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Piacenza Sehenswertes in Piacenza

 

 

 

 

 

Piacenza besitzt nur zwei Dinge, die die Aufmerksamkeit des Kunstwanderers fesseln: seine Kathedrale und seinen grossen Platz. Der Dom ist rein romanisch. Man hat an ihm 110 Jahre gebaut, u.zw. vom ersten Drittel des 12. bis zum ersten Drittel des 13. Jahrhunderts und dann musste er noch 100 Jahre auf seinen Campanile warten.

Die vielen Kriege, der stete Herrschaftswechsel, die inneren Unruhen, der dadurch bedingte Geldmangel in den Stadtkassen erklären hier wie in andern Fällen das langsame Fortschreiten grossartiger baulicher Unternehmungen.

Oft musste eine ganze Provinz zusammensteuern, um die Fortführung zu ermöglichen. Aber man beeilte sich nicht. Man baute an einem Haus für Gott, also für die Ewigkeit und wollte es vor allem so schön und vollendet wie möglich machen; die Zeit spielte dabei keine Rolle.

Im Dom fällt der Hochaltar auf, zu dem wie in vielen romanischen Kirchen eine Treppe hinaufführt, und dann die Kanzel, eine wunderschöne Arbeit. Fesselnd auch die Malereien von Morazzone und Procaccini sowie die Fresken des Guercino, eines fer-raresischen Künstlers (1591-1666). Piacenza besitzt aus seiner mittelalterlichen Kampfzeit noch viele Befestigungen und an der Stadtmauer wird man einen beachtenswerten Renaissancebau von Tramello finden: die Kirche Santa Maria di Cam-pagna.

Es gibt noch die Kirchen von San Sisto und San Francesco, aber der Dom überragt sie alle. Wunderschön der Platz, der nach den bronzenen Reiterstandbildern der Herzöge Alessandro und Ranuccio Farnese den Namen Piazza dei Cavalli führt. Die beiden Denkmale wurden im 17. Jahrhundert aufgestellt.

Da sitzen die beiden Kavaliere auf ihren Pferden, stolz auf ihre Taten, pochend auf ihren Nachruhm. Auch die Gäule haben, wie man aus den gesträubten Mähnen sieht, ein gewisses Selbstbewusstsein.

Aber man steht unten und fragt angesichts so stolzen Selbstbewusstseins: Wer waren die zwei? Und sieht man nicht im Baedeker nach, so weiss es niemand.

Dabei ist es noch ein Glücksfall, dass sich zwei Farnese verewigen Hessen und nicht einer der früheren Tyrannen, ein Kerl etwa wie der Gewalttäter Philipp Arcelli oder sein Gegner, der Visconti - Marschall Buso, der gemeinhin Carmagnola genannt wird und ein minderer, nur roherer Colleoni war.

Diese beiden Zierden der Renaissance, berufsmässige Raufhähne, überboten einander an Skrupellosigkeit. Carmagnola Hess den Bruder und den Sohn des Arcelli auf einer Reise abfangen und drohte, sie beide zu erledigen, u. zw. martervoll, wenn ihm Philipp nicht die Tore Piacenzas öffne. Philipp, unbewegt von fremden Leiden, öffnete ihm die Tore jedoch nicht.

Carmagnola stürmte nun die Stadt, nahm alles bis auf die Burg, und die Schluss-Szene war, dass Arcelli ihm schliesslich seine Burg verkaufte...!

Dann tritt der edle Arcelli in den Dienst Venedigs, raubt und plündert für die Signoria in Friaul, während sein Freund Carmagnola dem Herrn von Brescia, Pandolfo Malatesta, Bergamo wegnahm und Brescia plünderte.

Den Bürgern von Brescia und Piacenza war es schon gleich, wer sie kujonierte, beraubte und bestahl und ihre Nerven zermürbte. Ein Tyrann war um 1417, wie es schien, eine gottgewollte Einrichtung und das Geschlecht der Farnese gegen die Buso und Arcelli noch eine Erholung...

Der grosse Platz ist der Mittelpunkt des städtischen Lebens und es geht alsbald lebhaft her. Man kommt, um Neues zu hören, die Lage zu besprechen und dabei einen „Espresso" zu nehmen, der nirgends so köstlich ist wie in Italien, namentlich in den kleinen Städten.

Man nimmt zu dem Fingerhütchen Kaffee ein grosses Glas Wasser. Der im Grund sehr bescheidene und nüchterne Italiener kennt die Unsitte des französischen Aperitif nicht: er kommt ohne Alkohol aus.

Wenn man den grossen Platz verlässt, gerät man wie in allen diesen kleinen italienischen Städten in stille, oft ungepflasterte öde kleine Gassen.

