus der Zeit Isabellas, Musikinstrumente sowie die Noten des Liedes "prena sur moi'' und das Motto "nec spe nee metu'' (ohne Furcht und Hoffnung), ferner verschiedene Symbole wie die Ziffer XVII, Alpha und Omega, Spielkarten und einen Leuchter mit nicht angezündeter Kerze.

Nur sechs dieser Paneele, die 1506 von den Brüdern Mola geschaffen wurden, sind original, von denen zwei Stadtlandschaften des 15. Jahrhunderts mit Genreszenen (Fischer, Fährmänner) darstellen.

Aus dem Jahr 1522 stammt hingegen die goldblaue Spitzgewölbedecke. Die vertäfelten Schränke und Nischen enthielten rund eintausens-echshundert antike Raritäten und Wertgegenstände aus der Privatsammlung der Markgräfin.

Von hier erreicht man die Piazza di Santa Barbara, wo die gleichnamige Basilika steht. Durch den Conidoio M Bertani (oder Corridoio di Santa Barbara) gelangt man zu einem kleinen Platz, der 1582 von Bernardino Fac-ciotto und 1720 noch einmal von Paolo Pozzo angelegt wurde.

BASILIKA PALATINA DI SANTA BARBARA
Im Rahmen des Baus verschiedener Kapellen für den Palazzo Ducale Mitte des 16. Jahrhunderts existieren Berichte über die Fertigstellung einer Kapelle neben der herzoglichen Wohnung im Castello di San Giorgio durch Bertani im Juli 1561, (sog. Cappella del Bertani); und wenige Monate später ist von den Arbeiten des wesentlich umfangreicheren Komplexes Santa Barbara die Rede, der als Palastkirche für Gottesdienste im Rahmen des Hofzeremoniells und für hochstehende Persönlichkeiten dienen sollte.

Damals wurde dieser Trakt von der kleinen Kirche Santa Croce, einer Reihe von Wohnhäusern und Räumen eingenommen, die, wie dies an den Höfen der zweiten Hälfte des Cinquecento typisch war, für Ballspiele benutzt wurden.

Die erste Bauphase der Basilika Santa Barbara, in der es nicht selten zu starken Spannungen zwischen Herzog Guglielmo und dem Architekten kam, schloß 1567 mit der Errichtung des Glockenturms ab.

1569 begann eine neue Phase der Bauarbeiten, die eine Verlängerung der bereits bestehenden Kirche vorsahen, insofern als die auf der Grundlage eines griechischen Kreuzes geplante Kirche nach den neuen Bestimmungen des Trienter Konzils, die das Langhaus vorschrieben, nicht mehr angemessen war.

Man betritt den Komplex durch ein elegantes Baldachinportal mit drei Lisenenbögen, dessen rhythmischer Verlauf sich auch an den Seiten fortsetzt und so eine Art durchgehende horizontale Ansicht entstehen läßt.

Links erhebt sich der freistehende und zugleich in diesen "Portikus" einbezogene Kampanile mit einer Bekrönung in Form einer runden Ädikula.

Der Standort des Kampanile, der nicht unmittelbar an den Baukörper der Kirche grenzt, veranlaßte einige Kunsthistoriker zu der Annahme, daß sich Bertani irgendwie am Beispiel der von Antonio da Sangallo il Vecchio geschaffenen Kirche San Biagio in Montepulciano inspiriert hat und daß auch für die Basilika in Mantua möglicherweise ursprünglich links ein Zwillingsturm vorgesehen war.

Das außergewöhnliche Innere des Gebäudes rührt von dem später angebauten, erhöhten Presbyterium her, das durch ein Gitter des 18. Jahrhunderts abgetrennt wird.

Dieser Anbau, motiviert durch Auflagen der Gegenreformation, führte zu einer völligen Umkehrung der Raumkomposition der ursprünglichen Kirche, die vier symmetrische Seiten mit großer zentraler Kuppel aufwies.

Die heutige Kirche ist mit einer zweiten Kuppel am Ende des Kirchenschiffes ausgestattet, unter der sich der Hochaltar befindet und auch die Katafalke der Herzöge aufgestellt wurden.

Die um 1572 gebauten Seitenaltäre zeigen Werke von Künstlern aus Mantua, insbesondere von Lorenzo Costa il Giovane, wie zum Beispiel rechts die Taufe Konstantins und links das Martyrium des hl. Hadrian.

Aus der Reihe der weniger bekannten Altäre sind erwähnenswert: Die Schlüsselübergabe von Luigi Costa und die Darstellung der Magdalena von Andreasino; in der Apsis das Martyrium der M. Barbara von Domenico Brusasord (1516-1567).

Bertani wird fast sicher auch der Flügel mit dem Pfarrhaus von Santa Barbara zugeschrieben (der ursprüngliche Entwurf sah zwei weitere Flügel vor); die Pläne stammen aus dem Jahr 1575, die Arbeiten kamen jedoch erst nach der Pest, von der Mantua 1587 heimgesucht wurde, durch Pompeo Pedemonte zur Ausführung.