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Mantova Rundgänge durch Mantova

 

 

 

 

 

 

     
Mantova
  Rundgang 2  
     


Piazza Sordello
Der Herzogspalast Castello S. Giorgio

Nach Piazza Broletto gelangen wir durch einen Torbogen, Arco di S. Pietro genannt, auf den prächtigen Platz PIAZZA SORDELLO. Er war dank der Gebäude, die ihn umgrenzen, für lange Zeit der Mittelpunkt des politischen, kulturellen und religiösen Lebens von Mantua.

Denn gerade hier ließen die ersten Herren der Stadt, die Bonacolsi, ihre Residenzen erbauen und fügten sie in das mittelalterliche Stadtgefüge ein. Später zogen die Gonzaga, die als Herren der Stadt den Bonacolsi nachrückten, in diese Paläste ein, erweiterten sie und machten schließlich den Herzogspalast daraus, der Jahrhunderte lang das Wahrzeichen ihrer politischen Macht gewesen ist.

Und es war gerade dieses erfolgreiche Adelsgeschlecht, das den Aufbau der Piazza Sordello in seiner heutigen Gestaltung erdachte. Im ausgehenden 15. Jahrhundert wurde nämlich das gesamte Stadtgefüge weitgehend modernisiert, den Erfordernissen einer wachsenden und immer stärker belebten Standt entsprechend. Mittelalterliche Häuser wurden geschleift, enge Gassen beseitigt, um einen Raum zu schaffen, der sicherlich den neuen Ansprüchen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens entsprach.

Es liegt auf der Hand, daß diese großangelegte Tätigkeit zur Erneuerung und Erweiterung der Räume innerhalb der Stadt auch dem Haus Gonzaga selbst zu größerem Ruhm verhalf, das hier auf diesem Platz seine Macht ausübte und ihn zum geistigen Mittelpunkt seiner Politik werden ließ.

Betrachten wir nun die Gebäude und sonstigen Kunstdenkmäler, die Piazza Sordello umgrenzen. Nebenbei sei bemerkt, daß der Name des Platzes von dem Mantuaner Dichter Sordello stammt, der ein Poem in provenzalischer Sprache mit der Bezeichnung »Tresor« schrieb und es dann auch in das »volgare«, d.h. in die Volkssprache, übersetzte und als »Tesoretto« bezeichnete. Diesen Dichter Sordello erwähnt übrigens Dante in seiner Göttlichen Komödie.

Auf der linken Seite des Platzes sind die mittelalterlichen Häuser der Familien Acerbi und Bonacolsi zu sehen. Das Haus dieser letzteren stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist schön mit Zinnen besetzt. Die Backsteinfassade ist durch eine ebenso schlichte wie ansprechende Reihe von Fenstern aufgelockert. Heute ist dieses Haus unter der Bezeichnung »Palazzo dei Castiglioni« bekannt, weil hier die Adelsfamilie wohnte, welcher der berühmte Baldassarre Castiglione entsprang.

Er war Mantuaner Ursprungs (genau genommen von Casatico) und gehörte dem Literatenkreis an, der im 16. Jahrhundert in Mantua wie auch an anderen Höfen Italiens wirkte. Seiner Kultur und seiner langjährigen Erfahrung im höfischen Leben entsprang das Werk »II cortegiano«, ein Buch, in dem er das Idealbild des wahren Courtisans und der echten Hofdame zeichnet, also der Leute, die in Herrscherhäusern leben und wirken.

Dabei vereinigt Castiglione in diesen Idealgestalten alle die besten und edelsten Eigenschaften des Menschen in der Renaissancezeit, und das war auch der Grund, daß sein Buch größte Berühmtheit erlangte und zu einem vollen Erfolg wurde, da es einfach repräsentativ für eine ganze Epoche und ihre Denkweise war.

Im Archiv des Palastes wird auch das Manuskript des Buchs von Castigl'one verwahrt. Gleich nach dem Haus der Bonacolsi stoßen wir auf die barocke BISCHÖFLICHE RESIDENZ, die ein bißchen im Gegensatz zu dem architektonischen Gesamtbild des Platzes steht.

Am Ende des Platzes erhebt sich die mächtige Fassade des DOMES. Der Baubeginn reicht in die ersten Jahre des 12. Jahrhunderts zurück, und deshalb war die Bauform durch die Schlichtheit des romanischen Stils gekennzeichnet.

Allerdings ist davon heute — von den Ansichten auf alten Drucken abgesehen — nur mehr der Glockenturm und die rechte Seitenmauer übriggeblieben. Der derzeitige Bau entsprang hingegen einem Plan des Architekten Giulio Romano, und die Fassade wurde erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Nicolö Baschiera vollendet, anstelle der alten gotischen, die schon seit geraumer Zeit baufällig gewesen war.

Das vom stilistischen Standpunkt aus nicht eben glänzende Ergebnis stört ein wenig in der mittelalterlichen Umgebung, zu der im allgemeinen die übrigen Gebäude auf diesem Platz gut passen. Betrachten wir nun etwas aufmerksamer das Projekt von Giulio Romano.

