San Leo
 
 
 
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San Leo Historie von San Leo

 

 

 

 

 

 

Nach Meinung der Geologen ist der Felsen von S. Leo sowie jener von San Marino ein Teil einer enormen Kalkmasse, die sich während der Ära der Terziärzeit vom Tyrrenischen Meer her verschoben haben.

Vor der Eroberung durch die Römer wurde die Zone von den Umbriern bewohnt. Traditionsgemäss bauten die Römer dort einen Tempel für Giove Feretrio, von dem der Ort auch den Namen von Mons. Feretrius haben soll, später Montefeltro genannt, das sich über die ganze Region ausstreckt.

Die Stadt erhielt ihren jetzigen Namen im 10. Jahrh. zu Ehren des S. Leone dem man die Evangelisation des Territorius verdankt. S. Leone kam zu Anfang des 4. Jahrh. aus Dalmatien in diese Gegend, und zwar zur Zeit der grossen Christenverfolgung unter dem Kaiser Diocleziano.

Hier starb er in der zweiten Hähte des Jahrhunderts.

S. Leo kommt zu Ehren in der Geschichte des GotischenKrieges (6. Jahrh.): Die Gegend wird von den Ostgoten-Königen Vitige und Totila und dem byzantinischen Anführer Belisario besetzt. Es wechselten sich dann Langobarden und Franken ab, bis im 8. Jahrh. die Kirche dann mit zu herrschen begann.

Eine besonders nennenswerte Begebenheit war für S. Leo die Besetzung, die von Otto I von Sachsen angestrebt wurde, die nach zweijähr. Kampf (961 - 963), die Übergabe an Berengario II, Marchese von Ivrea und König Italiens erzwang, der hier seinen Hof und sein Heer hin verlegt hatte.

Federico I von Svevia, Barbarossa, übergab im 12. Jahrh. das Gebiet von S. Leo an Antonio von Carpegna. Die Fam. Carpegna, 1234 mit Buoncon-te Herzog von Urbino geworden, nahmen den Namen Montefeltro an, bekannter Name in der Geschichte Italiens, für den Teil, den die Familie hatte, bis ins 16. Jahrh., in den Begebenheiten und in der Kunst unseres Landes.

Die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrh. waren sehr bewegt für S. Ijeo Cesare Borgia, der bekannte Herzog Valentine, Sohn des Papstes Alessandro VI, besetzt es 1502, und zwar mit der Absicht, hier einen persönlichen Staat, ein päpstliches Territorium zu gründen.

Aber das Jahr darauf fallen die Truppen von S. Leo ein, verjagen die Herrschaft Valentins und rufen die Montefeltro zurück. 1508 löst sich die bekannte Dynastie mit Guidobaldo auf. Es treten die Della Rovere ein, die schon verwandtschaftlich mit den Montefeltro verbunden sind.

1516 wird S. Leo von dem neuen Herzog von Urbino, Lorenzo de Medici, bezwungen, nachdem an der Belagerung auch der geschichtlich bekannte Guicciardini teilnahm. Aber 1527 wird die Stadt den Della Rovere zurückgegeben. Beim Auslöschen der Familie (1631) kehrt S. Leo zusammen mit dem Herzogtum Urbino zur Kirche zurück, bei der es, die napoleonische Zeit ausgeschlossen, bleiben wird, und zwar bis zum 24. Sept. 1860, als die Stadt von den piemontesischen Truppen belagert und mit den Marche in das neue Reich Italiens zusammengeschlossen wird.

Zwischen dem 17. Jahrh. und der Zeit des Freiheitskrieges fungierte die Festung von S. Leo, wie andere alte Burgen, als Staatsgefängnis. Hier war u. a. Giuseppe Balsamo, Conte von Cagliostro, der grösste Abenteurer dieser Zeit, der hier 1795 nach vier Jahren und vier Monaten schrecklicher Gefängniszeit starb, eingeschlossen.

Auch der republikanische Patriot Felice Orsini, der einen grossen Teil in den Freiheitskämpfen belegt, war hier eingesperrt, ehe er 1858 in Paris auf der Guillotine starb, und zwar weil er nach Napoleons III Leben getrachtet hatte.

Aber in der langen und bewegten Geschichte von S. Leo sind bekannte Namen zahlreich vertreten. Auch S. Francesco von Assisi und Dante Alighieri hielten sich hier auf. Es entstanden hier zwei hervorragende Figuren des 13. Jahrh., Guido von Montefeltro und der Sohn Buonconte, die in zwei Gesängen (der 27. in der Hölle und der 5. im Fegefeuer) der Göttlichen Komödie erscheinen.

