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Mantova Rundgänge durch Mantova

 

 

 

 

 

 

     
Mantova
  Rundgang 4  
     


Nordwestlicher Stadtteil Von der Piazza Sordello zur Accademia Virgiliana, Porto Catena und zu dem Platz der Märtyrer von Belfiore

Nehmen wir den Obst- und Gemüsemarkt oder Piazza Sordello als Bezugspunkt und begeben uns in Richtung auf den Unteren See, so erreichen wir zuerst Piazza Dante und dann die »Accademia Virgiliana« und das »Teatro dell'Accademia«.

Architektonisch ist dieses Viertel dem 18. Jahrhundert zuzuschreiben. Das ist die Zeit, in der Mantua nach der Beendigung der langjährigen Herrschaft des Hauses Gonzaga in ein neues politisches Geschehen miteinbezogen wird: wie der Großteil Italiens verliert es seine Unabhängigkeit und gerät unter die unmittelbare Hoheit des Habsburgerreiches.

Aber wenn auch die Eigenständigkeit und selbst die Freiheit verloren gegangen ist (und dieser Zustand wird lange anhalten), so erfahren doch die kulturellen und besonders die künstlerischen Anreize keine Minderung, ja gerade unter der Kaiserin Maria Theresia wird hier so manche Initiative gefördert. So entstehen in dieser Zeit, gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts, das Teatro del 'Accademia und dann die Akademie selbst.

Das Theater (das im ersten Stockwerk der Accademia Virgiliana untergebracht ist) wurde nach einem Projekt des Architekten Antonio Bibbiena erbaut. Es handelt sich um ein kleines, aber ansprechendes, durchaus harmonisch gestaltetes Meisterwerk. Die Architektur steht noch unter dem Einfluß des Barock, aber der Gesamtgestaltung obwaltet etwas Maßvolles, etwas Diskretes, man sieht sich vor allem einem schlichten, in sich geschlossenen Bauwerk gegenüber, ohne Überladenheit und ohne Effekthascherei.

In der Accademia Virgiliana hatte die königliche Akademie der Wissenschaften und Künste ihren Sitz. Das Gebäude schließt, wie schon gesagt, auch das Theater mit ein, und es wurde um die Mitte des 18. Jahrhunderts von dem Architekten Giuseppe Piermarini umgestaltet, der es zu einem zweifelsohne ausgewogenen, ästhetisch maßvollen Baukomplex machte.

In unmittelbarer Nähe, aber ein bißchen weiter gegen Süden, stoßen wir auf weitere wichtige Bauten, wie z.B. das Staatsarchiv (reich an wertvollen Exemplaren und verschiedensten geschichtlichen Belegstücken, wie etwa denen über die Familie Gonzaga), und die Bibliothek (ebenfalls unter Maria Theresia erbaut), sowie einige mittelalterliche Adelssitze und Türme. Etwas weiter entfernt ist das Finanzgebäude, an dessen Fassade aus dem 18. Jahrhundert Paolo Pozzo Hand anlegte, das war ein Architekt, der lange Zeit in Mantua wirkte und der ja auch den Vergilsplatz gestaltete.

Ganz nahe, in der Via Pomponazzo, erhebt sich der Palazzo Sordi, ein typisches Beispiel barokker Baukunst. Der Bau entstand nämlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter der Leitung des Architekten Geffels, eines Niederländers, und entsprach somit den künstlerischen Tendenzen, die sich in jener Zeit weitgehend durchgesetzt hatten.

Wenn auch die Außengestaltung des Palastes barock ist, wie wir schon erwähnt haben, bleibt doch eine gewisse Geschlossenheit bewahrt, und es ist kaum etwas von einer hektischen Suche nach augenfälligen Merkmalen festzustellen. Dasselbe gilt freilich nicht für das Innere.

Hier finden wir eine Häufung von Stukkaturen und Bildschmuck vor, welche die von Gian Battista Barberini gestalteten Räume geradezu verfälscht. Man beachte auch den Hof und den Treppenaufgang, ziemlich reich und prunkvoll, vor allem wegen der vielen Skulpturen. Gehen wir die Via Pomponazzo in südlicher Richtung weiter, so gelangen wir zu der Kirche des hl. Martin und hierauf zum Anlegeplatz Porto Catena.