Wir befinden uns bereits nächst der Mitte des 16. Jahrhunderts, die künstlerischen Ansprüche und die architektonischen Lösungen, die bis dahin vorgeherrscht hatten, sind von Grund auf gewandelt.

Die klassischen Formen, die das ganze Kunstschaffen in der Renaissancezeit beeinflußten, sind ebenso belastet wie belebt durch stärkere Kontraste und ein eindringliches Spiel von Hell und Dunkel, nahezu als ein Zeichen gequälterer Geistigkeit, jedenfalls aber weit entfernt von der unbeschwerten Harmonie und dem Vollkommenheitsbestreben, an das die Menschen des 15. und 16. Jahrhunderts noch irgendwie glaubten. Diese neue, bohrende Unrast, diese geistige Krise ist auch der architektonischen Linienführung abzulesen, in der sich viele Künstler der damaligen Zeit versuchten.

Ein besonders deutliches Beispiel dafür ist das Innere des Domes. Denn da entsteht trotz der klassischen Linienführung und der Beibehaltung des Grundschemas der frühchrislichen Basiliken ein ganz neuer Eindruck. Das Kircheninnere ist nämlich in fünf Schiffe unterteilt, aber darüberhinaus vermitteln die Seitenkapellen den Eindruck, daß beiderseits noch zwei kleinere Kirchenschiffe dazugebaut wurden. Infolgedessen erscheint der Raum immer wieder aufgeteilt, er verliert sich in einer fortwährenden Folge verkleinerter Perspektiven. Beeindruckend ist aber doch die Gesamtansicht, sie berührt einen mit einer gewissen Feierlichkeit und den vielen Schnittpunkten der architektonischen Linien mit ihrem Licht- und Schattenspiel.

Was die Einzelheiten dieses prunkvollen Kircheninneren anbelgant, beachte man vor allem die schmucken Decken (zum Teil Kassetten-, dann wieder Tonnengewölbe), und dann das reichhaltige Dekor der Seitenwände. Ansehnliche Gemälde und Skulpturen bereichern das Gotteshaus und lassen es zu einer wahren Kunstgalerie werden. Unter anderem wollen wir erwähnen:

— die Kapelle der gekrönten Gottesmutter (15. Jahrhundert), ein stattliches Werk von Luca Fancelli. Obwohl das ursprüngliche Aussehen durch spätere Umgestaltungen zum Teil verändert wurde, ist die formschöne, harmonische architektonische Struktur erhalten geblieben;

- schöne Fresken aus dem 13. Jahrhundert (darunter eine beachtenswerte Kreuzigung) schmücken die Decke der dritten rechtsseitigen Kapelle;

— im Schmuck der übrigen Kapellen und des Querschiffs finden wir Werke von Bazzani, Brusasorci, Andreasino, Bedoli und Domenico Fetti: von letzterem ist besonders das riesige Fresko in der Apsis zu beachten;

— schön sind auch die Wandteppiche der Familie Gonzaga. Auf der rechten Seite der Piazza Sordello erhebt sich schließlich die Fassade des großartigen Herzogspalastes vor uns.

DER HERZOGSPALAST
Es handelt sich eigentlich nicht so sehr um einen Palast, als vielmehr um einen vielgegliederten Komplex von Gebäuden und freien Flächen, die im Lauf der Jahrhunderte entstanden sind und in ihrer Gesamtheit in Bezug auf Größenordnung und Schönheit etwas wahrhaft Königliches darstellen. Eine einzelgehende Kenntnis dieses Gebäudekomplexes erfordert viel Zeit, und auch wenn man sich nur auf die geschichtlich und künstlerisch bedeutsamsten Teile beschränken wollte, so würde man doch einige Stunden in diesen Räumen verweilen müssen.

Denn es ist, als besichtigte man eine kleine Stadt für sich innerhalb der übergeordneten größeren Stadt, so weitläufig ist sie, und in dieser Hinsicht kann man sie als etwas Einzigartiges in Italien bezeichnen.

Der Herzogspalast vermittelt dem Besucher erst einen richtigen Begriff von der Macht, welche die Familie Gonzaga erreicht hatte, und die Erkenntnis, wie Kunst und Kultur an diesem Hofe den idealen Nährboden fanden, um sich bestmöglich zu entfalten.

Die Gebäude auf der Piazza Sordello, die jetzt als Herzogspalast bekannt sind, waren einst die Häuser der Familie Bonacolsi, also der Herren, die — wie wir schon zu erwähnen Gelegenheit hatten - von 1273 bis 1328 in Mantua regierten. Tatsächlich sind die Bauten einander sehr ähnlich, die auf der rechten Seite des Platzes gleichen denen auf der linken: alle zinnenbewehrt und mit Laubengängen im Erdgeschoß.

