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Rundgang durch San Gimignano

 

 

 

 

 


Von den ursprünglich 56 Geschlechtertürmen, die sich in der Höhe zu überbieten suchten, sind noch 13 erhalten, die der Stadt das charakteristische Aussehen geben. Wie Funde aus der Umgebung bezeugen, waren hier schon die Etrusker angesiedelt.


Altstadt
Das historische Zentrum liegt innerhalb der alten Stadtmauern. Man betritt es durch die Porta San Giovanni, vor der 1875 ein großer Platz mit Gartenanlagen angelegt wurde.

1210 befand sich an dieser Stelle das Franziskanerkloster, bis 1315 auch das Ospedale degli Innocenti und weiter westlich das 1261 errichtete Klöster der hl. Clara.

Die beiden Klöster wurden im 16. Jahrhundert durch Cosimo l dei Medici abgerissen, der wegen möglicher Angriffe von Siena beunruhigt war und so an dieser Stelle einen Schutzwall errichten ließ. Den Stadtmauern wurden zu Verteidigunszwecken Rundtürme angebaut. Die beiden Klöster und das Ospedale wurden in das Stadtinner verlegt.

Von den beiden Klöstern sind heute nur noch die Brunnen zu sehen. 1782 wurde der Schutzwall vor der Porta San Gimignano abgetragen. Das Tor wurde auf seine ursprüngliche Form des Baujahres 1262 zurückgebracht.

Dieses Tor und das nördliche San Matteo wurde 1237, zur Zeit des Bucciardo, Statthalter des Gherardo degli Adimari, Podestä von San Gimignano errichtet, wie es aus den Urkunden dieser Jahre hervorgeht.

Seit 1222 hatte bereits die Stadt Baugrund in den Straßen del Prunello, del Pozzuolo und di Forlano aufgekauft, der außerhalb der bereits im 11. Jahrhundert errichteten ersten Stadtmauern lag.

Demzufolge wurde eine Besiedlungskampagne in den beiden Dörfern durchgeführt. So sah man sich veranlaßt, Anlagen zum Schuts der neuen Einwohner zu errichten.

Doch 16 Jahre nach der Errichtung der zweiten und stärkeren Stadtmauern hegte Florenz über die Untreue der mit ihr verbündeten Guelfen in San Gimignano Verdacht und befürchtete einen Zusammenschluß dieser Stadt mit dem ghibellinischen Pisa.

Man nahm dies zum Vorwand für eine Auseinandersetzung zwischen der Stradtregierung und den Provveditori delle Arti und befahl den Abriß der Mauern.

Die Steine wurden zum großen Teil für den Bau von Häusern verwendet. Nachdem man übereingekommen war, die abgerissenen Stadtmauern und Stadttore von 1262 wieder zu errichten, wurde mit einer Verfügung allen Einwohnern, die widerrechtlich die Steine zum Bau ihrer neuen Häuser verwendet hatten, befohlen, die Häuser niederzureißen und die Steine zurückzugeben.

Seit dieser Zeit wurden die Mauern Tag und Nacht bewacht. Über viele Jahrhunderte hinweg gab es sogar Vorschriften zu ihrem Schutz und ihrer Instandhaltung.

Via S. Giovanni
An den beiden Innenseiten des Tores sieht man zu Beginn der Via San Giovanni die Spuren der Restaurierungsarbeiten von 1921, bei denen dieser Bogenteil vom Überbau befreit wurde, der sich mit dem 1601 erfolgten Anbau einer Kirche ergeben hat.

Die der "Madonna ad Janum" geweihte Kirche wurde an der Stelle errichtet, wo ein wundertätiges Bildnis der Gottesmutter, in gleißendes Licht getaucht, nachts erschienen war.

Das Bild wurde 1582 von Lorenzo Ciardi, genannt Pittorino, restauriert. Im Volksmund wurde diese Kirche "Madonna des Lichtes" genannt. Diese Kirche ist der einzige barocke Bau in San Gimignano, reich verziert mit Stuckwerk und Gemälden.

Sie war dreischiffig; das Mittelschiff wurde im Jahre der Dante-Feierlichkeiten trotz heftiger Polemiken abgerissen. Die Seitenschiffe gingen mit ihrem offenen Raum zwischen den Säulen auf die Hauptstraße zu.

