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Padua Historie von Padua

 

 

 

 

 

PADUA IM ABLAUF DER JAHRTAUSENDE

Das dreitausendjährige Bestehen Paduas zerfällt in zwei Abschnitte, die voneinander durch den verschiedenen Stadtnamen »Patavium« bzw. »Padua« klar abgegrenzt sind.

Patavium, der Legende nach eine Gründung Antenores, entstand im 10. Jh. vor Christus als einfaches Dorf, das von Bauern an der damals versumpften Stätte der späteren Gemeindepaläste aus Holz gebaut wurde. Die »ersten Pataviner« befuhren bald auf plumpen Einbäumen die Hauptdeltaarme des Medoacus, der späteren Brenta.

Von der dunklen vorgeschichtlichen Periode Pataviums legen die vielen Tonurnengräber in der Zone Ognissanti zwischen den beiden Hauptästen des alten Medoacus Zeugnis ab (Städtisches Museum, Archäologische Abteilung, 7.—4. Jh.).

Das Leben der Pataviner erfuhr im Laufe des 4. Jh. v. Chr. als Folge der Niederlassung der Gallier in der Poebene eine radikale Wandlung. Die Schiffahrt auf der Etsch war damit gefährlich geworden und Ateste, durch Jahrhunderte die wichtigste Stadt der Veneter, ging dadurch dem Niedergang entgegen.

Frei und sicher blieb hingegen die Schiffahrt auf dem Medoacus bis zur Lagune und so konnten auf inneren Flußwegen die von den Griechen so geschätzten venetischen Rennpferde immer noch nach Adria und Spina, den großen grie-chisch-etruskischen Handelshäfen, gebracht werden.

Damit begann nun Patavium Ateste in seiner bisherigen Bedeutung als Hauptplatz für Warenumschlag und Verteidigung (»oppidum«) der Veneter abzulösen.

Titus Livius berichtet in der Tat von einem siegreichen Waffengang, in dem im Jahre 302 v. Chr. die Pataviner gegen die Soldaten des spartanischen Königs Cleonimus kämpften. Die Griechen, die durch Stürme an den Lido der venetischen Lagune verschlagen worden waren, rückten in das fruchtbare Hinterland vor und erbeuteten dabei »Ernten und Herden«. Rasch war aber die Reaktion und umfassend der Sieg, den dabei die Pataviner davontrugen, die »ja immer gegen die nahen Gallier mit den Waffen auf der Wacht sein mußten«.

Dank des sofortigen Gegenangriffes und der genauen Kenntnis der seichten Flußübergänge zwangen die Pataviner König Cleonimus mit kaum der Hälfte seiner Schiffe die Flucht zu ergreifen. Von diesem Geschehen legt der hellenistische Stil in den Reliefs einer Gruppe patavinischer Grabsteine Zeugnis ab, die in die erste Hälfte des 3. Jh. v. Chr. datiert werden (Stadtmuseum und Kunstmuseum del Liviano).

Der Sieg, der dem Schütze der Göttin Juno zugeschrieben wurde, wurde auch weiterhin in Patavium alljährlich am Jahrtag mit einem Schiffsturnier im ausgedehnten Wasserbecken des am Fluß gelegenen Handelshafens im Stadtzentrum (heute »Riviera dei Ponti Romani«) festlich begangen.

Im 3. Jh. v. Chr., zur Zeit des »großen gallischen Krieges« (226/225), begannen auch die direkten freundschaftlichen und dauerhaften Verbindungen der Veneter mit den Römern: Beziehungen, die sich im Laufe des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts in Folge der Gründung (183/181) der römischen Kolonie Aquileja, des »östlichen Tors Italiens«, und (ab 148) der Errichtung der Via Postumia, der großen, von Genua nach Aquileja führenden Militärstraße, die quer durch Venetien führt, noch bedeutend verstärkten.

Aus verbündeten Nachbarn wurden die Veneter um 43 v. Chr. römische Bürger: Este, nunmehr entvölkert, wird kaiserliche Kolonie, Patavium aber Stadtgemeinde.

Das römische Bürgerrecht brachte aber nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten mit sich, die besonders zu Beginn der Stadtwerdung während des zweiten Bürgerkrieges schwer auf der Stadt lasteten.

Die Pataviner, die durch diese Neuerungen Schaden hatten, wurden zu glühenden Anhängern der Sache des Senats gegen Mark Anton: der Widerstandskampf vor zwei Jahrtausenden sah Herren und Sklaven in der gemeinsamen Verteidigung der Freiheit im Kampf Seite an Seite. Schließlich aber gelang es der weisen Politik des Augustus die erregten Geister zu besänftigen, und die Bewohner Pataviums empfanden das ihnen verliehene römische Bürgerrecht als ein hohes Privileg.