Die Backsteinfassaden zieren schmucke Zweibogenfenster. In ferner Vergangenheit waren sie als »Palazzo del Capitano del Pooolo« und als »Domus Magna« bekannt, deutsch etwa: »Residenz des Stadthauptmanns « und »Großes Haus«. Als dann 1328 die Gonzaga das Geschlecht der Bonacolsi in der Herrschaft ablösten, besetzten sie auch ihre Häuser und wohnten lange Zeit darin, bis sie selbst Architekten mit der Umgestaltung und Erweiterung ihrer Residenzen beauftragten.

Unsere Besichtigung geht durch zahlreiche Gemächer, die alle mit romanischen Zahlen gekennzeichnet sind. Jedes einzelne der Gruppen davon tragen auch besondere Namen, die gewöhnlich entweder von den Dekoren oder von den Namen der einstingen Bewohner herrühren.

Wir möchten hier kein endloses, vielleicht auch langweiliges Verzeichnis von Bezeichnungen aufstellen, aber es erscheint zweckmäßig, einen guten Teil derselben zu nennen, sei es wegen des architektonischen oder dekorativen Wertes der Räume, sei es wegen der Ereignisse, an die ihre Namen geknüpft sind.

Fürstensaal (Sala dei Principi): er wird so genannt wegen der Bildnisse der verschiedenen Herrscher aus dem Hause Gonzaga, aber besser bekannt ist er sicherlich unter der Bezeichnung Sala del Pisanello , weil hier in neuerer Zeit Fresken von dem bekannten Meister entdeckt worden sind (1969). Diese würden eine gründliche, einzelgehende Behandlung verdienen, weil sie kunsthistorisch von großer Bedeutung sind.

Wir können aber auch nur kurz sagen, daß es sich um einen Bilderzyklus der ersten Jahre des 15. Jahrhunderts handelt, mit Sujets aus der Ritterzeit und besonders über den Sagenkreis des Königs Artus. Ritter, Pferde, Damen und Waffen werden hier in eine Schilderung einbezogen, welche die Erinnerung an ferne Zeiten wachruft.

Ein starker Eindruck geht von den Gestalten aus, die da handeln, sich bewegen, kämpfen, blutige Duelle und Turniere austragen: dennoch scheinen sie in eine imaginäre Welt ohne wahre Geschichte, in das Abstrakte versetzt. Denn der kompakte Hintergrund jenseits der Gestalten ist weder Luft noch Himmel: so treten sie gewissermaßen
aus den Grenzen des Raumes und der Zeit hervor, oder sie bewegen sich in einer Welt, deren Alter sich kaum angeben läßt.

Pisanello war sozusagen der Bühnenbildner dieser alten Sagenwelt, dieses höfischen und ritterlichen Lebens, das sich eben nur mehr in phantastischer Verklärung schildern ließ, wenn schon mit etwas Wehmut oder mit der Gelassenheit, mit der man Schönes betrachtet, das nicht wiederkehren kann. Deshalb wird die Malweise Pisanellos da und dort auch lyrisch.

Sie steht am Gipfelpunkt des spätgotischen Kunstschaffens und greift dessen Themen und Anliegen wieder auf: daher die weitgehende Stilisierung, die Raffiniertheit, die in seinen Werken auffällt.

Schon damals, aber vor allem in seiner allerletzten Schaffenszeit, brechen auch bei Pisanello humanistische Tendenzen durch, sie äußern sich in dem immer stärkeren Interesse für konkrete Dinge und Menschen, in dem weiter ausholenden Strichzung und im Zusammenhang der Schilderungen.

Die Fresken in diesem Saal, die — wie schon gesagt — erst in jüngster Zeit entdeckt wurden, waren lange nicht mehr zu sehen gewesen, weil der Einsturz der Decke auch an den Seitenwänden schwere Schäden angerichtet hatte.

Nach dem Saal der Fürsten gelangen wir in die Gemächer der Guastalla; das sind sechs Zimmer des alten Sitzes des Landeshauptmanns, gleich hinter dem «Flur des Passerino» (nach dem Namen eines Mitglieds der Familie Bonacolsi ).

Diese Gemächer dienten der Fürstin Isabella von Guastalla als Residenz und wurden zwischen dem ausgehenden 16. Jahrhundert und den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts von Meister Viani gestaltet. In diesem ganzen Gebäudeabschnitt finden wir oft Spuren alter Freskomalereien aus dem 14. Jahrhundert, die einst zu dem Bildschmuck der Bonacolsi-Häuser gehörten.

Die Galleria Nuova hat architektonisch Viani gestaltet. Es befinden sich darin zahlreiche Gemälde, die einst auf den ganzen Palast verteilt waren. Durchschreiten wir einige weitere Räume, so gelangen wir in den Trakt der Wandteppiche (Appartamento degli Arazzi) mit seiner künstlerisch wirklich wertvollen Sammlung gewobener Bilder. Die Wandteppiche (im ganzen neun) wurden nach Zeichnungen von Raffaello Sanzio (Raphael) ausgeführt und zählen zu den ersten Nachbildungen. Sujets sind Episoden aus dem Leben der Heiligen Petrus und Paulus. Der Trakt der Wandteppiche (einst als »grüne Wohnung« bezeichnet und ebenfalls vom Architekten Viani neugestaltet) erhielt sein derzeitiges Aussehen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von dem Künstler Paolo Pozzo im Auftrag der Habsburger, die seit Beginn des Jahrhunderts über die Stadt
herrschten.

