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Padua Rundgänge durch Padua

 

 

 

 

 

     
Padua
  Rundgang 2  
     
     


II. RUNDGANG

RÖMISCHE UNIVERSITÄTSBRÜCKE
PIAZZA ANTENORE
STRASSE UND KIRCHE S. FRANCESCO
BASILIKA DES HL. ANTONIUS
KIRCHPLATZ DEL SANTO
ORATORIUM S. GIORGIO
SCUOLA DEL SANTO
VIA M. CESAROTTI UND CORNARO-HOF
STÄDTISCHES MUSEUM
PRATO DELLA VALLE
BASILIKA DER HL. JUSTINA
VIA UMBERTO
VIA ROMA UND KIRCHE DEI SERVI

Unser heutiger Besuch gilt Rutena, der südöstlichen Zone des römischen, mittelalterlichen und venezianischen Padua: Vom Hauptgebäude des Städtischen Krankenhauses und Ponte-corvo bis zum Astronomischen Observatorium am rechten Ufer des Bacchiglione.

Zwei Stätten ziehen vor allem die Besucher an: Die Basilika des hl. Antonius mit dem Grabe des Wundertäters und die Kunstwerke von Altichiero und Donatello, die Basilika der hl. Giustina mit ihren Architekturen und die frühchristlichen »Erinnerungen«. Zwischen den beiden geheiligten Komplexen erstreckt sich weit und harmonisch der Prato della Valle, reich an Geschichte und Kunst.

Der Rundgang beginnt von der Piazza Antenore oder noch besser von der Unterführung am Riviera »Tito Livio«. Man kann hier von der Nähe aus die perfekte Mauertechnik im östlichen Bogen der fünfzig Meter langen Universitätsbrücke, die früher nach dem hl. Stefanus benannt war, bewundern.

Die Brücke wurde um 40 v. Chr. in drei gesenkten Jochen (ein Kreisdrittel) auf schlanken, nach Süden geschnäbelten Pfeilern errichtet. Fünf bewährte und fachkundige Bürger, die eigens für diese Aufgabe erwählt worden waren, überwachten das Werk und kollaudierten die Brücke. Von den halb in die Erde eingelassenen Räumen des Klubs »Don Quichotte« des »Grandhotel Storione« ist der Mittelbogen zu sehen.

Die Piazza Antenore vor dem Regierungspalaste (Sitz der Provinzialverwaltung und Präfektur) trägt ihren Namen von dem vermuteten Grab des mythischen Stadtgründers von Patavium. Das Grab des Antenore, von fremden Besuchern ungläubig belächelt, blieb durch die Jahrhunderte das verehrte Symbol der edlen Abkunft Paduas, durch den gemeinsamen trojanischen Ursprung Schwesterstadt Roms.

Rund um die Grabaedikula erfuhren Raum und Gebäude völlige Umwandlung, aber das Grabdenkmal des Gründers blieb unverändert an seinem ursprünglichen Orte.

Ein napoleonisches Dekret, mit welchem am 18. Juli 1809 der Abbruch und der »freihändige« Verkauf der angrenzenden, sehr alten Kirche des hl. Lorenzo (9. Jahrhundert) angeordnet wurde, enthielt die Weisung, daß »das Grab des Antenore an seinem Platze erhalten bleibe«.

Die Legende bezeichnet den Richter und Dichter Lovato de' Lovati (t 1309), der neben dem Stadtgründer beigesetzt ist, als Entdecker von Antenores Überresten und Urheber des Grabmals (1283/84). Der Sarkophag des Lovato, Vater des Humanismus in Padua, ist nach mehr als einem Jahrhundert bewegten Schicksals an seinen alten Platz zurückgekehrt.

Gegenüber den Gräbern des Antenore und des Lovato erheben sich auf der Nordseite der Via S. Francesco die Palazzi Romanin-Jacur (Nr. 9) und Sa/a (Nr. 11). Der erste, der einmal »Ca' d'oro« genannt wurde, ist in reinster venezianischer Gotik des beginnenden 15. Jn.s gehalten.

Er wurde durch Restaurierungen des 19. Jh.s entstellt. Der zweite Palast wurde 1507 von Lorenzo di Simone da Bologna, dem er zugeschrieben wird, erbaut. Wenn man durch die Via S. Francesco (antike Hauptstraße von Patavium) weiterschreitet, stößt man zuerst auf der linken Seite auf den Turmstumpf des Zinnenpalastes der Zabarella (früher ein Zweig der Da Carrara), ein typisches Beispiel romanischer Adelsarchitektur.

Weiter vorne folgen an der rechten Seite der Straße die breiten Spitzbogen des früher freskengeschmückten Portikus der Kirche des hl. Franziskus.

Die Kirche mit drei Spitzbogenschiffen wirkt durch das weite Presbyterium, das Lorenzo da Bologna am Beginn des 16. Jh.s schuf, sehr weiträumig.

Im rechten Seitenschiff verdient die Madonnenkapelle Bewunderung. Sie wurde 1523/26 von Girolamo Tessari oder »dal Santo«, einem Paduaner Maler des frühen Cinquecento, in Fresko bemalt. Gegenüber der Franziskuskirche befindet sich auf der linken Straßenseite die Scuola della Caritä (Schule der Barmherzigkeit). In deren oberem Kapitelsaal schuf Dario Varotari, ein guter Veroneser Maler aus der zweiten Hälfte des 16. Jh.s, 1579 einen wertvollen marianischen Freskenzyklus.

Wenn man durch die Via S. Francesco zurückgeht, erreicht man die Via »del Santo«, die zur Basilika des hl. Antonius führt.

DIE BASILIKA DES HL. ANTONIUS
Die »Kirche des Heiligen« wurde schon seit dem 13. Jahrhundert im Ablaufe der Zeit zum religiös und künstlerisch bedeutsamsten Zentrum von Padua und eine der berühmtesten heiligen Stätten der Welt: Zum Grabe des Wundertäters pilgern Wallfahrer aus allen Kontinenten.

Der hl. Antpnius wurde in Lissabon geboren, durch Adoption gilt der Heilige aber als Paduaner.

Fra Antonio, der schon bei früheren Besuchen den »tiefen Glauben und frommen Eifer der Paduaner« kennengelernt hatte, wurde vom Generalkapitel der Minderen Brüder (Franziskaner) zu Pfingsten 1230 für das »freie Predigeramt« bestimmt.

Er wählte Padua im Mittelpunkt der Trevisanischen Mark als Wohnsitz. So verfaßte der Heilige in Padua im ärmlichen und kleinen Kloster S. Maria Mater Domini, das zwischen Weinbergen in Rutena fast verborgen ist, die »Sermoni« (Sonntags- und Heiligenpredigten), die ihm wegen ihres tiefen wissenschaftlichen Charakters den Titel »Doktor der Kirche« (1946) eintrugen.

Vor allem war der »Evangelische Doktor« aber ein unermüdlicher volkstümlicher Prediger von geradezu außergewöhnlicher Wirksamkeit. Historisch wurde seine Fastenpredigt, die er 1231 in Padua hielt: er hatte bis zu 30.000 Zuhörer und viele bekehrten sich.

Die »große Mission« in Padua war gleichsam die letzte apostolische Anstrengung des heiligen Antonius, der am 13. Juni 1231, knapp nach seiner Rückkehr aus Camposampiero nach Padua, im Alter von noch nicht vierzig Jahren in einer Zelle des kleinen Franziskanerkonvents, der dem Klarissenkloster S. Maria »de Cella« (Arcella) angeschlossen war, starb.

Unmittelbar darauf begannen um den Leichnam des Heiligen die Wunder aufzublühen. Die Klarissen, unterstützt von den Bewohnern des großen Stadtviertels Ponte Molino (Codalunga), wollten den kostbaren Sarg in ihrer Kirche behalten, während die Franziskaner, auf das kanonische Recht gestützt, verlangten, daß der Leichnam nach S. Maria Mater Domini, dem klösterlichen Wohnsitz des Frä Antonio, gebracht werde.

Nach heftigen Auseinandersetzungen setzte sich das geschriebene Recht durch und der Leichnam des Wundertäters wurde am 17. Juni 1231 in feierlicher Form in die Kirche von Rutena übergeführt, wo er sich noch heute befindet.

Kaum hatte Papst Gregor IX. am 30. Mai 1232 den hl. Antonius heilig gesprochen, beschlossen die Franziskaner nach dem Beispiel des Geschehens in Assisi neben der zu engen Kirche S. Maria Mater Domini ein größeres Gotteshaus zu errichten, welches das Grab des Wundertäters (»Arca del Taumaturgo«) in würdiger Form hüten sollte.

Dies war der Beginn der achtzig Jahre währenden Bauperiode des »Santo«, die in drei verschiedene Bauphasen zerfällt. Ungewiß und in Dunkel gehüllt ist, was von 1232 bis 1256 geschaffen wurde.

Papst Alexander IV. gewährte am 17. Juli 1256 einen Sonderablaß »an alle, die zur Fertigstellung der von den Minderen Brüdern von Padua begonnenen neuen Kirche beitrügen«.

Der Papst bestätigte dadurch das bereits im Juni vom päpstlichen Legaten beim weifischen Kreuzfahrerheer gewährte Privileg. Es erging am Vorabend der Befreiung Paduas von Ezzelino, die auf die Fürsprache des heiligen Antonius, »Verteidiger und Schutzpatron«, zurückgeführt wurde. Der päpstliche Ablaß galt sechs Jahre lang und pünktlich am 8. April 1263 (Weißer Sonntag) wurde die Bahre des Heiligen (»Arca del Santo«) von S. Maria Mater Domini in die neue Kirche »unter der dritten Kuppel« übertragen.

