Ober Italien - Ligurien (Liguria)
Beschreibung
Ligurien - ein Land mit Janusgesicht
Ligurien hat zwei Gesichter. Neben den Badeorten, die sich an der Mittelmeerküste von Bordighera im Westen bis zu den Cinque Terre im Osten wie Perlen aneinander reihen, darf man das Hinterland nicht vergessen.
Zur Region, die seit 150 Jahren als »italienische Riviera« touristisch vermarktet wird, gehören nicht nur die viel gepriesenen Rivieraorte wie San Remo und Portofino, die alljährlich Hunderttausende sonnenhungriger Badegäste anziehen.
Da sind auch die stillen Bergdörfer im landesinneren, die oft nur wenige Kilometer vom Meer entfernt, einer anderen, längst vergangenen Zeit anzugehören scheinen.
Ligurien hat nur wenig Platz, ist zwischen Meer und Bergen auf engstem Raum zusammengedrängt - was die landschaftlichen Kontraste zwischen üppiger Mittelmeervegetation und strenger Gebirgswelt schärfer akzentuiert.
Und die Ligurer unten an der Küste, die seit jahrhunderten von Seefahrt und Fischfang leben, scheinen mit den Ligurern in den Bergen, die dem kargen Boden handtuchgroße Felder abringen müssen, nur wenige Gemeinsamkeiten zu teilen.
Trubel und verblichene Pracht an Italiens Riviera
Am Strand von Sestri Levante bietet sich dasselbe Bild wie seit Jahrzehnten. Hier überholen die Fischer ihre Boote und bereiten sich auf den nächsten Fischzug vor
Die malerischen Fischerdörfer im Golf von Genua, wie Portofino mit seinem idyllischen Hafen, haben trotz des nahen Industriezentrums Genua kaum etwas von ihrem früheren Charme eingebüßt. Es geht nur sehr viel lauter und hektischer zu, vor allem während der Hauptsaison.
Blumengarten und Klimaparadies Europas - dieses Prädikat hat sich die ligurische Küste schon im letzten Jahrhundert mit gutem Recht erworben. Ein Meer von Blumen wird heute mit modernen Düsenmaschinen täglich in viele Länder Europas geflogen; sogar im Winter können bestimmte Blumensorten (unter Plastik-Abdeckungen) im Freien gezüchtet werden.
Die besonders günstigen klimatischen Verhältnisse (3.000 Sonnenstunden im Jahr) verdankt die Riviera di Ponente, der westliche Teil der ligurischen Küste, dem Apennin, der die Kälte aus dem Norden abblockt.
In den letzten Jahren versucht man wieder, ähnlich wie in Spanien, an der im Winter so besonders milden Riviera di Ponente ein preiswertes Langzeitprogramm für die ältere Generation anzubieten, denn der früher für diese Region so typische Wintertourismus hat sich seit Jahrzehnten fast ganz auf den Sommer verlagert.
Die Badeorte der Riviera di Levante haben es dagegen schwerer, den touristischen Aufwind zu nutzen: sie liegen zumeist an steiler Felsküste und haben wenig Raum, um sich auszudehnen. Das Bettenkontingent ist oft begrenzt. Viele der malerischen ehemaligen Fischerorte profitieren durchaus vom Sightseeing- und Durchgangsverkehr am Tage und bieten dennoch ihrem Stammpublikum Originalität und Exklusivität wie etwa Portofino.
Während in den versteckten Bergdörfern des gebirgigen Hinterlandes die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, hat man an verschiedenen Teilen der Küste mit mehr oder weniger Geschick versucht, Technik und Tourismus unter einen Hut zu bringen.
Zugegeben, es wurde den Liguriern nicht leicht gemacht. Vor der Haustür das Wasser; im Rücken ein Gebirge, das stellenweise direkt bis ins Meer reicht. So kommt es, daß die Eisenbahnlinie meist entlang der Küste führt und dadurch die Urlaubsfreuden stört.
Auch die Industrie, die an der ligurischen Küste angesiedelt ist, in der Gegend von Genua und Savona oft nur einige hundert Meter vom Badestrand entfernt, beeinträchtigt mit ihren Fabrikanlagen die Schönheit der Landschaft.
Trotzdem ist die italienische Riviera eine sympathische Urlaubsgegend. Dazu trägt nicht zuletzt der Menschenschlag der Ligurier bei. Sie sind herb und zurückhaltend, verstehen zu improvisieren und machen noch aus dem kleinsten Häuschen ein gemütliches Urlaubsquartier. Und kaum ein anderes Feriengebiet in Europa hat so günstige Anreisemöglichkeiten.
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