Ein paar Mönche huschen vorüber, ein paar Handwerker hämmern, hie und da sitzt jemand in einem dunklen Laden, aber um neun ist Schluss wie im Mittelalter, Licht und Feuer werden gelöscht. Man darf sich indes nicht täuschen lassen.

Man darf aus der scheinbaren Verschlafenheit keine Schlüsse ziehen. Nichts ist rascher auf den Beinen als eine italienische Volksmenge. Es genügt eine Musikbande, ein Zug der Baliila, irgend ein religiöser oder profaner Anlass — und schon ist alles schwarz von Menschen.

Das Regime vervielfacht diese Gelegenheiten. Bald sind es Fanfaren, bald Umzüge, bald Feste mit Knallfrosch-Effekten, und das leicht erregbare, italienische Volk ist mit Lachen und Begeisterung bei der Sache.

Man muss sagen, dass im neuen Italien die guten Eigenschaften des harmlosen Volkes stärker entwickelt wurden, nirgends sieht man Faulenzer oder Feiernde und nirgends wird geflucht.

Das „bestemmiare" ist aufs strengste verboten, woran sich sogar die schwersten Karrenführer halten. Man begrüsst einander mit dem römischen Gruss und bekräftigt damit ein brüderliches Zusammengehörigkeitsgefühl.

Wenn man Piacenza gegen Südosten verlässt, erreicht man den Marktflecken Borgo San Donnino, dem jetzt der Name Fidenza verliehen wurde.

Man würde nicht glauben, dortselbst irgend etwas Interessantes zu finden; aber es gibt eine Überraschung. Fidenza besitzt eine romanische Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert, die auf einem stillen kleinen Platz steht und ein Baudenkmal ersten Ranges ist.

Die schöne Innenarchitektur ist durch einige bäuerliche „Dekorationen" verdorben, aber umso schöner ist die Fassade mit ihrer rosafarbenen und goldgetönten Patina und den gotischen Skulpturen.

Die Säulen der Vorhalle sind wie üblich von archaischen Löwenfiguren getragen. Überall findet man diese Löwen wieder und man wundert sich bisweilen über den grossen Verbrauch an Löwen im bauenden Mittelalter. Bisweilen wechseln sie (wie in Padua) mit Greifen ab.

Aber nicht gerne.

Greifen oder Drachen sind die Symbole des Bösen und werden als solche von den heldischen Vertretern des guten Prinzips vernichtet, sei es durch einen Perseus oder einen Hl. Georg.

Die Löwen aber sind die Sinnbilder der gerechten Gewalt und üben ein ehrenvolles Amt als Wächter vor Kirchentüren aus. Einige Minuten wenigstens hier gewesen zu sein bedeutet, wie man sieht, keinen Zeitverlust. Irgendwie bereichert setzt man seine Reise von Fidenza nach Parma fort.

 


STÄDTISCHE MUSEEN IM FARNESE-PALAST
Der Palast von Ottovio Farnese und Margarita von Österreich beherberg das Archäologiemuseum, eine mittelalterliche Sammlung, das Kutschenmuseum, die Pinakothek (mit dem Tondo von Boticelli), das Städtische Museum, das Staatsarchiv sowie die herzogliche Residenz mit den berühmten Fasti Farnesiani, einem Gemäldezyklus zur Verherrlichung der Geschichte und der Ruhmestaten der Farnese. Musei Civici dl Palazzo Farnese Piazza Cittadella Tel. 0523/328.270 www.musei.piacenza.it

ALBERONI-KOLLEG
Seit 1733 ist das Alberoni-Kolleg eine wahre Fundgrube der Werke vom .geschichtlichen und künstlerischen Wert: es beherbergt eine reiche Pinakothek mit dem „Ecce homo" von Antonello da Messina, eine wertvolle Sammlung flämischer Wandteppiche, das Museum der Naturwissenschaften und die Sternwarte. Collegio Alberoni Via Emllia Parmense, 77 Tel. 0523/613.342 www.piacenzamusei.it

STÄDTISCHES MUSEUM DER NATURKUNDE
Das Museo di Storia Naturale hat seinen Sitz im Palazzo Scott! da Fobio (bald wird das Museum in das historische Gebäude des öffentlichen Schlachthauses aus dem 19. Jh. umziehen). Die eindrucksvolle Sammlung umfasst folgende Bereiche: Zoologie, Botanik, Geologie und Paläontologie und beinhaltet kostbare Exponate von hohem wissenschaftlichen Wert. Museo Civico di Storia Naturale Via Taverna, 37 Tel. 0523/334.980 info@musnat.pc.it, http://musnat.pc.it