Die zweite Bauphase ging also von einem kreuzförmigen Kirchenbau aus, der mit Kuppeln nach Art der Markuskirche in Venedig bedeckt war. Es ist anzunehmen, daß die Kuppel über der Nordseite des Querschiffes (gegenwärtiges Grab des Heiligen) noch nicht errichtet war, da ihr Bau zur teilweisen Zerstörung der alten Kirche führte: daraus ergab sich die Notwendigkeit den hochverehrten Leichnam zu übertragen.

Am 8. April 1263, im Zuge der Übertragung, die in Anwesenheit des hl. Bonaventura da Bagnorea, Ordensgeneral der Franziskaner, erfolgte, wurde festgestellt, daß die Zunge des großen Predigers unversehrt erhalten und biegsam war.

Der Ruf dieses Wunders vervielfachte die Zahl der Pilger und die neue Kirche erwies sich bald als unzureichend, um sie aufzunehmen. So beschloß die Gemeinde Padua im Jahre 1265 mit »4000 Lire jährlich« (zu jener Zeit eine gewaltige Summe) zum Bau des »Santo« bis zur völligen Vollendung des Bauwerkes beizutragen.

So nahm dann die Basilika des hl. Antonius in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ihre charakteristische Form einer Wallfahrtskirche französischen Typs an.

Die letzte Bauphase begann am Umgang hinter der Apsis der Kranzkapellen. Der erste Stein der Mittelkapelle wurde am 28. September 1267 gelegt und die übrigen acht kamen innerhalb der Jahren 1296/97 dazu.

Die Fertigstellung der Kirche wurde mit der feierlichen, endgültigen Übertragung der Bahre des hl. Antonius an den alten Platz im äußersten Norden des Querschiffes, wo sie sich noch heute befindet begangen.

Außenseite
Die drei Bauabschnitte kommen in den architektonischen Strukturen des Kirchenäußeren zum Ausdruck. Wer von der »Via del Santo« kommt und auf dem großen Platz der Via Cesarotti verhält, erblickt die Nordflanke des Bauwerkes, die von der streng aufragenden und nur durch den Tonfall robuster Pilaster bewegten Hauptmauer bestimmt ist.

Der warme Ton der durch die Jahrhunderte nachgedunkelten Ziegel unterstreicht den der romanisch-lombardischen Architektur geschlossenen Eindruck. Aufragende Strebepfeiler und kurze Giebeldächer bilden in der Höhe die Basis der zylindrischen Kuppeltrommeln.

Zarte Lisenen und Blendbögen passen mit ihrem langsamen Rhythmus die venezianisch-byzantinischen Halbkugeln dem romanischen tragenden Unterbau an.

Aber der beste Anblick der Kirche und ihrer »phantastischen Glockentürme« bietet sich von der Apsisseite, den man von Pontecorvo (BrückQ und Ostufer des Kanala) genießt.

Aus einem Grunde baumbestandener Gärten steigen in wachsendem Crescendo die Kuppeln bis zum hohen Kegel der mit ihrer Laterne wie ein Pfeil in die Höhe schießende Mittelkuppel auf. Wie Kulissen dazu wirken die beiden leichten sechseckigen Glockentürme, die mit ihren zarten roten und von weißem Ton durchbrochenen Schäften zum Himmel steigen.

Die 1691 erfolgte Errichtung der monumentalen kuppelgekrönten Schatzkapelle hat die reine Krümmung des Umganges und seiner niedrigen Kranzkapellen unterbrochen: beeintrachtet wurde dadurch auch der schöne Anblick der Kirche des hl. Antonius von Pontecorvo, früher der Hauptzugangsstraße zur Basilika von der Stadt.

Um den Weg abzukürzen, entstand die »Contrada del Santo«, während der Kirchplatz (Sagrato) im Norden und Nordosten seine endgültigen Formen und Grenzen annahm.

Vom Ostufer des Pontecorvo-Kanals (Via Santonini) genießt man den unbehindertsten und umfassendsten Blick auf den Kirchenbau. Man kann von hier aus die im späten 13. Jahrhundert vollzogene enge Verbindung zwischen kühnem gotischem »In die Höhe Streben« und dem weichen Tonfall der venezianisch-byzantinischen Kurven voll erfassen.

Die großen französischen Wallfahrtskirchen waren äußerlich alle durch die an das Heilige Grab in Jerusalem erinnernde hohe Turmpyramide gekennzeichnet, doch gewinnt dieser von Perigord ausgehende französische Urtyp im Santo einen besonderen Aspekt.

Dies ist auch die besondere stilistische Note der Fassade. Romanisch-lombardisch ist der in spitzem Giebel zulaufende Typ und die aus sichtbaren Ziegeln aufgeführte Wand, die nur durch den regelmäßigen Rhythmus der vertikal nach oben verlaufenden zarten Lisenen unterbrochen wird. Völlig luftig wirkt die querlaufende Loggia, die von hohen Spitzbogen getragen wird.

Ausgesprochen elegant ist die Zeichnung der gotischen Fensterrose, die sich vom Rot der Fassade hell abhebt. Originell ist auch das kleine zylinderförmige und gespitzte Glok-kentürmchen, das den Gipfel des Giebels krönt.

Inneres
Wie äußerlich bereits durch die Anordnung der Kuppeln angedeutet ist, hat die Kirche die Form eines lateinischen Kreuzes mit breitem aber wenig hervortretendem Ouerarm und drei Schiffen.

Das Mittelschiff ist doppelt so hoch als die Seitenschiffe und wird durch mächtige, 4,8 m dicke Pfeiler in vier Joche unterteilt. Die ersten beiden Joche sind untereinander durch kleinere, spitzbogentragende Säulen getrennt. Ein Balustradenumgang verbindet in Art einer Kette die seitlichen Bögen des Mittelschiffes und trägt die Pendentifs, die zu den halbkreisförmigen Kuppelschalen überleiten.

Der Blick durch das Hauptschiff endet in der durch lange Spitzbogenöffnungen unterbrochenen Apsis. Zwischen dem Rippengewölbe öffnen sich Fensteraugen, während das Presbyterium aus zwei gearbeiteten Fensterrosen des Ouerschiffes Licht empfängt. Anfechtbar — vor allem in funktioneller Hinsicht — ist der Freskoschmuck der Apsis, ein unvollendet gebliebenes Werk von Achille Casanova, das dieser 1900 auf der Grundlage der aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts stammenden, später unscheinbar gewordenen und im späten 18. Jahrhundert abgekratzten früheren Fresken begann.

Einfach und von klarer Aussagekraft war der Innenanblick der Kirche des hl. Antonius, bevor die vielen Grabmäler. mögen sie für sich auch einzeln schön sein, die glatten Oberflächen der warmen Ziegelwände belasteten. Der Kirchenrundgang beginnt vom linken Seitenschiff.

An der Laibung des ersten kleineren Jochpfeilers ist der Altar der »Säulenmadonna« oder »Madonna degli Orbi» angebracht. Die Madonna mit dem Kinde, die durch ihren belebten süßen Ausdruck anmutig wirkt, wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts von Stetano da Ferrara, einem guten Maler aus dem Kreise von Vitale da Bologna, geschaffen.

Weiter vorne stößt man an der Wand auf das elegante Grabmal des Juristen Antonio Rosselli, das 1464/68 von Pietro Lombarde ausgeführt wurde. Die Florentiner Ausbildung des Lombardo kommt hier im Denkmaltyp der Grabkammer sowie in der Feinheit des Meißels zum Ausdruck. Bemerkenswert durch pathetischen Realismus ist das Antlitz des Verstorbenen, der den Doktorhut trägt.

Das linke Mittelschiff endet im Ouerschiff, dessen nördliches Ende das am 14. Juni 1314 hierher verlegte Grab (»Arca«) des hl. Antonius hütet.

Michele Savonarola preist 1445/46 die fromme Schönheit der alten Kapelle des hl. Antonius, an deren Wände Stetano da Ferrara die Wunder des Heiligen in Figuren, die sich zu bewegen schienen«, in Fresko gemalt hat.

Die malerische Ausschmückung der Grabkapelle steht in Zusammenhang mit der Übertragung der Gebeine des Heiligen in einer Silberurne (innerhalb des Porphyrsarkophages von 1263), die am 15. Februar 1350 vom Kardinal Guido de Boulogne-sur-Mer gespendet wurde.

Zu Ende des 15. Jahrhunderts waren die Fresken des Stefano durch die Feuchtigkeit der Wände total verdorben. Dank eines beträchtlichen Legats im Testamente von Franc'esco Sansone, Ordensgeneral der Franziskaner, konnte 1499 die völlige Erneuerung der Kapelle in Angriff genommen werden.

Der Bildhauer Andrea Briosco lieferte das Modell, dessen Ausführung von Giovanni und Antonio Minel/o (1500—1521) geleitet und vom sehr berühmten Veroneser Architekt G. M. Falconetto vollendet wurde. Diesem ist auch die Ausschmückung der Fassade und des Stuckgewölbes in Groteskmalerei zu danken.

Die neue Grabkapelle (»Cappella dell'Arca«) wurde 1532 eingeweiht.

Die Kapelle des hl. Antonius hat eine Arkadenstellung in Form eines korinthischen Portikus mit einem reichdekorierten Attikum, das mit Statuen der Stadtheiligen von Padua und des hl. Johannes des Täufers geschmückt ist.

Ein korinthischer Blendportikus unterstreicht ebenfalls die Wände der Kapelle. In den Räumen zwischen den Säulen haben neun Marmorreliefs Platz gefunden, in welchen die berühmtesten Wunder des Heiligen dargestellt sind.

Die Betrachtung des Reliefzyklus beginnt auf der linken Seite: »Die Bekleidung des hl. Antonius«. Es ist ein fehlerloses, aber kühles Werk von Antonio Minello (1521). Der Reihenfolge in der Deutung der Reliefs entspricht nicht die tatsächliche Ausführung: als erstes entstand 1505 das neunte Bild (das letzte auf der rechten Seite): »Der Heilige läßt einen Säugling zur Verteidigung seiner Mutter sprechen«.

