San Gimignano
 
 
 
Toskana
Emilie-Romagna
Friaul
Ligurien
Lombardei
Piemont
Südtirol
Venetien
Paris
Frankreich
 
 
 
 

 

Sehenswertes in San Gimignano Sehenswertes in San Gimignano

 

 

 

 


Sehenswertes in San Gimignano Der Dom
Der Dom, auch Collegiata genannt, erhielt im Laute der Zeit durch päpstiliche und bischöfliche Bullen zunehmende Bedeutung.

In diesen Bullen wurde dem Domherrenkapitel die Vorrangstellung über die im Umkreis liegenden Kirchen zuerkannt, ebenfalls das Recht, ein Zehntel der Steuerabgaben zu erheben. Ihm wurde auch das Recht zuerkannt, sein Oberhaupt zu wählen und jene zu exkommunizieren, die diese Regeln nicht beachteten oder gar verletzten.

Einer Überlieferung nach wurde der Dom 1184 von Papst Eugen III. geweiht. Eine diesbezügliche Urkunde ist wahrscheinlich bei einem Brand in der Sakristei gegen Ende des 15. Jahrhunderts vernichtet worden.

Doch das große Ereignis wurde von einem Maler auf der Kirchenfassade festgehalten. Bis zum Jahre 1336 lebten die Geistlichen in Gemeinschaft (in den Räumen des einstigen Schlatsaales befindet sich jetzt das Museum für Sakralkunst).

Es war immer eine große Gemeinschaft, wie man es einer Aufzeichnung von 1742 entnehmen kann. Damals kamen auf 1308 Einwohner 235 Geistliche und Ordensleute.

Nach einem weiteren Ausbau wurde der Dom 1575 nochmals feierlich geweiht, und diesmal der in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter gewidmet. Bis zu diesem Zeitpunkt stand der Dom unter dem Schutz des hl. Gimignano, Bischof von Modena, dessen Fest am 31. Januar begangen wird, wie es in den kirchlichen Statuten von 1255 festgelegt ist.

As diesem Bauwerk fallen verschiedene Baustile auf (romanisch-gotisch, Quattrocento und neoklassizistisch), die jedoch seine Ausgewogenheit nicht beeinträchtigen, auch wenn die einzelnen Stile bei verschiedenen späteren Umbauten und Restaurierungsarbeiten überlagert wurden.

Die Colle-giata ist jedoch nicht die älteste Kirche in San Gimignano. Eine ältere Kirche befand sich außerhalb der Stadtmauern in Camporeccia, unweit der Quelle von Pietratonda. Sie war dem hl. Nikolaus geweiht.

Wie aus alten Schriftsstücken hervorgeht, wurde sie and der Stelle errichtet, an der später das Ospedale degli Innocenti erbaut worden ist.

Die Kirche wurde später in das Stadtinnere verlegt und glich lange Zeit hindurch eher einem einfachen Oratorium, wie man es an der nach Osten gerichteten Apsis sehen kann, die bei Restaurierungsarbeiten 1958 zum Vorschein kam. Man entschloß sich zu dieser Verlegung, um den Gläubigen auch von der Via Francigena aus den Eingang zur Kirche zu ermöglichen.

Diese Straße war einst eine belebte Durchgangsstraße. Auschlaggebend war zudem auch die Änderung im politisch-religiösem Gefüge, verbunden mit einem zunehmenden Einfluß einer freien Stadt.

Die Kirche, die an die Stelle des Oratoriums trat, war romanisch und hatte den Grundriß einer dreischiffigen Basilika, mit Steinsäulen und Kapitellen. 1239 errichtete Matteo Bruniseno die Fassade mit ihren beiden Kirchenportalen, um wahrscheinlich somit den harmonischen Eindruck der kleinen ursprünglichen Apsis beizubehalten.

Die beiden oberen Zugänge zu den Portalen sind asymmetrisch. Die breite Aufgangstreppe darunter wurde 1299 von Ranieri da Colle mit Steinen aus Castelvecchio vorgebaut; im Laufe der Jahrhunderte wurde sie jedoch mehrmals umgebaut.

Ursprünglich waren die Portale enger und wurden später durch in die Balken eingebaute Ziegeln verbreitert. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden auch die Seitenschilfe angehoben.