S. Leo wird besonders im 4. Gesang des Fegefeuers behandelt (Vassi in S. Leo e discendesi in Noli....), und es ist nicht auszuschliessen, dass der göttliche Poet in der originellen Struktur seines Fegefeuers den riesigen Felsen von S. Leo vor Augen hatte. Der Platz im Zentrum der Stadt ist ihm geweiht und eine Gedenktafel erinnert an sein Hiersein, vielleicht war es 1306.

San Francesco war 1213 in S. Leo und predigte hier auf dem Platz über das Thema: "So gross ist die Liebe, die ich erwarte, dass mich jede Pein ergötzen wird." Er stand dort unter einer Ulme, die 1662 umgehauen wurde, und an deren Stelle 1936 eine andere gepflantz wurde.

Die Figur des predigenden Heiligen unter der Ulme ist in der Erinnerung der Leute so lebendig geblieben, so dass er und der Adler der Montefeltro in dem Gemeinde-Wappen erscheinen. An das Hiersein San Francesco ist auch die Übergabe des Monte della Verna von Seiten des Conte Orlando von Chiusi gebunden, der dem Heiligen in einem Raum des Nardini-Palastes begegnete.

Dem Heiligen von Assisi verdankt man auch die Gründung des Ordens von S. Igne, 2 km von der Stadt entfernt, auf dem Platz erbaut, wo der Heiligie, nach S. Leo kommend, in einer Nacht voller Unwetter die Strasse verloren haben soll und durch ein misteriöses Fueur (latein: ignis) geführt worden sei.

Es ist ganz natürlich, dass solch ein Ort voller geschichtlicher Ereignisse eine Menge heiliger und ziviler Denkmäler hat. Die wichtigsten sind die Festung, die Pieve, der Dom und der Orden von S. Igne.

Die Festung ist eine der grössten militärischen Werke Italiens, sei es wegen seiner Grosse, sei es wegen seiner einzigartigen Lage, auf der höchsten Spitze des Felsblockes.

Die Geschichte von S. Leo lässt vermuten, dass auf diesem Punkt schon seit weit zurückliegenden Jahren jenes militärische Werk bestanden habe. Es ist jedoch sicher, dass der Verdienst der Erweiterung und der Verschönerung der Festung, ebenso wie die Struktur der Grundmauern, die noch heute existieren, Federico III, Herzog von Urbino (IS.Jahrh.), der sich des berühmten Architekten Francesco di Giorgio Martini bediente, der den Felsen mit einer formidablen Mauer umzog, und 4 Türme setzte (heute sind nur noch zwei vorhanden), zuzuschreiben ist.

Verschiedene Umänderungen, die jedoch nicht die Linie, die von Martini bestimmt war, entstellt, wurden in den folgenden Jahrhunderten vorgenommen; aber nach dem Übergang von Montefeltro an die Kirche, verlor die Festung ihre militärische Bestimmung und wurde als Gefängnis benutzt, auch nach der Einverleibung der Region an das ital. Reich, bis 1906.

Zur Zeit beherbergt die Festung beudeutende Austellungen (antike Waffen des 15. Jahrhunderts, Sammlung antiker Gegenstände des lokalen täglichen Gebrauchs; Folterinstrumente, sowie 1502 die Einnahme der Burg durch Valentino), Es werden auch zeitgenössische Ausstellungen veranstaltet.

In der Erinnerung des Volkes ist jedoch vorwiegend die Geschichte des berühmten Conte von Cagliostro haften geblieben. Giuseppe Balsamo (dies war sein wirklicher Name), 1743 in Palermo geboren, hat von sich eine unauslöschliche Erinnerung gelassen, und zwar wegen seiner ausserordentlichen Persönlichkeit.

Unzweifelhaft mit einer aussergewöhnlichen Intelligenz und Durchtriebenheit geboren, Wuntertäter, Zauberer, Alchimist, Wahrsager, Gründer der Freimaurer-Sekte nach ägyptischem Ritus, mit seinen magnetischen Qualitäten und seiner Kapazität von Suggestion schaffte er es, sich in ganz Europa einen Namen zu machen.

Er hatte Anhänger und Bewunderer, unter denen Sovranen und Intellektuelle jener Zeit. Er machte Zeiten unendlichen Erfolges und grossen Reichtums durch.

Gefangen genommen und in Rom unter der Anklage der Magi und Zugehörigkeit zu den Freimaurern vor Gericht gestellt, wurde er zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt.

In die Festung von S. Leo überliefert, blieb er dort unter strengster Bewachung bis zum Tage seines Todes, am 26.8.1795. Seine Gefängniszeit war wirklich schrecklich.

