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Padua Rundgänge durch Padua

 

 

 

 

 

     
Padua
  Rundgang 3  
     
     


III. RUNDGANG

RATHAUS
PALAZZO DELLA RAG1ONE
UNIVERSITÄT
CAFE PEDROCCHI
KATHEDRALE UND BAPTISTERIUM
REGGIA DEI CARRARESI
S. NICCOLÖ
PIAZZA DEI SIGNORI
SCUOLA DI S. ROCCO
BASILIKA S. MARIA DEL CARMINE
KLOSTER S. GIOVANNI DI VERDARA
TORE SAVONAROLA UND S. GIOVANNI
STERNWARTE

Der heutige Rundgang spielt sich im Inneren der »Citta« (Stadt) ab, wie bis vor kurzem der von den Wasserläufen des Bacchiglione (Fluß) und des heute fast völlig zugeschütteten Naviglio (Flüßchen) begrenzte Teil der städtischen Siedlung von Padua vom Volke genannt wurde.

Nachdem sich die freie Gemeinde (1164) durchgesetzt hatte, wurde längs des ganzen Ufers des von den Wasserläufen gebildeten Ringes zum Schütze der republikanischen Einrichtungen gegen die Übermacht der Lehensherren der innere Mauerngürtel von Padua errichtet und 1210 fertiggestellt.

Die mit Türmen und Zinnen ausgestatteten mächtigen »Mauern des Antenore« bildeten seinerzeit den Gegenstand der Bewunderung seitens der Fremden, doch führten der ständige Bevölkerungszuwachs und die Erfordernisse des modernen Verkehrs zur fast völligen Zerstörung der alten Stadtmauern, von denen heute noch die mit Türmen versehenen Stadtore »Porta Altinate« und »Ponte Molino« Zeugnis ablegen.

Der heutige Rundgang ist kurz, aber reich an Geschichte. Er geht von der Via 8 Febbraio aus. Westlich von dieser erhebt sich der monumentale Baukomplex der »palazzi del Co-mune« (Gemeindepaläste), der durch die flankierenden Plätze, auf denen sich der tägliche Markt abspielt (Gemüsemarkt im Süden und Obstmarkt im Norden) noch imposanter wirkt.

Auf diesen Plätzen laufen alte Straßen zusammen, schmal und gewunden, charakteristisch für das mittelalterliche Padua. Östlich der Via 8 Febbraio erhebt sich mächtig das Hauptgebäude der Universität, in dem sich 20. und 16. Jahrhundert harmonisch die Hand reichen. Weiter nördlich stellt der weiße Bau des Cafe Pedrocchi eine Verschmelzung von öffentlichen und kulturellen Interessen dar.

Das »Kaffee ohne Türen«, das einstmals Tag und Nachl geöffnet war, ist in der ganzen Welt berühmt. Wenn man sich vom »Canton del Gallo« nach Süden wendet, stößt man auf die Kathedrale mit ihrem Baptisterium (Taufkapelle), durch das ganze Mittelalter hindurch Herz des religiösen Lebens von Padua.

Zwischen dem »Dom« und den beiden »Piazze« erhebt sich der gewaltige Baukörper des Capitaniato, im 14. Jahrhundert Reggia de! Signori di Padova unter dem Geschlecht der Da Carrara. So ist innerhalb eines begrenzten Raumes die ganze Geschichte von Padua beschlossen, das vor 3000 Jahren entstanden ist.

Von der Via 8 Febbraio aus mache man durch die Via Moroni einen raschen Abstecher in den »Ehrenhof« des Palazzo Municipale (Rathaus), bis zum Jahre 1797 Amtssitz des Podestä von Padua. Das aus dem 13. Jahrhundert stammende Gebäude, früher ein romanischer Familienpalast der Bonici, erhielt seinen besonderen Wert durch eine von Filippo Llppi (1434/36) mit Fresken geschmückte Kapelle.

Der Palazzo wurde vom Jahre 1541 an nach einem Projekte des Architekten Andrea Moroni völlig renoviert.

Zwei kurze Außentreppen rahmen die Fassade des Rathauses ein, ein edles Beispiel der Architektur der lombardischen Renaissance, die an römisches Empfinden anknüpft. Die Treppen führen zu dem erhöhten Mittelhof, der auch von Moroni stammt.

Dabei hebt sich der tragende untere Teil von den sich mit Nischenfenstern und glatten Mauerflächen erhebenden Seitenwänden scharf ab.

Man verläßt den Rathaushof durch einen nahen Gewölbebogen und kommt auf die Piazza delle Erbe (Gemüsemarkt), auf welche der aus dem 16. Jahrhundert stammende Bau des Rathauses (Municipio) mit einer Ecke hereinragt.

Immer noch kann man die architektonische Komposition des Moroni in Form einer horizontalen Unterteilung durch eine lange, von kleinen Gesimsepfeilern bestimmte Galerie bewundern.

Der Unterteil ist durch eine große Quaderfläche verstärkt, die unten durch die Bogen des Portikus und oben durch kleine rechteckige Fenster unterbrochen ist. Im Obergeschoß hingegen ist die Mauerfläche durch glatte Pilaster unterbrochen, welche die Fensterbögen und die darüber angeordneten kleinen Fensterchen einrahmen.

Die Piazza delle Erbe ist wie auch der Schwesterplatz »Piazza delle Frutta« von der königlichen Seitenfront des

PALAZZO DELLA RAGIONE
beherrscht. Nach dem Frieden von Konstanz, der am 25. Juni 1183 zwischen den Städten der Lombardischen Liga und Kaiser Barbarossa abgeschlossen wurde, ließ sich die weifisch gesinnte Gemeinde Padua die Vervollkommnung ihrer freien Einrichtungen und die Errichtung würdiger Sitze für diese angelegen sein.

So entstand am Beginn des 13. Jahrhunderts der monumentale Komplex der öffentlichen Gebäude, nach Bedeutung und Würde an erster Stelle unter ihnen der »Palazzo principale del Comune« (Hauptgemeindepalast), der für die souveräne Ausübung der Rechtssprechung vorgesehen war, aber auch die gesetzgebende Volksversammlung (»concione«) aufzunehmen vermochte und damit zum Symbol der freien Republik Padua wurde.

Urkunden und historische Quellen aus dem 13. Jahrhundert besagen, daß der Gemeindepalast 1218/19 errichtet wurde. Eine Prüfung der architektonischen Strukturen bestätigt dieses Datum und läßt die Annahme glaubwürdig erscheinen, daß er aus der Vereinigung und Umgestaltung der großen Gebäude der Grafen Manfredi, entstanden ist.

Daraus erklärt sich der ausgesprochen romanische Charakter der unteren Bauteile (Kreuzgewölbe auf mächtigen Pfeilern). Der ungehemmte Anblick des Untergeschosses des Gemeindepalastes ist dadurch beeinträchtigt, daß innerhalb der Bogengänge Verkaufsstände eingebaut wurden, auf denen täglich Fleisch und Wurstwaren, Geflügel und Milchprodukte feil gehalten werden.

Man bemerkt aber noch heute, daß durch den Unterbau zwei gedeckte Straßen entstanden sind, die untereinander rechtwinklig zu der Hauptstraße und dem Ortskern des römischen Pa-tavium (Via San Francesco—Piazza del Duomo, Ponte Molino—Piazza del Duomo) parallel verlaufen.

Im 13. Jahrhundert war der Palazzo del Comune, obwohl er den gleichen Grundriß und die gleichen inneren Ausmaße des gegenwärtigen Gebäudes (Ostseite 27,09 m, Westseite 26,82 Meter, Südseite 78,46 m und Nordseite 79,78 m) hatte, viel niedriger als der gegenwärtige Palazzo della Ragione und war nur auf die Piazza delle Frutta, das antike Bürgerforum (foro civico) von Patavium, gerichtet.

Schließlich wurde das Bauwerk erhöht und im ersten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts vom Mönch und Architekten Giovanni degli Eremitani, den berühmten enzegner capo (Chefingenieur) der Gemeinde Padua, mit einer Schiffskieldecke geschlossen.