In der gleichen Zeit wurde auch die Fassade mit Ereignissen aus dem Leben der Stadt ausgeschmückt. Diese Darstellungen sollte die Stadtbevölkerung aus verschiedenen Gründen stets vor Augen haben. 1818 wurde die Fassade von dem aus San Gimignano stammenden Maler Tommaso Baldini mit Stuck verziert und neu ausgemalt, doch 1896 im großen und ganzen auf ihre ursprüngliche Form zurückgebracht.

Im 13. Jahrhundert wurden die Schiffe angehoben, im Mittelschiff wurden Einzelbogenfenster eingefügt, die Außenmauern unter dem Dach wurden mit Ziegeln ausgeschmückt. In den Statuten von 1314 findet man Hinweise auf Arbeiten am neuen Chor, Malereien, Kolonnaden und Dachornamente. Bestätigt wird darin auch das Vorhandensein eines Querschiffes und der geschwungenen Treppen, die zum Presbyterium führte, wie es vor nicht allzu langer Zeit durchgeführte Restaurierungsarbeiten bestätigt haben.

Das rechte Portal war den Frauen vorbehalten, das linke — auch Porta San Giovanni genannt — nur den Männern. Bereits 1327 hatte man Änderungen an den Bogen und den gotischen Wölbungen vorgenommen.

1333 wurden die Fenster des Hauptschiffes zugemauert, 1465 jedoch wieder freigelegt.

Auch die auf die Seitenwände zugehenden Fenster wurden im 14. Jahrhundert zugemauert. An deren Stelle wurden nach und nach Fesken gemalt, die den Dom zu San Gimignano für den Besucher zu einem eindrucksvollen Kunsterlebnis werden lassen.

Bis zum Jahre 1462 hatte die Kirche bei jeder Säule eine Kapelle, die einem Schutzpatron geweiht war. In der Collegiata befanden sich insgesamt 21 Altäre.

Das von Nicoletto da Poggibonsi stammende Taufbecken (1257) befand sich ursprünglich zwischen der 4. und 5. Säule auf der linken Seite und wurde dann 1379 durch ein von Giovanni di Cecco senese geschaffenes Taufbekken ersetzt, an dem die Kinder nur durch Waschung getauft wurden, und nicht mehr wie früher durch Untertauchen.

1458 einigten sich Kirche und Stadt, die Altäre des rechten Seitenschiffes aufzulösen, um so die Möglichkeit zu haben, dei Kirche schöner und geräumiger zu gestalten. Mit diesem Umbau wurde Giovanni di Taddeo Bracceri beauftragt.

1480 wurden alle Seitenaltäre in den Kreuzgang verlegt, der fast dieselbe Breite hatte wie die drei Schiffe. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde unter dem Baumeister der Kirche, Onofrio di Pietro Vanni, der Chor angehoben (sein Sarkophag, früher in San Domenico, befindet sich heute links des Hauptaltars).

Das Querschiff wurde verbreitert und ein Turm angebaut, der später zum Campanile ausgebaut wurde. In dieser Zeit wurde die rechte Sakristei zerstört. Erhalten geblieben bis auf den heutigen Tag ist die linke Sakristei von 1427 zwischen dem Kreuzgang und dem Querschiff.

Mit der Ausführung dieser Arbeiten beauftragte man Baumeister, die man fast durchwegs aus Florenz holte. Die bedeutendsten sind ohne Zweifel dei Beiden Brüder aus Maiano. Einer von ihnen, Giuliano, kam 1466 nach San Gimignano, um sich hier eingehend mit dem Entwurf für die neue Kirche zu befassen und die architektonischen Probleme zu lösen, die der Umbau mit sich brachte.

Gemeinsam mit seinem Bruder Benedetto schuf er den Hauptaltar mit seinem von Engeln getragenen Tabernakel, der den früheren Altar aus Stein ersetzte, pieser Altar wurde jedoch im 17. und 18. Jahrhundert umgebaut.

Kapelle der hl. Fina
Das bedeutendste Werk der beiden Brüder ist die im rechten Seitenschiff errichtete Kapelle der hl. Fina.

