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Mantova Rundgänge durch Mantova

 

 

 

 

 

 

     
Mantova
  Rundgang 3  
     


Nordwestabschnitt

Von der Brücke S. Giorgio zum Ponte dei Molini und Largo di Porta Pradella

Diese kurze Wegstrecke führt durch den Stadtteil, der sich westlich des Obst- und Gemüsemarktes und der Piazza Sordello in Richtung auf den Mittleren und auf den Oberen See erstreckt. Man erreicht dieses Viertel entweder von den nach Mantegna, Broletto und Sordello benannten Plätzen, oder auch vom Castello di S. Giorgio aus.

Wir nennen diesen letztgenannten Ort als Ausgangspunkt für diese Wegstrecke, um an den vorangegangenen Rundgang anzuknüpfen und somit logischer vorzugehen.

Vom Ponte di S. Giorgio, der sich über den Unteren und den Mittleren See spannt, gehen wir eine gute Strecke die Allee Viale Mincio entlang, die breit und schnurgerade den Blick auf den Mittleren See freigibt. So gelangen wir zu dem großartigen, nach Vergil benannten Platz (Piazza Virgiliana).

Diesen baute der Architekt Paolo Pozzo gegen Ende des 18. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Franzosen aus, die damals während der kurzen Unterbrechung der österreichischen Herrschaft in Mantua an der Macht waren.

Der Ausbau dieses Platzes folgte in kurzem Zeitabstand auf die Trockenlegung eines weitläufigen Sumpfgebietes, das diesen Stadtteil und die angrenzenden Flächen einnahm. Im Hintergrund des Platzes steht das Vergil-Denkmal, ein Werk des Bildhauers Luca Beltrami. Wir dürfen ja nicht vergessen, daß der große lateinische Dichter aus Mantua, dem damaligen Andes stammte.

Auf der rechten Seite des Platzes (wenn wir dem Mincio den Rücken zukehren) steht die Carabinieri-Kaserne, in deren Innerem noch schöne Kreuzgänge aus der Renaissancezeit zu sehen sind, spärliche aber kostbare Reste eines Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert. Wenig weiter, längs der Zambelli-Straße, stoßen wir auf die Kirche zum Hl. Leonhard. Sie ist sehr alt, der ursprüngliche Bau reicht in die ersten Jahre des 12. Jahrhunderts zurück, aber aus jener Zeit ist nur der hübsche schlichte Glokenturm übriggeblieben. Denn dieses kirchliche Gebäude ist gleich alt wie der Dom und wurde wie dieser praktisch ganz zerstört.

Wir zweigen dann in die Via Cavriani ab und sehen da den gleichnamigen Palast aus dem 18. Jahrhundert. Dann erreichen wir die Brücke Ponte dei Mulini aus dem Jahr 1190, welche den Mittleren von dem Oberen See trennt. Der Brükenbau verlief gleichzetig mit der Entsumpfung der Gegend und mit der Regulierung des Mincio-Flusses, die Alberto Pitentino angeordnet hatte. Noch vor der Brücke erhebt sich das Tor Porta Molina, eines der fünf Stradttore, die sich einst in den Ringmauern öffneten (die anderen Tore sind die von S. Giorgio, Pradella, Pusteria und Cerese).

Wir können dann die Eisenbahn entlang die Via Pitentina zum Teil weiter beschreiten oder in die Via Portazzolo einbiegen, die unmittelbar auf den d'Arco-Platz mit der gleichnamigen Residenz führt.

Der Bau weist eine langgezogen Hauptfassade mit vier hohen Halbsäulen in der Mitte auf, auf denen ein breites Gibelfeld ruht. Besichtigenswert ist aber besonders der Hof mit den Gertenanlagen. Von diesen wurde der vordere bis zur Exedra 1784 und in den unmittelbar darauffolgenden Jahren von Architekten Antonio Colonna gebaut, der sich, besonders was die Linienführung in der Fassade anbelangt, an den venezianischen Meister Pallavio anlehnte.