Der gewaltige Spitzbogen, innen aus Holz, außen aus Blei, wurde durch den Brand vom 2. Februar 1420 völlig zerstört, aber bereits 1420/25 nach dem Originalmodell wiederhergestellt. Ein furchtbarer Sturm hob am 17. August 1757 die Kieldecke des großen Saales ab, die meisterhaft restauriert worden war. Bis zum Jahre 1420 war das sehr geräumige Obergeschoß durch innere Trennmauern in drei Abteilungen geteilt.

Die Mauern dienten gleichzeitig zur Stützung des Spitzbogens. In der Mitte war der große Gerichtssaal. Längs der beiden Hauptwände waren in geregelter Reihenfolge die Sitze der Richter angebracht, die mit gemalten scheibenförmigen Emblemen (Fuchs, Pferd, Leopard) bezeichnet waren. In der Mitte blieb ein sehr großer Raum für die »concione« (Volks-Versammlung) oder den »Höheren Rat« frei.

Vor ihm vertrat zum Beispiel am 17. März 1231 der hl. Antonius die Sache der »ohne Verschulden« zahlungsunfähig gewordenen Schuld ner: sie möchten ihre Güter ihren Gläubigern abtreten und könnten dann als freie Männer außerhalb der Grenzen der Gemeinde ein neues Leben beginnen und Eigentum erwerben.

Das Statut des hl. Antonius blieb in Padua ständig in Anwendung, wenn es auch im Vorgang der Güterabtretung durch ein Gesetz vom Jahre 1261 ergänzt wurde: Der zahlungsunfähige Schuldner mußte in der Öffentlichkeit in der Anwesenheit von wenigstens hundert Zeugen seinen Besitz, unter Einschluß der Kleider, abtreten, wobei er nur in einem Leinenhemd dastand.

Er setzte sich in der Folge dreimal auf den »Stein des Tadels« (Nordostecke des Saales) und wiederholte mit lauter Stimme: »Cedo bonis» (Ich trete meine Güter ab).

Im Palazzo del Comune verteidigte Pietro della Vigna vor der Volksversammlung Kaiser Friedrich II., als dieser am Gründonnerstag 1239 vom Papste exkommuniziert worden war.

Westlich lagen die Ämter der »Richter für die Wahrheitsfindung« (die »Cataveri«) und das Untersuchungsgefängnis. Im 14. Jahrhundert stellte eine Überführung eine Verbindung zwischen dem Justizpalast und dem Kerker, dem modernen und plumpen »Palazzo delle Debite« her. Im feuchten und dunklen Untergeschoß (Hölle) waren die Mörder und Räuber untergebracht.

Weiter oben, so daß sie noch das Tageslicht sehen konnten, befanden sich die nicht gewaltsamen Rechtsbrecher (Fegefeuer). Im Obergeschoß schließlich wurden, nur ihrer Freiheit beraubt, jene in »Wartehaft« gehalten, die noch Geldstrafen zu erlegen hatten (Vorhölle).

Ein überbauter Bogengang verband im Osten den Hauptpalast der Gemeinde mit dem Palast des Podestä. Der robuste Bau dieses architektonischen Bauwerks weist auf seinen römischen Ursprung hin.

Im 13. Jahrhundert war der Gemeindepalast von einem Dachstuhl und einem Giebeldach bedeckt. Die Kreuzgewölbe und Pfeiler des Erdgeschosses waren stark genug, diese zu tragen.

Als aber die Wände hochgezogen wurden und auf sie das mächtige Kielgewölbe aufgesetzt wurde, war es nötig, ein angemessenes Verstärkungssystem zu errichten. So entstanden an den Längsseiten die äußeren Lauben und die aufgesetzten Loggien.

Der Schwung der Spitzbogen und der zierlichen Säulen ward in der Höhe in eleganter Form von stilisierten Lilien eindeutig venezianischer Inspiration wiederaufgenommen und gekrönt.

Als nach dem Brande vom 2. Februar 1420 die inneren Abteilungswände umgelegt wurden, um dem Bau eine sicherere Basis zu geben, wurden außen die zwei unteren kurzen Laubengänge angefügt. Durch diesen Zusatz wurde die ursprüngliche Ähnlichkeit des Palazzo della Ragione mit einem riesigen umgekehrten Schiff verringert.

Im Inneren wurde das gesamte Obergeschoß in den gegenwärtigen riesigen einzigen Saal (Salons) umgewandelt, in dem sich der Besucher winzig klein vorkommt und überwältigt wie vor der Unendlichkeit fühlt. Man achte zum Beispiel darauf, wie sich im Gesamtanblick (Westseite] das goße »Trojanische Pferd« geradezu verliert.

Es wurde 1466 nach dem Modell des Gattamelata-Reiterdenkmals von Annibale Capodilista geschaffen.

Unter den Loggien steigt man vom Osten und Westen in vier Stiegen aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts zum Salon empor. Diese Treppen werden nach den Verkaufsständen (stationes), die sich daneben befanden, auf der Ostseite »degli osei« (Vogeljagd) und »dei ferri« (Eisenwaren), westwärts »del vin« und »delle erbe« genannt.

Der große Saal empfängt durch Zweibogenfenster und Wandaugen wie auch durch Lichtschächte im Gewölbe sein Licht. Heute erzeugt allerdings das nackte Holz des Deckengewölbes einen Ton des Schattens, der den ganzen Raum beherrscht.

Nicht so war es im 14. Jahrhundert, als die Decke »die leuchtenden Zeichen der Sterne und Planeten« (Da Nono) und damit die Symbole und traditionellen Bahnen der Gestirne und ihrer Konstellationen zeigte. Das malerische Werk von Giotto und seiner Schule (um 1310) existiert nicht mehr, da es vom Brande im Jahre 1420 zerstört wurde. Von 1425 bis 1440 stellte der Paduaner Niccolö Miretto mit seiner Schule das astronomische Werk des Giotto wieder her, diesmal aber auf den Wänden und mit einer größeren Betonung astrologischer Motive.

Der Einfluß der Gestirne auf den Charakter und die Handlungen der Menschen. Darin bewegte sich Miretto in den Linien des »Astrolabiums« des berühmten Arztes und Philosophen Pietro d'Abano (f1315), der vom Beginn des 14. Jahrhunderts an als Leuchte der Universitäten galt.

Das große Freskowerk des Miretto fügte sich harmonisch an die früheren allegorischen und religiösen Bilder, die im Laufe des 14. Jahrhunderts von Giusto de' Menabuoi und der Schule des Altichiero gemalt worden waren.

Die Wände des Saales sind somit von einem wertvollen Freskoteppich bedeckt, gefällig durch den lebhaften Naturalismus der gotisch-höfischen Malerei, aber verstärkt durch die neuen Wege der florenti-nischen Malerei des beginnenden 15. Jahrhunderts, die Filippo Lippi (1433/36 nach Padua gebracht hatte.

Wenn man die »scala dei ferri« hinuntersteigt, kommt man durch den nahen Volto della Corda (den berüchtigten Seilbogen) auf die »Piazza delle Frutta», das Peronium (Markt) a fructibus, das aus dem Jahre 1191 stammt. Von hier genießt man den Anblick der längs der Südseite der »Via del Säle« (heute Via G. Oberdan) aneinandergereihten Paläste »del Consiglio« und »degli Anziani«.

Zwischen den beiden Palästen erhebt sich der Reststummel des Weißen Turmes der Gemeinde, der zusammen mit dem Roten Turm oberhalb des Seilgewölbes ein Paar bildete. Er beherbergte die Gemeindekanzlei und wurde im 16. Jahrhundsi-t, als dar Palazzo del Podestä wiederaufgebaut wurde, abgetragen.

Um ihren blühenden Wohlstand auch materiell zum Ausdruck zu bringen, machte sich die Gemeinde am Ende des 13. Jahrhunderts daran, die alten Adelspaläste, die seit Anfang des Jahrhunderts die Institute und Behörden der Republik beherbergt hatten, renovieren zu lassen.