Es folgen dann weitere Säle, die man nach den darin dargestellten Sujets bezeichnet hat, darunter:

— der Saal der Flüsse mit einem ansprechenden Dekor von Anselmi,

— der Hängende Garten, eine sehenswerte Schöpfung aus dem 16. Jahrhundert: der Raum ist aufgeschlossen und heiter, geziert durch einen luftigen Laubengang, dessen Gewölbe auf zierlichen Doppelsäulen ruhen.
Der Rasen und die Hecken verschmelzen sich zu hübschen, vielgestaltigen geometrischen Motiven.

 

Nach dem flur der Monate mit seiner für das 16. Jahrhundert typischen Ausschmückung erreichen wir den langgestreckten Spiegelsaal, luxuriös und auffällig wegen der reichhaltigen Dekore aus dem 17. und 18. Jahrhundert; ein Teil davon wurde nach Zeichnungen von Antonio Maria Viani ausgeführt.

Der Saal der Bogenschützen heißt so, weil sich hier die Soldaten aufhielten, die vor der Wohnung des Herzogs Wache zu halten hatten; praktisch war es das Vorzimmer der herzoglichen Wohnung.

Die herzogliche Wohnung umfaßt eine beachtenswerte Reihe von Räumen, die auf Geheiß des Herzogs Wilhelm Gonzaga im 16. Jahrhundert gestaltet und in den darauffolgenden Jahrhunderten, vor allem durch den Architekten Viani, vollendet wurden. Im einzelnen erwähnen wir den Saal des Labyrinths, leicht zu erkennen an dem absonderlichen Bilderschmuck der Decke, auf der eben ein Labyrinth abgebildet ist, mit der Inschrift des
Satzes, den Herzog Vinzenz I. während der Belagerung von Canossa gesprochen haben soll: »Vielleicht ja, vielleicht auch nein«.

Beim Weitergehen beachte man nach der Treppe des Paradieses die reizende, geradezu genial gestaltete Wohnung der Zwerge; sie ist leicht zu erkennen, weil alle dazugehörigen Räume im Verhältnis zur Größe von Zwergengestalten geschaffen worden sind.

Man durchläuft dann den Flur des Bertani und die Wohnung der Metamorphosen (ein Werk von A.M. Viani), in der einst die Bibliothek der Gonzaga untergebracht war.

Dann erreichen wir die Rustica (oder Sommerwohnung). Das Gebäude ist außen architektonisch recht interessant, originell und neuartig. Erdacht hat es Giulio Romano, der in der esten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Mantua wirkte.

Er wollte für diesen Bau versuchsweise einmal roh behauenen Naturstein verwenden: daher auch die rustikale Bezeichnung. In den Gemächern dieses Gebäudetrakts verbrachten sehr wahrscheinlich die Angehörigen des Hauses Gonzaga die Sommermonate. Er umfaßt sechs Zimmer, z.T. mit Fenstern zum Cortile della Mostra (oder der Cavallerizza) hin, zum anderen Teil gegen den Unteren See.

Auf denselben Hof (Cortile della Mostra, ein originelles Werk von Bertani, der in Anlehnung an den Stil der Rustica deren Hauptmerkmale in recht persönlicher Weise gestaltete) blickt man aus der prächtigen Galleria della Mostra hinab. Sie wurde auf Geheiß des Herzogs Vinzenz Gonzaga unter Inanspruchnahme mehrerer Räume geschaffen, die einst auf der Längsseite des Gebäudes gelegen waren.

Hier wollte der Herzog seine kostbaren Sammlungen wahrer Prunkstücke zur Austeilung bringen. Sehr schön ist die Decke, beachtenswert die Standbilder in den Nischen, die in den Seitenwänden ausgespart sind. Die Schmalseite desselben Gebäudes (das auch dem Cortile della Mostra zugekehrt ist), nimmt die sog. Galerie der Monate ein. Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Sommerwohnung zu sehen, von einer ändern aus schweift der Blick frei über den See.

Viele weitere Gemächer sind hinter der Barbara-Kirche angeordnet (von dieser soll noch die Rede sein). Auch diese Zimmer sind sehenswert wegen ihrer Dekore, wegen der reichhaltigen Zeugnisse von Geschichte und Kultur, die darin verwahrt werden. Diese Räumlichkeiten schließen praktisch den eigentlichen Herzogspalast ab und verbinden ihn zugleich mit dem Castello di San Giorgio, der allerdings vom Komplex nicht wegzudenken ist.