Er wurde praktisch lebendig begraben, und zwar in einer kleinen Zelle, in die man nur durch eine Deckenluke gelangen konnte, und das immer unter ununterbrochener Bewachung. Die einzige Öffnung war ein schmales Fenster mit dreifachem Eisengitter, von dem aus man nur die Kirchen sehen konnte.

Heute kann man die Zelle, Pozzetto genannt, durch eine schmale Türe erreichen. Die Todesurkunde von Cagliostro, von dem Pfarrer Don Luigi Marini in latein aufgezeichnet, wird in dem Archiv der Pfarrei aufgehoben.

Die Neugierde der Besucher wird hauptsächlich von dem Zauber der rätselhaften Persönlichkeit des Conte angeregt, der nicht nur der berühmteste Abenteurer der Geschichte war, sondern auch ein Verfechter der freien Meinung und ein Opfer des Absolutismus jener Zeit.

Aber S. Leo hat seinen Besuchern auch noch andere Schätze zum Bewundern zu bieten. Ganz besonders die Pieve, ein wirklicher architektonischer Schatz, eine der ältesten und suggestivsten Kirchen Italiens.

Sie führt gewiss zum 9. Jahrh. zurück, zur Zeit der Karolinger, und erhebt sich dort, wo S. Leone die erste Kapelle errichtete, die er der Madonna weihte. Traditionsgetreu seien die Reste des alten roman. Tempels, Giove Feretrio geweiht, benutzt worden.

Die Struktur ist typisch wie aus der vorromanischen Zeit (siehe die drei Apsis in Bögen). Charakteristisch ist auch die Lage, auf einem Block des Felsens und mit der Apsis gegen Osten, wie in den ältesten Kirchen. Unvergleichlich suggestiv das Innere, einfach und nackt, mit drei Schiffen, zu sieben Kolonnen und Pfeilern mit byzantinischen Kapitellen. Nur drei Fenster lassen das Innere dieser typischen Mittelalterlichen Kirche im Halbdunkel, deren schmucklose Reinheit unsere Gedanken und unsere Seele zu der intimen und einfachen Religiosität jener Zeit zurückzubringen scheint.

Im Presbiterium erhebt sich die Monstranz aus Marmor, die von dem Herzog Feretrano Orso zwischen 881 und 882 gebaut wurde, wie man in der ital. Inschrift liest, die so lautet: "Zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus und der Heiligen Mutter Gottes und Jungfrau Maria, ich Sünder Orso, Herzog, befahl zu bauen.

Ich bitte alle diejenigen, die das lesen, für mich zu beten". Zur Zeit Papst Giovanni und Kaiser Carls III. Am Ende der Kirche, wo S. Leo die kleine Kapelle errichtet hatte, befand sich das Grab des Heiligen. Der Deckel des Sarkophags ist nun im Dom, die Reste des Heiligen wurden 1014 von Kaiser Enrico II weggebracht, der sie dann, nach der Legende, in Voghenza bei Ferrara lassen musste, wo sie sich noch heute befinden.

Ein anderer artistischer Reichtum ist der Dom von S. Leo, der dem Heiligen geweiht ist, und 1173 fertiggestellt wurde, wie eine Inschrift im Inneren besagt. Auf der Eingangstür, seitlich wie beim Pieve, liest man ausser dem Namen von S. Leo jenen des Vescovo Valfrerus, dem man die Errichtung der Kirche verdankt.

Der Bau, gross und harmonisch, vereint glücklich romanische und gotische Formen. Der Kirchturm ist isoliert und ist 32 m hoch. Von den 9 Glocken, die er zu Anfang hatte, sind nur noch 2 vorhanden, die die Daten von 1319 und 1530 auf weisen.

Zu beachten ist hauptsächlich das Innere der Kirche. Der Grundriss ist ein lat. Kreuz mit drei Schiffen, von Säulen und Kolonnen unterteilt. In der Mitte des Presbiteriums kann man ein Cruzifix in byzantinischem Stil sehen, ein Gemälde aus 1205, das von dem Conte Montefeltrano gestiftet wurde.

Eine silberne Urne auf dem Altar enthält eine Reliquie des Körpers des S. Leo, ein Teil des Hinterkopfknochens. In der Krypta unter dem Presbiterium befindet sich der Deckel des Sarkophags von S. Leo, von der Pieve hierher gebracht.

Die Inschrift lautet folgendermassen: "S. Leone, Pfarrer, hier Wallfahrer. Während ich lebte, sagte ich dieses und schrieb ich dieses. Alle danken wir immer dem Herrn, danken wir ihm, danken wir ihm. Dieses ist meine Ruhestätte für die Ewigkeit. Hier werde ich wohnen, weil ich es so wählte. Betet. Betet immer zum Herrn, betet immer zum Herrn."