Das Hafenbecken wurde in derselben Zeit errichtet, in der die Gonzaga die Feste zum hl. Georg errichten ließen: somit entstand für die Seefahrzeuge ein geschützter, sicherer Platz, und gleichzeitig erfuhr der Ausbau der Stadt eine gewisse Vollendung.

Vom Anlegeplatz Porto Catena geht der Rio, also der Kanal aus, der die Stadt quert und schließlich in den Oberen See mündet. Diese kleine Wasserstraße entstand vermutlich um das Jahr 1100, sie durchzieht den ältesten Kern von Mantua, schlängelt sich durch die Häuserzeilen und fließt unter zierlichen Brücken und Stegen dahin. Sie verleiht dem Stadtkern etwas Suggestives, etwas Malerisches, das wegen der Ähnlichkeit der Umwelt irgendwie an gewisse Winkel in Venedig erinnert.

Von Porto Catena, dem Anlegeplatz, gelangen wir durch die Via Fondamenta und dann durch die Via Corridoni zum Platz der Märtyrer von Belfiore. Auf dieser Wegstrecke können wir außer den anliegenden Bauten sozusagen ganz Mantua erblicken und uns davon Rechenschaft ablegen, daß die städteplanerische Gestaltung stets nach den Richtlinien eines guten Geschmacks und einer gewissen Herrschaftlichkeit erfolgte.

Der Platz der Märtyrer von Belfiore ist den Männern gewidmet, die mit ihrem glühenden Patriotismus und unter Aufopferung ihres Lebens den Kampf des Risorgimento führten, um Mantua und die ganze Lombardei von der österreichischen Herrschaft zu befreien. Der Platz liegt mitten in der Stadt und bildet auch den Schnittpunkt zahlreicher Straßen. Auf der einen Seite sehen wir den Kanal, in dessen Wassern sich mehrere alte Häuser spiegeln.

Beherrscht wird der Platz von einem wuchtigen Turm, nämlich dem der Dominikus-Kirche, die um die Mitte des 14. Jahrhunderts auf Anordnung des Dominikanerordens erbaut, dann aber vollends zerstört wurde.

Zu Füßen des übriggebliebenen Glockenturms können wir die sog. Pescherie bewundern, die der Architekt Giulio Romano schuf. Der Künstler verwandte dazu, wie auch bei anderen Gebäuden der Stadt, roh behauenen Naturstein, den man hier allerdings nur mehr zum Teil sehen kann, weil vom ursprünglichen Bau nur mehr die Lauben stehen.

Auf einer anderen Seite des Platzes steht das Post- und Telephongebäude. Schlagen wir von hier aus die Via Roma ein, so kommen wir am Rathaus aus dem 19. Jahrhundert vorbei und erreichen Piazza Mantegna. Längs dieser Strecke sind einige Häuser aus dem 13. und 14. Jahrhundert zu sehen. Durch die Via Grazioli, die beim Post- und Telephongebäude von dem Platz abzweigt, erreicht man hingegen Piazza Cavallotti mit dem als »Teatro Sociale» benannten Theaterbau.

Er wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Luigi Canonica erbaut. Architektonisch unterscheidet er sich nicht besonders von derartigen Bauwerken aus derselben Zeit: die bekanntesten Theater, die damals entstanden, sind einander alle recht ähnlich. Was vorwiegt, ist der Neoklassizismus; im Inneren verlaufen lange Logenreihen. Hier wurden und werden auch heute noch zahlreiche Theaterveranstaltungen und Konzerte abgehalten, als Zeugnis einer alten und sehr geschätzten Kulturtradition.

Von der Piazza Cavallotti geht der Corso Umberto l. aus und reicht bis zum Marconi-Platz. Man beachte auf dieser Strecke die typischen Laubengänge mit den zahlreichen alten Verkaufsläden: hier gehen Einheimische und Fremde auch gerne spazieren. Die Via G. Arrivabene und die Via Ippolito Nievo verlaufen hingegen in nördlicher Richtung bis zum Vergilplatz.

Die Via G. Marangari schließlich führt zur Franziskuskirche, der Corso Vittorio Emanuele gibt den Blick auf die Kirche zur hl. Ursula aus dem 17. Jahrhundert, auf das Teatro Andreas! und auf die Allerheiligenkirche aus dem 18. Jahrhundert frei und endet dann am Largo di Porta Pradella.