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Rimini Malatesti in Rimini

 

 

 

 

 

     
Rimini
  Im malatestianischen Gebiet  
     
     

Es scheint, dass das malatestianische Mäzenatentum einzig oder vor allem in den Hauptstädten und den wichtigsten Zentren des Staates praktiziert worden ist.

Außer in Rimini gibt es Spuren davon in Cesena, Pesaro, Fano, Fossombrone, Senigallia; und auch sehr viel weiter entfernt, in Bergamo und Brescia, die nur für wenige Jahrzehnte malatestianische Städte gewesen waren. Aber im rimineser Gebiet bestehen sie fast ausschließlich aus Burgen und Kastellen, also Architektur militärischen Charakters, wie man sie ein wenig überall an den Ortsrändern oder auf den Gipfeln der Hügel findet.

Die Straßen des Marecchia- und des Conca-Tals stellen zwei perfekte Besichtigungsstrecken dar, um Klarheit über deren Merkmale zu erlangen.

Häufig haben diese Bauwerke illustre Persönlichkeiten beherbergt, und in ihnen starben einige der Malatesti oder haben dort das Licht der Welt erblickt: also hatten sie nicht nur eine Verteidigungs- und Garnisonsfunktion für das Gebiet, sondern waren - wenn auch nur zeitweilig - Orte der Residenz und Repräsentation.

Aus mehreren Quellen wissen wir, dass die Burg von Mondaino mehrere Male Ort diplomatischer Treffen gewesen ist; die von Gradara, San Giovanni in Marignano und Saludecio hatten häufig den Hof zu Gast, der "mal andere Luft schnuppern" wollte; die Burgen des Conca-Tals, vor allem die von Montefiore, wurden für die ]agd bevorzugt.

Die privaten Apartments der Signore in Montescudo und Saludecio standen immer zur Aufnahme bereit, so wie übrigens in fast allen anderen Hauptkastetlen.

All dies wird die Anwesenheit von Ausstattungsgegenständen. Hausrat und Kunstwerken einer gewissen Qualität und eines gewissen Wertes bedeutet haben, auch so manche Bewegung von Künstlern und Handwerkern.

Aber davon gibt es keinerlei Spuren, nichts dergleichen zeigt sich. Eine erfreuliche Ausnahme stellen die Fragmente der Fresken in der Burg von Montefiore dar, die auf Wunsch von Malatesta Ungaro durch den Bologneser Jacopo Avanzi um 1370 herum in dem "dell'lmperatore" genannten Saal ausgeführt worden sind, der ganz mit Figuren und Episoden der römischen Geschichte geschmückt gewesen war.

Die Gebäude der Signori, auch wenn sie in einigen Fällen prachtvoll verzierte und vielleicht komfortable, gewiss jedoch für die Mehrheit der Untertanen unerreichbare Wohnungen hatten, zeigten sich mit schroffem Antlitz und kehrten durch ihre Respekt und vielleicht auch Angst einflößende Größe und Form vor allem ihre mächtige Masse hervor.

Auch die vermögenden und adligen lokalen Familien scheinen während der malatestianischen Epoche keine Spuren irgendeines überzeugenden künstlerischen Mäzenatentums im Gebiet hinterlassen zu haben: vielleicht, weil sie - auch wenn sie Besitztümer und Vermögensinteressen in der "Grafschaft" hatten - durch die rimineser Stadtverfassung gezwungen waren, in der Stadt zu residieren, wo der Signore sie leichter kontrollieren konnte.

Außerhalb der Burgen und Kastelle ist die malatestianische Präsenz im rimineser Binnenland also nur schwer erkennbar. Es kann sein, dass es in den antiken Kirchen der Bettelorden, die von den Malatesta seit dem 13. Jh. gefördert worden waren, Werke gegeben hat, die auf ihr Mäzenatentum rückführbar wären; aber religiöse Gebäude von mittelalterlicher Struktur gibt es nur noch sehr wenige, weil sie entweder verlassen wurden und deshalb zusammengebrochen sind, oder weil man sie (fast immer im Laufe des 18. Jhs.) mit all ihrem Zubehör erneuert hat.