Die offenen Stellen wurden später zugebaut, und die Kunstgegenstände dieser Kirche in Museen und andere Kirchen gebracht oder verkauft. Von dieser Kirche sind nur der Glockenturm und eine Kapelle erhalten geblieben, in der sich früher die Sakristei befand.

Die Via San Giovanni verläuft auf den Spuren der alten Straße Longobardo-Francigena. Auf ihr zogen einst Reisende, Kaufleute und Pilger, bis Florenz die ganze Toskana unterwarf und eine neue Straße im Tal längs der Elsa anlegte. Nachdem Florenz seine Beziehungen mit dem ghibellini-schen Pisa gefestigt hatte, wurde San Gimignano vom Handel abgeschnitten und hatte nun keine Möglichkeit mehr, zu Einnahmen durch Zollabgaben und Wegegeld zu gelangen.

Rechts liegt der Palazzo Berti (heute Albergo Bei Soggiorno). Ebenfalls sieht man die Überreste des Franziskanerklosters, das 1353 hierher verlegt wurde.

Es wurde 1782 aufgelöst, der gesamte Bestand ging an die Frnziskaner in Colle Val d'Elsa über.

Erhalten geblieben ist nur die Fassade der alten Kirche im pisanischen Stil mit fünf Bogen. Rechts sieht man das Wappen der Wollweberzunft, die besonders im 14. Jahrhundert ihre Blütezeit hatte, und das Wappen der Gerber- und Tuchmacherzunft.

Diese Zünfte verloren im 16. Jahrhundert an Bedeutung. Gut erhalten Palazzi — verschiedene von ihnen mit gut erhaltenen Türmer — sind links die Palazzi Franzesi-Useppi und Braschi-Gamucci.

Ihre Besitzer errichteten verschiedene Gebäude in der Nähe des Vicolo di Santa Caterina. An der Rückseite der Gebäude waren Gärten angelegt, die sich bis zur Via di Berignano ausdehnten, wo die Tuchmacher ihre Läden hatten. 1775 wurden verschiedene Umbauten vorgenommen.

Der Besitz wurde nach und nach ausgedehnt, bis er das Kloster der hl. Katherina umgab.

Dieses Kloster wurde 1359 von Caterina Peroni gegründet und im vergangenen Jahrhundert dem Kloster der Jungfrau Maria angeschlossen. Das Gebäude war Besitz der Familie Pratellesi; ein Teil wurde 1918 an die Stadt verkauft, die darin die Gemeindebibliothek einrichtete.

Sie enthält Bücher, die der Abate Onofrio 1441 der Pfarrkirche vermacht hat. Weitere Bände stammen aus dem Nachlaß des Gelehrten Mattia Lupi (1454) und des Piaristenpaters Alessandro Checcucci (1863).

Die Gemeindebibliothek enthält weiter eine reichhaltige Handschriftensammlung und andere wertvolle Werke, die aus Privatbesitz stammen, und die von den Kirchengelehrten Nomi und Castaldi gesammelt wurden. Gegenwärtig besitzt die Gemeindebibliothek 10.000 Handschriften und 35.000 Geschichtsbände.

Auch zeitgenössiche Werke wurden unlängst aufgenommen. Die Fassade dieses Palazzo hat schöne zweibogige gotische Fenster; die Umrahmung der Bogen ist in Ziegeln gefaßt, die in Streifen angeordnet sind.

Im Innern del Palazzo befindet sich im ehemaligen Refektorium des Klosters ein Fresko des aus San Gimignano stammenden Vincenzo Tamagni, eines Schülers von Raffael.

Dargestellt ist die Vermählung der hl. Katharina. Die Malerei erinnert an das frühere Kloster, in dem fromme Handlungen mit dunklen Angelegenheiten abwechselten, wie die der Nonne Francesca Fabbroni, der im 16. Jahrhundert wegen Ketzerei und Hexerei der Prozeß gemacht wurde.

Das Volk nannte sie damals die "vom Teufel besessene Fabbrona".

An der rechten Seite der Via San Giovanni sehen wir außer der Fassade der früheren Kirche San Francesco verschiedene Palazzi, deren Säle meist Kassettendecken aufweisen.