Sein Urheber ist Antonio Lombardo, von dem und dessen Bruder auch weitere (gezeichnete) Reliefs klassischen Stils stammen. Wegen ihres warmen dramatischen Pathos ausgesprochen schön sind an der Rückwand zwei Reliefs von Jacopo Sansovino: »Der Heilige ruft eine junge Ertrunkene wieder ins Leben« und »Der Heilige ruft ein ertrunkenes Kind ins Leben zurück«.

In der Mitte der Kapelle steht auf sieben Stufen erhöht der Altar des Grabmals des Heiligen, dessen Marmorsarkophag auf der Rückseite unverdeckt ist.

An der Ostwand gibt ein Bogen den Zugang zur Kapelle der schwarzen Madonna frei. Sie ist alles, was von der Kirche S. Maria Mater Domini, der ersten Franziskanerkirche, noch übriggeblieben ist.

Von künstlerischer Wirkung ist der Altar mit einem schlanken und reich ausgestatteten Spitzbogenbaldachin, in dessen Innerem sich die schöne Statue der Madonna mit dem Kinde aus vielfarbigem Stein befindet.

Gotisch ist der Kleiderfall und »herzinnig ist der lebhafte Ausdruck des Gesichtes«, das von den schwarzen Haaren verdunkelt ist (Schwarze Madonna). Altar und Statue wurden 1396 vom Franzosen Rainaldino auf Kosten der Bruderschaft des hl. Antonius angefertigt.

An der Südwand steht innerhalb eines Bogens das majestätische Grabmal des Juristen Raffaele Fulgosio (t 1427), ein schönes Beispiel gotisch-toskanischer Kunst von Pietro Lamberti und Helfern.

Gegenüber öffnet sich die Kapelle des Seligen Lukas, eines Mönches, der Weggefährte (socius) des hl. Antonius war und hier in einem in die Apsis eingelassenen Sarkophag beigesetzt ist.

Die Kapelle wurde von den Brüdern Naimerio und Manfredino de' Conti, der eine Verwalter, der andere Rechtsvertreter des Francesco des Älteren da Carrara, errichtet und 1382 zu Ehren der Apostel Philipp und Jakob d. J. geweiht.

Die Apsis und die Wände wurden von dem Florentiner Giusto de' Menabuoi mit der Legende der beiden Apostel geschmückt. Ausgenommen hievon sind die beiden unteren seitlichen Fresken der Apsis, in welchen die Freundschaft zwischen dem Seligen Lukas und dem hl. Antonius verherrlicht wird.

Im linken Fresko, charakterisiert durch einen perspektivischen Blick auf das Padua der Carrara: »Der Heilige verkündet dem Seligen Lukas die bevorstehende Befreiung der Stadt von Ezzelino«, im zweiten Fresko zur rechten Seite: »Wunder blühen um 1231 rund um das Grab des hl. Antonius auf«. Der Selige betet um die Heiligsprechung seines Socius.

Wenn man die Kapelle der Schwarzen Madonna verläßt, folgt man der Krümmung des Chorumganges, gegen den sich die durchwegs in der Moderne neu eingerichteten Kranzkapellen öffnen.

In der Mitte des Umganges öffnet sich über ein Zugangsatrium die ausgedehnte Schatz- oder Reliquienkapelle der Basilika, reich an kostbaren Reliquien, Gold und Silber. Hier war bis zum Jahre 1691 die mittlere Apsiskapelle des Umganges, die später zum Atrium für die neue größere Kapelle wurde, ein aufwendiges Werk des Genuesers Filippo Parodi, Schüler von G. L. Bernini.

An der Ausschmückung des »Reliquienschreines«, der in der Krümmung der Architektur folgt und malerisch mit dem Gelb-rot der Türen harmonisiert, wie auch an der überschwenglichen und doch elegant-zarten Ausschmückung der Kuppel (Verklärung des hl. Antonius) wirkte außer dem Parodi auch Giovanni Bonazza, ein guter Paduaner Bildhauer aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit.

Die Besichtigung des Schatzes ist von hohem religiösem wie auch künstlerischem Interesse. Bemerkenswert ist vor allem das Reliquiar der Zunge, ein Meisterwerk von Giuliano da Firenze, Mitarbeiter des Ghilberti. Es wurde 1434/36 ausgeführt.

Nach der Schatzkapelle setzt sich die Krümmung des Umganges fort. Wenn man weitergeht, stößt man nach dem Sakristeitor und dem Zugang zum Kapitelkloster (heute »del Messaggero di Sant'Antonio« genannt) auf die wunderschöne

Kapelle des hl. Jakob d. Ä.
Am äußersten südlichen Ende des Querschiffes wurde am Ende des 13. Jahrhunderts der Altar des Erzengel Michael errichtet und hier wurde 1333 Bartolomea degli Scrovegni, Gemahlin des Marsilio da Carrara, beigesetzt.

An der gleichen Stelle wurden im August 1337 Pietro und Marsilio de' Rossi di Parma bestattet, beide Neffen des Jacopo l. da Carrara und Helden der Befreiung Paduas von den Skaligern.

In der Südkapelle des Querschiffes wurde schließlich die Bahre Marsilios des Großen da Carrara, des ersten Fürsten von Padua (t 21. März 1338), vorläufig abgestellt, bis sie in der Folge in die Familienabtei S. Stefano di Carrara übertragen wurde.

Die aus Tradition historische und illustre Familienkapelle wurde durch den Pinsel Altichieros da Zevio des bedeutendsten italienischen Malers der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, berühmt.

Im Jahre 1372 gelangte die heilige Stätte in das Eigentum des Marchese Bonifacio dei Lupi di Soragna (Parma), Freund und Kapitän von Francesco d. Ä. da Carrara. Bonifacio, ein reicher und geistreicher Mäzen, vertraute die architektonische und bildhauerische Neugestaltung der südlichen Querschiffkapelle dem Venezianer Andriolo degli Santi an, der bereits früher für die Scrovegni und die Carraresi gearbeitet hatte.

Aber vielleicht stammt das Projekt der Kapelle selber von Altichiero, dem der Freskoschmuck des Spitzbogengewölbes und der Wände (1374 bis 1378) zu verdanken ist.

An der Rückwand fand hinter dem Altar (Statue des Rainaldino di Francia, 1379) das in Art eines Triptychons gehaltene großartige Kreuzigungsfresko Platz, ein Meisterwerk des Altichiero. Warm sind die Farbtöne, wenn auch da und dort durch Restaurierungen im 18. Jahrhundert etwas verändert.

An den Wänden sind im Fresko Episoden aus der Legende des hl. Jakob d. Ä. dargestellt, zuerst wie er verfolgt und später wie er von der Königin Lupa, der mythischen Vorgängerin des Marchese Bonifacio, verehrt wird. Im Jahre 1504 wurde die Verehrung des hl. Jakobs mit jener des hl. Papstes Felix II. vereinigt und durch diesen neuen Titel geriet der frühere Namen der Kapelle in Vergessenheit.

Wenn man die Kapelle der Hl. Jakob und Felix verlassen hat, geht man durch das rechte Kirchenschiff weiter bis zur Sakramentskapelle (Cappella del Santissimo), ein hervorragendes Beispiel zeitgenössischer kirchlicher Kunst, wenn sie auch schon 1457 im Auftrage der Witwe des Erasmo da Narni, des Gattamelata, der hier zusammen mit seinem Sohne Giannantonio (Grabmäler an den Wänden) beigesetzt ist, zu Ehren der Hl. Franziskus und Bernhardin erbaut worden ist.

Die architektonische Struktur ist noch jene der späten Gotik, doch ist die Ausschmückung völlig modern Im Jahre 1651 wurde die Kapelle in die Verwahrungsstätte des Allerheilig-sten Sakraments umgewandelt und es wurden Aufbauten schlechtester barocker Geschmacksrichtung hinzugefügt.

Als man im 19. Jahrhundert diese Übertreibung korrigieren wollte, verlieh man dem Ganzen erst recht den Eindruck übler Disharmonie. Der gegenwärtige Kapellenschmuck in Malerei und Plastik ist ein spätes Werk (1927/36) des Ludovico Pogliaghi.

Mittelschiff
Angelehnt an den dritten Tragpfeiler stehen sich die Grabmale des Pietro Bembo (f 1547), Kardinal und Dichter, zur Rechten und von Domenico Contarini, »general de mär« (t 1553) zur Linken gegenüber.

Urheber beider ist der bekannte Veroneser Architekt Michele Sanmicheli. Von geradezu klassischer Linie ist das Grabmal des Bembo, in dessen Antlitz der Bildhauer Danese Cattaneo die gerade dem platonischen Humanismus eigene zarte Geistigkeit zum Ausdruck zu bringen verstand.

Ein Beispiel feierlichen Prunkes hingegen ist das Grabmal des Contarini, beherrscht von der hohen, durch Galeerensträflinge (Ruderer) getragenen Pyramide.

Von einmaliger Wucht sind die beiden Männer zur Linken, die vom großen Alessandro Vittoria gemeißelt wurden.

Presbyterium, Chor und Hauptaltar
Rundum von einer architektonisch-dekorativen Einrahmung umschlossen stellt sich das große Presbyterium dem Auge des Beschauers wie eine kleinere Kirche innerhalb einer größeren dar.

Ursprünglich befand sich der Chor mit doppelter Sitzreihe im ausgedehnten Presbyterium unter der vierten Kuppel vor dem Altar.

Das von den Fensterrosen des Querschiffes ausgestrahlte vielfarbige Licht spiegelte sich in den hölzernen Intarsien auf dem architektonischen Hintergrund der Altarverkleidung, eines berühmten Werkes von Lorenzo Canozzi und seiner Mitarbeiter (1462/69), das 1749 durch Brand vernichtet wurde.

