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Mantova Rundgänge durch Mantova

 

 

 

 

 

 

     
     
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  6. Strecke  
     

6. STRECKE: Von Mantua in Richtung auf Modena Bosco Virgiliano — Pietole — San Benedetto Po — Gonzaga

Verlassen wir Mantua durch die Porta Cerese, kommen wir zunächst in den »Bosco Virgiliano« (den Wald Vergils) und dann nach Pietole, einst Andes, den Geburtsort des großen römischen Dichters. Jenseits des Po gelangen wir nach SAN BENEDETTO PO, einer Siedlung, die man wirtschaftlich als recht blühend bezeichnen kann, die aber vor allem wegen ihrer Benediktiner-Abtei berühmt ist.

Dabei handelt es sich um einen geschichsträchtigen Baukomplex, der vermutlich schon um das 10. bis 11. Jahrhundert entstand und auch als Abtei von Polirone bezeichnet wurde. Die Benediktiner wählten für dieses Stift eine Gegend, die von Natur aus durch zwei Flüsse, nämlich den Po und den Lirone (daher Polirone) geschützt war.

Das Gotteshaus gewann unter dem Einfluß der Familie Canossa an Bedeutung (die Gräfin Mathilde wollte hier begraben werden), und so wuchs auch der Gebäudekomplex. Wo einst nur eine bescheidene Kapelle stand, reihte sich Baukörper an Baukörper, stets der jeweiligen Stilrichtung folgend, von der Romanik zur Gotik und schließlich zur Renaissance. An diesen Komplex legte auch der Architekt Giulio Romano Hand an, vor allem zum Zweck der Umgestaltung, und auch im 17. Jahrhundert wurden noch Modernisierungen und Erweiterungen vorgenommen.

Die einst so schlichte romanische Benediktinerabtei, die in ganz Italien Berühmtheit erlangt hat, wurde wohl umgewandelt, dafür aber auch mit geschichtlich gültigen und künstlerisch bedeutsamen Werken bereichert. Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts der Orden aufgelöst wurde, stellte man nicht nur alle Arbeiten ein, sondern ließ auch den gesamten Komplex verfallen. Von den wichtigsten Baukörpern sind heute noch zu sehen: die Basilika, die Kreuzgänge von San Simeone, San Benedetto, degli Abati und die Sakristei.

Der Basilika ist in der Fassade und vor allem im unteren Teil, wo der schlichte klassische Baustil vorherrscht, die Hand Giulio Romanos anzumerken, während der obere Teil aus deren regelmäßige Trassierung und Anordnung an die urbanistischen Vorbilder des alten Rom erinnert. Daraus ergab sich eine Mischung von Bollwerk und Herrschaftssitz, eine Residenzstadt, wie man sie mit Vorliebe nannte, vor allem aber ein rationelles Gebilde, das man als Symbol einer bis ins letzte Detail durchdachten und harmonisch aufgebauten Stadt hinstellen wollte.

Unter diesem Aspekt zeugt Sabbioneta von der starken Persönlichkeit ihres Schöpfers Vespasiano Gonzaga, der selbst der geistige Urheber war und auch die Bautätigkeit persönlich lenkte. Man erreicht die Stadt durch zwei Tore: Porta Imperiale und Porta della Vittoria. Dieses letztgenannte Tor wurde 1 560 erbaut. Man beachte den Kontrast der Farben: weißer Marmor umrahmt den Bogen in deutlichem Gegensatz zum Ziegelmauerwerk.

Erst etwa zwanzig Jahre später entstand das Kaisertor oder Porta Imperiale. Dieses Tor ist zur Gänze mit weißem Marmor verkleidet und im unteren Teil in drei Bögen gegliedert, von denen der mittlere der größte ist: darüber ein Tympanon nach klassischem Vorbild. Mittelpunkt des Städtchens ist der einzige Herzogsplatz, heute nach Garibaldi benannt.

Auf ihn schauen mehrere Gebäude hernieder: — die Pfarrkirche aus dem 16. Jahrhundert, in deren einschiffigem Inneren die Sakramentskapelle mit einer originalen, mit Fenstern durchsetzten Kuppel zu sehen ist, ein Werk von Antonio Bibiena aus dem 18. Jahrhundert; — der Herzogspalast, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fertiggestellt wurde und architektonisch eher schlicht wirkt.

Den unteren Teil der Fassade lockern fünf Bögen auf, deren Natursteinumrahmung nicht allzu schwer wirkt. Im oberen Teil sind fünf Fenster ausgespart, und den Abschluß bildet ein ausgeprägter Dachvorsprung in Form eines Mauerkranzes. Im Inneren des Palastes bestand einmal ein ganzer Zyklus beachtenswerter Dekore, aber davon ist nur ein Teil erhalten geblieben.

