 Prominente in Italien - Bianca Capello
Die Villa Poggio a Caiano, ein ehemaliges Kastell in der sonnendurchglühten Ebene von Prato bei Florenz, läßt im Innern die frivole Lebenshaltung der daseinslüsternen, schon übersättigten italienischen Hochrenaissance erkennen.
Da hängt zwischen persischen Paravents, Muranokandelabern, orientalischen Ruhebetten und antiken Skulpturen noch heute das von einem Bronzinoschüler gemalte Bildnis der einstigen Hausherrin Bianca Capello — einer der abenteuerlichsten Frauengestalten ihres Zeitalters.
Als Fünfzehnjährige war die venezianische Patrizierstochter mit einem florentinischen Liebhaber von niederem Adel aus dem streng bewachten Palazzo ihrer Eltern entflohen, die hohe Belohnungen auf die Ergreifung der beiden aussetzten.
Die Flüchtlinge waren — unter der Heuladung einer Gondel wohlversteckt — schon längst aus der Stadt entkommen, als die venezianischen Sbirren noch wochenlang vergeblich nach ihnen suchten.
Der Entführer, Pietro Bonaventura Salviati, heiratete das Mädchen in seiner Vaterstadt Florenz; dort verlebte das Paar einige heimliche und anscheinend glückliche Ehejahre, bis Francesco I. de Medici, seit 1574 Großherzog der Toskana, die schöne junge Frau entdeckte und sich blindlings in sie verliebte.
Er kaufte sie ihrem Gatten ab, den er, um sich die Bezahlung zu ersparen, ermorden ließ. Nach dem Tode seiner ersten Frau machte er Bianca zu seiner Gemahlin und zur Großherzogin, die bald die Führung des Hofes und der auswärtigen Geschäfte an sich riß und deren einziger Kummer es war, daß sie dem Großherzog nicht den ersehnten Sohn und Erben schenken konnte.
Als sie ihren erbittertsten Feind, ihren Schwager, zu beseitigen suchte, trank aus Versehen ihr Gatte von dem vergifteten Gericht. Einen Tag später folgte ihm Bianca, die „Tochter von San Marco", die alle ihre Pläne vernichtet sah, freiwillig in den Tod.
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