Zahlreich und ansehnlich waren die Pataviner, die in Rom in der Folge die höchsten Ämter des Reiches bekleideten: der bedeutendste unter allen war der Senator Trasea Petus.

Patavium erlangte dank der glücklichen geographischen Lage und des vorzüglichen Netzes von Überlandstraßen noch zur Zeit des Augustus ein ungewöhnliches Maß wirtschaftlichen Wohlstandes als Mittelpunkt der Verarbeitung und des Umsatzes von Wolle. Strabo, der Geograph des Augustus, stellte Patavium an die Spitze aller oberitalienischen Städte und fügte hinzu, »daß die Zahl der Waren jeder Art, die jeden Tag vom Lagunenhafen Pataviums, der wie der Fluß Medoacus hieß, in Rom eintrafen, geradezu unglaublich war«.

Paduas Blüte hielt bis in das späte Kaiserreich an, wenn die Stadt auch sicherlich die schwere Wirtschaftskrise jener Zeit zu fühlen bekam: Reste eines monumentalen Marktportikus (Piazza Cavour) aus dem Ende des 3. Jh. n. Chr. bezeugen dies.

Patavium war außerdem ebenso wie Aquileia und Verona Schaustätte der Verurteilung und des Martyriums christlicher Bekenner (Hl. Justina im Jahre 304). Dieser Umstand beweist, daß am Ende des 3. Jh. in Padua bereits eine ordentliche bischöfliche Hierarchie in ihr Amt eingesetzt war.

Von den Hunnen wurde Patavium 451 eher gestreift als betroffen, einen tödlichen Schlag erhielt es aber von den Langobarden. Albuin besetzte 569 Padua und teilte den Großteil des Stadtgebietes unter den Nachbarstädten auf. Agilulf nahm die Stadt am Ende des 6. Jh. noch enger in die Zange seiner Heere.

Durch lange Jahre verteidigte die aus Byzanz und Ravenna stammende Besatzung die Stadt überaus tapfer, doch mußten am Ende des Jahres 602 die byzantinischen Soldaten die Stadt, die durch langobardische Brandpfeile angesteckt worden war, den Flammen überlassen. Das Volk, das auf das Land hinaus geflohen war, kehrte zurück und richtete sich zwischen den Ruinen wieder notdürftig ein.

Die höheren Schichten der Bevölkerung hatten als Flucht-Weg die Lagune gewählt, um nun auf See und in Freiheit ein neues, dem Handel und der Schiffahrt, gewidmetes Dasein zu beginnen.

Der zweite Abschnitt der Existenz Paduas nimmt seinen regulären Anfang, nachdem der Bischof nach dem Sturze des Langobardenreiches durch Karl den Großen (774) in die Stadt zurückgekehrt war. Langsam und unter düsteren Begleitumständen setzte der Wiederaufbau der Stadt in ihren Bauten und ihrer Wirtschaft ein, wurde aber in seinem Ablauf durch vernichtende und blutige Einfalle der Ungarn (899—920), die Italien und ganz Europa in tiefsten wirtschaftlichen und kulturellen Notstand stürzten, immer wieder behindert.

Erst nach der Mitte des 10. Jh.s setzt in Padua und im Paduanischen wieder in zunehmendem Maße ein halbwegs geordnetes öffentliches Leben ein, das durch die Autorität der Bischöfe gefördert und überwacht wurde. Nach der Jahrtausendwende stößt man im Laufe des 11. Jh.s in Dokumenten immer häufiger auf die Erwähnung der »capicontrada« (Fraktionsführer), auch boni homines genannt, die eine immer stärkere Rolle spielen und ein zunehmendes Maß von Verantwortung im städtischen Leben tragen.

Zu Ende des Jahrhunderts aber, als zwischen Papsttum und Reich ein erbitterter Kampf um die Frage der kirchlichen Investituren (Investiturstreit) entbrannte und in dessen Ablauf die beiden höchsten Autoritäten des Mittelalters an Einfluß einbüßten, beginnen die boni homines tatsächlich, wenn auch noch nicht Rechtens, die politische Gewalt auszuüben und sich den Schutz Paduas und des Paduanischen angelegen sein lassen.

Die freien Gemeindeautonomien waren tatsächlich aber widerrechtliche Aneignungen der höchsten weltlichen Autorität des »Heiligen Römisch-Deutschen Reiches«, von dem das »Königreich Italien« ein integrierender Teil war.

