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Turin Allgemeines zu Turin

 

 

 

 

 

Turin: Die Stadt und ihre Umgebung

Die beste Art und Weise, um Turin vorzustellen, ist, sie vom Gipfel ihres Hügels aus zu betrachten, wie der Philosoph Jean-Jacques Rousseau im Emilio (1762) schrieb: "Er führte mich aus der Stadt hinaus, auf einen hohen Hügel, zu dessen Füßen der Po dahin strömte und die fruchtbaren Ländereien an seinen Ufern benetzte.

In der Ferne krönte die großartige Alpenkette die Landschaft; die Strahlen der aufgehenden Sonne erhellten bereits die Ebene, die langen Schatten der Bäume, der Häuser, der Anhebungen belebten durch tausend leuchtende Punkte im Gelände den schönsten Anblick, den menschliches Auge jemals erblickt hatte".

Damals war die Stadt kleiner. Auch heute noch, ausgestreckt zwischen dem Po und den westlichen Alpen, scheint Turin in dem großartigen Panorama zu verschwinden. Die erhabenen Landschaftszüge spiegeln sich im Kern der piemontesischen Hauptstadt wieder. An jeder freien Stelle der schönen geraden Straßen der Innenstadt offenbart sich ein Teil der Alpen oder der Hügel. Hier beginnt die Entdeckung der jahrhundertalten Geschichte.

Der historische Stadtkern besteht aus einem Rechteck von etwa einem Kilometer Breite und zwei Kilometern Länge, das im Norden durch die Corso Regina Margherita und Corso San Maurizio, im Osten durch den Fluss Po, im Süden durch den Corso Vittorio Emanuele II. und im Westen durch den Bahnhof Porta Susa abgegrenzt wird.

Die geometrische Anlage mit Straßen, die sich rechtwinklig kreuzen, geht auf ein römisches Castrum zurück, das im Jahre 28 v.Chr. mit dem Namen Julia Augusta Taurinorum geschaffen wurde.

Die Entwicklung der Stadt
Das Stadtzentrum par excellence ist die Piazza Castello, in deren Mitte der Palazzo Madama steht, der eine hundertjährige Vergangenheit in sich birgt, mit Resten eines römischen Tores, mit Teilen einer mittelalterlichen Burg der Fürsten Acaja und mit der barocken Fassade von Juvarra. Daneben gedenkt der Palazzo Reale der Geschehnisse des Hauses Savoia vom 17.Jh. bis zur Renaissance, wohingegen der Dom die Baukunst der Renaissance in der Fassade wachruft und die Kuppel des Guarini den Geist der Gegenreform.

Es ist auch das Stadtviertel der Museen, angefangen bei der wertvollen Sammlung des Museo Egizio bis zu den italienischen, flämischen und holländischen Gemälden der Galleria Sabauda. Weiter östlich, zum Po hin, wird die neue Stadt mit dem Aussehen einer europäischen Hauptstadt entdeckt, die sich durch Anbauten aus dem 17. bis zum 19.Jh. gebildet hat.

Die Zonen um den Palazzo Carignano und die weite Piazza San Carlo bilden weitere Kern-punkte der piemontesischen Hauptstadt. Aus allen Stellen der Stadt ist das Profil der Mole Antonelliana zu erkennen, dem Wahrzeichen Turins, dessen Bau im Jahre 1863 begonnen wurde. Zwischen der Piazza Vittorio Veneto, die auf den Fluss blickt, und Corso Vittorio Emanuele II. im Süden erstreckt sich der "Borgo Nuovo", die städtische Ausdehnung des 19.Jh., die das fast perfekte Rechteck der piemontesischen Hauptstadt abschließt.

Wir haben nun den geschichtlichen Stadtkern verlassen, befinden uns in den jüngeren Zeiten, im südlichsten Teil der Stadt Turin, mit den großen Ausstellungen der Belle Epoque, in der Zeit der Automobilindustrie. Turin verwandelte sich aus einer Hauptstadt in eine Industriestadt, ohne von der traditionellen rechtwinkligen Stadtplanung abzuweichen.

Dort liegt der Valentino, der große Stadtpark mit dem Schloss, dem Dorf und der Burg (in mittelalterlichem Stil gebaut, doch Ende des 19Jh. errichtet), sowie die zwei großen anlässlich der Jahrhundertfeiern der Einheit Italiens erstellten Bauten Palazzo a Vela und Palazzo del Lavoro, und die ausgedehnten Industriewerke Fiat Lingotto und Fiat Mirafiori.

Die Hügellandschaft und die Ebene
Im Osten, jenseits des Flusses, weicht die Stadt "ihrem" Hügel, einem sanften Höhenzug, der am Colle della Maddalena eine Höhe von 716 m erreicht und sich von Moncalieri bis Casale über 100 km hinzieht. Das Gebiet war bis in das 13.Jh. von Turin und Chieri umstritten. Dann begann die landwirtschaftliche Nutzung durch den Anbau von Weingärten, den "vinee ultra Padum", wie die Urkunden aussagen.

