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Padua Sehenswertes in Padua

 

 

 

 

 


Padua (Padova), ist dem organisierten Tourismus als Stadt des hl. Antonius bekannt. Flüchtige Besucher begnügen sich mit einem kurzen Blick in den »Santo«, den Dom des Heiligen der Vergeßlichen, und eilen weiter nach Venedig.

Touristisch wie historisch steht Padua im Schatten der Lagunenstadt. Dabei fehlt es den Padovanern an Selbstbewußtsein nicht: Auf den Troianer Antenor, der laut römischer Mythologie in Venetien eine Stadt gegründet haben soll, führen sie ihre Geschichte zurück und fühlen sich damit gleichwertig mit Rom, das den Troianer Aeneas als Stammvater bemüht.

Tatsächlich gab es im 10. Jahrhundert v. Chr. bereits eine Siedlung, wie archäologische Funde bewiesen haben. 1962 hat man Reste von Pfahlbauten entdeckt, die im damaligen sumpfigen Mündungsgebiet der Brenta standen.

Entlang der Hauptarme des Deltas entwickelte sich Patavium, die Stadt der Sumpfbewohner, die früh Handelsbeziehungen mit Etruskern und Griechen aufnahmen. Bei gemeinsamen Kämpfen gegen die Galher entstanden erste Kontakte mit Rom, die sich verstärkten, als die Römer 182 v. Chr. Aqui-leja gründeten und Oberitalien mit Straßen durchzogen. 45 v. Chr. erhielt Patavium römische Bürgerrechte, wurde Zentrum der Wollerzeugung und Handelsstadt mit einem Flußhafen, der über die Brenta mit der Lagune verbunden war.

Titus Livius, der Historiker, wurde hier geboren, und Besuche von Kaisern unterstrichen die Bedeutung der Stadt, die sich frühzeitig dem Christentum öffnete. Im 4. Jahrhundert war sie einer der ersten Bischofssitze der Region.

Leider sind vom römischen Patavium nur wenige Mauerfragmente erhalten. Es wurde 602 von den Langobarden zerstört. Das mittelalterliche Pädova entwickelte sich als betont christliche Stadt unter der Führung seiner Bischöfe, nahm im Investiturstreit Partei des Papstes und blieb in der Folge gut guelfisch.

Zweimal wurde es von kaisertreuen Gibellinen erobert, 1327 von Ezzelino da Romano, 1328 von Cangrande della Scala.

Abgesehen von wenigen Jahren der Fremdherrschaft jedoch erlebte Padua im 14. Jahrhundert eine Blütezeit unter den Fürsten Carrara, die sich auch noch fortsetzte unter venezianischer Herrschaft nach 1405.

Die Kunst florierte dank großzügiger Mäzene: Im Auftrag von Enrico Scrovegni malte Giotto, der berühmteste Meister des Trecento, in der Arena-Kapelle.

Ein anderer Florentiner, Giusto da Menabuoi, arbeitete im Baptisterium des Domes auf Einladung der Fürstin Carrara. Giacomo Carrara rief Petrarca nach Padua, einen der ersten und größten Dichter italienischer Sprache.

Im 15. Jahrhundert schuf Donatello das Reiterstandbild des Gattamelata, das erste seit der Antike, und den Hochaltar im Santo. Andrea Mantegna, einer der konsequentesten Maltechniker der Renaissance, fand seinen Stil in Padua.

Die Universität, 1222 gegründet, war eine der angesehensten Hochschulen Europas und die einzige auf venezianischem Staatsgebiet. Galileo Galilei lehrte hier von 1592 bis 1610, und Fabrizio dAquapedente ließ das erste Anatomische Theater Europas bauen.

Unter österreichischer Herrschaft war die Universität ein Hort des Widerstandes und liberaler Ideen. Studenten und Professoren bereiteten die Revolution von 1848 vor.

Auch heute spielt die Hochschule eine wichtige Rolle. Traditionelles Ereignis ist ein Studentenfest, die »Festa delle Matri-cole« anläßhch der Immatrikulation im Februar oder März.

Padua hat mittlerweile drei Industriezonen. Produziert werden Schuhe und Möbel, Fahrräder, Motorräder und landwirtschaftliche Maschinen. Bedeutung haben die Brauereien. Viermal jährlich finden nationale und internationale Messen statt.