So erhöhte und erneuerte in den Jahren 1284/85 der Architekt Leonardo Bocca-lega (Gedenkstein an Ort und Stelle) den romanischen Bau des Palazzo del Consiglio (minore) und hinterließ hier ein meisterhaftes Beispiel der Restaurierungskunst.

Oberhalb der alten Horizontalkrönung mit romanischen Bögen wurden drei geräumige Zweibogenfenster eingesetzt, die sich vom tiefen Schatten der drei (heute geschlossenen) Bögen des früheren unteren Portikus gut abhoben. Von diesem letzteren wollte Boccalega die beiden Kapitelle, die den reinen Stil von Ra-venna (6. Jahrhundert) spiegelten und damit kostbare Überreste aus dem letzten Abschnitt von Patavium waren, erhalten.

Rund um dieselbe Zeit (1285/86) wurde der Palazzo degli Anziani (Kleinerer Rat) neu instandgesetzt. Unter seinem robusten und tiefen Portikus befand sich das Amt des Salzzolles, eine Art städtisches Monopolamt.

Im Erdgeschoß genießt man den ausgedehnten Schatten des Portikus. Auf der Fassade öffnen sich übereinander Ein- und Zweibogenfenster. Gegenüber der Via Oberdan und dem neuen Ostflügel des Rathauses erhebt sich in monumentaler Wucht das

HAUPTGEBÄUDE DER UNIVERSITÄT
das aus einem wohlgeordneten Komplex von Gebäuden und Höfen zwischen den Straßen C. Battisti, 8. Febbraio, S. Francesco und dem Ufer der Römischen Brücken (der zugeschüttete frühere Naviglio-Kanal) gebildet wird. Im architektonischen Gesamtbild vereinen sich Altes und Neues in einheitlicher Harmonie, dies trotz der durch mehrere Jahrhunderte ununterbrochenen Erneuerungsarbeit mit Erweiterung und Modernisierung der verschiedenen einzelnen Bauelemente.

Herz der Universität ist der »Palazzo del Bö«, so benannt nach dem Gasthof, der die Tafel des Ochsen (hospitium bovis) trug und noch vor 1362 im »weißen, großen und turmgekrönten Hause« der Papafava dei Carraresi aus der »contra (Zone) San Martino« gegründet worden ist.

Illuster ist die Geschichte des Palazzo del Bo, der vom 25. Juli 1318 bis zum Sommer 1343 die erste amtliche Residenz der Da Carrara als »Kapitäne und Generalgouverneure (Signori) von Padua und des Pa-dovanischen« (Jacopo l., Marsilio der Große und Ubertino) war. Nachdem der Neubau der neuen glanzvollen Reggia zu würdiger Unterbringung der Familie der Fürsten und ihrer zahlreicher Ehrengäste beendet war, vermietete Francesco der Alte das »große weiße Haus« der Vettern Papafava an Wirte, vornehmlich an Toskaner, welche die Garantie gaben, ein zur Aufnahme von Botschaftern, Milizkapitänen und vornehmen Ausländern dienendes Hotel (hospitium) sachkundig führen zu können.

Der Sturz der Herrschaft der Da Carrara am 21. November 1405 brachte dem Albergo del Bö, das in ganz Europa berühmt war, keinerlei Schaden und es florierte weiterhin bis zum Jahre 1493.

In diesem Jahre wurde es von den Leitern des Studio Patavino (Universität) zuerst gemietet und dann angekauft, um für die verschiedenen, auf die ganze Stadt verteilten öffentlichen Schulen einen einheitlichen festen Sitz zu schaffen.

Nachdem nun die Schulen (der Jurisprudenz, der Medizin, der Philosophie usw.) an einem 1501 eröffneten Sitze vereint waren, stellte sich den Reformatoren und den Leitern der Universität bald das Problem, den neuen großen Baukomplex durch Zukauf angrenzender Paläste zu erweitern und zu modernisieren.

Die Hauptarbeiten wickelten sich zwischen den Jahren 1542 und 1601 ab. Bauleiter war Andrea Moroni, der auch die Arbeiten am Palazzo del Podestä und an der Basilika S. Giustina in seiner Hand vereinte. Nach seinem Tode (1560) folgte beim Bo Vincenzo Scamozzi auf ihn.

Der besterhaltene Teil, der noch den ursprünglichen Eindruck des Universitätskomplexes aus dem 16. Jahrhundert erhalten hat, ist trotz späterer Restaurierung der Innenhof des Palazzo del Bö (1546/87), ein erlesenes Beispiel padovanischer Architektur der Renaissance, ja geradezu ihre »bezauberndste Episode« (Gaudenzio). Die Urkunden schrieben das Werk dem Moroni zu, aber ernste Stilmotive lassen daran zweifeln (Arslan), daß der Plan vom Bergamasker stammte.

Von klassischer Monumentalität ist das von Moroni stammende Portal des Bo, dessen Inschrift vermerkt zu werden verdient: »Tritt ein, um täglich klüger zu werden, tritt aus, um dem Vaterlande und der christlichen Gesellschaft Tag für Tag nützlicher zu werden!«

Nicht umsonst zeichneten sich Lehrer und Schüler zu allen Zeiten durch heroische Liebe zu Pflichterfüllung und Freiheit aus (siehe »Bronzeportal der Gefallenen des Weltkrieges 1915/18«, ferner den »Palinuro«, Symbol des Partisanenstudenten von Martini, und das Relief der »Freiwilligen der Freiheit« von Attilio Selva im neuen östlichen Monumentalhof).

Atrium, Hof, Treppen, Loggien und Säle, vor allem aber die Aula Magna des alten Hauptpalastes sind mit einem ununterbrochenen Teppich von in Relief ausgeführten Adelswappen der Rektoren und ihrer Assessoren und Räte der Jahre 1542 bis 1688 geradezu tapeziert und diese nehmen den verfügbaren Raum völlig in Anspruch.

Für den Liebhaber der Heraldik eine geradezu kostbare Fundstätte.

Im ersten Stock des Palazzo del Bö ist neben dem Saal der medizinischen Fakultät (Westseite) der Raum »del teatro anatomico« erhalten, den der sehr berühmte Pathologe Giro-lamo Fabrizi d'Acquapendente 1594 errichten ließ. Es ist der erste dieser Art in Europa und besteht aus sechs über-einandergelagerten elliptischen Holzabsätzen mit rund 300 Sitzplätzen, die rund um den eigentlichen anatomischen Vorführtisch in die Höhe steigen.

Weiter östlich wird in der »Antiaula magna« das armselige Holzkatheder gezeigt, von dem aus Galileo Galilei in den Jahren 1592 bis 1610 Physik unterrichtete.

In neuen Flügel des Rektorates, das mit modernsten Freskomalereien mit allegorischen und studentischen Motiven geschmückt ist, kann man im Saale des »Alten Archivs« die künstlerischen Bücherregale der Mönchsbibliothek von Santa Giustina bewundern, die vom Flamen Bertens (1689—1704} aus Palisander, Birne und schwedischer Eiche gedrechselt wurden.

Nach Verlassen des Universitätspalastes wird für den fremden Gast ein kurzes Verweilen in dem gemütlichen nahen

CAFE PEDROCCHI
höchst angenehm sein. Der hartnäckige Wille eines umsichtigen und ehrgeizigen Cafetiers (Antonio Pedrocchi) und das geschickte schöpferische Talent des Architekten Giuseppe Jappelli schenkten Padua sein »Cafe ohne Türen«, das seinerzeit nach Art einer Galerie ständig geöffnet war, um den Studenten des Bo gastlichen Zutritt zu gewähren.

Das Cafe des »sior Antonio paron«, das am 9. Juni 1831 am Höhepunkt der Fiera del Santo (Volksfest) eröffnet worden ist, war nicht das erste der Stadt. Bereits 1799, als Antonio das kleine Kaffeehaus des Vaters am Platze der kleinen südlichen Loggia erbte, hatte Padua 77 »botteghe da caffe«, die nach der europäischen Mode des 18. Jahrhunderts von der Creme der Gesellschaft bevölkert wurden.