Die Turiner werden weiterhin schlicht von "Weinbergen" sprechen, obwohl das Hügelland seit der Mitte des 16.Jh. ein bevorzugtes Gebiet für den Bau von Herrschaftsvillen geworden war und in jüngeren Zeiten sogar für die gehobene Bürgerklasse.

Der Gedanke des Hügellandes als Fluchtort aus der Stadt bleibt seit dem 19.Jh. bis in die Neuzeit bestehen, auch noch als die Neuheit des Autos das Reisen erleichtert. Heute kann man sich zwischen Superga, Pino Torinese, Chieri, Pecetto, Revigliasco, Cavoretto und dem Colle della Maddalena frei bewegen und das Grün der Parkanlagen und das herrliche Panorama genießen, das von den westlichen Alpen bis zum Monferrato und bis zum ligurischen Apennin reicht, das Rousseau zutiefst beeindruckt hatte.

Im Süden weicht die Hügellandschaft der weiten Poebene.

Die "Krone der Herrlichkeiten"
Turin ist von einem "Gürtel" von Residenzen der Savoia umschlossen, großartige Wohnsitze für die Untätigkeit, das Vergnügen und die Jagd, leidenschaftlicher Zeitvertreib des Königshauses, eine wahrhafte "Krone der Herrlichkeiten ".

Das Schloss von Moncalieri, der barocke Prunk des Jagdschlosses in Stupinigi, das den Moränenhügel von Rivoli überblickende Schloss, sowie im Norden der Stadt die außerordentliche Venaria Reale sind obligatorische Etappen, um die Herrlichkeit eines europäischen Hofes besser zu verstehen.

In der Ebene bewahren Orte und Städtchen die Suggestion ihrer mittelalterlichen Entstehung und ihre geschichtlich gewichtigen Namen: unter diesen seien zumindest Carignano, Carmagnola und Santena erwähnt.

Die "Krone" aus Tälern und Bergen
Bei einem Blick über die nahe Umgebung der Stadt entdecken wir eine "Krone" aus Tälern und Bergen: Es sind die Alpentäler der Winterolympiaden von Turin 2006.

Das Chisone-Tal, das Germanasca-Tal und das Pellice-Tal beginnen bei Pinerolo, kaum 40 km von der Hauptstadt entfernt. Sie sind das Ziel des winterlichen und sommerlichen Fremdenverkehrs. Dagegen liegen im Susa-Tal die klassischen Skiorte der Turiner: der Colle del Sestriere in einer Höhe von 2035 m, die "Terrasse" von Sauze d'Oulx und schließlich Bardonecchia, eine kleine aber vornehme Alpenortschaft.

Weiter im Norden, zwischen dem Susa-Tal und dem Aosta-Tal, schließt sich der Kranz um die Metropole mit den Lanzo-Tälern iViü, Ala und Grande) und den Tälern des Canavese (Locana, Soana und Chiusella), die in den Nationalen Naturschutzpark Gran Paradiso eindringen.

In einer weiten Ebene, im Canavese-Gehiet, liegt die Stadt Ivrea mit ihrer gezinnten Burg. Die Landschaft ist übersät mit alten Burgresten und wurde vom Dichter Guido Gozzano viel besungen. Sie bewahrt zahlreiche Denkmäler einer antiken handwerklichen Kultur. In neuesten Zeiten hat das weise Unternehmertum von Adriano Olivetti die Zone bedeutend aufgewertet.

Die Wesensart Turins: romanisch, barock, klassisch....
Wir durchstreifen die Stadt mit offenen Augen, um die Spuren einer stolzen, historischen und künstlerischen Vergangenheit zu entdecken. Ein beeindruckender Weg durch die Jahrhunderte, von Julius Caesar bis zum Haus Savoia, um bei den großen Architekten des modernen Bauwesens zu enden.

Die Geschichte erzählt, dass Turin einstmals Taurasia hieß und nicht viel größer war als ein Dorf, das von einer keltisch-li-gurischen Bevölkerung bewohnt war, nämlich den Taurini. Im Jahre 218 v.Chr. belagerte und zerstörte Hannibal den Ort, der durch die tapfere Verteidigung der Bewohner bekannt wurde.

Die strategische Lage als "Wächterin der Alpen" wurde von den Römern schnell erkannt. Julius Caesar verwandelte den Ort in einen Stützpunkt entlang der "Straße nach Gallien". Octavian Augustus gründete im Jahre 28 v.Chr. die Kolonie Julia Augusta Taurinorum am Zusammenfluss des Eridano (Fluss Po) mit dem Duria /Vt/nor (Doria Riparia), welcher schon nach kurzer Zeit der Stand eines municipium (Stadtgemeinde) zuerkannt wurde.

Nach der römischen Epoche bewirkten barbarische Einfälle und Plünderungen einen demografischen Rückgang. Erst mit der lango-bardischen Invasion (568) gewann Turin, Sitz eines Herzogtums, ihre Bedeutung zurück, die auch während der fränkischen Besetzung (773-888) beibehalten wurde.