Darum rückte der junge Kaiser Friedrich l. »Barbarossa«, von mystischem Glauben in seine Mission als oberster Hüter von Ordnung und Gerechtigkeit erfüllt, 1154 nach Italien ein, um mit der überlegenen Macht seiner Heere die Arroganz der lombardischen (paduanischen) Rebellenstädte und der Bischöfe als ihrer Beschützer zu brechen.

So wurde auch der Bischof von Padua, Giovanni Cacio, bestraft, während die Stadt (1160?) der Autorität des Grafen Pagano unterstellt wurde. Belehrt durch die unglücklich verlaufenen isolierten Erhebungen von Crema und Mailand, einigten sich die Bürger von Padua, Treviso, Verona und Vicenza insgeheim darauf, die kaiserlichen Grafen gleichzeitig aus ihren Städten zu vertreiben (24. Mai 1164) und die dann wieder gewonnene Freiheit gemeinsam zu verteidigen.

Dies war der glückliche Beginn der größeren »Liga von Pontida« (September 1167), welche den lombardischen Städten zum Sieg über Barbarossa half. Ihre Gemeindeautonomien wurden in der Folge — wenn auch nur im Rahmen des Reiches' — durch den in Konstanz am 25. Juni 1183 unterzeichneten Frieden rechtsmäßig anerkannt.

Für Padua unterschrieben die Adeligen Englesco da Fontaniva, Gnanfo da Vado und der Richter Ezzelino.

Der eiserne Wille der weifischen Gemeinde, in Freiheit zu überleben, wurde am 4. März 1174 durch einen wütenden Brand, der gut drei Viertel der Stadt rund um die Flußschleife vernichtete, auf harte Probe gestellt.

Dabei wurden 2614 Behausungen, die nach dem Brauch der Zeit mit Holzziegeln (scandolae) gedeckt waren, zerstört.

Um besser über die schreckliche Katastrophe hinwegzukommen, wurde die alte Einrichtung des Kollegiums der städtischen Konsuln durch einen Podestä ersetzt, der von auswärts berufen wurde und sich darum nur das öffentliche Wohl angelegen sein ließ.

Tatsächlich war 1178 der Wiederaufbau der Siedlung wieder in vollem Gang, so daß bereits 1195 die Aufrichtung der inneren, mit Zinnen und Türmen geschmückten Mauern von Padua in Angriff genommen und 1210 abgeschlossen werden konnte.

Auf den Fuß folgte dann der monumentale Neubau der Gemeindepaläste, als erster darunter jener, der für die Ausübung einer Gerichtsbarkeit bestimmt war (Palazzo della Ra-gione, 1218/19).

Das Padua des beginnenden 13. Jh.s, das dem hl. Antonius (1230/31) wegen seines christlichen Glaubens so teuer war, war aber auch eine Stadt von Kultur: Am 29. Sept. 1221 legte eine Gruppe von Doktoren und Studenten der Jurisprudenz aus Bologna den Grund für das ruhmreiche und jahrhundertelange Bestehen der Universität.

Das Leben der freien weifischen Gemeinde erlebte aber auch einen düsteren Abschnitt der Tyrannei. Vom 25. Februar 1237 bis zum 20. Juni 1256 hatte in Padua die kaiserliche Partei, beherrscht von Ezzelino III. von Romano, das Obergewicht.

Gegen Ezzelino, »Häretiker und Förderer der Häresie«, rief Papst Alexander IV. zu einem Kreuzzug auf, an dem sich alle aus der Mark vertriebenen weifischen Adeligen beteiligten.

So wurde Padua 1256 fast ohne Blutvergießen befreit und »seinen Bürgern zurückgegeben«. Die Befreiung erfolgte am 20. Juni, also eine Woche nach dem Fest des hl. Antonius, der zum »Patron und Verteidiger der Stadt« proklamiert wurde. Von 1256 bis 1310 blühte die Gemeinde Padua ohne weitere Unterbrechungen auf und konnte sich so den Rang eines absoluten Primats in Venetien erringen.

Vicenza, Lonigo, Bassano, Lendinara, Badia Polesine und Rovigo erhielten, außer dem gesamten Paduanischen, Gesetze und Podesta aus Padua, das außerdem die sehr bedeutende Schiffahrt auf der Etsch und ebenso den Übergang in die Täler von Feltre und Belluno überwachte.

Der alte Wohlstand Pataviums schien wiedergekehrt und die gebildeten Leute von Padua blickten auf die Schriftsteller von Rom als ihre Vorbilder. Lovato de' Lovati (gestorben 1309) und Albertino Mussato, der auf Grund seiner Werke gekrönte Dichter (Dezember 1315), standen an der Spitze des Reigens paduanischer Humanisten, während der Arzt und Philosoph Pietro d'Abano der Universität »der Künstler« Weltruhm verlieh.

