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Padua Kunst in Padua

 

 

 

 

 


KUNST
Padua war Stadt der Kunst, bevor es noch römisch war. Die reiche Zahl früh-venetischer Grabsteine mit Reliefverzierung weist auf die leidenschaftliche Neigung der Paduaner für die Skulptur und legt Zeugnis für fruchtbare antike Kontakte mit den Etruskern und den Griechen von Tarent ab.

Für das römische Padua charakteristisch ist die Bildnisskulptur von kräftiger Gestaltung und realistischer Ausdruckskraft. Hauptwerk ist ein großer Grabstein eines Centurio unter Julius Cäsar (?), dargestellt im Augenblick, in dem er aus dem Inneren eines Forts heraustritt (Museum der Super-intendenz für Antiquitäten).

Große und geniale Architekten waren die Pataviner der Kaiserzeit: die zerstörten Laubenhallen des Marktes längs des Flußhafens waren stilistisch von den Märkten der hellenistisch-asianischen Städte bestimmt. Hohe Bewunderung bezeigt der Besucher auch vor der mächtigen und auch kühnen Architektur der römischen Brücke »S. Lorenzo - S. Stefano« (um 40 v. Chr.), deren patavischer Charakter oder Ursprung in einer im Keller des Storione ersichtlichen Inschrift mit Stolz bekräftigt wird. Die großen schmalen Arkaden ruhen auf zarten geschnäbelten Pfeilern.

Die Opilioni-Kapelle des hl. Prosdocimo, die an die Basilica S. Giustina angeschlossen ist, zeigt den reinsten Stil Ravennas aus der Zeit Theoderichs. Sarkophage mit symbolischen Lämmern (im Santo) beweisen, daß die Paduaner auch im 5. bis 6. Jahrhundert ein strenges Maßempfinden beibehalten haben.

Der langobardische Brand (602) und der lange Verfall Paduas führen uns weit in das 11. Jahrhundert mit der Apsis von S. Sofia, ein interessantes Beispiel erster romanischer Kunst von Padua. Im 12. Jahrhundert war in Padua der Architekt Macillo tätig, dem die romanische Kathedrale zugeschrieben wird, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert völlig umgebaut worden ist.

Macillo wäre nur ein Name, wenn nicht Giusto de' Menabuoi im 14. Jahrhundert die alte Kathedrale von Padua in einem Fresko des Baptisteriums dargestellt hätte. Macillo war ein lombard/scher Architekt, der mit dem Kreis von Parma in Verbindung stand, und ihm wird auch das Baptisterium zuzuschreiben sein.

Die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts ist für Padua eine Ära, die sehr reich an Bauwerken ist (Palazzo degli Anziani, Loggia del Consiglio, Eremitanerkirche ...). Paduanische Tradition und kühne gotische Neuheiten sind im Palazzo della Ragione vertreten, dessen schwere romanische Monumentalität des Unterteiles vom kühnen Schwung des Kieldaches gekrönt ist.

Das Padua der Zeit nach Ezzelino hatte innige freundschaftliche und kommerzielle Beziehungen zu Venedig und den toskanischen Städten, vor allem zu Florenz und die Kunstwerke bezeugen diese Tatsache.

Venezianisch ist das System der halbkreisförmigen Kuppeln des Santo. Florentiner war Giotto und von Siena kam Giovanni Pisano nach Padua. Der kulturelle Horizont Paduas war vor allem wegen der Universität, auf der vielfältige europäische Stimmen vernehmbar waren, sehr weit gespannt.

Die 1820 abgebrochene Dominikanerkirche S. Agostino, die 1303 geweiht worden ist, war ein klassisches Beispiel der mönchischen Gotik und französischen Empfindens ist auch die zarte Struktur der Glockentürme, des Hauptturmes und der Turmspitzen von Sant'Antonio, die noch vor 1310 fertiggestellt wurden.

Das Padua der Carrara erlebt den Triumph der Malerei nach Giotto und jener von Siena (Ambrogio Lorenzetti) mit den wunderbaren Fresken des Veronesers Altichiero im Santo. Der Florentiner Giusto de' Menabuoi ist hingegen bereits Meister der geometrischen Perspektive.

Im Paduaner Gua-riento vereinigen sich der Stil Giottos und die poetische Begeisterung der Gotik.

Das oströmische Reich steuert die Farbe und die Zeichnung des kostbaren Freskoschmuckes im Palazzo di Ubertino da Carrara bei, der im Sommer 1343 fertiggestellt wurde (Acca-demia Patavina): ein kostbares Beispiel ornamentaler Malerei.

In den noch erhaltenen Lauben des Ubertino vereinigt sich der zarte französische Schwung mit harmonischen, klassischen Kadenzen.

Der Sturz der Carrara (1405) hätte zum Verfall der großen künstlerischen Tradition Padua im Trecento geführt, wenn nicht der Florentiner Palla Strozzi als politischer Flüchtling in die Stadt gekommen wäre. Es war ein großzügiger Mäzen und seiner Freundschaft ist es zuzuschreiben, daß Donatello nach Padua kam und hier zehn Jahre lang arbeitete.

Der Bildhauer aua Florenz gab die Liebe für die Neuheiten der realistischen Perspektive an Andrea Mantegna weiter, dessen Talent das damals Venedig untertane Padua für seine künstlerische Entwicklung nicht genügend Möglichkeiten bieten konnte.

Die Übersiedlung Mantegnas nach Mantua verhinderte darum, daß sich im Padua des 15. Jahrhunderts eine wirksame Schule der Malkunst Mantegnas ausbilden konnte.

Die herrschende Vorliebe für farbenreiche blühende Gotik manifestiert sich in den durchbrochenen Fassaden der Schule des Pietro Lombardo. Ihnen stehen wieder die nach klassischen Formen strebenden Raumgestaltungen albertinischer Art eines Lorenzo da Bologna gegenüber, die in irgendeiner Weise die reine Eleganz des Veronesers G. Maria Falconetto und die spätere Monumentalität des Bergamaskers Andrea Moroni vorwegnehmen.

Tizian zuerst, später Tintoretto und Veronese beherrschen die paduanische Malerei des 16. Jahrhunderts, das in Padua mehr als anderswo dekorativen Freskenschmuck hinterlassen hat. Mehr als auf Venedig schauen hingegen die Schöpfer der vielen wertvollen Bilder des 17. Jahrhunderts auf die Malerei Bolognas und der Emilia, während die Bilder des Settecento bewegter und luftiger sind: Piazzetta und Tiepolo sind auch in Padua vertreten.

Der strenge neuklassische Stil des 19. Jahrhunderts bekundet sich in Padua in Giuseppe Jappelli, dessen Caf6 Pedrocchi ein Baudenkmal von Weltruf ist.

Man begegnet hingegen im Padua unseres Jahrhunderts keiner wirksamen Bekräftigung der modernen architektonischen Ausdrucksform, doch ist das Jahrhundert ja noch nicht zu Ende.