In Befolgung der Weisungen des Trienter Konzils wurde der Chor 1651 hinter dem Altare angelegt und in dessen Folge wurde der untere Teil der langen Einbogen-fenster der Apsisnische geschlossen.

Nicht geringeren Wechselfällen war der Hauptaltar ausgesetzt. Der erste Altar mit gotischem Tabernakel wurde 1448 abgetragen, um Raum für einen modernen Altar zu schaffen, wie ihn der reiche und andächtige Francesco Tergola in seinerr Testament vom 13. April 1446 wünschte und Donatello projektierte.

Der große Altar von Donatello, der im Sinne des prunkliebenden Empfindens der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als zu einfach beurteilt wurde, wurde zerlegt und später in monumentaler, aber völlig verschiedener Form wieder aufgestellt. Urheber der gegenwärtigen Fassung (1895) war Camillo Boito.

Sein Werk trägt der liturgischen Funktion Rechnung und hat den Vorteil, daß hier sämtliche Bronzen (Statuen und Reliefs) von Donatello zusammengefaßt wurden, wenn sie auch nicht originalgetreu zur Aufstellung kamen.

So stand das Kruzifix (1444) nicht wie jetzt auf dem Altar, sondern hing in schiefer Stellung vor dem Presbyterium von der Höhe der Tragpfeiler der dritten Kuppel. Der Körper des Sterbenden hatte ein himmelblaues Kreuz als Untergrund, so daß Größe und Bewegung dadurch hervorgehoben wurden.

Von mächtiger Wirkung ist der Verismus, in dem Donatello das schmerzvolle Sterben des Gekreuzigten darstellt, doch bringt das Ebenmaß der linearen Konturen die göttliche Vergeistigung des freiwilligen Opfers zum Ausdruck. Aneinandergereiht stehen heute zur Rechten und Linken Marias die Heiligen auf dem Untersatz des Altares. Unter dem Portikus Donatellos waren die Statuen im Kreise aufgestellt, um die Illusion des Lebens zu geben.

Die Bischöfe Prosdocimo und Ludovico wandten sich zu den Gläubigen. Die Märtyrer Daniel und Giustina bekundeten mit ausgestreckter Rechte die Wahrheit. Der hl. Franziskus, Gründer und Meister, zeigte seinen Söhnen ein Kruzifix als einzigen Text, den sie studieren sollten.

Der hl. Antonius inspirierte sich mit geschlossenem Predigtbuch, indem er über das Geheimnis der Fleischwerdung nachsinnt.

In der Mitte im zweiten Glied nimmt Maria, Königin und Mutter der Barmherzigkeit, die Gebete der Gläubigen auf. In süßer Lieblichkeit blickt sie auf die Flehenden und zeigt ihnen sich erhebend die »Frucht ihres Leibes, Jesu«.

Ein Meisterwerk an Rhythmus und Bildhauerkunst sind die Sieben Statuen (1447/48), von besonderer künstlerischer Wirkung ist aber die Statue der jungfräulichen Mutter: fast zerbrechlich innerhalb der verschiedenartigen Bewegung der Kleider und im Vergleich zum großen Corpus des Sohnes.

Auf der Rückseite des Marienthrones ist in Bronzerelief »Die Sünde Adams und Evas« dargestellt, zu deren Sühne Christus am Kreuze gestorben ist. So befindet sich auf dem rück wärtigen Sockel des Altares — noch immer am ursprünglichen Platze — die »Kreuzabnahme«, ein Relief in bronzefarbenem Stein von den Monti Berici, eine der höchsten Expressionen tragischen Pathos, die in der fast krampfhaften Verflechtung der Linien zum Ausdruck kommt.

Im Fußstück des Altares sind die vier Wunder des hl. Anto-nius (1447) dargestellt: »Das im Schreine gefundene Herz des Wucherers«, »Der abgetrennte und wieder angefügte Fuß« auf der Vorderseite, »Das die Eucharistie anbetende Maultier« und »Der redende Neugeborene« auf der Rückseite.

Die vier Wunder sind ein vollendetes Beispiel der Stiacciato-Technik Donatellos, in vergoldeter Bronze, heute leider durch die »Bronzepest« verdorben. Darin enthüllt sich Donatello als unvergleichlicher dramatischer Meister sei es in der gegenseitigen Abstimmung der Figuren wie auch in der architektonischen Erfassung und in dem von höchstem Leben erfüllten Ausdruck der Gesichter.

Zur Linken des Altars erhebt sich in einer Höhe von 5,36 m der Osterleuchter (1507/15), ein überaus berühmtes Werk des Paduaner Bronzekünstlers Andrea Briosco, genannt »il Riccio«. Übereinander haben auf dem Kandelaber zahlreiche Heilige und allegorische Darstellungen zarter und doch kräftiger Gestaltung Platz gefunden.

Von geringerem künstlerischem Wert sind hingegen die Bronzereliefs an den Seitenwänden des Presbyteriums (Episoden aus dem Alten Testament): zehn sind von der Hand von Bartoiomeo Bellano, ein ziemlich guter Schüler Donatellos, und zwei von Briosco (1486/88, 1506/07).

Wenn man die Basilika des hl. Antonius verläßt, kehrt man auf den Vorplatz zurück, wo sich in der Nordwestecke, gegenüber der Via »del Santo«, das aus Bronze gegossene Reiterbildnis des Erasmo da Narni, genannt »Gattamelata«, Hauptmann der Republik Venedig (gest. 1443), erhebt.

Das Monument erscheint heute im Verhältnis zum ausgedehnten Raum, aus dem es emporragt, unangemessen, doch war es nicht so zur Zeit Donatellos (1445/53). Damals drängten sich nämlich die Privathäuser noch enger um die Krümmung des Platzes.

Das Denkmal des Gattamelata erstand als Grabmal des Con-dottiero: Zu beiden Seiten des hohen, aus grauem Trachyt bestehenden Postaments befinden sich Tore, jenes des Lebens geschlossen, jenes des Todes geöffnet. Aber schon in seiner ersten Fassung war das Monument ein Ehrenmal: Gattamelata sitzt fest im Sattel des kräftigen Pferdes »ähnlich einem triumphierenden Cäsar« (Savonarola).

Der Mensch Erasmus enthüllt sich in dem rauhen Antlitz, gezeichnet vom Alter und von den Strapazen des militärischen Lebens. Den Cäsar erkennt man im Haupt ohne Helm, im römischen Harnisch und in der hochmütigen, befehlenden Haltung. Wenn sich in der Verwandlung eines modernen Menschen in einen römischen Imperator in starkem Maße die humanistische Kultur aus Florenz und Padua geltend machte, so muß in Betracht gezogen werden, daß die aufgerichtete Haltung das Problem des statischen Gleichgewichtes sehr erleichterte.

Die Reiterstatue Donatellos ist tatsächlich die erste dieses Typs, die seit der römischen Kaiserzeit in natürlicher Größe in Bronze gegossen wurde.

An der Südseite des Domplatzes stehen nebeneinander

DAS ORATORIUM S. GIORGIO UND DIE SCUOLA DEL SANTO

Das Oratorium S. Giorgio ist eine für sich stehende Familienkapelle, die der Marchese Raimondino dei Lupi di Soragna, Bruder des Bonifacio, (1374) errichten ließ.

Es ist ein kleiner Ziegelbau mit einfacher Fassade römischer Art, die durch zarte Lisenen gegliedert ist. So einfach der äußere Anblick ist, so rein und glänzend ist das im Gewölbe und an den Wänden 1379/84 von Altichiero da Zevio und Mitarbeitern mit Fresken ausgeschmückte Innere. Der Veroneser lieferte auch den Entwurf des markgräflichen Grabmales in Form eines statuengeschmückten hohen Tabernakels.

Das Grabmal, das sich in der Mitte der Kapelle erhob, wurde um das Ende des 16. Jahrhunderts abgetragen und ist heute fast völlig verlorengegangen.

Hinter dem Altar findet sich eine in Farbe und Komposition sehr schöne Kreuzigung in Fresko, die aber nicht so dramatisch wie jene in der San-Giacomo-Kapelle der Basilika wirkt. Von ausgesprochener Anmut ist darüber die Krönung Marias, die auf einem zart durchbrochenen Throne sitzt. Gegenüber auf der Rückseite sind die Verkündigung und vier Episoden von der Geburt Jesu in Fresken dargestellt.

Das Geheimnis der Fleischwerdung blickt auf jenes der Erlösung. Auf den Wänden sind zur Linken die Legende des hl. Georg und zur Rechten jene der Heiligen Katharina und Lucia in den beiden dekorativen Freskenstreifen dargestellt.

»Prosaische Eindrücke wechseln auch hier mit höchst lyrischen Momenten ab«: ein Zeugnis für die Mitwirkung von Mitarbeitern. Am schönsten unter allen Fresken ist das Bild von der »Beisetzung der hl. Lucia« (das letzte rechts unten).

Die architektonische Perspektive und die figurale Verkürzung der Menschenmenge sind meisterhaft gelungen und von höchster Kraft sind die Bildnisse (der Lupi). Altichiero ist ein Meister außergewöhnlicher Farben, die in ihren Tönen warm und samtartig zugleich wirken.

Wenige Schritte vom Oratorium S. Giorgio erhebt sich die »Scuola del Santo«. Die Bruderschaft (Fraglia) des hl. An-tonius, die im 13. Jahrhundert entstand, um auch Laien die Möglichkeit zu geben, nach dem Beispiel des hl. Antonius im Geiste des hl. Franz zu leben, pflegte sich im 14. Jahrhundert entweder im Kapitelsaal des Franziskanerklosters oder in der »Kapelle der Schwarzen Madonna« in der Basilika zu versammeln.

Im Jahre 1427 empfanden die Brüder jedoch den Wunsch nach einem eigenen und unabhängigen Versammlungssitz (Scuola). Der erste einfache Bau wurde 1499 aufgerichtet und so erhielt die Scuola del Santo ihr heutiges Aussehen: eine untere Kapelle von bescheidener künstlerischer Bedeutung und darüber ein Kapitelsaal, der in der Kunstwelt durch die Fresken von Tizian berühmt geworden ist.