Von den verschiedenen Gemächern in diesem Abschnitt erwähnen wir den Saal von Troia mit Zieraten aus dem 16. Jahrhundert, die eben die Geschichte Troias zum Gegenstand haben; dann ist da der Saal der Cäsaren mit Kopien von Tizians Cäsarenbildnissen; einige Räume wurden von Giulio Romano und von Bertani ausgestaltet. In der Tasso-Loggia soll der Dichter Torquato Tasso gewohnt haben, als man ihn aus dem Gefängnis befreite, in das er nach einem seiner Wutausbrüche gesteckt worden war.

Es folgen der Saal des Apollon mit einem hübschen Stukfries von Meister Primaticcio (16. Jahrh.), der Saal der Hauptleute, der sämtliche Büsten der Herzöge aus dem Hause Gonzaga enthält (besonders beachtenswert ist auch die Ausschmückung dieses Raumes), der Saal Mantus: hier wird im Bilderschmuck die Sage der Gründung Mantuas durch die Gottheit Mantus geschildert.

Dieser Raum verblüfft wegen der Reichhaltigkeit der Dekore, die vielleicht Meister Primaticcio geschaffen hat, und überhaupt wegen der großzügigen Anlage.

Von diesem letzten Saal aus führt ein Treppenaufgang, den man nach Änäas bezeichnet hat und den der Architekt Bertani im 16. Jahrhundert schuf, von dem Herzogspalast in den angrenzenden

PALAZZO DI SAN GIORGIO

Diesen großartigen Wehrbau errichtete Meister Bartolino di Novara gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Er entspricht ebenso wie die Stadtmauern von Mantua dem Bedürfnis der Gonzaga, die Stadt und die eigene Herrschaft zu verteidigen, zur Festigung ihrer Hausmacht.

Die Wehrbauten jener Zeit waren ebenso wichtig wie wehrtüchtig, und diese Feste ergänzte mit den anderen den natürlichen Schutz, den Mantua ohnedies durch die umliegenden Seen genoß.

Der wuchtige Baukörper des Schlosses zeichnet sich deutlich gegen den Horizont ab. Der Grundriß ist viereckig, und an jeder Ecke erhebt sich ein gewaltiger Wehrturm. In früherer Zeit war auch ein Burggraben vorhanden.

Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Burg mehrmals umgestaltet, aber im wesentlichen sind ihre Zweckbestimmung und ihr Aussehen erhalten geblieben: die eines mächtigen Bollwerks zum Schutz der Stadt.

Die Georgs-Brücke (Ponte di San Giorgio) quert vom Schloß aus den Mittleren und den Unteren See und stellt die ideelle Grenze zwischen den
beiden Wasserspiegeln dar.

Das Äußere der Burg kann man näher beschauen, wenn man ins Freie tritt. Wir aber wollen hier die Beschreibung des Inneren fortsetzen und fangen wieder dort an, wo wir sie unterbrochen haben, nämlich im Saal des Äneas.

Man beachte zunächst den schönen Hof, ein Musterbeispiel der Architektur zur Zeit der Renaissance: man schreibt ihn, wenn auch mit so mancher Unsicherheit, Mantegna oder Fancelli, von mancher Seite auch Laurana zu.

Im Inneren der Burg können wir dann eines der erhabensten Werke der italienischen Malkunst des 15. Jahrhunderts bewundern, nämlich die Gemälde Mantegnas.

Wir betreten zunächst die Vorhalle. Das ist ein großer Raum mit Fresken, deren Sujets den Gemälden Mantegnas selbst entnommen, aber von anderen Künstlern geschaffen wurden. Etwas weiter, nach einigen Gemächern von geringerer Bedeutung, gelangen wir in das hochberühmte Gemach der Brautleute. Es war vor allem in früheren Zeiten als »Camera picta« bekannt und wurde zur Gänze von Andrea Mantegna ausgemalt.

Dabei handelt es sich um eines der bedeutendsten Meisterwerke der italienischen Kunst überhaupt, enstand es doch zu der Zeit, da der Künstler den Höhepunkt seiner schöpferischen Kraft und Reife erreicht hatte. Um seine Ausdrucksweise besser zu verstehen und die Schönheit dieses Gemachs restlos zu erfassen, erscheint eine einzelgehende Beschreibung angebracht, und ebenso ein kurzer Hinweis auf Leben und Werdegang des Künstlers.

Andrea Mantegna wurde um 1430/1431 in Padua als Kind armer Eltern geboren und schon in sehr jungen Jahren dem Maler Francesco Squarcione als Lehrling anvertraut. So lernt der Knabe malen, so erwacht seine Liebe zur Kunst. Schon bald zeigt sich sein außergewöhnliches Talent, sein empfindsamer Schöpfergeist.

Erst 17 Jahre war er alt, als man ihn beauftragte, in Padua die Ovetari-Kapelle auszumalen. Damit war auch schon sein Ruhm begründet, und man rief ihn von allen Seiten: schon als Zwanzigjähriger hat er Werke in Ferrara und Verona hinterlassen. 1459 ruft ihn Herzog Ludwig nach Mantua, damit er die Hauskapelle der Gonzaga ausmale. Einige Jahre später kehrt er wieder in die Stadt zurück, um das in Rede stehende Gemach der Brautleute auszuschmücken: das geschieht in den Jahren seiner Reife, von 1471 bis 1474.