Das Kaffeehaus, so stellte Gaspare Gozzi scharfsinnig fest, ist die wahre Schule der Gastlichkeit. Um die bescheidene Ausgabe von fünf soldi »bist du besser bedient als zu Hause, auf einen bloßen Wink von dir siedet einer den Kaffee, die Schokolade, bringt dir das Wasser und den Korb mit Brezeln«.

Die Zeitungen, die im 18. Jahrhundert so gesucht waren, standen den Besuchern der Kaffeehäuser zur Verfügung und um ihre kleinen Tische konnte man nach Belieben das Gesicht der zeitgenössischen Gesellschaft zeichnen und verzeichnen. Antonio Pedrocchi wollte aber, daß sein Cafe an Bequemlichkeit und künstlerischer Schönheit jedes andere Kaffeehaus von Padua, ja sogar von Europa übertreffe und er führte zum Beispiel als erster in Padua die Gasbeleuchtung ein.

Der Ort der väterlichen Kaffeebude war vor allem wegen der Nähe der Universität glücklichst gewählt, da die Professoren und Studenten die treuesten und ergebensten Gäste des »paron Antonio« waren.

Der Pedrocchi wandte jeden Verdienst darauf, die umliegenden alten Gebäude anzukaufen, aber der freie Raum war immer noch unregelmäßig, daher die charakteristische Clavicembalo-Form von Jappellis Bauwerk.

Die schmälste Front (Süd) schaut mit ihrer historischen Loggia auf die Universität. Die lange weiße und durch Fenster (ursprünglich nicht Türen) unterbrochene Längsfront verläuft parallel zur Via 8 Febbraio.

Die längste Front (im Norden) öffnet sich mit zwei dorischen Loggien und einer doppelten mittleren Galerie (jonisch und korinthisch) gegen den gleichnamigen Platz. Im Inneren folgen nacheinander und durch jonische Säulen getrennt drei berühmte Räume, der grüne, der weiße (vom sehr schönen Alkovenausschank) und der rote Saal aufeinander.

Im Norden lag der Börsensaal gegenüber, der sich gegen die mittlere Galerie öffnete. Dem Cafe wollte Antonio Pedrocchi auch einen Geselligkeitsklub angliedern, der mit einem Ball- und Konzertsaal sowie Konversationsräumen ausgestattet war.

So entstand 1841 das »Casino Pedrocchi«, das im Obergeschoß des Kaffeehauses untergebracht und in seinen Räumen den gleichen Grundriß zeigt.

Das Casino Pedrocchi erreicht man auf der Haupttreppe von der Piazzetta und auf Giner bequemen Wendeltreppe, die sich unterhalb der Galerie Pedrocchi öffnet und von einem schönen achteckigen, in Glas verkleideten Turm ihr Licht empfängt.

Am Beginn der Galerie gegen die gegenwärtige Via Oberdan errichtete Jappelli, um die südliche Loggia vom Anblick der häßlichen Gebäude zu befreien, ein »Capriccio« in blühender Gotik, das trotz der Verschiedenheit des Stiles durch seine weiße Durchlöcherung mit der reinen klassischen Linie des Cafes harmonisiert.

Nach dem erholsamen Aufenthalt im Cafe Pedrocchi nehmen wir den Rundgang wieder auf und wenden uns vom »Canton del Gallo« nach Westen, um über die Lauben der Piazza delle Erbe und der Via Daniele Manin den großen Kirchplatz der Kathedrale mit dem umgebenden Baukomplex zu erreichen.

Wenn man sich am Ende der Via D. Manin um die Ecke gegen den Dom wendet, verdient das aus dem beginnenden 16. Jahrhundert stammende schöne Gebäude der Spezieria del Porno d'oro (Apotheke zum Goldenen Apfel) bewundernde Beachtung.

Es folgt an der gleichnamigen Straße der aus dem 17. Jahrhundert stammende monumentale Palast des Monte di Pietä, der Pfandleihanstalt, die als eine der ersten in Italien bereits 1491 nach einer aufrüttelnden Predigt des ß. Bernardino da Feltre »zu Gunsten der Verlassenen« errichtet worden ist.

Der große Domplatz ist verhältnismäßig jungen Ursprungs. Im Mittelalter war der östliche Teil des heutigen Platzes eine Wiese, die dem Schweinemarkt vorbehalten war. Dieser schloß sich östlich an die geregelte Reihe der Verkaufsstände (sta-tiones) des täglichen Marktes der Gemeinde Padua an. Längs der Via D. Manin waren z. B. die Stände der beccari (Metzger), von denen einmal die Straße ihren Namen (Beccaria vecchia) erhielt.

In Herden trotteten jeden Morgen die Schweine, grunzend und sich wälzend, durch die Straßen der Stadt, die im 14. Jahrhundert dem Fürstenpalast und der Kathedrale am nächsten lagen.

Diesem unziemlichen Umstände, über den sich 1373 Francesco Petrarca, »Kanoniker von Padua«, beklagte, setzte 1401 Francesco Novello da Carrara, der letzte Fürst von Padua, ein Ende, indem er den Platz der Kathedrale schenkte.

KATHEDRALE
Von der Hauptkirche von Padua, die sich an der Stelle der heutigen Kathedrale befand, liegen seit dem Jahre 066 Nachrichten vor, doch lassen der liturgische Titel (S. Maria) und die Lage (im südwestlichen Viertel der römischen Stadt) in enger Verbindung mit den zwei Hauptstraßen (»cardine e decumano«) des Verkehrsnetzes von Patavium den Ursprung bis in das vierte Jahrhundert nach Christus zurückverfolgen.

S. Maria, die Hauptkirche, die einem vernichtenden Brande vom Jahre 602 zum Opfer fiel, wurde in karolingischer Zeit nach der Rückkehr des Bischofs an seinen Sitz, wieder aufgebaut.

Man kennt nicht das äußere Bild der hochmittelalterlichen Kirche, die 899/900 vom wilden Sturm der Ungarn überfallen und eingeäschert wurde, doch weiß man, daß der ganze Komplex der bischöflichen Kathedrale nach der großen Invasion stark befestigt worden ist (castrum doml: 950).

Die neue Hauptkirche von Padua wurde durch ein verheerendes Erdbeben des Jahres 1117 vernichtet und im 12. Jahrhundert (1124—1181) von einem nicht näher bekannten Architekten Macillo, »von Grund« wieder aufgebaut. Aber auch die Kathedrale des Macillo ist nicht auf uns gekommen, da sie zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert vollständig umgebaut wurde, doch ist als Erinnerung an sie ein Fresko von Giusto de' Menabuoi im nahen Baptisterium erhalten geblieben.

Das Mittelschiff war ursprünglich mit einem Dachstuhl gedeckt, der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch eine Spitzbogenkonstruktion ersetzt wurde. Der romanischgotische Bau entsprach aber nicht dem Empfinden der Renaissance, dies vor allem wegen der Beengtheit des Presby-teriums, dessen Erneuerung bereits 1487 geplant war.

Allerdings begannen diese Erneuerungsarbeiten erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts nach einem Projekt von Michelangelo Buanarroti, das vom Kapitel der Kanoniker am 2. Januar 1551 gutgeheißen wurde.

Die Ausführung des Baues wurde dem Istrianer Andrea da Valle übertragen. Mit dem geräumigen und feierlichen Presbyterium, das von mächtigen Pfeilern gekennzeichnet wurde, wurden damals auch die Sakristeien (der Kanoniker — reich an wertvollen Kunstschätzen — und der Benefiziaten) erneuert.

Schon bald ergab sich die Notwendigkeit, »den neuen Kopf mit dem alten Körper abzustimmen«, und Da Valle arbeitete ein Projekt für einen totalen Umbau des Bauwerkes aus.