Sehenswertes in der Stadt
Die künstlerische Hauptattraktion ist der Freskenzyklus Giottos in der Capeila degli Scrovegni.

Er hat Padua zu einem Mekka der Kunsthebhaber gemacht. Die kleine Kirche hegt in den Giardini delT Arena, einem Garten, der von Mauerresten des römischen Amphitheaters begrenzt wird.

Enrico Scrovegni hat das Gelände, das neben seinem Palast lag, 1300 gekauft und die Kapelle Santa Maria della Caritä bauen lassen. Giotto malte zwischen 1304 und 1309 die Bilderfolge aus der Heilsgeschichte: Szenen aus dem Marienleben führen über Christi Geburt bis zur Kreuzigung und zur Ausgießung des Heihgen Geistes.

Die Eingangswand nimmt das Jüngste Gericht ein. Gleichwertig der Malerei sind die Statuen am Altar, Maria und zwei Engel, sowie die Statue des Stifters in der Sakristei.

Sie sind von Giovanni Pisano, dem größten Bildhauer der Epoche. Rechts vom Eingang zum Garten steht die Chiesa degli Eme-ritani, eine Augustinerkirche vom Ende des 13. Jahrhunderts, die im Krieg schwer beschädigt, dann vorbildlich restauriert wurde. Die Raumwirkung der schlichten romanisch-gotischen Predigerkirche mit dem Kapellenkranz und der schönen Holzdecke ist wiederhergestellt.

Weniger Glück hatte man mit den Fresken in der Capella Ovetari rechts von der Apsis. Gerettet wurden zwei Fresken von Mantegna: das Martyrium des hl. Christoph und Maria Himmelfahrt.

Zwei Fürsten aus dem Hause Carrara, Ubertino und Giacomo II., sind in der Nähe des Portals beigesetzt. Über den Corso Garibaldi kommt man ins Zentrum der Stadt, auf die Piazza Cavour. Das neoklassizistische Caffe Pedrocchi rechts, nach dem Vorbild der Propyläen von Athen gebaut, ist das historische Universitätskaffeehaus aus dem vorigen Jahrhundert, wo die Ideen des Risorgimento diskutiert wurden. Noch heute haben die Studenten das Recht, im ersten Saal und auf der vorgelagerten Terrasse zu sitzen, ohne etwas zu verzehren.

Weiter links hegt das Zentralgebäude der Universität, der Palazzo, im Mittelalter Hotel, ab 1500 etwa Sitz der juristischen, medizinischen, mathematischen und literatur-wissenschaftlichen Fakultäten, mehrmals erweitert und umgebaut.

Man sieht den prächtigen Hof (1546-15 87), die Aula Magna (aus der gleichen Periode), das Katheder des Galilei und das erste Anatomische Theater Europas. (Besichtigung nur werktags, 9-12.30 und i6"-i8 Uhr.) Gegenüber ist der Kern der Altstadt.

Zwischen Gemüsemarkt und Obstmarkt, Piazza delle Erbe und Piazza delle Frutta, erhebt sich der eigenwillige Palazzo della Ragione.

Gebaut für die Justizverwaltung 1218/19 als schlichte niedrige Halle, wurde er 100 Jahre später erhöht und erhielt das gewaltige, an einen Schiffskiel erinnernde Dach aus Holz und Blei sowie die Arkadengänge ringsum, an denen Geschäfte hegen.

Der überdimensionale Saal im Obergeschoß, der jetzt für Ausstellungen benutzt wird, ist ganz mit Fresken bedeckt. Die biblischen und mythologischen Szenen aus dem 15. Jahrhundert haben die ursprüngliche Dekoration von Giotto ersetzt, die bei einem Brand vernichtet worden war.

Eine typisch venezianische Anlage ist die Piazza dei Signori, beherrscht vom Palazzo del Capitanio, dem Palast der Statthalter des Dogen (im Inneren großer Festsaal, »Saal der Riesen«, mit prunkvoller Ausstattung aus dem Jahre 1540).

In der Mitte des Platzes der Uhrturm (1423-1428) mit der astronomischen Uhr, konstruiert nach Angaben von Wissenschaftlern der Universität Padua. Links daneben der Palast der Kämmerer, angefügt Anfang des 16. Jahrhunderts, seithch die Loggia delConsiglio (1496—1523), ein eleganter Renaissancebau.

Nach links führt eine schmale Straße zum Domplatz. Von der romanischen Kathedrale (Duomo) aus dem 12. Jahrhundert ist leider nur das Baptisterium erhalten.