MUSEUM DER ZEITGENÖSSISCHEN KUNST
- MIM (Museum in Motion)
In einem der schönsten Schlösser in der Provinz Piacenza, dem suggestiven Schloss in San Pietro (15. Jh.), ist eine außergewöhnliche Sammlung der zeitgenössischen Kunst mit über 300 Werken der bekanntesten Künstler aus aller Welt untergebracht.
Die Kunstwerke - Gemälde, Plastiken, Grafiken und Fotografien - werden
abwechselnd in immer neuer Zusammensetzung ausgestellt (Museum in
Motion) und stellen eine Synthese der Tendenzen der Nachkriegskunst dar.
Museo d'Arte Temporanea
Schloss in San Pietro
Via Roma, 19-S. Pietro in Cerro
Tel. 0523/983.711
info@mimonline.it
www.mimonline.it

GEOLOGIEMUSEUM „GIUSEPPE CORTESI"- CASTELL'ARQUATO
Das Ziel dieses Museums ist es, die paläontologischen Fundstücke, die in den zahlreichen Meeresablagerungen dieser Gegend gefunden wurden, auf einheitliche und didaktische Weise zu zeigen. Viel Aufmerksamkeit wird jungen Besuchern und Schulklassen mit Hilfe einer didaktischen Führung durch drei wichtigste Ausstellungssäle gewidmet. Museo Geologico „Giuseppe Cortesi" Via Sforza Caolzio c/o Ospedale Santo Spirito - Castell'Arquato Tel. 0523/804.266 www.museogeologico.it

STADTMUSEUM - BOBBIO
Das im ehemaligen Refektorium und Waschtischraum des San-Colombano-Klosters untergebrachte Stadtmuseum stellt dank einer didaktischen Führung die Einführung in andere Museumsinstitutionen und in die gesamte Stadt dar.
Museo della Citta
Centro Culturale Comunale - Bobbio Tel. 0523/962.804

GEHEIMTIPP KUTSCHENMUSEUM
Dieses Kutschen-Museum ist einmalig auf der Welt. In der märchenhaften Kulisse des Farnese-Palastes stolzieren in einem Paradeauftritt historische Gala-Kaleschen, Reisekutschen.Stage-kutschhen,Landauer, Coupe de Ville, seltene Kutschenraritäten aus der Epoche zwischen dem 18. und 19. Jh. Besonders sehenswert ist die Kutsche des Königs Viktor Emanuel II (1879) als Leihgabe des Quirinale.

INFOS
IAT Touristeninformation in Piacenza
Tel. 0523/329.324
Städtische Museen im Farnese-Palast
Tel. 0523/328.270 www.musei.piacenza.it

Galerie der Modernen Kunst „Ricci Oddi"
Tel. 0523/320.742 www.comune.piacenza.it Alberoni - Kolleg
Tel. 0523/577.011

 

 

 

Handwerkswerkstatt
HANDWERK
Das Kunsthandwerk auf Höchstniveau ist im gesamten Gebiet um das Nure-Tal, insbesondere in Grazzano Visconti, verbreitet. Dort haben sich regelrechte „Stilschulen" im Bereich der Schmiedeeisen- und Holzbearbeitung entwickelt.

Wer ein originelles Souvenir nach Hause mitbringen möchte, sollte sich auf die Suche nach einem „Piffero" oder einer „Musa", d.h. einer Volksoboe oder einem Dudelsack, begeben. Sie zu finden ist nicht leicht, denn nur einige seltene Werkstätten gehen dieser antiken Handwerkkunst noch nach.

Diese Instrumente begleiten aber heute immer noch die Volksfeste, die in den alten Weilern wie Marsaglia, Brugnello, Pianello, Valtidone oder Vernasca stattfinden. Beachtenswert sind auch die von Hand kunstvoll bemalten Keramikgegenstände, die vorwiegend., in den Werkstätten des Nure-Tals hergestellt werden.

Überall verbreitet ist noch das alte Holzkunstwerk: handangefertigte Möbelstücke und meisterhafte Gegenstände und Dekorationen. All diese Schätze können in den Verkaufsständen des Antiquitäten- und Sammlermarktes in Piacenza gefunden werden.


Schmiedeisen
„Etruskenleber"
GEHEIMTIPP ETRUSKENLEBER
Erinnern Sie sich an die Orakeln, welche die Zukunft vorausgesagt und den Willen der Götter anhand der Eingeweide der Tiere ausgelegt hatten? Im Farnese-Pa-last befindet sich eine Bronzeleber mit Inschriften und der Himmelaufteilung.

Dieses aus der Zeit zwischen dem 2. und 1. Jh. v. Chr. stammende Fundstück ist das einzige dieser Art auf der Welt. Vermutlich handelt es sich um eine Art „Lehrbuch", das zum Erlernen dieser schwierigen Kunst diente.

Virtuelle Besichtigung: www.cittadarte.emilia-romagna.it