Diese Arbeit wurde mit großer Langsamkeit und erst nach vielen Überlegungen zu Ende geführt. Man erkennt jedenfalls die Idee Da Valles in dem allgemeinen »tusko-romanischen Charakter der Verteilung und Proportionen der drei Schiffe«, wobei das Mittelschiff von der »geschlossenen Kontinuität der soliden Pfeiler« (Bresciani Alva-rez) gekennzeichnet ist. Späteren Datums, aber nicht ohne Harmonie ist das Projekt des neuen Querschiffes, dessen Errichtung das ganze 17. Jahrhundert in Anspruch nahm, während die Kuppel ein Werk des 18. Jahrhunderts (Frigimelica und Massari) ist.

Am südlichen Ende des Querschiffes liegt die Kapelle des Allerheiligsten (1694—1704: G/r. Frigimelica und Giovanni Gloria).

Der Sakramentsaltar ist ein schönes Beispiel des »plastischen und architektonischen Empfinden Paduas aus dem 18. Jahrhundert« (Bresciani Alvarez). Er wurde 1743/54 vom Architekten Giovanni Gloria und von den Bildhauern Giacomo Ga-bano (Bronzereliefs) und Tommaso Bonazza (anbetende Engel in Marmor) ausgeführt.

An den Wänden der Sakramentskapelle ist zur Linken das spätgotische, von einem Baldachin gekrönte Grabmal des Kardinals Pileo da Prata (1420), zur Rechten jenes in reinen Linien der Renaissance gehaltene, vielleicht von Tullio Lombarde stammende Grabmal des Bischofs Pietro Barozzi (t 1507) angebracht.

Um eine angemessene Idee von der Majestät der auf Michelangelo zurückgehenden Apsisstruktur zu erhalten, verlasse man die Kathedrale durch das südliche Seitentor und umkreise die Apsis, indem man der Krümmung der Via »dietro Duomo« folgt, die zum alten Kirchplatz führt.

Der Weg hinter dem Dome (»dietro duomo«) gibt an der Südseite der Basilika den Blick auf die strenge Westfront des Bischofspalastes frei, der trotz der großen Umbauten in der Renaissance und im 20. Jahrhundert noch heute sein altes feudal-romanisches Aussehen bewahrt hat.

Nach dem Wiedereintritt in die Kathedrale trete man durch das linke Seitenschiff erneut auf den Platz hinaus, an dessen Nordseite sich neben der unvollendeten Domfassade das

BAPTISTERIUM,
eines der hervorragendsten Kunstdenkmäler von Padua, erhebt. Eine ziemlich weit zurückreichende lokale Tradition besagt, daß das Baptisterium als wertvolle Reliquie des Baukörpers der vor der Renaissance entstandenen Kathedrale am 10. November 1260 begonnen worden sei, doch handelt es sich dabei um einen groben Irrtum.

Tatsächlich stellen die architektonischen Strukturen des Baptisteriums, vor allem jene, die von außen sichtbar sind, ein klassisches Beispiel römisch-lombardischer Kunst des 12. Jahrhunderts dar und stehen in enger Verbindung mit der Kathedralbasilika, wie sie von Giusto de' Menabuoi dargestellt wurde.

Von dem großen quadratischen unteren Baukörper, der durch die Wände mit sichtbaren Steinen noch feierlicher wirkt, erhebt sich die große zylindrische Trommel der Kuppel, die mit einer doppelten Reihe Blendarkaden und mit zarten Lisenen geschmückt ist. Seinerzeit betrat man das Baptisterium vom »Kreuzgang der Kanoniker« (im Westen), während auf der Ostseite nur die Altarnische untergebracht war, die äußerlich von einer halbkreisförmigen Trommel gekrönt ist.

Der gegenwärtige kleine Türportikus wird (zusammen mit dem mittlerweile verschwundenen Schwesterportal) auf die Zeit des Francesco d. Ä. von Carrara zurückgeführt, als (1373/75?) — vielleicht auf fromme Initiative der Gemahlin Fina de Buzzaccarini — das Baptisterium in seinem ganzen Ausmaße vom Florentiner Giusto de' Menabuoi, einem Stilnachfolger Giottos, der sich besonders für die Köstlichkeit der venezianischen Farbgebung aufgeschlossen zeigte, ausgeschmückt wurde.

An den Wänden des »schönen Heiligen Johannes« von Padua malte Giusto das Leben Jesu und des Täufers. Die einzelnen Episoden folgen aufeinander und verflechten sich manchmal sogar in einem zarten Übereinandergreifen.

So war das westliche Eingangstor vom prunkvollen, in Spitzbogenform gehaltenen Grabmale der Fina da Carrara (t 4. Oktober 1378), die in betender Stellung zu Füßen der Jungfrau Maria dargestellt wurde, gekrönt.

Auf der gegenüberliegenden Westseite prangt oberhalb des Altarportikus die zwar große, aber nicht sehr gelungene Kreuzigung, in welcher Fürst Francesco d. Ä. den Paduanern Jesu am Kreuze zeigt.

Sehr schön sowohl in der Poesie des Gedankens wie auch in der erlesenen Farbgebung und vorzüglichen Perspektive ist die Verkündigung, ein Fresko oberhalb des Grabes der Fina da Carrara, deren Sarkophag im November 1405 von den Venezianern entführt und später durch die Figur des Täufers nicht sehr glücklich ersetzt wurde.

Giusto ist ein Meister der geometrischen Perspektive mit harmonischen Farbtönen. So sieht man z. B. an der vom südlichen Lichte erhellten Nordwand die »Berufung des Petrus und des Andreas« sowie die »Gefangennahme Christi im Garten«.

Auf diesem letzten Fresko ist der lange Lichtkeil der goldenen Heiligenscheine der Apostel, der sich auf den metallischen Helmen der Soldaten spiegelt, von besonderer Wirkung. Im ersten Fresko enthüllt Giusto den vollen Zauber seiner Farben: die Wasserflächen, türkisblau in der Ferne, nehmen im Vordergrund meergrünen Ton an. Schön ist auch der Kontrast, der durch den Schatten des auf den See projektierten Felsens gebildet wird.

An der im Schatten liegenden Südwand verbindet Giusto in glücklicher Idee die »Predigt des Johannes« mit der »Taufe Christi«. Zur Linken predigt Johannes im Schatten zu Füßen hoher Berge »mit der Stimme des Rufers in der Wüste« die Bußtaufe als unerläßliche Voraussetzung zum Empfange des Messias. Gerührt, verstört oder ungläubig wenden sich die Alten Israels auf den Wink des Täufers gegen den Jordan.

Mit der Taufe Christi endet die irdische Mission des Vorläufers und so malt Giusto in geschickter perspektivischer Illusion unter dem Jordan einen tiefen Portikus im Schatten des Kerkers, in dem Johannes sein Leben beschließt. Im Lichte der Plätze von Galiläa beginnt Jesus die wunderbare Reihe seiner Wunder, mit welchen er seine Göttlichkeit beweist.

Wenn auch der Gedanke glücklich ist, gilt dies nicht für die Perspektive »der Wunder«, die dem Auge des Beschauers viel zu nahe gerückt sind. Eine gleiche Beobachtung kann man beim Mittelbild der linken Wand anstellen, in welchem die vollkommene evangelische Tugend des Seligen Antonio Pellegrino, ruhmreiches Symbol der von der Kathedrale repräsentierten Kirche von Padua, gepriesen wird.

Die Wände vereinigen sich in der Kuppel in breiten Zwickeln, in welchen zwischen den stehenden Propheten die Evangelisten am Schreibpult dargestellt sind. An der Trommel der Kuppel sind in zwei konzentrischen Kreisen die Hauptepisoden des Alten Testamentes aufgerollt, wobei die Darstellung ein feines Empfinden für die Wirklichkeit und eine äußerst geschickte Verwendung der Perspektive aus der Fernsicht bekundet.

In der Höhe manifestiert sich in der Kuppelkappe oberhalb des Taufbeckens, das im Mittelalter das einzige in der Stadt war, das Paradies in seiner ganzen Herrlichkeit. Rund um Christus den Herrn gruppiert sich in konzentrischen Kreisen in vollendeter Ordnung der aneinandergereihten Heiligenscheine der ganze Himmlische Hof.