Der jetzige Dom wurde im 16. bis 18. Jahrhundert erbaut. Zum Sehenswertesten in Padua jedoch gehört die Taufkirche mit den Fresken von Giusto de Menabuoi, einem Meister der toskanischen Schule. In der Kuppel der Triumph Mariens, darunter Episoden aus der Genesis, dem Leben Jesu und Johannes des Täufers und Visionen aus der Apokalypse. Besonders beachtenswert die Verkündigung.

Der gotische Baldachin gehört zum Grabmal der Stifterin Fina da Carrara.

Wenn man zur Piazza delle Erbe zurückgeht und weiter in Richtung Via San Francesco, benutze man die Fußgängerunterführung an der Riviera Tito Livio (neben dem Grande Albergo Storione), die zur Piazza Antenore führt.

Man sieht unten Bögen einer römischen Brücke: Flier floß früher ein Arm der Brenta, man befindet sich in der Gegend des ehemaligen Flußhafens. Auf der Piazza Antenore steht der romanische Grabbau des legendären Stadtgründers Antenor.

Durch die Arkaden der stimmungsvollen Via San Francesco oder abkürzend durch die Via del Santo kommt man zur Basilika San Antonio. Der Franziskanerprediger Antonius, »Doctor Ecclesiae«, ist 1231 gestorben. Nach der Heiligsprechung 1232 begann der Kirchenbau, der aber erst nach 1256, nach der Befreiung von der Fremdherrschaft Ezzelinos, vorangetrieben wurde.

1310 wurde der Leichnam des Heiligen in die Cappella dell'Arca gebracht. Die Pilgerkirche, architektonisch keineswegs überzeugend, ist ein Stilgemisch aus romanischen, gotischen und byzantinischen Formen. In den Kuppeln zeigt sich orientalischer Einfluß, der von Venedig ausstrahlt.

Die innen pompös kühl wirkende Kirche enthält ein außergewöhnliches Kunstwerk: den Hochaltar mit Bronzereliefs und Statuen von Donatello (Kruzifix, Madonna mit Kind, Heilige, musizierende Engel, Evangelistensymbole, Grablegung Christi und einige Wunderdarstellungen).

Die Bronzen gehören zum Besten, was die Renaissance hervorgebracht hat. Leider ist die Gesamtwirkung zerstört durch eine unglückliche Rekonstruktion des Altares von 1895. Zu beachten sind noch die Fresken des Veronesers Altichiero aus dem 14. Jahrhundert in der Cappella San Giacomo, besonders die Kreuzigung. Rechts ist der Ausgang zu den Kreuzgängen.

Auf dem Platz vor der Kirche steht das Monumento de Gatta-melata, das Reiterstandbild des Kondottiere Erasmo da Narni, genannt Gattamelata, mit dem Donatello an römische Tradition anknüpft.

In der Cappella di San Giorgio weitere Fresken von Altichiero und seiner Schule, in der Scuola del Santo Fresken des jungen Tizian (Besichtigung 9-12 Uhr und 14.30-17 Uhr). An der Piazza del Santo liegt ebenfalls das Museo Civico.

Sehr interessant ist die archäologische Abteilung mit Funden aus vorrömischer Zeit, Teilen von Pfahlbauten, Grabstelen, Aschenurnen. In der Pinakothek ein Kruzifix von Giotto und einige gute Renaissancebilder. Im ersten Stock das Museo Luigi Bottacin mit einer bedeutenden Münzsammlung (Öffnungszeiten: 9-12.30 und 15.30-18 Uhr).

Hinter dem Museum erstreckt sich der Orto Botanico, der älteste botanische Garten Europas, angelegt im 16. Jahrhundert. Der Prato della Valle daneben ist eine imposante Platzanlage aus dem Jahre 1775. In römischer Zeit stand hier das Theater.

Im Mittelalter war er der Platz für die Wochenmärkte und die Mysterienspiele, der jedoch versumpfte. Die heutige Anlage hat im Zentrum eine platanenbestandene Insel, von einem Kanal umflossen und geschmückt mit 87 Statuen berühmter Padovaner.

In der Kirche San Giustina hat man die Kapelle San Prosdocimo vom Ende des 5. Jahrhunderts, ein Beispiel ravennatischen Kirchenbaus, kürzlich restauriert.