In den Höfen befinden sich alte Brunnen. An der Ecke der Straße, die nach Piandornella führt, sehen wir die gewaltigen Steine zweier Palazzi. Der eine gehörte den Corsi, der andere den Ne-rucci-Brandi. Beim Weitergehen stoßen wir auf die Palazzi der Cortesi-Mangani und der Ficarelli-Mostardini (heute Lascialfare), die mit Bögen verziert sind und die sich an manchen Stellen ihre ursprüngliche Form bewahrt haben.

Rechts, gegenüber der Gemeindebibliothek, befinden sich die Palazzi Mariottini-Franzesi, Vecchi-Lotti und Coppi-Campatelli mit seinem Turm. Weiter links liegen die Palazzi Brogi und rechts die Palazzi der Moggi, der Cenni und der Vannelli-Marri.

Auf dem kleinen Platz an der Kreuzung zwischen der Via San Giovanni und der Via Quercecchio befand sich einst ein Gebäudekomplex, welcher der Familie Cugnanesi gehörte. Erhalten geblieben ist heute der Turm an der Ecke, der sich im vergangenen Jahrhundert majestätisch über eine Reihe kleiner Handwerkerläden und Hütten erhob, die 1913 im Zuge der Vergrößerung des Platzes abgerissen wurden.

Vor dem Bogen, dem südlichen Eingang zum "castrum vetus", sehen wir links ein Gebäude mit einer Terrasse.

Es gehörte zu einer Häusergruppe, die sich über die Stadtmauer hinausgedehnt hat. Einst gehörten diese Häuser den Becci, gingen jedoch später in den Besitz der Mostardini ind der Tinacci über.

Via del Castello
Hier beginnt die Strada del Castello, die älteste Straße des "castrum vetus", die von Ost nach West nach Montestaffoli verläuft.

An ihr liegt der Palazzo del Comune. Weiter grenzte hier früher die linke Seite der Pfarrkirche an (heute der Laubengang) und die rechte Seite einer Kirche, die durch einen Tausch der Grundstücke zwischen Stadt und Kirche hinzukam.

Vor dem Kastell des Bischofs wurde 1240 die Kirche San Lorenzo in Ponte im romanischen Stil erbaut.

Sie ist nur einschiffig, wie fast alle Kirchen dieser Zeit. Anfänglich was sie eine Parrkirche, wurde aber später dem Kloster des hl. Domenikus eingegliedert.

1561 wurde der Laubengang geschlossen und die Kirche zu einem einfachen Oratorium erklärt. Der geschlossene Laubengang war mit Fresken ausgemalt und zweihundert Jahre hindurch der Witterung ausgesetzt.

Des war übrigens nicht die einzige der mit Privilegien badachten Kirchen im Gebiet von San Gimignano, die im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren hat.

Es ist dies ein typisches Zeichen für den Niedergang der Wirtschaft und damit des sozialen Lebens in dieser Stadt. Sie hat sich aber bis zum heutigen Tage fast gänzlich ihr ursprüngliches Aussehen erhalten.

Sie zieht nicht nur Touristen an, sondern ist auch von kultureller Bedeutung. Hier, in San Lorenzo in Ponte z.B. wurden wichtige Untersuchungen angestellt, die sich mit einem der größten Maler des senesischen Trecento, Simone Martini, befaßten.

Es ist bekannt, daß alle Wände dieser Kirche, die ursprünglich freskiert waren, zu Beginn dieses Jahrhundert gesäubert und ausgebessert worden sind, und zwar dort, wo Stellen von Fresken fehlten, bzw. verblaßt waren.

Eine ähnliche Restaurierung wurde bereits 1413 sorgfältig an den Fresken des Laubenganges durchgeführt. Cenni di ser Francesco Cenni aus Florenz malte nach Ausbesserungsarbeiten an den Wänden der Kirche auch eine Kreuzigung und besserte dann ein Gemälde der Muttergottes aus, das sich damals an der Außenwand der Kirche befand, das auf das 14. Jahrhundert zurückging und sehr verblaßt war.

Er bessert die Krone der musizierenden Engel und das Jesuskind in den Armen der Madonna aus, unterließ es aber — wohl aus Ehrerbietung vor der Kunst — auch den Kopf der Madonna auszubessern.

Das Werk stammt nach Ansicht von Cavalcaselle aus der Sieneser Schule des 13. Jahrhunderts. Carli hingegen bezeichnete es 1963 unter heftigen Polemiken als Jugendwerk des Simone Martini.