Eigentümer des Gebäudes waren die Grafen D'Arco von Trient, die sich bereits 1740 zum Teil in Mantua niedergelassen hatten, wo ihnen das Erbe der Grafen Chieppio zugefallen war. 1780 beauftragte Giovan Battista Gherardo D'Arco den Baumeister Colonna damit, das ältere Gebäude von Grund auf neu zu bauen. Ein Jährhundert später erwarb ein weiteres Mitglied des Adelsgeschlechtes, der Graf Francesco Antonio D'Arco, von den Markgrafen. Dalla Valle die Bodenfläche hinter der Exedra, wo Gebäude im Stil der Renaissance standen und der Garten gelegen war, um so die ursprüngliche Residenz der Herren von Chieppio zu erweitern.

In neuerer Zeit wurde auf Geheiß von Giovanna aus dem Hause D'Arco der Palast, der kostbare Möbel, Gemälde und andere Gegenstände von erheblichem künstlerischem Wert birgt, in ein öffentliches Museum umgewandelt. Der erste Saal, in den man im Inneren des Gebäudes gelangt, ist derjenige der Vorfahren, der so heißt, weil darin 60 Portraits von Angehörigen der Familie D'Arco ausgestellt sind. Diese zwischen 1500 und 1800 gemalten Bildnisse befanden sich zuerst in Trient und wurden dann nach Mantua gebracht.

Vom Saal der Vorfahren aus gelangt man in weitere Räume: rechter Hand sind diejenigen, die im vergangenen Jahrhundert den Eigentümern des Palastes als Wohnung dienten; links hingegen sind die Säle der Pinakothek.

Rechts betreten wir also das Zimmer der architektonischen Perspektiven, das schmucke neoklassizistische Dekore und Einrichtungsgegenstände zum Teil aus dem 18. Jahrhundert und zum anderen Teil aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zieren.

Es folgt das Zimmer der Portraits mit Möbeln aus dem 18. Jahrhundert und zahlreichen Bildnissen edler Damen und Herren aus der Zeit vom 16. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts; dann das Zimmer der Stilleben, das einst der Speiseraum war und in dem sich ein mit Geschirr aus dem 18. Jahrhundert gedeckter Tisch befindet. Ein besonders schöner Raum ist die kleine Loggia mit feinen Dekoren und verschiedenen Skulpturen. Im Musikzimmer schließlich ist eine Sammlung von Instrumenten zu sehen.

Tritt man aus dem Saal der Vorfahren in die folgenden Räume linker Hand, so gelangt man in die Pinakothek, die sieben Räume umfaßt. Der erste ist das Zimmer der Diana, dessen Bezeichnung vom Bildschmuck des Gewölbes herrührt. Von erheblichem Interesse ist ein Gemälde aus der Schule Caravaggios, das den ägyptischen Joseph und die Gemahlin Putiphars darstellt, dann eine Satyrengestalt, die man Meister Bartolomeo Manfred! aus Cremona zuschreibt, ein Bildnis der heidnischen Göttinnen Juno, Ceres und Psyche des Venezianer Malers Sante Peranda, das "Abendmahl des reichen Prassers" aus dem 16. Jahrhundert und ein Gemälde auf Leinwand aus der Bologneser Schule der Carracci, das Jupiter und Antiope darstellt.

Es folgt der Rote Saal, ein typisches Beispiel für einen herrschaftlichen Raum aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit Einrichtungsgegenständen, Gemälden, kostbarem Porzellan und Silbergefäßen von bedeutendem künstlerischem Wert. In der Mitte des Saales prangt das Portrait des Grafen Francesco Antonio D'Arco, der die gesamte Einrichtung des Raumes ausführen ließ.

Daraufhin gelangt man in den Saal der Pallas. Sehr schön ist da die Kassettendecke mit dem Sinnbild der Weisheit in der Mitte, nach der auch der Saal benannt ist. An den Wänden hängen die Gemälde aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert, meist Portraits.

Besonders beachte man das Bildnis einer schwarzgekleideten Frau, das man dem Paduaner Meister Girolamo Forabosco zuschreibt, dann dasjenige eines Klosterbruders von dem flämischen Meister Jacob Denys, das Portrait von Vincenzo l. aus dem Hause Gonzaga, der Herzog von Mantua war, sowie eine antike Kopie des Bildnisses von Baldassar Castiglione, das von Raffaello gemalt wurde und sich heute im Louvre befindet.