Diese Kapelle ist eines der schönsten Beispiele der Reanissancekunst in San Gimignano. Den Entwurf führte Giuliano da Maiano 1458 im Auftrag der Opera dei Duomo für damals 11 Lire und 6 Soldi aus.

Doch erst 1458 wurde der Bau der Kapelle beendet und zwanzig Jahre später alle übrigen Arbeiten in der Kapelle abgeschlossen. Der Bischof von Pistoia — Nicolo — nahm die Weihe vor und stellte eine Marmorurne mit den Gebeinen der Heiligen in der Kapelle auf.

Den Altar, der mit Basrelief-Kacheln verziert ist, schuf Benedetto. Auf ihnen sind Episoden aus dem Leben der heiligen dargestellt. Die Goldverzierungen geben dem Marmor aus Carrara einen hellen Glanz.

Sehr schön machen sich die Engel, die Leuchter und die Putten vor dem roten Hintergrund des Baldachins mit seinen vorgetäuschten Marmorfalten aus. Über dem Altar lädt ein Distichon des Gelehrten Cantalicio aus dem Jahre 1475 den Beschauer zum Verweilen vor dem Kunstwerk ein.

Auch dieser Altar wurde umgebaut, als die in einem aus Holz geschnitzten Reliquienschrein (ein Werk des Florentiner Antonio Noferi) ruhenden Gebeine der hl. Fina, in die Kapelle überführt wurden. Von ihm stammt auch das Kreuz über dem Hauptaltar.

Die Darstellungen aus dem Leben der Heiligen schuf Domenico Ghirlandaio. An der Ausführung waren sein Bruder David und sein Schwager Sebastiano Mainardi beteiligt.

Sie haben sich selbst auf dem Gemälde inmitten der Anwesenden bei der Beisetzung der Heiligen dargestellt (es sind die drei Personen hinter dem Bischof und dem Meßdiener links vom Betrachter).

An der rechten Wand verkündet San Gregorio dem Mädchen Fina den Tod am 12. März. Auf einem Brett aus Eichenholz (das Original steht in der Kapelle des Krankenhauses, das ihren Namen trägt) ruhend, erwartet sie in Anwesenheit ihrer Amme Beidia und einer Nachbarin den Tod.

Die an sich ausgewogene Darstellung wird allerdings durch ein etwas zu wuchtiges Bild des hl. Papstes Gregorius beeinträchtigt, das frei in der oberen linken Ecke schwebt.

Trotz seiner Enge erscheint der im Stil des Quattrocento gehaltene Raum hell und freundlich. Er wird durch eine Truhe und einen Bronzeteller verschönert, der aus dem belgischen Dinant stammt.

Die von Ghirlandaio gemalten Motive sind für eine Darstellung aus dem 15. Jahrhundert eher selten, da es sich nicht um eine Patrizierwohnung handelt. Die linke Wand ist den Begräbnisfeierlichkeiten der Heiligen gewidmet.

Die Atmosphäre der Beisetzung, unter Teilnahme der Stadtbevölkerung an diesem großen Ereignis, ist meisterhaft dargestellt, ein Ereignis, das von Wurdern begleitet war: dem Meßdiener wurde das Augenlicht wiedergeschenkt, die Amme erhielt die Beweglichkeit ihres Arms zurück, das plötzliche Läuten der Glocken wie durch Engelshand und das wunderbare Erblühen der Veilchen auf den Türmen.

Dem Trauerzug folgen würdevolle und erhabene Gestalten. Im Hintergrund ist die Stadt mit ihrem spitzen Turm zu sehen, wie sie zur Zeit des Ghirlandaio wirklich gewesen ist. Von ihm stammt dieses Fresko. Es läßt nach allen Regeln der Kunst Ausgewogenheit und Einfühlungsgabe erkennen, ist jedoch vor allem gleichzeitig auch ein Zeugnis der damaligen Zeit.

Die mit Fresken ausgeschmückten Gewölbe der Kapelle, auf denen Heilige und Propheten dargestellt sind, schuf Mainardi. Sie wurden im Laufe der Zeit von einer nicht gerade glücklichen Hand ausgebessert, jedoch 1975 wieder in ihre ursprüngliche Form in blauer und roter Farbe gebracht.