Sehenswert sind besonders die Verzierungen im sogenannten Saal der Vorfahren (Sala degli Antenati), in dem außer den Bildnissen von Persönlichkeiten aus dem Hause Gonzaga auch römische Gestalten, mythologische Szenen und einige besonders hübsche Landschaften prangen. In den übrigen Gemächern befinden sich noch einige Überreste von Fresken, doch wird der Blick vor allem von den feinberarbeiteten Holzdecken angezogen. Hinter dem Herzogspalast steht die Kirche der »Incoronata«, also der gekrönten Gottesmutter. Eigentlich war das die Kapelle des Herzogs, von 1586 bis 1588 erbaut.

Sie erscheint außen schmucklos, mit einem durch drei Torbögen begrenzten Vorhof; betont ist das Himmelstrebende durch die vorwiegend senkrechte Linienführung. In den in besonders warmen Farbtönen gehaltenen Backsteinflächen sind einfache Doppelfenster ausgespart, und darüber eine Loggienreihe, die ein weitauslandendes Vordach verdeckt.

Diese stark ausgeprägten Maueröffnungen bewirken ein lebhaftes Spiel von Hell und Dunkel, das die Fassade bewegt, ohne ihre Struktur zu verändern. Das Innere mit seinem achteckigen Grundriß, auf den sich übrigens schon von außen schließen läßt, ist vielgestaltiger und auffälliger: die zahlreichen Kapellen, die rundherum angeordnet sind, und die darüberliegenden Loggien bringen viel Bewegung hinein.

In dieser Gebetsstätte wurde nach seinem Willen Vespasian Gonzaga bestattet, die Grabstätte gestaltete gegen Ende des 16. Jahrhunderts G.B. della Porta. Die Bronzestatue des Herzogs ist hingegen ein stattliches Werk von Leone Leoni. Schlagen wir von dem nach Garibaldi benannten Platz ausgehend die Via del Teatro ein, so erreichen wir das Olympische Theater. Dieses architektonisch gelungene Gebäude ist ein Werk von Vincenzo Scamozzi.

Besonders beachtenswert ist das Innere wegen der vom Künstler getroffenen originellen Lösung. An die Rückwand ist eine halbkreisförmige hölzerne Stufenreihe angebaut, und darüber ruht auf Säulen ein formschöner Loggiengang, den zwölf Standbilder zieren. Die Logen waren während der Aufführungen der Familie Gonzaga vorbehalten. Empfindliche Eingriffe erfuhr allerdings die Bühne, deren ursprünglicher Aufbau ganz verändert ist. Vom Theater aus kommen wir durch die Via Vespasiano zum Gartenpalast und zu dem sogenannten Corridor Grande, dessen Galerie (Galleria degli antichi) eben zu dem Gartenpalast führt.

Diese Komplexe sind gewollt monumental gestaltet, die Großspurigkeit der architektonischen Aussage ist für das ausgehende 16. Jahrhundert irgendwie bezeichnend. Der Gartenpalast war eigentlich die Landresidenz der Familie Gonzaga, auch wenn sie innerhalb der Stadtmauern lag. Das Äußere ist schlicht und schumcklos, während die reiche Gestaltung des Inneren und die Schönheit der Dekore von dem Wunsch dieser Herren zeugen, Kunst und Kultur stets zu fördern.

Das Landhaus war auch mit der Burg verbunden, die heute nicht mehr besteht: das war die eigentliche Residenz der Gonzaga. Von den einzelnen Gemächern der Villa, die, wie schon gesagt, eine Vielfalt von Dekoren aufweisen, wollen wir das Kabinett der Venus und das Kabinett der Grazien erwähnen, die Meister Fornaretto mit ihren Gewölben irgendwie grotesk gestaltet hat.

Dann ist da der Spiegelsaal, ausgemalt von Bernardino Campi mit einigen Szenen verschiedener Sujets, wie die Einschiffung, die Jagd, der Spaziergang und das Landleben; diese Gemälde sind durchaus fein und ansprechend. Im Saal des Äneas sind mit großer Kunstfertigkeit Episoden aus Vergils Äneis dargestellt. Die Galerie der Antiken ist ein langgestreckter Salon im Inneren des Corridor Grande.

Unter der schmucken Holzdecke sind die Wände ganzflächig mit Fresken geschmückt. In diesem Raum verteilte Vespasiano Gonzaga seine reiche Sammlung von Standbildern und archäologischen Fundstücken.