Aber auch später wirkt er in Mantua unter dem Herzog Franz II, für den er den »Triumph Cäsars« malt.

Später begibt er sich nach Rom und erhält von Papst Innozenz VIII. den Auftrag, dessen Kapelle auszumalen. Er arbeitet unermüdlich weiter bis zu seinem Tod im Jahr 1506. Die Malweise Mantegnas stellt in der Renaissance einen Höhepunkt dar. Wohl hat er seine Ausbildung in der Schule Squarciones unwiederbringlich waren.

Freilich bekam er auch den Einfluß der zahlreichen Künstler zu spüren, die in Padua schufen, und zwar in erster Linie von Donatello, der ebenfalls ein Bewunderer der Antike, dieser so heroischen und würdevollen Welt war. Auch Bellini beeindruckte Mantegna, und ebenso alle die zahlreichen Künstler, die er auf seinen vielen Reisen kennenzulernen und zu bewundern Gelegenheit hatte.

Für die Malkunst Mantegnas gibt es eindeutige Kennzeichen. Die Gestalten weisen trotz ihrer genossen, aber er nimmt schon bald weit mehr in sich auf, als ihm sein Lehrmeister hätte bieten können, und ganz besonders schöpft er aus der Antike. In der Klassik fand er unzweifelhafte
Werte, das denkbare Höchstmaß an Harmonie und Schönheit.

Deshalb wurde er zu ihrem Priester, wenn auch mit Wehmut, weil er sich ja nicht verhehlen konnte, daß diese Werte wirklichkeitsgetreuen Physiognomie etwas Monumentales auf, und das rührt wohl vom Inneren her (Behauptung der Stärke und der Würde des Menschen aus der Renaissancezeit), aber auch von technischen Kunstgriffen, wie etwa der Herabsetzung des Gesichtspunktes, so daß man die Gestalten in der Perspektive von unten nach oben sieht.

In der Schilderung, im Unterbau der Ausdrucksweise ist deutlich die Welt der Klassik zu erkennen: davon zeugen nicht so sehr die bei Mantegna häufig wiederkehrenden Säulenbruchstücke, die wie archäologische Fundstücke in die Gemälde mit einbezogen sind, als vielmehr das Plastische, die Großzügigkeit, ja Feierlichkeit ihrer Darstellung. Im übrigen muß man sagen, daß der Künstler der Klassik der Antike nicht restlos und unbedingt nachhängt: es ist eher leidvolle Wehmut, weiß er doch nur zu gut, daß er nichts Klassisches nachschöpfen kann. Deshalb sind auch seine Werke von leiser Melancholie durchzogen, mit poetischen Akzenten durchsetzt.

Gleichzeitig ist er aber auch der Sänger seiner Zeit, des Wirklichen, des Augenblicklichen: die Persönlichkeiten an den Höfen erhalten durch ihn ein ausgesprochen weltliches, irdisches Aussehen, das auch die Raffiniertheit und der Glanz ihres Lebens und ihrer Stellung weder zu ändern noch zu verschleiern vermag.

Mantegna ist außerdem der Schöpfer ebenso neuer wie kühner Ausblicke (das beste Beispiel dafür finden wir im Zimmer der Brautleute, u.z. im Deckengemälde), mit luftigen, wirklich beeindruckenden Perspektiven. Gerade dieses Gestaltungselement wird sich sehr stark auf die Malkunst der späteren Jahrhunderte auswirken.

Wir schauen uns nun das Zimmer der Brautleute näher an; die bisherigen Ausführungen werden unsere Beobachtung erleichtern. Die Ausschmückung wurde zwischen 1471 und 1474 vollendet, aber viele Kritiker glauben weder, daß der Künstler die Gemälde fortlaufend in einer einzigen Schaffensperiode gemalt hat, noch, daß die Inspiration dazu einheitlich war. Bei einer eingehenden, aufmerksamen Prüfung treten nämlich Unstimmigkeiten, ja bisweilen sogar kleine Gegensätze zutage, die eine sorgfältige Prüfung angeraten erscheinen lassen.

Uns will aber scheinen, daß dies nicht die geeignetste Stelle ist, um dies zu tun. Wir wollen uns daher damit begnügen, uns das Gemälde in seiner Gesamtheit vor Augen zu halten und nur seine Wesensmerkmale herauszustellen.

Der Raum ist nicht sehr groß, wahrscheinlich handelte es sich um das Repräsentationszimmer. Die Decke ist mit Stukkaturen verziert und weist acht Medaillons auf. In der Mitte öffnet sich, umgeben von üppigem Blumenschmuck, das sogenannte Auge: das ist eine geniale Lösung, die Mantegna als erster erdacht hat.