Die holzgeschnitzten Bänke stammen von Bartolomeo da Colle (1482). Das Gitter zur Kapelle mutet durchaus modern an. Der ursprüngliche Boden der Kapelle war mit sechseckigen glasierten, mit Blumenmustern verzierten Fliesen aus Valenza ausgelegt.

Von diesen ist nur noch ein Exemplar erhalten geblieben, das sich heute im Museum für Sakralkunst (Museo d'Arte Sacra) befindet.

Das Hauptschiff. Über dem Portal sind heute noch Spuren von Fresken zu erkennen, die wahrscheinlich von Memmo dl Filippuccio ausgeführt wurden. Dargestellt sind "Episoden aus dem Leben des hl. Nikolaus und der hl. Katharina".

Im oberen Teil sehen wir längs der Wände in einer doppelten Bilderreihe und auch in einigen Lunetten "Darstellungen aus dem Neuen Testament". Sie stammen von Bartolo di Fredi. Leider sind nicht alle diese Fesken, die um das Jahr 1365 ausgeführt wurden, erhalten geblieben.

Einige von ihnen wurden 1745 bei flüchtigen Restaurierungsarbeiten durch Bartolomeo Lupinari entstellt. Leider fielen acht Fresken und zwei Lunetten dem 1467 von Rossellino geschaffenen Chor, wie auch der Kapelle der Unbefleckten Empfängnis (1477) und der 1501 von Pietro Donati umgebauten Orgel zum Opfer.

Donati erhielt für die Ausführung damals 60 Goldgulden. Bartolo di Fredi setzte unter jede Darstellung eine erklärende Bildunterschrift.

Linkes Schiff
Die erste Reihe de Darstellungen beginnt mit der "Vertreibung aus dem Paradies". Sie wurde im 17. Jahrhundert teilweise in Tempera restauriert und später abgetragen.

Die einzelnen Darstellungen sind an vielen Stellen verblaßt und nur undeutlich zu erkennen.

Es sind in der Reihenfolge: Kain tötet Abel; der Bau der Arche; die Tiere ziehen in die Arche; das Opfer Noahs nach der Sintflut; der trunkene Noah; Abraham und Lot scheiden voneinander im Lande Kanaan; Josephs Traum; die Brüder verkaufen Joseph.

Die untere Bilderreihe zeigt Darstellungen aus dem Leben Josephs, Moses und Hiobs. Das erste Fresko fehlt; es wurde bei einer schlecht durchgeführten Ausbesserung abgetragen. Auf ihm war dargestellt, wie Joseph sein Brüder gefangennehmen läßt.

Beschreibung der Motive auf der Wand des linken Schiffes. Altes Testament - Bartolo di Fredi.

Erste Reihe: Lünetten (oben)
1)Die Erschaffung der Welt.
2) Die Erschaffung des Menschen.
3) Adam im irdischen Paradies.
4) Erschaffung der Eva.
5) Die verbotene Frucht.
6) Die Orgel.
7) Kapelle der Unbefleckten Empfängnis.

Erste Reihe mit Quadraten: (mittel)
1) Adam und Eva werden aus dem irdischen Paradies vertrieben.
2) Kain tötet Abel.
3) Der Bau der Arche Noahs.
4) Die Tiere ziehen in die Arche.
5) Herauskommen aus der Arche.
6) Trunkenheit Noahs.
7) Abreise von Abraham und Loth nach Kanaan.
8) Abraham wird von Loth getrennt.
9) Josephs Traum.
10) Joseph wird in die Zisterne hinuntergelassen.

Zweite Reihe mit Quadraten: (unten)
1) Joseph lässt seine Brüder verhaften.
2) Joseph wird von seinem Brüder erkannt.
3) Moses verwandelt vor dem Pharao den Stab in eine Schlange.
4) Moses führt das auserwählte Volk durch das Rote Meer und lässt das Heer des Pharao ertrinken.
5) Moses auf dem Berg Sinai.
6) Der Teufel erhält von Gott die Erlaubnis Hiob zu versuchen.
7) Der Teufel vernichtet das Heer des Hiob und seinen Viehbestand.
8) Das Haus Hiobs wird vom Teufel zerstört, die Söhne des Hiob werden unter den Häusern begraben.
9) Hiob dankt Gott.
10) Hiob wird von seinen Freuden getröstet.

