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Feste in Siena - Der Palio

 

 

 

 

 

palio Der Palio

Der Palio von Siena ist ein tausend Jahre altes Fest. Sicher ist, dass solche sog. „Palii alla lunga„ schon im 11. jh, gelaufen wurden, wenn nicht schon früher, die als Start einen Punkt außerhalb der Stadtmauern hatten, dann die ganze Stadt durchquerten und schließlich am Ziel an der antiken Kathedrale ankamen.

Der Preis des Rennens war ein „Pallium", ein Stück wertvollen Stoffes. Daraus sollte sich dann später der Name des Rennens entwickeln.

Ab 1200 wurde dann der Palio das Abschlussfest der imposanten Feiern Mitte August, die der in den Himmel aufgefahrenen Muttergottes, Himmelskönigin und Stadtpatronin, gewidmet waren.

Andere Palii wurden in Siena, wie überall in Italien, zu Ehren der Stadtpatrone, um einen militärischen Sieg zu feiern, oder auch als Fest zu Ehren des Besuches hochgestellter Persönlichkeiten in der Stadt gelaufen.

Die Edelleute und Ritter, die an den ältesten Palio-Rennen teilnahmen zogen es ab der Renaissance vor, ihren „Bärbefi" (den Palio-Pferden) beim Rennen zuzusehen, wenn sie ohne Reiter, also „stosst" liefen, oder sie vertrauten sie auch Jockeys mit malerischen Spitznamen an.

Die Contraden erschienen als Hauptakteure auf der Bildfläche erst während der Feste in Siena zur Renaissance-Zeit, bei Umzügen mit allegorischen Wagen mit Abbildern exotischer oder phantastischer Tiere.

Daraus entwickelten sich wahrscheinlich die Symbole und die Namen der heutigen siebzehn Contraden: Adler, Raupe, Schnecke, Eule, Drache, Giraffe, Stachelschwein, Einhorn, Wölfin, Muschel, Gans, Welle, Panther, Wald, Schildkröte, Turm, Widder.

Im 17. Jh. wurde dann das Rennen in sein natürliches und intimeres Szenarium verlegt, auf die Piazza del Campo, und man lief das Rennen „alla tonda", d.h. drei Runden auf der auf dem äußeren Ring der Piazza aufgeschütteten Tuff-Erde.

Von da an verwandelte sich die Piazza für das Fest in ein Hippodrom, in einen Zirkus, in ein Theater, und vor dem eigentlichen Rennen gab es einen Umzug der Stadtprominenz und der Hauptakteure.

In den ersten Zeiten war dies ein Umzug mit großem Pomp und Gepränge, im 18. Jh. wurde daraus ein Umzug mit allegorischen Wagen und schließlich im späten 19. Jh. ein „historischer Umzug", so wie er heute noch üblich ist, zur Erinnerung und zur Verherrlichung des goldenen Zeitalters der Republik Siena und seiner Institutionen.

Der heutige Palio wird am 2. Juli und am 16. August mit Jockeys gelaufen, die in der Regel nicht aus Siena stammen und die auf Pferden reiten, die an die Contraden verlost wurden.

Bei jedem Palio nehmen nur zehn Contraden teil, nach einem Mechanismus, zusammengesetzt aus Verlosung und Wechselfolge, der bis auf das Jahr 1721 zurückgeht. Die drei Tage der Proberennen und der Tag des historischen Umzugs und des darauf folgenden Rennens am 2. Juli oder am 16. August sind der Höhepunkt im Sozialleben der Stadtteile, der Contraden, siebzehn kleiner Städte innerhalb der Stadt, ein jedes mit einem eigenen Territorium, einem eigenen Volk, einer Verfassung, einer periodisch gewählten Regierung, einem Sitz mit Museum, einem Verein zur Freizeitgestaltung und vor allem mit eigenen Traditionen und einer eigenen Geschichte.

Die Contrada ist für die Sienesen das „kleine" Vaterland, die natürliche Erweiterung der eigenen Familie, sowie das Territorium der Contrada im täglichen Leben als die Erweiterung der eigenen vier Wände angesehen wird.

Für die Contraden ist der Palio keine gelegentliche Aktivität, sondern ihre eigentliche Daseinsberechtigung, die Darstellung ihrer „uneinigen Einickkeit und ihrer Identität, die immer tief greifender gefühlt wird, auch in Zeiten einer immer weiter wachsenden Globalisierung.

Auch wenn heute das Stadtleben in einer wirtschaftlichen, soziologischen und politischen Realität voll ausgelebt wird, so stimmt es doch immer noch, dass für die Contraden-Anhänger, die antiken, wahrhaftigen Sienesen, die Zeit nach dem Intervall zwischen einem Palio und dem  nächsten gemessen wird.

Für sie findet Palio das ganze Jahr statt. Der heubge Palio ist für das Siena von heute genauso wichtig wie der Palio in den Anfänegn für das  mittelalterliche Siena.

Für die Sienesen bedeutet er die Quintessenz der Geschichte, der Erinnerungen und der Identität.