Die Seligen »der neuen Generation« (nach Christus) sitzen, feierlich und doch menschlich, im untersten Kreis. In den oberen Kreisen stehen die »alten Seligen« und noch darüber die Engel. Giusto zeigt sich hier als ein für das romanische Raumempfinden sehr aufgeschlossener Maler.

Er schafft hier nicht nur eine übersinnliche Illusion des offenen Raumes, sondern vermittelt mit den geschlossenen Kreisen der Seligen den Eindruck einer geradezu physischen Wirklichkeit.

Zu Füßen des Thrones, umgeben von musizierenden Engeln, steht gleichsam als goldenes Tor zur himmlischen Versammlung »die mit der Sonne bekleidete schöne Jungfrau«. Das Gesicht in das vom Osten kommende Licht getaucht, hebt die »reine und in Ewigkeit standhafte Jungfrau« die Hände zum Gebet, wobei der Blick starr auf den gekreuzigten Sohn gerichtet ist.

Der weite silberblaue Mantel fließt weich von der vollen Rundung der Schultern: Maria befindet sich in voller Körperlichkeit ihres unbefleckten Fleisches im Himmel, Joseph und Johannes richten zusammen mit der gesamten Versammlung der Heiligen und Engel an die »Heilige Jungfrau, voll jeder Gnade« die flehentliche Bitte der Kirche von Padua.

Die Stimmen des Petrarca unr| des Giusto haben sich vereinigt, um die Königin des Friedens zu preisen. Die Geheimnisse des Jüngsten Gerichtes haben in der Altarnische Platz gefunden, das Altarbild selber wird ebenfalls Giusto de' Menabuoi zugeschrieben.

Wir treten noch einmal auf den Domplatz hinaus und lassen das Auge in der Runde kreisen: Vor der Fassade der Kathedrale erhebt sich die casa Bonafari, der durch eine glückliche moderne Restaurierung das ursprüngliche Aussehen des späten 14. Jahrhunderts wiedergegeben wurde.

Zur Linken des Platzes folgen die hohen Laubengänge (13. Jahrhundert?) der Steinfassade des Monte di Pietä (Pfandleihanstalt). Der Oberteil der Fassade wurde zwischen 1531 und 1535 nach einer Zeichnung von G.M.Falconetto gestaltet.

Im Westen angelehnt an den Monte di Pietä erhebt sich der monumentale Bogen, errichtet 1632 zu Ehren des venezianischen Kapitäns Alvise Valaresso, der 1630 während der von Manzoni geschilderten Pest mit größtem Eifer die Geschicke Paduas lenkte.

Wenn man nunmehr der Via Valaresso folgt, erreicht man den »Largo dietro Duomo«, auf den gegen Westen die an künstlerisch gestalteten Patriziersitzen reiche Via »dei Tadi« folgt.

Ein Juwel der Architektur des Pietro Lombardo (1464/67) stellt die innere Fassade des Hauses des Juristen Antonio Roselli dar. die ein luftiges Vierbogenfenster trägt (Nr. 4. Heute im Besitz der Lugli).

Wenn man sich durch die Via Accademia nach rechts wendet, stößt man nach wenigen Metern unter Nr. 15 auf den Eingangsbogen, der in den Hof der Accademia Patavina (Akademie der Wissenschaften, Literatur und Künste) führt. An der Südseite erhebt sich der »nach Norden gerichtete« (Vergerio) doppelte Portikus des »palazzo claustrale« oder »di ponente« (westlicher Klostertrakt), erster Teil der glänzenden »reggia dei principi Carraresi« (Residenz der Fürsten Da Carrara), in welcher im Sommer 1343 Ubertino da Carrara seinen Wohnsitz aufschlug.

Der Sitz der Accademia Patavina ist der authentische aus dem 14. Jahrhundert stammende Teil des wunderbaren architektonischen Komplexes, der unversehrt auf uns gekommen ist. »Er war würdig, von einem Kaiser bewohnt zu werden« (Savonarola).

Die Accademia Patavina, enstanden 1599 unter dem Namen »Accademia dei Ricoverati« (Gründungsmitglieder waren unter anderem Galilei und Fabrizio d'Acquapendente), ließ sich im Juli 1779 auf die Dauer im Obergeschoß des Palazzo des Ubertino (Loggia, Kapelle und angrenzender Raum) nieder.

Die Akademiker, die sich vor die Notwendigkeit gestellt sahen, sich einen würdigen Sitz zu schaffen, ließen die inneren Trennmauern niederreißen, doch wurden dabei zwei Fresken von Guariento erhalten. Sie brachen neue Fenster oder erweiterten bestehende und verstümmelten dadurch weitere Fresken von Guariento. Sie ließen die äußere Loggia zum Teile schließen und nahmen von der Decke die ebenfalls von Guariento gemalten Tafeln ab, die sich heute im Städtischen Museum befinden.

Sie vollführten nach Diego Valeri ein »wahres Vernichtungswerk«. Zum Glück haben die gegenwärtigen Akademiker, die Eigentümer des ganzen Westflügels des Palazzo Ubertino geworden sind, die Verpflichtung übernommen, ihrem Sitz den ganzen ursprünglichen Glanz, soweit dies möglich war, wieder zu geben.

Vornehmlich war dies bei den im Erdgeschoß gelegenen Räumen möglich, die von Umbauten nicht betroffen waren, da man sie als Räume für Nebendienste vernachlässigt hatte.

Dadurch kamen bemerkenswerte Fragmente des Fresko-Wandschmuckes von ungewöhnlichem künstlerischem Werte ans Tageslicht.

Der erste Raum innerhalb des Portikus wurde im 14. Jahrhundert »Camera de; carri« (Wagenkammer) genannt. Er war zur Gänze mit Fresken in gelb-ziegelroter Farbe bedeckt: Räder und große Carrara-Wagen wechselten mit sarazenischem Helmschmuck als Symbole des Ubertino und der beiden letzten Fürsten ab.

Im zweiten sehr großen Räume waren die Wände mit vorgetäuschten Marmorintarsien in schöner Zeichnung und in wirksamen Farben bedeckt. In diesem Saale, der einsl »anticamera dei cimieri« (Vorzimmer des Helmschmuckes) genannt wurde, dominieren über allen ornamentalen Motiven vor allem riesige sarazenische Helmverzierungen, wahre Meisterwerke in Ausdruckskraft und kühnen Farbakkorden.

Auf der Höhe verlief knapp unter der Decke an den Wänden ein vorgetäuschter Steinrahmen, der eine ungewöhnliche perspektivische Illusion hervorruft. Im dritten und kleinsten Räume, der sich unter dem nach Westen gerichteten Portikus öffnet, leuchtet der Freskoschmuck der Wand in einem glänzenden Rot und zeigt innerhalb eines Rahmens illusorische gotische Rosen. Die Markgrafenkrone des Taddia d'Este liefert das Motiv des Wandfreskos.

Im Obergeschoß hat sich im Saale, in dem die Akademiker tagen, ein gut restaurierter Teil der biblischen Fresken des Guariento (1350/54?) erhalten, die durch die vorzügliche Farbgebung und die neuen Versuche perspektivischer Komposition bemerkenswert sind. In den Hof zurückgekehrt, bewundere man den graziösen Schwung der Säulen des doppelten Portikus des Ubertino.

Der große Baukomplex der reggia de! Carraresi (Sitz der Da Carrara) wurde durch zwei Residenzpaläste gebildet: jener im Westen aus der Zeit des Ubertino (t 25. Mai 1345), von dem bereits die Rede ging, und jener im Osten aus der Zeit des Giacomo II. (1345/50), der nach 1405 offizieller Amtssitz des venezianischen Kapitäns, des Militärkommandanten von Padua (Capitaniato), wurde.

Die beiden Paläste waren untereinander mittels eines großen zweigeschossigen vierfachen Portikus aus überdachten Säulen verbunden. Er wurde mit Ausnahme des nördlichsten Teiles zusammen mit dem größten Teil des Ubertino-Palastes abgetragen, um für die Volksschule »Reggia Carrarese« (1877) Raum zu schaffen.