Der von Bartolo di Fredi (ca. 1330-1410) ausgeführte Freskenzyklus ist eine in verschiedenen Farben gehaltene faszinierende Darstellung, reich an Details. Auffallend ist der geschickt herausgearbeitete Kontrast zwischen Bildhintergrund und den einzelnen Gestalten.

Auf den Fresken sind damalige Gepflogenheiten dargestellt, wie z.B. das Gastmahl. Die Gestalten sind zwar noch recht steif, dennoch ist der Gesamteindruck wegen seiner Einfachheit faszinierend.

Im gleichen linken Seitenschiff sind gegenüber der Darstellung aus dem Alten Testament sieben Propheten zu sehen. Die Darstellung des Abraham wird Benozzo Gozzoli zugeschrieben, die übrigen dem Priester Pier Francesco Fiorentino, der auch das Hauptschiff mit Fresken ausmalte.

Hauptschiff
Das Hauptschiff wird von Bogen getragen, die auf Säulen und Kapitellen ruhen, und die bei Restaurierungsarbeiten wieder auf ihre ursprüngliche Form zurückgebracht wurden.

An den Bogen und Mauern darüber sind zaghafte Andeutungen einer Ausschmückung in vorgetäuschtem weiß-schwarzem Marmor zu bemerken, mit Laubgirlanden, geflügelten Putten und den Tondi, auf denen in helldunklen Farben Apostel dargestellt sind.

Diese Arbeiten stammen von Maestro Alessandro und Pier Francesco Floren-tini aus den Jahren 1475-1476.

Die in blauem Farbton gehaltenen und mit Sternen und Verzierungen ausgeschmückten Wölbungen schuf Cambi (1503). Auf Dem Dogen über dem Presbyterium sehen wir auf einem Tondo den aus dem Grabe auferstehenden Christus.

Es stammt wahrscheinlich von Sebastiane Mainardi, der 1501 auch di Wölbung des Hauptaltares freskierte. Rechts vom Hauptschiff steht eine holzgeschinitzte Kanzel von Antonio da Code aus dem Jahr 1469.

Von ihr aus vernahmen die Gläubigen die Bußpredigten zur Fastenzeit und an den Festen des hl. Gimignano und der hl. Fina. Von dieser Kanzel herab predigten 1483 und 1484 Girolamo Savonarola, so wie auch der spätere Papst Sixtus V.

An der vierten linken Säule erinnert eine Inschrift an die Weihe des Taufbeckens.

Der obere Teil des Hauptschiffes, der sich zwischen den beiden Eingangstüren befindet, und derjenige zwischen den ersten beiden Arkaden rechts und links, wurde wahrscheinlich gegen Ende des 14. Jahrhunderts von Taddeo di Bartolo freskiert.

Wie es sich bei vor kurzem durchgeführten Untersuchungen herausstellte, wurde das Fresko jedoch in den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts gemalt. Die Fresken sind wohl signiert, doch ist das Datum nicht mehr zu erkennen.

Der Maler ließ bei diesen Darstellungen seiner Phantasie freien Lauf. In der Mitte sehen wir einen richtenden Christus, der über die Verdammten das Urteil spricht.

Er ist umgeben von Engelscharen, der Gottesmutter und dem hl. Johannes. Im Mittelteil des Fresko sind die zwölf Apostel mit würdevollem Ausdruck der-gestellt. Diese Darstellung ist ein typisches Beispiel für die in der damaligen Zeit üblichen und verbreiteten Bußpredigten, wie z.B. die des fra Jacopo Passavanti.

Auf dem rechten Bogen ist das Paradies mit der Gottesmutter, mit Christus und Heiligen dargestellt. Hier fallen vor allem die zahlreichen Details auf. Als Gegenstück ist auf der linken Wand die Hölle dargestellt. Luzifer gebietet über eine Schar furchterregender Dämonen, welche die Verdammten peinigen.