Eine elegante Treppe aus dem Jahre 1739 (Architekt Giovanni Gloria) führt vom Kirchplatz zum Kapitelsaal hinan. In der Mitte der rückwärtigen Wand des Kapitelsaales befindet sich auf dem Altar eine anmutige Madonna mit dem Kinde, 1520 von Andrea Briosco aus farbigem Ton geformt.

Zu beiden Seiten des Altares malte Domenico Campagnola 1533 die Heiligen Antonius und Franz an die Wand.

Um die vier Wände läuft ein malerisches Fries, der in sechzehn Fresken die bekanntesten Wunder aus der Legende des hl. Antonius beschreibt. Neben dem Eingang ist am Unterteil der Wand ein ausdrucksvolles Freskobild des »Wächters der Fraglia«, Nicola da Strä, der das »Brot des hl. Antonius« austeilt.

Nach herrschender Ansicht hat Tizian dieses kleine Fresko »aus Dankbarkeit« geschaffen, weil er 1511 vom Da Strä zur Ausmalung der Scuola berufen wurde. Die Putti werden dem Gerolamo Tessan »del Santo« zugeschrieben.

Der größere Teil der Fresken in der Scuola del Santo ist mehr aus dem Gesichtspunkt der heiligen Geschichte als künstlerisch interessant. Sehenswert sind auf jeden Fall an der Westwand der »Tod des Heiligen« von Gerolamo Tessari, genannt »del Sf>nto« aus Padua (1513) und die »Aufnahme der Gebeine des hl. Antonius in eine Silberurne durch Kardinal Guido de Boulogne-sur-Mer« von Bartolomeo Montagna (1512), einem wohlbekannten Maler aus Vicenza.

Dem Francesco Vecellio, Bruder Tizians, der 1511 in Padua war, wurde jüngst das zweite Bild des monumentalen Zyklus an der Nordwand zugeschrieben: »Das im Schreine gefundene Herz des Wucherers« (1512?).

Jedes einzelne Fresko verliert aber an Rang und Wert gegenüber der unvergleichlichen Schönheit der drei Schöpfungen Tizians (1511).

1. Der Neugeborene spricht zur Verteidigung der unschuldigen Mutter (erstes Fresko der Nordwand).

Großartig und von reicher, dramatischer Ausdruckskraft ist die Komposition: der rosige Putto scheint aus den Händen des Mönches, der ihn hält, förmlich wegzuspringen. Vor allem enthüllt sich hier Tizian auf dem Gipfelpunkt seiner Farbgebung.

Das Auge wird sofort zur Linken vom leuchtenden Weiß des großen Mantels angezogen, den der Junge im Vordergrund trägt. Der silberne Schimmer der Kappe wird durch den dunklen schattigen Hintergrund des Adelspalastes besonders hervorgehoben.

2. Der eifersüchtige Gatte erdolcht die Gattin. (Vom Altar her das erste Fresko der Ostwand.) Gewagt ist die gewundene Kornposition der beiden Figuren. Haltung, Gesichter und Farbtöne drücken in gewagter Gegenüberstellung in lebendiger Form den Sturm der Leidenschaften aus. Die Landschaft in Form eines bewaldeten Hügels an der Linken verrät die Inspiration durch Giorgione.

3. Der wiederangefügte abgetrennte Fuß (folgendes Bild an der Ostseite). Dramatisch ist der Pathos der Gesichter: vom Schmerz erfüllt jenes des Verletzten und seiner flehenden Mutter, von Zartheit überflössen jenes des hl. Antonius. Von hoher Wirkung ist in der Mitte der Baum, dessen Gipfel vom oberen Bildrand abgeschnitten zu sein scheint. Die idyllische Landschaft senkt sich in zarten Krümmungen von links nach rechts.

Halb vom Gebüsch verdeckt ist das kleine Dorf auf der bewaldeten Höhe links.

Wer nicht in der Zeit beschränkt ist, sollte »den Rundgang in der Zone des Santo« durch den Besuch des Cortile Cornaro in der Via Cesarotti und des Stadtmuseums neben der Scuola del Santo ergänzen.

In Ftutena, in der fruchtbaren Uferlandschaft des Kanals von Pontecorvo fpons curvus — Brücke aus drei Bogen), ließen sich reiche Patrizier und gelehrte Universitätsprofessoren aus Verehrung für den hl. Antonius, aber auch aus Liebe zum ländlichen Frieden gerne nieder.

So verschwanden nach und nach die früheren Weinberge und an ihrer Stelle erstanden künstlerische Wohnsitze, die zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert oftmals den Charakter richtiger Palazzi annahmen.

Früher einmal konnte der Tourist, der damals nicht von Parkverboten, Zeitbeschränkungen und Einbahnstraßen gequält wurde, unbehindert in den Straßen via s. Francesco, Cesarotti, »del Santo« und Galilei nach Herzenslust wandeln und die eleganten Fassaden der venezianischen Gotik, der Renaissance, des Barocks und des Neoklassizismus bewundern, daneben die Inschriften zur Erinnerung an Meister und Gelehrte, die in Rutena gelebt hatten und gestorben waren, studieren.

Die Via Galilei z. B. erhielt ihren Namen von Galileo Galilei, der hier (Nr. 9) in den achtzehn glücklichen Jahren seiner Lehrtätigkeit in Padua (1592—1610) eine fruchtbare Periode astronomischer Entdeckungen zubrachte.

Im bescheidenen Hause Via Galilei Nr. 25 verbrachte der scharfsinnige Venezianer Novellist Gaspare Gozzi in der heiteren Freude des Gartenbaues die letzten Jahre seines Lebens (t Dezember 1786).

Vertieft in literarische Studien und poetische Übersetzungen lebte und starb im November 1808 der Abt Melchiorre Cesa-rotti, ein erleuchteter Geist, in der der aufgehenden Sonne zugewandten »Contrada di Pontecorvo« (Via Cesarotti Nr. 10).

Neben den Wohnungen der Lehrer erstanden hier auch Unterkünfte für die Schüler, so existiert noch in der Via Galilei Nr. 18 der elegante Portalbogen (1740) des alten Collegio Tornacense, das 1367 zu Ehren der Madonna von Tornay für die Studenten aus Ferrara gegründet wurde. Das bedeutendste Universitätskolleg der Zone war aber das Pratense, das 1394 von Kardinal Pileo da Prata, Bischof von Padua, für die Studenten aus dem Friaul errichtet wurde.

Nicht weit vom Kolleg Pratense war die Wohnung des bischöflichen Verwalters Kanonikus Alvise Angelieri, Onkel des berühmten Verfassers des »Traktates des maßvollen Lebens«, Alvise Cornaro, der dem vom Onkel ererbten Haus ein glänzendes künstlerisches Gesicht gab.

Vom Palazzo des Alvise Cornaro (Via Cesarotti Nr. 21) hat sich unverändert nur der Innenhof erhalten, der rechts vom Odeon und im Hintergrund von der Loggia abgeschlossen wird, beides Meisterwerke von Giovanni Falconetto, einem hervorragenden Veroneser Architekten.

Alvise Cornaro, ein sonderbarer Mensch mit vielfältigen Begabungen, liebte mit gleicher Leidenschaft Arbeiten der landwirtschaftlichen Bodenverbesserung wie auch Theatervorstellungen, besonders in Mundart. Dadurch wurde er Freund und erleuchteter Mäzen des Angeld Beolco, genannt Ruzante, berühmter Verfasser von Komödien und Schauspieler der pa-dovanischen Mundart zugleich, der im März 1542 in der Blüte seiner Jahre gestorben ist.

Der Cornaro ließ, um die ländlichen Komödien des Ruzante, die von prickelnder Bauernschlauheit erfüllt waren, zusammen mit seinen Freunden besser genießen zu können, den Innenhof seines Palastes in Padua in der Art eines Freilufttheaters gestalten.

Das Odeon fungierte als Kulisse und die Loggia als szenischer Hintergrund. Auf der linken Seite des Hofes war früher eine aus der Zeit des Angelieri stammende einfachere Loggia.

Der Falconetto enthüllt in der Loggia (1524) und noch mehr im Odeon (1534) sein für Probleme malerischer Raumgestaltung aufgeschlossenes venezianisches Talent, das er im Rom des Bramante, des Peruzzi und des Raffael ausgebildet hatte.

Toskanische Säulen und jonische Pfeiler charakterisieren die Fassade der Loggia, indem sie den Schatten des Portikus unterstreichen, während die drei edlen Statuen des Paduaners Giovanni Maria Mosca dem Obergeschoß römische Majestät verleihen.

Das Odeon, ein für Vorstellungen während des Winters bestimmtes Kasino, dankt seine Schönheit der harmonischen Gestaltung der Innenräume und ihrer reichen und eleganten Groteskdekoration in Stuck, die sich nach römischen Modellen Raffaels Giovanni da Udine, Gualtiero aus Padua?) inspiriert.

DAS STADTMUSEUM
Die Sammlungen des Städtischen Museums wurden seit 1871 rund um den ehemaligen gotischen Kreuzgang der Krankenabteilung des Konvents des hl. Antonius zur Aufstellung gebracht.

Unter dem Klosterbau ist das Lapidarium, welches Bruchstücke und architektonische Fragmente aus römischer Zeit, aus dem Mittelalter und der Renaissance enthält.

Bemerkenswert an Zahl und Bedeutung ist die Sammlung frühvenetischer und romanischer Inschriften, die zuerst 1825 von dem bedeutenden Epigraphen Giuseppe Furlanetto geordnet wurden. In den beiden Sälen nördlich des Kreuzganges ist in wissenschaftlicher Reihung die sehr bedeutende archäologische Abteilung untergebracht, die mit Bruchstücken aus dem frühen Paläolithikum beginnt und den Besucher den gesamten Ablauf menschlicher Zivilisation und Kulturen im Padovanischen wie auch auf den Euganeischen Hügeln (Arquä, Monterosso, Marendole und Montegrotto) bis zur römischen Kaiserzeit zeigt.