Das hervorragendste Zeugnis des blühenden paduanischen Kulturlebens am Beginn des Trecento stellen aber die Fresken des Giotto in der Familienkapelle des Enrico Scrovegni dar.

Die Ankunft des Kaisers Heinrich VII. (Dezember 1310) setzte den Gemeindefreiheiten Paduas ein Ende. Der »gute Arrigo« hatte Cangrande della Scala gestattet, Vicenza überraschend Padua zu entreißen (April 1311), so daß sich dieses im Februar 1312 empört offen gegen das Reich erhob.

Der Krieg, der zuerst gegen Heinrich VII. und später gegen Cangrande della Scala durch lange Jahre mit großer Erbitterung und abwechselndem Kriegsglück ausgefochten wurde, endete am 10. September 1328 mit dem Einzug des Scaligers in Padua.

Dank dem plötzlichen Tode des jungen Veroneser Fürsten am 22. Juli 1329 war die Herrschaft der Scaliger über Padua IM sehr kurz. Die Stadt wurde am 3. August 1337 von einem Heer aus Venedig-Florenz-Carrara befreit. Mit jenem Tage begann die Herrschaft der Da Carrara.

Sehr kurz war die Regierung des Marsilio da Carrara (t 21. März 1338), so daß die Ehre, am 24. Januar 1339 in der Basilika S. Marco in Venedig den Friedensvertrag mit Alberto della Scala zu unterzeichnen, dem Vetter und Nachfolger Ubertino da Carrara als erstem »freien und unabhängigen Herrn« von Padua und seines ausgedehnten Herrschaftsgebietes zufiel.

Ubertino, ein starker und kluger Fürst, hatte das Verdienst, in Padua nach langen Jahren äußeren Krieges und innerer erbitterter Parteikämpfe eine geordnete und befriedete Zivilverwaltung einzurichten.

Ubertino restaurierte außerdem die Verteidigungsanlagen und die durch den Krieg beschädigten Gebäude. Unter seiner Herrschaft begann die Wirtschaft Paduas, die vor allem auf die »Kunst der Wolle« gründete, wieder neues Leben zu gewinnen und aufzublühen. Der Name Ubertinos ist auch mit der Reggia dei Carraresi verknüpft, die nach seinem Willen zu einem erlesenen Meisterwerk der Architektur und ornamentalen Kunst gestaltet wurde (Sitz der Accademia Patavina).

Der dritte Fürst war Giacomo II da Carrara (1345—1350), mehr Vater als Herr von Padua nach dem Urteile von Francesco Petrarca, der vom April 1349 an Kanoniker der Kathedrale und dem Herrn von Padua wie auch dem Bischof llde-brandino de' Conti in herzlicher Freundschaft verbunden war. Lang und reich an Werken des Friedens, wenn auch häufig durch auswärtige Kriege unterbrochen, war die Herrschaft des Francesco des Älteren von Carrara (1350—1388), unter dem die Universität (1363) das hochgeschätzte Ehrenprivileg einer Theologischen Fakultät erhielt.

Francesco war mehr noch als sein Vater ein ergebener Freund des Petrarca, dem er das »Asyl des Friedens« in Arquä zum Geschenke machte. Leider führten die Feindseligkeiten Venedigs und die Waffen des G. Galeazzo Visconti zum ersten Sturz der Herrschaft der Da Carrara (18. Dezember 1388), die dann kurz darauf mit Unterstützung von Florenz und Bologna am 20. Juni 1390 von Francesco Novello neu begründet wurde.

Es war dies ein tüchtiger und sowohl für Kultur wie für Kunst aufgeschlossener Fürst, der aber ständig von schweren kriegerischen Abenteuern bedrängt war.

Die Heere Venedigs setzten schließlich am 21. November 1405 der Herrschaft der Da Carrara ein Ende. Der Novello und seine beiden älteren Söhne fanden am 17. Januar 1406 durch Erdrosselung in den Kellern des Dogenpalastes den Tod.

Mit dem 21. November 1405 endet Paduas Rolle als Stadtstaat mit eigener politischer Geschichte.