Die Qualen werden unter dem Fresko beschrieben, was für die Malerei der damaligen Zeit ungewöhnlich ist. Diese abschreckende Darstellung sollte den Gläubigen die Strafe Gottes zeigen, welche die Prediger ihnen stets vor Augen hielten. Unter diesem Fresko von Taddeo di Bartolo ist die gesamte Hauptwand über der ursprünglichen Apsis mit einem weiteren Fresko ausgefüllt, auf dem das Martyrium des hl. Sebastian dargestellt ist.

Das Werk führte 1464 Benozzo Gozzoli aus; es war eine Auftragsarbeit der Stadt S. Gi-mignano dafür, daß die schreckliche Pest gewichen war. Der Maler erhielt dafür damals 41 Lire.

Auf dieser Darstellung sehen wir den hl. Sebastian (er ist der Pestheilige) auf einem Podest stehen in der üblichen Haltung, die Hände auf dem Rücken gebunden, sein Körper von Pfeilen durchbohrt.

Um ihn herum gruppieren sich verschiedene andere Gestalten, die Zeugen dieses Martyriums sind. Vier Engel halten über seinem Haupt die Märtyrerkrone und reichen ihm die Siegespalme, Symbol der Märtyrer der jungen Kirche. Auf dem Sockel und der Umrahmung dieser Darstellung wechseln Laubgirlanden, Ornamente und Verzierungen mit Heiligen ab (die heiligen Geminianus, Rosa, Fina, Nikolaus, Domenico, u.a.).

In diesem verzierten Rahmen sind ebenfalls die Wappen der Stadt, der Opera und der Bruderschaften eingefügt. Ein früheres Fresko, auf dem nach Ansicht von Kunstexperten eine Verkündigung von Ventura di Moro aus dem Jahr 1427 dargestellt war, mußte diesem hl. Sebastian weichen.

Sehr wahrscheinlich jedoch beschränkte sich Ventura nur darauf, die Innenwand der Fassade mit Gemälden und Verzierungen auszuschmük-ken, um einer anderen Verkündigung einen glanzvollen Rahmen zu geben. Es sind dies zwei herrliche Holzplastiken, die man noch heute bewundern kann.

Auf dem Sockel der Verkündigung liest man "Martinus Bartolomei de Senis pixit 1426". Die andere, mehrmals ausgebesserte Darstellung ist nicht signiert.

Aus diesem Grunde hielt man die Engel und die Muttergottes lange Zeit für Holzskulpturen der Sieneser Schule aus dem 15. Jahrhundert.

Doch bereits in einer Aufzeichnung der Collegiata aus dem Jahr 1754 erschien der Hinweis darauf, daß dieses Werk von Jacopo della Fönte da Siena stammt, ein anderer Name für Jacopo della Quercia, der die Fönte di Piazza del Campo schuf.

Bei den letzten Restaurierungsarbeiten wurde diese Annahme bestätigt. Auf dem Podest der Verkündigung liest man: "Jacobus Pieri sculpsit". Die beiden Statuen sind wegen ihrer ausgewogenen Darstellung und großen Lebendigkeit sehr eindrucksvoll, vor allem nach den 1975 durchgefürten Restaurierungsarbeiten.

Rechtes Schiff
Beschreibung der Motive auf der Wand des rechten Schiffes. Neues Testament - Barna di Siena.

Erste Reihe: Lünetten (oben)
1) Maria Verkündigung.
2) Christi Geburt.
3) Anbetung der drei Konige.
4) Beschneidung.
5) Gemetzel der Unschuldigen.
6) Flucht nach Ägypten.

Zweite Reihe: (mittel)
1) Jesus im Tempel immitten der Gelehrten.
2) Die Taufe Jesu.
3) Berufung des hl. Petrus.
4) Die Hochzeit zu Kanaan.
5) Die Verklärung Christi.
6) Die Auferstehung des Lazarus.
7) Einzug Jesu in Jerusalem.
8) Die Menge Leute nimmt Jesus auf. Dritte Reihe: (unten)
9) Das letzte Abendmahl.
10) Judas verkauft der Synagoge den Göttlichen Meister.
11) Das Gebet Jesus Christi im Obstgarten.
12) Der Kuß Judas.
13) Jesus gegenüber dem Prätorium.
14) Die Geißelung.
15) Jesus wird mit Dornen gekrönt und verhönht.
16) Nach dem Kalvarienberg.
17) Die Kreuzigung.