Zur Erlangung einer politischen Stabilität, musste bis zur Herrschaft der Dynastie der Arduinidi, Markgrafen von Turin, gewartet werden, die auch das Verdienst hatte, das Geschlecht der Savoia in die Geschichte Turins einzuführen. Eine Erbin, die Markgräfin Adelaide, heiratete den Grafen Oddone, Sohn des Umberto Biancamano, Stammvater der Savoia, und gab der Dynastie den Weg frei, um auf das Geschick Italiens einzuwirken.

Mit dem Ableben Adelaides (1091) begann die Epoche der freien Gemeinde; im Jahre 1159 ging die Gerichtsbarkeit an den Bischot Claudius über und um das Jahr 1204 an die Herrschaft der städtischen Signorie.

Im Jahre 1280 übernahmen die Savoia unter Tommaso III. die Herrschaft und verjagten Guglielmo VII. von Monferrato. Unter Amedeo VI., als Conte Verde bekannt, erlebte Turin eine beständige Entwicklung, jedoch unter Verlust der letzten städtischen Freiheiten.

Im Jahre 1416 erhielt Graf Amedeo VIII. durch den Kaiser den vererblichen Herzogstitel verliehen, jedoch mit der Hauptstadt Chambery.
Durch den Krieg zwischen Frankreich und den Habsburgern fiel das Herzogtum als Frangois I. 1536 die Stadt besetzte.

Unter Emanuele Filiberto, "Eisenkopf", siegreich in der Schlacht von San Quintino (1557), kehrte die Stadt wieder unter das Haus Savoia (Frieden von Cateau-Cambresis, 1559» und ersetzte Chambery in der Rolle der Hauptstadt des Herzogtums. Im 17.Jh. dezimierte eine Pestepidemie die Stadt Turin, doch unter Marie Christine von Frankreich begann die herrliche Saison des Barocks, die sich über das gesamte folgende Jahrhundert erstreckte.

Sie verwandelte das architektonische Aussehen der Stadt, die von dem Augenblick an den Vergleich mit anderen Hauptstädten der großen europäischen Mächte aufnehmen konnte.

Die Allianz mit Österreich während des Nachfolgekrieges in Spanien führte 1706 zur Belagerung von Turin durch die Franzosen. Die Stadt konnte sich dank auch der heroischen Aufopferung von Pietro Micca retten, der einen

Einfall der Franzosen auf die Zitadelle aufhielt, indem er ein Pulverfass zur Zündung brachte und selbst dabei durch die Explosion ums Leben kam.

Der Herzog Vittorio Amedeo II. erhielt im Frieden von Utrecht des Jahres 1713 die Zuerkennung des Titels des Königs von Sizilien, den die Savoia 1720 mit dem Titel von Sardinien tauschen ließen.

Für die Stadt folgte eine Epoche des Friedens und des Aufschwunges, die bis zum Ende des 18.Jh. andauerte, als die Stadt über eine kurze Zeit Sitz einer republikanischen Regierung wurde (1798) und anschließend durch die Truppen von Napoleon Bonaparte besetzt und Hauptstadt des Departements des Po wurde.

Die Restauration (1814-1815) führt Turin zurück in die Hände der Savoia. In der Zeit des Risorgimento leitete König Carlo Alberto, aus dem Familienzweig der Savoia-Carignano, die großen Reformen ein, die mit der Promulgation des Albertinischen Statuts (1848) endeten. Die Ereignisse des Unabhängigkeitskrieges, die dazu führten, dass Vittorio Emanuele II. 1861 König des vereinten Italiens und Turin die Hauptstadt des Reiches wurde, sind allgemein bekannt.

Nur wenige Jahre lang blieb die Stadt an der Führung des jungen vereinten Staates. Bereits 1865 wurde die Hauptstadt nach Florenz verlegt, um dann nach fünf lahren endgültig nach Rom verlegt zu werden.

Es folgte eine Zeit des Rückganges und der wirtschaftlichen Krise, aus der sich Turin auf brillante Weise um das Ende des 19.Jh. als Industriezentrum ersten Ranges lösen konnte. Das Verdienst steht einer Reihe von Klein-und Mittelindustrien der Mechanik, des Textilsektors, des Verlagswesens zu, doch besonders im Jahre 1899 mit der Gründung der FIAT (Fabbrica Italiana Automobiii Torino), durch den Senator Giovanni Agnelli.

An das ökonomische Wachstum ist auch die Erscheinung der Zuwanderung (50er und 60er Jahre) gebunden, hauptsächlich aus dem Süden Italiens, und die urbanistische Expansion.

Heute ist Turin auf eine Zukunft ausgerichtet, die aus alternativen Tätigkeiten zur Autoindustrie besteht: Dienstleistungsgewerbe, kleine Unternehmen mit hohem Technologiestandard, -wichtige Messeveranstaltungen auf dem ehemaligen Areal des Lingottowerkes.