Im Innensaal sind die wertvollsten Skulpturen verwahrt: pa/äo-venetische Grabsteine (VI.—III. Jahrhundert v. Chr.) mit figu-rativer Reliefdarstellung, wie sie für Patavium in der Welt der Atestekultur eigentümlich waren.

Auf der Ostseite des Kreuzganges ist das Museum des Ri-sorgimento untergebracht, eine wertvolle Fundstätte von Zeugnissen aus dem Widerstandskampfe der Paduaner und der gesamten venetischen Bevölkerung gegen die österreichische Herrschaft, aber auch des »geheimen Ringens« nach Villafranca (1859/66): geistiger Anführer Alberto Cavalletto. Im ersten Stock sind die Säle der Pinakothek: man erreicht sie vom Atrium (Äskulapstatue von Canova, 1778) über die Stiege des Boito (1880).

Bilder und Skulpturen wuchsen dem städtischen Museum hauptsächlich aus den im vorigen Jahrhundert aufgelassenen Klosterkirchen oder dank großherziger Widmungen (am bedeutendsten die Stiftung »Emo-Capodilista«) zu.

Der erste Saal, in zweckmäßige kleinere Abteilungen unterteilt, ist Kunstwerken des 14. und des beginnenden 15. Jahrhunderts gewidmet. Unter den vielen Kunstschätzen ist zu erwähnen: das Kruzifix von Giotto, das früher in der Scrovegni-kapelle war.

Die himmlische Hierarchie von Guariento (um 1350), ein Bild, das früher die Kapellendecke der Reggia dei Carraresi schmückte. Das Polyptichon des heiligen Hieronymus aus Carmine von Francesco Squarcione (1449/52), dem umstrittenen Lehrer Mantegnas.

Im zweiten Saale, welcher der frühen Renaissance vorbehalten ist, sind die bedeutendsten Gemälde: Der Abstieg Christi in die Vorhölle von Jacopo Bellini (um 1450), Das Bildnis eines jungen Senators vom großen Giambellino (1430?-— 1516), zwei Brauttruhendeckel mit Leda und der Schwan und Ländliche Szene, die dem Giorgione zugeschrieben werden, zwei weitere mit der Geburt des Adonis mit dem Erisittone-Mythos, die als Werke Tizians gelten.

Von hier tritt man in die Räume des Museums »Luigi Bottacin«, eines reiselustigen Kaufherren aus dem vorigen Jahrhundert von feinstem künstlerischem Empfinden, der eine der vollständigsten und bedeutendsten Münzen- und Siegelsammlungen Europas (von griechischen Münzen bis zur Gegenwart) zusammentrug.

Er war ein Freund des unglücklichen Maximilian von Österreich, Kaiser von Mexiko, und stattete sein Museum mit interessanten Objekten der Aztekenkunst und historischen Kleinoden aus. In den Bottacin-Sälen sind auch Skulpturen von Antonio Canova (Büste des Dogen Renier) und kleine Bilder von Induno, Delacroix usw. untergebracht.

Bei Fortsetzung des Weges durch die übrigen Säle der Pinakothek stößt man in einem achteckigen Saal auf die schönen Fragmente einer Kreuzabnahme in Ton von Guido Mazzoni, ein Künstler der Emilia aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Bemerkenswert ist daran der Realismus. Aus den Bildern der Hochrenaissance ragen hervor: Giuditta von Sandro Varotari, genannt der »Padovanino«, aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, Madonna und die heiligen Patrone von Padua von Domenico Campagnola (Mitte des 16. Jahrhunderts) , thronende Madonna mit Heiligen, ein Meisterwerk des Romanino von Brescia, das sich früher in der Kirche S. Giustina befand und durch herrliche Farben und monumentale Komposition auagezeichnet ist, das Martyrium der hl. Giustina und das Martyrium der Heiligen Primo und Feliciano von Paolo Veronese, Kreuzigung, Pfingsten und Abendmahl im Hause des Pharisäers von Tintoretto.

Werke aus dem 17. und 18. Jahrhundert: Bildnis des Capitano, das Liss zugeschrieben wird, Anbetung der Hirten von Piazzetta, Wunder des hl. Paolino von Aquilela, eine wunderbare Farbensymphonie von G. B. Tiepolo.

Nach der wenn auch etwas flüchtigen Besichtigung des Stadtmuseums wende man sich beim Ausgang nach links und erreicht in geringer Entfernung den Botanischen Garten der Universitätsfakultät für Biologie.

Er wurde — als erster in Europa 1545 zum Studium der Heilkräuter (Pharmakologie) gegründet und ist reich an exotischen und seltenen Pflanzen, die auch literarischen Ruf genießen (Palme von Goethe).

Er hat das ihm vom Bergamasker Architekten Andrea Moroni verliehene Aussehen bis heute unverändert bewahrt und bleibt damit ein bedeutendes Beispiel der Gartenbaukunst des 16. Jahrhunderts.

Fast gegenüber dem Botanischen Garten, auf der rechten Seite der gleichnamigen Straße, spiegelt sich in den ruhigen Gewässern des nach Pontecorvo fließenden Alicornokanals die Palazzina Tron, deren elegante architektonische Linien den Stil Baldassare Longhenas, eines genialen venezianischen Architekten des 17. Jahrhunderts, verkünden.

Von hier wendet sich die Straße nach rechts, führt hinter dem Tron-Garten vorbei und mündet in die moderne, gerade Via B. Luca Belludi, welche die Basilika des Santo mit dem

PRATO DELLA VALLE
einer Stätte erstrangiger Bedeutung im Leben Paduas in der Römerzeit, im Mittelalter und in der Moderne verbindet.

In der römischen Ära war der Prato della Valle der große Theaterplatz, der von den Venetern Zairum genannt wurde. In einem Gerichtsurteil vom 27. Februar 1077 heißt es, daß das Zairum »ein großer Bau aus antiker Zeit« sei. Die Erkundung der Fundamente, die im östlichen Teile des Prato noch vorhanden sind, hat 1775 erwiesen, daß der »antike große Bau« ein Theater regulären römischen Typs war, das der Zeit des Kaisers Augustus zuzuschreiben ist.

Spätere Forschungen (1823, 1838 und 1963) haben auch zur Erkenntnis der Ausmaße des Orchesterraumes, der nach römischer Art halbkreisförmig angelegt war, geführt (Radius von 15,52 Meter). Die »cavea« (stufenförmiger Zuschauerraum) wurde von halbkreisförmigen Mauern und einem kreisförmigen System von Gewölben und Bögen mit einem äußeren Radius von 55,35 m getragen.

Die »Scoena« (Bühne) hatte einen viereckigen Grundriß und lag vor den Häusern Nr. 14—23 des Prato della Valle, südlich der Via Belludi. In der äußeren Umfassung der Isola Memmia sind noch Teile des Fundaments sichtbar.

Das großartige Baudenkmal, zusammen mit der Arena greifbarer Beweis für den blühenden Wohlstand Pataviums im römischen Reich, wurde im Hochmittelalter, in dem es als ausgezeichneter und rentabler Steinbruch ausgenutzt wurde, systematisch zerstört.

Die zitierte Urkunde aus dem Februar 1077 läßt uns wissen, daß »die Steine des Zairum sogar an die Venezianer verkauft wurden«, diese waren verpflichtet, sie zur Vollendung des Baues der Markuskirche zu verwenden.

Noch am Endo des 16. Jahrhunderts waren noch immer Ruinen des römischen Theaters von Padua zu sehen. Die letzte Phase des Wiederaufbaues der Basilika S. Giustina verbrauchte sie restlos.

Die Arena und das Zairum, die größten öffentlichen Bauten des römischen Padua, waren untereinander durch eine Straße verbunden, die in der Nähe des Ostufers des »mittleren Stadtflusses« (des heute zugeschütteten Naviglio) verlief.

Das Vorhandensein dieser Straße ist nicht nur aus archäologischen Gutachten bekannt, sie ist auch durch das Vorhandensein der alten Kirchen San Lorenzo und Santo Stefano (Piazza Antenore), jener von San Giorgio (riv. T. Livio, Ruzantetheater) und von S. Chiara (Quästur) längs ihres Verlaufes nachgewiesen.

Der Prato della Valle blieb in der Folge als Marktplatz vom hohen Mittelalter bis in die Gegenwart weiterhin ein vitales Zentrum des Lebens von Padua. Der Marktplatz Prato della Valle war bereits 1077 der traditionelle Schauplatz der zweimal wöchentlich abgehaltenen Viehmärkte, außerdem zweier großer Messen, die im Oktober und November zu Ehren der Heiligen Stadtpatrone Giustina und Prosdocimo abgehalten wurden.

Auf dem Prato della Valle pflegte man längs der den Platz überquerenden gepflasterten Straße (die römische Annia) jährlich am 20. Juni den pallio de! Santo zu laufen. Das Rennen wurde 1257 von der Gemeinde zur Erinnerung an die Befreiung Padyas Yvn der Tyrannei des Ezzelino angeordnet.

Der Prato della Valle war außerdem die traditionelle Stätte großer Versammlungen »aller freien Männer der Gegend von Padua« (Palmsonntag). Am berühmtesten von allen war jene, bei welcher 1239 Kaiser Friedrich II. den Vorsitz führte und Pietro della Vigna die offizielle Festrede hielt. Außerdem ist überliefert, daß der hl. Antonius im Prato della Valle Fastenpredigten hielt, die den größten Zulauf fanden.

