Prominente in Italien - Beatrice d'Este
Gaffend und jubelnd drängt sich das Volk von Mailand auf den Straßen an jenem Januarmorgen des Jahres 1491, an dem Lodovico Sforza — „il Moro" — die fünfzehnjährige Beatrice, Tochter des Herzogs Ercole I. von Ferrara, zum Traualtar führt.
Im Zug der fürstlichen Gäste reitet auch Beatrices ältere Schwester, die schöne Markgräfin Isabella von Mantua — lächelnd grüßt sie den ernstblickenden, bärtigen Mann, der sich höfisch gelassen verneigt: Leonardo da Vinci.
Er hat im Auftrag des Moro die Stadt hochzeitlich geschmückt, er wird der kindhaften Beatrice und ihrem dreiundzwanzig Jahre älteren Gemahl noch viele glanzvolle Feste bereiten, und wird immer wieder grübelnd im mädchenhaft trotzigen Antlitz der jungen Frau forschen, der späteren Herzogin, deren brennender Ehrgeiz Lodovico unaufhaltsam vorwärtstreibt, auf die Höhe des Ruhms und der Macht.
Mit Beatrice ziehen Prunk, Luxus und Kunstfreude in Mailand ein; aus dem heimatlichen Ferrara bringt sie eine Truppe von Schauspielern und fahrenden Sängern mit herüber, zu der auch der jugendliche Ariost gehört.
Gaspare Visconti wird ihr Hofdichter; zu seinen Maskenschwänken und Schäferspielen entwirft Leonardo Kostüme und Dekorationen, mit neuartigen Bühneneffekten und kleinen Wunderwerken spielerischer Mechanik — eine willkommene Abwechslung neben seinem Hauptwerk jener Zeit, dem Abendmahlsbild, das er für die Mönche von Santa Maria delle Grazie malt.
Beatrice weiß, daß ihr Gemahl ihr nicht treu ist, sie kennt auch ihre Nebenbuhlerinnen, und stachelt ihn zu immer gewagteren politischen Abenteuern auf.
Nach dem Fehlschlag ihrer Pläne verbirgt sie ihre Enttäuschung hinter zerstörerisch wilder Lebensgier. Nach durchtanzter Nacht stirbt sie bei der Geburt ihres dritten Kindes, eines toten Knaben. Zum letztenmal huldigt ihr Leonardos Genius — mit einer prunkvollen Totenfeier.
|