Heute sind die wichtigsten Zeugnisse religiöser Kunst des Mittelalters im rimineser Gebiet auf einige kostbare Kruzifixe begrenzt, die von rimineser Malern aus der ersten Hälfte des 14. Jhs. auf Holz gemalt worden waren.

Davon lassen sich einige herrliche und gut konservierte in Montefiore, Misano, Verucchio und Santarcangelo antreffen. Das vielleicht älteste befindet sich in der Pfarrkirche von Talamello; es stammt aus einer antiken Augustinerkirche und ist lange Zeit Giotto zugeschrieben worden, jedoch ein Werk Giovanni da Riminis vom Beginn des 14. Jhs.

Das jüngste befindet sich in der Kollegiatskirche von Verucchio, ist rein augustinischer Herkunft, vom venezianischen Maler Nicolo di Pietro unterzeichnet und mit 1404 datiert.

Für diese Arbeiten allerdings kann man ohne einigen Grund keinen malatestianischen Auftrag hypothesieren. A proposito Verucchio: man beachte, dass in der Kollegiatskirche aus dem 19. Jh. die Seitenschiffe seltsamerweise von Stuckbildnissen Malatesta da Verucchios und Sigismondo Malatestas dominiert werden, obwohl sie weder zu Lebzeiten noch nach dem Tode eine gute Reputation genossen haben; aber hier werden sie ein wenig den Laren und den Renaten (Hausgöttern, A.d.Ü.) assimiliert (und so verehrt).

Ein malatestianisches Wappen, das einen malatestianischen Auftrag annehmen ließe, taucht in der Ausschmückung einer Kapelle in Talamello (nahe dem Friedhof) auf, deren Besichtigung absolut der Mühe wert ist.

Dennoch handelt es sich nicht um eine Initiative der Signori von Rimini, sondern des Bischofs des Montefeltrogebietes, Giovanni Seclani, der ein franziskanischer Freund und Anhänger der Motatesti war, deren Wappen er verwendete (gut sichtbar in der Mitte einer Lünette).

Die gesamte Ausschmückung ist ein Werk des Ferraresers Antonio Alberti und um 1437 herum zu datieren. Im Kreuzschiff werden in einem herrlichen Azur die vier Evangelisten abgebildet; in den Lünetten die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Ankündigung und die Präsentation lesu im Tempel. Tiefer dann zwölf heilige Männer und Frauen und auf dem Altar eine Madonna der Demut mit dem Auftraggeber zwischen zwei Heiligen. Insbesondere die Kappen des schlichten gotischen Gewölbes haben einen Teil ihres farbigen Putzes verloren, aber die Gesamtwirkung bleibt gleichermaßen außerordentlich: wegen der freundlichen und ein wenig rustikalen Pracht und wegen der Lebendigkeit der Szenen, welche die zeitgenössische höfische Welt darstellen, die vom Künstler naiverweise als ein Modell der Perfektion angesehen worden ist.

Ein ähnliches, jedoch fragmentarisches Fresko, vielleicht einem Anhänger des Alberti zu verdanken, befindet sich in der San Cristoforo-Kirche in Pennabilli (es stellt die Ankündigung und die Madonna mit dem Kind dar), umschlossen von einer schönen Renaissance-Ädikula urbineser Geschmacks (1528).

Längs der Straße, die den Marecchia-Fluss entlang führt, gibt es noch eine Renaissance-Kirche, deren Besichtigung der Mühe wert ist: Santa Maria d'Antico. mit einem Portal, das von einer schönen Lünette aus dem 15. Jh., in die eine archaisierende Madonna der Barmherzigkeit eingehauen worden ist, verziert wird.

Die Verzierung des Presbyteriums mit Pilastern, Rahmen und Kassetten aus Stein ist von harmonischer Renaissance-Architektur (1484 -1504) und verweist auf urbineser Modelle: im Zentrum erstrahlt eine Andrea della Robbia zugeschriebene makellose, sehr sanfte Madonna mit dem Kind in Majolika. Diese Werke haben wir dem Interesse der Grafen Ollvo di Piagnano zu verdanken, die viele Jahre hindurch treue Verbündete der Malatesti gewesen sind.