Hieraus ergibt sich, daß dieser Maler auch in San Gimignano gewirkt hat, wo er sich wahrscheinlich in den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts bei Memmo di Filippuccio aufgehalten hat, dessen Tochter er heiratete.

Es bestand auch eine große Freundschaft mit dem Schwager Lippo, der sich für seine "Maestä" im Palazzo Comunale von Simone inspirieren ließ.

Das Antlitz der auf einem Thron sitzenden Madonna unterscheidet sich erheblich von dem der übrigen Gestalten: die Neigung des Kopfes, der Faltenwurf des Mantels und die Farbgebung des Schleiers weisen eindeutig auf die Sieneser Schule hin.

Doch die kleine und gut gezeichnete Nase, der kleine Mund, die sanft und fast modern anmutenden Augen geben Zeugnis von der Hand des Meisters Simone und seiner außergewöhnlichen Maltechnik.

An den Wänden der Kirche sind heute noch die Fresken des ser Cenni zu sehen, die jedoch zum großen Teil verblaßt sind. Recht gut erhalten dagegen sind einige Teile der Darstellungen aus dem Leben des hl. Bene-dikt.

Die Via del Castello, eine der schönsten und ruhigsten Straßen der Stadt, ist reich an schönen Palazzi.

Unter die am besten erhalten gebliebenen zählt der frühere Palazzo Franzesi (gegenüber von San Lorenzo in Ponte). Diese Adelsfamilie aus Florenz ließ sich nach der Verschwörung der Pazzi (1478) aus politischen Gründen in San Gimignano nieder. Heute gehört dieser Palazzo den Ceccarelli.

Sehr interessant ist auch die Architektur der anderen Palazzi, die einst den Familien Vecchi, da Picchena und Moronti gehörten. In ihnen finded wir geräumige Höfe, umgeben von Laubengängen, und mit Trinkwasserbrunnen.

Die Baustile sind unterschiedlich. Auch die vom Land und aus anderen Städten Zugezogenen erhielten eine Baugenehmigung. Bedingung dafür war jedoch ein untadeliges Leben im Laufe von fünf bzw zehn Jahren.

So entstanden Palazzi und Türme in verschiedenen Stilen, vom pisanischen zum sienesischen und florentinischen Stil; sogar arabische Elemente wurden aufgenommen.

Fast alle diese Palazzi bestehen im unterem Teil aus Naturstein, im oberen aus Ziegeln. Die wichtigsten Palazzi haben auch heute noch die Konsolen mit den rechteckigen Öffnungen beibehalten, in denen früher die Tragbalken für die Balkone mit den hölzernen Gittern befestigt waren.

Meistens gehörte eine ganze Häusergruppe ein und derselben Familie. Dennoch unterscheiden sich die Fassaden voneinander durch ihre veschiedenen Bogen, Fenstern und Loggien.

Oft wurden die Palazzi wegen einer persönlichen Rivalität auf neue Grundmauern gebaut, da der Nachbar einen direkten Anbau an seinen Palazzo nicht duldete.

Die Bürger von San Gimignano wollten in jeder Hinsicht unabhängig bleiben.

Der so entstandene Spalt zwischen jeweils zweier Palazzi wurde oft mit Steinen ausgefüllt (heute noch an vielen Stellen zu sehen) und allgemein "Gasse des schlechten Nachbarn" genannt.

Wir sind auf die Piazza del Duomo (Domplatz) zurückgekehrt.

Am Anfang der Via San Matteo unter der Torre Pettini betreten wir nun das Vicolo del-l'Oro; in diesem Gäßchen, das breiter gewesen sein dürfte, befanden sich früher die Läden der Goldschmiede.

Die sich hier befindlichen kleinen Gäßchen vermitteln einen besseren Eindruck von der alten Stadt: hier entdeckt der Besucher ganz den Zauber der engen, kleinen Häuser, der alten Mauern, der Türme, die plötzlich vor ihm auftauchen.

Vom Vicolo dell'Oro gelangt man durch einen Bogen hinunter zu den "Macine" an der Via di Capassi, wo bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts Maulbeerbäume (morus nigra) standen, die dem Stadtteil unterhalb des Canova die Bezeichnung "Die Mohren" gaben.