Der Künstler malt diesen Abschnitt der Decke, indem er sich den Beschauer mitten im Zimmer stehend und mit dem Blick nach oben vorstellt. Auf diese Weise entsteht eine luftige Perspektive, in der alles wirklich erscheint: die fingierte Balustrade, die Dinge und die Gestalten. Dabei handelt es sich gewiß um ein Meisterstück der Kunstfertigkeit, es zeugt auch ein wenig von Effekthascherei, aber wir sind doch noch weit von der Raffiniertheit und den Übertreibungen entfernt, welche die Höhenperspektiven des 17. und 18. Jahrunderts kennzeichnen werden.

Zu bemerken ist auch, daß Mantegna an der Decke wie auch an den Wänden eine fingierte Architektur schaffen wollte, mit der er ganz besondere optische Eindrücke erzielt. Man beachte zum Beispiel, daß die Decke dank der Bemalung stärker gewölbt erscheint, als sie in Wirklichkeit ist; und die längs der Seitenwände aufgemalten Säulen und Pfeiler eröffnen weitere Perspektiven, während die in den Mittelfeldern geschilderten Szenen näherrücken.

Weitere Gemälde erblicken wir in den Lünetten: es sind zwölf im ganzen, und ihr Erhaltungszustand ist leider nicht der beste. Unterschiedlich sind die Sujets: Tiere, Pflanzen, Schilder.

Betrachten wir nun die Wände, an denen Mantegna das Geschlecht der Gonzaga feiern wollte. Die Hauptwand ist die nördliche mit dem Kamin, und hier ist der Hof der Gonzaga dargestellt. Herr Ludwig Gonzaga (derselbe, der Mantegna den Auftrag erteilte) wendet sich in sitzender Stellung seinem Sekretär Andreas! zu.

Von vorne ist hingegen die Gattin Barbara von Brandenburg abgebildet, und zwischen den beiden Ehegatten die Kinder Friedrich, Ludwig und Paula. Rechterhand, im reichen Faltenwurf des Rockes Barbara von Brandenburgs kaum zu sehen, ist das äußerst realistische Bildnis der Hofzwergin. Längs der ganzen Wand sind weitere Gestalten aneinandergereiht, und dadurch wirkt die Darstellung nicht nur harmonisch und plastisch, sondern auch äußerst realistisch. Es ist freilich nicht möglich, alle dargestellten Persönlichkeiten zu identifizieren, und so kann man nur Mutmaßungen anstellen.

Die Ost- und die Südwand sind mit aufgemalten Vorhängen bedeckt, die Mantegna einseitig rafft und hebt, um den Eindruck zu erwecken, daß auf diese Weise die Darstellungen auf den anderen Wänden freigelegt werden. Man beachte auch die kostbare, überaus raffinierte Ausschmückung, die der Meister mit diesen fingierten Geweben erreicht hat.

Es mag angezeigt sein, daran zu erinnern, daß diese Wände vorher tatsächlich einmal mit kunstvoll gearbeitetem Leder überzogen waren, bestimmt sehr ähnlich, wie sie Mantegna dann malerisch dargestellt hat.

Die Westwand ist in drei Abschnitte unterteilt, aber die Szene fügt sich zu einem einzigen Ganzen zusammen. Es handelt sich um die Begegnung Ludwigs von Gonzaga mit dem Sohn Franz, der die Kardinalswürde erreicht hat. Die Hauptszene der Begegnung ist im rechten Wandabschnitt dargestellt, und auch hier sind viele Persönlichkeiten des Hofes und des Gefolges zu erkennen.

Seitlich ist Ludwig abgebildet, der in achtungsvoller Haltung dem Sohn entgegenschreitet, denn dieser versinnbildlicht ja die kirchliche Oberhoheit. Der Sohn im Kardinalsgewand istfrontal im Vordergrund abgebildet, und damit wird die Bedeutung seines Amtes unterstrichen.

Weitere Angehörige des Hauses Gonzaga lassen sich wohl leicht identifizieren, bei anderen wieder besteht so manche Unsicherheit. Ganz rechts hat Mantegna sich selbst abgebildet: man sieht seine Gestalt in violettem Gewand in der Gruppe gleich hinter dem Kardinal. In dem Hintergrund, der diese Begegnungsszene umrahmt, ist eine Stadt dargestellt, wahrscheinlich Rom, reich an prächtigen Denkmälern und von regem Leben durchpulst.

Im Mittelfeld dieser Wand sind Hunde und Putten dargestellt: letztere halten ein Schriftband mit der Widmung des Werkes an Ludwig Gonzaga und an seine Gattin mit der Signatur Mantegnas. Angegeben ist auch das
Jahr (1474), in dem der Künstler das Werk vollendete.

Im linksseitigen Feld sehen wir ein Pferd, Hunde und Diener in abwartender Haltung. Einige Kritiker dachten dabei an eine Szene für sich, ein Sujet, das man als »Rückkehr von der Jagd« bezeichnen könnte. In Wirklichkeit aber ist die Szene, die sich über die ganze Wand hinzieht, in ihren einzelnen Abschnitten so eng verbunden, ist der logische Ablauf der Schilderung so einheitlich, daß es abwegig erscheint, das Bild zur Linken als etwas Getrenntes zu betrachten. Man beachte im Hintergrund die schöne Landschaft: weiter vorne üppige Vegetation, weiter hinten felsiges, abweisendes Gelände, auf dessen Höhen befestigte Städte emporragen.