So verschwand der thebanische Saal aus der Zeit des Giacomo II, (1347), der erste Empfangssaal der Reggia, an dessen Wänden Episoden aus der Thebais von Stazio dargestellt waren. Gegenüber dem thebanischen Saale, am Nordende des mittleren Quadriportikus, war der größte Saal der Reggia, den Francesco d. A. 1369/73 nach dem Vorschlag von Francesco Petrarca mit den Bildnissen illustrer Männer aus dem alten Rom ausschmücken ließ.

Der prächtige Freskoschmuck ist das Werk der Maler Guariento und Altichiero. Der Saal, im Volksmund Riesensaal genannt, blieb 1877 erhalten, weil er damals Sitz der Universitätsbibliothek war, doch wurden die alten Fresken aus dem Trecento im Jahre 1540 von den Malern Domenico Campagnola, Stefane und Gualtiero dall'Arzere mit den gleichen Motiven erneuert.

Unverändert aus dem 14. Jahrhundert (Altichiero?) blieb die Figur von Francesco Petrarca an der Westwand, doch stammen das Schreibpult und die Perspektive aus dem 16. Jahrhundert.

Den Riesensaal betritt man vom Liviano aus, wo die Seminare der philosophischen Fakultät untergebracht sind. In dessen unterem Atrium steht eine Statue des Titius Livius von Arturo Martini.

Von der Mitte der Piazza del Capitaniato, deren Bauwerke im 16. und 17. Jahrhundert völlig erneuert wurden, gelangt man durch die Via »dei Da Carrara« auf den Kirchplatz von San Niccolo.

Von der Kirche S. Niccolö gibt es urkundliche Nachrichten aus dem Jahre 1088, für das Bauwerk des 11. Jahrhunderts legt noch das rohe Mauerwerk an der Nordflanke der Kirche Zeugnis ab. Im 14. Jahrhundert wurde S. Niccolö erhöht (Spitzbogen im Mittelschiff] und erweitert, wobei an der Südseite der Kirche ein viertes Schiff angefügt wurde.

Interessant ist der krummlinige Anschluß der neuen südlichen Hauptmauer an den romanischen Glockenturm an der Fassade. Eine streng wirkende und tiefe architektonische Kapuze schützt das Kirchentor, das am Ende des 15. Jahrhunderts in schöner Form restauriert wurde.

S. Niccolo war ursprünglich eine Basilika mit drei Apsis-schiffen, die später, vor allem in der Mitte, durch die eingebauten monumentalen Altäre eingeengt wurden.

Am Hauptaltar aus dem 17. Jahrhundert ist ein durch gefällige Farben ausgezeichnetes Altarbild von G. Domenico Tiepolo. Die Kirche S. Niccolö, die sich im Herzen des aristokratischesten Viertels des mittelalterlichen Padua befand, war besonders vornehm wegen ihrer Kapellen, ihren Altären und der Familiengrabstätten.

So schmücken die springenden Hirsche der Familie Forzate Transalgardi noch heute die Fassade. Familienkapelle der Forzate war die Kapelle des Johannes des Täufers (heute Taufkapelle) am Beginn des linken Schiffes. Unter der modernen Bemalung wurden erst in jüngster Zeit Fragmente der Freskodekoration aus dem 14. Jahrhundert entdeckt.

Vom Kirchplatz S. Niccolo erreicht man durch die schmale gleichnamige Gasse, die wie eine Schlucht zwischen zwei Adelspalästen wirkt, die via Dante und damit das mittelalterliche »Strä Maggiore«. Längs des »Strä Maggiore« erstanden im Mittelalter zahlreiche Adelspaläste, die zum größten Teil in der venezianischen Ära erneuert wurden.

Einen düsteren romantischen Anblick hat sich noch immer der turmgeschmückte Palazzo da Rio, der früher den Dotto-Dauli gehörte, erhalten. Auf der Südseite endet die Via Dante auf der Piazza dei Signori oder della Signoria.

PIAZZA DEI SIGNORI
typisches Beispiel eines öffentlichen Platzes aus der Zeit der venezianischen Herrschaft, auf die der Haupteingang des Capitaniato blickt.

Im 14. Jahrhundert, zur Zeit der Carraresi, sah der Haupteingang der flegg/a nach Süden gegen den erzbischöflichen Palast und die Kathedrale. Hier (gedeckter Gang zwischen der Corte Valaresso und der Piazza Capitaniato) erhob sich zwischen den Residenzpalästen der Fürsten die Torre dell'Orolo-gio (Uhrturm), ein mechanisches Wunderwerk, »das von sich aus die 24 Stunden des Tages schlug« (Vergerio), und im März 1344 vom Arzte und Physiker Jacopo Dondi aus Chioggia, genannt dall'Orologio, in Betrieb gesetzt wurde.

Als im November 1405 die Herrschaft der verhaßten Carrara gefallen war, vernichtete Venedig, um die Erinnerung zu verwischen, wie alle ihre öffentlichen Symbole auch den stolzen Torturm der Reggia. An seiner Stelle wurde ein neuer gegen Osten, gegen die Gemeindepaläste gerichteter Turm errichtet (1423/28).

Auf der Höhe des Torturmes des Capitaniato wurde die neue mechanische Uhr angebracht, »die nicht nur spontan die 24 Stunden des Tages schlug, sondern auch den Wandel der Planeten und der Konstellationen zeigte« (Savo-narola). Der neue Mechanismus wurde (1427/37) von den Uhrmachermeistern Novello und Giovanni nach dem Studium der Uhr des Jacopo und nach Studium des berühmten Astrariums des Sohnes Giovanni Dondi (1363) vollendet.

Dem neuen Haupteingang des Capitaniato gab 1532 G. M. Fal-conetto die endgültige architektonische Form eines Triumphbogens.

Die Urkunden der Carrara aus dem 14. Jahrhundert sprechen immer von der östlich der Reggia gelegenen »contra di San Clemente«, einer Kirche aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, die im 16. Jahrhundert erneuert wurde.

Aus ihrem erweiterten Kirchplatz erwuchs in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die venezianische Piazza della Signoria, auf der während des Faschings und der Fiera del Santo, dargestellt von paduani-schen Adeligen, großartige öffentliche Aufführungen erfolgten.

Auf die Piazza della Signoria blicken außer dem Palazzo del Capitano und dei Camerlenghi, der 1599/1605 nach dem Stile des Uhrturmes harmonisch neugestaltet wurde, auf der Südseite die Loggia del Consiglio de! Nobili (L. des Rates der Adeligen), deren Statut von Venedig 1420 genehmigt wurde, oder dei Signori, bekannter unter dem volkstümlichen Namen Gran Guardia.

Es ist dies ein schöner Bau lombardischen Stils, der 1496 vom Aristokraten Annibale Maggi da Bassano geplant wurde. Seine Portikusfassade wurde aber 1523 vom Architekten Biagio Bigoio da Ferrara vollendet, der aus dem stilistischen Kreise des flosse»; stammt. An der Südwestecke der Piazza erhebt sich der Markuslöwe der von einer römischen Säule aus der flavisch-trajanischen Zeit aus dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr., die 1764 auf der Piazzetta Pedrocchi (damals S. Giobbe) aufgefunden worden ist, getragen wird.

Von der Piazza dei Signori kehre man durch die Via S. Clemente auf den Obstmarkt (Piazza delle Frutta) zurück und nehme hier die nach Norden führende Via Boccalerie, eine enge, krumme und noch völlig mittelalterlich wirkende Gasse. Man kommt dann in die Via S. Lucia, die zweite römische Hauptstraße von Patavium.

SCUOLA DI S. ROCCO
Ungefähr in der Mitte der Straße liegt der Kirchplatz von S. Lucia, einer Kirche aus dem 10. Jahrhundert, die im 18. Jahrhundert neu errichtet wurde. Den kleinen Platz schließt nach Norden die in ihrer Einfachheit harmonisch wirkende Fassade der Scuola di S. Rocco ab.