Ausgesprochen schön sind dann die weiblichen Portraits. Möbel aus dem 18. Jahrhundert, flämische Gmälde aus dem 16. und 17. Jahrhundert schmücken den Grünen Saal, auch "der Gerechtigkeit" benannt; hier ist auch staatliches Werk aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ausgestellt, das die Muttergottes mit dem Kind und Engeln darstellt, es Daneben befindet sich der kleine, mit Stukkaturen und Nippsachen ausgeschmückte Neoklassizistische Saal.

Aus dem Grünen gelangt man in den Saal der Sakralen Darstellungen. Sämtliche Möbel stammen aus dem 16. und aus dem 17. Jahrhundert. Von den zahlreichen Werken beachte man besonders: "Christus trägt das Kreuz" aus dem 16. Jahrhundert und Meister Maineri zugeschrieben, den "Hl. Heironymus" von Bartolomeo Montagna; eine Grablegung aus der Schule von Rubens.

Die Geißelung von Lorenzo Costa dem Jüngeren, die "Himmelfahrt Christi", die Lorenzo Lotto zugeschrieben wird, ein schönes Kruzifix aus dem Künstlerkeis um Van Dyk; eine Madonna aus der umbrischen Schule des 16. Jahrhunderts und ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert den kreuztragenden Christus, den man Meister Sodoma zuschreibt. Sehr beachtenswert sind einige holzgeschnitzte Altäre aus dem 17. Jahrhundert.

Es folgt dann der Raum der Reliquiarien, in dem ein jeder Schrein eine stattliche Sammlung von Reliquiarien enthält, und der nach Alexander dem Großen oder Bazzani bezeichnete Saal. Der erste Name erklärt sich durch die sieben großen Gemälde auf Leinwand, die Episoden aus dem Leben des großen Feldherrn der Antike darstellen.

Gemalt hat sie Giuseppe Bazzani aus Mantua im 18. Jahrhundert: daher die zweite Bezeichnung. Die einzelnen Bilder stellen, von rechts nach links gesehen, dar: Alexander empfängt die Mutter des Persekönigs Darius, Alexander mit seinem Lieblingspferd Bukephalos, Alexander mit den Hellsehern, Alexander mit der Familie des Darius, Alexander, wie er dem Tod der Gattin des Darius beiwohnt, die Begegnung zwischen Alexander dem Großen und seiner späteren Gattin Rosanna und schließlich die Eheschließung zwischen den beiden.

In demselben Saal werden auch Künstwerke aus der Renaissance und aus dem 17. Jahrhundert verwahrt. Wie schon erwähnt, erheben sich hinter dem Hauptgebäude jenseits des Gartens weitere Baukörper, von denen der interessanteste der restliche Teil eines Gebäudes ist, das bis ins ausgehende 15. Jahrhundert zurückreicht. Hier sind noch einige Räume des ursprünglichen Gebäudes erhalten, und zwar drei im Erdgeschoß und ein weiterer, sehr großer, im Obergeschoß.

Zu ebener Erde sind zwei Säle und eine Kapelle zu sehen. Der erste Saal hat Hängekapitelle und Amphoren aus der Römerzeit aufzuweisen; außerdem birgt er Gemälde auf Leinwand mit sakralen Motiven und den Stammbaum des Geschlechts Agnelli aus Mantua.

Im zweiten Saal sind wiederum einige Gemälde zu sehen, darunter eines, das im 16. Jahrhundert Giovan Battista Venanti aus den Marken gemalt hat, und das die Hl. Drei Könige darstellt, die dem Jesuskind huldigen. Auf zwei kleinen Tischen sind zierliche kleine Pavillons aus dem 17. Jahrhundert aufgestellt.

Durch eine Türe, über der ein von Meister Cignaroli geschaffenes Bild mit der Madonna, dem Jesuskind und Heiligen prangt, gelangt man in die Kapelle mit einem Marmoraltar aus dem 17. Jahrhundert, einem schönen Emblem auf Leder von Cordoba, sowie sakralen Paramenten.

