Prominente in Italien - Maria Goretti

Maria Goretti

Im Jahre 1900 beschloß die italienische Regierung, das weite Gebiet der Pontinischen Sümpfe südostwärts von Rom durch umfangreiche Meliorationsarbeiten in Ackerland umzuwandeln — ein großangelegtes Unternehmen, das erst in den dreißiger Jahren seinen erfolgreichen Abschluß fand.

Am Anfang stand damals die Suche nach Arbeitern, die sich nur durch hohe Lohnversprechungen verlocken ließen, mit ihren Familien in jene ungesunde, fieberverseuchte Gegend umzusiedeln.

Zu ihnen gehörte der Landarbeiter Luigi Goretti aus Corinaldo, der Weib und Kindern endlich einmal mehr bieten wollte als nur das harte tägliche Brot und sich von seinem Arbeitskameraden Serenelli dazu überreden ließ, in den Sümpfen „das große Glück" zu suchen.

Aber Goretti fiel bald dem tödlichen Malariafieber zum Opfer; seine Frau und seine Kinder blieben allein zurück, ausgeliefert den Launen des trunksüchtigen alten Serenelli und dessen verkommenem Sohn Alessandro.

Alessandro war ein finsterer Bursche von etwa zwanzig Jahren; er behandelte Maria, die zwölfjährige Tochter der Gorettis, wie seine Dienstmagd; sie mußte ihm Wasser holen, sein Essen bereiten, seine Stiefel putzen und seine Wäsche instandsetzen.

Das fromme schüchterne Kind gehorchte ihm ohne Murren — aber bald verlangte er mehr. Das Kind litt unter seinen begehrlichen Blicken, seinen werbenden, drohenden Worten, die es sich nicht erklären konnte.

Maria fühlte nur, daß da etwas Dunkles, Böses, Gefährliches auf sie zukam und suchte Trost und Hilfe im inbrünstigen Gebet. An einem glühenden Juliabend traf Alessandro das Mädchen allein im Hause an.

Als sie all seinem Drängen widerstand, stach der Rasende mit dem Dolch auf sie ein, bis sie zusammenbrach. Wenige Stunden später starb Maria. Ihre letzten Worte waren Worte der Vergebung für ihren Mörder.

Als Märtyrerin der Reinheit nahm Papst Pius XII. sie unter die Heiligen auf — achtundvierzig Jahre nach ihrem Opfertod.