Das Gebäude ließ die gleichnamige Bruderschaft in den Jahren 1525—1542 errichten und ausschmücken. Das Innere ist zur Gänze mit Fresken geschmückt, die Episoden aus der Legende des hl. Rocco zeigen. Der populäre Heilige wurde vor allem in Pestzeiten angerufen.

Die aus dem 16. Jahrhundert stammenden Fresken der paduanischen Schule (Domenico Campagnola, Gualtiero und Stefano dall'Arzere), die von der Zeit und den Menschen sehr hergenommen waren, wurden glücklich restauriert.

Durch Komposition und Farbe gefällt vor allem der Hingang des hl. Rocco, der Gualtiero zugeschrieben wird.

Wenn man durch die Via S. Lucia weitergeht, stößt man weiter östlich auf den Palast des Ezzelino, ein vornehmes Beispiel spätromanischer Architektur, erwachsen aus der Vereinigung zweier alter Bauwerke aus dem 12. Jahrhundert. Die Via S. Lucia führt auf die Piazza Garibaldi, den Herzpunkt des städtischen Verkehrs.

In ihrer Mitte erhebt sich hoch auf einer zweiten Säule von den Märkten des römischen Padua (Ende 3. Jh.) eine schöne Statue der Immacolata (Unbefleckte Empfängnis), wahrscheinlich ein Werk von Fr. Bonazza, einem paduanischen Bildhauer des beginnenden 18. Jahrhunderts.

Wenn man den Rundgang im Zentrum Paduas, der sich nur auf die bedeutendsten Dinge beschränkt, beendet hat, kann man den Besuch der Stadt durch einen Rundgang (allenfalls auch im Wagen) in der Vorstand zwischen dem Ponte Molino, der Basilika del Carmine und dem westlichen Sektor der venezianischen Basteien ergänzen.

Nördlich der Basilika del Carmine und zwar hinter der Apsls liefen in der Zeit des römischen Pataviums drei wichtige Überlandsstraßen zusammen, die auch heute noch stark belebt sind: die strada dell'Arzere (V. Beato Pellegrino-Montä), die auf einem robusten Damm angelegt war und Patavium mit der Via Postumia sowie den Weiden der Hochfläche von Asiago verband, die Valsuganastraße (gegenwärtig Via Bassano) und die Via Aurelia »nach den Gebieten jenseits der Brenta« (Da Nono) und nach Asolano (heute Camposampiero).

In eine vereint, führten die drei Straßen über eine große, aus fünf Jochen bestehende Brücke (erneuert 1830) nach Patavium und setzten sich im Inneren der römischen Stadt als deren Hauptverkehrsader (cardine massimo) fort.

Mit Recht war darum die Porta di ponte dei Molini [Molendinorum] das größte und bedeutendste Tor des mittelalterlichen Padua. Stromabwärts lagen bei der römischen Brücke, wo der Fluß breiter und die Strömung stärker war, noch in der Zeit des hohen Mittelalters die meisten Mühlen von Padua.

Davon stammt der Name der Brücke und ihres Tores, das sich heute noch dem Fremden in der strengen Wucht seines nie bezwungenen romanischen Turmes präsentiert.

Die Müller von Padua hatten den Sitz ihrer Zunft (Fraglia) in der heutigen

BASILICA DI S. MARIA DEL CARMINE
ein erlesenes Beispiel der Architektur der frühen Renaissance aus der Ära Albertis. In der Nacht zum 25. Januar des schneereichen Jahres 1491 stürzte das große Dach (mit einem hölzernen Dachstuhl) der Kirche der Brüder des Carmels mit dumpfem Getöse zusammen, riß dabei auch den oberen Teil der Hauptmauern ein und hinterließ eine Ruinenstätte.

Der neuartig und großzügig geplante Neubau, der für den Kirchenbau ganz Italiens beispielhaft sein sollte, zog sich wie üblich sehr in die Länge und erfolgte schließlich in zwar sehr edler, aber viel bescheidenerer Form. Lorenzo da Bologna besorgte in Mitarbeit mit Pier Antonio degli Abati da Modena die Restaurierung des ersten Teiles der Kirche, nächst den erhalten gebliebenen Presbyterium, und richtete auf den renovierten Mauern die schöne halbkreisförmige Kuppel auf (1496—1503), Biagio Bigoio da Ferrara hingegen restaurierte das Hauptschiff mit seinen zwölf Seitenkapellen (1503—1523).

Weiträumig und feierlich wirkt die neue Carmine-Kirche in alberti-nisch-emilianischem Stil.

Das Schmuckstück des Carmine-Neubaues ist jedoch die Sakristei in Form einer halbkuppelförmigen eleganten Kapelle: es ist eines der stilreinsten Meisterwerke des Lorenzo da Bologna.

Auf dem Hauptaltar der Basilika S. Maria del Carmine steht ein hochverehrtes Bildnis der Gottesmutter mit dem Kinde (Madonna di dietro corte), dem die Bürgerschaft das unvermittelte Verlöschen der Pest im Jahre 1576 zuschrieb.

Das von der Mauer abgenommene Fresko (Stefano dall'Arzere) wurde am Abend des 11. Oktober 1576 in feierlicher Prozession zum Carmine getragen. Noch heute ist das Fest der Lichtermadonna der Bevölkerung von Padua teuer. Wenn man die Basilika del Carmine verläßt, schlage man die Via B. Pellegrino ein, an deren Beginn sich zur Linken der Palazzo Maldura, ein edles Beispiel der Architektur Paduas aus dem 18. Jahrhundert, erhebt.

Weiter durch die Via B. Pellegrino stößt man unter Nr. 22 auf der rechten Seite auf die belebte Fassade der casa Melioranza, ein nachgewiesenes Werk von Pietro Lombarde (1466).

Einige Meter nördlich der Casa Melioranza kreuzt die Via B. Pellegrino die Via S. Giovanni di Verdara. Im nördlichsten Teile der Straße wurde 1220 das Benediktinerkloster S. Giovanni Battista di Verdara gegründet. Es war von 1435 ein Priorat von Regularkanonikern.

Das Priorat wurde 1783 aufgehoben. An dessen Stelle wurde 1866 das Militärspital untergebracht.

Schön durch die Majestät der Proportionen und durch den Wohlklang der Linien sind die beiden Kreuzgänge des Lorenzo da Bologna (großer und doppelter Kreuzgang, halb zerstört 1944), die am Ende des 15. Jahrhunderts errichtet wurden.

Hohes künstlerisches Interesse verdienen die erhaltenen Fresken in Form perspektivischer Bilder der Bibliothek (heute Spitalskapelle), die z. T. dem aus Modena stammenden Pierantonio degli Abati, einem Meister der Intarsienkunst aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, zugeschrieben wurden.

Am Ende der Straße wende man sich nach links und folge dem inneren Umgang der venezianischen Bastei. Man kommt hier zu den Toren Savonarola und S. Giovanni, die 1530 und 1531 von G. M. Falconetto erbaut wurden.

Obwohl der äußere Kanal längs der Basteien zugeschüttet und ungepflegter Wildnis überlassen wurde, bleiben die beiden Tore immer noch ein bewundernswertes Beispiel majestätischer Würde. Von der Porta S. Giovanni gehe man, immer innerhalb der Basteien, weiter durch die Via Cr. Moro bis zur Riv. P. Paleocapa, westlich des Bacchiglione.

Man kann hier einen der schönsten Ausblicke Paduas genießen und den hohen Baukörper der 1777 errichteten Sternwarte (Osservatorio Astro-nomico) bewundern, die im Volksmunde Specula genannt wird. Es handelt sich dabei um die Turlonga, den höchsten Turm des hochmittelalterlichen Verteidigungssystemes von Padua aus dem 10. und 11. Jahrhundert.

Dieser erstand an der Stelle, wo der Naviglio (Flüßchen) sich vom Bacchiglione (Fluß) trennt, um die Stadt im Süden und Osten zu umrunden. Die Turlonga blieb in das Schloß einbezogen, das 1242 von Ezzelino III da Romano errichtet und im 14. Jahrhundert von den Carraresi vollendet wurde (heute Strafanstalt).