Im Obergeschoß des Gebüdes befindet sich der geräumige Saal der Tierkreiszeichen. Der Saal der Tierkreiszeichen ist zur Gänze mit Fresken gerschmückt und ein außergewöhliches Zeugnis humanistischer Kultur. Die Malereien, die um 1520 vom Veroneser Architekten Giovan Maria Falconetto ausgeführt wurden, stellen außer eben den Tierkreiszeichen Mythen und Sagen dar, die mit den Sternzeichen zu tun haben.

Die Wände sind durch Pilaster in zwölf Felder unterteilt und mit Friesen geschmückt: in einem jeden Feld ist ein Tierkreiszeichen zu sehen. Malerisch sind aber auch antike Gebäude verschiedener italienischer Städte dargestellt, wie das Colosseum in Rom, das Mausoleum Theoderichs und die Kirch San Vitale von Ravenna.

Ein Mauerfeld, und zwar dasjenige der Waage, wurde im 17. Jahrhundert zerstört, als man den großen offenen Kamin errichtete, der ganz hinten im Saal zu sehen ist. Daneben steht ein eiserner Sicherheitsschrank mit geöffnetem Deckel, so daß der wirklich einmalig geistreiche und kunstvoll ausgeführte Verschluß für die Besucher sichtbar ist.

Aus dem Saal der Tierkreiszeichen geht man wieder in den Garten hinunter und gelangt zur Küche des Adelssitzes, die in das 19. Jahrhundert zurückreicht. Hier sind Geschirre aus Kupfer, Messing und Zinn genau an den ursprünglichen Stellen angeordnet zu sehen.

Übrigens sind im ganzen Museum die Möbel, Bilder und sonstigen Gegenstände auf dieselben Räume verteilt, iR denen sie sich vor dem Tod der Jean d'Arc befanden, und auch ebenso verteilt. An diese Residenz angebaut sind die Reste des »Palazzo della Valle« aus der Renaissancezeit.

In einem Saal dieses Gebäudes sind einige schöne Wandgemälde von G.M. Falconetto zu sehen: das Sujet besteht in Allegorien der Tierkreiszeichen. Von der Piazza d'Arco kommen wir durch die Via Fernelli zum Canossa-Palast aus dem 17. Jahrhundert.

Wenn wir aber von dem gleichen Platz aus in die Via Scarsellini einbiegen, so gelangen wir bis zu der beachtenswerten Franziskuskirche, die auf dem gleichnamigen Platz steht. Dabei handelt es sich um ein schönes Gebäude, das in die allerersten Jahre des 14. Jahrhunderts zurückreicht. Obwohl das Gotteshaus im Lauf des letzten Krieges fast zur Gänze von den Bomben zerstört wurde, konnte durch die Restaurierungen in jüngster Zeit das ursprüngliche Aussehen wiederhergestellt werden.

Die Franziskuskirche schaut mit ihrer monumentalen Fassade in gotischem Stil auf den Platz herab. Die Baumasse aus Backstein läßt die Kirche wuchtig und irgendwie finster erscheinen, aber sie regt zur inneren Sammlung an wie die meisten Bauwerke franziskanischer Architektur. Die beiden Liesenen, welche die Fassade unterbrechen, stimmen mit der inneren Teilung in drei Kirchenschiffe überein. Eine schmucke Fensterrose und das stattliche Portal sind schlicht wie ansehnlich.

Auch das Kircheninnere ist alles eher als überladen, die Schlichtheit wird durch die Verwendung von Backstein noch deutlicher. In den drei ziemlich weitläufigen harmonischen Kirchenschiffen sind einige beachtenswerte Gemälde und Skulpturen, größtenteils aus dem 14. Jahrhundert, zu sehen.

Aber der schönste Teil ist ohne Zweifel die Gonzaga-Kapelle, die auf Geheiß der Herren von Mantua in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet wurde. Nicht weit von der Kirche entfernt ist die Franziskusbrücke, die über einen Mantua durchquerenden Kanal führt und eine Verbindung mit dem Oberen See darstellt.

Die Via Pitentina führt über den Don-Leoni-Platz, wo auch der Bahnhof ist, zum »Largo di Porta Pradella«: hier war einst eines der ältesten Stadttore.