Den neuen Zustand der Unterwerfung unter fremde Herrschaft konnte der paduanische Adel, der bisher gewohnt gewesen war, im »Rat des Fürsten« eine maßgebliche Rolle zu spielen und auch an der Verwaltung der Bezirke (distretti) aktiven Anteil zu nehmen, nicht ertragen. Aus dieser Geisteshaltung erwuchs der unglückselige Aufstandsversuch gegen Venedig, der von einer Gruppe paduanischer Aristokraten im Sommer 1509 zur Zeit der gegen Venedig gerichteten Liga von Cambrai unternommen wurde.

Der Versuch der »Rebellen von Padua« wurde im Keim erstickt und von großer Härte war die Reaktion Venedigs, welches den Adel Paduas zu passivem Gehorsam zwang und auch seines letzten Privilegs beraubte: der Fürsorge für die Universität, die vom 16. Jh. an der aufmerksamen Fürsorge eines Kollegiums venezianischer Reformatoren unterstellt wurde.

Die Vorteile einer weisen Zentralverwaltung wurden dank der großen Urbarmachungen und Flußregulierungen, die zuerst von den venezianischen Großgrundbesitzern und später von dem hochverdienten »Wassermagistrat« gefördert wurden, besonders auf dem Lande fühlbar.

Venedig gab auch der Wolleverarbeitung im Paduanischen neue starke Impulse, dazu kam im 17. Jh. die ebenfalls blühende Seidenspinnerei.

Religiöse Bruderschaften und reiche Privatleute verhalfen Padua zu bedeutenden Kunstschätzen, bezeugt durch die illustren Namen Donatello, Mantegna, Tizian, Falconetto ...

Am 28. April 1797 begrüßten die intellektuellen Jakobiner Paduas begeistert die Soldaten Bonapartes, die sie als Bringer neuer Freiheiten ansahen. Anderseits begann aber für Padua eine lange Reihe von Beschlagnahmen, finanzieller Auflagen und Truppenaushebungen, welche die Grundlagen der paduanischen Wirtschaft bis in die Wurzeln zerstörte, so daß diese durch das ganze 19. Jh. ausschließlich agrarischen Charakter hatte und auf den Grundbesitz begründet war.

Am 7. November 1813 begann die lange Periode der österreichischen Herrschaft, gekennzeichnet durch ein System der Unterdrückung, das die materiellen Vorteile einer an sich guten Verwaltung vergessen ließ. Vergeblich war das strenge Auge der Polizei auf die bewegte Hochschulwelt gerichtet.

Jede Gelegenheit war Professoren und Studenten recht, um die neuen, hauptsächlich von Mazzini stammenden Ideen zu bekunden und weiterzugeben.

Ein leuchtendes Beispiel spontanen akademischen Heroismus war die Studentenerhebung vom 6. Februar 7848, welche den Bo und das Cafe Pedrocchi in ein richtiges Schlachtfeld verwandelte.

Es war das Vorspiel der wunderbaren Volkserhebung vom März in Mailand und Venedig und der allerdings trügerischen und sehr kurzen Befreiung von Lombardo-Venetien. Padua sah in diesem Rahmen am 24. März 1848 unter Jubel die österreichische Besatzung abziehen, mußte aber am 13. Juni entsetzt ihre Rückkehr mit ansehen.

Das Jahr 1849 ließ die Hoffnungen einer baldigen Befreiung scheitern, doch festigte sich und reifte der Wille, diese zu erreichen, zwar nicht im Wege kühner, aber machtloser Volkserhebungen, sondern indem man eng und kompakt die Reihen um Piemont schloß, von wo aus die politischen Emigranten — vor allem Alberto Cavalletto — die geheime Aktion leiteten.

Für Venetien, das im Vertrag von Villafranca den höheren europäischen Interessen geopfert wurde, sollte sich diese Wartezeit bis zum Sommer 1866 hinausziehen.

In der Nacht des 11. Juli dieses Jahres verließen die österreichischen Soldaten und Beamten nach 53 Jahren das nunmehr endlich freie Padua.

Die totalitäre Volksabstimmung vom Oktober 1866 sanktionierte den Wunsch der Bevölkerung Venetiens endgültig: Padua wurde damit ein Teil Italiens, an dessen frohen und trüben Geschicken es immer Anteil genommen hatte. In Padua hatte auch der »große Krieg 1915/18« seinen ruhmreichen Ausklang. In Padua unterzeichnete in der Villa Giusti della Mandria die österreichischen Bevollmächtigten am Abend des 3. November 1918 den Waffenstillstand, der die Niederlage der österreichisch-ungarischen Armee und damit gleichzeitig das Ende des Jahrhundertealten Habsburgerreiches besiegelte.

Die harten Opfer, welche die Bevölkerung Paduas im langen Winter 1917/18 erleiden mußte, fanden am 3. November 1918 ihre glücklichste Krönung.