Wir lassen den Arco di Goro rechts liegen und gelangen zur Via delle Romite. Diese Straße wurde nach den Einsiedlern benannt, die in diesem Gebiet ihre Klausen hatten.

Sie wurden später in dem großen Kloster Santa Maria Maddalena zusammengeschlossen, dem reichsten aller Frauenklöster, das dem Augustinerorden angeschlossen wurde, dem das gleiche Geschick beschieden war, wie das der anderen Klöster, die gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst wurden.

Eine Ausnahme machte das kloster Santa Chiara, das in ein Mädcheninternat umgewandelt wurde.

Der Tabernakel, der sich am Ende der Straße befindet, scheint von Lorenzo Ciradi, Pittorino genannt, einem Stiefbruder des Poccetti (16. Jahrhundert) freskiert worden zu sein.

In Höhe des Tabernakels gehen wir nach rechts und befinden uns sogleich vor dem Gebäude, das von 1572 bis 1810 das Kloster der Jungfrau Maria gewesen ist, und in dem sich heute die Jugendherberge befindet.

Wir gehen weiter nach rechts und gelangen hinunter zur Porta alle Fonti, die sich zur Landschaft hin öffnet und zu den Fonti führt. Diese Fonti sind eine Reihe großartiger Arkaden mit auf Pfeilern ruhenden Spitz- und Rundbogen und stammen aus dem 14. Jahrhundert.

Hier schöpfte man einst Wasser und wusch die Wäsche. Ebenfalls bearbeiteten hier die Gerber und Wollweber die Häute und die Wolle.

Früher stand hier der ursprüngliche steinerne Brunnen aus dem 9. Jahrhundert. Die Porta alle Fonti gehörte der zweiten Stadtmauer an, wurde jedoch umgebaut, als 1930 der oberbau der Kapelle abgerissen wurde, die an dieser Stelle 1501 erbaut worden war.

Das dortige Fresko, auf dem eine Muttergottes mit Kind und den beiden Heiligen Michael und Johannes den Täufer dargestellt war (das Werk stammt von einem unbekannten Sienesischen Maler aus dem 14. Jahrhundert) wurde auf die Mauer unterhalb der Loggia des Palazzo Comunale übertragen.

Neben der Porta alle Fonti führt die Stadtmauer auf der rechten Seite zur Kirche Sant'Jacopo im Stadtviertel um die Via del Bigazzino. Das alte Tor wurde hier zu Beginn dieses Jahrhunderts abgerissen.

Der Bogen, den wir hier sehen, wurde 1637 von den Klausurnonnen des San Girolamo — das Kloster grenzt an die Kirche an — als Verbindung zur Kirche Sant'Jacopo errichtet.

Diese Kirche wurde um das 11. Jahrhundert vom Templerorden in Travertin und Ziegelsteinen, mit romanischen Seitenfenstern und einer Mittelrosette errichtet, unter der sich das Kreuz der Tempelritter befindet.

Die Kirche ist einschiffig und die Wände sind mit Darstellungen aus dem Leben Jesu freskiert. Obgleich diese Fresken Elemente der Sieneser Schule aufweisen, wurde das Werk Memmo di Filippuccio zugeschrieben.

Auf der Straße neben der Kirche S. Agostino gelangt man zur Porta San Matteo, dem zweiten wichtigen Stadttor, das, wie die Porta San Giovanni abgerissen und 1262 wieder aufgebaut wurde.

Auch dieses hatte eine Vorbefestigung, die 1797 niedergerissen wurde. Das Tor hat einen heruntergezogenen Spitzbogen, über dem sich ein Aufbau mit sechs kleinen Bogen befindet.

Durch dieses Tor, das der zweiten Stadtmauer angehörte, gelangete man nach Norden, langes der mauern, die an der Straße mit dem sogenannten runden Turm des Sant'Agostino endeten.

Im inneren Teil der Porta sind hingegen zehn kleine Spitzbögen angebracht; der Bogen selbst ist romanisch.

Von dem kleinen seitlichen Platz aus, auf dem eine Pinie steht, gelangt man in die Gasse San Matteo, die an der Mauer entlangführt. Hier sehen wir auch verschiedene Häuser, die durch eine Reihe von Bogen miteinander verbunden sind.