Der große Prato mit den Ruinen des Zairum eignet sich aber auch für die beliebten Volksfeste zu Pfingsten, die durch Tänze, Gesänge und Theatervorführungen eine fröhliche Note bekamen. Erwähnenswert ist auch »das Fest des Wilden Mannes« (Satyr?), das 1208 stattfand und bei dem »alle Männer der Gegend von Padua neue Kleider trugen«.

Auf dem Prato della Valle wurde auch eines der ältesten Sakralmysterien Italiens aufgeführt: die Passion Christi zu Ostern 1240. Der Prato della Valle hat also in der Gemeinde Padua seine alte Bedeutung behalten, die er seinerzeit dank des Zairum und der alle dreißig Jahre zu Ehren des Antenore abgehaltene gymnastischen und poetischen Spiele schon in der römischen Siedlung innehatte.

Der Verfall der berühmten Stätte, die zu Ende des 18. Jahrhunderts wie ein »ungepflegter und ungesunder Sumpf« aussah, kam daher, daß sie nicht öffentliches Eigentum war, sondern der Abtei S. Giustina gehörte, die unter der venezianischen Herrschaft nicht die erforderlichen Mittel zu ihrer Trockenlegung hatte.

Der Venetische Senat erklärte somit im Februar 1767 den Prato della Valle zum öffentlichen Eigentum und der venezianische Prokurator Andrea Memmo nahm in den Jahren 1775/76 unter Hilfe des Architekten Ing. Domenico Cerato mit Eifer und Schwung die Trockenlegung und neue künstlerische Gestaltung des Platzes in Angriff.

So entstand der moderne, ausgedehnte und originelle Platz, der durch seine Form eines Zentrums des 18. Jahrhunderts einmalig in der Welt ist.

In der Mitte ragen zwischen Blumen die Platanen der Isola Memmia auf, die wieder von einem kreisförmigen Kanal mit steinerner Einrahmung und vier kleinen Brücken umgeben ist.

Außerhalb des Wasserlaufes erstreckt sich der Rasenring des äußeren Beetes. Von dem durch die großen Platanen beschatteten Hintergrund heben sich die 87 weißen Statuen, welche die Inselumfassung krönen, scharf ab und erzielen, obwohl sie an sich nur mittelmäßige Kunstwerke sind, höchste malerisch-dekorative Wirkung.

Die Statue des Giovanni Poleni, des Gründers der Chemieschule der Universität (t November 1761), ein Werk von Canova aus dem Jahre 1781, befindet sich heute im Stadtmuseum (La-pidarium).

Auf die riesigen Wiesenflächen von 85.410 qm werfen die Laubengänge der rund um die »Valle da Mercato« entstandenen Häuser und Paläste ihren Schatten. Erwähnenswert sind: unter Nr. 1 der Palazzo des gelehrten Kardinals Bessarione (später Angeli), unter Nr. 1ß das Haus des berühmten Florentiner Flüchtlings Palla Strozzi und im südlichen Hintergrund (Nr. 41) der Palazzo Grimani-Verson, der im 15. Jahrhundert einem Papalava da Carrara gehörte.

Der südöstliche Teil hingegen ist von dem gewaltigen Baukörper der

ABTEI S. GIUSTINA
beherrscht, eine durch die Märtyrer und Bekenner der ersten Kirche von Patavium geheiligte Stätte. Die Herkunft der Basilika von S. Giustina von einer Grabstätte ist nachgewiesen, da es auf der Grundfläche der Kirche und des südwestlich angrenzenden Klosters eine heidnische Beisetzungsstätte gemischten Ritus (Verbrennung und Beerdigung) aus dem 1.—3. Jahrhundert n. Chr. und einen frühchristlichen Friedhof (auch mit Grabnischen) gegeben hat.

Außerdem wurden — allerdings nur im Bereich der Kapelle Santa Maria (siehe unten) und rundum im 11. und 12. Jahrhundert Überreste von Heiligen gefunden. Der Ort von Santa Giustina war schon in der Zeit Pataviums für die Entstehung einer Totenstadt gut geeignet.

Er lag am Stadtrand jenseits des nach Pontecorvo fließenden Wasserlaufes nahe der Kreuzung von Überlandstraßen und darum in der Nähe einer Brücke.

Der »Mythos des Grabes des Titus Livius«, das irrtümlicherweise in einem anonymen Sarkophag spätrömischer oder frühchristlicher Zeit identifiziert wurde, hat die Humanisten Paduas im 15. Jahrhundert auf die Vermutung gebracht, daß in römischer Zeit am Orte der heutigen Basilika der Tempel der Göttin Concordia gestanden sei, bei dem Livius beigesetzt worden sein soll. Der aus der Phantasie geborene Irrtum aus dem Jahre 1413 geht auf einen noch älteren Irrtum zurück, den seinerzeit sogar Petrarca verfocht.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde der Grabstein eines Freigelassenen des Namens Halys aus dem Geschlechte der Livier unter den »alten Steinen des Klosters« gefunden. Da man annahm, daß es sich dabei um die Grabinschrift des berühmten Historikers handle, fand der Stein im Salon ehrenvolle Aufstellung.

Der monumentale Baukomplex von S. Giustina besteht aus der Basilika und dem Kloster. Zur gegenwärtigen Basilika aus dem 16. Jahrhundert kam man über drei frühere Gebäude.

1. Eine frühchristliche Basilika von wahrscheinlich bescheidenen Ausmaßen, die unmittelbar nach dem Mailänder Edikt (313) errichtet wurde, um das hochverehrte Grab der Märtyrerin Giustina zu hüten.

2. Auf dem Fundament dieser Kirche ließ der Patrizier Opilione, eine illustre Persönlichkeit aus dem Ravenna des Königs Theoderich (480—etwa 510), zu Ehren der hl. Giustina eine zweite Basilika erbauen.

Es war dies ein großartiges Bauwerk, reich an kostbaren Säulen und strahlend von Mosaiken an den Wänden, das auch vom christlichen Dichter des 6. Jahrhunderts, S. Venanzio Fortunato von Valdobbiadene, bewundert wurde.

Die Basilika Opiliones wurde durch das schreckliche Erdbeben des Jahres 1117 zerstört Vom Bau des Opilione hat sich nur das »Heiligtum der heiligen Maria« erhalten, in dem wahrscheinlich seit jeher der Grabaltar des hl. Pros-docimus, des ersten Bischofs von Patavium, gehütet wird.

Leider sind die kostbaren Mosaiks auf blauem Grunde bereits 1564/65 von den Gewölben und der kleinen Kuppel abgelöst worden. Den Titel »S. Maria« erhielt das Heiligtum, da hier seit dem 8. oder 9. Jahrhundert eine sehr zarte byzantinische Ikone, die allerdings Verbrennungsspuren trug, aufbewahrt wurde.

3. Die »romanisch-gotische« Basilika, die von den Mönchen an Stelle der 11 17 vom Erdbeben zerstörten Kirnhe erbaut wurde und an deren Bau und Vollendung drei Jahrhunderte (XII—XIV) mitgewirkt haben.

Da sie nach dem prachtliebenden Empfinden der Renaissance als zu bescheiden empfunden wurde, und vor allem, da sie sich für die neuen Erfordernisse der großen Gemeinden als unzureichend erwies, wurde sie im Laufe des 16. Jahrhunderts fast vollständig abgetragen, um Raum für die gegenwärtige Basilika zu schaffen.

Der Neubau wurde vom Generalkapitel am 21. Juni 1498 genehmigt. Unmittelbar darauf begann man mit dem Abtragen der alten Kirche, nachdem zuvor die Reliquien in die verbleibende Kapelle übertragen worden waren.

Es folgten mehrere Architekten aufeinander (Matteo da Valle, Briosco, Ales-sandro Leopardi aus Venedig) und schließlich übernahm der Bergamasker Andrea Moroni den Auftrag als Chefarchitekt. Ihm ist der größte Teil der neuen Basilika (1532—1560) zu danken. Der Bau wurde schließlich 1580 vom Istrianer Andrea da Valle vollendet.

Äußeres
Gesehen vom Prato della Valle wirken die seitlichen, den Bau tragenden architektonischen Strukturen streng: die kahlen Wände sind durch maßvolle Pilaster kaum gegliedert. Heiter wirkt hingegen das weiche Abfallen der halbkreisförmigen Kuppeln nach der Art Bramantes. Etwas höher ist die Trommel der Mittelkuppel, die von der Kupferstatue der hl. Giustina gekrönt ist.

Einen fast romanischen Eindruck vermittelt in ihrer Nacktheit die Fassade aus rauhem Stein, da die geplante architektonische Verkleidung niemals ausgeführt worden ist.

Die beiden kräftig modellierten und sehr ausdrucksvollen Greifen aus dem 14. Jahrhundert, welche die Treppe krönen, stammen vom Portal der »romanisch-gotischen Kirche«. Der eine zerreißt einen Ritter, der andere einen Löwen: Symbol der Kraft des Bösen.

Im Inneren des Klosters kann man verbliebene Reste der »alten Kirche« sehen: Die reine Eleganz der Apsis aus dem 15. Jahrhundert (alter Chor) und die ehrwürdigen Reste einer noch älteren romanischen Apsis. Schön sind die Proportionen, raffiniert wirkt der gotische Backsteinbogen der Sakristei.

Inneres
Machtvoll in seiner strengen Nüchternheit, aber von eleganter, wenn auch kühler Feierlichkeit, wirkt der Innenraum. Beherrschend ist der Gegensatz zwischen der Wucht der riesigen Pfeiler und dem von der Höhe der vielen hohen Kuppeln verschiedener Dimensionen überall hereinströmenden diffusen Licht.

Ausgeglichen ist das ununterbrochene Spiel der Bogen, Gewölbe und Krümmungen, obwohl die Seitenkapellen nicht genügend Licht haben (Da Valle?). Der bemerkenswert lange Innenraum wird von dem hell erleuchteten und sehr geräumigen Presbyterium abgeschlossen.

