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Ober Italien - Emilia Romagna

 

 

 

 

 

 

     

Emilie Romagna - Touren

Die längste Promenade der Welt

Viel hat die katholische Kirche ja nicht für die Freuden des Körpers getan. So weiß man nicht, ob es Absicht war oder eine sinnliche Unüberlegtheit, dass ausgerechnet in Rimini, mitten im damaligen Kirchenstaat, am 30. Juli 1843 von einem leibhaften Kardinallegaten des Vatikans die erste öffentliche Badeanstalt am Adriatischen Meer eröffnet wurde.

Wie dem auch sei, die Möglichkeit, wie Venus und Adonis am Strand herumzuhüpfen, uferte bald aus. Längst hat sich die emilianisch-romagnolische Küste zwischen der Berührung von Apennin und Meer im Süden und der Mündung des Po im Norden als breiteste Badeanstalt Europas etabliert. Diese Tour will aber nicht die 130 Kilometer Sandstrand ablaufen, der lange Zeit als Teutonengrill verunglimpft wurde. Sie ist vielmehr auf dem lungomare unterwegs, der, häufig von Pinien überschattet, die Küste begleitet.

Strandleben und Designermode

Den Anfang im Süden macht ein Ort, dessen Name zumindest ein wenig an den Ursprung des sommerlichen Strandlebens erinnert: Cattolica, das sich einen alten Kern bewahrt hat, wurde allerdings schon von den Römern gegründet.

Riccione dagegen verdankt seine herausragende Stellung als einer der exklusivsten Badeorte an der Adria sicherlich Mussolini, der hier seine Sommer verbrachte. Heute regiert vor der Kulisse ewiggestriger Architektur die alta moda.

Besonders auf der Viale Maria Ceccarini werden jeden Sommer die letzten Trends aus den italienischen Ateliers vorgeführt. Rimini ist da volkstümlicher, auch wenn seine Glanzzeit nobler war. Sein steingewordenes Denkmal ist das im Libertystil errichtete Grand Hotel, wo sich Fellini immer wieder gerne aufhielt.

Mit zahllosen Pubs, einem zweifelhaften Nachtleben und sicherlich der lebendigsten Kultur zwischen Ancona und Venedig bleibt Rimini zweifellos die vielschichtige Metropole, an der der Meister der menschlichen Komöde im 20. Jahrhundert noch immer seine Freude hätte.

Die nächsten Orte lassen sich in Flaniertempo durchfahren.

Erst in Gatteo a Mare lohnt wieder ein Innehalten. Denn hier tritt ein Flüßchen ins Meer, das sich gemessen an seiner geschichtlichen Bedeutung eher wie ein Rinnsal ausnimmt. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass die Überquerung des Rubicon ein größeres Problem gewesen sein soll.

Aber es war doch dieser symbolische Schritt, mit dem Gaius Julius Caesar den Fall des kaiserlichen Rom einleitete. Von der Geschichte berücksichtigt wurde auch Cesenatico.

Cesare Borgia, der böse Bube der Romagna, wollte hier den Hafen seines Reiches haben und beauftragte niemand Geringeren als Leonardo da Vinci mit der Planung.

Noch heute ist der porto mit bunt besegelten Rekonstruktionen historischer Schiffe das viel fotografierte Zentrum des ehemaligen Fischerdorfes.

Traditionell ausgezeichnet ist die Qualität der Meeresfrüchte, die in Cesenatico auf den Tisch kommen. Architektonisch beeindruckender ist Cervia. Die päpstliche Idealstadt wurde im frühen 18. Jahrhundert etwa zwei Kilometer landeinwärts abseits der ungesunden Sümpfe angelegt und hat in der arkadenumstandenen Piazza Garibaldi noch heute ein beschauliches Zentrum.

Der Nachbarort Milano Marittima entstand erst in den 1930ern und atmet dafür ein erstaunlich elegantes Flair.

Entdeckungen auf der Römerstraße

In Lido di Classe bricht die Küstenstraße ab. Um weiter nach Norden zu kommen, muss man zurück auf die Strada Romea, die einst selbst Küstenstraße gewesen ist.

Jetzt umfährt sie das aus dem Apennin herangeführte Schwemmland, das den alten Römerhafen Classe kilometerweit vom Meer entrückt und zu seinem Niedergang geführt hat. Seinen Standort markiert die alte Basilika von Sant' Apollinare in Classe, vor der ein marmorner Augustus in Feldherrenrüstung die Vorbeifahrenden winkend an die grandiose Vergangenheit erinnert.

Auch Ravenna ist inzwischen nur noch durch einen künstlichen Hafen mit dem Meer verbunden. Aber es hat ein Seebad, das den Abstecher lohnt: Dank seiner abgeschiedenen Lage triumphiert in Marina di Ravenna noch die Natur über den Bettenburg-Tourismus, und es bietet sich die an der Adria außergewöhnliche Gelegenheit, mit dem Rücken zum Meer auf dem eigenen Handtuch zu liegen und nicht nur auf Beton, sondern auch auf dichten Wald zu schauen.

Von hier könnte man auf kleinen Straßen den Weg direkt an der Küste fortsetzen. Spannender ist es allerdings, zurück zur Strada Romea zu fahren.

Idyllischer Sumpf

Denn gleich hinter Ravenna öffnet sich die Pineta San Vitale, ein naturgeschützter Koniferenwald, dessen Schönheit schon Dante besungen hat. Allerdings kann man ihn erst seit dem Zweiten Weltkrieg gefahrlos besuchen. Früher nämlich war die Pineta verseucht von der Malaria, die als berühmtestes Opfer Garibaldis südamerikanische Lebensgefährtin Anita forderte.

Ihm zu Ehren wohl heißt einer der nächsten Orte küstenaufwärts Porto Garibaldi.

Zwischen den Valli di Comacchio und der Adria befindet man sich jetzt in einem interessanten Bereich zwischen Sumpf und Meer, einer Landschaft, die Gemeinsamkeiten mit der Camargue aufweist. Tatsächlich stößt man am Lido delle Nazioni auf Pferde der charakteristischen weißen Rasse aus dem sumpfigen Süden Frankreichs.

Kurz darauf, hinter dem letzten Strandbad der emilianischen Riviera, Lido di Volano, tauchen die Bäume des Bosco della Mesola auf. Hier haben die Este aus Ferrara gejagt; heute ist es ein Naturschutzgebiet, in dem, einzigartig an der Adria, noch Damwild unterwegs ist.

Der nördlichste Küstenzipfel der Emilia Romagna schließlich, dort wo der Po di Goro ins Adriatische Meer mündet, ist gar nicht mehr mit dem Auto erreichbar. Um dorthin zu gelangen, lässt man den Wagen in Goro stehen und steigt in das regelmäßig verkehrende Passagierboot um. Mit ihm erreicht man den romantisch gelegenen Leuchtturm, der das Signal für das Ende dieser Tour gibt.

Dauer: 1-2 Tage
Länge: etwa 140 km

 

 
 
Einwohner:  1,63 Mio
Provinzen:
Imperia  
La Spezia  
Savona  
 
Fläche:     5418 km²
Hauptstadt:  Genua
Höchster Punt:
Bevölkerungsdichte
305 pro km²