Die einzelgehende Beschreibung dieses Raumes und der darin dargestellten Sujets darf uns nicht von der Gesamtauffassung des Dekors ablenken, und noch weniger von der umfassenden, geradezu feierlichen Gestaltung, von der Plastizität und Harmonie des Ganzen.

Nach dieser ausführlichen Behandlung nehmen wir nun die Besichtigung der übrigen Räume des Castel S. Giorgio wieder auf: da ist der Saal der Grotte, in dem Isabella von Este wohnte, mit der besonders beachtenswerten, reichgeschnitzten Holzdecke. Dann ist da der Waffensaal und daneben das Kabinett der Paleologa, zwei fast zur Gänze in ihrem ursprünglichen Aussehen wiederhergestellte Räume, hier finden wir Fresken von Giulio Romano, die in späterer Zeit ausgebessert oder
nachgeschaffen wurden.

Im zweiten Geschoß des Schlosses liegt dasGefängnis für die politischen Häftlinge: es erinnert uns an die Namen vieler Männer, die in der Zeit des Risorgimento für die Einheit und Unabhängigkeit Italiens kämpften.

Zu besichtigen bleibt dann noch die Wohnung der Isabella von Este, die als ganz junges Mädchen Franz von Gonzaga ehelichte. Sie stammte, wie ja der Name besagt, aus dem bekannten Adelsgeschlecht von Ferrara, das ob seines Mäzenatentums und seiner kulturellen Interessen eine Vorrangstellung in ganz Italien einnahm.

So trachtet Isabella, auch in Mantua auf jede nur denkbare Weise Kunst und Kultur zu fördern, um das Ansehen der Stadt zu heben und dem Hof den Glanz zu verleihen, den andere bereits hatten.

Isabella hinterließ reichhaltige Bilder- und auch Keramikvasen- Sammlungen; zu den Räumen, die sie gestalten ließ, zählt das kleine Studierzimmer mit der prächtigen Holzdecke (wir hatten eine solche oder zumindest ähnliche im Saal der Grotte gesehen). Das Schreibzimmer, das man mehrmals verlegte, war der Raum, in den die Fürstin sich mit Vorliebe zurückzog. Dafür wurden auch wertvolle Gemälde geschaffen: von Mantegna, von Lorenzo Costa und von Perugino; viele andere Künstler wurden für die Ausgestaltung des Dekors herangezogen.

Leider befinden sich die Werke, die das Studierzimmer schmückten, jetzt in verschiedenen Museen der Welt, und so kann man die Herrschaftlichkeit der Ausgestaltung dieses Raumes in ihrer Gesamtheit nicht mehr so recht bewerten. Die Kabinette Isabellas, die bis in die ersten Jahre des 16. Jahrhunderts diesen Abschnitt des Schlosses einnahmen, wurden dann aufgelassen und an der Stelle wiedererrichtet, wo wir sie vorgefunden haben. Was hier noch der Beachtung wert ist, ist der hübsche Garten aus den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts: auch ihn verdanken wir Isabella von Este.

Von der Wohnung der Fürstin gelangt man hinaus auf den Sordello-Platz. Zum Baukomplex des Herzogspalastes gehört auch die BASILIKA DER HL BARBARA, welche die Familie Gonzaga als eigene Burgkapelle für sich erbauen ließ. Der Bauplan stammt von Bertani, der um 1562 mit dem Bau begann.

Die Fassade ist durch drei hohe Torbögen aufgelockert, durch die man in das Presbyterium gelangt. Rechterhand schwingt sich ein hübscher Glockenturm zum Himmel, originell im architektonischen Aufbau, bewegt in der Linienführung und ganz oben gekrönt von einem kreisförmigen Aufsatz, der auf feinen gepaarten Säulen und luftigen Bögen ruht.

Dem Inneren ist eine irgendwie quälerische Suche nach neuen Effekten, nach Auffälligem anzumerken. Beachtenswert sind vor allem die Lichtwirkungen: aus den großflächigen Kuppelfenstern fällt der Lichtschein auf die Innenwände der Basilika herab, und das damit erzielte Spiel von Hell und Dunkel bedeutet ohne weiteres mehr als eine bloße Suche nach architektonischen Lösungen.

Im Kircheninneren können wir auch einige Werke von Lorenzo Costa, von Brusasorci und ein Kruzifix von Giambologna (wird in der Sakristei verwahrt) bewundern. Dann treten wir aus dem Gotteshaus und besichtigen die »Piazza del Paradiso«, die »Piazza della Lega Lombarda«, sowie die nach einem Pavillon benannten Gärten, die »Giardini del Padiglione«, die ebenfalls zum Herzogspalast gehören.