Im rechten Seitenschiff sehen wir verschiedene christliche Motive der Urkirche (u.a. den Pfau als Symbol der Seele) und Heiligendarstellungen an den Säulen.

Auf der linken Seite des Portals ist eine hl. Fina dargestellt, die von Memmo di Filippuccio stammt.

In drei übereinander angeordneten Bilderreihen (die oberste besteht aus Lunetten) sehen wir einen Freskenzyklus aus dem Neuen Testament.

Dieser entstand um das Jahr 1340 und wurde einem Barna da Siena zugeschrieben, der während der Arbeiten an diesem Zyklus vom Gerüst gestürzt ist. Das Werk vollendete sein Schüler Giovanni da Asciano, dem auch einige andere Bilder an dieser Wand zugeschrieben werden, auf denen die Darstellung steifer und weniger ausgeglichen ist.

Auf der ersten Lunette ist eine eindrucksvolle Verkündigung zu sehen. Mit außergewöhnlicher Lebendigkeit ist die Magd dargestellt, die, hinter einer Tür versteckt, der Verkündigung des Engels lauscht.

Die Darstellungen auf diesen Lunetten entsprechen den Szenen aus den Mysterienspielen, die in den Kirchen im Mittelalter aufgeführt wurden.

Auf dem oberen Teil der Wand sind Episoden aus der Kindheit Jesu dargestellt: die Geburt; die Anbetung der Könige; die Darstellung im Tempel; der Kindermord zu Bethlehem; die Flucht nach Ägypten; die Fresken sind verblaßt.

Die Fresken unter der Lunette auf dem rechten Seitenschiff haben sich eine besondere Faszination bewahrt, wenngleich sie — wie es in den Aufzeichnungen der Opera heißt — "in bessere (!) Formen" umgearbeitet wurden, von Malern aus dem 18. Jahrhundert, die heute als unbedeutend bezeichnet werden.

Von großer Ausdruckskraft ist die "Kreuzigung", die durch die vielfältigen Gestalten, die das Kreuz umgeben, sehr lebendig wirkt. Auch diese Darstellung ist reich an Details.

Im Mittelteil seher wir Jesus im Tempel inmitten der Schriftgelehrten; auch diese Darstellung ist sehr lebendig. Hier ist bereits ein ausgesprochener Sinn für Perspektive zu bemerken.

Weiter die Taufe Jesu und die Einsetzung des Petrus als Seelenhirte. Diese Darstellung gleicht teilweise der Sieneser Schule von Duccio.

In der Reihenfolge sehen wir weiter: die Hochzeit zu Kanaan, die Giovanni da Asciano zugeschrieben wird, mit Ausnahme des Christuskopfes, der sicher von einer versierteren Hand stammt. Dann die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor, bei der die Apostel von Giovanni da Asciano ausgeführt sind.

Wahrscheinlich stammt von ihm auch die folgende Darstellung der Erweckung des Lazarus vom Tode, wo der unbewegte Ausdruck, die Darstellung der Füße und die Anordnung der Bilderreihen zweifelsohne auf die Hand des Schülers von Barna hinweisen läßt.

Beide jedoch — Barna und sein Schüler — schufen gemeinsam den Einzug Jesu in Jerusalem, der zwei Bildflächen ausfüllt.

Im unteren Feld sehen wir Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi, vom Letzten Abendmahl bis zum Judaskuß. Diese Fresken besorgte Barna in ihren Einzelheiten besonders dort, wo die Angst auf dem Gesicht des Judas, der sich an den Hohen Rat verkauft hat, stark zum Ausdruck kommt.

Von starker Aussagekraft sind auch die Darstellungen um ihn herum und muten fast wie ein Prolog auf die späteren Leiden Christi an. Sehr dramatisch ist auch die Kreuzigungsszene in vielen Einzelheiten dargestellt. Leider ist dieses Fresko 1944 während des Zweiten Weltkrieges beschädigt worden.

Die Finanzierung dieses Werkes lag in den Händen der Opera del Duomo und wahrscheinlich auch in denen der Tuchweberzunft, wie es aus den Gildezeichen auf der Umrahmung der Fresken ersichtlich ist.