Der hintere Teil führt direkt auf die Via de' Fossi zu. Am Ende dieser Straße stoßen wir auf die Via Mainardi, auch via delle Catene genannt, da der Zugang aus Angst vor verschiedenen möglichen Aufständen seit 1322 durch eine Kette verhindert wurde.

Nachdem wir die Via Mainardi hinuntergegangen sind, gelangen wir links auf die Piazza delle Catene, die 1266 zuerst vergrößert und dann wiederum später verkleinert wurde, zum Palazzo Mainardi.

Dieser wurde 1631, wie es der Eigentümer Domenico il Giuniore, Rektor des Ateneo Pisano in seinem Testament festlegte, ein Kolleg für Jugendliche aus 28 Familien, die in diesem Testament namentlich erwähnt wurden.

Später wurde das Kolleg aufgelassen und seine Statuten geändert. Es hatte von jetzt an die Aufgabe, Stipendien zum Besuch der Universitäten Siena und Pisa zu vergeben, nachdem die Schüler die Prüfungen in den humanistischen Fächern erfolgreich bestanden hatten, Fächer, die noch in der Mitte des vergagenen Jahrhunderts in diesem Palazzo gelehrt wurden.

Auf dem Weg zurück zur Piazza sehen wir in der Via San Matteo verschiedene schöne Palazzi: der erste rechts gehörte den Bonaccorsi (die Familie von Filippo, auch Callimaco genannt, berühmter.Latinist und Hauslehrer der Söhne des polnischen Königs gegen Ende des 15. Jahrhunderts), dann den Palazzo der Venerosi Pesciolini, die ursprünglich aus Pisa stammten und es später in San Gimignano zu großen Reichtum brachten.

Seit Ende des 17. Jahrhunderts wohnten in diesem Palazzo zwei Jahrhunderte lang die Vichi, eine alte Familie, die aus Orvieto stammte. Der Palazzo, oder besser gesagt die Palazzi im pisanisch-gotischen Stil (heute gehören sie der Familie Boldrini) haben einen Hof mit Brunnen und Laubengang und im Erdgeschoß einen Raum mit Lünetten in Gewölbe, die von dem aus San Gimignano stammenden Maler Bernardino Poccetti im 17. Jahrhundert mit Fresken versehen wurden, auf denen Burgen und Menschen dargestellt sind.

Links der antike Palazzo Tinacci, später Martini, der 1921 restauriert wurde. Er hat Fenster in drei verschiedenen Stilen (romanisch, gotisch, Renaissance), die sich harmonisch nebeneinander auf drei Fassaden befinden, von denen jede zwölf Ellen breit ist.

Der Familie Tinacci gehörten berühmte Männer seit dem 14. Jahrhundert an. Nach dem Vicolo della Vergine steht die Casa-Torre der Talei, in der zwei berühmte Männer geboren wurden: der Historiker Luigi Pecori und Pater Alessandro Checcucci; letzterer vermachte seine Privatbibliothek der Stadt. Gegenüber sehen wir Teile der ehemaligen Pfarrkirche San Biagio, heute Sitz der Bruderschaft der Nächstenliebe.

Nach den Beispielen von Palazzi mit Rustika-Quadern, Bögen mit verschiedenen Verzierungen und Spuren früherer, heute jedoch zugebauter Laubengänge, sehen wir den Besitz der Baccinelli, die am 1. Kreuzzug in das heilige Land teilnahmen.

Im Hot wurden etruskische Gräber gefunden. Hier sehen, wir auch den Palazzo-torre der Nomi Brogi Pesciolini. Er ist ein imposantes Bauwerk, das der Legende nach Sitz des Langobarden-Königs Desiderius gewesen sein soll, das jedoch auf das 13. Jahrhundert zurückgeht.

Dieser Palazzo hat zweibogige Fenster, die in drei Reihen angeordnet sind.

Fast gegenüber steht der Palazzo Biagini (heute Cantagalli) mit zweibogigen Festern und einem Turm, sowie der Palazzo Mori-Checcucci (heute Congregati) mit seinen maurischen Bögen.

Kurz vor dem Bogen befindet sich die romanische Kirche San Bartolo, die Ende 1200 erbaut wurde und ursprünglich San Matteo geweiht war. Die in Ziegelstein errichtete Fassade hat zwei Bogenreihen; das Innere ist einschiffig.