In der Mitte des Hauptschiffes erblickt man das aus dem 15. Jh. stammende hölzerne Kruzifix, ein bemerkenswertes Beispiel tusko-gotischen Stils.

Längs der beiden Seitenschiffe folgen die sieben Kapellen aufeinander, die paarweise, also jeweils zwei einander ge-


Hauptchor der Basilika S. Giustina: das Holzgestühl von Riccardo Taurigni genüberliegend, mit einem identischen architektonischen Typ der Marmoraltäre ausgestattet sind.

Das rechte Schiff führt zum südlichen Ende des Querschiffes und zum Reliquienschrein des hl. Apostels Matthias, ein Werk kühler Eleganz des Bildhauers Fr. De Surdis (1562).

Im Hintergrund des rechten Querschiffes öffnet sich der Gang der Märtyrer (mit der »Pozzo dei Martiri« genannten Brunnenschale), der die neue Basilika mit der Marienkapelle (Sacello di S. Maria) verbindet, in welcher der Leib des heiligen Prosdocimus, des ersten Bischofs der Venezia Euga-nea, beigesetzt ist.

Sie ist ein wertvolles Beispiel später Kunst des frühen Christentums und dürfte zwischen 480 und 510 entstanden sein. Diese Kapelle ist der einzige verbliebene Rest der prunkvollen Grabbasilika der hl. Giustina, die vom Patrizier Opilione ungeachtet der hohen Kosten zwischen 480 und 510 errichtet wurde.

Die jüngste Restaurierung hat dem Heiligtum den ursprünglichen Eindruck eines kreuzförmigen Martyrions zurückgegeben. Die Kapelle ist ein Juwel harmonischer Raumgestaltung. Das kleine Presbyterium wird von einem auf vier zarten Säulen ruhenden kostbaren Altarschrank aus griechischem Marmor mit Architrav und Mittelbogen abgeschlossen.

Auf der rechten Seite erblickt man den Renaissancealtar des hl. Prosdocimus (1564), der von einem »wunderbaren Relief mit dem Brustbild des hl. Prosdocimus, Bischof und Bekenner »in der ewigen Jugend des Paradieses« (Ruperto Pepi), in griechischem Marmor überragt wird. Auch dieses dürfte aus der Zeit 480—510 stammen.

Gegenüber dem Presbyterium ist das kleine Atrium, das einmal das Heiligtum mit der Basilika der hl. Giustina verband. An der Zugangstüre muß der kleine dreieckige Gedenkstein aus griechischem Marmor angebracht gewesen sein, der die Beschriftung »Widmung des Opilione« trug und noch heute im Vorraume aufbewahrt wird.

Durch den gleichen »Korridor der Märtyrer« kehrt man in die Basilika zurück und kommt hier rechts durch das Innenschiff zunächst in die alte Kapelle des Evangelisten Lukas (aus dem beginnenden 14. Jh.).

Diese enthält heute noch Fragmente des 1436 ausgeführten Freskoschmuckes, der von Giovanni Stor-lato stammt, einem venezianischen Maler, der nach der Art Lippis arbeitete.

Durch den großen Korridor (1538), längs dessen romanische Grabsteine und Skulpturen aus dem 13. Jh. angebracht sind, erreicht man das Presbyterium (1472/73) der romanisch-gotischen Basilika von S. Giustina, gekennzeichnet durch Lichtfülle und majestätische Raumharmonie. Bemerkenswert sind die reich mit Holzschnitzereien geschmückten Stühle des alten Chores.

Diese zeigen auf den Rückenlehnen Einlegearbeiten mit perspektivischen Ansichten Paduas aus dem 15. Jh., für das damals große gefräste Kamine charakteristisch waren. Sie sind das Werk von Francesco da Parma und Domenico da Piacenza, zweier nicht naher bekannter Künstler.

Bemerkenswert durch ihre zarte Grazie ist die einstmals bemalte Statue der Märtyrerin Giustina, vielleicht von Ägidius aus Wiener Neustadt aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Durch das Tor zur Rechten erreicht man das Atrium der Sakristei, die wertvolle Kunstwerke enthält.

Zwei aus dem 17. Jh. stammenden Ansichten des Prato della Valle mit S. Giustina und dem Praglia-Kloster, ferner eine Terrakottabüste der Madonna mit dem Kinde, eine zarte Arbeit des toskanischen Quattrocento, schließlich einen Steinarchitrav mit Reliefdekoration, der Szenen der Geburt Jesu zeigt und aus der venezianisch-antelamischen Schule des beginnenden 13. Jahrhunderts stammt.

Er hat sich aus der romanisch-gotischen Basilika erhalten und war von der heute zur Linken des Atriums sichtbaren Lunette mit einer Reliefdarstellung der »Kirche Mutter des ewigen Lebens« überragt. Lunette und Architrav »nehmen innerhalb der venezianischen Bildhauerei des 13. Jahrhunderts eine ganz besondere Stellung ein« (Coletti Pratesi). Durch den »großen Korridor« kehre man in die Kirche zurück, beachte die Kapelle der Pietä, ein Meisterwerk von Filippo Parodi (1689), und begebe sich dann in die Mitte des Kreuzganges, um das sehr geräumige Presbyterium, den schönsten Teil von S. Giustina, in seiner majestätischen Gesamtheit zu bewundern.

Hinter dem niederen einfachen Altar entfaltet sich die großartige Reihe des Chorgestühls, eines der berühmtesten der Welt, bedeutendes Werk des Normannen Richard Taurigni (Oktober 1558 bis Juli 1566). Säulen und Statuen heben die doppelte Reihe der Stühle hervor.

Die Reliefs an den Rückenlehnen zeigen die »Erlösung in Vorstellung und Verwirklichung«. Am Ende des Chors erhebt sich in Anlehnung an die Apsiswölbung das großartige Bild »Martyrium der hl. Giustina« von Paolo Veronese (1575).

Zur Linken des Presbyteriums öffnet sich in der Ferne mit perspektivischer Bühnenwirkung der Blick auf die aus dem 17. Jh. stammende Kapelle des Allerheiligsten. Ihr Altar, ein wunderschönes Beispiel venezianischen Barocks, ist in der Apsiswölbung vom »Ruhme des Allerhöchsten«, ein Fresko von Sebastiano Ricci (1700), gekrönt.

Der nördliche Arm des Querschiffes ist dem Evangelisten Lukas gewidmet, dessen 1313 in Pisa entstandener Grabaltar, ein kostbares Werk aus orientalischem Alabaster und grünem Porphyr, 1562 hierher übertragen wurde.

Der hl. Lukas war nach der Überlieferung Maler, und darum befindet sich hinter dem Sarkophag hoch auf der Apsisnische eine aus dem 16. Jh. stammende Kopie der hochverehrten Madonna von Konstantinopel.

Wenn man die Basilika durch das linke Schiff verläßt, verhalte man auf der Höhe der Treppe, um einen Blick auf die Isola Memmia mit ihrer doppelten Reihe von Statuen zu werfen.

Man wende sich dann dem nordwestlichen Teile des Prato della Valle zu und biege hier in die Via Umberto l ein. Auf deren Westseite stößt man zunächst auf den feierlichen romanischen Baukörper des türme- und zinnengeschmückten Adelspalastes des Capodilista, der vor allem vom feierlichen Rhythmus des hohen Porticus (Nr. 30) charakterisiert wird.

Weiter vorne erhebt sich in duftiger Eleganz die reich gestaltete Fassade des Hauses Olzignani (Nr. 4), das 1466 von Pietro Lombardo errichtet wurde.

Die Via Umberto l (man versäume nicht, einen Abstecher in die an schönen Palästen reiche Via dei Rogati] setzt sich nach der Verbreiterung an der Kreuzung der Via XX Settembre und der riv. Tito Livio in der Via Roma fort.

Hier erhob sich bis zum letzten Jahrhundert das Torricelle-Tor, mit dem 1210 der Ring der inneren Stadtmauern um die Gemeinde Padua geschlossen wurde.

Auf der linken Seite der Via Roma stößt man auf den Portikus der Kirche S. Maria dei Servi, deren elegante Bogen (1511) von schmalen Säulen aus rotem Veroneser Marmor getragen sind. Diese stammen aus der dem 14. Jahrhundert zugehörigen Kapelle dell'Arca dei Santo (vom Grabe des Heiligen).

S. Maria dei Servi ist eine Predigerkirche mit einem einzigen Schiff voll harmonischer Proportion, das von einer schönen Holzdieldecke abgeschlossen wird. Die

Öffnung der Apsis schafft Raum und Licht für das Presbyterium. S. Maria dei Servi ist ein Bau des ausklingenden 14. Jahrhunderts (1372— 1393) und eine fromme Stiftung der Fina de Buzzacarini, der Gemahlin Francesco d. Ä. da Carrara.


Gegenüber dem Seiteneingang von S. Maria dei Servi ragt inmitten der rechten Wand der prunkvolle und mehr als monumentale Altar der Schmerzreichen Gottesmutter (Adclolo-rata) auf, ein Werk von Giovanni Bonazza (1710 bis 1730).

Es ist ein aus weißem, schwarzem und grünem Marmor geschaffenes wahres Blütenwerk von Voluten, Statuen und Reliefs.

DIE KIRCHE DER KAPUZINER
Die in neu romischen Stil Kapuzinerkirche ist auf dem Platz S. Croce gebaut, wo die Kapuziner im Jahr 1554 niederließen. Die einschiffige und mit einer Balkendecke Kirche ist ein Wiederaufbau auf den Plänen von Giovanni Morassutti und Stanislao Ceschi, in den Jahren 1945-48 durchgeführt.

Die Beichtzelle und das Grab des Hl. Leopold Mandic, links von Haupteingang, sind das Ziel der unzählige Pilgerzüge. Diese voll Zauber Räume sind mit Exvoto, Malereien und Mosaiken verziert, die wichtige Geshehnisse des Lebens und das Wirken des Heileger hervorheben.