Auf den Lunetten gegenüber dem Neuen Testament sehen wir die Propheten mit den Schriftrollen. Sie stammen wahrscheinlich von Barna. Die Darstellung der Predigt des hl. Papstes Gregorius und der hl. Fina wird Mi-colö di Segna zugeschrieben.

Querschiff und Chor
Das Querschiff ist mit seinem kürzeren rechten Teil asymmetrisch. Hier befinden sich die Altäre, die Gott, der Muttergottes und verschiedenen Heiligen geweiht sind. Sie wurden aus Spenden einzelner Familien errichtet. Rechts sehen wir den mit Stuck verzierten Altar des Allerheiligsten Sakramentes mit einem Altarflügel, auf dem der Gang nach Emmaus dargestellt ist.

Dieses Werk schuf 1838 Gaetano Cannicci, Vater des berühmteren Nicolö. In der anschließenden Kapelle des Kreuzes befindet sich ein Holzaltar mit einem Tabernakel.

In der Mitte erhöht sehen wir Christus, an den Seiten die gemalten Bilder der Gottesmutter und des hl. Johannes. Das Werk stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde aus der aufgelassenen Kirche San Martine in die Collegiata überführt.

In der dritten Kapelle werden ein Kreuzsplitter und Reliquien von Heiligen aufbewahrt. Die im 18. Jahrhundert errichtete Kapelle wirkt schwerfällig und harmoniert nicht mit dem übrigen Teil der Kirche.

Links befindet sich die Kapelle des hl. Geminianus mit einem Reliquienschrein, über ihm ein Marmorbaldachin von Benedetto da Maiano. Der Überbau allerdings stammt aus einer späteren Epoche.

Die Kapelle des Heiligen Herzens mit ihrem goldverzierte Holzaltar stammt aus dem Kloster San Domenico. Der Altar der Purifikation geht auf des 17. Jahrhundert zurück. Der große gebogene Altarflügel, der Benardino Poccetti zugeschrieben wird, stammt hingegen von Nicola Lapi.

Die Marmorbalustrade gehörte früher zur Kapelle der hl. Fina. Alle diese Werke stammen aus dem 17. un 18. Jahrhundert. Sie wurden zum großen Teil von Privatpersonen an verschiedene Künstler in Auftrag gegeben und sind Ausdruck einer starken Volksfrömmigkeit.

Das Chorgestühl aus dem Jahre 1490 und das auf einer gewundenen Säule ruhende Lesepult stammen vom Holzschnitzer Antonio da Colle.

Sakristei
Vom linken Querschiff aus gelangt man in das Lavabo, in die eigentliche Sakristei (Stanza dei Cappellani) und in die Sacrestia dei Canonici. Hier werden Werke weniger bekannter Maler aufbewahrt, die nicht in der Blütezeit der Kunst von San Gimignano wirkten.

An dieser Stelle soll auf folgende Werke hingewiesen werden: Jesus steigt zur Hölle hinab, auf Leinwand gemalt von Matteo Rosselli; dann eine Grablegung, auf eine Eichentafel gemalt, die aus dem aufgelösten Kloster der hl. Maria Magdalena stammt, und die Jacopo Ligozzi (1564-1626) zugeschrieben wird, und eine weitere Grablegung von Domenico Crespi, Passignano genannt.

Über den Maler der Krönung der Gottesmutter herrschte lange Zeit Ungewißheit. Neuere Untersuchungen ergaben, daß dieses Werk von Matteo Rosselli stammt, einem Zeitgenossen des Passignano. Zahlreiche Experten vertreten die Ansicht, daß dieses auf Holz gemalte Gemälde von ihm stammt.

Es befand sich früher in dem aufgelassenem Kloster der Jungfrau Maria. Interessant ist auch eine Darstellung der Flucht Attilas, in dessen Zeit San Gimignano entstand.

Um den Bischof von Modena zu ehren, der damals dem Hunnenkönig über der Porta alle Fonti erschien, stand bis 1342 an dieser Stelle seine Statue, die sich heute über dem Tor befindet, das sich neben dem Dom zur Piazza Pecori öffnet. Sie wurde 1930 dorthin gebracht.