Vor dem Bogen der Cancelleria, dem südlichen Ausgang des "castrum vetus", befindet sich der Palazzo Marsili (diese Familie war seit 1220 in San Gimignano ansässig).

1921 wurden an diesem Palazzo die Bögen und die doppelbögigen Fenster geöffnet. Der Palazzo befindet sich heute in einem wenig guten Zustand. Rechts gelangen wir durch die Via dei Marsili auf einer charakteristischen Steintreppe zu der Piazza delle Erbe, wo einst die Mangeri an der rechten Seite des Domes unter dem Campanile Laubengänge mit Läden besaßen.

Dieser alte Turm wurde gegen Ende des 15, Jahrhunderts in das Querschiff der Basilika eingebaut. Auftraggebr war der Abt Onofrio. Wir gehen nun den Palazzo Brandi entlang (heute Post) und steigen zur Rocca (Burg) hinauf.

San Gimignano mußte diese Festung als Akt der Unterwerfung gegenüber Florenz arrichten; allem Anschein nach war sie letztes Bollwerk im Territorium von Florenz gegen die mit Siena verbündeten. Die Befestigungsarbeiten auf der Anhöhe von Montestaffoli wurden mit dem Bau einer 285 Meter langen Mauer abgeschlossen, der fünf Wachtürme eingefügt waren.

Eine 42 Meter lange Mauer verband diese Zitadelle mit dem Tor von Quercecchio. Eine weitere 52 Meter lange Mauer führte zum Galgenturm an der zweiten Stadtmauer, wo die Hinrichtungen stattfanden, zu denen eigens der Henker aus Florenz herbeigerufen wurde.

Im Innern der Festung gelangte man durch einen einzigen Zugang, der durch ein doppeltes Tor und eine Zugbrücke geschützt war, einst zu den Wohnräumen, zu einem Bogengang, zum Palazzo mit Steinwölbungen und vergitterten Festern und zu den Wachtürmen.

Eine Zisterne versorgte die Festungsanlage zweihundert Jahre lang mit Regenwasser. Nachdem Siena unter sas Großherzogtum Toskana kam, ließ Cosimo I. diese Festung abreißen, da sie nunmehr keinen Zweck zu erfüllen hatte.

Der Palazzo jedoch wurde weiterhin bewohnt. 1978 beschloß die Stadt, hier einen öffentlichen Park anzulegen, zu den man auf kleinen Wegen gelangt.

Auf dem kleinen, nach Osten führenden Weg, gelangt man zum Vicolo del Prunello, eine besonders charakteristische Gasse von San Gimignano, die unter den Gärten des Palazzo della Propositura und dann ein Stück entlang der ersten Stadtmauer führt. Schließlich kommt man hier, vorbei an einer der zahlreichen kleinen Kirchen, die heute jedoch entweiht ist, zum Bogen der Becci.

Wir gehen neben den Palazzi der Cugnanesi die Costarella entlang und kehren zur Via Quercecchio zurück.

Auch hier wurden die ersten Häuser nur geringfügig umgebaut. Auch wenn Bögen geöffnet, Laubengänge geschlossen, eine Fassade mit Ziegelsteinen verziert oder eine andere verputzt wurde, so ist es dennoch möglich, die ursprüngliche Struktur verschiedener Palazzi zu erkennen.

Das gilt für den Palazzo der Cepparelli, der an der Ecke der Via Berignano steht, die Straße der Färber, auf welche die Gärten fast aller Häuser der westlichen Seite der Via San Giovanni zuführen.

Das trifft auch in Richtung der Porta für den Palazzo Vecchi-Delli links und rechts für den Palazzo Moronti und Tamagni zu.

Am ende der Straße, noch bevor man zur Porta di Quercecchio gelangt, die sich mit der Festung verband, an der rechten Seite des mauerabschnittes jedoch isoliert blieb, befinden wir uns vor der Kirche der Bruderschaft der hl. Fina.

Diese Franziskanerkirche wartet seit langer Zeit auf ihre Restaurierung, damit ein bedeutendes Erbgut des ausgehenden 16. Jahrhunderts — die Fresken von Lorenzo Ciardi — nicht endgültig verlorengehen. Dies gilt auch für die beiden Kirchen San Lorenzo in Ponte und San Pietro.