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Pavia Allgemeines zu Pavia

 

 

 

 

 


PAVIA UND SEINE CERTOSA

Wenn man von Mailand kommt, führt eine sehr schöne Kastanienallee in die Heimat des allen Mittelschülern geläufigen römischen Geschichtsschreibers Cornelius Nepos und des Mathematikers Hieronimus Cardanus.

Wenige Städte bereiten einen so freundlichen Empfang durch ihre Gärten wie dieses friedliche, von 36.000 Seelen bewohnte Pavia. Hinter dem Garibaldi-Denkmal erhebt sich die mächtige, fahlrote Ziegelfassade der Visconti-Zitadelle.

Aber sie hat vier solcher Gewaltfassaden zu 140 Meter mit 40 Meter hohen gewinkelten Türmen. Der Bau stammt aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts und ist ein Werk Galeazzo Viscontis. Schön kann man ihn eigentlich nicht nennen.

Es war aber auch nicht seine Aufgabe, schön zu sein, sondern als Trutzburg gegen den Sforza in Mailand zu dienen. Von diesem kriegerischen Bau gelangt man durch den Corso Vittorio Emanuele zum Dom.

Bramante hat den ursprünglichen Dom aus dem Ende des 13. Jahrhunderts umgebaut und in unserer Zeit wurde er noch einmal vollständig umgestaltet.

Vor 80 Jahren bekam er eine enorm hohe Kuppel (92 Meter) und vor 40 Jahren eine neue Fassade. Die aufs Grosse gerichtete Absicht der Bauführung ist durchaus geglückt. In dem majestätischen Innern findet man grossartige Wandbilder von Giampietrino und Gratti.

Aber bei aller Verehrung werden sich Kunstbeflissene mehr noch als vom Dom von der alten Kirche San Michèle angezogen fühlen. Sie ist die Kathedrale von einst, die, wo die Herrscher des 9. bis 12. Jahrhunderts gekrönt wurden.

Sie wurde erst 1155 geweiht und ist wunderbar erhalten — nichts wurde ruiniert — und so tritt man mit einem Ehrfurchtsschauer ihrem dreifachen Portal gegenüber, das den reinen lombardischen Stil aufweist. Auf dem Fries der durch Jahrhunderte benützten Fassade erblickt man ein Volk von apokalyptischen Tieren, und der Bildhauer, der sie schuf, hatte eine ebenso naive Phantasie wie realistische Hand.

Die Kirche San Pietro in Ciel d'Oro war seinerzeit gleicherweise berühmt; Dante erwähnt sie in seinem Paradiso unter dem Namen „Ciel-dauro", denn sie besass eine Decke aus Gold.

Die Decke ist verschwunden, das Wort Dantes geblieben. Auch diese Kirche zeigt den lombardischen Stil und verbirgt nicht eine reizvolle Asymmetrie: der Strebepfeiler links vom Portal ist mächtiger als der rechts.

Der Hauptaltar trägt einen reichen Reliefschmuck und fast 100 Statuen, die aus der Schule der Campionesen (14. Jahrhundert) stammen. Es sind dies die Bildhauer aus Campione in der Provinz Como, die eine förmliche Dynastie bildeten (Bonino, Giacomo, Giovanni und Matteo Campione) und die in der Zierkunst eine ähnliche Rolle spielten wie die Dynastie der Cosmati.

Das Trio der Kirchen, auf das Pavia ebenso stolz sein kann wie auf seinen Dom, wird vervollständigt durch Santa Maria del Carmine, einen gotischen Bau, Ende des 14. Jahrhunderts, mit Fresken des Brescianers Vincenzo Foppa. Aber wenn man über die Stadtgrenze hinausgeht, findet man noch San Salvatore (aus dem 7. Jahrhundert, restauriert im 16.) und San Lanfranco aus dem 12., beide mit Kreuzgängen.

Alle diese Gotteshäuser stellen den reinen lombardischen Stil dar, meist in einem strengen frühzeitigen Ausdruck, der eben der ganzen Gegend einen so eigentümlichen Charakter verleiht. Oft wirken in dieser Hinsicht Bauwerke nicht anders als eine bestimmte Flora oder Bergformation.

Es ist auch eine alte Universität da, die jedoch von aussen keine besondere Anziehungskraft ausübt. Erst in den beiden Höfen findet man einige Grabdenkmale und Statuen alter Meister. Doch hier wirkte eine der ältesten und namhaftesten Rechtsschulen Italiens.

Der später heilig gesprochene Lanfranco hat sie vor neunhundert Jahren gegründet und Galeazzo Visconti der Zweite sie im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts reorganisiert.

Der Unterricht und seine Methode hatten solche Erfolge, dass man vom römischen Niveau der Rechtsschule sprach. Noch heute bildet die Anstalt mit ihrer Bücherei und ihren wissenschaftlichen Instituten das geistige Zentrum der Stadt.

Das Municipio befindet sich im früheren Palazzo Mezzabarba.

Das ist ein Barockbau mt farbenreicher Fassade, vor dem sich eine Statue des Augustus erhebt. Mehr als früher ist unter dem genwärtigen Regime in Italien das Gefühl der Verbundenheit mit den gewaltigen Erinnerungen des römischen Reiches lebendig und das neue Italien versäumt keine Gelegenheit, dies zu bekunden, wie unter vielen andern Beispielen die Ausstellung beweist, die anlässlich der Zweitausendjahrfeier für Augustus in der Ewigen Stadt gezeigt wurde.